Ich habe meinen Pieks

Zuerst habe ich gedacht, ich würde nie drankommen. Dann ging es plötzlich ganz schnell.
Mein Mann wollte mich persönlich nach Bad Dürkheim zum Impfzentrum fahren. „Falls Du Nebenwirkungen hast und dann nicht mehr fahren kannst“. Und der Hund durfte mit.
Es war ein regnerischer, kalter Tag Ende Mai. Das Außenthermometer zeigte 11 Grad und ich überlegte noch, ob ich mir eine lange Strumpfhose anziehen soll, weil meine Mutter gemeint hätte, im Wartebereich wäre es kalt und man müsste tlw. lange warten.

Schon am Eingang wird mir klar, dass es irgendwie „ernst“ ist. Überall stehen hohe, weiße Absperrungen und Bauzäune, an denen wiederum Verbotsschilder und Hinweisschilder aufgehängt sind. Man wird als große Masse durch eine klar erkennbare „Impfstraße“ gelotst. Am Anfang steht ein Mensch mit sichtbar erkennbaren Migrationshintergrund und kontrolliert den Ausweis und die Terminbestätigung. Nur eine „leichte Kontrolle“, nach einer Minute in der Schlange geht es gleich weiter. Es ist 20:15 Uhr und ich bin- wie im Schreiben empfohlen- 15 Minuten früher gekommen.
Im ersten Wartebereich sitzt niemand, also kann es gleich weitergehen. Ich komme in die Innenräume der „Salierhalle“, ein freundlicher Mensch mit erkennbaren Migrationshintergrund hält mir die Tür auf und bittet mich freundlich herein.

Am Schalter sitzt ein etwas unwirsch erscheinender Mensch mittleren Alters, der meine restlichen Unterlagen durchsieht. Ich weise ihn darauf hin, dass auf meinem Impfpass noch eine falsche Adresse (nämlich die von meiner letzten Wohnung in Mannheim) steht und ob das man das ändern könnte. Er sagt nur kurz „das ist ihr Problem, spielt ansonsten keine Rolle“ und reicht mir die Unterlagen zurück.

Ich komme kaum dazu, über seine Aussage nachzudenken und werde weiter zu einer Dame mit Fieberthermometer geschleust „34,4 Grad“ sagt sie, als sie mich kurz mit Infrarot an der Stirn abgetastet hat. Sie lächelt. Das Ausbildungsniveau der Mitarbeiter steigt und damit auch meine Nervosität. Ich habe einen Zettel und ein Klemmbrett ausgehändigt bekommen und soll noch an zwei Stellen unterschreiben „hier“ und „hier“ hatte der Mann gesagt. Wo nochmal genau? Ich blättere mich gerade durch die Unterlagen, da werden wir von einer freundlichen Stimme hingewiesen, dass es jetzt schon zur nächsten Station geht. Verdammt.

An der nächsten Station steht wieder ein Mensch mit erkennbaren Migrationshintergrund und möchte mir das Klemmbrett mit den beiden Unterschriften abnehmen. „Ich bin noch nicht soweit!“ protestiere ich und merke, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Dabei bin ich doch extra 15 Minuten früher gekommen, aber irgendwie in den falschen Zug eingesteigen. „Kein Problem, machen sie es einfach fertig, ich hole die Unterlagen dann ab“ sagt er freundlich.

Schnell blättere ich mich durch die Papiere und möchte sie noch ein bisschen lesen, aber es ist genau das gleiche, was man zu Hause auch schon auf dem Computer ausdrucken konnte. Ich kritzele meine Unterschrift dahin, wo das unübersehbare X ist und stelle fest, dass der Kugelschreiber bald den Geist aufgibt. So wie meine Nerven.

Es folgt eine „Belehrung“ über die Impfung von einem Menschen ohne Migrationshintergrund mit erkennbaren höherem Ausbildungsstand (vielleicht ein Arzt). Neben mir sitzen ein paar dicke Menschen und unterhalten sich.

Im Hintergrund sitzt eine Frau und geht die gestapelten Klemmbretter mit den Impfpässen durch. Sie hat eine riesige Menge an Aufklebern dabei, checkt die Unterlagen und stempelt für jeden die Impfbestätigung „Comirnaty“ hinein.

