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Warum es Frauen in der Politik so schwer haben

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Nein, das wird kein Text mit Quellenangaben. Die Beweise dafür habe ich schon zu Genüge gebracht, auf Twitter gepostet, usw. Dies soll ein reiner, subjektiver Bericht werden, eine emotionale Erfahrung, ein Gefühl, eben ein typischer Blog-Beitrag.

Im Grunde frage ich mich, warum es in DE (andere Ländern werden der Einfachheit erstmal ausgeklammert) so offensichtlich ist, dass Frauen noch immer diskriminiert, also ungleich behandelt werden. Dass zwar die Gesetze auf Gleichheit stehen, die Ergebnisse de facto aber ungleich sind. Wir haben z.B. nur eine einzige, weibliche Ministerpräsidentin gehabt, bis 1972 war der Anteil der Frauen im deutschen Bundestag gerade mal bei 5%. Wir verdanken es einer einzigen weiblichen Person, dass Frauen überhaupt im deutschen Grundgesetz vorkommen und Alice Schwarzer ist zwar eine prominente, aber auch recht seltene Vertreterin von radikalem Feminismus und deutlichen Worten.

Es wäre nun falsch anzunehmen, dass wir eine totale Gleichberechtigung haben. Wir haben sie nicht. In den Köpfen werden Frauen immer noch diskriminiert und in der Realität gibt es weniger weibliche Firmenchefs, weniger Abgeordnete, weniger Präsidentinnen…

Das verbreitete Rollenbild betreffend der Frau ist noch immer traditionell, Komödianten wie Mario Barth und Witze über Frauen findet man zuhauf- kaum einer kritisiert es, alle klatschen Beifall, auch die Frauen. Unkontrollierte Entwicklungen wie Gewalt in der Ehe, Abhängigkeit und Unterdrückung, aber auch Belästigung, Diffamierung bis hin zum Mobbing (es muss nicht immer offensichtlich sein: Nicht- Beachten ist auch eine Form des Mobbing) gibt es überall.

Sicherlich kommt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch „gut weg“, aber „gut weg kommen“ sollte nicht das Ziel sein. Das Ziel sollte die bedingungslose Gleichstellung und die Abschaffung jeglicher Ressentiments und Aversionen sein. Es betrifft nicht nur die Frauen, sondern auch andere damit verwandte Randgruppen, die traditionell eine schlechte, bis gar keine Lobby haben und von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen oder mehr oder weniger öffentlich unterdrückt werden (Schwule, z.B. oder Transgender).

Die Ungleichverteilung von Machtverhältnissen und vor allem die persönliche Unfähigkeit jeden einzelnen, die Frau als Mensch genauso zu respektieren, ist weit verbreitet. Es ist allerdings schwer zu beweisen. Die alltägliche Realität mag eine Sache sein, an die sich viele gewöhnt haben, ja ich bin mir sicher, viele Frauen haben schon längst aufgegeben und glauben nicht an einen Wandel. Wenn der Mann abhaut, fünf Kinder zurück lässt und keinen Unterhalt zahlt, dann ist das faktische Armutsrisiko so hoch wie bei sonst keiner anderen „Bevölkerungsgruppe“. Dass Frauen mehr Rechte wollen und auf Unabhängigkeit und Selbstständigkeit pochen ist gut- dass es aber zu Streit kommt und die Männern einen Strich ziehen- ist keine gute Entwicklung und zeigt, dass es vielerorts keinerlei Toleranz gibt.

Was soll man tun? Soll man den Frauen erzählen, dass die traditionelle Frauenrolle ein Vorteil ist? Angepasst, bequem- aber eben auch ein wenig unfrei? Oder soll man den Männern beibringen, weiblicher zu sein und mehr Verständnis aufzubringen?

