Besuch auf der Gamescom – Teil 3

Die Spielefirmen haben einen wahnsinnigen „Hype“ um ihre Spiele kreiert. Es ist ein Trend… jedes Jahr kommt ein neues Spiel raus, die Serien werden fortgesetzt. Die Jugendlichen stürzen sich darauf, es ist ihre Jugendkultur. Die Firmen profitieren davon, dass ihre Produkte mittlerweile rein digital sind… die Vertriebswege sind digital, das Produkt ist digital, selbst CDs fehlen mittlerweile in den Packungen (z.B. bei Mass Effect Andromeda, das man ohne schnelles Internet gar nicht mehr „besitzen“ kann). Um mit den Spielen also viel Geld zu verdienen, muss das Produkt begeistern. Es muss die Leute mitnehmen, es müssen Gefühle „produziert“ und vermittelt werden, es muss irgendwie ankommen und cool sein. Je mehr Leute sich darauf stürzen, desto mehr Geld wird damit gemacht, ganz einfach. Also ist die Messe eine einzige Verkaufsshow für neue Titel. Logisch, oder?

Ich bin mir sicher, jede Generation jeder Kultur hat so ihre Trends…. es ist halt so. Die Jugend ist neu, unverbraucht, frisch. Sie geht völlig neue Wege. Sie erschafft Dinge, die noch nie jemand gesehen oder gehört hat. Computerspiele sind Digitalkultur und somit extrem innovativ. Das ist das, was mich an ihnen reizt.

Aber es fehlen die Verbindungen. Auf der Gamescom hat die Verbindung „nach oben“ gefehlt. Die Spiele werden von einer bestimmten Altersgruppe konsumiert… aber auf der Messe war keine Möglichkeit für ein älteres Publikum, dort irgendwie einen Einstieg zu finden. Es wird nichts erklärt, es gab im Grunde fast keine Broschüren… auch keine Möglichkeiten, die Materie mal zu vertiefen oder was darüber zu lernen. Dazu kommt die hoffnungslose Überfüllung der Stände und die permanente Reiz-Überflutung. Der einzige Stand, der mir in Erinnerung geblieben ist, war der Stand mit den Grafiktabletts von der Firma Wacom. Dort gab es live-Vorführungen einer Künstlerin, die live mit dem XXL-Tablett gezeichnet hat und man konnte dann das Entstehen ihres Werkes auf dem Monitor betrachten. Das war sehr schön und da haben wir auch mal länger zugeschaut.  (Das Video zeigt die dort ebenfalls ausgestellten 3D-Drucker).

Es gab einen „Campus“, also eine Möglichkeit für junge Leute etwas über Berufe in der Spieleindustrie zu lernen.
Und was für ein Stand fällt uns als erstes auf? Jemand hat ein Gerät entwickelt, mit der die Telekommunikationsfirmen alles über den Internet-Traffic und das „Routing“ von Handys ermitteln können (das geht so ein bisschen in Richtung „ausspionieren“). Welchen Zweck hat das Gerät? Wozu wird es eigentlich verwendet? Trotz mehrmaligen Nachfragen von unserer Seite haben wir keine plausible Antwort bekommen. Die einzige Aussage war, dass die ausstellende Firma „dringend Nachwuchs“ braucht, z.B. aus dem Bereich Informatik oder Elektrotechnik.

Es gab einen großen Stand, wo der Jugendschutz erklärt wurde und der Spieleratgeber NRW.
Ok. Aber wo waren die deutschen Unis, wo waren die Studiengänge, wo war die Wirtschaft, die ihre Verantwortung erkennt und übernimmt? Es wurde letztendlich nur gedaddelt und verkauft. Und da wundert man sich noch, dass es an Nachwuchs fehlt. Gähn.

