Ein Tag in Heidelberg

Guten Morgen!

Normalerweise schreibe ich immer die ersten Zeilen in mein Tagebuch für mich selbst. Was war passiert, was wird noch wichtig? Wie geht es mir im Moment?

Das ist meistens die Basis für ein paar Zeilen.

Da hab ich gerade den Artikel bei Sabine über unser letztes Treffen der Manna-Fotogruppe gelesen und mich gefreut.

Ja, das Wochenende war sehr chillig. Schön sonnig, schön entspannt. Es sollte nochmal der letzte „Spätsommertag“ werden, bevor das Wetter schlechter werden sollte. Oft habe ich die Treffen in Heidelberg nicht wahrnehmen können. Zu weit weg, zu viel Arbeit oder gerade keine Zeit, weil man mit den blöden Dingen des Alltags beschäftigt ist.

Wie schön es da ist, mal raus zukommen! Ich hab mich in unser Auto gesetzt (mein Mann brauchte es nur bis 10 Uhr) und bin einfach losgefahren. Vorher noch ein Paket zur Post gebracht und mich darüber gefreut, dass es so viele Leute gibt, die auch am Wochenende arbeiten und immer dafür sorgen, dass unsere Wirtschaft läuft. Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, zu „selbstverständlich“ ist es, dass wir es erst merken, wenn „Fachkräftemangel“ herrscht.

Auf der Autobahn war es sehr voll und Menschen aus allen Herren Ländern und mit allen möglichen Kennzeichen sind an mir vorbeigerauscht. „Jeder möchte das gute Wetter nutzen“, dachte ich mir und fuhr relativ gemütlich über die Autobahn und dann durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof. Alleine das dauert ca. 40 Minuten.

Ich hatte mir ein gutes Parkhaus ausgesucht, das nicht zu weit weg ist, aber teuer sind leider alle. Am Ende des Tages musste ich für den Spaß, „mobil zu sein“, 10 Euro in den Automaten stecken, um mein geliebtes Gefährt wieder zu erhalten, weitere 17 Euros waren dann für ein VRN-Tagesticket fällig.

Am Hauptbahnhof Mannheim habe ich erst mal die Menschenmassen genossen und mir die vielen jungen Leute angeschaut. In der letzten Zeit merke ich immer mehr, dass ich älter werde. Vor allem am Wochenende, wenn viele junge Leute unterwegs sind, Fußball-Fans z.B., Studenten oder Gruppen aus jungen Frauen, die eine Freundin besuchen. Der öffentliche Nahverkehr ist oft jung, fällt mir auf.

Leider war ich für die erste S-Bahn nach Heidelberg zu spät. Ich bin gerade die Treppe hoch gejoggt, da habe ich noch gesehen, wie sie abfährt. Also nochmal 30 Minuten warten!

Ich habe die Zeit in der Bahnhofsbuchhandlung verbracht, was immer etwas besonderes ist und wo es besonders viele Eindrücke und Inspirationen gibt, vor allem wenn man normalerweise ländlich wohnt, so wie ich. ( Und es war mir sogar noch gelungen, ein Geschenk für meinen Schatz zu kaufen, der nämlich heute seinen Geburtstag hat. 😉 )

Irgendwann ging es dann weiter nach Heidelberg. Die Strecke war ich noch nie zuvor gefahren. Anlässlich der Herausgabe des 9- Euro Tickets im letzten Jahr hatte ich recherchiert und bin drauf gekommen, dass das S-Bahn Netz in der Rhein-Neckar Region doch sehr gut ausgebaut ist und die Taktung zufriedenstellend ist. Warum das also nicht nutzen? Heidelberg mit dem Auto ist keine so gute Idee, weil es sehr viele Straßenbahnen, Schienen und Fahrräder gibt. Mit den Öffis ist man da „intelligenter“ unterwegs, außerdem war mein heutiges Ziel der Bergfriedhof, wo es nicht besonders viele Parkplätze gibt. Nachdem das Transport-Problem also endlich gelöst und hinter mich gebracht wurde, konnte ich endlich Sabine treffen und zusammen warteten wir auf den Rest der Manna-Gruppe.

Die Führung begann am jüdischen Teil des Friedhofs. Sehr interessant, weil ich in meinem Leben noch auf nicht so vielen jüdischen Friedhöfen war. Wir hatten einen sehr guten Begleiter, der uns alles freigiebig und geduldig erklärt hat. So gibt es z.B. kleine weiße Steine, die die Besucher am Eingang aufnehmen können. Am Grabstein wird einfach ein Stein drauf gelegt. Blumen oder Grabschmuck wie bei den christlichen Friedhöfen gibt es nicht! Außerdem gibt es die Regel, dass die Gräber nicht angefasst oder „gepflegt“ werden sollen, wie es „bei uns“ üblich ist. Man überlässt die Toten quasi dem Totenreich und kümmert sich nicht mehr so versessen darum wie im Christentum. Es ist eine etwas entspanntere Art mit dem Tod und vor allem der aufwändigen Grabpflege umzugehen. Uns war z.B. auch aufgefallen, dass auf dem christlichen Teil des Friedhofs viele Schilder von Gärtnereien angebracht sind, weil es ja immer darum geht „Wer schaut nach dem Rechten? Wer pflegt den Bewuchs, kehrt die Erde oder den Staub weg und tauscht die Blumen aus?“. Einer aus unserer Gruppe meinte dann auch sehr treffend, dass er früher auf den Friedhöfen viel mehr ältere Frauen in schwarz gesehen hat, die diese Arbeit immer „wie selbstverständlich“ gemacht haben und dass die Grabpflege heutzutage quasi „outgesourct“ (also auf Dienstleister übertragen) worden ist.

Mit Hilfe von „Google Lens“ haben wir dann teilweise versucht, die hebräischen Inschriften zu entschlüsseln, vor allem ein Symbol war so gut wie an jedem Grabstein zu lesen. Es bestand nur aus zwei Zeichen und eine kurze Internetrecherche hatte dann ergeben, dass es einfach heißt „Hier ruht“, danach kommt dann der Name, und die restlichen Angaben. Aber es gibt z.B. keine Kreuze, weil dieses Symbol im Judentum „nicht erlaubt“ ist, sogar in der Mathematik wird ein anderes „Plus“ verwendet. Mir wurde auf jeden Fall bewusst, dass es noch viel über Religionen zu lernen gibt und man immer glaubt „schon alles zu wissen“, was bestimmt nicht so ist.

Weiter ging es mit dem gemütlichen Spaziergang über die Hänge und die bewaldete Fläche des Bergfriedhofes. Ich erinnerte mich an diese besondere Architektur des Friedhofes, weil ich hier das letzte Mal vor 25 Jahren war, als mein Onkel seine Beerdigung hatte. Aber an viel mehr von damals konnte ich mich nicht erinnern, vielleicht noch an die Kapelle und ein bisschen an den Eingangsbereich.

Im christlichen Teil fiel uns dann noch auf, dass wir uns hier irgendwie wohler fühlen, weil die Gräber „schöner“ waren und nicht ganz so düster und soldatisch-einheitlich wie auf dem jüdischen Teil. Hier sind nämlich zusätzlich alle Grabsteine in eine Richtung ausgerichtet, auf dem christlichen Teil ist mehr Durcheinander, etwas mehr „Chaos“ und auch die Grabgestaltung ist sehr unterschiedlich.

