Blog und Gegen-Blog

„Da kommt schon eine ganze Weile nichts mehr“, sagt meine Mutter als sie auf meine Webseite surft und den letzten Eintrag im Blog lädt. „Ja stimmt, mhm..“ versuche ich ihr zu entgegnen, aber mir fällt keine richtige Antwort ein.

Ich hab wirklich schon lange nicht mehr gebloggt! Echt seltsam, wie sich die Zeit verändert, bzw. man sich selbst mit der Zeit verändert. Früher war mir das Schreiben so wichtig gewesen, der Mittelpunkt der eigenen Welt. Der Stabilitätsanker in der Identitätskrise, das Tor, nein eher der Nabel zur Welt.

Und was man alles geglaubt hat, mit dem Schreiben zu verändern! Man wollte die Welt aus den Angeln heben, ein bisschen gerechter machen! Über den sozialen Frieden und Ausgleich, über Politik und Gegenpolitik, über die Feuilletons dieser Welt schreiben. Da ging es schon längst nicht mehr über die eigene Befindlichkeit. Nein, die eigene Befindlichkeit wurde auf die Befindlichkeit der Welt ausgedehnt und man entdeckte überall Parallelen und kleine Verbindungsschalter. Alles hing miteinander zusammen.

Man wollte zur Politik seinen Teil dazu beitragen und eine eigene Meinung haben, so wie man das in der Schule gelernt hat. Weil die Lehrer gesagt haben, dass Deine Meinung gehört wird. Dass Du wichtig bist. Auch wenn Du es nicht glauben konntest, damals mit deinen 14 oder 15 Jahren… und heute noch weniger.

Und wie viel Mühe man sich gegeben hat! Wie lange es gedauert hat, bis so ein Artikel mal fertig geschrieben und alle Fehler entfernt worden waren. Und irgendein kritischer Geist hatte dann doch noch einen Fehler gefunden, den er gerne behalten durfte…

Heute muss ich nur noch schmunzeln, wenn ich so auf meine eigenen Ambitionen von damals zurückblicke. Spätestens mit Facebook oder Instagram hatte sich dann sowieso alles geändert. Die Leute schrieben nicht mehr über ihr Leben, nein sie luden nur noch Fotos hoch oder kommentierten komplexe Vorgänge mit einem einzigen Smiley. Plötzlich war nur noch der Moment wichtig oder die Frage, was man gerade gegessen hat oder in welchem großartigen Land man sich gerade aufhält. Selbst dieser Hype kommt mir mittlerweile etwas schal vor und ich kann meine eigene Begeisterung dafür kaum noch nachvollziehen.

Oder erinnert ihr euch an Twitter, zur Blütezeit seiner eigenen Entwicklung? Man hat ständig nette und neue Leute kennengelernt und sich freundlich unterhalten. Meistens wurde gelobt, manchmal auch ein bisschen kritisiert, aber die Stimmung unter den Nutzern war meistens freundlich und man konnte sich in kürzester Zeit ein richtiges Netzwerk aus Lesern und Freunden ausbauen. Die Nutzer interessierten sich füreinander und waren in der Lage gegenseitig empathisch zu sein. Wo sind diese menschlichen Fähigkeiten hingekommen? Was wurde aus unserer Empathie?

„Ohne Twitter brauchst du auch gar nicht mehr zu bloggen“ sagte mir mal vor langer Zeit ein Freund. „Die Leute nehmen die Abkürzung und micro-bloggen nur noch“. „Oder sie posten was auf Facebook.“

Ich fand das etwas befremdlich, so war ich es doch gewohnt, lange Texte zu schreiben und mir viel Zeit für meine Gedanken zu nehmen. Aber hätte ich doch damals (2008-2010) nur ein bisschen mehr micro-gebloggt! Dann hätte ich mehr davon gehabt, denn auch Twitter ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Es ist so toxisch und rechtspopulistisch geworden, so unterwandert von Trollen und Hetzern und Fake-Accounts, dass ich schon beim Ansurfen der URL-Adresse Hautausschlag bekomme.

Nein, die Blogs waren immer die letzte freie Instanz. Sie waren immer das Medium, das komplett frei und unreguliert war. Und daher ist es auch kein Wunder, dass dieses Medium von großen Internetriesen, Verlagen, oder Zeitungen nie unterstützt, bzw. regelrecht klein geredet wurde.

Könnt ihr euch noch an das große Versprechen erinnern, dass man mit dem Blog ja jetzt sein eigener Redakteur, bzw. seine eigene Redakteurin sein darf? Und dann wurde diese schöne Erkenntnis sogleich von den „Klowänden des Internets“ niedergemetzelt, wie es in diesem Mainstream-„Diskurs“ leider so üblich ist.

Aber für „Nischenmenschen“ und Gefühlsmenschen ist es eben wichtig, eine „Nische“ zu haben und mag sie noch so klein sein… Jeder Mensch braucht seine Ausdrucksweise und eigentlich benötigt auch jeder Mensch ein Ventil, eine Plattform, sich so auszudrücken, wie er das für richtig hält.

