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In Zeiten der Krise

Die große Trauer, sie läuft langsam über Dein Gesicht.
Der Schmerz- so real und ich – dir so nah.

Deine Gedanken, ich will sie teilen.
Deine Gefühle, ich will sie alle spüren.

Dein Wesen, es soll jetzt meines sein.
In der größten Krise
entdecke ich die größten Gefühle

Was machst Du?
Gehts Dir gut?

Die Gedanken laufen kreuz und quer.
Sorge um die Mitmenschen, Sorge um die Nachbarn.

Eine innere Vertrautheit
eine Intimitiät die es lange nicht mehr gab.

Zwischen mir und den anderen
keine Trennung mehr
alles wird geteilt.

Der Moment wo alles egal wird
das Geld, das wir verdienen
die Zukunft, die uns oft so quält

In diesem Moment der Krise ist nur eines wichtig-
die Liebe zu anderen Menschen.
dass es ihnen gut geht
und dass sie gesund sein mögen.

Weiterbildung

Hab mich für einen Französisch-Kurs an der Volkshochschule Kaiserslautern eingeschrieben. Das ist ein gutes Gefühl.
Gestern kam der Teilnahmeausweis in meine Email-Inbox reingeflattert. Das ist schön. Das ist offiziell. Jetzt bin ich angemeldet und kann im März endlich loslegen. Es gab mehrere Optionen, entweder 2 Stunden die Woche, einmal wöchentlich, entweder vormittags oder abends. Das würde dann fast 4 Monate dauern, bis der Kurs fertig ist. Oder ein Gesamtpaket, als „Crash-Kurs“, sechs Stunden am Tag, fünf Tage hintereinander. Das habe ich gewählt. Das liegt mir mehr. Wenn ich mich mit etwas beschäftigen möchte, dann richtig. Ich muss zwar dann um 5:30 Uhr aufstehen und ca. 35 Minuten nach Kaiserslautern fahren, dafür bin ich gegen 14 Uhr fertig und hab was aus dem Tag gemacht! Allein das ist ein gutes Gefühl.

Ich hatte ja leider kein Französisch in der Schule (nur Englisch und Wahlfach Latein), aber ich habe festgestellt, dass wir die Sprache im beruflichen Alltag öfters mal brauchen. (Frankreich ist ja ein enger Wirtschaftspartner von Deutschland). Die französische Kultur ist ja überall, unsere Verwandten im Saarland wohnen beinahe direkt an der Grenze. Ich könnte also einfach zu Fuß rüberlaufen und meine neu gewonnenen Sprachkenntnisse dort ausprobieren. 😉 Außerdem möchte ich mal wieder nach Paris. Mir das Land anschauen. Und dann nicht wie eine „dumme Deutsche“ ohne Vorbildung aussehen. Ich mag die französische Kultur. Sie ist ein bisschen anders als bei uns. Manches sehen sie lockerer. Die Arbeit ist nicht ganz so wichtig. Beim Essen wird sich viel Zeit gelassen. Und die Frauen sehen immer sehr chic aus und legen Wert auf Mode und ein gutes Äußeres. 😉

In die Schule gehen. Allein das finde ich schon witzig. Ich bin ja eigentlich ein ziemlicher Autodiktat und bringe mir Dinge gerne selbst bei. Die Möglichkeiten sind unzählig. Mit Youtube, mit Wikipedia, mit den ganzen Apps, die es heutzutage so gibt. Aber die Sprache ist etwas Lebendiges. Die lernt man am besten „mit anderen“. Die muss man sprechen. Und dann braucht man auch Leute, die einen korrigieren oder sagen, wenn es nicht so gut klingt.

Schwieriger Start in das neue Jahr

Dieses Jahr komme ich nicht gut rein. „Guten Rutsch!“ wünscht man sich im Allgemeinen so. Ich bin nicht gut reingerutscht.
Irgendwo klemmt es, fragt mich nicht, wo. Die Energie fehlt, ich hab im Moment keine „Tatkraft“, was für mich eher ungewöhnlich ist.

Vielleicht, weil das letzte Jahr so überdimensional anders, anstrengend und aufregend war?
Die Statistiken von Google (Zeitachse, Bewegungsprofil) sind mir gerade ins Haus geflattert.

Da steht, das ich im Schnitt 1 km pro Tag gegangen bin und ca. 50 km pro Tag mit dem Auto oder der Bahn zurückgelegt habe. Das macht eine Gesamtstrecke von über 18.000 km! Ganz stolz sagt mir Google, dass das fast eine halbe Erdumrundung war.