Weil uns dann auf dem Höhepunkt der kleinen Wanderung so langsam der Hunger einholte, beschlossen wir hinterher noch eine kleine Einkehr in der Heidelberger Weststadt zu unternehmen. Ein sehr schönes, ruhiges Viertel, das gepflegte Straßen und Menschen hat, nicht überlaufen ist und ein bisschen an den Mannheimer Lindenhof erinnert.

Hier im Restaurant fiel mir dann noch auf, wie gesellig das Stadtleben ist. Menschen kennen sich, grüßen sich und treffen sich anscheinend viel öfter in der Öffentlichkeit, als das bei uns auf dem Land ist. Da wurde ich etwas wehmütig, denn die Geselligkeit fehlt doch hin und wieder, wenn man in einem sehr kleinen Ort lebt, wo es vielleicht auch nicht so viele „Gleichgesinnte“ auf einen Fleck gibt (z.B. Foto- oder Kunstbegeisterte). Da hat die Stadt doch auf jeden Fall ein paar Vorteile!

Mit vielen Eindrücken und einem schönen Tag im Gepäck ging es dann nach Hause.

Seid Euch nah

Im Vordergrund pinkfarbene Rosen, in der Ferne unscharf eine Frauenfigur aus Marmor, die nachdenklick auf den Boden schaut.
In der Gartenschau Kaiserslautern

Heute bin ich Zeuge einer Hochzeit geworden. Sozusagen ein „Trauzeuge“.

Ich habe hoch oben auf dem Kaiserberg, auf einem gemütlichen Gartenstuhl im Schatten gesessen und meine Currywurst mit Pommes verspeist, die man zuvor in ca. 0,5 Liter Ketchup-Mayo Gemisch ertränkt hatte. Dazu hatte ich ein gemütliches Glas kalte Cola. Die Füße in sportlichen Sneakern, blaue Jeans und blaues Jeans-Shirt. Für meinen Ausflug ins Blaue!

Und wie ich da so ganz entspannt saß, um den Fesseln meiner Ehe und meines Zuhauses mal wenigstens für einen Vormittag zu entkommen, hörte ich den blumigen Worten der Pfarrerin zu, wie ihre lieblichen Worte vom Lautsprecher durch die Luft getragen an mein Ohr drangen. „Dass man sich immer lieben solle, auch in schlechten Tagen und daran erinnen, wenn es mal rumpelt“. Außerdem erfuhr ich alles über die Vorlieben und Hobbys des Ehegatten und die Ungeduld der Braut, wie sie zusammen gefunden haben und dass sie jeder einen Hund haben und er ihr auf der Burg Hohenecken einen Antrag gestellt hatte (der wohl etwas in die Hose gegangen war, woraufhin das Publikum leise kicherte). Ich war Zeuge der Trauung in der Weidenkirche, eine wunderschöne Kirche mitten in der Natur auf der Wiese, umgeben vom Grün. Vorher war ich noch den sonnigen, ausgedorrten Berg der Gartenschau hochgejachtet, in der Sonne mit mehr Unlust als sonst gesegnet. Die schwere Kamera hatte ich extra zu Hause gelassen und nur das Smartphone war heute mein Begleiter.

Und wie ich da so saß und lauschte begriff ich plötzlich, wieviel Freiheit in mir wohnte, wenn ich es nur zuließ.

Wie schön das Leben „da draußen“ war, wenn man endlich mal das Auto gesattelt hatte und sich auf die Hufe machte!

Die Welt, sie geht plötzlich auf und steht vor dir da. „Hi“ sagt sie ganz leise „hier bin ich. Nimm mich so, wie du es gerne hast“. Du kannst sogar plötzlich Trauzeugin werden und an einer wunderschönen Hochzeit teilnehmen, obwohl das gar nicht geplant war! Wenn das keine Überraschung ist!

Und komme ins Staunen, über mich, über die Welt und die Einfachheit die in einfachen Entschlüssen und leichten Taten liegt.

Es ist kein schweres Geröllfeld, dass man im Schweiße seines Angesichtes aus dem Weg räumen muss. Es ist kein Baggersee, den man mit einem Teelöffel ausschöpfen muss, es ist noch nicht mal so schwer wie eine Schnecke oder eine hässliche Kröte, die man von der einen Seite des Weges auf die andere hebt. Es ist noch viel leichter. Ein Fuss vor den anderen. Deinen eigenen! Einen Fuß nach dem anderen und einfach gehen.

So leicht wie der Tagesausflug können auch andere Dinge sein, wenn man nur möchte. Andere Menschen wieder in das Leben lassen zum Beispiel. Ganz einfach. Smartphone nehmen, Nachricht oder Sprachnachricht verfassen und ab damit! So leicht ist das. Es kostet nichts, fast noch nicht einmal die kleinste Überwindung. Es ist wie atmen. Ein und aus. Es geht ganz leicht. Und es kann so glücklich machen, wenn man das Leben einfach fließen lässt. Endlich das Wollen beerdigt, das Streben einmal loslässt. Ankommt!

Geh raus und lass die Welt an dich heran. Lass die Sonne auf deine Haut strahlen. Lass den Wind durch deine Haare wehen. Lass dein Lächeln auf ein anderes stoßen. Lass dir helfen. Hilf anderen. Sei präsent. Heirate. Begreife die Liebe! Sei Dir und anderen ganz nah.

Der Sehnsuchtsort

Jeder Mensch kennt ihn : den Sehnsuchtsort.
Es ist ein Ort, tief im Inneren, an dem man gerne wäre. Ein Ort, von dem eine magische Anziehungskraft und Ruhe ausgeht. Aber auch ein Ort, der fasziniert und von dem man sich mehr verspricht.

Dieser Ort kann ein rein gedanklicher Rückzugsort sein, eine Ruhe-Oase, zu der niemand vordringen kann.

Oder es ist ein Ort, den man wirklich bereisen und anschauen möchte.

Bei der Fotografie habe ich immer wieder gemerkt, welche Faszination von „Orten“ ausgeht. Dieses Gefühl, an einer Stelle zu stehen, wo schon viele Menschen hingezogen oder sogar gepilgert sind. Man möchte dann Teil dieser Faszination sein. Ein Foto anzuschauen ist die eine Sache, aber wirklich an dem Ort zu stehen, der große Bedeutung, eine beeindruckende Aussicht oder eine besondere geschichtliche Bedeutung hat, das ist wirklich etwas anderes.

Bei Instagram gibt es diese „hot places“, die dann tausendfach geteilt werden und die dadurch wieder neue Besucher anziehen.
Stellenweise begeben sich die „Orte-Jäger“ dann in legale Grauzonen und überschreiten Grenzen, die eigentlich geschlossen sein sollten (z.b. werden dann Betretungsverbote ignoriert).

Es gibt aber auch Orte, die man aus dem Fernsehen oder anderen Medien kennt. Orte, bei denen man sich erhofft, etwas anderes zu finden: Mehr politische Freiheit vielleicht, besseres Wetter, mehr Sonne oder einfach die Freiheit, die man zu Hause nicht sehen und spüren kann.