Dass jeder auch Anerkennung benötigt und eigentlich gleich wichtig sein sollte- geschenkt. Natürlich setzen sich in der Öffentlichkeit erstmal die Lauten durch. Das war vor 2000 Jahren schon so und wird auch in der fernen Zukunft nicht anders sein.

Wer weiß, vielleicht wird auch in Deutschland die vielbeschworene Freiheit des Einzelnen und die Demokratie mal wieder auf dem Rückzug sein. Wenn andere Parteien, mit extremeren Weltanschauungen und radikalen Programmen an die Macht kommen. Dann bekommen wir vielleicht eine Situation wie im großen europäischen „Nachbarn“ oder anderen Diktator-geführten Ländern, wo die freie Meinungsäußerung allein schon das Fundament der Demokratie ist.

Wo allein schon der Gedanke an ein systemkritisches Wort ausreicht, um von der Gedankenpolizei als „Verdächtig“ eingestuft zu werden.

Die Worte eines einzelnen Menschen sind immer die Grundlage der Freiheit. Weil man nur im Wort und in den Gedanken, in seinem Gewissen und seinen Gefühlen „frei“ sein kann. Weil man tief in seinem Inneren nicht im Widerspruch leben kann. Weil man als Mensch weiß und spürt, was Menschenrechte, was Freiheit sind und wie sich Gesundheit anfühlt.

Und somit ist das Schreiben nicht nur politisch wichtig, sondern z.B. auch die Grundlage für seelisches, emotionales und soziales Wohlbefinden. Nur, wenn andere meine Gedanken kennen und ich ehrlich und offen („frei“) darüber schreiben kann, können Sie etwas zu mir sagen. Nur dann kann ich „gespiegelt“ werden.. Nur dann biete ich Angriffsfläche. Wie wenige Menschen heute überhaupt noch etwas sagen wollen. Und sich verstecken, aus Angst, dass ihre Meinung nicht angemessen ist oder nicht in den Mainstream passt. Diejenigen, die andere niederbrüllen oder mit anderen Mitteln versuchen, ihr Ego und ihre Meinung durchzudrücken, haben gute Arbeit geleistet.

Nein, die Blogs und das persönliche Schreiben werden immer wichtig sein. Heute, gestern und auf jeden Fall auch morgen!

Liebe Welt, wir müssen reden

Distelblüten, die halb aufgeblüht sind vor einem dramatischen Himmel mit vielen WolkenLiebe Welt,

es wird Zeit über Dich zu schreiben. Denn du stehst am Abgrund und wir mit Dir.  Wir blicken in den Abgrund, der da heißt Inflation, Krieg, Energiemangel und Klimakrise. Wie sind wir dahin gekommen? Haben wir es nicht kommen sehen? Wo waren unsere politischen „Führer und Führerinnen“, als es galt, das Unheil zu wenden?

Nun zieht sich die gute Laune und die Unbeschwertheit aus allen Lebensbereichen langsam aber sicher zurück.

Die Beziehungen werden weniger, die Social Media Posts verdorren, wie der Po in Norditalien.

Wir verstummen. Wir wissen nicht mehr, was wir sagen sollen. Schauen in den Abgrund unserer Zivilisation, den wir alle mit verursacht haben. Gleichzeitig rennen die Menschen immer noch wie die Lemminge zu den Fliegern, die ihnen wenigstens für zwei Wochen Abstand von ihrem grausigen Leben versprechen, das man Alltag nennt.

Und selbst die endlosen Schlangen vor den Schaltern, die herrenlose Koffer, die sich zu Tausenden stapeln, weil „niemand sie wegräumen möchte“, kann die Meute nicht davon abhalten, die schöne Zeit vor Corona nochmal hinauf zu beschwören.

Aber es wird nicht mehr so „wie vorher“. Wir sind in einer anderen Zeit angekommen. In der Zeit, die sich „gewendet“ hat.

All das Reden und Schreiben der Intelligenten hat nichts gebracht, jetzt machen Diktatoren und Kriegstreiber das, was sie schon immer gemacht haben. Sie diktieren und treiben Krieg. Sie töten Frauen, Kinder und alle anderen. Sie besetzen, sie stehlen und vernichten. Ganz unverhohlen, ohne politischen Filter, ohne Rücksicht und ohne Scham. Und die, die von außen zuschauen müssen und keine Mittel in der Hand haben, sind noch entsetzt und werden gleichsam mit bestraft. Das Unheil nimmt seinen Gang und es wird über die Erde geschüttet, wie eine riesige Milchkanne aus den 80er Jahren, als es noch „genug von allem gab“.

So muss das gewesen sein, als damals zwei Weltkriege über die Menschen gerollt sind und man sie durch nichts aufhalten konnte. So wie damals gibt es nun „den Ruf nach den Waffen“, weil man sich von ihnen den Frieden verspricht, was widersprüchlicher nicht sein könnte. Es gibt kein Frieden unter den Menschen, wenn im Kopf nur Hass und Krieg herrscht.