„Sie werden heute mit einem sogenannten mRNA Impfstoff geimpft“ erklärt der höher-gebildete Mensch, der leider ein bisschen zu leise spricht oder ich bin zu weit weg. Was er so sagt, klingt ganz interessant, aber ich höre irgendwie nur die Hälfte. Dann nimmt er sich den Stapel mit den abgestempelten Klemmbrettern und Impfpässen und wird von der Dame darauf hingewiesen, dass noch ein paar Unterschriften fehlen. Er liest die Namen durch, geht zu den Menschen neben mir und weist nochmal darauf hin, dass man bitte da, wo das „X“ ist, unterschreiben sollen.

Dann bin ich schon dran. Er checkt meine Unterlagen „Alles richtig gemacht“, ich darf zur nächsten Station.

Hier beginnt klar erkennbar der medizinische Bereich. Große, aus Holz gebaute Impfkabinen, Vorhänge, Desinfektionsmittel. Man solle bitte die Garderobe an den Haken hängen und den Oberarm freimachen.
Es geht Zack auf Zack.

Ein Mensch mit blauen Klamotten, Arztschuhen und professionellem Auftreten kommt in die Kabine und legt eine kleine Schale mit Spritze auf den kleinen Tisch. Das wird also meine „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Spritze. Sieht unspektakulär aus. Ich schaue sie dennoch neugierig an und merke, wie in mir die Vorfreude auf Reisen, Restaurants, Freunde aufsteigt. Alles in dem kleinen Ding da, mit den Messenger-Botenstoffen und dem magischen Schlüssel gegen das Spike-Protein.

Ich sitze auf einem wackeligen Drehstuhl aus Plastik und drehe gelangweilt meinen Oberkörper hin und her. Gegenüber sind zwei Mädchen (eine Patientin und ihre Freundin) die kichern, sichtbar aufgeregt sind und ab und zu rüberschauen, was die ältere Dame da so macht..

Dann kommt nochmal Mr. Blaukleidung in meine Kabine, das Herz pocht, er zieht den Vorhang zu und sagt „bitte den Oberarm etwas lockerer“ lassen, weil ich natürlich angespannt bin. „Es kann gleich ein bisschen pieksen“, sagt er noch, dann tut es HÖLLISCH weh, weil er genau den Nerv getroffen hat, ich lächele ihn dennoch dankbar an und er meint „bitte in den Warteraum 15 Minuten warten, dann zum Checkout“.

Ich komme also zum Ende der Wartestraße. Noch mehr Schilder, bitte nicht fotografieren, kein Handy, dankbare Ruhe, beinahe wie in einer Kirche, nur dass man nicht zu dicht gedrängt, sondern mit mehr Abstand zusammen sitzt. Ich überlege, ob mir schummrig wird oder es nur die Aufregung ist?

15 Minuten Ruhe, Nachdenken, ein herrlicher Moment. Hin und wieder steht jemand auf und geht zu einem der Checkout-Schalter. Ich staune, wieviel Personal man für die Impfungen aktivieren konnte. Hier sitzen vielleicht 20 Patienten, aber es gibt drei Schalter mit gut ausgebildeten Menschen und einem Leiter, der hin und geht und ab und zu einen Kommentar macht. Warten. Der eine Mann hinter dem Schalter holt ein Wurstbrot aus einer Box und kaut darauf. Ich muss schmunzeln, hab auch schon wieder Hunger. Blick auf die Uhr: Noch 3 Minuten. Vor mir steht jemand auf und geht zum Schalter. „Danach ich“ denke ich mir und überlege, wie historisch dieser Moment ist. Und dass es sowas eigentlich noch nie gegeben hat.

Dann stehe ich auf und checke aus.

Draußen scheint immer noch ein bisschen die Sonne und mich empfängt eine herrlich klare frische Luft.

Am nächsten Tage habe ich nur etwas leichte Kopfschmerzen und fühle mich ansonsten einwandfrei. Ich bin sehr erleichtert und dankbar, dass das alles so gut organisiert wurde! Und sich soviele Menschen dafür einsetzen, dass wir wieder aus der Pandemie herauskommen werden.