Mein aktueller Sehnsuchtsort heißt: Los Angeles. Irgendwas in meinem Kopf sagt mir, dass ich diesen Ort unbedingt (wenigstens einmal in meinem Leben) bereisen sollte. Vielleicht, weil ich mittlerweile so viele Filme und Krimis kenne, die dort spielen (zur Zeit schaue ich die Serie „Bosch“ und spiele GTA 5). Oder weil ich immer wieder fasziniert bin von den Palmen und der untergehenden Sonne am Santa Monica Beach. Oder einfach, weil der Ort so abartig weit weg ist, dass man mit dem Flugzeug etwas mehr als 11 Stunden Flug benötigt. Und ich auf der anderen Seite schon sehr lange keinen weiten Flug mehr gemacht habe. Vielleicht auch, weil mir die amerikanische Kultur und Lebensart soviel anders als die deutsche, europäische Art anmutet. Immerhin waren die „Vereinigten Staaten“ über Jahrhunderte das Ziel von frustrierten, religiös eingeengten Europäern und Armutsflüchtlingen. Warum sollte sich so eine Auswanderungsbewegung nicht wiederholen, wenn Europa im Chaos versinkt?

Ich träume davon, wenn mich hier zu Hause die Arbeit mal wieder erschlägt und es einfach nicht aufhört zu stürmen und zu regnen. Wenn der Winter mal wieder vier Monate dauert und einfach nicht enden möchte. Wenn man nach zwei Jahren Lockdown und wirtschaftlicher Krise einfach nur noch eine Veränderung und einen Neuanfang möchte.

Dann ziehe ich mir die Decke über den Kopf und stecke die kabellosen Ohrhörer in die Ohren, damit alles andere abgeschirmt bleibt. Ich schalte auf Youtube ein Video mit „Flugzeuggeräuschen“ ein. Leises, monotones „weißes“ Rauschen von den Turbinen. Das Geräusch beruhigt und wirkt einschläfernd. Dann schalte ich den Fernsehsessel auf „Liegeposition“. Langsam senkt sich die Rückenlehne nach hinten und ich schwebe plötzlich über den Wolken. Weit weg, die Menschen und Straßen werden immer kleiner. Bald durchstoßen wir die Wolkendecke. Hier oben ist strahlend blauer Himmel und die Sonne blendet in den Augen. Es geht nach Westen. Die Maschinen und Computer tragen uns wie an magischer Leine geführt bis an das Ziel.

Ein Tag in Ladenburg

Gestern ging es mit meiner langjährigen Blogger- und Foto-Freundin Sabine mal wieder auf eine schöne Fototour.

Sabine und ich am Marktplatz, Selfie

Wir wollten uns das schöne Ladenburg anschauen. Ich war erst einmal dort und habe bei weitem noch nicht alles gesehen und meine Freundin hat die Stadt in der letzten Zeit sehr lieb gewonnen, weil sie etwas ruhiger als das quirlige Heidelberg ist.

Treffpunkt war der Carl-Benz-Platz, wo auch das berühmte Carl-Benz Haus steht. Der berühmte Erfinder des benzingetriebenen Automobils stammt nämlich aus der beschaulichen Kleinstadt am Neckar. Ob er geahnt hat, wie stark seine Erfindung unsere Welt verändert hat?

Das Carl-Benz Haus. Ein Stockwerk, hübscher Giebel, ein Auto in dunkelblau parkt davor

Spuren von ihm und seinem Wirken findet man überall. Von Grünstadt aus kommend ist man relativ schnell im Rhein-Main Gebiet und die Zufahrt ist einfach. Einziges Problem sind die Parkplätze an der Festwiese, weil da derzeit ein Festival aufgebaut wird und zusätzlich noch an der Straße gearbeitet wird. Das nächste Mal ist es sicherlich ratsam auf eine der Tiefgaragen auszuweichen (Tipp!).

Kaum war ich am Wasserturm angekommen, wurde ich schon von einem freundlichen Herrn angesprochen und er wollte wissen, ob ich wüsste, was für ein Fest da aufgebaut wird. Ich konnte es leider auch nicht sagen und antwortete, dass ich gerade erst gekommen sei und auch nur touristisch unterwegs sei. Dann schalteten sich noch zwei Frauen ein, die gerade mit dem Fahrrad vorbei gekommen waren. Die eine wusste, dass es anscheinend ein kleines Fest am Wochenende sei und sie schon Plakate gesehen hatte. Beim Recherchieren stelle ich fest, dass es kein geringerer als Milky Chance sein wird, der da mit einem „Picknick-Konzert“ erwartet wird. Nicht schlecht, für so eine kleine Stadt, aber die Location am Neckar ist auch wirklich schön und malerisch!

Sabine wollte mir unbedingt den Waldpark zeigen, wo unlängst die Literaturtage stattgefunden hatten. Da war ich natürlich auch neugierig, denn den kannte ich noch nicht. Zuerst führte uns der Weg durch die hübsche historische Alstadt, am Lobdengau-Museum und der Dalberg-Schule vorbei, wo die Kinder gerade mit ihrer Lehrerin ein paar Turnübungen abhielten. In der Lustgarten-Straße wurde gerade gebaut, so dass wir das malerische Panorama der Sebastianskapelle leider nicht einfangen konnten. Zum Glück hatte ich da vor zwei Jahren schonmal Fotos gemacht.

Wir kamen an einem lustigen Restaurant mit dem Namen „Die Kartoffel“ vorbei, wo es hauptsächlich Speisen aus des Deutschen liebsten Gemüses gibt. Lustig!

Jetzt wurden wir doch zum Marktplatz gezogen, weil mich die historischen Fassaden der Fachwerkhäuser doch sehr faszinieren.

Die meisten Bilder werde ich übrigens wieder auf Instagram posten, also bitte nicht verpassen: https://www.instagram.com/shared.light/

Am zentralsten Platz in Ladenburg gibt es einen schönen verzierten Brunnen und den Blick auf die historische „Dr. Fuchssche Apotheke“. Das Panorama mit den vielen Blumen und liebevollen Fassaden ist einfach bezaubernd. Besonders angenehm ist natürlich auch, dass die vielen Restaurants jetzt wieder geöffnet sind und man überall Tische und Stühle vor den Lokalen sehen konnte. Selbst an einem gewöhnlichen Mittwoch Vormittag waren schon einige Menschen unterwegs. Leider ist die Altstadt nicht verkehrsberuhigt, so dass beim Fotografieren immer auf vorbeifahrende Autos achten muss, die aber wiederum auch sehr rücksichtsvoll waren und tlw. auch warteten, bis die Aufnahme im Kasten war!

Wir bogen in den Weg zum Waldpark ein. Dort gibt es kleinen hübsch angelegten Naturgarten von Nabu, außerdem wurde gerade an der „Draußenschule“ gewerkelt.  Ein tolles Konzept für Unterricht im Freien, vielleicht auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihren besonderen Anforderungen an die Schulen entstanden? „Ich bin auf jeden Fall auch gerne an der frischen Luft“ sagte ich zu meiner Freundin „wenn ich die ganze Zeit nur drinnen sitzen muss, fällt mir irgendwann die Decke auf den Kopf“. Sabine stimmte mir zu. Der Reinhold-Schulz-Waldpark eignet sich perfekt zum Runterkommen, er ist ein schöner ruhiger Ort zum Entspannen. Kein hektischer Park mit tausendenen Spaziergängern und Radfahrern, sondern einfach eine Oase der Ruhe mit vielen Bäumen und naturbelassen. Am Wegesrand entdeckten wir eine originelle Schnitzerei, die aus einem alten Baumstumpf geformt worden war.

