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Wir haben einen Star versteckt…

findest du ihn?

Während der Grünkohl gemütlich in meinem Bauch vor sich hinblubbert und ich mir noch überlege, warum er mir heute so gut geschmeckt hat, surfe ich geistesabwesend und etwas gelangweilt über die Wikipedia-Seite meines heimlichen Idols und denke über den Tod dieses so jungen Schauspielers nach. An einer Überdosis Schlaftabletten, so sagt man. Er wäre unglücklich verliebt gewesen, sagen andere. Die Filmografie ist bedrückend: Dieser Mann, der gerade mal ein Jahr jünger als ich ist, hatte mit 1992 schon seinen ersten Film gedreht. Ich überlege und versuche in meinem Gehirn die Zahl „1992“ zu finden. Denn einen Wikipedia-Eintrag über mich gibt es leider noch nicht.

Leider, liebes 1992, zu Dir fällt mir nicht viel ein. Hm, da war ich 14. Was habe ich mit 14 gemacht? Auf jeden Fall keinen großen Film gedreht.. vielleicht.. etwas grüblerisch und geistesabwesend auf einer Bank gesessen, von meiner späteren Karriere als einflussreichsten deutschen Bloggerin geträumt und dabei einen Schmetterling in den Sand … oder ach, wer weiß! Das ist jetzt auch gar nicht soo wichtig.

Bei meinem Idol folgten auf jeden Fall noch 22 Filme. Vor allem der vorletzte hatte ihn stark mitgenommen, ein Film den ich letztens erst gesehen habe und der wirklich extrem gut-gruselig ist. Er hat da kaum noch geschlafen. Er hat einen Psychopaten gespielt, einen Verrückten. Männer hat er auch schon geküsst, in einem anderen Film. Was für eine Wandlung, ich finde das sehr faszinierend. Aber irgendwie auch kein Wunder, dass die Seele da nicht mehr mitmacht. Je mehr Einsatz man für eine Sache gibt, desto besser ist das Ergebnis, aber desto mehr Schaden nimmt man meistens auch persönlich. Daher ist „Leistung“ im allgemeinen wohl auch so anerkannt. Leistung bedeutet vor allem, sich und seine Grenzen zu überwinden. Etwas zu machen, was noch keiner gemacht hat. Dafür wird man geliebt. Nicht, weil man ein guter Mensch ist oder eine positive Ausstrahlung hat. Sondern, weil man Leistung bringt. Der Mensch, in den Maßstäben einer Maschine, burnout inklusive.

Besser als andere zu sein ist angesagt, extremer, vielleicht auch ungesünder?

Was es diese Woche noch so gab: Sehr schönes, sonniges Wetter, eine beeindruckende Berichterstattung über Erntehelfer mit Minilohn von 3,70 € und dass die Gewinne der Gurkenfabrikanten angeblich keinen höheren Lohn erlauben würden. Gestrichene Hilfen des Arbeitsamtes für eben genau jene ArbeiterInnen… „um ihnen noch mehr Anreiz zum Arbeiten zu geben“ …

„Noch mehr Anreiz zum Arbeiten“, das scheint oft das einzige Argument zu sein, denn man hört es ständig. Genauso, dass Ausländer in Deutschland immer weniger beliebt sind und es anscheinend derzeit sehr schick ist, entsprechende Parolen vom Stapel zu lassen, selbst in der Mitte der Gesellschaft .

Mir fiel dazu ein passender Spruch ein: Jedes Land bekommt die Zuwanderer, die es verdient.

Und wie lange hält diese News? Zwei Wochen, dann ist sie schon wieder veraltet. Den Artikel hab ich vor ein paar Tagen vorgeschrieben und heute erst veröffentlicht, er erscheint mir schon „zu alt“.





Vorurteile sind keine Lösung

Ich möchte heute einmal den Fehler mache, meine unausgegorene, einseitige und vourteilsbehaftete Stammtischmeinung zu einem Thema abzugeben, von dem ich keine Ahnung habe und mir nur einbilde, dass ich sie hätte- so wie es Millionen Menschen in und außerhalb des Internets täglich tun.

Und zwar frage ich mich als politik-un-affine Bloggerin, wohin denn nun der Kurs der Politik gehen wird, ob man/frau schon erste Anzeichen für einen „change“ mit Trommelwirbel erkennen kann oder ob es die Verantwortlichen schaffen, alles noch im Verborgenen für sich zu behalten und die Pläne erst neu geschmiedet werden müssen?

Auffällig ist z.B. wie schnell die Politiker damit sind, in die Hartz IV Ecke zu greifen, ich denke dabei an den Vorschlag der FDP ein sog. Bürgergeld einzuführen, dass mit dem viel diskutierten „Grundeinkommen für alle“ so rein gar nichts zu tun hat

Wenn man dann mal diesen Text durchliest und überlegt, welche Sanktionen es schon jetzt gegen Hartz IV-Empfänger gibt, wird einem ganz anders.