Auf dem Boden der Tatsachen

Das Jahr dümpelt so vor sich hin. Es fängt genauso an, wie das letzte Jahr aufgehört hatte. Einsam, alleine, sitzen wir in unserem Atombunker. Kochen, essen, fernsehen. Langeweile.
Pläne für die Zukunft, die bis jetzt aber nur aus Gedanken bestehen. Kleine, krakelige Skizzen, die ich nicht wirklich ausmalen kann.

Noch nichtmal auf Shoppen hab ich richtig Lust. Keine „Kauffreude“, wie man so schön sagt. Die einzigen Highlights des Tages sind Essen und Spaziergänge.

Pläne für Reisen liegen auf Eis, ich habe noch nichtmal mehr Lust darüber nachzudenken. Dabei hatte ich soviel vor: Alle europäischen Hauptstädte wollte ich sehen, mal in die USA fliegen, mal etwas von Asien sehen.
Letztes Jahr hatte ich den Französisch-Kurs belegt, damit ich endlich mal wieder nach Paris komme. Und jetzt? Bin ich schon froh, wenn meine Autotouren länger als 20 km sind. Jeden Wanderweg kenne ich in-  und auswändig, in jedem Naturschutzgebiet bin ich schon dreimal gewesen.
Dieser Verlust an Kultur und Vielfalt ist besonders schwer zu ertragen.

Noch nichtmal mehr auf Instagram kann man sich in den schönen Traumbildern verlieren, weil keine neue mehr produziert werden.

Bali, Mallorca, New York oder Dubai: Das alles erscheint so weit weg, so irreal, das ich manchmal denke, vielleicht war es doch nur ein Traum?

Passend zur äußeren Krise werden im neuen Jahr meine Augen schlecht. Als ob ich nichts mehr sehen kann. Nichts mehr sehen möchte. Ich werde wie ein Maulwurf und ziehe mich unter die Erde zurück.
„Klopf .. Klopf .. “ nur noch die Geräusche der Regenwürmer und Käfer über mir, die ab und an auf meinen Teller plumpsen.

Ansonsten Stille. Regen. Schnee. Wind.

Corona hat die Menschheit in eine kollektive Depression geschickt. Alle leiden. Alle werden getroffen.
Heute habe ich etwas über die Zahl der Impfdosen gelesen, die benötigt werden, um alle Menschen zu impfen. Sie erschien mir unglaublich hoch.
Irgendwas mit 12 Milliarden Dosen oder so. Und welche Mengen hochwertigen Glases man braucht, um diese Dosen sicher von Ort zu Ort zu transportieren. 8000 Flugzeuge sind erforderlich und das mit der Kühlung ist besonders kompliziert. Man benötigt sogar Sensoren, um die Temperatur des Trockeneises zu überwachen, damit es nicht vorschnell in den gasförmigen Zustand übergeht…

Es wird eine Meisterleistung werden müssen, wenn die Menschheit ihr altes Leben zurück haben möchte.
Und vieles wird danach ganz anders sein als vorher. Wir werden über die Dinge neu nachdenken müssen. Luxus wird uns stärker erscheinen als vorher. Vielleicht werden wir auch wieder mit weniger zufrieden sein?

Erstaunlich, dass ich dennoch so gut drauf bin. Hin und wieder blitzt ein Geistesblitz auf. Die Erinnerungen an gemeinsame Aktivitäten jenseits der eigenen Wohnung verblassen zwar, aber sie sind noch da.

Ca. heute vor einem Jahr hatte ich das letzte große Instagram-Treffen mit meiner Mädels-Gruppe. Ich hatte es gerade erst gegründet.
Eigentlich sollte es „gemischt-geschlechtlich“ werden. Aber wie der Zufall so will, haben sich dann doch nur Frauen eingefunden, als eine Frau dazu aufgerufen hatte. Die Männer „hatten keine Zeit“ (und wollten anscheinend auch keine weibliche Führung). Soviel zur Gleichberechtigung. Ich wollte gerade darüber lachen, es wegwischen und dann weitermachen.

Es fing gerade an, mir soviel Spaß zu machen. Kontakte bildeten sich, neue Menschen kamen zusammen. Ich hatte großes vor. Es fühlte sich gut an, Menschen zusammen zu bringen.
Und nun liegt alles am Boden. Viele Restaurants werden wir nie wieder besuchen können. Viele Geschäfte nie wieder von innen sehen.