Nach der Erkundung des Waldparks gingen wir wieder zurück zur Evangelischen Stadtkirche bei der uns besonders der Platz zum Sitzen auffiel, der zur Ruhe und Gemütlichkeit einlädt. Ein paar Schritte weiter kommt man dann schon zur St. Gallus Kirche . Diese ist atemberaubend schön in Szene gesetzt, überall Blumenkübel und toll gepflegte Anlagen. Natürlich mussten wir hier einige Fotos schießen und konnten uns vom schönen Anblick kaum lösen.

Da wir nun schon einige Schritte hinter uns hatten und es auf Mittag zuging, beschlossen wir, eine kleine Stärkung einzunehmen. Nach einem Stück Kuchen und Kaffee ging es gleich weiter zum „Laden-Burger“.

ein leckerer Burger, mit dunklem Brötchen und einer kleinen Fahne obendrauf

Meine Freundin kannte das kleine Burger-Restaurant schon vom letzten Besuch und konnte es mir wärmstens empfehlen. Sie überzeugen durch leckere selbstgemachte Burger und ein besonders schmackhaftes Brötchen (kein Vergleich zu den üblichen Schnellrestaurants). Wir bestellten unsere Burger und nahmen draußen Platz. Nach einer kurzen Wartezeit (in der Mittagszeit kamen einige Bestellungen zum Mitnehmen rein) konnten wir dann die sehr lecker schmeckenden Burger im Schatten der Altstadt genießen.

Unseren kleinen Urlaubstag erweiterten wir anschließend mit einem Verdauungsspaziergang zur Festwiese und dem berühmten „Landungssteg Ladenburg“, das ist eine neu errichtete Konstruktion, auf der man einen tollen Ausblick auf den Neckar hat. Es wehte eine leichte Brise und die Sonne wechselte sich mit leichter Bewölkung ab- ingesamt ein fantastischer Tag für Ausflüge.

eine futuristische Konstruktion mit starken Linien, in schwarz weiß und sehr kontrastreich, Blick auf den Neckar

Hier muss auch erwähnt werden, dass die öffentlichen Toiletten in Ladenburg sehr gepflegt sind und ein längeres Verweilen in der Stadt noch angenehmer machen.

Ab 14 Uhr steuerten wir dann wieder in die Altstadt und schauten uns noch das „Lobdengau-Museum“ an.

Fassade in alt-rosa, hübsch verziert mit weißen Applikationen

„Wir sind kein Heimatmuseum, sondern ein echtes Museum“ versicherte uns der freundliche Mann vom Ticketverkauf immer wieder und lächelte dabei verschmitzt. Auch war es kein Problem, meinen großen und schweren Fotorucksack im Eingangsbereich bei ihm zu parken. Der Eintritt für zwei Personen war mit 7 Euro relativ günstig. Der Rundgang startete in der Vergangenheit, bei den alten Römern und der langen Geschichte, die diese Stadt hat. Hier brillierte das Museum durch ein besonderes Detailreichtum und ausführliche Beschreibungen der Ausgrabungen. Ob Gegenstände aus dem Alltag (Küchengeschirr), der Methode Brot zu backen oder die Ausrüstung der Legionen- zu allen Themen konnte man etwas erfahren.

Eine Puppe stellt einen Fahnenträger der Römer dar, mit Kettenhemd und Schild

Auch für die Jupitergigantensäule und die Umstände ihres Fundes gab es einen extra Themenraum und ausführliche Erklärungen. Die Musik der Videovorführungen war sehr dezent und passte hervorragend zur Stimmung im Museum.

 

im Inneren des Museums, Gewölbekeller und Schautafeln

Lobdengau-Museum 1. Stock, Weitwinkel-Aufnahme, historische Möbel

Es war natürlich nicht viel los, so dass wir viel Zeit für die Erkundung hatten. Beinahe übersahen wir, dass es ja im Erdgeschoss und im 1. und 2. Stock noch einige weitere Ausstellungsräume gab. Fast ein bisschen zu viel für uns, so setzten wir den Fokus auf die interessante Spielkarten-Ausstellung.

historische Spielkarten übersichtlich angeordnet

Dort erfuhr ich einiges über traditionelle Kartenspiele und dass es hier bei uns der Region auch Karten-Manufakturen gab.

Ein Schild des Römergarten und gelbe Blumen davor. Wand in Altrosa

Der Besuch wurde durch einen Abstecher im liebevoll angelegten Römergarten im „Zwinger“ abgerundet. Hier konnten wir sogar einen Zitronenbaum entdecken. In einem anderen Teil der Altstadt fanden wir sogar ein ganzes Blätterdach mit Kiwis! Besonders schön ist auch der neu eingerichtete „Erker“ im obersten Bereich des Museums. Wie uns der freundliche Museumsführer erklärte, war dieser Bereich lange im Umbau begriffen und hatte erst seit kurzem wieder geöffnet. Man hat da oben eine gemütlicihe Bank zum Ausruhen und einen schönen Blick über die Dr. Berndmarkt-Heukenes Anlage, die sich gleich dahinter befindet.

Sabine und mir hatte es gut gefallen, Ladenburg ist wirklich eine schöne Stadt zum Bummeln und Entspannen. Und fotografisch hat sie sehr viel zu bieten!

Der Kreis der guten Freundinnen

Jetzt mache ich also den Neuanfang. Er fühlt sich gut an. Ganz klar und brachial. Gestern war noch Winter und jetzt haben wir einen Sommertag.

Ich treffe meine neue Freundin in Mannheim. Sie kommt pünktlich und ich komme pünktlich. „Oh ich muss nochmal zurück, hab meine Maske vergessen“.

„OK“ schreibe ich zurück. Zwei Minuten stehe ich da in Mannheim am Hafen und beobachte die Security, die gegen „sich versammelnde Jugendliche und Auto-Poser“ eingesetzt wird.

Es wird mir ein bisschen kalt am Rücken. Ob ich meine Jacke doch holen soll?

Ich kann den Gedanken nicht mehr zu Ende denken, denn endlich kommt sie um die Ecke. Sie ist schlicht gekleidet, so wie meistens. Aber schlauer als ich, hat sie noch was zum Drüberziehen dabei.

Sie lächelt. Nicht sehr aufgeregt, ganz nüchtern ist sie. Das gefällt mir gut.

Und sie redet. Und redet. Und redet. Ich komme kaum zu Fotografieren, weil sie soviel auf dem Herzen hat. Ich finde es spannend. Und höre zu.

Dann gehen wir ein Stück. Immer weiter, durch die Sonne und den Wind und reden und reden.

Ich frage mich, ob sie irgendwann doch noch mal aufhört mit dem Reden?
Aber es sieht nicht so aus.

Ich finde es so schön und genieße ihre Worte. Sie sind so anders als all das, was ich vorher gehört habe.

Es geht um ihren Job, um ihre Familie und Verwandtschaft, um ihren Mann, wir reden über soziale Medien, über Reisen und natürlich über Corona. Wir reden auch ein bisschen über mich. Über meine seltsame Ausbildung und dass ich in so einem technischen Beruf arbeite.
Darüber will sie erstaunlich viel wissen. Aber hier habe ich erstaunlich wenig zu erzählen. „Mein Job“, der läuft immer so nebenbei und auf den bin ich gar nicht so besonders stolz. Es ist halt eine Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Mehr nicht. Ich würde ihr lieber über meine Kunst erzählen. Über das Schreiben. Die Fotografie. Und die schönen Magnolien, die sie mir zeigt.
Sie blühen schon!

