Blog und Gegen-Blog

„Da kommt schon eine ganze Weile nichts mehr“, sagt meine Mutter als sie auf meine Webseite surft und den letzten Eintrag im Blog lädt. „Ja stimmt, mhm..“ versuche ich ihr zu entgegnen, aber mir fällt keine richtige Antwort ein.

Ich hab wirklich schon lange nicht mehr gebloggt! Echt seltsam, wie sich die Zeit verändert, bzw. man sich selbst mit der Zeit verändert. Früher war mir das Schreiben so wichtig gewesen, der Mittelpunkt der eigenen Welt. Der Stabilitätsanker in der Identitätskrise, das Tor, nein eher der Nabel zur Welt.

Und was man alles geglaubt hat, mit dem Schreiben zu verändern! Man wollte die Welt aus den Angeln heben, ein bisschen gerechter machen! Über den sozialen Frieden und Ausgleich, über Politik und Gegenpolitik, über die Feuilletons dieser Welt schreiben. Da ging es schon längst nicht mehr über die eigene Befindlichkeit. Nein, die eigene Befindlichkeit wurde auf die Befindlichkeit der Welt ausgedehnt und man entdeckte überall Parallelen und kleine Verbindungsschalter. Alles hing miteinander zusammen.

Man wollte zur Politik seinen Teil dazu beitragen und eine eigene Meinung haben, so wie man das in der Schule gelernt hat. Weil die Lehrer gesagt haben, dass Deine Meinung gehört wird. Dass Du wichtig bist. Auch wenn Du es nicht glauben konntest, damals mit deinen 14 oder 15 Jahren… und heute noch weniger.

Und wie viel Mühe man sich gegeben hat! Wie lange es gedauert hat, bis so ein Artikel mal fertig geschrieben und alle Fehler entfernt worden waren. Und irgendein kritischer Geist hatte dann doch noch einen Fehler gefunden, den er gerne behalten durfte…

Heute muss ich nur noch schmunzeln, wenn ich so auf meine eigenen Ambitionen von damals zurückblicke. Spätestens mit Facebook oder Instagram hatte sich dann sowieso alles geändert. Die Leute schrieben nicht mehr über ihr Leben, nein sie luden nur noch Fotos hoch oder kommentierten komplexe Vorgänge mit einem einzigen Smiley. Plötzlich war nur noch der Moment wichtig oder die Frage, was man gerade gegessen hat oder in welchem großartigen Land man sich gerade aufhält. Selbst dieser Hype kommt mir mittlerweile etwas schal vor und ich kann meine eigene Begeisterung dafür kaum noch nachvollziehen.

Oder erinnert ihr euch an Twitter, zur Blütezeit seiner eigenen Entwicklung? Man hat ständig nette und neue Leute kennengelernt und sich freundlich unterhalten. Meistens wurde gelobt, manchmal auch ein bisschen kritisiert, aber die Stimmung unter den Nutzern war meistens freundlich und man konnte sich in kürzester Zeit ein richtiges Netzwerk aus Lesern und Freunden ausbauen. Die Nutzer interessierten sich füreinander und waren in der Lage gegenseitig empathisch zu sein. Wo sind diese menschlichen Fähigkeiten hingekommen? Was wurde aus unserer Empathie?

„Ohne Twitter brauchst du auch gar nicht mehr zu bloggen“ sagte mir mal vor langer Zeit ein Freund. „Die Leute nehmen die Abkürzung und micro-bloggen nur noch“. „Oder sie posten was auf Facebook.“

Ich fand das etwas befremdlich, so war ich es doch gewohnt, lange Texte zu schreiben und mir viel Zeit für meine Gedanken zu nehmen. Aber hätte ich doch damals (2008-2010) nur ein bisschen mehr micro-gebloggt! Dann hätte ich mehr davon gehabt, denn auch Twitter ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Es ist so toxisch und rechtspopulistisch geworden, so unterwandert von Trollen und Hetzern und Fake-Accounts, dass ich schon beim Ansurfen der URL-Adresse Hautausschlag bekomme.

Nein, die Blogs waren immer die letzte freie Instanz. Sie waren immer das Medium, das komplett frei und unreguliert war. Und daher ist es auch kein Wunder, dass dieses Medium von großen Internetriesen, Verlagen, oder Zeitungen nie unterstützt, bzw. regelrecht klein geredet wurde.

Könnt ihr euch noch an das große Versprechen erinnern, dass man mit dem Blog ja jetzt sein eigener Redakteur, bzw. seine eigene Redakteurin sein darf? Und dann wurde diese schöne Erkenntnis sogleich von den „Klowänden des Internets“ niedergemetzelt, wie es in diesem Mainstream-„Diskurs“ leider so üblich ist.

Aber für „Nischenmenschen“ und Gefühlsmenschen ist es eben wichtig, eine „Nische“ zu haben und mag sie noch so klein sein… Jeder Mensch braucht seine Ausdrucksweise und eigentlich benötigt auch jeder Mensch ein Ventil, eine Plattform, sich so auszudrücken, wie er das für richtig hält.

Dass jeder auch Anerkennung benötigt und eigentlich gleich wichtig sein sollte- geschenkt. Natürlich setzen sich in der Öffentlichkeit erstmal die Lauten durch. Das war vor 2000 Jahren schon so und wird auch in der fernen Zukunft nicht anders sein.

Wer weiß, vielleicht wird auch in Deutschland die vielbeschworene Freiheit des Einzelnen und die Demokratie mal wieder auf dem Rückzug sein. Wenn andere Parteien, mit extremeren Weltanschauungen und radikalen Programmen an die Macht kommen. Dann bekommen wir vielleicht eine Situation wie im großen europäischen „Nachbarn“ oder anderen Diktator-geführten Ländern, wo die freie Meinungsäußerung allein schon das Fundament der Demokratie ist.

Wo allein schon der Gedanke an ein systemkritisches Wort ausreicht, um von der Gedankenpolizei als „Verdächtig“ eingestuft zu werden.

Die Worte eines einzelnen Menschen sind immer die Grundlage der Freiheit. Weil man nur im Wort und in den Gedanken, in seinem Gewissen und seinen Gefühlen „frei“ sein kann. Weil man tief in seinem Inneren nicht im Widerspruch leben kann. Weil man als Mensch weiß und spürt, was Menschenrechte, was Freiheit sind und wie sich Gesundheit anfühlt.

Und somit ist das Schreiben nicht nur politisch wichtig, sondern z.B. auch die Grundlage für seelisches, emotionales und soziales Wohlbefinden. Nur, wenn andere meine Gedanken kennen und ich ehrlich und offen („frei“) darüber schreiben kann, können Sie etwas zu mir sagen. Nur dann kann ich „gespiegelt“ werden.. Nur dann biete ich Angriffsfläche. Wie wenige Menschen heute überhaupt noch etwas sagen wollen. Und sich verstecken, aus Angst, dass ihre Meinung nicht angemessen ist oder nicht in den Mainstream passt. Diejenigen, die andere niederbrüllen oder mit anderen Mitteln versuchen, ihr Ego und ihre Meinung durchzudrücken, haben gute Arbeit geleistet.

Nein, die Blogs und das persönliche Schreiben werden immer wichtig sein. Heute, gestern und auf jeden Fall auch morgen!

