Mit voller Kraft

Der D-Zug des neuen Jahres rollt über mich hinweg. Ich will das alte Jahr noch festhalten, klammere mich letzter Kraft an den immer schneller werdenen Waggon. Doch es ist aussichtslos! Der neue Zug nimmt Fahrt auf und die Lokomotive ganz vorne schnauft und dampft, als ob es kein Morgen gäbe. Der Heizer hat alle Reserven mobilisiert, bis zum Sonnenuntergang müssen wir in Moskau sein. Es ist kalt, doch der Lokführer wischt sich unbeirrt den Schweiß von der Stirn und schaut mich nur grimmig an. „Du wolltest doch schnell fahren oder nicht“ und dann zieht er am Seil über ihn und eine endlose Hupe tönt durch das Tal. Der Ton ist so laut und stark, er geht mir durch Mark und Bein. Jetzt, schätze ich, bin ich wach. Ich werde ankommen, denn 2000 PS und der Koloss aus Stahl um mich herum werden schon dafür sorgen. Ich fühle mich wunderbar geborgen. Ich brauche nichts tun, als mich hin und wieder zurückzulehnen, aus dem Fenster zu schauen und mich zu entspannen. Es fällt mir schwer.

Die Hirsche

„Klonk, Klonk“ macht es, als im Frühling das Geweih der Hirsche aufeinander prallt. Man kann es von weitem schon hören.
Der Schall breitet sich durch den Wald aus. Meistens sind es tiefe dumpfe Laute, manchmal ist auch ein hölzernes Knirschen dabei.

Ein malerisches Schauspiel, zwischen den Sonnenstrahlen der Frühlingssonne.
Kraft trifft auf Kraft, es geht um Dominanz, ums Weibchen und die Verteidigung des Reviers. Nur der stärkste wird sich fortpflanzen und weiter bestehen.
Jeder muss seine Gene weiter geben. Der Kampf ist nicht unbedingt tödlich, aber wenn es sein muss, schreckt auch davor keiner zurück. Das ist den beiden Kontrahenten bekannt. Ohne je darüber geredet zu haben, kennen sie die Spielregeln. Es geht um Macht und Einfluss in der nachfolgenden Generation.
Keiner will aufgeben. Jeder hält sich selbst für den Stärkeren. Der Junghirsch des letzten Jahres ist noch kräftiger geworden.
Der Alt-Hirsch wurde träge und dick. Aber er ist stur wie ein Ochse.

Ich stehe daneben, betrachte das Schauspiel zuerst wie ein schüchternes Reh. Mit meinen großen braunen Augen staune ich, was da alles möglich ist und wie schön der Kampf eigentlich aussieht. Wie natürlich es ist, wie wichtig in diesem Sinne die Aggression ist, die wir sonst so fürchten. Wer wird da wohl gewinnen? Ob sie sich verletzen werden?
Dann wieder wird es mir zuviel und ich will weglaufen, denn die starken Hirsche machen mir Angst. Ihre Bewegungen sind unberechbar und wild. „Und das alles wegen mir“? Dann finde ich es wieder lustig und muss kichern.

Ich staune, streiche mir am Ast des nahe gelegenen Baumes einen Grasbüschel aus dem Fell. Ich trabe frohen Mutes zum Leckstein und lecke mit meiner langen Zunge genussvoll darüber. Schmeckt ein bisschen komisch heute!
Vor meinen Augen verschwimmt es und an meinem Hinterende hat sich ein leichtes Kribbeln eingestellt. Mein Fell wurde dichter, die Muskeln haben zugenommen. Ich rage den Kopf nach oben und fühle mich plötzlich viel selbstbewusster. Erstaunt stelle ich ein paar Minuten später fest, dass ich selbst eines der Hirsche geworden bin.

Kraft macht sich plötzlich in meinem Körper breit. Ha, die Sonne! Ich muss strahlen. Die Laune wird viel besser. Alles geht gut von der Hand.
Ich fühle mich stark. Und frei. Jetzt will ich endlich was erreichen und was bewegen.

Im Frühling ist die Hirschen-Kraft auch in mir!

Drei Gedichte..

für mehr Kraft. Dazu am besten laute Heavy Metal- oder Grunge-Musik hören, z.B. Creed oder Nirvana.
Dazu die Zeilen lesen, sich reinversetzen und neue Kraft genießen! 😉

Energie.
Aus der Mitte heraus direkt in den Solarplexus.
Alles ist geöffnet, alles ist frei, alles fließt.
Du bist die Energie.
Du bist der Schatten.
Du bist die Angst und die Wut und der Zorn.

Du zerteilst Dinge in der Mitte hindurch.
Du sägst Stein
Du schlägst Holz
Du triffst einen Entschluss

Du gehst.
Du sitzt
Du rennst
Du bist.

Die Angst ist weg.
Du gehst auf andere zu.
Du freundest dich an.
Du sprichst laut.

Du machst sauber.
Gründlicher als sonst.
Dazwischen eine Blume.
Sie wird sorgfältig gepflückt und geachtet.

Am Abend steht sie auf dem Tisch
und lächelt dich an.

………………………
zu Creed- Ode

Wut

Die Bierflasche in der Hand
gehst Du durch die Stadt
jeder Schritt ist schwer und trifft den Boden
andere wenden sich von Dir ab

da kommt eine Frau.
der Blick ist schüchtern auf den Boden gewandt
sie hat keinen Mut dich zu grüßen
oder auch nur anzusehen.

Du gehst weiter und hälst die Flasche fest.
Sie hält dich,
zusammen seid ihr ein Team.

Da kommt jemand von vorne, der ist gegen dich
er ist wütend und laut und schreit herum
er sagt, dass du scheiße bist
und es nicht kannst.

er wird wütend und schmeißt Dir Dinge in den Weg
es prallt alles an dir ab
du wirst gar nicht davon bewegt
du stehst einfach da und schaust zu.

du findest es erbärmlich
er tut dir leid
du denkst noch, ob du die Flasche nehmen sollst
dein Griff wird fester
du hast den Drang, das Ding zu werfen
oder damit zu schlagen

alles vibriert
du zitterst vor Wut.

Was hält dich davon ab, es nicht zu tun?

……………………………
Geschwindigkeit (Nirvana- Smells like teen spirit)

Der Panzer wird gestartet
er grummelt
die Zylinder werden mit Brennstoff gefüllt
es fängt langsam an

dann kommt die Maschine auf Touren
ein leichtes Pfeifen von beiden Turboladern
zeigt die Bereitschaft zum Sex.

Du tippst auf das Gas
es gibt einen Ruck nach vorne
„Vorsicht, der hat Kraft“
sagt der Autoverkäufer

du fährst auf die Landstraße
und gibst mehr Gas
es drückt dich in den Sitz
Energie und Verbundenheit

dann kommt die Autobahn
auf der Auffahrt gleich Vollgas
es beschleunigt dich auf den linken Streifen

alles ist eine Bewegung
die Tacho-Nadel steigt und steigt
es gibt kein Ende und kein Limit

bei 230 lehnst du dich zurück
es ist wie fliegen
alle anderen werden klein und schwach
du bist der schnellste.
und der beste
und der größte.