Ich würde gerne drei Stunden mit ihr am Stück die Magnolien betrachten. Sie sehen so besonders schön aus, heute. Es ist nur noch ein kleiner Sonnenfleck auf den großen rosa Blüten, und der Großteil des beeindruckenden Baumes wird schon vom Schatten des Schlosses verdeckt.

Dennoch genieße ich diese Pracht in vollen Zügen. Es tut so gut, meine Freundin zu treffen. Ja, ich habe endlich eine Freundin. Eine, die sich auch mit mir treffen möchte. Die selbst wenig Freundinnen hat und mit den meisten gar nicht soviel zu tun haben möchte.

Ich habe sie jetzt schon ein Jahr lang. Es ist eigentlich mehr eine „Brieffreundin“, bzw. eine „Instagram-Freundin“.
„Toll, dass du sie darüber gefunden hast“ findet meine Mutter.

Ja, so einfach ist das, neue Menschen zu finden. Wenn man wirklich will und bereit dafür ist.

Ich habe aber immer Angst, meine alten Fehler zu wiederholen. Mit jeder Freundschaft habe ich ein bisschen dazu gelernt.

Bei der ersten Freundin hab ich zuviel Druck gemacht. Das wollte sie nicht. Die andere Freundin wollte keine Bilder von sich. Auch das hab ich mir abgewöhnt. Ich hatte mal eine Freundin, mit der ich mich nur gestritten habe. Das war nicht gut. Ich hatte eine „seltsame Freundin“ und sie endete auch seltsam. Ich hatte viele männliche Freunde und auch ein paar Trans-FreundInnen.

Die neuste Freundin mag es nicht, wenn die beste Freundin andere beste Freundinnen trifft. Das kann ich verstehen.

Ich versichere ihr, dass sie fast meine beste Freundin ist oder auf jeden Fall zu einem sehr engen Kreis „sehr guter Freundinnen“ gehört.

Puh das ist ganz schön anstrengend. Ich merke, wie unsicher ich bin. Ich möchte nichts falsch machen, aber auch nicht so abhängig erscheinen. Es ist schwer, sich da in der Mitte vernünftig auszutarieren.

„Wollen wir einen Kaffe trinken?“ schlage ich vor. Sie stimmt zu. Wir gehen zur „Metzgerei“ im Lindenhof, wo es „Coffee to go“ gibt. Leider schließen sie gerade. Der Mann räumt gerade das Schild nach drinnen. „Dann vielleicht zur Eisdiele?“ schlägt sie vor. Aber weder sie, noch ich machen uns gerade etwas aus Eis. Der Kompromiss wird dann eine Bäckerei.

Ich drängel mich vor und bestelle einen Cappucino und einen halben Liter isotonischen Zitronensprudel. Sie bestellt einen Kaffe und nimmt noch Wasser mit. Draußen vor dem Schaufenster stehen der Zucker und die kleinen Milch-Portionen. Es ist so ein herrlicher Tag im Sommer, man vergisst fast, dass es je anders oder schlechter gewesen ist.

Wir reden über meine Depressionen und dass es zwischen Januar und März so schwierig gewesen ist. Ich kann es ihr aber nicht glaubhaft rüberbringen. Im Moment sind alle Depressionen verflogen. Es tut einfach gut, mit ihr zu reden. Die Zeit entschleunigt sich. Wir setzen uns vor die Kirche im Lindenhof und quatschen. Ich fühle mich so vertraut bei ihr, so angenommen.

Und sie anscheinend auch. Jetzt darf ich doch ein Bild von Ihr machen.

Ich bin happy, ich hab alles richtig gemacht.

Der Tag vergeht sehr schnell, aber dennoch hängen wir eine kleine Tour dran. Wir warten noch auf den Sonnenuntergang und reden und reden. Irgendwann dann pausiert sie. Sie schweigt für eine Minute. „Wollen wir nach Hause gehen?“ frage ich.

„Ja.. ok“ sagt sie. Zum Abschied würde ich sie gerne umarmen. Aber wir gehen einfach so.

Unerwartete Rückkehr

Blick nach Bad Dürkheim, im Vordergrund Weinberge, im Hintergrund Hügel und die Stadt

Und dann war sie plötzlich wieder da. Ich weiß nicht, wo sie sich versteckt hat. Warum das so lange gedauert hat. Unter welchen Stein sie gekrochen war. Was sie da verloren hatte?

Es hat lange gedauert mit ihr. Ich wollte sie zwischenzeitlich schon aufgeben.

Aber dann, an diesem schönen Nachmittag im März um 15 Uhr, da beschloss sie, all den Groll hinter sich zu lassen und ihr Herz wieder zu öffnen.

Es war eigentlich gar nicht so schwer. Sie wusste jetzt, was sie die ganze Zeit falsch gemacht hatte. Sie hatte zu sehr „festgehalten“. Festgehalten an ihren eigenen negativen Gefühlen.

Festgehalten an dem Gedanken, dass die anderen oder die Situation irgendwie schuld an ihrem eigenen Befinden waren.

Doch in dem Moment, als sie ihr Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatte, die Kamera über die Schulter gehängt und den kleinen Waldweg „ins Nirgendwo“ betrat, da wurde es ihr plötzlich völlig klar. Die Natur erwachte zum Leben und so erwachte auch ihr Inneres wieder zum Leben.

Natürlich hingen da überall noch vertrocknete Blätter an den Bäumen und man konnte noch fast bis ganz zur angrenzenden Straße durchgucken. Es waren viele Menschen mit Autos und Motorrädern unterwegs und für einen kleinen Moment war sie auch wieder gestresst. Das ging immer schnell bei ihr! Aber dann, als sie immer mehr in der Natur abtauchte, da kam sie plötzlich immer mehr bei sich an. Ohne äußere Einflüsse, ohne Ablenkungen. Nur sie, ihre Gedanken und ihre Kamera, mit der sie die äußeren Reize ein bisschen besser betrachten und filtern konnte.

Es wurde ihr völlig klar, als sie mal einen kleinen Abstand, von vielleicht 15 km und 20 Minuten von ihrer vorherigen Situation hatte. Sie war weg von zu Hause. Weg vom Alltag, weg vom Haushalt. Weg von den Problemen, die keine waren und die sich einfach nur wie lästige Brocken in ihrem Kopf aufgestaut hatten. Jetzt begriff sie, dass sie das alles ganz leicht abschütteln konnte!

Sie begriff, dass ihr Mann und ihr Hund alles im Griff hatten. Dass sie sich keine Sorgen mehr machen musste.
Sie gingen ihren Weg. Sie waren ihn ohne sie schon gegangen und würden es auch weiter ohne sie tun.

Sie musste nicht ständig dabei sein. Man musste nicht ständig alles kontrollieren! Oder sich Sorgen, Angst machen und den Kopf zerbrechen. Man konnte die Leine locker lassen und buchstäblich würden sich die meisten Probleme in Luft auflösen. Ohne Spannung würde es sich leichter leben, als wenn wir alle mit 200 Prozent nach vorne stürmen und die Gegner aus dem Weg walzen.

