Wolkenkratzer

Jeder Mensch hat Ideale. Für den gemeinen Blogger ist das Basic Thinking Blog wohl der Gipfel aller erreichbaren, irdischen Ziele: Viele Links, viel Respekt, viel Geld mit Werbeinnahmen verdienen, auf der Tageschau-Seite erwähnt werden, von Ebay geschmeichelt zu werden und für einen einfachen Artikel genau 232 Kommentare zu erhalten.

Nun wird es also verkauft. Keine schlechte Idee. Ich wünschte, ich könnte das mal von meinem Blog sagen, dass ich es verkaufe. Doch je mehr ich überlege, desto mehr stelle ich fest, dass das nur geht, wenn man seinem Blog eine bestimmte Richtung gegeben hat. Ein künstlerisches oder privates Blog wird man wohl nie verkaufen können. Es muss schon ein wenig professioneller sein. Man muss eine entsprechende Berufsausbildung haben, viel Erfahrung gesammelt haben, einflussreiche Kontakte und einen großen Batzen an Charisma und Talent besitzen.

Für den gemeinen Blogger (der meist alles zusammen nicht hat) bleibt nur das Staunen, der ehrfürchtige Blick nach oben und die stille Betrachtung von Wolkenkratzern. Und vielleicht ein wenig Neid…

All denjenigen, die es nie schaffen werden, ihr Blog zu verkaufen, sei dennoch Trost ausgesprochen: Auch in der Kunst liegt ein Wert. Auch in dem nicht bemessbaren liegt ein Ziel. Die Kunst macht man für sich, um sich zu befreien, um glücklich zu sein oder zu kommunizieren. Manche Menschen mögen eben große und mit schwerer Ölfarbe gemalte Bilder, andere wieder nur diese kleinen Miniatur-Zeichnungen, die man fast übersieht, die irgendwo auf der letzten Seite verschwinden und vielleicht eines Tages für das Entfachen des Feuerholzes verwendet werden…

*seufz*

Schlaue Menschen hingegen resignieren nicht, sie lernen! Sie kopieren und machen nach! Sie setzen entsprechende Konzepte in ihrem Leben oder ihrem Blog ein. Sie werden bald genauso gut und der Riese bekommt schon bald eisige Konkurrenz. Schnell muss man sein, immer den anderen einen Schritt voraus. Bald sind Blogs schon wieder veraltet. Gerade jetzt, wenn die Masse Wind davon bekommt, muss man schon wieder ein Schrittchen weiter sein. Bloss nicht stehenbleiben, immer nach vorne!

Dann klappt es auch mit dem Betrachten von Wolken und Schnee. Und sieh an, die Menschen da unten! Wie klein sie doch scheinen. So winzig…

11 Gedanken zu „Wolkenkratzer“

  1. Ruhm kann ganz schön belastend sein. Das ist ja mit einer von Roberts Gründen, sein „Top-Blog“ zu verkaufen: all den Erwartungen, die an den „A-Blogger“ heran getragen werden, wollte er nicht dauernd gerecht werden müssen.

    Wer im übrigen nur bloggt, weil das grade „in“ ist, wird bald wieder aufhören oder hat es schon gesteckt. Wer aber gerne schreibt, bleibt! 🙂

  2. genau so sehe ich das auch.

    Ich bewundere vor allem die Fähigkeit von Menschen, diesen Druck des Ruhms auszuhalten. Ich glaube, das ist-neben vielen anderen Dingen am Schreiben- die eigentliche Leistung bei richtig großen Blogs.

    Wenn ich überlege, wie anstrengend es schon ist, ein paar wenige Kommentare zu verwalten oder bestimmten Erwartungen im Kleinen gerecht zu werden, möchte ich gar nicht erst wissen, wie es sich bei 200+ Kommentaren so anfühlt!

  3. Nebenbei bemerkt: Ich finde R.B.s Blog unerträglich. Nett, dass er aufhört. Vielleicht entdeckt er das Leben wieder.
    Wir haben uns mal vor Jahren über ihn ausgelassen bei einem Bloggertreffen (eigentlich bei mehreren) und sind zu dem Schluss gekommen, dass er wohl nichts anderes tut als bloggen und sonst kein Leben hat.

  4. @ Violine: Könnt ihr das denn wissen? Kennt ihn jemand persönlich? Hat ihn mal jemand danach gefragt?