(Aufs klimaschädliche Fliegen hab ich übrigens komplett verzichtet. )

50 km pro Tag! Ächz. Jetzt weiß ich, warum ich mich so platt fühle. Und was das alles gekostet haben muss! Der Transport, die Übernachtung, das ständige Essen gehen. 2019 war für mich sowas wie ein „Sabbatical“. Ich wollte nochmal alles sehen, alles ausprobieren und mich von völlig neuen Seiten kennenlernen. Und jetzt: Kommt der Absturz?

Ich sitze hier schon seit einer gefühlten Ewigkeit an einer Arbeit und komme einfach nicht weiter. Schaue stattdessen aus dem Fenster, träume mich in weite Welten, lasse mich am Computer ablenken. Mache alles, nur nicht meine Arbeit, die „mich voranbringen“ soll.
In der Ecke liegt die teure Kamera, auf die ich zur Zeit überhaupt keine Lust mehr habe. Dafür zocke ich mir die Nächte um die Ohren im neusten Strategiespiel. Das ist jetzt mein Leben. Fühlt sich an wie Hartz IV. Der größte Genuss ist das Abendessen, über das man den ganzen Tag nachdenkt. Wie ein Schwein im Stall. Oink oink! Mampf Mampf.

Aber nichts bringt mich weiter. Stattdessen surfe ich auf den Profilen von anderen tollen, erfolgreichen Menschen und überlege, wie sie es so weit bringen konnten. Wie gut sie aussehen! Was sie alles erreicht haben! Wie toll ihr Leben, ihre Fotos sind.

Dann muss ich gähnen. Meine Diät musste ich vorzeitig abbrechen, stattdessen hab ich mir eine Erkältung eingefangen.

Ich freu mich aufs Bettt. Einfach nichts tun. Einfach ausschlafen.

Nichts wollen. Nichts erstreben. Fühlt sich gut an!

Jetzt, endlich

Sylt-Geschichten, Teil 1

Hugo
Hugo

Und am Ende hast Du jeden Tag drauf gewartet, dass es jetzt endlich los geht.
Dass dein Leben spannender und aufregender wird. Dass du Dinge machst, die du dich vorher nicht getraut hast.
Dass es intensiver wird, leuchtender, toller!
Dass du noch mehr Freunde gewinnst, dass du netter und umgänglicher wirst.
Du hast gehofft, dass die Musik noch wichtiger wird und du wieder mehr tanzt.
Ja, du hast gehofft, dass du ein bisschen jünger wirst und die Dinge, die du früher gerne gemacht hast, jetzt wieder zurückkommen.
Du hast ewig gewartet. Aber auf was eigentlich? Neben dir liegt der Ausweis mit dem alten Passfoto. Du nimmst das Ding in die Hand und schaust das gräuliche, hässliche Foto an.
Wer ist diese Person mit der Brille? Die so ernst und freudlos guckt? Die bestimmt 10 kg zuviel hat. Ihre Haare eher langweilig trägt. Kein Glanz in den Augen hat? Du erinnerst dich an endlose Stunden vor dem Computer, wo du alles in- und auwändig gelernt hast, was mit dem Blechkasten in Verbindung steht. Du hast dich auf fremde Welten eingelassen und warst innerlich fern von der Heimat. Du bist irgendwo versunken und hast gewartet. Dass du endlich erwachsen wirst und es losgeht.
Dann nimmst du noch das andere Bild, dass du zufällig noch auf der Festplatte gefunden hast. Von dem Ausweis, der schon 2007 abgelaufen ist.
Da siehst du viel jünger aus. Fröhlicher, frischer irgendwie. Dein ganzes Leben lag noch vor dir. Was für Erwartungen an das Leben hattest du da?
Und was ist geblieben? Es ist alles so erschreckend schnell gegangen.

Klar du hattest Pläne und Ziele. Von Weiblichkeit und Schönheit. Schlank wolltest du sein und gut aussehen.
Du wolltest akzeptiert und geliebt werden.