Dieses Durchatmen an der frischen Luft war fantastisch. Sie ging zurück zu ihrem Parkplatz und betrachtete die Menschen, die dort ebenfalls eine Rast gemacht hatten und eine Pause vom „Lockdown“ brauchten. Man sah es ihnen ganz klar an, wie erschöpft die Menschen waren. Die Haare ungeschnitten, die Haut blass und schlecht durchblutet und auf dem Tisch vor ihnen stand ein alkoholisches Getränk. Und dann dieser Blick! Es war, als ob ein scharfes Laserschwert direkt durch sie durchgehen würde! Es war, als ob sie die kritischen und abwertenden Gedanken über sie beinahe hören konnte, auch wenn sie nicht ausgesprochen wurden.

Aber es war ihr egal, wie so oft. In der Ferne hörte sie Schüsse von Kleinkalibergewehren und in der Nähe war ein Hundeplatz mit großen schweren Schäferhunden. Sie hatte keine Angst. Im Gegenteil, sie fühlte sich wohl und wollte den Standort für die nächsten Fotos noch einmal wechseln. Denn sie hatte ja auch was zu schießen!

Es war dieser Weg, in den sie jetzt einbog, als die Erinnerung sich das erste Mal zeigte. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihrer Freundin die Wegbeschreibung per Instagram geschickt hatte. Sie hatte extra ein Screenshot vom Online-Kartenanbieter gemacht und die Zufahrt mit dicken roten Pixeln eingezeichnet. Es sollte unfehlbar sein und ihre Freundin sollte den Weg auch in der anbrechenden Dunkelheit sicher finden.

Und sie fand ihn! Zusammen waren sie zum Standort, hoch oben über Bad Dürkheim gegangen. Die Kameraausrüstung und die Stative auf ihrem Rücken. Sie redete wie ein Wasserfall und war wie immer sehr fröhlich und aufgedreht. Zu dritt standen sie da jetzt und betrachteten das Feuerwerk vom Wurstmarkt. In der Glas hatten sie etwas zu trinken und weil sie soviel „Pufferzeit“ eingeplant hatten, ergaben sich nette Gespräche. Für mich war es die erste Langzeitbelichtung, das erste Feuerwerk! Ich hätte es ohne meine Freundin nie gemacht. Diese war unsicher, ob sie ein weitwinkliges Objektiv („damit alles draufgeht!“) oder doch lieber ein Teleobjektiv nehmen sollte? Im Nachhinein musste ich über diese Unsicherheit noch einmal nachdenken. Sie war extra zu einem Nachbarn gegangen, der da auch in den Weinbergen stand und das Feuerwerk fotografieren wollte. Sie redete mit ihm minutenlang, sie war freundlich und lachte- so wie sie auch zu mir war. Ich war ein bisschen eifersüchtig. Ich sagte zu ihr, dass sie natürlich ein Teleobjektiv braucht, „ein leichtes Tele, vielleicht 70 mm“, aber sie glaubte mir nicht. Der andere (ein Mann..) hatte sie überzeugt, dass ein Weitwinkel-Objektiv besser wäre. Er hatte keine Ahnung. Sie entschied sich für das Weitwinkel-Objektiv (war ja ein Bombentipp) und war später bitter enttäuscht, dass das Feuerwerk zu klein geworden war.

Seltsam, daran kann ich mich sehr gut erinnern, als da ich da wieder in den Weinbergen, genau an diesem Platz stand.

Es war der gleiche Ort, aber eine völlig andere Zeit. Damals waren wir im Herbst, bei anbrechender Dunkelheit und in der Ferne war das riesige Volksfest mit seinen tausend Attraktionen aufgebaut. Es war das Leben in der vollsten Blüte.

Und heute war ich hier alleine. Die Natur versuchte ihren ersten zarten Ausbruch und Pastelltöne hingen in den Bäumen. Es war auch schön, aber definitiv ganz anders.

Die Erinnerung an damals war plötzlich präsent wie nie. Sie war wieder da. Mitten in mir, mitten in meinem Herz.
Es war ein wohliges, warmes Gefühl, das überall strahlte. Es fühlte sich besser an, als der Groll, der jetzt schon fast zwei Jahre lang für eisige Finsternis und Einsamkeit gesorgt hatte. Es war der Lichtblick hinter dem Corona-Wahnsinn. Heute konnte ich ihn das erste Mal spüren.

Ich wusste plötzlich, dass ich diejenige war, die sie eingesperrt hatte und nicht mehr sehen wollte. Ich wusste, dass ich es sein würde, die sie wieder „herausholen“ musste. Aber es war nicht nur der Kontakt zu meiner Freundin. Es war vor allem der Kontakt zu mir selbst, der gefehlt hatte.

Ich wusste plötzlich, dass es nur weiter gehen würde, wenn ich dazu bereit war.

Valentinstag 2021

Nie zuvor war die Liebe zwischen Menschen wichtiger als an diesen Tagen.

Schon so lange sind wir gezwungen, auf den Kontakt von anderen Menschen zu verzichten.Schon so lange sind viele Möglichkeiten der seelischen Erleichterungen, viele schöne Seiten des Lebens einfach verschwunden.

Es ist schwieriger geworden, sich an neue Menschen zu binden. Die Kontaktaufnahme wurde erschwert. Vieles läuft nur noch digital ab. Textnachrichten über WhatsApp, Videokonferenzen, Emails und Co – aber ersetzen sie die Liebe und Mitmenschlichkeit, die wir alle so dringend nötig haben?

Eine seltsame Krise ist das. Für viele eine ernste Gesundheitskrise auf dem Krankenbett oder auf der Intensivstation, angeschlossen an die Herz- Lungen- Maschine.
Nicht alle haben dieses Pech und werden direkt vom Virus infiziert, aber im Grunde alle Menschen leiden an den seelischen Folgen.

Mein Mann und ich haben uns dieses Jahr daher einige Valentinstagsgeschenke gemacht. Mehr, als es sonst üblich war.
In früheren Tagen sind wir vielleicht an diesem Tag einmal essen gewesen oder haben einen Besuch bei Freunden gemacht. Am Samstag vorher noch ein Sträußlein aus dem Blumenladen vor dem örtlichen Supermarkt gekauft – das wars. Der Blumenladen in in diesem Jahr von einem hässlichen rot-weißen Flatterband umgeben und ist komplett leer geräumt. Das Reisebüro daneben ist geschlossen.

Es war uns dennoch sehr wichtig, diesen Tag zu feiern. Gerade jetzt! Auf Instagram habe ich einen Beitrag gemacht und meinem Mann ein Liebesgedicht geschrieben. Ein bisschen kitschig, ich weiß- aber man muss die Liebe auch nach außen zeigen können. Sonst ist sie nicht „echt“.
Die Liebe braucht Zeugen, die Liebe braucht Menschen, die sie sehen und spüren können, dann kann sie sich auch verbreiten.

Außerdem habe ich meinem Mann was schönes für das Badezimmer gekauft und ihm erlaubt, dass er sich darüber hinaus einen sehnlichen Wunsch erfüllen darf:
Den Wunsch nach einem Haustier. Ich war lange gegen Haustiere: Zuviel Arbeit, zuviel Dreck, ständige Verpflichtungen und außerdem ist es umständlich, wenn man verreisen möchte. Solange ich meinen Mann kenne, hatten wir nie ein einziges Haustier, noch nicht einmal einen Goldfisch. Ich bin die einzige von meinen nahen Verwandten, bei der es so ist. Ich bin die einzige „IT’lerin“ und ich bin -vermutlich- die einzige, der Unabhängigkeit und ein gewisser Feminismus so wichtig sind. Den Schritt zum Haustier war daher für mich nicht leicht. Gewissermaßen ein „Rückschritt“ in das Häusliche, das ich immer sehr abgelehnt habe. Aber in diesen Tagen kann man nichts anderes machen, als häuslich zu sein und es wird wahrscheinlich noch sehr lange so gehen. Warum also nicht Verantwortung für einen Vierbeiner übernehmen? Wir sind doch sowieso fast jeden Tag an der frischen Luft, bewegen uns viel und gerne.