Man verknüpfe das ganze mit der Zahl der Sozialleistungs-Empfänger insgesamt und kommt auf ca. 8,3 Millionen Menschen (2006 ((aktuellere Zahlen waren auch nach langer Suche leider nicht zu finden, hat vielleicht jemand einen Link? )) ).

Das macht angesichts der Bevölkerungsgröße ca. 10 Prozent aus, d.h. jeder zehnte Bürger in Deutschland ist bereits abhängig vom Staat, was eine nicht zu vernachlässigende Größe ist.

Wenn man die politische Debatte so verfolgt, bekommt man schnell den Eindruck, dass dieses Thema das Brandthema schlechthin ist, dass es die Menschen emotional sehr bewegt. Die Äußerungen von Herrn Sarrazin sind z.B. noch im Hinterkopf, aber auch die lauten Protestantworten und Versuche, ihn mit Worten und Taten in seine Schranken zu weisen. (Quellen gibt es dazu zuhauf, aber stellvertretend sei dieser Link genommen)

Rein laienhaft betrachtet ergibt sich aus all den Zahlen und Infos, die man zu diesem Thema so bekommt, der Eindruck, dass wir in Deutschland eine gewaltige Schieflage erleben, was zum einen die Zahl der Sozialleistungsempfänger, aber auch den richtigen Umgang damit angeht.

Das Thema Arbeitslosigkeit scheint ein empfindliches, wie kein zweites zu sein und das hat (psychologisch gesehen) mehrere Gründe:

  • niemand möchte gerne arbeitslos sein, weil es bedeutet, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein
  • wenn ich keine Arbeit habe, kann ich nicht am Luxus und Wohlstand der restlichen Gesellschaft teilnehmen
  • als Arbeitslose/r muss man sich ständig Sorgen um das Überleben machen, ständig jeden Cent umdrehen und hat Angst vor der Zukunft
  • arm zu sein, bedeutet kein Geld für Kleidung, Nahrung und Medikamente übrig zu haben
  • unter der Armut leiden vor allem die Kinder
  • Armut ist ein Bildungsproblem und ein Problem von sozialen Schichten (gesellschaftliche Undurchlässigkeit)
  • ich werde sozial ausgeschlossen und die Leute wollen mit einem Arbeitslosen nichts zu tun haben
  • Arbeitslose müssen sich pauschal vorwerfen lassen, dass sie alle faul sind und „uns auf der Tasche liegen“, was natürlich nicht stimmt, wenn z.B. jemanden mit 50 gekündigt wurde und der 30 Jahre lang gearbeitet hat!
  • Alle Leute, die Arbeit haben, achten peinlichst genau darauf, das andere sich nicht drücken
  • niemand arbeitet anscheinend gerne, nur so ist es zu erklären, warum der Hass auf die „Drückeberger“ so groß ist
  • Arbeitslose können sich nicht wehren, die großen Reden werden immer nur von reichen Leuten und/oder Professoren geschwungen („Oberlehrer“-Dilemma)

Überhaupt scheint es in dieser Debatte sehr viele Vorurteile und einfache Bilder zu geben, die unser Denken bestimmen. Der Mensch ist hier nur begrenzt fähig, sich eine individuelle und differenzierte Meinung zu bilden und das liegt nicht zuletzt auch an der persönlichen Einsicht und der Verlockung sich auf einfache Stereotypen einzulassen (z.B. Arbeitslose= faul ).

Stereotype und Vorurteile sind aber der natürliche Feind jeder nachhaltigen Lösung. Im Moment sieht es so aus, als ob wir von einer Lösung, die wirklich die Ursachen der Problematik angeht, noch weit entfernt sind. Wir schaffen uns immer wieder neue Feindbilder.

Niemand sieht gerne „Menschen im Jogginganzug durch die Straße schlurfen“, aber muss es denn sein, dass wir den Hass auf die Menschen richten? Sollte nicht vielmehr unser Mitgefühl geweckt und unsere Achtsamkeit auf den Staat, die Wirtschaft und die Einbindung aller Menschen in einen Arbeitsprozess geweckt werden?

Psychologisch gesehen ist ein Vorurteil der beste Weg, sich etwas schön oder schlecht zu reden und die eigentlichen Ursachen nicht erkennen zu können. Vorurteile sind bequeme Lösungen, aber sie helfen nicht.

Wenn man den Hass auf die „Arbeitslosen“ immer weiter schürt, wird es nur zu weiteren Kürzungen und Einschnitten kommen. Man bedenke hierbei z.B. dass die Wohnkosten-Beteiligung des Bundes schon jetzt klammheimlich und ohne großes Aufsehen gesunken ist und die Lasten nun auf Kommunen abgewälzt werden sollen, die angesichts wegbrechender Steuereinnahmen durch die Finanzkrise sowieso schon ächzen.

Ich finde, man sollte menschlich aber auch theoretisch und rein analytisch in der Lage sein, das Arbeitslosenproblem endlich zu ent-emotionalisieren. Es sollte möglich sein, Lösungen zu erarbeiten, die für alle Menschen von Vorteil sind, die Immigranten, Arbeitslose und andere- sowieso von der Gesellschaft schon ausgeschlossene- wieder zu integrieren, als sie nur künstlich immer weiter aufs Abstellgleis zu stellen.