Liebe Welt, du stehst am Abgrund und ich schaue dir mitleidig zu. Aber ist es wirklich alles so schlimm oder sind es nur die Nachrichten, die uns solch grausige Wahrnehmung bescheren? Manchmal denke ich, bei mir persönlich ist alles so friedlich wie immer. Ich schlafe morgens lang, dann gehe ich mit meinem Hund durch die Felder, die im Moment so schön sind. Am Wegrand blüht alles in tausend Farben, der Großteil der Ernte ist eingebracht, die Silos und Mägen werden bald wieder gefüllt sein. Ich mache meine Arbeit, so wie ich sie jeden Tag mache, dann koche ich ein Essen, so wie jeden Tag und abends genieße ich die Ruhe in den eigenen vier Wänden.

Es ist warm, freilich. Aber ist es „die große Hitzewelle“, von der alle schreiben und sie an die Pinnwand des Internets heften?
Nein, es ist warm. Es ist Sommer. Liebe Welt, wir sollten uns nicht vor den Gedanken und Ängsten der anderen fürchten. Wir sollten lieber lernen, unser Leben glücklich zu leben und auf uns selbst zu hören. Denn wir haben nur dieses eine Leben. Wir sind verpflichtet, es richtig zu machen. „Gut zu leben“, verantwortungsvoll zu handeln, hier im Jetzt. Es gibt soviel zu tun! Soviel zu erleben! Die Welt ist so schön, meine Liebe, wenn Du sie nur lässt!

Lass dich nicht beherrschen, von den Untergangspropheten, von den Nein- und Vielleicht-Sagern, von den Zweiflern, Hetzern und Spaltern. Lebe einfach dein Leben, meine liebe Welt.

Lebe jeden Tag und versuche, jeden Tag glücklich zu sein. Das ist schwierig genug.

Tage der Gefühle

Ein paar Gedanken zum Sonntag, geschrieben zu Red Hot Chili Peppers

Es gibt sie, die Tage der Gefühle. Alles kocht hoch, alles ist spürbar.

Die Freude über den Frühling, neben der Traurigkeit über die eigene Vergänglichkeit.

Alles geht vorbei, alles ist schwer. Das schöne Leben, das wir einst kannten. Für immer vorbei.

Es sind so Tage, an denen Du den Kloß im eigenen Hals nicht los wirst. Und das Glas immer wieder nachschenken möchtest.

Und dann, auf einmal, bist Du jemand völlig anderes!
Hat sich Dein Leben gedreht. Für immer.

Andere verstehen es nicht. Erhoffe es nicht. Andere gehen nicht mit. Warte nicht darauf. Geh Dein Leben, so wie du nur weißt, wohin es gehen kann.

Geh Dein Leben, von Anfang bis zum Ende.

Was liegt hinter dem Winter? Hinter dem Eis? Hinter dem Stillstand?

Wo sind die Blüten? Wo ist das Neue?
Spürst Du es schon unter der Eisfläche Deines Herzens?

Schreib, als ob es kein Morgen gäbe.
Fotografiere wo immer Du möchtest, was immer Du möchtest!

Alles verspielt

Alles ist verspielt, alles ist hinüber.
Dein Leben, so wie es einst war, jetzt löst es sich auf.

Ein ruhmloser Abgang, keine besonderen Ehren waren zu erwarten.

Du bist einfach verschwunden, und nie wieder gekommen!
Unendliche Herzen hast Du gebrochen und Vorstellungen von Dir für immer beendet.

Dein altes Leben wollte nicht weiterleben.
Aber unter der Decke wartete bereits ein Neues!

Unsicher, wie immer, wagst Du den ersten Schritt.
Trägt mich diese neue Erde?

Werde ich versinken? Oder werden mir Flügel wachsen?

Was mache ich mit diesem Salat aus Gefühlen und Eindrücken?

Wer hilft mir, aus diesen Eindrücken etwas Stabiles und Schönes zu formen?

 

Und plötzlich

Und dann plötzlich geht es so leicht!
Und dann plötzlich wird es warm! Und schön!

Es war diese Zeit, als Du wieder in mein Herzen kamst.
Als mir so klar wurde, dass ich Dich vermisse.
Und so dringend brauche.

Es war die Zeit, als mein Leben an mir vorbei rauschte.
Als mir klar wurde, dass alles nur ein kurzer Wimpernschlag werden würde.

Die Haare wurden schon grau. Meine „Errungenschaften“ waren nur noch diese kleinen, unbedeuteten Buchstaben auf dem Computer. Mehr nicht.

Das war alles, was ich dieser Welt hinterlassen würde!

2021

Es war die Zeit, als es keine Partys mehr gab. Kein Lachen.
Als wir nichts mehr verdienten. Und uns nicht mehr umarmen konnten.

Es war die Zeit, als ein neuer Wolf in ihm geboren wurde.

Und er unendlich stark und selbstbewusst wurde.

