Blick in die Geschichte

Irgendwann im 16. Jahrhundert. Wir suchen eine Stadt. Erkennst du sie? Dann schreib die Lösung in die Kommentare!

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Der Buchhalter hatte gut geschlafen. Nachdem er die Milch ausgetrunken und das restliche Frühstück zu sich genommen hatte, stand er auf und gab seiner Frau einen Kuss. Dann nahm er seinen Mantel und seine Tasche und machte sich auf den Weg. Heute war ein besonders schöner und sonniger Tag, er freute sich darauf. Er überlegte, über welche Route er zur Arbeit gehen sollte. „Soll ich mal wieder in der Siedlung vorbeischauen und einen guten Tag wünschen? Oder lieber erst die Treppen steigen und ein wenig Sport treiben?“

Er entschied sich für die Siedlung, die kleine Stadt in der Stadt. Schon als er durch das Tor spaziert war, konnte er sich einen guten Überblick über die Lage der Dinge machen. Die Sonne blinzelte gerade so über die gotischen Treppengiebel und blendete ihn ein wenig.

In den frühen Morgenstunden waren die Menschen schon wach, einige kehrten die enge Straße vor der Häuserreihe. Fast alle erkannten den wichtigen Mann und grüßten ihn freundlich. Er merkte, dass sie großen Respekt vor ihm hatten und er unterschied sich auch schon rein optisch sehr von ihnen. Er hatte die feinsten Tücher und die teuersten Schuhe der Stadt gekauft, auf ein bestimmtes, passendes Erscheinungsbild legte er großen Wert. Die armen Menschen hingegen aus der Siedlung hatten nur grobes Sackleinen und waren oft ungewaschen und ungepflegt. Ihn störte das aber nicht, er grüßte jeden und fragte manchmal auch kurz nach dem Befinden. Nachdem er die kleinen Straßen einmal im Rundgang abgelaufen war, hielt er noch einen kurzen Plausch mit dem Siedlungsvorsteher und erkundigte sich über die Lage. „Es ist wirklich dunkel des Nachts, die Menschen haben Probleme, ihre Wohnungen zu finden“, sagte dieser und fragte, ob man nicht doch eine Straßenbeleuchtung anbringen könnte. Der Buchhalter wollte darüber keine Entscheidung treffen, nicht bevor er mit seinem Chef, den Inhaber der Stiftung Jakob F., darüber beraten hätte. Er würde aber darüber nachdenken, versprach er und verabschiedete sich vorerst.

Er kehrte zurück in die viel befahrene Straße und drückte sich an den Häusern entlang, Richtung Rathausplatz. Durch die vielen Pferdefuhrwerke, die um die Zeit schon unterwegs waren, waren die Straßen eng und etwas ungemütlich. Boten auf Pferden schossen an ihm vorbei, ohne nach links und rechts zu schauen. Eine militärische Patrouille aus vier Reitern ritt majestätisch an ihm vorbei. Ihre Rüstungen klirrten im Rhythmus, hin und wieder schnaubten die großen, muskulösen Pferde.

Nach einem kleinen Fußmarsch war er vorm Turm angekommen, der zwischen den Häuserreihen die Stadt überragte und auch als optische Orientierung für Neuankömmlinge diente. Er sah den kleinen Eingang, die Ausläufer der schmalen Treppe und überlegte kurz. „Soll ich jetzt da rauf und ein wenig mein Herz und die Lunge trainieren oder lieber gleich in die Schreibstube?“

Er entschied sich für die Morgengymnastik. Der lange Mantel hinderte ihn nach wenigen Treppenstufen sehr an seinem Gang. Er knöpfte ihn von unten her auf. Auf dem zweiten Stockwerk konnte er schon etwas weiter sehen und bewunderte die malerische Kulisse seiner Heimatstadt. Endlich, nach unzähligen Stufen und vielen, vielen Absätzen war er endlich in der Spitze, ca. 80 Meter über der Stadt, angekommen. Ein hervorragender Ausblick über die ganze Stadt, weit über die Stadtmauern hinweg, bis ins ferne Land, rüber zu den Alpen. Es war ein tolles Wetter.

Der Buchhalter freute sich auf den Tag.