Nein, ich glaube diese Dinge kann man nicht „von oben aufsetzen.“. Wandel braucht Zeit heißt es so schön, was wir also brauchen ist Zeit, viel Zeit. Wir müssen uns klarmachen, dass die Gleichstellungsbewegung noch sehr jung, ja jungfräulich bis kindlich ist. Sie ist weit davon entfernt, verbreitet oder gar machtvoll zu sein. Es ist ein Spross, nicht mehr und nicht weniger und es liegt an uns, vor allem aber auch an den Frauen, mehr daraus zu machen und auf mehr Gleichberechtigung und Gleichbehandlung zu setzen.

Wer für Frauen kämpft, kämpft auf der richtigen Seite, denn Frauenthemen sind weiche Themen. Kriege wurden immer nur von Männern geführt, die von Testosteron getränkt, ihren Macht und Einfluss vergrößern wollten und dabei die guten Ratschläge ihrer Frauen meistens ignoriert haben.

Frauenthemen sind soziale, altruistische Themen, sie sind dezentral und Hierarchie-frei.

Warum hat es aber eine Frau nun in der Politik so schwer? Wo liegen die Knackpunkte? Hier ein paar Denkanstöße:

  • Frauen sind von Natur aus auf Teamwork und Kompromissbereitschaft ausgelegt; Politik bedeutet aber Abgrenzung, Erhalt und Ausbau von Macht; genauso wie bei den Geschäftsführern ist das eine Sache, die einer Frau – auch auf Grund der Kultur- nicht unbedingt in die Wiege gelegt werden; Frauen führen anders… nicht unbedingt schlechter!
    Der präsidiale, zurückhaltende Stil einer Angela Merkel wird oft kritisiert; ja Führungsschwäche wird ihr vom rechten CDU/ CSU Flügel in regelmäßigen Abständen vorgeworfen, als ob es ein Manko wäre, wenn man nicht laut herum brüllt, alle anderen dabei übergeht und dumme bis kurzsichtige Entscheidungen trifft.
  • Mangelnde Unterstützung durch Partner, Familie, Eltern und Angehörige: In der Uni trifft Frau vielleicht noch auf Gleichgesinnte, da sie aber ein Wesen ist, dass auf soziale Bindungen und die Meinung ihrer Vertrauenspersonen stark- vielleicht stärker als der durchschnittliche Mann hört- wird sie sehr abhängig von der Meinung dieser Personen; ich betone das immer, wie wichtig es ist, wirklich innerlich unabhängig zu sein und sich eben nicht von den „gut gemeinten Kommentatoren“ oder anderen Meinungen beeinflussen zu lassen- es ist wichtig zu wissen, was man selbst will!
    Menschen manipulieren und lenken gerne unbewusst- ein guter Ratschlag kann da schon mal das Gegenteil bewirken
  • Neid und Konkurrenz durch Gleichgesinnte: Eine Frau, die stark ist und ihren Kopf durchsetzt, wird umso stärker Gegenwind von ihren Kolleginnen erhalten, weil sie sich „unweiblich“ verhält; ganz klar zu sehen war das am sozialen Experiment in der letzten GNTM-Staffel bei dem Model Larissa, die ziemlich unweibliche Züge an den Tag legte und darauf hin heftig gemobbt und ausgegrenzt wurde; Viele Frauen wünschen sich zwar, stark und kühl zu sein (siehe auch das Buch „Bitterfotze“, da kommt diese Thematik auch drin vor), aber wenn eine Frau wirklich mal stark und kühl ist, dann wird sie eher ausgegrenzt als ein Mann
  • Rollenmodelle: Einem Mann wird man seine typische männliche Verhaltensweise eher bestärken und ihn dabei unterstützen; bei einer Frau kommt das Gegenteil vor: je weiblicher und passiver sie ist, je mehr sie allein auf ihre Optik achtet, desto eher wird sie gelobt und soziale Rückmeldungen bekommen; Diese Rollenmodelle sind extremst verbreitet und kommen in nahezu jeder Konversation o. Bewertung bewusst oder unbewusst vor; Da sie eine persönliche, eine emotionale und somit psychologische Sache sind, wird klar, warum man mit der Politik allein nicht viel ändern kann: Befreiungskämpfe von Frauen sind immer auch Selbstbehauptungs- und Befreiungskämpfe gegen ihre Mitmenschen. Und welche Frau kämpft schon gerne gegen andere?
  • Männliche Netzwerke und Hierarchien. Auf Twitter sehe ich fast immer nur, dass sich Männer öffentlich unterhalten- Frauen sieht man prozentual viel weniger und sie treten auch viel weniger selbstbewusst auf. Ich habe schon recht oft gelesen, dass Männer über andere Frauen herzogen oder irgendwie „lästerten“ – bei Frauen habe ich das noch nie gesehen- obwohl es immer heißt, dass Frauen mehr lästern würden als Männer! Diese Hierarchien sind natürlich in Firmen und anderen Institutionen noch stärker ausgeprägt und auch wirkungsvoller. Frauen werden durch den Schulterschluss der Männer quasi ausgeschlossen- eine Kommunikation auf Augenhöhe schwer bis unmöglich.
    Wege bleiben verwehrt.
  • Reduzierung auf den sexuellen Besitz: Die wohl stärkste Triebkraft neben dem Hunger und Überlebenstrieb ist der Sexualtrieb. Wenn eine Frau nicht in den Besitz eines Mannes wandern kann, wird sie für ihn wertlos; eine Frau kann oft nur Erfolg haben, wenn sie diese ungeschriebenen, sexuellen Dominanz-Regeln des Mannes befolgt; umgekehrt ist das fast nie der Fall; weibliche Dominanz eine Seltenheit
    Ich habe schon oft erlebt, dass mich Männer umgarnen und nett zu mir sind, aber wenn ich klar gemacht habe, dass ich nur „reden“ will und keinerlei Avancen mehr gezeigt habe, wurden sie plötzlich sehr unfreundlich- bis hin zum völligen Beziehungsabbruch; das ist für mich der eigentliche Skandal- die eigentliche Grenze des Belastbaren und der größte, zu überwindende Berg
  • Frauen kommunizieren nicht nur emotionaler und persönlicher- es wird im Umkehrschluss von ihnen auch oft erwartet, dass sie das tun. Wenn nicht: Ignoranz.
  • Erwartungen an die Frau als Ehefrau und Mutter; was gibt es da noch zu erklären? Eine Mutter ist eben eine Mutter und keine Präsidentin. Eine Mutter ernährt, eine Präsidentin befiehlt; eine Mutter gibt, eine Politikerin nimmt; Abgründe und Widersprüche, die man erstmal irgendwie vereinen muss. Aber wie?