Das bisherige Blog als Buch

Hat gerade einmal 10 Minuten gedauert. Passendes Plugin rausgesucht, alles „exportiert“ und dann die „Print to PDF“ Funktion im Browser genutzt. Aber nicht mit Firefox, der ist irgendwie lahm (schade, war eigentlich immer gut), besser mit Chrome oder Edge.

Das Ergebnis findet Ihr hier:

Die Datei ist ein ca. 22 MB großes PDF-Dokument mit 1634 Seiten, beginnt irgendwann ab 2005 und wird ab 2008 mit neuen Beiträgen gefüllt. In dem Jahr hatte ich die neue Homepage und den neuen Provider. Ich plane demnächst einen neuen Wechsel des Anbieters, d.h. wenn Ihr die Beiträge noch sichern wollt, ist das Eure letzte Chance. 😉 Mann, ist auch schon wieder 16 Jahre her..

Das beste wäre aber, wenn ich alle Beiträge redaktionell sichten würde und nur die guten (und wichtigen) Beiträge konserviere. Quasi als J.A. Blog Anniversary Edition.

Das ist demnächst geplant, dauert aber noch ein bisschen…

Viele Probleme – wenig Lösungen

Lange nix gebloggt. Es ist so, als ob das Bloggen überhaupt keine Bedeutung mehr für mich hätte und früher doch so mal unglaublich wichtig gewesen war.

Aber so ist es natürlich nicht! Ich schreibe jeden Tag, meistens in mein Tagebuch. Schreibend leben, denkend schreiben- anders kann ich es gar nicht. Es gibt Leute, die sehen die Welt in mathematischen Formeln, andere sehen die schönen Farben und Formen und andere wiederum die Worte. Jeder hat einen anderen Fokus, wie er die Welt sieht und begreift und bei mir ist es häufig das Wort.

Mit Worten kann man seine Welt gestalten und begreifen. Sie sind ein schönes Hilfsmittel, bei der Erkennung und der Zustandsbeschreibung der Welt. Es ist heutzutage überhaupt schön „von anderen“ mal was zu hören in dieser Zeit. Es kommt mir vor, als ob wir alle seltsam still geworden sind.

Es ist die Zeit des Schweigens und der Ungläubigkeit. Zu schnell die Veränderungen um uns herum. So stark und schnell die Aneinanderreihung von Krisen und Problemen. Wir sind irgendwie verstummt. Zuerst haben wir uns in das Corona-Nest zurück gezogen, dann ins finanzielle und geben nichts mehr aus. Die Lebensfreude wird von allen Seiten entzogen und beschnitten. Erst wurde unsere individuelle Freiheit beschränkt, dann die materielle. Das kostet Vertrauen und Sicherheit. Es nimmt uns Zuversicht und Hoffnung.

Aber wir können nicht anders, als weiter zu leben. Der ewige Rückzug ist auch keine gute Strategie. Natürlich gibt es Krisen im Leben der Menschen. Das hat es schon immer gegeben. Es hat schon immer Krankheiten, Krieg und wirtschaftliche Verwerfungen gegeben. Und die Menschen sind meistens aus all den Problemen wieder „empor gewachsen“. Auch eine Multi-Krise ist lösbar. Vielleicht ist es ja gerade die Verkettung der Probleme, die heutzutage so überdeutlich wird?

Vielleicht ist das der Hinweis, dass irgendwie alles miteinander zusammen hängt?

Klimawandel, Überbevölkerung, Überlastung aller Ressourcen- Natürlich muss das am Ende zu „mehr Problemen“ führen und dass die Wirtschaft nicht „endlos wachsen“ und die fossilen Energieträger nicht „unendlich“ sind, sollte ja auch jedem klar sein.

Aber auch wenn wir überwältigt sind von all den Eindrücken und uns als Einzelne oder Einzelner hilflos fühlen, sollten wir nicht verzweifeln. Es bringt jetzt nichts, stur oder stumm zu werden. Der Rückzug bringt genauso wenig wie die übermäßige politische Agitation oder der Extremismus. Was soll es bringen, auf der Straße herum zu schreien und Flaggen zu verbrennen? Welche Kinder werden dadurch wieder lebendig? Welche Mägen werden gefüllt, wenn wir voller Hass sind? Und welches Krankenhaus wieder aufgebaut? Es bringt nichts, anderen immer nur die Schuld in die Schuhe zu schieben und bei sich selbst niemals auch nur zu suchen.

Die Probleme der Welt sind deswegen so groß geworden, weil sie zu wenig gesehen worden sind. Wir haben zu viel verdrängt. Wir haben die Endlichkeit der Ressourcen genauso verdrängt, wie die Verletzlichkeit der Welt, der Natur und ihrer Bewohner. Und das schlimmste ist: Wir haben uns selbst zu lange und zu wenig beachtet. Wir haben gedacht: Wenn wir nichts sagen, nichts äußern, nicht denken, dann wird alles von selbst wieder gut. Aber dem ist nicht so! Wir sind keine Maschinen, die ständig funktionieren und am Ende des Tages Steuergeld ausspucken. Wir sind doch viel mehr.

Die Welt braucht mutige und aufrichtige Menschen. Die Welt braucht intelligente und weise Führungspersönlichkeiten. Sie braucht davon sogar sehr viele und am besten arbeiten diese alle zusammen. So wie Robert Habeck in diesen Zeiten mit seiner letzten Rede zur Staatsräson. Was für eine Wohltat, wenn ein Politiker mal das macht, was man von ihm erwartet: Politik.

Überhaupt ein richtig guter, öffentlicher politischer Diskurs wäre mal wieder schön.

Woher kommt die Verunsicherung?

Wenn all die Probleme und Sorgen, die das Land schon seit Jahren hat, mal endlich „nach außen“ kommen würden. Wenn man mal wieder anfangen würde, mit den Bürgern zu reden und Lösungen zu präsentieren.

„Die Bürger sind verunsichert“ hört man oft in diesen Tagen. Aber warum? Weil sie merken, dass es Probleme, aber keine Lösungen gibt. Dass sich noch nicht einmal eingestanden wird, dass wir massive Probleme haben und die Lösungen häufig nur halbherzig sind oder im schlimmsten Fall nichts taugen.

Aber die Politik kann nichts bewirken, wenn die Menschen nicht mitmachen. Auch die Menschen müssen ihren Anteil leisten. Wir haben uns z.B. jahrelang den Luxus geleistet, zu wenige Kinder zu bekommen. Die Rentenlast wird „zu viel“ oder „zu teuer“. Aber wir haben ja vorher auch den Luxus gehabt! Also alles gehört zu einer Medaille, wir sehen jetzt nur mal die Schattenseite.

In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs müssen alle mehr arbeiten, disziplinierter sein, mehr Steuern abgeben, mehr leisten. Das ist unbequem für eine Generation, die eher „weniger arbeiten“ möchte und gerade erst Errungenschaften wie Home-Office, Teilzeit oder 4-Tage Woche kennengelernt hat. Aufgewachsen im Wohlstand und jetzt schon wieder vor der Klippe des wirtschaftlichen Abgrundes.

Wir möchte immer den bequemen Weg gehen. Weil er sich angenehmer anfühlt. Einfacher, mit weniger Widerstand. Wie ein Kind möchten wir uns in diesen Schutzraum aus frühen Tagen zurück flüchten, als wir für nichts verantwortlich waren und die ganze Last des Lebens noch weit von uns weg war.