Thema Inklusion. Die Gamescom macht keinen Sinn, wenn man blind oder taub ist. Solche Spiele für bestimmte Zielgruppen hab ich dort nicht finden können. Es gab allerdings mehrere Leute, die in Rollstühlen herumgefahren sind und sich den Kampf durch die Menge auch zugetraut haben. Einmal hab ich wie gebannt vor dem Bildschirm gestanden und mein Kopf war tief in den Nacken gelegt… plötzlich tippt mich jemand leicht auf die Schulter an. Eine junge Frau im Rollstuhl, recht klein, sie hat mich gerade so erreichen können, wollte sich einen Weg durch die Menge bahnen. Alle haben Platz gemacht, sie hatte einen Weg… geht doch. In der S-Bahn hatte ich ein anderes Erlebnis. Da kam plötzlich eine Frau im Rollstuhl (selbstfahrend) mit brachialem Schwung in die sowieso schon überfüllte S-Bahn gestürzt. Sie hätte mich fast umgefahren. Da war nix mit antippen oder Bescheid geben. Andere haben sich nach ihr zu richten. Ich gehe ein Stück zur Seite und will höflich Platz machen. Urplötzlich dreht sie ihr Gefährt ganz schnell um, die Griffe vom Rollstuhl berühren mich fast am Bauch. Im letzten Moment kann ich ausweichen. Sie dreht sich nicht um, entschuldigt sich nicht, guckt einfach stur geradeaus. Hätte ich da was sagen sollen?

Geschlechter. Der Männeranteil lag bei ca. 80 Prozent. Das hatte den interessanten Effekt, dass die Damentoiletten frei waren und es Schlangen vor den Herren-Toiletten gab. Hahaha!

Besuch auf der Gamescom (23.8.2017)

Konami Stand GamescomGamescom, Blick in die Menge

 

 

 

 

 

 

 

Ca. 10 Jahre habe ich die Gamescom jetzt schon auf dem Schirm und letzten Mittwoch war es dann endlich soweit.

Mit dem ICE von Mannheim nach Köln, den ganzen Tag über die Messe schlendern und abends um 20 Uhr wieder zurück. So war der Plan und so hat es eigentlich auch geklappt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt hat und man die Gamescom einfach mal gesehen haben muss. Wie erwartet, wurde sehr viel Show geboten und das Ziel-Publikum lag deutlich unter 25 Jahren.

Schon als wir angekommen sind, waren die Besuchermassen deutlich zu spüren und gegen 14 Uhr wurde es mir schon zu voll. Die Boulevard-Gänge zwischen den Messe-Hallen waren so überfüllt, dass man kaum die Richtung wechseln konnte. Man wurde wie in einem Teilchen-Strom beschleunigt und musste der Masse folgen. Die großen Orientierungstafeln und das klare Raumkonzept (wie bei Messen üblich) haben aber geholfen, nicht so ganz den Überblick zu verlieren.

Der Fokus der Spiele-Firmen lag eindeutig im Vorstellen der neuen Titel. Dabei wurde ein einfaches Konzept benutzt. Man wählt sich das Spiel seiner Wahl aus und betrachtet die Warteschlangen, die sich davor gebildet haben. Es gab im Grunde keine Schlange, in der weniger als 40 Personen standen. Die Altersbändchen (drei Farben) muss man am Anfang der Schlange vorzeigen, so ist sichergestellt, dass der Jugendschutz eingehalten wird. Dann stellt man sich in die Schlange….wartet… und wartet… und kann dann irgendwann hoffen, an einen der Terminals zu gelangen und ein Spiel probe zu spielen.

Rotes Bändchen

Mangels unserer Geduld haben wir das aber bei keinem Spiel geschafft. So blieb es uns nur übrig, anderen Spielern über die Schulter zu gucken… dieses Konzept wurde bei vielen Spielen (vor allem die ohne FSK-Einstufung) auch benutzt. Man kann dann wie in einer Bar sich anlehnen und auf die Bildschirme schauen. Es gab sehr viele Multiplayer-Spiele, z.B. StarCraft, Overwatch, etc. Sehr gut gelöst waren auch die riesigen Bildschirme, bei denen man live bei einem Autorennen dabei sein konnte. Der Witz dabei ist, dass es mehrere Spieler waren, die an einem Rennen teilnehmen und das Publikum dann wie bei der Formel Eins dem gemeinsamen Rennen beiwohnt. Dadurch ist eine sehr schöne, eigenartige Atmosphäre enstanden. Bei „Project Cars 2“ hat dann der Moderator beim Fahren gleichzeitig noch kommentiert und Späße gemacht, was sehr lustig rüber kam.

ich war da!