Fazit

Ich würde sagen, die neue Frauengeneration hat es nicht leicht. Gleichberechtigung von Frauen wäre für mich auf jeden Fall eine Wahlkampf-Thematik, leider ist sie in der öffentlichen Diskussion derzeit nicht so verbreitet. Wer aber genau hinschaut und die Zusammenhänge, vor allem innerhalb der sozialen Gemeinschaft, untersucht wird feststellen, dass die Gleichstellungsthematik ein „Meta-Thema“ ist, ein Schlüssel zu vielen weiteren Problemen. Richtig gelebte Gleichstellung, vor allem in den Köpfen könnte viel Leid verhindern. Richtige Zusammenarbeit zwischen den Geschlechtern müsste frei von Angst und Berechnung wieder möglich sein. Der soziale Zusammenhalt muss gestärkt werden, Familien müssen gefördert werden, aber so, dass die Stellung der Mutter und Frau gestärkt wird- was letztendlich auch für den Vater von Vorteil ist.

Gleichberechtigung ist ein Zukunftsthema.

Zum Schluss möchte ich daher noch auf eine kleine Partei hinweisen, die sich vor allem für die Gleichstellung von Frauen einsetzt:

Die Frauen (http://www.feministischepartei.de/)

Aber auch die Grünen und vielleicht sogar die Linken scheinen Parteien zu sein, bei denen dieses Thema im Parteiprogramm stehen dürfte.