 

Ich kann nicht kämpfen, aber ich würde dieses Virus so gerne ausweinen.
Es wird lange dauern und es gibt viel zu weinen.
Dieses Virus ist unsere eigene Maßlosigkeit. Unser Hang, uns zu vermehren.

Und keine Rücksicht auf die Erde zu nehmen.

Das Virus sagt, so geht es nicht. Und schickt uns ins eigene Selbst zurück.

Wir dürfen erst wieder kommen, wenn wir geheilt sind.

Gefühle

Ich habe eine neue Geschichte angefangen. Über zwei Menschen, die sich lieben, aber wegen der Corona-Pandemie nicht zusammen kommen können. Ich finde, das ist eine gute Idee. Es bringt für mich alle Gefühle der letzten Monate auf den Punkt.
Es ist ein zentrales Thema und wie es der Zufall so will, genau so aufgebaut, wie man es für „gute Romane“ empfiehlt: Die Liebenden wollen sich lieben, aber die Umstände ermöglichen es nicht. Und wenn dann endlich alle Schwierigkeiten überwunden wurden, bringt sich der eine von den beiden um und der andere auch (Romeo und Julia).

Solange schreibe ich schon Geschichten und so lange auch Blogs. Jetzt hab ich auch noch mit dem Fotografieren angefangen. Es macht mich glücklich, die Kunst ist wirklich sehr wichtig. Man braucht nicht mehr. Daran ist alles enthalten. Aber mein Schreibstil ist manchmal komisch. Ich kann Romane nicht „planen“. Ich schreibe meistens einfach drauf los und schaue, wie sich dann die Geschichte entwickelt. Ich halte mich gerne an reale Personen und reale Gefühle, weil ich das am authentischsten finde.

Das Ganze hat nur ein Problem: Wenn die Liebe „im realen“ sich nicht weiterentwickelt, entwickelt sich auch die Geschichte nicht weiter. Die damit verbundenen Gefühle kann ich wiederum sehr gut nutzen, um die Selbstzweifel des Protagonisten zu veranschaulichen. (hahaha !)

Ja, Liebe ist nicht immer einfach. Es gibt so viele Hindernisse, so viele Schwierigkeiten.

Mir fällt aber auf, dass man zu sehr vielen Menschen eine positive Beziehung aufbauen kann. Es ist ja auch das, was der Dalai Lama empfiehlt. Sich mit möglichst vielen Menschen anzufreunden und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Dennoch ist immer mal wieder jemand dabei, den man anfängt zu idealisieren. Der plötzlich alle anderen überstrahlt. Die ganze eigene Energie ist dann nur auf diese Person gerichtet. Man checkt, wann er online ist, was er schreibt, wann er geht, wie seine Gefühle sind. Es ist der perfekte Partner. Du bist immer für ihn da und du willst immer wissen, wie es ihm geht. Das spürt man einfach.

Es gibt aber auch den umgekehrten Weg und der ist leider in der Corona-Pandemie häufig der Fall: Man entfremdet sich.
Der ehemals vertraute Mensch ist nicht wieder zu erkennen. Er zeigt Seiten, die man eigentlich nicht kannte und auch nicht wahrhaben wollte. Aus der schillernden, freundlichen Person wird ein hässliches Etwas. Die dunkle Seite bricht durch, das helle verschwindet.

Das ist kein schöner Moment. Es führt zu Stille auf beiden Seiten. Ein untrügliches Zeichen, das die Liebe gestört ist.

Sonnenaufgang in der Erdekaut

 

So wie die Sonne an diesem eisigen Morgen endlich über dem Horizont erschien, so erschien Deine Liebe in meinem Herzen. Erst eine leichte Wärme, die kaum wahrzunehmen war, dann immer kräftiger erhob sich das strahlende Licht über die kalte Winderlandschaft in meinem Inneren.
Die Sonne brauchte viel Kraft, so wie du auch viel Geduld mit mir brauchtest. Es waren immer kleine Strahlen, die wir austauschten, für manche Menschen kaum wahrzunehmen. Doch wer einen empfindlichen Sensor hatte, konnte es ganz genau spüren. Ohne die Liebe, die wir dem anderen schenkten, wären wir erfroren, festgeklebt am eisigen Boden, wie die toten Blätter und Zweige, die dort lagen. Ohne Liebe hätten wir es nicht einen Meter um den See geschafft, sondern wären eingebrochen in den kalten Böschungen des Lebens, die keinen Halt boten und uns unendlich nach unten zogen.

Mischmaschtag

Gestern war der langweiligste Tag des Jahres. Ein Wetter zum Vergessen. Weder Fisch, noch Fleisch. Weder warm, noch kalt, nicht sonnig, aber auch nicht regnerisch. Ich habe schöne Kerzen angemacht und wir haben „Bruschetta“ mit Tomatenwürfeln und Mozarella gegessen. Die Zutaten hab ich eigentlich für warme Tage gekauft, aber sie haben auch in dieser heimeligen Herbst-Sonntagsstimmung gut geschmeckt.