Leider hab ich durch einen Speicherkarten-Fehler alle meine Bilder verloren…. wir haben nur ein paar Bilder vom anderen Gerät. Handy-Fotos und Actioncam-Videos wurden aber zu tausenden gemacht, da kann man sich auf Youtube bestimmt das eine oder andere Video „reinziehen“.

Das Speiseangebot war – wie zu erwarten- auf einen jugendlichen Fast Food-Geschmack zugeschnitten. Es gab auch kleinere Ecken, wo man Kaffee oder Crepes kaufen konnte, aber die gemütlichen Sitzecken waren extrem selten… das hatte mir auf der Frankfurter Buchmesse viel besser gefallen. Da war einfach mehr Ruhe drin.

Die Gamescom ist extrem, laut und hektisch. Man wird überall mit extrem lauter Musik beschallt und mit Reizen überflutet. Auf den Gängen fühlt man sich wie im Klassenzimmer, nur dass man die einzige Lehrerin unter tausenden von Schülern ist..

Einen ganz klaren Trend gibt es auch beim „Cosplay“- also Menschen, die mit Kostümen in ihre Lieblingsvideospielefigur schlüpfen, so wie man es bei Mangas oder Comics schon länger kennt. Da sind uns auch einige Leute entgegen gekommen, was immer extrem lustig war. Und tlw. musste man auch stehen bleiben und sich umdrehen, weil der Effekt so heftig war. Das kommt z.B. auch durch die farbigen Kontaktlinsen oder die knallbunten Perücken. Auf der Gamescom gab es eine Halle, die sich auf diesen Trend spezialisiert hat und wo man das ganze Cosplay-Zubehör kaufen konnte.

Nachdem wir etwas fertig und überdreht die Messe-Hallen verließen, hatten wir bis zum Abfahrt des Zuges noch sehr viel Zeit. Wir gingen also zum S-Bahnhof Messe/Deutz und fuhren 2 Minuten zum Hauptbahnhof. Da ist man schon mitten in Köln und hat eigentlich tausend Möglichkeiten. Wir wollten irgendwo am Bahnhofsvorplatz endlich mal einen Platz zum Sitzen finden. Bei Starbucks war alles belegt…. und am einzigen freien Platz lag irgendwas unappetitliches auf dem Boden. Sah aus wie eine Mischung aus Ausgekotztem oder ein riesiger Erdbeer-Himbeer-Eisbecher. Auf jeden Fall undefinierbar.

Die Cafés auf der anderen Seite…. alle belegt…. und auf den Treppenstufen am Dom sitzen? Kam mir erstmal etwas komisch vor. Wie kommt man vom Bahnhof in die Innenstadt? Ich hatte das vergessen, war im Grunde erst zweimal in Köln.

Achso, man muss die Treppe hoch und dann da rechts vorbei!! Nachdem wir quasi erstmal 2 km im Kreis gelaufen waren, ist mir das dann klar geworden. Es war sowieso der „Wurm drin-Tag“…. Datentarif setzt plötzlich aus (kein Google Maps mehr)… Speicherkarte defekt… morgens schon zu spät gewesen… Bargeld vergessen… usw.

Wir haben trotzdem das beste draus gemacht und den Tag echt genossen. Köln ist eine tolle Stadt, ich komme gerne wieder. Auch wenn mal nicht Gamescom ist. 🙂

 

Zugfahrt, verwaschenes Bild

 

Köln, Bahnhofsvorplatz

 

 

 

 

 

 

 

Köln vor 70 Jahren