    Sonst ist das Ganze doch so wie über Promis lästern! Finde ich nicht so schön…

  5. Nee, mit dem hatte einer aus unserem damaligen Gemeinschaftsblog zu tun, kannte ihn persönlich (heute auch noch) und ist ihm hinterher gefolgt.
    Wir hatten in der Bloggerrunde einfach so diskutiert, wieviel Zeit so ein Blog braucht, und der R.B. bloggt ja extrem viel und nicht nur auf diesem einen Blog, sondern er ist bei noch mehr beteiligt. Zu diesem Zeitpunkt ist man allenthalben über ihn gestolpert, da war er ganz schön aktiv.

    Nee, wir hatten nicht über Promis gelästert, wir waren dabei, abzuschätzen. Und die betreffenden Leute – es waren die Gastroblogger – sehe ich heute auch gar nicht mehr.

  6. ach so, na dann… würde mich dennoch mal interessieren, über diesen speziellen Aspekt noch weiter nachzudenken…. auf der einen Seite kann ich´s verstehen, wenn man ein Hobby hat, dass zum Beruf geworden ist (oder umgekehrt) und dann die Begeisterung entsprechend groß ist.

    Ehrlich gesagt, wenn ich mal in Schreiblaune bin, ist das auch etwas Einzigartiges, manchmal wie eine Sucht, es kann so befreiend sein. Wenn dann noch viele Menschen mitmachen, kommentieren, austauschen, usw. das ist doch eine schöne Sache. Ich bin mir sicher, dass die sog. A-Blogger viele echte sozial wertvolle Bekanntschaften haben, und ganz im Gegenteil, keine einsamen Menschen sind. Es sind in meinen Augen keine Freaks oder Nerds, nein.. sondern ich denke, es müssen sehr intelligente und begeisterungsfähige Menschen sein, die ihre Leidenschaft gefunden haben. Und das ist wirklich bewundernswert. Ich kann das nicht verurteilen. Ich kann es nur bewundern und möchte im Grunde auch so sein.

    Negativ wird das Ganze nur dann, wenn man sich Feinde macht. Wenn man plötzlich- ohne dass man will- jemand auf die Füße tritt, rechtliche Probleme oder sowas bekommt. Wenn einem ständig Kritik ins Gesicht geblasen würde und von allen Seiten Erwartungen und Forderungen kämen, nein- dann auf keinen Fall. Der ganze Ruhm und auch das Geld wären es nicht wert.

    Da liebe ich das kleine, private, beschauliche Blog- mein Wohnzimmer eben- doch mehr. Sich für jeden Kommentar Zeit nehmen, über jede Person nachdenken und nur langsam die Links und Freunde wachsen zu lassen. Langsam, aber stetig!

  7. Mein Wohnzimmer ist mir auch lieb.

    Das, was ich halt über den Bewunderer des R.B. über ihn mitgekriegt habe, war halt wenig appetitlich. Nach einiger Zeit hatte ich dann mal wieder auf sein Blog geguckt und es hat mir gar nicht gefallen. Da wird alles so durchgeheizt. Und abgeschrieben und so. Nicht mein Fall.

  8. soviel ich weiß, gilt das Basic Thinking auch als „IT-Blog“, oder?

    naja, es ist auf jeden Fall gut, dass es beim Bloggen soviel verschiedene Stile gibt und man sich den raussuchen kann, der am besten passt.

  9. Ich finde den Blog von Robert Basic immer noch sehr lesenswert. Ich habe ihn auch erst richtig kennen gelernt, als das mit dem Verkauf losging. Aber wenn man sich mal rückwärts durch seinen Blog liest, schreibt er auch quer durch den Garten. Da ist kein Spezialgebiet zu erkennen.

    Da ist übrigens auch auf Seite 2 oder 3 ein interessanter Artikel, zu welcher Uhrzeit man am besten bloggt (für Google), ein paar Artikel weiter macht er sich Gedanken, dass es in der Schweiz keine Currywurst gibt.
    Also nicht unbedingt nur nen IT-Blog 🙂

  10. gut erkannt, Hartmut!

    tja, soviel ich gelesen habe, will er mit seinen neuen Projekten das Private noch stärker vom Beruflichen trennen. Schade eigentlich! Denn diese Mischung hat durchaus einen Reiz!

    sollte ich demnächst vielleicht mal schreiben, wo es den besten BigMäc gibt ?? :mrgreen:

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