Aber in diesen Tagen ist nichts bequem. Und wir werden auch nicht verschont. Im Gegenteil. Die Herausforderungen der Welt sind gigantisch und sie benötigen gigantische Anstrengungen. Je früher wir damit anfangen, umso besser.

Mein Besuch auf der Buga 2023 in Mannheim

Gestern war ich wieder auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim. Es war mein zweites Mal für dieses Jahr.

Ich musste leider – anders als geplant – sehr lange mit dem ersten Besuch warten, weil ich mir einen 8-wöchigen Bandscheibenvorfall zugezogen hatte. Meine Premiere auf der Buga im Juni ging auch nur mit drei Schmerztabletten und schmerzverzerrtem Gesicht.

Der Eingangsbereich mit „Mannheim“ Schriftzug

Vorneweg: Der Besuch auf der Buga 23 in Mannheim ist eine absolut zweischneidige Erfahrung.

Auf der einen Seite das karge, frisch hergestellte „Konversionsgelände“ der ehemaligen Spinelli-Barracks und dann der alteingesessene, gewachsene Luisenpark mit seinen Baum-Riesen und dem malerischen Parkaufbau.

Widersprüchlicher kann eine Bundesgartenschau kaum sein, zeigt sie doch die ganze Zerrissenheit unseres Landes in einem Bild. Verbunden wird das Ganze mit der Seilbahn. Sie ist quasi der Mediator zwischen den Welten. Sie vermittelt zwischen dem alten Wohlstand und der Blüten- und Pflanzenpracht des Luisenparks aus der 70ern und die vielen Herausforderungen der Zukunft, die auf dem Spinelli-Gelände sichtbar werden. Hier die Zukunft, dort die Vergangenheit.

So ist es auch kein Wunder, dass das Motto der diesjährigen Gartenschau lautet „Beste Aussichten“, denn es soll um die Zukunft gehen. Um die Herausforderungen, die der Klimawandel, die Urbanisierung, die Überbevölkerung, das Schwinden von Ressourcen oder die Umweltverschmutzung bietet. Ich empfand den neuen Teil der Buga als durchweg politisch.

Politische Bildung und Infos zur Nachhaltigkeit gibt es reichlich

Mehr Bildung und Aufklärungstäfelchen waren selten. Erinnert ihr euch an manche Museen, die arg didaktisch und belehrend daher kommen? Man muss immer wieder aufatmen, wenn es zwischendurch mal „nur was zum sehen“ und nicht zum nachdenken oder zweifeln oder sorgen gibt. Genauso ist die neue Buga geworden. Ein Gelände zum Nachdenken und sich sorgen. Und daher hat das Konzept meiner Meinung nach das „Thema“ verfehlt. Im Mittelpunkt einer Gartenschau sollten die Pflanzen, die Natur und der Gartenbau stehen. Als Besucher möchte man erfahren, wie man mit einfachen oder komplizierten Mitteln sein eigenes Grün gestalten kann. Oder man möchte Pflanzen erwerben und diese mitnehmen. Als das wird einem auf der neuen Buga schwer gemacht.

Zu sichtbar ist noch die Präsenz und die ordentliche Struktur des Militärs. In den Kasernengebäuden am Eingang erwartet einen entweder Leerstand oder traurige Gesichter von Flüchtlingskindern. Diese gucken dem Shuttle-Bus der Gäste vom Maimarkt-Gelände hinterher, welcher die Besucher kostenlos in ein neu gebautes Mittelschicht-Paradies kutschiert, von dem sie nur träumen können. Der Eintritt für einen Erwachsenen beträgt happige 28 Euro, die Parkgebühr beläuft sich auf 9,50 Euro.

Panzer- und Montage-Hallen wurden zurückgebaut oder stehen gelassen. Teilweise ist die Umgestaltung zu neuen Ausstellungsflächen aber durchaus gelungen.

Die alten Hallen wurden geschickt umgebaut und als Ausstellungsfläche verwendet

Vor allem die Halle „Floristik“ überzeugt mit wechselhaften und interessanten Ausstellungen (siehe dazu auch die Galerie am Ende des Beitrages). Aber auch die Erklärungen zu der Geschichte des Spinelli-Geländes waren sehr interessant. Künstlerische Visionen wurden ebenfalls gut umgesetzt, es gibt z.B. Skulpturen oder Graffiti zu sehen und man erfährt auch etwas über die Mannheimer Schlossgeschichte.

Die Darstellung der „Geschichte“ ist sehr gelungen

Ganz besonders gut gefallen hat mir die Integration der Gastronomie. Als Besucherin hatte ich stellenweise das Gefühl in der gastfreundlichen Mannheimer Innenstadt zu verweilen, nur dass ich jetzt auf einem Gelände mit „Blumen außenherum“ bin. Die Luft zieht angenehm belüftend durch die halboffenenen Konstruktionen, es gibt ausreichend Sitzplätze und ein vielfältiges Speisenangebot. Spazieren gehen, die Seele baumeln lassen oder mit Freunden zusammen essen und trinken geht auf jeden Fall gut.

Dass man über Pflanzen oder Gartenbau all zu viel erfährt und ganz viele Inspirationen für den Garten zu Hause erhält, sollte man aber nicht erwarten.

Wirklich informativ fand ich nur den „Weltacker“. Hier wurde die Pflanzen- und Ackerfläche der Welt auf einem 2000 Quadratmeter großen Gelände nachgestellt. Welche Pflanzen haben welchen Anteil an der Ackerfläche? Wie sehen Erdnüsse, Reis oder Sojapflanzen eigentlich aus? Es ist sehr schön gemacht, dass man jene Pflanzen aus der Nähe betrachten kann, die man sonst nur verpackt oder verarbeitet im Supermarkt erhält.

Der Weltacker ist informativ und gut umgesetzt

Ebenfalls einen Besuch wert sind die kleinen Aussichtstürme, die mit Metall- und Gerüstkonstruktionen errichtet wurden und einen schönen Überblick über die jeweilige Nachbarschaft bieten. Denn dem Spinelli-Gelände fehlt irgendwie noch die Struktur und die Tiefe von natürlichen Landschaften. Zu vieles erinnert noch an ein „Reißbrett“ und man erkennt die Planung der Architekten wie auf einem Computer-Bildschirm. Zaghaft sind anscheinend neue Gebäude am Rande des Geländes entstanden, die aber noch leer stehen sollen, wie ich von einer anderen Besucherin erfahren habe.

Brutal und simpel wurden Wege in die Landschaft gesetzt, die dann nur mit kleinen Brücken oder neuen Stegen Abwechselung versprechen. Es gibt eine neue gebaute Auen-Landschaft, die viel verspricht, aber noch nicht ganz fertig ist.

Der Holz-Pavillon erinnert mit seiner geschwungenen Form verdächtig an die Multihalle im Herzogenriedpark, die zur Buga 1975 ein Highlight war, aber leider nicht mehr genutzt werden kann. Obwohl er so ungeschützt und luftig wirkt, herrscht im Schatten unter ihm ein sehr angenehmes Klima. Aber was erwartet den neugierigen Besucher dann im Inneren? Keine spannende Ausstellung, nichts zum Anfassen- sondern wieder nur langweilige Texte und eine Videovorführung, bei der eine Computer-Präsentation gerade abgestürzt war.