Viele Marken werden aus unserem Bewusstsein verschwinden. Vieles wird sterben, und vieles werden wir verlieren. Es gibt „kein Zurück“ mehr. Der große Knall des 21 Jahrhunderts ist da. Passend in den „20er Jahren“, ähnlich wie im vergangenen Jahrhundert, als die großen Krisen auch in den 20er Jahren kamen.

Unser Einkaufsverhalten wird sich auch langfristig ändern. Die Geschäfte werden nie wieder so einen großen Überfluss anhäufen, weil dann immer die Gefahr besteht, dass sie auf diesen Konsum-Bergen sitzen bleiben. Die Zukunft ist ein Stück weit „unberechenbar“ geworden. Dass es immer nur oben geht, ist eine Vorstellung aus dem letzten Jahrhundert. Dieses aber ist anders. Man wird wieder die Produktion „in das eigene Land“ holen. Die zu große Abhängigkeit von anderen ist Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können. Auch wenn man augenscheinlich „billiger produziert“ ist das kein Vorteil wenn „gar nichts mehr produziert wird“ oder im Zweifelfall diejenigen Länder Impfstoff oder Schutzmasken bekommen, die die besseren Fabriken haben und mehr Dollars auf den Tisch legen. Die Globalisierung wird sich zwangsläufig verändern. Derjenige, der am besten auf sich selbst aufpassen kann, wird am stärksten sein. Vielleicht gibt es auch eine „Re-Nationalisierung“. Wir werden nicht mehr den Luxus haben, auf Kinder und Jugendliche zu verzichten und unsere Gesellschaft für das Geld „altern zu lassen“. (Denn Kinder kosten ja Geld und eine reiche Gesellschaft verzichtet nur zu gerne auf dieses unangenehme Etwas). Wir werden wieder mehr auf unsere eigene Gesundheit achten müssen. Mehr gegen das Übergewicht tun. Mehr für unsere Lunge.

Wir werden die Mitmenschlichkeit stärker pflegen müssen. Wir werden noch mehr auf uns aufpassen müssen. Das Virus lehrt uns, dass wir nicht unbesiegbar oder gottgleich sind. Und das ist ein kleiner Lichtblick, ein kleiner Hoffnungsschimmer auf eine bessere Zukunft – bei all den schlechten Nachrichten.

Lockdown-Smockdown

Was kann man schon zu dieser komischen Zeit schreiben, die wir im Moment erleben?
Auf der einen Seite denke ich mir manchmal „Toll, du wirst Zeitzeugin einer Pandemie, wie spannend das ist“ – dann wieder merke ich, wie ernst die Lage ist, täglich über 1.000 Tote im Moment, vor allem die Alten sterben uns unter der Hand weg und kein Halbgott in Weiß kann etwas dagegen ausrichten.

Was wird den Menschen in 100 Jahren über diese Pandemie in Erinnerung bleiben? Was werden die Erlebnisse, über die Filmemacher und Autoren ihre reißende Bücher schreiben? Manchmal denke ich, vielleicht gar nicht soviel. Wie jede Krankheit ist auch die Pandemie etwas, das wir schnell wieder vergessen wollen. Wir gehen da durch, es ist unangenehm, aber danach wollen wir nicht daran erinnert werden. Man verdrängt die unangenehmen Erfahrungen.

Ich schreibe daher mal auf, wie ich es empfinde: Die Pandemie ist unglaublich langatmig. Man kann durch die Lockdown-Maßnahmen nur sehr wenig unternehmen. Die Krankheit ist auf jeden Fall „langweilig“ für die, die nicht direkt betroffen sind. (Die Lage der Ärzte und Pflegekräfte und auch der Kranken kann ich nicht beurteilen und sie sollte daher an anderer Stelle diskutiert werden).

