Zugespam’t

Wie sich die Zeiten doch ändern. Vor ungefähr zwölf Jahren, als das alles mit Email und Co losging, habe ich zehn schöne Emails gehabt und davon zwischen den Zeilen eine Spam-Nachricht gelöscht. Oder manchmal auch gar keine Email (schnüff!) und dafür auch keine Spam-Mail. Überhaupt Spam-Mails! Das war doch etwas für Internet-Freaks, ein Theoretikum, genauso wie Internet-Kriminalität. Kann man mal drüber reden, wird man aber sicherlich NIE davon betroffen sein.

Und heute? Lese ich „50 neue Nachrichten im Postfach“ (nach zwei Tagen ungecheckt) und davon zwei wichtige und zwei mit Werbung, die ich abonniert habe und mich interessieren und der Rest ist Dosenfleisch!!

Tja, so ändern sich die Zeiten. Ich erwische mich daher in der letzten Zeit immer mehr dabei, dass ich unlustig an den Email-Ordner gehe, weil ich doch eh weiß, dass das wieder nur ein nerviges Spam-Nachrichten- von- den- Guten- trennen sein wird (oder umgekehrt)… so wie in dieser Werbung, wenn der nette Chef seiner Angestellten einen ganzen Becher mit bunt gemischten Büroklammern auf den Tisch schüttet, auf den Haufen, den sie bereits sortiert hatte…. nur dass mir diesmal keine Versicherung und kein lustiger Sprecher aus dem Off helfen wird… sondern die Kleinarbeit an mir hängen bleibt. Kopf in den Sand. Emails ganz abbestellen? Oder eine zweite, dritte vierte persönliche Mail-Adresse einrichten? Eine für Verwandte, eine für Freunde? Und was ist dann mit meiner Identität im Netz, die viel-gelebte und viel-geliebte? Hey, das war doch meine geniale Idee mit dem Namen, den werde ich doch nicht aufgeben, nicht den Kopf in den Sand stecken, wegen so ein paar anonym verschickten Byte-Paketen! Pfff!

Man könnte ja darüber schmunzeln, aber letztendlich möchte ich nicht ausrechnen, wieviele Minuten und Stunden man/frau seines Lebens nur für dieses Herausfiltern verwendet und ab wann es dermaßen zeitaufwändig und nervig ist, dass man sich persönlich ändert (z.B. mit dem Neuanlegen einer Mail-Adresse). Bei neuen Blogs oder Foren ist es ja so, dass sie ungeschätzt schon nach einer Woche dermaßen mit Werbe-Mails verseucht sind, dass ein Weiterbetrieb fast nicht mehr möglich scheint. Und die ganzen Captchas und Haptchas und was weiß ich noch alles, machen das Neu-Anlegen selbst für den menschlichen Benutzer in manch Forum zu einer Qual. („r, l, i oder was ist das? soll ich das groß oder klein schreiben, die Buchstaben sind so verutscht??“)

Fast so, als ob man draußen eine gemütliche Sitzbank für alle aufbaut und die schon nach ein paar Stunden so mit Vogelkot übersät worden ist, dass sich keiner mehr draufsetzen mag und man die „unbelegten“ Plätze mit der Lupe suchen muss…

Ich frage mich einfach: Was bringt den Spammern eigentlich ihre Mail? Kann man davon leben? (Da gibt’s bestimmt schlaue Professoren, die darüber schon eine Studie angelegt haben!) Es ist ja nicht nur böser Spam, manchmal ist es einfach nur nervige Werbung. Die dafür zu Hauf, so wie im Briefkasten. Ich weiß „Aufkleber draufkleben“, geht beim Email-Ordner schlecht. Das Konfigurieren des Spam-Filters für Emails habe ich nie richtig verstanden und die Gefahr, dass wichtiges verloren geht, schien mir stets zu groß.

Ist das Versenden von Spam ein einträgliches Geschäftsmodell? Und was bedeutet die Spam für das Gemeinwesen des großen „pluralistischen“ Internets?

Fragen über Fragen, die ich derzeit nicht beantworten kann, weil ich noch so ein paar dumme Emails löschen muss…

Die Web 2.0 Rätsel

Einfach mal weg klicken

Manchmal stürzt mich das Web in tiefste Verwirrung. Ob es nun die Frage ist, ob politisch korrekte Menschen sympathischer als unkorrekte sind (), oder mein persönlicher Stalker, der sich auf sozialen Plattformen asozial verhält oder einfach die simple Frage, was die GEMA eigentlich auf Youtube verloren hat?


Wie immer entsteht meine Welt neu aus Fragen- und je mehr ich frage, desto weniger zufriedenstellende Antworten hab ich für all diese Dinge!

Bei der GEMA liegt es noch nah, da geht’s wahrscheinlich um Geld und dass man in der Musikindustrie gedanklich- ob der verschlafenen Entwicklungen- die Felle weg schwimmen sieht. Ein bisschen Muskeln spielen lassen und die Vormachtstellung so lang missbrauchen bis sie (hoffentlich!) von oberster Stelle geregelt und begrenzt wird. Eigentlich eine einfache Sache.

Man braucht sich nur genüsslich zurück lehnen und betrachten, wie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen werden- und nebenbei dudelt der neuste Hit halt auf Last.Fm.

Ob mit solch unsinnigem Verhalten von der GEMA die Leidenschaft für traditionelle Tonträger stärker wird?
Ob der ungebrochene Ansturm auf Portale wie YouTube dadurch weniger wird?
Ob sich die Benutzer ändern und mehr Geld ausgeben werden?
Ob überhaupt irgendetwas damit erreicht wird?

Ich denke nicht.

Aber die Frage, wie man die Masse der kostenlosen Web-Inhalte sinnvoll re-finanzieren kann, die wird auch in Zukunft bleiben.

Noch schwieriger ist die Frage nach dem persönlichen Stalker. Es fing mit einer einfachen Freundschaftsanfrage an. Auf der nächsten Plattform folgte die nächste. Unbeantwortet. Wie soll ich Leute zu Freunden machen, mit denen ich noch nicht mal eine einzige Zeile gesprochen habe? Die Tatsache, dass sämtliche Mails unbeantwortet blieben und das Konterfei meines „Verehrers“ mir völlig fremd ist, trug nicht gerade zur Vertrauensbildung bei. Und so sehe ich Jahr für Jahr eine neue „Freundschaftanfrage“ auf Plattformen wie meinVz, StudiVz, werkenntwen und wie sie alle heißen und ich frage mich, ob ich durch diese Plattformen mehr und bessere Freunde als vorher habe- oder weniger?

Ich werde wahrscheinlich noch im Altersheim auf „Freundschaftsanfrage von Stalker XY ablehnen“ klicken und wenn sie nicht gestorben sind- dann klicken sie noch heute!