Der luftige Holz-Pavillon bietet zumindest Schatten

So schwankt das neue Spinelli-Gelände immer zwischen „gut gedacht“, aber irgendwie schlecht gemacht. Auf den Rezensionen zur Buga im Internet liest man häufig, dass der Schatten fehlt. Und es im Sommer eine Plage ist, dort herum zu laufen. Jeder weiß, wie heiß es in Mannheim zur Sommerzeit werden kann und dass das Rhein-Neckar Gebiet eines der heißesten Zonen in Deutschland ist.

Es gibt so gut wie keine Bäume. Vereinzelt liest man auch, dass die Veranstalter anscheinend das Konzept verfolgten, dass die Natur das Gelände „von selbst“ erschließt. Ein einfacher Blick in die Grundlagen der Biologie und von Ökosystemen hätte aber gereicht. Wie soll die Natur in ein oder zwei Jahren ein Gelände „zurück erobern“, dass der Mensch über hunderte von Jahren mit seinen Walzen, Asphalt und seinen Baggern geprägt hat? Da hätte man einfach etwas mehr in die Landschaftsgestaltung stecken können. Auch Gewässer oder interessante Wasserläufe sucht man vergeblich. Die einzigen Bäume stecken dicht gedrängt in Eimern in der Baumschule. Ja, es wird wohl noch ein paar Jahrzehnte brauchen, bis hier endlich wieder was wächst.

Und dann diese endlosen Wege! Schon am Eingang erfährt der belehrte Besucher, dass hier aber keine Fahrräder erlaubt sind. Man solle bitte alle Wege zu Fuß gehen, ganz egal, ob man nun gut laufen kann oder nicht. Überall wird über die Mobilität der Zukunft geredet, aber von der Umsetzung fehlt jede Spure. Mobilität der Zukunft heißt hier einfach nur: Geh doch zu Fuß, wenn du keine Energie mehr hast oder zahle nochmal extra, um die kleine Solar-Eisenbahn zu nutzen.

Blick in das innere eines Art Elektro-Buses, der eine neue Art von Mobilität bietet

So wird man als Besucher schnell vom neuen Gelände abgeschreckt und fragt sich, wo es denn jetzt zur Seilbahn auf das alte Buga-Gelände des Luisenparks geht?

Die Seilbahn ist das absolute Highlight der Buga 2023. Die Schlange vor dem Eingang löst sich erfreulich schnell auf. Es ist ein Kommen und Gehen. Die Seilbahn hält nicht an, sondern transportiert Menschen im Sekundentakt mit den Gondeln. Schnell wird man in luftige Höhen gezogen und wird mit einem herrlichen Weitblick über ganz Mannheim belohnt. Man sieht die Skyline, die Wohnblocks, den Wasserturm, den Fernsehturm und die endlosen Schrebergärten. Unten begrüßt einen ein Steinsalamander, der kunstvoll aus Steinen errichtet worden ist, daneben der Buga-Schriftzug. Gerade entspannt man sich und genießt den kleinen Plausch mit den acht Insassen, da geht es auch schon wieder abwärts und man kann aussteigen.

Die Seilbahn ist das Highlight der Buga ´23

Der Luisenpark empfängt seine Gäste und man ist plötzlich in einer anderen Welt. Dieser Park war vorher schon sehr schön, aber die Umgestaltung zur „neuen Parkmitte“ gliedert sich nahtlos in alte Erinnerungen ein. Das neue Café Gondoletta ist wunderschön, die Speisen sind gut und wieder gibt es so viele Sitzplätze und so viel Mannheimer Gemütlichkeit. Abwechslungsreiche Highlights des Luisenparks sind die Gewächshäuser und Hallen, von denen noch ein paar neue dazu gekommen sind, unter anderem die Halle mit Schmetterlingen. Es gibt Pinguine und eine neue Freiflug-Voliere, die aber ebenfalls etwas klein geraten ist. Die neue Unterwasserwelt mit ihren Aquarien ist leider immer noch nicht fertig. Geplante Fertigstellung ist jetzt Ende August, also ca. zwei Monate vor dem Ende der Buga. Das ist schade. Wenn man aber die Begründung liest, versteht man vieles besser: Das Dichtmittel für die Aquarien ist gefährlich für Wasser-Organismen. Aus diesem Grund wollte man ein anderes verwenden. Also gut, dafür warten wir gerne! Schließlich soll es den Tieren auch gut gehen. (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/buga-mannheim-halbzeit-bilanz-100.html )

Wer mag, kann sich im Luisenpark stundenlang entspannen und einfach auf einen der vielen Liegestühle setzen, die überall im Park verteilt sind. Die Rasenflächen sind sehr gepflegt und die riesigen Bäume spenden einen tollen Schatten und reichlich Sauerstoff.

Der Luisenpark ist prächtig und bietet Entspannung pur

Oder man geht ins Seerestaurant und lässt sich dort ein paar Speisen bringen?

Ein Rundgang bis in den oberen Teil lohnt sich auf jeden Fall. 1975 hat man aber besser mitgedacht, denn für Leute mit eingeschränkten Lauffähigkeiten sind die Gondolettas das Mittel der Wahl. Herrlich ruhig werden sie mit einem Seil durch das Wasser gezogen. Aber warum muss man hier für eine Fahrt wieder extra bezahlen? Das stört den Gesamteindruck. Denn bei 28 Euro sollte eigentlich „alles inklusive“ sein.

Meine Empfehlung für die Buga 2023 ist auf jeden Fall, sich zuerst das Spinelli-Gelände anzuschauen und dabei den Fokus auf die Ausstellungen oder die Gastronomie zu legen. Nicht zu spät sollte man in die Seilbahn steigen und die meiste Zeit seines Besuches in den neuen Luisenpark stecken, der wirklich gut geworden ist.

Ich gebe dem neuen Spinelli-Gelände noch eine Chance. Aber es wird sicherlich noch etwas dauern, bis es hier wieder schön grün und malerisch ist.

Gut Ding will Weile haben. Die Mannheimer können auf jeden Fall freuen, dass sie eine neue Grün- und Ausgleichsfläche hinzu gewonnen haben.

Schuldgefühle – Eine Sammlung

Heute möchte ich mal über das Thema „Schuld“ und „Verantwortung“ schreiben. Ich bin darauf gekommen, weil ich es häufig von mir selbst merke, dass ich mich für Dinge oder Menschen verantwortlich fühle, für die ich nicht verantwortlich bin.

Ich fühle mich dann „schuldig“. Das Thema ist manchmal omnipräsent bei mir. Ich fühle mich für alles mögliche verantwortlich und ich fühle mich dann immer schuldig. Und was macht so ein Gefühl mit einem, wenn man es ständig oder oft erlebt? Richtig: Man entwickelt eine depressive und gedrückte Haltung. Dieses Gefühl, immer für andere da sein zu müssen und deren Fehler auf sich nehmen zu müssen, ist ein Gefühl, dass sich primär gegen einen selbst richtet und im eigenen Kopf stattfindet. Was tatsächlich passiert, oder wie der Ausgang einer Situation ist, ist erstmal unerheblich. Wenn man Schuldgefühle dauerhaft und langanhaltend erlebt, können diese ganz schön am Ego und Selbstbewusstsein „knabbern“. Man hat dann eine dauerhaft gedrückte Stimmung, man ist angespannt, hat Kopfschmerzen, Magen/Darm Probleme oder Schlafstörungen. Man bekommt das Gefühl nicht „weg“, es ist einfach da und geht einem auf die Nerven.