Seit Februar 2020 bin ich auf dem totalen „Freundes-Entzug“, das ist jetzt fast ein Jahr her. Alles ist zum Erliegen gekommen: Keine Freundin mehr im Cafe treffen, keine größeren Instameets, kein Sprachen lernen in der Volkshochschule, keine Foto-Kurse, kein Sport. Am Anfang habe ich mich noch freiwillig isoliert und bin auf Rückzug gegangen, mittlerweile wurden die Maßnahmen dann auch politisch festgezurrt. Seit über einem Jahr bin ich fast nur noch in der Natur unterwegs, auf den Feldern, im Wald – aber in fast keiner Stadt mehr. Seit einem Jahr haben wir keine „richtigen Geschäftsreisen“ mehr gehabt. Alles läuft über dieses kleine Gerät in unseren Händen, per Email, Telefon und auf großen Monitoren ab. Für unsere kleine Firma sind die Maßnahmen sehr hart und wenn wir keine guten Vorarbeiten in den letzten 5 Jahren geleistet hätten, hätten wir die Pandemie vermutlich nicht überstanden.

Der Reise- und Bewegungsbereich ist deutlich zusammengeschrumpft. Habe ich im Jahr 2019 noch knapp 80 Prozent der Welt umrundet, waren es 2020 nur noch 30 Prozent (laut Google-Statistik). Das ist wirklich wenig. Viel-Reisende mit dem Flugzeug kommen locker auf mehr, bei mir betreffen die Bewegungsdaten eigentlich nur das Auto, Fahrrad und die Fußstrecken. Die Globalisierung ist zum Erliegen gekommen, denn das wesentliche Merkmal des globalisierten Menschen ist seine Bewegungsfreiheit.

Was mich wirklich schockiert an der Pandemie ist der gesellschaftliche und vor allem politische Umgang damit:
Der einzige Ausweg aus der Misere, eine flächendeckende und effiziente Impfung wurde verschlafen. Andere Länder wie z.B. Israel haben bereits 20 Prozent ihrer Bevölkerung geimpft, Deutschland dümpelt irgendwo bei 0,8 Prozent (die genauen Werte ändern sich ständig). Im entscheidenen Moment wurde gespart, wo andere längst „geklotzt“ haben. Die Politiker versuchen sich nun heraus zu reden, aber ihre Argumente wirken schwach und leblos.

Es zeigt sich, dass die Politiker insgesamt ein sehr schlechtes Menschenbild haben, denn sie wollen unser Leben auf die Arbeit und das Einkaufen reduzieren.
Was in den Familien passiert, bei der Erziehung, bei den jungen Menschen, was der Lockdown seelisch mit uns macht- ist ihnen völlig egal.

Wer für seine Freiheit eintsteht, gilt unter Staatsfreunden schnell als „radikal“ und „Querdenker“- Protest an den Maßnahmen ist nicht erwünscht.
Es gibt Berufsverbote, es gibt soziale und materielle Schieflagen, zunehmende häusliche Gewalt, Konflikte die nicht gelöst werden können und unendliches Leid erzeugen. Das ist sehr traurig. Und ein Protest dagegen ist nicht „quer“, sondern basiert auf dem gesunden Menschenverstand und unserem Bedürfnis nach Freiheit und seelischer Unversehrteiht (auch das ist ein Recht). Die Politik scheint das alles nichts anzugehen. Sie schauen auf die Zahlen, auf die vielen Toten auf die Inzidenzen, wie kalte Mathematiker und wenn da etwas nicht passt, muss halt leider alles geschlossen bleiben. Man macht es sich zu einfach, wo die Antworten ausgewogen und durchdacht sein müssten.

Die wichtigste Frage ist doch: Bringt der Lockdown wirklich etwas? Bis jetzt scheinen die Maßnahmen nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Die täglichen Neuinfektionen bleiben auf einem hohen Niveau, die Todeszahlen steigen weiter an , nur bei den Zahl der Intensivpatienten gibt es eine „leichte Entspannung“.

Und so muss jeder sehen, wo er bleibt. Arbeiten und Einkaufen ist ja noch erlaubt, der Rest bleibt auf der Strecke.

„Die Pandemie kostet Lebenszeit“, hat mir eine gute Freundin letztens mal gesagt. „Die verlorene Zeit bringt Dir niemand zurück.“ Für uns Menschen im mittleren Alter ist das vielleicht noch zu verkraften, aber was ist mit den Kindern und Jugendlichen, die dringend ihre Freunde sehen und sich zusammen mit anderen entwickeln müssten? Wer gibt ihnen ihre Chancen zurück?