Wir waren also die letzten Tage zweimal im Tierheim und haben uns einen neuen Hund angeschaut. Ein Labdrador-Schäferhund-Mix, der auf den Namen „Benji“ hört. Wir sind probeweise mit ihm Gassi gegangen und haben uns versucht, ein bisschen mit ihm anzufreunden. Das hat erstaunlich gut und schnell funktioniert.

Liebesbeweise

Mein Mann hat dann ein Foto von mir und dem Hund gemacht und es auch auf Instagram gepostet.
Das war sein Liebesbeweis. Außerdem hat er mir etwas leckeres zum Kaffee gebacken, Teigtaschen, gefüllt mit Marzipan. Die waren wirklich sehr lecker und wir haben sie auf dem Weg zum Tierheim gegessen. Im Auto, auf dem Rastplatz zusammen mit einer Thermoskanne voll heißen Kaffee.

In der Zwischenzeit redeteten wir über unser neues Haustier und machten uns viele Gedanken. Was ist, wenn er das ganze Auto vollkotzt? Was ist, wenn er sich mit dem Nachbarshund nicht verträgt? Was ist, wenn er nicht alleine sein kann? Gewissermaßen kauft man sich ein Überraschungsei und ganz wohl war mir bei dem Gedanken nicht. Die ganze Zeit geht es mir durch den Kopf. Aber nicht nur das, ich träume auch von Freiheit und Reisen, z.B. von einer Reise nach New York. Ich habe so ein unglaubliches Fernweh und im Schlaf geweint. Diese Größe der Stadt, diese Weite und Offenheit, die sie bietet. Da konnte ich nicht anders, als einfach drauf los zu heulen. Viele Menschen träumen derzeit von Dingen und Momenten, die sie vermissen. Was bedeutet so eine Stadt für mich? Mit den vielen Menschen und den vielen Chancen, mit dem quirligen Leben im Vergleich zur Ödnis des ländlichen Lebens, dem ich hier bis zum Sankt Nimmerleinstag ausgesetzt bin. Ich hätte die Stadt so gerne gesehen, noch in diesem Leben! Im Moment sieht es so aus, als ob alles soweit weg rückt, als ob die Pandemie nie endet, als ob wir bis zu unserem Lebensende „im Lockdown“ verbringen müssen. Wie haben sich die Menschen gefühlt, als der zweite Weltkrieg sechs Jahre gedauert hat? Sechs Jahre im Ausnahmezustand. Angst vor Verfolgung, Angst vor Kriegsverbrechen, Angst vor Bomben, Hunger und Leid? Oder die Menschen während der Pest? Im Dreißigjährigen Krieg? Ich bin mir sicher, die jetzige Pandemie ist nicht ansatzweise so schlimm, denn wir leben noch im vollen Luxus. In unseren warmen Wohnungen, mit gefüllten Mägen und vollen Gehirnen mit allen Zerstreuungen, die wir uns nur vorstellen können.

Mein Mann und ich sitzen hier, lenken uns weiter ab von den schlechten Zukunftsaussichten und machen Pläne für die eigenen vier Wände. Wir kaufen Liegedeckchen, Körbchen und Hunde-Accessories. Auf Youtube schaue ich mir Hunde-Videos an und habe auch schon die ersten Hundeplätze für ein „Training mit anderen“ heraus gesucht. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob wir ein neues Familienmitglied bekommen. In dem eng gebundenen Platz zwischen uns zieht ein neues Wesen ein. Es ist zwar kein richtiges „Kind“, aber es fühlt sich zumindest in Ansätzen so an, dass wir jetzt mehr „Familie“ sind, als wir vorher ohne Haustiere waren.

Jeder verbindet seine Wünsche und Vorstellungen mit dem neuen Hund. Der eine will kuscheln, der andere lieber spielen.
Anregungen suchen wir alle.

Auch andere freuen sich mit

Überwältigend war das Feedback von Freunden und Verwandten, als wir verkündeteten, dass wir vermutlich ein neues „Hundebaby“ erwarten. Naja, ein Baby ist er nicht mehr, viel mehr ein pubertierender Jugendlicher mit seinem einen Hundejahr, das er bereits gelebt hat.

Der Hund kommt von einem Obdachlosen, der vorm „Real“ mit drei anderen Vierbeinern sein Leben verbracht hat. Dem Menschen wurde zu kalt und er kam in eine überdachte Unterkunft für Obdachlose. Da sind aber nur zwei Hunde pro Menschennase erlaubt, also blieben Benji und sein Bruder übrig. Benji kam ins Tierheim, mit gerade einmal 10 Monaten. Da wurde er von lieben ehrenamtlichen Tierpflegerinnen und Tierpflegern betreut.

Sie halfen ihm über die ersten schwierigen Wochen seines Lebens. Gaben ihm Fressen. Ein Dach über den Kopf. Neue Freunde. Ein bisschen Liebe und Streicheleinheiten. Aber es ist wie ein Knast, bei aller Liebe. Die Mauern sind hoch, so hoch, dass noch nicht einmal der kräftigste Hund darüber springen könnte. Die Zäune sind hart und aus Metall, kein Gebiss kann sie durchtrennen. Drinnen herrscht Knast-Alltag: Fressen, kurze Begrüßung, dann wieder endlose Langeweile. Manchmal kommen freiwillige „Gassi-Geher“ vorbei, die den Insassen mal kurz die Freiheit zeigen. „Um Benji hat sich nie jemand gerissen“ erzählt uns die Chefin vom Tierheim. Vielleicht liegt es daran, dass sein Freiheitsdurst so groß und seine Lebensfreude so überschwänglich ist, dass er an der Leine heftig zieht und zerrt?

Die unendliche Freiheit

Und was für eine Freiheit da draußen auf ihn wartet! Wälder, Wiesen, Blumen, Berge, Tiere, Gerüche, Menschen! Alles ist so voller Eindrücke und muss sofort aufgesaugt werden. Dabei ist es nur ein kurzer Hauch, ein kleiner Husch auf die große Welt, die da draußen verborgen liegt. In seinen kühnsten Träumen kann er es sich nicht vorstellen, wir müssen ihm die neue Freiheit ganz langsam zeigen.

Die Menschen, die vorbei gekommen sinsd, haben es in der Hand. Sie haben alles in der Hand. Die Leine, die Hände zum Streicheln, und die Leckerli. Die Menschen sind fabelhaft, sie reden miteinander und bilden ein Rudel. Sie kommunizieren und zeigen dem Hund Neues. Sie wollen ihm etwas beibringen, weil er ihnen wichtig ist. Sie haben so sehr ein Bedürfnis auf ihn einzugehen. Die Menschen sind verliebt. Und sie wollen die Liebe an ihn weitergeben.

Denn das Bedürfnis nach Freiheit, neuen Eindrücken, Unbeschwertheit, Liebe und „zwischenmenschlichen“ Kontakten, das teilen wir alle.