Das Schlimme an Schuldgefühlen ist, dass man sich häufig für Situationen, Menschen oder Dinge verantwortlich fühlt, die man nicht beeinflussen kann. Das liegt daran, weil man den eigenen Anteil an einer Situation nicht richtig erkennt und meistens überbewertet. Eine etwas objektive und distanziertere Haltung (weniger Gefühle!) kann dann manchmal hilfreich sein. Frage Dich : Bin ich wirklich verantwortlich? Konnte ich das kommen sehen? Wie stark kann mein Einfluss überhaupt sein? Was ist mit dem Willen der anderen und deren Entscheidungen? Meistens passieren negative Situationen auf Grund einer Ansammlung von verschiedenen Faktoren und Parametern. Sie entwickeln eine Eigendynamik, die man gar nicht richtig beeinflussen kann.

Das kann z.B. eine Entscheidung im Job sein, ein Missgeschick im Haushalt, die Lernunwilligkeit der Kinder, der chaotische und wilde Hund, ein misslungenes Essen oder der grantige Großvater sein, für dem an sich ständig verantwortlich fühlt. Ganz richtig: Es geht um das Gefühl, nicht die Tatsache. Und wenn es nur ein Gefühl ist, kann man es auch ändern. Durch eine andere Einstellung und eine andere Haltung.

Man übernimmt den Ärger, die Sorgen, die Anschuldigungen von anderen Menschen, weil man irgendwie meint, dass das so richtig ist. In der Familie übernimmt man die Verantwortung für den Haushalt, für die Kinder, für die Sauberkeit, für das Verhalten der Familienmitglieder, für das Netto-Einkommen, usw. Es kann einfach jeden Tag etwas „passieren“, es kann jeden Tag eine unerwartete Meldung eintrudeln, die einem das Gleichgewicht raubt. Viel besser ist es daher, dieses übermäßige Verantwortungsfühl von Anfang an ein bisschen zurück zu drängen oder anders damit umzugehen. Was auch sehr hilfreich sein kann, ist Urlaub oder „Abstand auf Zeit“. Nur das Loslösen aus dieser ganzen Verantwortung kann auch schon eine Aufgabe sein, je nachdem wie stark und wie tief man verstrickt ist und wie stark die Schuldgefühle sind, die wiederum von anderen erzeugt werden.

In den Medien und im Social Media- Alltag sind wir zusätzlich von negativen und unbeeinflussbaren Entwicklungen in der Welt umgeben. Es heißt ja nicht umsonst „die Macht der Medien“ bzw. die „Influencer“. Sie wollen uns beeinflussen, im guten wie im Schlechten. Wir sind das Opfer, weil wir empfangen und nichts ändern können- wir können nichts machen, außer uns negativ, positiv oder sonst wie zu fühlen.

Gefühle und Schuldgefühle werden also auch weitergegeben und über die Medien vermittelt.

Aber es kann im Grunde ja nur ein Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit hinterlassen, wenn man auf der einen Seite dieses starke Gefühl der Schuld hat, aber auf der anderen Seite praktisch nichts unternehmen kann. Mitfühlende und empfindliche Menschen mit einem starken Gerechtigkeitsempfinden werden auf die Äußerungen der Welt stärker als andere reagieren. Es ist also auch ein Problem der eigenen Empfindlichkeit und der Filter, die man der täglichen Medienwelt anlegt.

Man gewöhnt sich dann so eine dauerhaft negative Haltung an und sieht die Dinge im schwärzesten Licht. „Das wird bestimmt schief gehen“ oder „ich erwarte das schlimmste“ sind dann Gefühle, die leicht überhand nehmen. Auch wenn die Dinge objektiv vielleicht gut laufen oder gar kein Problem sind, ist man in der dauerhaften Erwartung, dass sie ins negative kippen könnten. Einfach, weil man mit dem Gefühl der Schuld und Unzulänglichkeit viel besser vertraut ist, als mit Erfolgserlebnissen und positiven Ausgängen.

Wenn man im Leben schon häufig negative Dinge erlebt hat, oder z.B. durch die Kindheit mit schlimmen Erfahrungen konfrontiert war, kann sich so eine automatische Erwartungshaltung leichter einstellen. Es ist 10mal schief gegangen, warum sollte es jetzt beim elften Mal ausgerechnet gut laufen? Dabei hilft, das „schief gegangen“ genauer anzuschauen und zu bewerten. Ist es wirklich „schief gegangen“? Welche Maßstäbe lege ich an? Welchen Anteil hatte ich dabei? Bin ich wirklich 100 Prozent dafür verantwortlich gewesen oder lag es jenseits meiner Möglichkeiten? Überschätze ich gar meine Möglichkeiten und meine Fähigkeiten?

Dann wäre ein bisschen mehr Bescheidenheit gut.

Ich bin oft so neidisch, wenn ich sehe, wieviel leichter andere mit ihrem Leben umgehen können. Sie können es unbeschwerter leben, weil sie von den Problemen der anderen nicht so mitgenommen werden. „Sie machen einfach ihr Ding“, ziehen es durch, machen worauf sie Lust haben und erkennen gar nicht, dass vielleicht ein Teil der „Verantwortung“ auch von ihnen verlangt wird.

Aber den Neid sollte man am besten durch was anderes ersetzen: Durch Verständnis für diese Menschen. Wie kann er/sie so reagieren? Wie laufen bei ihm/ ihr die Bewertungen? Was kann ich dadurch lernen? Was ist mein Fehler, meine Unzulänglichkeit im Bezug auf das unerwünschte Verhalten? Ein bisschen Selbstkritik und Arbeiten an einem selbst kann dann Wunder bewirken.

Linksammlung und weiterführende Infos

Häufig ist es so, dass sich in unserer Gesellschaft Frauen schuldig und verantwortlich fühlen und Männer häufig die sind, die ihr Leben freier und unbeschwerter leben. Über den weiblichen Anteil bei den Schuldgefühlen kann man hier mehr nachlesen: https://www.palverlag.de/schuldgefuehle-kapitel5.html

Es ist sicherlich Erziehungssache und moralische Grundsätze über das Leben werden auch sehr stark in der Gesellschaft durch Freunde, Familie, uws. weiter gegeben. Es ist also auch eine gesellschaftliche Frage, wie und wie stark Frauen in die Verantwortung genommen werden und was man von ihnen erwartet. In Deutschland ist die Bedeutung der „Mutterrolle“ und der klassischen Tugenden, die von Frauen erwartet werden, immer noch sehr hoch. Man kann sich also nicht wirklich „frei“ davon machen. Die Minderwertigkeitskomplexe, die häufig schon junge Frauen entwickeln, hat mit dem Verständnis und dem Selbst-Verständnis der weiblichen Rolle zu tun. Wer also diese speziell weiblichen Bereiche besser lösen möchte, dem würde ich empfehlen, sich mehr mit Emanzipationsthemen und Feminismus im Allgemeinen zu beschäftigen. Dies hilft, einen objektiveren Standpunkt im Bezug auf die weibliche Rolle und das eigene Selbstverständnis zu erlangen.