Der Umgang mit der Pandemie zeigt auch unser seltsames Verhältnis zur Gesundheit und zu Leben und Tod. Die Alten, die gut und lange gelebt haben, die alles gesehen haben und nun schwach und krank sind, wollen wir um jeden Preis schützen, aber für die jungen Leute, die sich entwickeln wollen und ihr ganzes Leben noch vor sich haben, entwickeln wir keine brauchbaren Konzepte. Wir wollen den Tod vor dem Tod schützen, aber für das Leben haben wir keinen Plan.

Alle Schwächen der Gesellschaft werden im Moment gnadenlos aufgedeckt, vor allem die Schwächen im Gesundheitssystem (zu wenige Pflegekräfte), die Schwächen in der öffentlichen Verwaltung, das Zuständigkeits- und Regelungswirrwarr von großen Institutionen wie der EU zum Beispiel.

Es wird auf Kante gelebt und in die großen Schuldentöpfe gegriffen, aber wer das alles bezahlen soll, ist völlig egal. Später kann man dann gerne wieder in die Taschen der Arbeitenden oder Vermögenden greifen, so wie man es gewohnt ist. Die Krankheit des Systems wird weiter mit der Gesundheit der Wenigen am Leben gehalten.

Als ich das Thema „Kosten der Pandemie“ auf Twitter mal angesprochen habe, hat ein „Schwerkranker“ mir geantwortet „ist doch nur Geld“ – darauf meine Antwort „solange es nicht meins ist“. Kurzum: Wer krank ist, darf fordern – die anderen müssen schauen, wo sie bleiben. Das nennt man dann „Solidarität“, bis die Gesunden auch krank werden.

Es geht aber viel mehr als nur um Geld. Die Pandemie kostet unsere Lebenszeit und sie vernichtet unseren sorglosen Lebensstil, wie wir ihn eins kannten. Sie nimmt unsere Träume, sie zerstört Hoffnungen und Familien bangen um ihre Existenzen.

Die Pandemie ist ein so zentrales Thema und sie betrifft so viele Menschen mittlerweile, dass eigentlich im großen Stil darüber diskutiert werden müsste. Aber Unzufriedenheit gilt schnell als „rechts“ (Warum?) und kritische Töne sind nicht erwünscht, wenn der gemeine Bürger darauf dressiert werden soll „staatsgläubig“ zu sein. Wir müssen aber Widerstand leisten. So wie wir gegen die Krankheiten Widerstand leisten müssen, so brauchen wir auch inneren Widerstand gegen Personen, die uns unterdrücken wollen und Beschlüsse, die uns nicht gut tun, weil sie nicht durchdacht sind oder am Ziel vorbeischießen.

Wir brauchen die Kraft, auch mal „nein“ zu sagen und wir dürfen und müssen (!) unseren eigenen Kopf benutzen. Wir brauchen endlich ein Gesundheitssystem, das an den Menschen glaubt und Gesundheit fördert, anstatt nur eine größere Behörde zu sein.

Wir benötigen endlich das breite Bewusstsein in der Gesellschaft, wie wichtig die seelische Gesundheit und intakte Familien sind.

Wir brauchen einen Zusammenhalt, Politiker die uns durch entschlossene Maßnahmen Freude auf die Zukunft machen..

Keinen Lockdown ohne Ausweg.

Läuft

Ein Bild aus Bad Wimpfen, Stauferburg und Türmchen, dunkle graue Wolken am Himmel
Dunkle Wolken

Dieses Jahr war dunkel und der Winter wird noch dunkler werden.

Ich habe eben in den Nachrichten mal wieder etwas Neues gelernt: Möglichkeit, dem anderen zu sagen, dass man nicht einer Meinung ist: Einfach enthaupten.

Das ist praktisch, weil er dann auch nicht mehr reden und denken kann. Der Kopf fehlt ja. Nebenwirkung: Man kann selbst dabei erschossen werden. Dann kann man auch nicht mehr reden und denken. Muss so ein Männerding sein..