Dieses Jahr ist so ereignislos, es fühlt sich so leer an. Keine richtige sichtbare Krise für die meisten von uns, aber dennoch eine „unsichtbare“, deren unheilvolles Damoklesschwert nur in schemenhaften Konturen am Horizont zu erkennen ist und an unserer eigenen Unbeschwertheit nagt. Bei jedem Husten und Niesen denke ich jetzt „es ist vielleicht Corona“ und fang schon ängstlich an, die Symptome zu googeln. Meistens liege ich dann doch daneben und vergesse, wieviele Schnupfenviren und Hustenarten den Menschen schon seit Angedenken plagen. Dazu kommt das völlige Ausbleiben von Events. Keine Weinfeste, keine Festivals, keine größeren Familienfeierlichkeiten. Ein schwarzes Jahr, inmitten von vielen bunten.

Wir sind losgefahren, um einen schönen Ausflug zu machen, aber mir fiel kein richtiger Zielort ein. Also sind wir ein bisschen durch die Wingerte spazieren gegangen, mit der Hoffnung, dass dann ein Geistesblitz „von oben“ kommen würde, was wir am besten aus diesem von Schnecken angefressenen Mischmasch-Tag machen sollen. Es kam keiner.

Stattdessen hab ich mich in mein Innerstes zurückgezogen und mich wieder auf das Studium von Büchern und Computerspielen beschränkt. Es ist schon eine seltsame Mischung, die ich zur Zeit konsumiere:

Da ist zum einen „Assassins Creed, Teil 4 Black Flag“ , ein Computerspiel in einem schönen Piraten-Südsee-Setting, ersetzt mir ein bisschen die Fernreise und den Urlaub unter Palmen. Die Geschichte ist hervorragend erzählt und das ganze Game ist mit Ereignissen und Action nur so vollgepackt.
Es lässt einen wirklich abtauchen und in ferne Welten versinken, genau das, was ich jetzt nötig habe. Allerdings stoße ich immer wieder auf Ruckler und kleine, schlampige Programmierfehler, was die Immersion doch etwas behindert und für ein Vollpreisspiel für so einen großen Entwickler nicht ganz würdig ist. Dennoch komme ich gut voran und stehe jetzt bei 16 Prozent Spielfortschritt.

Morgen lese ich meistens ein paar Zeilen im „Werther“, den ich schon als Kind gerne gelesen habe, und auf den ich letztens bei der Suche nach einer guten Vertonung für mein Video drauf gestoßen bin. Es gibt bei „Amazon Kindle“ solche alten Bücher alle gratis zu lesen, das ist wirklich gut.

Die Sprache von Goethe ist einfach einzigartig und obwohl er ja schon lange tot ist und man die Sprache als „alt“ bezeichnen muss, ist sie irgendwie noch gut zu verstehen. Nur ein paar Vokabeln von damals haben es nicht in unseren neuen Wortschatz geschafft.

Ich habe mir eine schöne Passage aus dem Buch genommen und sie zu den Bildern von meinem letzten Worms-Trip vermischt. Ihr findet das Video unter meinem Youtube-Kanal, wie gewohnt (Link):

Leider läuft der Youtube-Kanal noch nicht so gut wie andere Soziale Netzwerke. Ich bin nicht sicher, woran es liegt.
Zur Zeit bin ich so sehr mit der Bearbeitung der Videos beschäftigt, dass für die „Werbung“ und „Vernetzung“ nicht soviel Zeit bleibt. Bei Instagram ist es etwas einfacher, mit neuen Beiträgen Rückmeldungen und Austausch zu bekommen. Daher würde ich mich auch über Likes von Euch freuen oder wenn Ihr meinen Kanal abonniert.

Zu guter Letzt, vor allems abends habe ich wieder „Friedhof der Kuscheltiere“ von Stephen King rausgekramt. Das Buch ist schon alt und wurde so ca. 1983 auf den Markt gebracht. Es geht um den Tod, und die Auferstehung davon. Gewissermaßen katholisch, aber auch ein bisschen heidnisch. In der Wikipedia steht, dass das Buch den größten kommerziellen Erfolg von Kings Werken darstellt, und es gab ja auch eine Verfilmung. Aber auch mein tatsächliches Taschenbuch hat einen alten „DM“ Aufkleber und ein kleines Datum daneben verrät, dass es damals im Juni 1996 gekauft wurde. Ich weiß nicht mehr, von wem, von mir oder meiner Schwester.

Im Sommer vor zwei Jahren hab ich dieses Buch zufällig bei meinen Eltern im Schrank gefunden, ein paar Seiten gelesen und es dann hier zu mir nach Hause mitgekommen. Gestern ist es mir wieder ins Auge gestochen. Man mag über Stephen King denken, was man will, ob man das Genre „Horror“ nun mag oder nicht, aber ich finde, er schreibt genial. Seine Beobachtungen der Natur, der Menschen, der inneren Empfindungen- ich finde es einfach großartig. Und die Geschichte ist so spannend. Man wird vom ersten Moment an völlig „hineingesogen“. Ich wünschte, ich könnte so gut Romane und Geschichten schreiben wie er !