Wie schön es wäre, mal ganz losgelöst von allen Problemen zu sein, kann man bei der „Checkerin“ nachlesen, die darüber schreibt, wie verlockend für sie daher ein Gang ins Kloster wäre:

https://www.diecheckerin.de/ueber-verantwortlichkeit-und-ueberverantwortlichkeit/

Man muss aber auch bedenken, dass die übermäßigen Schuldgefühle, die man häufig bei Frauen findet, nicht immer so produktiv für das Zusammenleben sind. Sehr treffend beschrieben wurde das im folgenden Beitrag: https://wera-naegler.de/verantwortlich-fuehlen/

Es kann andere sogar in ihrem eigenen Ego verletzen oder kränken, wenn man sie ständig „bemuttert“ oder ihre Entscheidungen beeinflussen oder vorweg nehmen müssen. Dann muss die Frage lauten: Inwieweit dient meine Verantwortungsrolle, die ich gewählt habe, auch dem eigenen Ego?

Wenn man sich ständig verantwortlich fühlt, kann es auch leicht passieren, dass man diese Einstellung ins Berufsleben übernimmt. Man fängt dann an, zuviel zu arbeiten oder die Arbeit von anderen mitzumachen. Vielleicht übernimmt man die Arbeit von einem dauerkranken Kollegen? Vielleicht mutet man sich in der Selbstständigkeit zuviel zu? Das Thema Arbeit ist auf jeden Fall ein Thema, dass dann auch schnell in den Burnout führen kann. Einfach, weil die Arbeit unendlich ist und theoretisch „nie fertig“ wird.

https://janineallnoch.com/hoer-auf-dich-fuer-alles-verantwortlich-zu-fuehlen/

Die heiligen drei Tage – Frohe Weihnachten

Immer noch Weihnachten!

Drei Tage lang. 😉 Soviel braucht es, um in unserer hektischen Welt mal wirklich runter zu kommen.

Dieses Weihnachten war besonders. Es war das erste Weihnachten, dass sich nicht bunt und kitschig, sondern irgendwie „wichtig“ angefühlt hat. Vor dem Hintergrund aller Krisen und vor dem Hintergrund von ganz persönlichen Krisen.

Der Wert von Weihnachten ist mir dieses Jahr stärker im Bewusstsein gewesen als sonst.

Natürlich war es wieder überaus materiell und hektisch. So wie jedes Jahr.

Fast niemand kann sich davon entziehen. Von den „offenen Büchern und Rechnungen“ die noch abgeschlossen werden müssen, vom „Weihnachtsgeschäft“, der „wichtigsten Zeit für den Einzelhandel“, welches noch unbedingt eingebracht werden muss und vor den „familiären und praktischen Verpflichtungen“, die nicht nur klassische Hausfrauen treffen.

Mein Eindruck: Es war das erste Weihnachten, wo die Leute wieder Lust hatten, aufeinander zu zu gehen, wo wir den Wert der menschlichen Verbindungen stärker als sonst gespürt haben. Mir ist das aufgefallen, bei anderen, aber auch bei mir. Zwei Jahre Corona sind vorbei, wir sind im dritten Jahr, vielleicht dem „Übergangsjahr“ zum normalen Leben vor der Corona-Krise, dass immer weiter schemenhaft in Vergessenheit gerät.

Natürlich kommen jetzt die großen Wellen hinterher geschoben, die da heißen: Krieg, Inflation, Wirtschaftskrise, Lieferschwierigkeiten. Heutzutage hängt alles miteinander zusammen. Die Krisen erschüttern uns wie große Wellen auf dem Meer. Aber so groß sie auch sein mögen- wir wissen, dass sie eines Tages vorbei sind und dass dann wieder die Sonne scheinen und das Meer ganz ruhig sein wird.

Nicht jeden konnte ich dieses Jahr erreichen. Es gab auch Menschen, die haben sich ganz bewusst zurück gezogen. Von mir, von anderen, vom Leben allgemein. Die den Krisen nicht mehr standhalten konnten. Die gesagt haben „jetzt reicht es mir“, ich brauche eine Veränderung.

Das muss man akzeptieren.

Oft ist man geschockt, wenn ein nahestehender Mensch „einfach verschwindet“ oder die Freundschaft aufkündigt. Es erscheint so leicht in dieser Zeit der digitalen Medien, wo „die anderen“ millionenfach zur Verfügung stehen und auf Knopfdruck in unser Leben treten können. Aber treten sie wirklich in unser Leben? Ich entscheide doch meistens selbst, wie weit sie kommen können. Bei menschlichen Beziehungen gibt es mehrere Schichten, durch die man erstmal durchkommen muss. Es gibt die äußere Schicht- man sieht sich. Oder die zweite Schicht, in der man sich grüßt. Es gibt die dritte Schicht, wo man sich fragt, wie es dem anderen geht- selbst das scheint in dieser kurzlebigen Welt schon eine besondere Art von Beziehung zu sein.

Aber die hunderste Schicht, die oftmals erst nach dutzenden Telefonaten, nach gemeinsamen Treffen, nach gemeinsamen Tränen, nach Entfremdung und Wieder-Annäherung entsteht, das ist die Ebene des Vertrauens. Diese erreicht man nicht so leicht und schon gar nicht mit „vielen Menschen“. Doch wenn man einen einzigen Menschen gefunden hat, dem man wirklich vertrauen kann, bei dem man bereit ist, alles zu sagen und alles zu zu geben, dann ist das viel. Mir ist es immer wichtig im Leben, solche Menschen zu gewinnen und ich arbeite fast täglich daran, aber ich scheitere auch mind. genauso häufig daran. Denn Beziehungen sind Wechselwirkungen. Sie entstehen erst im „Nehmen und Geben“- im Miteinander, wie in einer gemeinsamen Sinfonie, einem gemeinsam einstudierten Musikstück, wo es gerade am Anfang viele Disharmonien und viele „Fehler“ geben kann. Beziehungen sind Arbeit und sie benötigen neben einem hohen Einsatz, Durchhaltevermögen, Talent und Übung.

Menschliche Beziehungen sind aber noch viel mehr. Sie gelingen häufig erst dann, wenn ich auch bereit bin, mich selbst zu ändern. Wenn ich mich öffnen, einbringen, vertrauen und überhaupt „Zeit aufbringen“ kann.

Zeit ist so kostbar geworden – denn von überall gibt es Zeiträuber, die darauf erpicht sind, uns Zeit zu stehlen. Wir werden erschlagen von einer Flut von Ablenkungen. Die meisten sind negativer Natur und lenken uns ab. Sie sollen uns die Zeit vertreiben, aber sie vertreiben eigentlich nur „das Wesentliche“ aus unserem Leben. Das Smartphone, der Computer, die sozialen Netzwerke, die ganzen Flatrates mit Filmen, Spielen und die riesige Welt-Bibliothek, die uns mit dem Internet allen offen steht. Natürlich ist es reizvoll, so eine Flut an Eindrücken zu erhalten und die menschliche Neugierde und der Wunsch nach Weiterentwicklung wird angesprochen. Aber können wir auch wirklich alles verarbeiten?

ÜBERALL stehen heute Ablenkungen, zusätzlich geschickt gesteuert von Algorithmen, die uns fesseln und an das Netzwerk binden sollen-  und angesichts der Flut des medialen Druckes, der auf uns einprasselt, verlieren wir völlig den Überblick. Wir können nicht mehr sortieren und wir können uns nicht mehr davor schützen. Es ist einfach zuviel geworden. Genau wie die Summe der Nachrichten aus aller Welt- all die Informationen, die für uns eigentlich nicht wichtig sind, aber dennoch ultra-präsent.

Es ist kein Wunder, dass bei der Flut der Eindrücke das Wesentliche, nämlich die Mitmenschlichkeit und die Konzentration auf einige wenige Menschen, die uns wichtig sind, völlig aus dem Blick geraten.