Wer hat etwas davon, wenn ein paar Leute von der Wirtschaft und den Entwicklungen profitieren und immer reicher werden, aber der Rest vor einem Berg von ungelösten Problemen sitzt?

Diese sozialen Transferleistungen (übrigens auch die Renten!) müssen ja auch von allen aufgebracht werden. Man kann daher verstehen, dass diejenigen, die arbeiten, keine große Lust haben „Menschen in Jogginganzügen“ durch ihr Steuereinkommen indirekt mitzufinanzieren. Das erzeugt sozialen Brennstoff, von dem keiner etwas hat. Wenn die Politik nun in die gleiche Kerbe schlägt- wohin soll uns das führen?

Es ist paradox und gefährlich, wenn die Hilfsbereitschaft und die Einsicht der Solidarität immer weiter sinkt. Sarrazin ist nur ein Mensch, aber ich denke, er sagt oft etwas, dass viele Menschen in Deutschland (leider) auch denken. Dieser Hass gegen Arbeitslose, diese einseitige Stigmatisierung, das ist das eigentlich Gefährliche, dies gilt es zu überwinden. Nur dann wird man auch zu Lösungen kommen.

Hass ist die schlechteste Antwort auf eine Krise und Schieflage, vor der wir alle stehen. Jeder kann arbeitslos werden, jeder kann Verwandte haben, die weniger Glück hatten.

Es ist vielleicht schwierig zu verstehen, warum wir alle ein Volk sind, warum mich das Schicksal des Nächsten nicht auch was angehen sollte- und es ist schwierig für die Betroffenen aus dem Dilemma des sozialen Abstiegs herauszukommen.

Jeder kann und muss etwas dazu beitragen, es gibt keine bequemen und einfachen Lösungen.

Die Politik sollte sich endlich auf die Lösung all dieser Probleme konzentrieren, anstatt nur künstlich neue zu schaffen.




Gegenwind

macht rau und tapfer

Ein junges Mädchen, der ganze Stolz ihres Vaters. Sie lernt von ihm, ist wissbegierig und freut sich wahrscheinlich darüber, dass er sie zu gut erzieht und sie ernst nimmt. Da die Eltern Geld haben, wird es dem Kind ermöglicht, ein aufwändiges Hobby auszuüben. Ihr natürliches Talent, Sportlichkeit und Intelligenz kommen noch positiv hinzu. Frauen sind immer etwas frühreifer als Jungen, also beschließt sie in jungen Jahren, etwas zu wagen, was sonst keiner vor ihr gemacht hat: Mit 13 die Welt umsegeln! Alleine!

Leider sehen das die Richter in der Niederlande anders und wie ein Schlag ins Gesicht folgt das Urteil: Sorgerecht entziehen!

Als aufmerksame Bloggerin muss man sich nun fragen, ist das gerechtfertigt?

In dem Artikel steht, das Sorgerecht wird normalerweise nur bei extremen Fällen wie z.B. Verwahrlosung oder Missbrauch angewendet. Aber ist dieser Fall des jungen, erfolgreichen Mädchens denn nur annähernd sowas wie Missbrauch?

Kinder zu Leistung zu erziehen ist nicht verboten. Moralisch gesehen ist es sicherlich diskutabel, ob die junge Psyche dafür gemacht ist und ob das noch eine „normale Entwicklung“ ist. Aber Hochleistungssportler und andere Genies auf ihrem Gebiet wäre ohne eine gutes Maß an Handwerk und Routine nie zu dem geworden, was sie später ausgezeichnet hat.

Egal in welcher Disziplin: Früh anfangen ist immer gut. Kindheit hin oder her. Mit 13 sind Mädchen heutzutage nicht mehr reine Kinder, sondern sie stehen auf der Schwelle zum Erwachsenenwerden und wollen sich beweisen. Man soll sie an der Stelle laufen lassen und nicht bremsen, das ist Gift für das Selbstwertgefühl.

Ich interpretiere dieses Urteil der Richterin daher als hochgradig rückwärtsgewandt, als falsches Signal für junge Frauen, die auch in besonderen, nicht ganz so typisch weiblichen Disziplinen glänzen wollen.

Alles andere, was dabei diskutiert wird, dass sie keine Schulaufgaben oder ähnliches machen wird, sind nur Scheingefechte, die am eigentlichen Kern der Thematik vorbeireden. In die Schule gehen soll man, weil man etwas leisten und eine Arbeit lernen soll. Und „um die Welt Segeln“ ist erstens eine herausragende Leistung und zweitens auch ein toller Beruf.

Diese Familie kämpft nicht nur gegen das Wetter, sondern auch gegen typische gesellschaftliche Widerstände bei weiblichen Leistungen.

Wenn die 13 Jährige gesagt hätte, dass sie alleine den größten Kuchen der Welt backen wollte, hätte sich keine Sau darum geschert.

( Man bedenke aber, dass auch dies gefährlich ist z.B. bei Mehlstauballergie oder wenn einem das Nudelholz auf den großen Zeh fällt. )