Der Instagram-Hype

Ein Reisebus-Ladung voller Touristen wird über das malerische Künstlerdorf am See ausgeschüttet, holt die Smartphones raus, schreit „ah und oh“, „ach das ist ja schöne Kunst“, wischt mit dem Finger über das noch nicht angetrocknete Gemälde, wirft den Müll auf den Boden, fragt wo es die Toiletten und etwas zu Essen gibt und verschwindet nach drei Stunden wieder. Das war der Instagram-Hype, als wir alle noch dachten, die Kunst sei endlich ‚wichtig‘, ernst genommen worden und in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Nur ein paar wenige haben vorher schon gespürt, dass die Aufmerksamkeit nicht real war, dass es keine echte Liebe, kein echter Wandel in der Gesellschaft, sondern etwas sehr oberflächliches war.

 

Läuft

Ein Bild aus Bad Wimpfen, Stauferburg und Türmchen, dunkle graue Wolken am Himmel
Dunkle Wolken

Dieses Jahr war dunkel und der Winter wird noch dunkler werden.

Ich habe eben in den Nachrichten mal wieder etwas Neues gelernt: Möglichkeit, dem anderen zu sagen, dass man nicht einer Meinung ist: Einfach enthaupten.

Das ist praktisch, weil er dann auch nicht mehr reden und denken kann. Der Kopf fehlt ja. Nebenwirkung: Man kann selbst dabei erschossen werden. Dann kann man auch nicht mehr reden und denken. Muss so ein Männerding sein..

Was war sonst noch?
Das kleine Virus hat unsere Gehirne zerfressen, aber die Ängste sind noch nicht vollständig wieder zurück. Wir haben uns an die neue Welt gewöhnt. Umweltkrisen, Überbevölkerung, Klimawandel, Hunger kannten wir ja alle schon. Jetzt kommt eben noch eine Pandemie dazu. Ich fange an, die täglichen Horrormeldungen einfach auszublenden. Es sind einfach zu viele.

Meine sozialen Kontakte sind dies Jahr ganz seltsam. Still und leise. Ich habe zwei enge Vertraute dazu gewonnen. Beide über Instagram, dieses gesegnete Medium. Eine Frau und einen Mann. Für jede meiner Seiten habe ich einen Freund gewonnen. Das ist schön. Es fühlt sich gut an.

Die Verwandten kooperieren auch wieder mehr und man erkennt, dass die wichtigen Menschen enger zusammen rücken. Das ist der Vorteil der Krise.

Beruflich läuft es mit „Höhen und Tiefen“. Mal bin ich auf dem Gipfel der Alpen angekommen, dann wieder im Jammertal.

Seelisch ist es recht belastend. Dafür läuft es mit der Kunst gut.

Dein Lachen & Dein Bild

 

Dein Lachen
Und welche Geschichten willst Du dieses Jahr erzählen?
Mit wem willst Du feiern?
Wen willst Du anschreiben?
Welche Party wirst Du machen?
Wie oft wirst Du grillen?
Wieviel Musikstücke bis ganz zum Ende hören?

Wen willst Du lieben?
Wen küssen?
Und mit wem den Sonnenuntergang genießen?

Alles ist offen, alles ist frei.
Wir befinden uns im Corona-Übergangszustand.

Ich lehne mich ganz entspannt zurück.
Und hoffe, dass es endlich „zündet“.
Dass das Kribbeln vom letzten Jahr wiederkommt.
Die endlosen Parties.
Die Sonnenuntergänge.
Die neuen Menschen.
Die Gerüche. Das Leben. Dein Lachen!

Ich wünsch es mir so sehr zurück.

Großkraftwerk Mannheim im Sonnenuntergang
Großkraftwerk Mannheim im Sonnenuntergang

Dein Bild

Ja, bei diesem Bild war ich Dir nahe. Ich konnte mir vorstellen, wie Du es fotografiert hast.
Wie Du da gestanden hast. Genau da, wo ich jetzt stehe.
Und was Du dabei gedacht hast.

Wie Du auf der Suche nach der perfekten Einstellung warst.
Alles ganz genau getimt hast.
Die Ausrüstung auf den letzten Stand gebracht hast.
Den schweren Rucksack kaum tragen konntest.
Und Dir beim Stativ aufstellen deinen Nagel abgebrochen hast.

Du hast Dir soviel Mühe gegeben!
Und dann hat doch wieder irgendwas nicht gestimmt!
Eine kleine Kleinigkeit hat dich völlig aus dem Konzept gebracht.
Dein zartes, fein austariertes Wissen, jetzt fing es an zu kippen.
Und der schwarze Strudel öffnete sich erneut.
Und zog Dich immer tiefer hinein.
Kein Licht am Ende des Tunnels.
Das einzige Licht – war das gebrannte Foto auf deinem Mikrochip.