Was war sonst noch?
Das kleine Virus hat unsere Gehirne zerfressen, aber die Ängste sind noch nicht vollständig wieder zurück. Wir haben uns an die neue Welt gewöhnt. Umweltkrisen, Überbevölkerung, Klimawandel, Hunger kannten wir ja alle schon. Jetzt kommt eben noch eine Pandemie dazu. Ich fange an, die täglichen Horrormeldungen einfach auszublenden. Es sind einfach zu viele.

Meine sozialen Kontakte sind dies Jahr ganz seltsam. Still und leise. Ich habe zwei enge Vertraute dazu gewonnen. Beide über Instagram, dieses gesegnete Medium. Eine Frau und einen Mann. Für jede meiner Seiten habe ich einen Freund gewonnen. Das ist schön. Es fühlt sich gut an.

Die Verwandten kooperieren auch wieder mehr und man erkennt, dass die wichtigen Menschen enger zusammen rücken. Das ist der Vorteil der Krise.

Beruflich läuft es mit „Höhen und Tiefen“. Mal bin ich auf dem Gipfel der Alpen angekommen, dann wieder im Jammertal.

Seelisch ist es recht belastend. Dafür läuft es mit der Kunst gut.

Im Rad der Corona-Krise

Dieses Jahr fühlt sich leer an. Ohne Liebe, ohne Gefühle. Die Arbeit wird nüchtern verrichtet, Termine werden ausgemacht, eingehalten, abgehakt. Computer werden aufgebaut, installiert, wieder abgebaut. Die Sonne geht morgens auf und abends unter. Dazwischen ist irgendwie „nichts“.

Corona soll sich ja auf die Abstände der Menschen auswirken und diesen „Sicherheitsabstand“ sollen wir immer einhalten. Aber das „social distancing“ führt kurioserweise auch zu einem emotionalen „emotional distancing“

Am letzten Samstag waren wir in Bad Dürkheim. Dort wurde ein großes Riesenrad aufgebaut, eine Fahrt kostet 8 Euro und es geht sogar eine Runde länger als auf dem normalen Wurstmarkt, der immer im September ist. Außerdem ist es höher als das normale Riesenrad.

Auf dem Wurstmarkt war das Riesenrad immer eine große Attraktion. Man musste um einen Platz in der Schlange kämpfen, gerade abends konnte es schwierig werden, eine freie Gondel zu bekommen. Man steigt in das tolle Rad und schwebt mit lieben Menschen an der Seite leise aus den Besuchermassen davon. Meistens ist man leicht angetrunken und die Welt erscheint im rosa-farbenen Schein. Vom Festplatz kriechen die Gerüche nach Bratwurst, Crepe und Pizza nach oben. Alles leuchtet und der Platz strahlt in tausend Lichtern. Die Menschen lachen und feiern, man schwebt kurz über ihren Köpfen, hat den Blick von außen, um dann wieder in die Feierlichkeiten einzutauchen. Es ist jedes Mal ein prickelndes Erlebnis und ich muss einfach jedes Jahr damit fahren.

Aber dieses Jahr vor diesem Riesenrad war alles erschreckend anders.
Es haben sich keine Schlangen gebildet. Keine Kinder haben gejubelt. Es gab keine Weinstände und auch keine Würstchenstände. Kein Geruch. Keine Musik, nur das leise Gedudel, das beinahe entschuldigend aus der Anlage des Riesenrades rieselt. Es war eine dermaßen seltsame und leere Atmosphäre, dass mir fast übel geworden ist. Was für ein Unterschied zum letzten Jahr! Da war ich fast an jedem Wurstmarkt – Tag dort, immer in wechselnder Belegung. Ich habe mehrere Freundinnen getroffen, hab Fotos gemacht, das Feuerwerk abgelichtet, meine Cousine war dort, meine Eltern, mein Mann. Es war so lustig! Die Menschen haben gefeiert, gelacht, getrunken wie das eben so üblich ist in der Pfalz. Aber die Pfalz ohne Weinfeste, das fühlt sich fast ein bisschen norddeutsch an. Da fehlt eindeutig etwas!