Sommerliebe – Das Buch

Passende Musik: Oaklahoma Town (Original Edit)

EIne Hummel sitzt auf einer großen rosa-blühenden Dahlienblüte
EIne Hummel sitzt auf einer großen rosa-blühenden Dahlienblüte

So Ihr Lieben, beinahe pünktlich zum Nikolaustag und zum Geburtstag meines Papas kann ich heute die frohe Botschaft verkünden, dass mein erstes Buch endlich fertig geworden ist! Es geht- wie sollte es anders sein- um Liebe. Ich habe es im Self-Publishing Verfahren angeboten und es hat sogar schon eine ISBN.

Über die Sommerliebe hab ich ja das ganze Jahr über schon gebloggt. Einiges wurde veröffentlicht, anderes habe ich noch für mich behalten.

In dem 76 seitigen DIN A5 – Büchlein bekommt ihr jetzt nochmal alle Gedanken zusammengefasst und mit schönen Bildern aus diesem Jahr versehen.

Wer weiß, vielleicht ist das eine Geschenkidee für Weihnachten?

https://www.epubli.de/shop/buch/Sommerliebe-Julia-Adriana-B%C3%B6ttcher-9783750260436/93196#beschreibung

Neben den Vorschau-Texten im Blog  könnt Ihr euch dort bei Epubli auch nochmal einen kleinen Einblick in die ersten 12 Seiten verschaffen.

Wenn ihr es kauft, bekomme ich dafür ca. einen Euro!! Haha! Aber darum geht es mir gar nicht. Es geht um die Gefühle, die ich darin beschrieben habe. Und- ungelogen- ich glaube etwas emotionaleres wie in diesem Jahr hab ich noch nie erlebt und auch noch nie aufgeschrieben. Ich möchte es unbedingt für die Nachwelt aufbewahren.

 

Blogs sind nicht mehr cool

Eins hab ich in der letzten Zeit gelernt. Blogs sind nicht mehr cool! Solange habe ich hier geschrieben, so viel Leidenschaft in meine Texte und Gedanken gesteckt, aber wo kommen die meisten Likes, die meisten Follower und die größte Aufmerksamkeit? Bei den kleinen Bildchen auf Instagram!

Da verbringen die Leute Stunden um Stunden. Ganz besonders fällt es mir immer bei den Stories auf.
Das sind die kleinen Bilder, die 24 Stunden lang im eigenen Profil erscheinen und dann wieder in kleine Bits und Bytes zerlegt werden und schließlich ganz zerfallen.

Wieviele Leute da immer drauf gucken! Man kann das in Echtzeit verfolgen, weil die „Views“ immer ganz genau angezeigt werden.
Es ist schön, man bekommt mit, wer sich so für einen interessiert. Und wer am eigenen Privatleben teilhaben möchte.

Und das sind ganz schön viele! Je nach Inhalt und Hashtag können die kleinen Story-Berichte auch richtig durchschlagen und eine größere Reichweite bekommen. Das meiste habe ich mit meiner München-Reise erzielt, als ich weit über 100 Story-Betrachter pro Bild hatte. Aber auch andere Bilder können „erfolgreich“ sein. Ich freue mich immer darüber, weil es schön ist zu sehen, das die eigene Arbeit einen Sinn hat. Wenn ich ehrlich bin, das Fotografieren und das Zeigen meiner Welt ist zu meinem neuen „Lebenssinn“ geworden. Ich weiß immer, dass es noch andere Menschen gibt, die von meiner Arbeit profitieren und das ist unglaublich motivierend. Ich brauche dafür kein Geld. Es ist tatsächlich das einfache soziale Feedback, das völlig ausreichend ist. So wie wenn die Menschen zufrieden an den Tisch kommen, wo ich gekocht habe und leise auf meinen Bildern herummampfen. Das ist ein schönes Gefühl.

Allerdings bin ich „textfaul“ geworden. Denn lange Texte lesen die meisten Menschen einfach nicht. Und so habe ich auch die Lust verloren, welche zu schreiben. Auch der Versuch, mit seinen Bildchen irgendwas „erreichen“ zu wollen, habe ich auf Instagram überhaupt nicht. Ich möchte gute Arbeit abliefern, qualitative und ausgewogene Inhalte ohne große politische Wertung erstellen. Und das kommt ziemlich gut an. Ich lasse einfach alles „tendenzielle“ weg und erreiche damit genau den Geschmack der Mitte.

Mein erfolgreichstes Bild in diesem Jahr war das vom Mannheimer Fernsehturm. Es hat in meinem Feed ca. 100 Herzchen bekommen und weil es vom Instagram-Kanal „Quadratestadt“ gefeatured wurde (d.h. es wurde nochmal gepostet) hat es dort auch noch einmal über 1100 Likes bekommen und mir viele neue Follower und mehr „Influence“ beschert.

Aber was mache ich jetzt mit dem ganzen „Influence“? Das klingt ja fast wie eine Grippe!