Und ich – Dein Spiegelbild, das ich für einen kurzen Moment sein durfte.

Ich packe meinen Koffer


Ich packe meinen Koffer und nehme mit: meine Freiheitsgedanken, meine künstlerischen Gedanken, meinen Mut für mehr Feminismus, meine Kritiksucht und meine Kritikfähigkeit, meine Liebe zum Anderssein und für andere, meine Liebe zur Musik, für poetische Gedanken, für Badezimmer-Sprüche und verschmierte Blog-Wände, meinen Drang „progressiv“ und fortschrittlich zu denken, die Angst nicht über den Mut siegen zu lassen, meine Lust auf Menschen zu zu gehen und sie gleichzeitig zu fürchten, meinen Drang zu reisen und mich innerlich zu weiten, meinen Drang stabil zu bleiben und das Alte zu bewahren, meine Liebe für alle Menschen, aber ganz besonders für Dich.

Diesen Koffer packe ich und verreise innerlich. Auf eine Insel, auf der mich keiner finden kann, die aber überall Brücken und Schlauchboote hat, mit denen man übersetzen kann, wenn man denn will.

Kunst

Passender Song zum Text: Soap&Skin Cynthia


Wenn meine Religion die Kunst wäre, wäre dann jede Religion auch gleichzeitig Kunst?

Bedarf es Kunst, zu glauben? Die Hindernisse zu überwinden, die in den Gesetzen der Logik so widersprüchlich erscheinen?

Bedarf es Kunst, zu lieben?
Loslassen, wenn der Streit im Hause steht? Nicht immer darauf zu beharren, das letzte Wort zu haben? Über sich zu gehen. Dem anderen vergeben.

Bedarf es Kunst, zu sein?
Den Augenblick genießen. Das Leben umarmen, den Nächsten küssen? Abschalten von der Hektik des Alltags. Einen besonderen Platz schaffen. Jenseits der Hektik, jenseits der Staus. Ein kleines Plätzchen Frieden, ein bisschen grün, eine Oase des Glücks. Egoistisch? Vielleicht.

Bedarf es Kunst, um etwas zu bewegen?

In höhere Sphären gehoben – um zu lieben. Abgehoben, um zu starten. Sich berufen fühlen, um zu entscheiden.

Kunst

Etwas der Erde losgelöst, nicht ganz an ihr dran. Nicht 100 Prozent korrekt. Fehlerhaft, menschlich.

Spirituell, der Ratio entrückt. Oder – in menschlicher Vernunft – vollständig vereint.

Unendliche Weiten (updated)

Nach der hitzigen Geschlechtdebatte des vorherigen Beitrags gibt es heute wieder was Versöhnliches und Künstlerisches.

Unendliche_Weiten ]
(anklicken für größere Versionen)

Beschreibung des Bildinhaltes
Man sieht eine auf dem Computer erstellte Grafik. Der erste Eindruck ist wie eine Zeichnung, aber sie enthält auch typische Photoshop-Elemente (Verläufe, Text, Ebenen).
Der Hintergrund ist schwarz/ weiß gehalten und sieht aus wie ein Sternenhimmel oder eine Milchstraße. Im Vordergrund sind zwei Gesichter, deren Ränder mit dem Hintergrund verwischen. Auf der linken Seite ein weiblicher Kopf mit blauen, schulterlangen, durch dicke Bleistift- Striche angedeutete Haare. Der Blick der Frau ist leicht nach unten und nach rechts. Sie schaut verträumt. Eine Jacke oder einen Pulli sieht man bei ihr nicht, weil die Haare darüber sind.
Rechts von ihr, sehr dicht daneben, ist der Kopf eines Mannes. Er lächelt etwas, man sieht die Zähne. Er trägt einen Seitenscheitel, der auf der linken Kopfhälfte beginnt und nach rechts gekämmt ist. Die Augenbrauen des Mannes sind relativ dick. Die Gesichtskonturen sind nur angedeutet, aber markant. Er trägt eine dicke Jacke, von der man nur den breiten Kragen sieht. Der Blick des Mannes geht nach vorne, ist ähnlich wie bei der Frau verträumt bis verliebt. Es könnte sein, dass sich die beiden umarmen oder halten, aber das ist nicht zu sehen.

Unter den beiden ist ein Schriftzug auf dem steht: „Unendliche Weiten..“.