Es ist schön und man hat eine gute Aussicht von oben, ja durchaus. Aber das Rad fährt immer den gleichen Weg, eine Veränderung gibt es nicht. Hoch und runter, so wie die Tage langsam kommen und gehen. So wie wir, steckt das Rad im Alltagstrott. Es gibt keine Aussicht. Keine Highlights. Wir drehen unsere Runden in der Corona-Krise und hoffen, dass es bald ein Ende hat.

 

Verantwortung übernehmen

Ich glaube, so langsam dämmert es allen Menschen, dass wir in einer richtigen Krise sind. Dass das jetzt nichts mehr ist, was einfach vorüber geht. Die getroffenen Maßnahmen sind heftig. An meinen täglichen „Wasserstands- bzw. Wortmeldungen“ könnt ihr erkennen, dass sich auch die verwendeten Vokabeln eindeutig verändert haben.
Es wird aber auch ein Ende der Krise geben. Wir werden alle deutlich durchgeschüttelt. Der Virus wird zum „Game Changer“, so wie ich das schon prophezeit habe. Danach wird alles anders werden. Das Gesundheitssystem wird sich neu aufstellen müssen, die Wertschätzung der Pflegearbeit wird endlich neu durchdacht und verändert werden müssen. Die enorm große Abhängigkeit von China wird auf den Tisch gelegt, die Produktion von Medikamenten hoffentlich wieder ins eigene Land geholt. Auch Sicherheitsaspekte, Grenzkontrollen, Notfall-Programme werden eine völlig neue Bedeutung bekommen, denn jetzt kann man nicht mehr sagen: SARS gibt es nur in den asiatischen Ländern! Schlussendlich werden wir aber auch erkennen können, dass wir verletzlich sind und einander brauchen. Dass gegenseitige Solidarität die beste Gesundheitsvorsorge gegen alle Krankheiten und Krisen ist.

Ich habe gestern abend lange mit meiner Schwester telefoniert und sie hat gemeint, dass sie den Eindruck hat, dass bei vielen Menschen die „Realität“ noch nicht durchgesickert ist. Zum Beispiel waren viele ihrer Freundinnen noch vor ca. 3 Wochen im Skiurlaub in Südtirol. Obwohl es sich da schon abzeichnete, dass die Krise dort kommen wird und es von überall schon Virus-Meldungen gab. Sie haben es auf die leichte Schulter genommen und nicht glauben wollen. Und waren jetzt bei der Wiedereinreise überrascht, dass das Gesundheitsamt Quarantäne anordnet! Es ist ja auch nicht zufällig, dass die Bundesländer und Städte, in denen viele reiche Menschen wohnen, auch mehr Geld zum reisen haben und dadurch stärker betroffen sind!

Ich höre außerdem den täglichen Podcast von Christian Drosten (https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html ) , der einen auch immer mit interessanten Informationen über die aktuelle Lage versorgt. Wie wohltuend wissenschaftliche, neutrale Aussagen in diesen Tagen sind! Von ihm stammt z.B. die Information, dass die Gesundheitsämter regresspflichtig sind, wenn sie Veranstaltungen absagen und den Veranstaltern dann Kosten oder Einnahmeausfälle entstehen. Und das ist oft der Grund, warum sie sich dann zurückhalten, obwohl es medizinisch gesehen vielleicht sinnvoll wäre, alles abzusagen. Und immer wieder hört man jetzt die Meldung, dass eine Veranstaltung zwar auf 1000 Besucher gedeckelt ist, aber die Veranstalter dann einfach 999 Besucher anmelden.
Das ist eine Frechheit, finde ich. In dieser Krise sollten alle Menschen versuchen, mehr Verantwortung zu übernehmen!

Wie sind Eure bisherigen Erfahrungen mit der Krise?

Worte des Tages vom 15.3.2020

Bundespolizei
Grenzkontrollen
Knappe Ressourcen
Krisenstab
Ausnahmezustand
5500 Menschen
Hamsterkäufe im grenznahen Bereich
Höchste Alarmstufe
Ausgangsbeschränkung
CureVac
Ostermesse
Sündenablass
Soziale Kontakte
Problemgebiete
Einheitliche Kontrollmaßnahmen
Bundeswehrkrankenhaus
Lohnfortzahlung
Notbetreuung
Regelbetrieb
Videokonferenz
Bewegungsfreiheit
Berufspendler
Kommunalwahlen
Eigener Stift