Weihnachten war und ist für mich daher immer das Fest, welches genau das wieder ins Bewusstsein ruft. Wie wichtig es ist, mal ein paar Stunden mit der Familie zu verbringen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Geschäfte für ein paar Tage ruhen zu lassen, die endlose Beschäftigung mit den Zahlen und dem Geld, die wie ein endloses Brettspiel „um nichts“ wirken, mal beiseite zu lassen. Bewusst den Fernseher auslassen und die Menschen „anschalten“. Man sollte versuchen die Leute „anzuschalten“ mit Liebe, mit Begegnung, mit netten Worten und dem Versuch, sie wenigstens zu verstehen. Es erwartet nun keiner von uns, dass wir sofort alle Menschen verstehen oder sofort mit jedem gut können. Aber allein, dass wir wieder das Thema „Mensch“ und „Beziehungen“ für eine Weile in unser Leben lassen- ihm Raum und Zeit geben- dass ist für mich die heilige Botschaft von Weihnachten, die auch ohne christlichen Glauben wichtig ist und verstanden wird.

Der Instagram-Hype

Ein Reisebus-Ladung voller Touristen wird über das malerische Künstlerdorf am See ausgeschüttet, holt die Smartphones raus, schreit „ah und oh“, „ach das ist ja schöne Kunst“, wischt mit dem Finger über das noch nicht angetrocknete Gemälde, wirft den Müll auf den Boden, fragt wo es die Toiletten und etwas zu Essen gibt und verschwindet nach drei Stunden wieder. Das war der Instagram-Hype, als wir alle noch dachten, die Kunst sei endlich ‚wichtig‘, ernst genommen worden und in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Nur ein paar wenige haben vorher schon gespürt, dass die Aufmerksamkeit nicht real war, dass es keine echte Liebe, kein echter Wandel in der Gesellschaft, sondern etwas sehr oberflächliches war.

 

Die Depression der Gesellschaft

Alles auf Anfang. So seltsam fühlt sich die Zeit im Moment an. Wie der große „Reset-Knopf“ von dem alle reden. Aber nicht, dass er alleine im Äußeren gedrückt wurde, auch im Inneren hat es den großen „Reset“ gegeben.

Ich frage mich, woher es kommt? Das Alter, die Wechseljahre vielleicht? Mein eigener, verzerrter Blick zurück in die Jugend, die mir mit voranschreitendem Alter immer schöner und blumiger, aber auch wehmütiger und „weiter weg“ erscheint? (Vielleicht sollte ich mal ein Selfie machen)

Zwei-einhalb Jahre Corona liegen jetzt hinter uns und wir sind wie der Patient, der noch nicht ganz wieder genesen ist.

„Ob ich auch Corona hatte“, wollte meine Cousine gestern von mir wissen. „Eine schlimme Krankheit“ sage ich, aber nein, ich hatte sie noch nicht.

„Wie kannst Du dann sagen, dass sie schlimm ist?“ fragt sie mich mit aufgerissenen Augen. Erwischt! Ich überlege. Ja, wie kann ich das sagen? Ich kannte jemand mit Long Covid, der fand sie schlimm. Man liest so einiges darüber. Aber außer von den Erzählungen oder den allgegenwärtigen Medienberichten habe ich wohl keine Erfahrung damit. Nach dem Ende der Maskenpflicht hatte ich ein paar Mal Husten oder Schnupfen, aber war das jetzt wirklich Corona? Diagnostiziert hatte das niemand und alle Tests waren immer negativ. Also hatte ich nie Corona. Auch gut. Darf ich dennoch eine Meinung dazu haben?

Denn Corona und die „große Depression der Gesellschaft“, die hat auch mich erwischt.

Wir müssen zurück in die Vergangenheit. Für ein paar Wochen und Monate.

Depression, das ist der Zustand, in dem alles steht. Der Kopf sagt „stop“ – es geht nichts mehr. Keine Gefühle, keine Interessen, keine Hobbys. Sterben, inmitten vom Leben. Es fühlt sich alles taub und leer an und alles Wollen wird im ewigen Schlamm erstickt. Alles fühlt sich schwer und unerreichbar an und die Motivation selbst für die kleinsten Dinge ist nicht mehr vorhanden.

Depression, das ist aber auch die Chance. Hinter der Depression steht der Auftrag, wieder gesund und glücklich zu werden. Wenn das Glück weg ist, musst Du etwas tun, um es wieder zu erreichen. Gib Dir Mühe! „Anzuhalten, um zu lauschen“ hat ein Ratgeber mal geschrieben. Was steht denn da eigentlich? Wie fühlt sich das an, nichts zu fühlen, keine Interessen und kein Ziel zu haben? Welche Bilder fallen Dir ein? Was sagt Dir die Krankheit? Woher kommt der Schmerz, das Leid, das Elend?

Es ist wie auf der Autobahn. Manchmal fliegst Du mit 180 über die Straßen und fühlst Dich unsterblich, Deine Pläne und Arbeiten gelingen wie am Schnürchen und du kannst Dir keinen anderen Zustand vorstellen. Aber dann kommt auf einmal das Stauende. Alle stehen. Du musst bremsen, ob Du willst oder nicht. 150, 120, 100, 70, immer langsamer, 50, 30, Schrittgeschwindigkeit und dann Stillstand. Fenster runterkurbeln. Eine Fliege kommt aus der verdorrten Landschaft in den Innenraum geflogen. Sie ist schneller als Du und lacht Dich aus. Du stehst. Würdest gerne wieder Gas geben, aber es geht nicht. Vor dir ist noch einer. Und noch einer. Und 5.000 weitere. Alle stehen, alle sind depressiv. Die Gesellschaft steht im Stau.

Die Motoren brummen, verpesten die Luft, dann werden sie endlich abgestellt. Die Wirtschaft wird abgestellt. Kein Benzin mehr da. Alles zu teuer. „Autofreier Sonntag“. Tempolimit, weniger Fleisch, weniger Co2, keine Inlandsflüge mehr, länger arbeiten.

„Reichtum verteilen!“ schreien die anderen. „Es ist nichts mehr da, wenn ihr nicht arbeitet“ schreien die anderen zurück.

„Wochenarbeitszeit erhöhen“, bei den „Hartz IV- Leistungen kürzen“ wollen die einen- „Hochzeiten auf Sylt verbieten“ und „Steuergelder erhöhen“ die anderen. Vermögenssteuer wieder einführen, starke Schultern sollen mehr tragen und die Armut verbreitet sich dennoch unaufhaltsam in der Breite. „Jetzt wird auch die Mittelschicht getroffen“ schreiben die Zeitungen und rechnen uns die Heizkosten-Rechnung für den Herbst vor. Wer soll da gesund und munter bleiben? Wohlstandsverlust ist das Schlagwort dieser Zeit.

Energiemangel, das andere.

Was ist schon gerecht? Die Depression ist niemals gerecht. Sie trifft alle mittens ins Herz. Ins Leistungszentrum. Sie lähmt uns.

Zeigt unsere Sterblichkeit, unsere Vergänglichkeit und legt schonungslos jede Schwäche offen.

Die Depression zwingt dich auf unbarmherzige Weise dazu, dich zu ändern. Sie sagt, dies und das ist nicht okay, ändere es.