Zuviel Einfluss macht mir Angst, denn das ruft auch Neider auf den Plan. Da wo Menschen sind, gibt es natürlich auch Neid, Argwohn, Hass, Gezicke, Intrigen. Das ist ganz normal. So hört man z.B. von Leuten, dass ihr Profilbild geklaut wurde und damit Schindluder getrieben wird oder sogar ganze Accounts werden geklont und kopiert. Die Betroffenen müssen dann erstmal bei Instagram vorstellig werden, sich melden, sich beschweren. Das kann den Spaß an der Arbeit ganz schnell vermiesen. Bei Frauen gibt es oft Neid. So ist es auffällig, dass Accounts von Männern oft von Frauen gelikt werden und weibliche Accounts oft überdurchschnittlich viel männliche Follower und „Herzchen“ haben. Die Sexualität kann man natürlich nicht heraushalten und viele Männer versuchen einen auch über die „Direct Messages“ anzumachen oder anzuflirten. Ganz besonders schlimm sind die Stalker, die einem das Leben vermiesen wollen und auch vor dem Anlegen neuer geklonter Accounts nicht zurückschrecken. Dann gibt es noch die Oberlehrer und Besserwisser, die immer sehr viel auszusetzen haben, aber deren eigene Arbeit auch nicht ganz einwandfrei ist.

Bei den neuen Freunden bin ich dennoch immer sehr wählerisch. Es gibt viele, die mit einem befreundet sein wollen, aber es gibt nur ganz wenige, echte Freunde. Und eine „Social Media“ Plattform ist ein schlechter Ort, um Vertrauen aufzubauen. Das geht immer noch am besten im „richtigen Leben“. Also muss man die Leute treffen, mit denen man da so „vernetzt“ ist. Zumindest die, für die es sich lohnt.

Die Schreibkünstlerin

Da sitzt Du nun in Deiner Bude, einsam und allein.
Du schreibst endlose Zeilen über das Denken und wie schädlich es sei.
Dass es so süchtig macht und dass nur das Leben zählt!
Aber leider kannst Du selbst nicht aufhören damit.

Dann betrachtest du andere Menschen, wie sie endlich ein paar Schritte nach vorne machen
und dann steigt der Neid in Dir auf
oder ist es mehr?

ein bisschen Eifersucht?
Ein bisschen verdrängte Gefühle?
Hinter dem sorgsam gepflegten Eispanzer?

Für mich sogar?
Nein das kann ich mir nicht vorstellen
diese Vorstellung ist absurd
und hat mit der Realität wenig zu tun

lieber lausche ich jetzt weiter deinen schönen Zeilen
die da endlos fließen
und fließen
und fließen

reinste Gefühle, reinste Poesie
mein Nektar am Morgen
und meine Schlaftablette am Abend.

Halbzeitpause


Juhu, ab heute hab ich frei! Zwei Wochen, extra für mich reserviert. 😉
Es wurde höchste Zeit. In diesem Jahr konnte ich leider bis jetzt noch überhaupt keinen Urlaub nehmen.
Die Selbstständigkeit hat ständigen Arbeitseinsatz verlangt und immer dann, wenn das eine Projekt abgeschlossen war, hat schon das nächste Projekt gewartet. Der Start in das Jahr war eher verhalten und nachdem nacheinander ein paar Kunden wieder abgesprungen sind, obwohl wir bereits sehr viel für sie gearbeitet hatten, war die Stimmung erstmal am Tiefpunkt. Dazu kam das schlechte Wetter und ein allgemein schwieriges Start-Up Umfeld in Deutschland. Die Selbstständigkeit verlangt mehr als jede andere Arbeit eine strenge Selbstkontrolle. Die Selbstausbeutung ist nicht weit entfernt. Man möchte gerne „alles annehmen“ und „auf jeden eingehen“, aber das geht technisch und vor allem menschlich gar nicht. Man muss Prioritäten setzen. Wo nehme ich was an? Und wo sage ich auch mal nein?
In Deutschland herrscht generell eine sehr pedantische, „ordentliche“ Mentalität. Es muss immer alles zu vollster Zufriedenheit erledigt werden. Und die Menschen (somit auch die Kunden) finden noch das kleinste Detail. Das sorgt auf der einen Seite für ein tolles, qualitatives Ergebnis und die Ansprüche sind hoch. Auf der anderen Seite würde ich mir manchmal auch mehr „Lockerheit“ wünschen. Warum tun sich Menschen so schwer mit „halben Projekten“? Alles, was neu angefangen wird, ist erstmal halb und unfertig, zur Reife kann es nur kommen, wenn man auch dem Spross eine Chance gibt. Warum wird so ungern mal was Neues ausprobiert? Besonders schlimm ist es, wenn Kunden an ihren alten „bewährten“ Methoden festhalten, wir aber dann mit unseren frischen Impulsen kommen (es geht hierbei hauptsächlich um Software, also die Schnittstelle zwischen dem Anwendungsfall und dem Menschen).