Interpretation/ Idee beim Zeichnen
Aus dieser Anordnung der Grafik entsteht das Gefühl, dass die beiden durch den Weltraum treiben.

Ich habe mit dem Bild versucht, die Verbundenheit der Geschlechter und die Bedeutung der Liebe auszudrücken. Darüberhinaus stecken in dem Bild auch meine persönlichen Gefühle und meine Gedanken, was Liebe und Partnerschaft betreffen. Die Farben sind absichtlich etwas „falsch“, um die Abgehobenheit, Fröhlichkeit und Besonderheit zu demonstrieren, die in der Liebe entstehen kann. Der Hintergrund dagegen ist schwarz, weiß langweilig und unendlich. Die Liebe aber ist der Mittelpunkt des Lebens und wurde daher in die Mitte des Bildes gesetzt. Sie überstrahlt alles andere und gibt dem Menschen Halt und Sinn.

Technik
Ich habe ein Foto (Entstehungsdatum ca. 2004) genommen und die groben Umrisse der Portraits mit einem Grafiktablett (Bamboo One von Wacom) nachgezeichnet. Danach wurde das Bild noch mit Photoshop Elements 2.0 nachbearbeitet, ein Schriftzug und ein Hintergrund durch verschiedene Ebenentechniken hinzugefügt.

UPDATE

Hier noch ein mit dem Bamboo One gemaltes Bild. Etwas kitschig, okay es kommt aber aus einem Mädchen-Zimmer, also was habt ihr gedacht??? 🙂

In Love

Beschreibung: Eine auf die Unterarme gestützte Frau mit langen blonden Haaren lächelt den Zuschauer an. Links davon vier Herzen in unterschiedlichen Farben. Darüber die Schrift „in love..“ Der Hintergrund ist ein Verlauf zwischen hellem Rosa und Weiß. Das Ganze wirkt etwas überzeichnet, überdreht, kitschig.. der Blick der Frau ist hingegen ernst und nachdenklich, so dass es dennoch glaubwürdig wirkt (hoffe ich doch… 🙂 schwierig, sich selbst– äääh die eigene Kunst zu beschreiben! )

Kunst im Wechsel zwischen Privatem und Objektivem

Was aber ist die Aufgabe der Kunst? Warum schreibe ich so einen Text, wie den letzten, eine fiktive Geschichte?

Und was ist die Rolle des Privaten bei all dem?

Warum gehen die Leute ins Theater, warum schauen sie einen Film?

Der gute Künstler ist wie ein Medium, er formuliert und formt seine inneren Gedanken, Bilder, Skulputuren.. er schlüpft in Rollen, er spielt, er probiert aus, er ist frei. Die Kunst ist das Objekt und das Subjekt zugleich, sie ist der Rahmen, die Sprache, der Inhalt, um den es geht.

Genau genommen ist der Akt der Kunst wie ein Spiel und überschneidet sich damit in wesentlichen Eigenschaften: Es ist frei, dient nicht unbedingt einem Zweck (es sei denn, jemand der Teilnehmer sagt, es müsse nun Geld damit verdient werden, was dann nur eine Verlängerung oder Erweiterung des freien Spiels ist).

Der Kunstprozess ist immer persönlich und sehr abhängig vom Subjekt. Wenn das Subjekt sich beispielsweise entscheidet, sich selbst nicht zu zeigen und lieber objektiv sein will- okay dann soll es das tun. Vielleicht wird es irgendwann langweilig.. oder aber, es wird zum Lieblings-Stil?

Drückt man kleinen Kindern Stifte in die Hand, fangen sie an zu malen. Fragen sie, was sie damit machen müssen? Oder zeichnen sie einfach darauf los?

Nur die Mutti, die Psychologen, die besorgten Ärzte, usw. fangen dann zu interpretieren und Fragen zu stellen, aber in der ersten Linie ist die Kunst des Kindes ein originäres Produkt, etwas einzigartiges und bedarf keiner Erklärung. Es ist der Spiegel der Seele, das direkte Abbild, so wie ein Fingerabdruck im Pass, nur noch etwas komplizierter und „vielschichtiger“. In der Kunst kodiert der Mensch sich selbst, schafft eine Sprache und – ganz wichtig- drückt seine Emotionen darin aus. Endweder er redet endlos oder er schreibt, er malt mit bunten Farben, er schneidet Papier… die Kunst ist der direkte Weg zur Seele, nein es ist die lachende Seele an sich.

Kunst kann umgekehrt auch traurig sein, aber letztendlich ist Kunst immer eine gute Verbindung aus emotionalem und lehrreichen… oder sie hat keinen Sinn, verdreht sich selbst? Die Kunst ist regellos.

