Das Fußball-Fieber Teil 2

Auch mit dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft ist mein „Fußball-Fieber“ nicht völlig entfacht.. aber immerhin aus dem „Standby-Modus“ in eine Phase der stillen Freude und Genugtuung übergegangen. Ja, diese WM hab ich einfach genossen. Still, für mich. Soviel hatte ich mir vorgenommen. Auf eine Fanmeile wollte ich gehen, tausende Action-Fotos schießen, eintauchen in die Menge, nach Brasilien fliegen, am Tag der Ankunft nach Berlin fahren! Und dann? Eine wichtige Reise kam dazwischen, massig Regen und ein Einbrechen des Sommers zum Schluss. Gelandet bin ich wieder vorm Fernseher, zusammen mit einer Schale Chips. Wenigstens der „echte“ Fußball wurde heute mal rausgekramt, aufgepumpt und ein paar Mal freudig hin- und hergedroschen. Der Rest spielte sich in der Fantasie ab…

Fahnen und Schwarz-Rot-Gold-Schmuck gab es erst am Tag des Finale und ich weiß noch nicht, wie lange man ihn hängen lassen darf. Darf man eine Fahne auch nachts hängen lassen? Sie flattert so schön im Wind. Beschwingt. Still, fast stolz drückt sie irgendwas aus. Aber was?

Wann hat das alles angefangen? Als sich Deutschland nicht mehr für seine Farben schämt? Für seinen Nationalismus? Ist das eine Diskussion, die man überhaupt noch führen muss? (hier gibt es einen passenden Artikel mit vielen Aussagen dazu) Mich erstaunt es immer noch, weil ich mich auch an Zeiten erinnere, in denen das ganz anders war. Verkrampfter irgendwie. Politischer, verbissener, freudloser. Irgendwer hat die Ketten des deutschen Selbstzweifels endgültig gesprengt und sportliche Erfolge scheinen dabei sehr gut zu helfen. Alleine das, ist eine Zeile wert.

Vorhin hab ich mir noch die Zusammenfassung der WM-Party aus Berlin angeschaut. Das waren sehr schöne Szenen. Die Freude und die Party stehen im Vordergrund. Manche Spieler könnten noch einen Nebenjob als Entertainer, Tänzer oder Schauspieler annehmen. Die Unbeschwertheit schreibt die besten Choreografien.

Wie frei sich Deutschland gespielt hat! Vor den letzten Spielen war noch viel von Disziplin und Selbstbeherrschung die Rede. Man merkte allen die Anspannung an. Fußballer stammeln sich vorm Mikro schon lange nix mehr zusammen. Sie reden tlw. wie Berufspolitiker, geschult in ihren Aussagen, ganz genau auf den Punkt. Leider auch nicht mehr so spontan. Die 35 Millionen vor dem Fernseher bekommen das geboten, was sie sehen sollten.

Nicht zu vergessen die ganze Werbung, die schön im Hintergrund (unbewusst), aber doch unübersehbar ständig eine Rolle gespielt hat.

Wirkliche Individualität blitzt nur selten auf, in diesem Falle mit dem Sieg des Cups.

Freude und Erleichterung kann man sowieso schlecht mit Worten beschreiben. Es ist etwas, dass sich am besten mit Musik, mit Rhythmus ausdrückt. Dass man mehr fühlt, als analysiert. Ein geplatztes Gefäß voller Anspannung. Ein Farbeimer, der sich endlich über die Straße ergießt.

Langsam gehen die Bilder der letzten Tage über in die Klänge der neuen CD…. „Kaili“ schällert es aus den Boxen. Die Sonne geht unter, die Luft ist noch warm, die Haut und die Seele haben mal wieder Energie abbekommen.

Auf zu neuen Taten… („Jamelia “  noch besser „Odessa“ )

Und damit endgültig alles durcheinander gerät, hier noch mein Film-Tipp für diese Woche:
Der große Stau