Weibliches Sprechtraining MzF – 2


Im zweiten Teil des weiblichen Sprechtrainings geht es erst einmal um allgemeine Dinge.
Wie richte ich meinen musikalischen Arbeitsplatz ein? Welche Tools brauche ich und worauf muss ich beim technischen Aufbau achten?

Dann versuche ich nochmal mit Hilfe des Oszilloskopen und der Frequenzmessung herauszufinden, wo die „Brücke“ ist bzw. der Spalt, der die weibliche Kopfstimme von der männlichen Bruststimme trennt. Man kann diesen Unterschied deutlich spüren, z.B. an den Resonanzen im Hals- und Kopfbereich. Genau an der Stelle müsst ihr trainieren und hier werden die Geschlechter-Unterschiede im Alltag festgemacht. Für eine weibliche Stimme braucht ihr mehr Kraft und mehr Luft- weil ihr ja auch „höher“ kommen wollt und das geht nur mit Schalldruck. Weibliche Stimmen haben höhere Frequenzen und werden allgemein besser verstanden und deutlicher gehört. (Das ist der Grund, warum z.B. bei Navis oder in Flugzeugen die technischen Stimmen oft weiblich sind). Traut euch also, gehört zu werden! Wenn man beim Singen genau hin hört, stellt man fest, dass es nur ein paar Halbtöne sind, die man nach oben klettern muss. Es ist also nicht allzu schwer und ihr solltet beim Üben nicht so schnell aufgeben!

Gesellschaftliches Selbstverständnis von Frauen und Stimme

Es ist eher so, dass Frauen heutzutage „zu hoch“ sprechen, damit man sie eindeutig als Frauen erkennt. Dazu dient z.B. auch die „Kleinmädchenstimme“, die gezielt eingesetzt werden kann. Wenn ihr resolut und selbstbewusst auftreten wollt, müsst ihr wiederum nach unten modulieren. Das zu erlernen, kann euch keine OP der Welt abnehmen, das ist eine Trainingssache.

Die Betonung der Geschlechterunterschiede mit Makeup, Mode, usw. ist sehr allgegenwärtig, so dass es auch kein Wunder ist, dass die Geschlechter sich an der Stimme unterscheiden wollen.

Es geht also auch um das „soziale Geschlecht“ und dass wir eine weibliche Stimme auch mit der inneren Herangehensweise erlernen müssen.
Wir müssen uns salopp gesagt „noch weiblicher fühlen“ und die neue Stimme auch wirklich wollen. Die Motivation muss da sein und wir müssen bereit sein, die alte Stimme zu verlernen und die gewohnte, bequeme Stimme ein Stück weit aufzugeben.

Wenn ihr eine Barbie sein wollt- dann müsst ihr wie eine Puppe sprechen und werdet auch so wahrgenommen und behandelt. Wenn ihr wie eine reife und erwachsene Frau sprechen wollt, dann könnt ihr auch die tiefen Frequenzen in die Stimme einbauen. Wie immer- es liegt ganz an euch und an dem, was ihr daraus macht.

In dem Video lese ich vier Gedichte von Goethe vor und gehe auch kurz auf die Besonderheiten beim Sprechen und den Inhalt ein.

Viel Spaß beim Anschauen!

Von der Sprache zur Liebe

Sprache ist wie Metall. Die einen nehmen es für ein Skalpell und trennen die guten von den schlechten Gedanken. Die anderen wiederum rechnen damit, formen Scheiben daraus oder legen sie auf die Waagschale und messen das Gewicht. Die anderen horten die Sprache sorgsam wie einen Schatz und verschenken nur selten ein Wort.
Manche Menschen formen aus dem Rohstoff Projektile, Waffen, Panzer und Stacheldraht.

Andere wiederum formen ein Fundament und ziehen einen verlässlichen Träger in das gesamte Bauwerk ein.

Genauso wie Metall ist die Sprache vielseitig einsetzbar und das erzielte Ergebnis hängt letztendlich vom Menschen und dessen Motivation ab.

Gute Absichten erfordern „gute Werkzeuge“ und formen gute Ergebnisse, schlechte machen das Gegenteil. Am Anfang ist der Gedanke, die Stimmung, die Laune, die Motivation. Aus diesem kleinsten Impuls, der Initialzündung, die ein rein gedankliches Produkt ist, werden mit der Zeit Taten und real messbare Ergebnisse. Man kann also grundsätzlich nicht sagen, dass dies zwei künstlich voneinander getrennte Welten wären. Die Gedanken und die stoffliche Realität hängen eng miteinander zusammen und insbesondere sehr eng mit der Moral und der Einstellung des Menschen.
Dies wiederum zeigt, wie wichtig gute Gespräche, menschliche Nähe und eine gute Erziehung von Kindern (und Erwachsenen) ist. Bildung ist kein abgeschlossenes, erreichbares Gut, wie uns künstliche Bildungsabschlüsse manchmal weismachen wollen. Bildung geschieht jeden Tag, immer gibt es was Neues zu lernen und den Horizont zu erweitern. Egal in welchem Bereich, es gibt nichts, wo wir mit Bestimmtheit sagen können, schon alles zu wissen und ein Experte darin zu sein.

So kompliziert wie die Molekularstruktur und die feinstofflichen Zusammenhänge in physikalischer Hinsicht sind, so kompliziert sind die Sprache und der Umgang mit anderen Menschen. Jeder Mensch steht für etwas anderes, für eine andere „Stoffgruppe“ und für andere Reaktionen. Und niemand ist gleich. In jedem Menschen steckt eine andere Welt, eine Speicherung von individuellen Erfahrungen und Gefühlen, die nur er besitzt. Selbst Zwillinge, die sich genetisch gleichen, machen andere Erfahrungen und sind doch nicht gleich.

Das Wesen des Menschen ist Sprache, Individualität und Komplexität. Und doch sind die wichtigsten Faktoren, die ihn am Leben halten, so einfach: Liebe, Aufmerksamkeit und Zuhören können.

Dies ist der Rohstoff, das Ziel und die letztendliche Essenz unserer Existenz.