Menschen, die sich darin vermehrt üben, gelten sodann schnell als chaotisch oder zügellos… die Spießer um sie herum schauen sie verwundert an, sie halten sich an bestimmte Regeln nicht, brechen aus, probieren neues. Wie ein Seemann brechen die Künstler zu neuen Ufern, wie Cyberpiloten steuern sie auf den nächsten Kurs und entdecken täglich neues Land.

Nicht auszuschließen, dass sie damit anecken und sich unbeliebt machen, dann aber ist es nur eine stille Bestätigung für ihre Arbeit, weil sie „getroffen“ haben.

Die gute Kunst ist fortschrittsorientiert und gleicht damit der Wissenschaft und der erfolgreichen Wirtschaft. Umgekehrt würden viele Wissenschaftler auch von ihrem Fach behaupten, dass es ihre Leidenschaft, ihre Kunst ist.
Die Wirtschaft wie ein Kunstwerk zu betrachten, kann helfen, die Vorgänge darin zu verstehen. Wirtschaft ist auch abstrakt, von Menschen geschaffen und dient einem Zweck. Im Grunde ist die ständige Trennung der beiden Sachen nur etwas künstliches.

Kunst als Ganzes ist ein künstlicher, ein abstrakter Begriff.

Die Kunst transzendiert das persönliche, emotionale in etwas Objektives und Greifbares- und umgekehrt.

Daher ist es auch völlig belanglos, ob man entscheidet im Blog nun privates zu schreiben oder nicht. Man wird es letztendlich immer tun. Nur wie, das ist wiederum die individuelle Stil- und Geschmackssache.

Eine gute (gesunde) Gesellschaft produziert eine gewisse Menge an Kunst (kulturellen Gütern), was wiederum voraussetzt, dass genügend Leute, Zeit und Geld vorhanden sind, sich diesen speziellen „Luxus“ zu leisten. Die Kunst hat eine große Bandbreite zwischen, profaner, einfacher, vermaktungsfähiger Kunst und einem hohen Anspruch auf der anderen Seite, der bis hin zur Absurdität und Sinnleere reichen kann.

Hier die richtige Mitte zu finden, kann für den Künstler und die Künstlerin eine Lebensaufgabe werden.

Die Blogs als Unterform der Kunst
Warum aber sind die meisten Blogs beliebt? Wodurch zeichnen sie sich aus? Die Zuschauer, also die Leser und Betrachter des „feeds“ wollen unterhalten werden. Das kann nur geschehen, wenn man sich identifizieren kann, wenn Emotionen und Inhalte vermittelt werden können. Auch der Blog-Autor muss also überlegen, wieviel Trockenheit und Anspruch er in seine Präsentation stecken möchte und wo die Grenze des Zumutbaren und Verständlichen liegt. Man kann sich natürlich stur stellen und einfach die eigene Linie fahren, ohne zu überlegen, ob es ankommt und auf Resonanz trifft. Dann braucht man aber auf der anderen Seite auch kein Blog und könnte nur für sich selbst schreiben. Wer bloggt, will ein Ziel, will ein Publikum und muss daher auch achten, was geschrieben und gesagt wird.

Private Blogs sind deswegen so beliebt, weil Menschen gezeigt werden, weil man jemand über die Schulter schauen kann, usw. Nimmt man meine Argumentation eines vorherigen Artikels– wo ich noch strikt gegen das Private im Netz geredet habe- ist es ein Leichtes, das Ganze umzudrehen und festzustellen, dass das Private auch durchaus seinen Sinn hat!

Auch hier ist wieder die Frage: Wieviel? Wo macht es einen Sinn, wo schadet es vielleicht eher?

Der Blogger hat es nicht leicht und steht jeden Tag vor dieser Frage.

Herbstgedanken

Herbst- surreal

Die Nebelwalze drückt sich über das vertrocknete Land. Die Bäume wiegen sich im leichten Hebstwind, die kalte Luft schnürt mir den Atem zu. Ich gehe, nein ich laufe, dem Horizont entgegen, hinter mir verschwindet das Land.. Da vorne ist kein Ziel und das hinter mir habe ich vergessen. Es duftet würzig, verheißungsvoll nach Früchten und Ernte. Und doch schauen mich tote Pflanzen an und werden zerfressen von den Mikroben. Die Welt ist mal wieder im Wandel- und ich – bin mittendrin!

Ich möchte den Sommer halten, doch er ist schon längst gegangen. Bilder- bleiben als Erinnerung.

Und so wie ich auch schreie und mich daran halte, so muss ich es doch lassen und zur Gewissheit werden lassen.

Herbst- surreal

Herbst- surreal