Es wird solange weh tun, bist du endlich ein paar Schritte unternimmst. „Reformbedarf“ gibt es schon seit den 2000er Jahren. Jetzt kommt die Quittung, denn die Reformen wurden verschlafen. „Deutschland muss wieder zukunftsfest werden“, und über den demogrrafischen Wandel haben wir auch schon seit 15 Jahren geschrieben und geredet. „Geredet“- es wurde immer nur geredet. Die Depression, „jetzt ist sie halt da“, wie unsere frühere Kanzlerin sagen würde.

Auf zum Tagesgeschäft, liebe Gesellschaft, liebe Politik und lieber Einzelne- es gibt viel zu tun, wenn Du wieder gesund werden willst!

Ein schwaches Glimmen

Heute Nacht habe ich von Dir geträumt. Das ist mir in der letzten Zeit nicht mehr oft passiert, aber wenn ich von Dir geträumt habe, dann war es immer sehr intensiv. So auch dieses Mal. Du warst ganz die Alte, wie immer. Du strahltest und lachtest und warst so unglaublich frei und selbstbewusst. Du hattest immer die Fähigkeit, dich auf deine Stärken zu besinnen und sie ganz elegant in den Vordergrund zu stellen, damit andere sie auch sehen können. Die Lehrerin in Dir, vermutlich. Und ich war bei Dir, auf deiner Homepage, auf einem deiner vielen Publikationen und staunte, was du so machtest. So wie damals, als mich deine neue Homepage so ganz aus den Socken gehauen hat. Ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde, auch wenn es mittlerweile so lang her und eigentlich „vergessen“ ist. Es ist nicht immer das „Ich“, das wir beim anderen sehen können, schon gar nicht in der digitalen Welt – aber es das Bild von unserem Ich, das wir anderen mehr als glaubhaft vermitteln können. Und es war einfach riesig, leuchtend, schön, herrlich- nicht menschlich, beinahe göttlich. So hat es mir damals auch geholfen, mich auch „gepusht“, voran gebracht und motiviert. Und Motivation, das war etwas, dass wir damals sehr gut gebrauchen konnten. Denn unser Leben war nicht einfach. Wir sehnten uns nach Rückmeldung von anderen. Nach Freundschaften, in dieser komischen Welt in uns und um uns herum. Wir waren so unsicher und zerbrechlich, Anfang 20. Als sich plötzlich alles ändern sollte und kein Stein mehr auf dem anderen stand. Zerbrechlicher als da waren wir nie mehr! Und kein Wunder, dass wir uns gerade da kennengelernt haben! Du sagtest mal, du wolltest so sein wie ich.. aber es war umgekehrt eine Zeit lang genauso. Ich wollte so sein wie Du und das war die ganze Magie unserer Begegnung.

Ja, ich war also von Dir begeistert. Du warst mal mein Leuchtturm und hast meinen Weg begleitet. Aber wo bist du jetzt? Wo ist das Strahlen hin? Die Begeisterung von früher? Das Gefühl, etwas bewegen zu können? Die Lebendigkeit, die Dynamik. Wirst du jetzt erhaben, alt und bedächtig?

Das kann ich mir nicht vorstellen!

Auch wenn der Leuchtturm nicht mehr so hell leuchtet, ich weiß, dass es ihn gegeben hat. Er leuchtet in mir nach. Ein schwaches Glimmen, das nie ganz versiegen wird.

Seid Euch nah

Im Vordergrund pinkfarbene Rosen, in der Ferne unscharf eine Frauenfigur aus Marmor, die nachdenklick auf den Boden schaut.
In der Gartenschau Kaiserslautern

Heute bin ich Zeuge einer Hochzeit geworden. Sozusagen ein „Trauzeuge“.

Ich habe hoch oben auf dem Kaiserberg, auf einem gemütlichen Gartenstuhl im Schatten gesessen und meine Currywurst mit Pommes verspeist, die man zuvor in ca. 0,5 Liter Ketchup-Mayo Gemisch ertränkt hatte. Dazu hatte ich ein gemütliches Glas kalte Cola. Die Füße in sportlichen Sneakern, blaue Jeans und blaues Jeans-Shirt. Für meinen Ausflug ins Blaue!

Und wie ich da so ganz entspannt saß, um den Fesseln meiner Ehe und meines Zuhauses mal wenigstens für einen Vormittag zu entkommen, hörte ich den blumigen Worten der Pfarrerin zu, wie ihre lieblichen Worte vom Lautsprecher durch die Luft getragen an mein Ohr drangen. „Dass man sich immer lieben solle, auch in schlechten Tagen und daran erinnen, wenn es mal rumpelt“. Außerdem erfuhr ich alles über die Vorlieben und Hobbys des Ehegatten und die Ungeduld der Braut, wie sie zusammen gefunden haben und dass sie jeder einen Hund haben und er ihr auf der Burg Hohenecken einen Antrag gestellt hatte (der wohl etwas in die Hose gegangen war, woraufhin das Publikum leise kicherte). Ich war Zeuge der Trauung in der Weidenkirche, eine wunderschöne Kirche mitten in der Natur auf der Wiese, umgeben vom Grün. Vorher war ich noch den sonnigen, ausgedorrten Berg der Gartenschau hochgejachtet, in der Sonne mit mehr Unlust als sonst gesegnet. Die schwere Kamera hatte ich extra zu Hause gelassen und nur das Smartphone war heute mein Begleiter.

Und wie ich da so saß und lauschte begriff ich plötzlich, wieviel Freiheit in mir wohnte, wenn ich es nur zuließ.

Wie schön das Leben „da draußen“ war, wenn man endlich mal das Auto gesattelt hatte und sich auf die Hufe machte!

Die Welt, sie geht plötzlich auf und steht vor dir da. „Hi“ sagt sie ganz leise „hier bin ich. Nimm mich so, wie du es gerne hast“. Du kannst sogar plötzlich Trauzeugin werden und an einer wunderschönen Hochzeit teilnehmen, obwohl das gar nicht geplant war! Wenn das keine Überraschung ist!

Und komme ins Staunen, über mich, über die Welt und die Einfachheit die in einfachen Entschlüssen und leichten Taten liegt.

Es ist kein schweres Geröllfeld, dass man im Schweiße seines Angesichtes aus dem Weg räumen muss. Es ist kein Baggersee, den man mit einem Teelöffel ausschöpfen muss, es ist noch nicht mal so schwer wie eine Schnecke oder eine hässliche Kröte, die man von der einen Seite des Weges auf die andere hebt. Es ist noch viel leichter. Ein Fuss vor den anderen. Deinen eigenen! Einen Fuß nach dem anderen und einfach gehen.

So leicht wie der Tagesausflug können auch andere Dinge sein, wenn man nur möchte. Andere Menschen wieder in das Leben lassen zum Beispiel. Ganz einfach. Smartphone nehmen, Nachricht oder Sprachnachricht verfassen und ab damit! So leicht ist das. Es kostet nichts, fast noch nicht einmal die kleinste Überwindung. Es ist wie atmen. Ein und aus. Es geht ganz leicht. Und es kann so glücklich machen, wenn man das Leben einfach fließen lässt. Endlich das Wollen beerdigt, das Streben einmal loslässt. Ankommt!

Geh raus und lass die Welt an dich heran. Lass die Sonne auf deine Haut strahlen. Lass den Wind durch deine Haare wehen. Lass dein Lächeln auf ein anderes stoßen. Lass dir helfen. Hilf anderen. Sei präsent. Heirate. Begreife die Liebe! Sei Dir und anderen ganz nah.