Friede, Freude, Eierkuchen

(aus der Reihe: 21 years later)

Das neue Jahr hatte endlich begonnen. Inmitten der Arbeit, inmitten von Schweiß, Blut und Tränen hatte sie es geschafft, sich durch alles hindurch zu kämpfen und sich endlich an die Oberfläche des Wassers hervorzukämpfen, die so lange herbei gesehnt hatte.

Am Vorabend hatte sie noch eine Reportage über die „Love Parade“ gesehen, eine große Friedensbewegung Anfang der Neunziger, gegründet von „Dr Motte“, den viele Jugendliche von heute gar nicht mehr kennen. Doch damals war er ein Star! Ein kleiner, nerdiger Star mit einer Brille, der eine hübsche Partnerin hatte und zusammen mit ihr an das Gute glaubte. „Acid“ war die Musik der 90er und sie waren die Pioniere. Sie gründeten eine kleine spontate Demonstration, tauchten sie „Friede, Freude, Eierkuchen“ und starteten mit 20 Gästen. Der Anfang war verhalten und es regnete, doch im nächsten Jahr kamen bereits 1500 Raver und im Höhepunkt der Bewegung, die man durchaus ein zweites Woodstock nennen könnte, kamen im Jahr 1999 über 1.5 Millionen Menschen nach Berlin! Sie erinnerte sich deutlich an diese Zeit und die Strahlkraft der Parade, die sie damals auf sie, als jungen Menschen, ausgelöst hatte. Natürlich hatte sie auch noch CDs mit „One World, one Future“ und den strahlenden, bunten Herzen in ihrem Regal. Und die Werte der Bewegung prägten sie ganz besonders nachhaltig. Lange hatte sie die CDs im Handschuhfach ihres Autos spazieren gefahren und die MP3-Titel von Maruhsha, Westbam oder Dr. Motte hörte sie noch heute.

Die letzten Aktionen und Ereignissen kippten alle ins Positive und somit konnten sie endlich Erfolgserlebnisse vorweisen.

Sie nahm ein Stück vom Tiramisu, das vor ihr auf dem Teller zu kippen drohte, weil es der Bäcker sehr gut gemeint hatte.
Es schmeckte herrlich! So weich, so zart, so natürlich und aromatisch. Sie traute sich fast gar nicht, das Schokoladen- Herz auf ihrem Cappucino-Schaum zu durchstoßen, tat es aber schließlich dennoch mit ein paar gestreuten Zuckerkristallen.

Und plötzlich- inmitten von der Mannheimer Fußgängerzone- merkte sie etwas, dass sie schon seit drei Jahren (oder länger) nicht mehr gespürt hatte: Ein tiefes Glücksgefühl zog sich von ganz unten, von den Füßen beginnend, über den Darm, und Bauch bis hin zur Herzgegend und dem Kopf. Es kribbelte überall und sie musste anfangen zu lächeln. Die Welt um sie herum wurde plötzlich bunt und schön. Sie begann plötzlich die Menschen zu sehen, zu verstehen und die ganze hässliche, wertende Brille, die sie ständig getragen hatte, war verschwunden. Plötzlich erkannte sie die Seele der Menschen. Ihre Gefühle. Dass jeder glücklich sein wollte. Und es nicht immer schaffte.

Sie begriff, dass sie ein Teil von ihnen war. Wie in in einem riesigen Organismus mit vielen Zellen und Organen. Man konnte nicht das eine trennen und dann „neidisch“ auf das andere sein. Jede Interaktion von ihr lief über einen anderen Teil dieses großen Organismus. Es war unmöglich, hier einen Teil „unglücklich“ zu machen und zu hoffen, dass der andere „glücklich“ werden würde. Es klappte nur, wenn alle glücklich waren. Es klappte nur, wenn die Gesellschaft auf den richtigen Weg gebracht wurde und sich alle auf die grundlegenden Werte der Menschenrechte, der Toleranz und der Liebe verständigten.

Loslassen und Neues gewinnen

Ja eines Tages musst Du Dich lösen. Da muss die ganze Energie, die Du an eine Person oder ein Thema gebunden hast, endlich freiwerden! Es ist ein schwieriger Moment. Ein Moment, des Loslassens. Viel schwierig als das Festhalten. Viel aufwändiger. Aber in dem Moment, in dem Du eine Person oder eine Sache gehen lässt, die Du sehr geliebt hast, wird auch wieder Platz frei. Platz für was Neues. Für neue Menschen. Neue Dinge. Neue Momente und neue Eindrücke. Für neue Begegnungen, neuen Input. Das Leben will fließen, nicht stocken. Das Leben will sich entwickeln, nicht ausschließlich verharren. Das Leben will so viel und wir wissen so wenig darüber.

Wer klammert denn fest? Es sind nicht nur die Gefühle. Es ist vor allem der engstirnige Geist, der alles festhält. Der die Erinnerung mit Leben versorgt, so wie ein toter Körper auf dem Seziertisch noch an den Geräten hängt. Der Geist will etwas, aber die Realität ist längst eine andere. Das ärgert den Geist, denn es hätte „ja so toll werden können“. Wurde es aber nicht. Die Begegnung ist abgeschlossen, die Erfahrungen sind gemacht. Ihr habt euch kennengelernt und festgestellt: Das wird nichts mehr.

Klar, kann sein, dass sich der andere ändert. Aber zuerst soll sich der andere bitteschönändern!

Und was ändert sich? Nichts!

Lass es alles endlich los und werde frei. Genieß den Duft der klaren Weite. Genieß Dein Leben, so wie es vor Dir liegt. Es bietet Dir soviel. Es will Dir soviel schenken, du musst es nur begreifen.

Leere Glas-Fassaden, in denen sich meine Seele spiegelt

Gestern bin ich alleine durch Frankfurt gelaufen.

Die Sonne spiegelt sich hart in den kalten Glas-Fassaden. Ein paar Menschen kommen mir entgegen. Meistens Männer. Meistens zu zweit. Ich bin die einzige Frau. Und die einzige mit einem großen Fotoapparat um den Hals. Einer von den ganzen Starken und Fitten hat sich mit einem Gymnastik-Band an einem Geländer „festgekettet“ und läuft ganz heftig auf der Stelle. Er stöhnt und atmet ganz schnell. Ich merke kurz, wie es mich anmacht, dann geh ich schnell weiter. Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob ich ihn fotografieren darf, wie er sich da abstrampelt. Dann wiederum denke ich, wie indiskret das wäre. Ich lasse ihn alleine und gehe an der „Messe“ vorbei. Alles tot und still. Auf der riesigen Ost-West-Ausfallstraße ist fast gar nichts los. Wie in der Apokalypse. Ich gehe weiter, suche nach Motiven. Wirklich viel finde ich nicht. Obwohl es blüht. Eine malerische Ruhe liegt über der großen Bankenstadt. Die anderen Männer, die noch mit dem Fahrrad vorbeifahren oder joggen, halten sich körperlich fit. Sie warten auf ihren nächsten Einsatz, der bald kommen wird. Wirklich „ruhen“ tut keiner.

Dann, ganz plötzlich kommst Du mir in das Gedächtnis. Plötzlich bist Du da. Ich fühle dich ganz stark. Eine große Sehnsucht, eine große Verbundenheit. Ich muss Dich wiedersehen. Unbedingt. Ich weiß, dass ich das tun muss, um glücklich zu sein.

Nur in meinem Bewusstsein ist dieses Gefühl noch nicht ganz angekommen. Ich kann es nicht wirklich umsetzen, obwohl ich möchte.