Wie auch immer. Meine Kunstprojekte habe ich fleißig „nebenbei“ am Laufen halten können, wie ihr auf Instagram sehen könnt. Die vielen Geschäftsreisen haben dafür gesorgt, dass ich die Kamera immer dabei hatte und „nebenbei“ Fotos schießen konnte. Die schnelllebige und etwas oberflächliche Welt auf Instagram hat zu meinem derzeitigen Lebensstil ganz gut gepasst. Tiefergehende Blog-Artikel hab ich eher weniger geschrieben. Außerdem habe ich gerade einen „Mentalitätswandel“ und schreibe immer weniger gerne über Politik. Die Politik wird vor allem von den Flüchtlingsthemen, von Trump und der Globalisierungskrise dominiert. Das sind letztendlich aber alles Symptome. Selten hab ich so eine schlechte Politik wie in Deutschland erlebt. Es wird gar nichts mehr angegangen, nur noch alles „ausgesessen“. Also macht auch das Schreiben über die Politik immer weniger Spaß. Aber irgendjemand muss sich ja Gedanken machen…

Menschen sind mir im Schnitt wichtiger geworden und ich habe daher im ersten Halbjahr auch versucht, meine sozialen Kontakte zu verbessern. Ganz seltsam ist es, dass der Todefall letztes Jahr in unserer Familie eine gewisse „Zäsur“ in unseren Kontakten verursacht hat. Wir sind etwas kritischer gegenüber unseren Freunden geworden und auf der anderen Seite (der Gegenseite) war nur wenig Bereitschaft, sich auf unsere veränderte, emotionale Situation einzustellen. Es war schwierig, die Unterstützung zu bekommen, die ich mir gewünscht hätte. Ich hab immer wieder „lieb angefragt“ und mir auch einige Mühe gegeben, aber wenn die Menschen nichts geben wollen, dann geben sie nichts. Im Gegenteil, die Funkstille und die Kontaktabbrüche zu alten, guten Freundschaften waren in diesem Jahr besonders stark.

Also ist mir dieses Jahr auch klar geworden, dass ich in Sachen Freundschaften und menschliche Beziehungen einige Veränderung brauche, was vor allem bedeutet, dass man sich „neue Leute suchen“ muss. Das ist so eine ewige Suche. Menschen und Biografien verändern sich, man kann nicht ewig an den immer gleichen Menschen festhalten.So wie man sich selbst verändert, so verändern sich auch die Beziehungen.

So ist es doch eigentlich immer im Leben, oder? Immer wenn du denkst, es geht nicht weiter, kommt jemand völlig neues in Dein Leben und – oh Wunder- er passt plötzlich perfekt in Dein Leben und Du fragst Dich, warum Du ihn nicht schon viel früher kennen gelernt hast?

Was auch ganz witizig ist: Ich habe in diesem Jahr einige Leute kennengelernt, die mir gesagt haben, dass sie eigentlich gerne bloggen würden. Aber es wäre so schwer, eine geeignete Software zu finden. Sie wissen nicht, wo sie anfangen können, etc. Also wird aus Bequemlichkeit eher Facebook oder Instagram genutzt. Schade eigentlich! Da gibt es so viel ungenutztes Autoren- und Blog-Potential. Alles Menschen, mit denen ich mich über das Blog vernetzen könnte.

Aber ja, das Blog ist Arbeit. So wie alles andere auch. Zuerst muss man die Grundlage schaffen, das Feld bestellen, Samen einsetzen und dann irgendwann kann man die Früchte ernten.

Kunst mit Hindernissen

Langsam baut sich die Kreativität auf. Gedankenblase für Gedankenblase blubbern langsam aus dem Hirn,
unaufhörlich steigert sich das textgebene Verlangen,
ungefiltert, authentisch kommt es aus den Fingerspitzen geflossen
der Text formt sich langsam wie ein Glibber aus Schleim, der zu Statue wird.

In diesem hoch-empfindlichen Prozess des Sich-Versenkens werde ich jäh unterbrochen,
das Publikum reißt mir das Heft aus der Hand und will alles wissen, was ich geschrieben habe.
Bevor der Gedanke zu Ende gesponnen wurde, hat ihn schon jemand in der Hand.
Die Leser sind noch neugierig, geben sich freundlich, dann folgt die Kritik.

Alles ist zerstört, alles ist weg! Vorbei die einsamen Gefühle der Romantik.
Vorbei die Lust am Schreiben, die Freude an der Phantasie.
Die Realität ist über mich herein gebrochen wie ein 200 Tonnen Fels durch eine dünne Glasscheibe.

Da war nichts zu schützen, da war nichts zu bewahren.
Die künstlerische Seele liegt zerfleddert auf dem Asphalt.
Das Publikum läuft vorbei und lacht.
Nein schlimmer noch, es beachtet mich nicht mehr.

Der kühne Textgedanke , der so freudig hat begonnen
er ist verstorben und abgerissen wie ein dünner Faden
ich kann ihn nicht mehr aufnehmen!
Adieu du kostbarer Buchstabensalat
wann werde ich dich wiedersehen?