Irgendwann sollte es endlich losgehen. Dann schaust Du dir die unzähligen Handy-Bilder von den letzten Monaten an. Schon wieder ist es ein Blick in die Vergangenheit.
Du siehst eine junge Frau, die um die Welt reist und Spaß am Leben hat. Da fahrt ihr gerade über die Dünen, eine Dose mit einem „Hugo“ in der Hand. Du erinnerst dich noch, wie die nette Verkäuferin sie euch mit einem Lächeln zugesteckt hat. Es war eine Prämie, weil ihr ein sündhaft teures Merchandising-T-Shirt von einer coolen Marke gekauft habt. Du fühltest dich geschmeichelt. Jetzt hattest du nicht nur dieses coole T-Shirt, sondern auch noch ein Gratis-Getränk! Eiskalt war der Cocktail, direkt aus dem Kühlschrank, genau richtig an diesem heißen Juli-Nachmittag. Die Wasserperlen liefen schon das Blech herunter und du wolltest es gar nicht loslassen. Doch bis zum Kliff war es noch weit.
„Die trinken wir dann da! Was hälst du davon?“ Dein Partner nickte nur stumm und sah zufrieden aus. „Gute Idee, das machen wir.“
Dann hast du die beiden Dosen in die Mittelkonsole gestellt und dich schon auf den kleinen Ausflug zum Kliff gefreut. Es war so heiß. Trotz Klimananlage hast du geschwitzt. Du hattest einen schönen weißen Rock an und eine leichte Bluse. Es war trotzdem zu warm. Dann seid ihr endlich auf dem Parkplatz angekommen. Hier mitten im Nirgendwo, im Osten von Sylt. Und trotzdem waren da mindestens 7 andere Autos mit Leuten, die die gleiche Idee wie ihr hatten. Ihre Kennzeichen verraten, dass sie aus allen möglichen Himmelsrichtungen kommen, selbst aus der Schweiz sind Leute dabei. Alle wollen an diesen schönen, einsamen, verlassenen Ort mit dem berühmten Morsum-Kliff pilgern.

Ihr stapft also mühseelig durch den Sand und später über den etwas bequemeren Steg. Es ist wirklich sehr heiß und jeder Schritt ist anstrengend. Deine Handtasche drückt sich noch fest in der Schulter, weil du noch zwei Getränke dabei hast. Du hast hohe Schuhe an, Sandalen, die in der Wärme ein bisschen scheuern und drücken. Aber egal- wenn es denn nur gut aussieht.

Ihr kommt an der ersten Düne an. Da sind immer noch Leute, das ist nicht romantisch. Da steht auch eine Bank. Aber die möchtest du nicht.
Schnell werden noch ein paar Fotos gemacht. Ganz egal was, Hauptsache abdrücken.
Ihr kommt zur nächsten Düne. Immer noch Leute. Nicht romantisch genug! Allerdings ist die Landschaft schon hier atemberaubend schön. Dann gehst du schnell vor, bis zur äußersten Spitze des Kliffs. Da musst du hin, soweit es nur geht. Es gibt nur noch einen kleinen Trampelpfad, keine weiteren Sicherungen mehr und nach links fällt die Düne steil ab. Mit den hohen Absätzen ist etwas schwierig, an der Stelle sicher zu gehen. Aber du bekommst es gerade noch hin.
Dir kommt ein letzter Mensch entgegen (er sieht aus wie ein Jogger) und dann endlich – Menschenleere! Nur das Wattenmeer, ganz ruhig um euch herum. Schilfpflanzen, die sich langsam im seichten Wind wiegen. Die Sonne brennt grell herunter. Unter euch trockener weißer, gräulicher Sand und ein bisschen vertrocknetes Gras. Du kannst dich problemlos mit dem weißen Rock auf die Erde setzen und nichts färbt ab. Du kramst mit zwei aufgeregten Fingern den Hugo aus deiner Handtasche und ziehst den Dosendeckel vorsichtig auf- es soll ja nicht übersprudeln..vorsichtig führst du die Dose an deine Lippen und nippst den ersten Schluck. Durstig bist du auf jeden Fall. Es schmeckt so köstlich! Das Getränk ist süß und klar und nur ganz leicht alkoholisiert. Es entspannt dich sofort. Du atmest kurz durch und lässt die Gedanken treiben. Es ist still, ruhig, du bist mit dir allein und vollkommen glücklich. Dieser Moment, er ist perfekt. Du greifst zur Hand deines Partners, der ein paar Schritte hinter dir war und sich jetzt auch hingesetzt hat.

Du musst jetzt nicht länger warten. Der perfekte Moment ist da und will einfach nur wahrgenommen und wertgeschätzt werden.