Erinnerungen an vergangene Zeiten

Kennt Ihr das? In regelmäßigen Abständen überkommen mich regelrechte „Flashbacks“- Gefühlswallungen, die sehr stark sind, meistens verbunden mit starken Erinnerungen an bestimmte Situationen. Es ist dann für mich eine Zeit lang unmöglich, dieses Gefühl zu verlassen oder ein anderes, „leichteres Gefühl“ anzunehmen. Ich muss dann durch das Gefühl hindurch, es abklären und mich fragen, was es wohl zu bedeuten hat. So ist es mir auch mit der Erinnerung an eine längst verflossene Liebe ergangen. Eine Erinnerung, von der man glaubt, dass man sie längst „verarbeitet“ und abgelegt hat. Aber wir können nicht anders, als mit diesen Erinnerungen zu leben. Sie haben unseren Bauplan, unseren Chip und somit unser Menschsein geprägt. Es ist bestimmt auch kein Zufall, dass es vor allem Erinnerungen an Dinge sind, die lange her sind, aber auch in Zeiten entstanden sind, als wir noch sehr „biegsam“ waren und äußere Einflüsse eine starke Wirkung auf uns hatten. Ich denke, dass man die gesamte Schulzeit, aber auch die Zeit bis 25 Jahre dazu zählen kann. Das ist die Zeit, in der wir „erwachsen“ werden, die Zeit wo sich unsere grobe charakterliche Richtung festlegt und die wir auch hinterher nicht mehr ändern können. So ist es z.B. bekannt, dass sich ältere Menschen vor allem gut an Jugenderlebnisse erinneren können. Es gab mal eine Sendung im Fernsehen darüber. Dort wurde auch berichtet, dass z.B. Musik aus dieser Zeit (als die heutigen Senioren jung waren) helfen kann, alte Gedankenmuster neu zu beleben und dass es meistens für die Stimmung und die Agilität der Menschen von großem Vorteil ist.

Und was fühle ich dabei? Ich denke, es ist gut. Es ist doch schön, wenn man sich so intensiv erinnern kann. Der ganze Schatz des Menschseins leuchtet auf. Es ist die Phantasie in der reinsten Form. Man wird sich bewusst, wer man war und wo man hingehen wird. Manchmal hat man das Gefühl „ja vielleicht würde ich es heute anders machen“. Wenn man sich ganz klar macht, wie man damals gefühlt hat und warum man sich oder so verhalten hat, kann auch klar werden, warum man vielleicht einen Fehler gemacht hat oder welchen Verhaltensmuster nicht gut war.

So ist es mir in den vergangenen Tagen gegangen. Ich war mal wieder sehr enttäuscht von einer Person. Traurig irgendwie und meine Tendenz war, „Rückzug“. Sich bloß nicht dem Problem stellen, bloß nicht darüber reden. Lieber schweigen und hoffen, dass der Gegenüber „von selbst“ drauf kommt. Was er natürlich meistens nicht kann! Dann habe ich nochmal darüber nachgedacht. Was habe ich falsch gemacht? Habe ich wirklich „richtig kommunziert“? Habe ich all das ausgedrückt, was ich sagen wollte? Und was weiß ich eigentlich von der Person gegenüber? Schätze ich sie richtig ein? Schätzt sie mich richtig ein? Habe ich eine Vorurteilshaltung eingenommen ? Oder sie vielleicht mir gegenüber?

Dann ist mir bewusst geworden, dass ich mich früher ähnlich verhalten habe. Dass ich mich zu schnell zurückziehe, wenn ich nicht weiterkomme oder mich eine Person vermeintlich enttäuscht. Aber mit diesem „Abbruch“ sende ich genau das falsche Signal. Genau dieser Abbruch ist es dann, der zu einer schlechten Veränderung in der Beziehung zu anderen Menschen führt. Meine damalige Jugendliebe habe ich aus den Augen verloren. Weil ich nicht genügend geredet und erklärt habe. Weil ich nicht offen genug war. Weil die Kommunikation einen Riss hatte. Weil es mir so Schwierigkeiten bereitete, über mein inneres Anliegen und meine Liebe zu reden. Und prompt- hat sie auch das Interesse verloren und konnte sich selbst nicht weiter öffnen. Wir haben damals keine Nummern oder Adressen ausgetauscht. Ein weiteres Treffen war unmöglich. Keiner wollte mehr von den starken Gefühlen berührt werden. Es war irgendwie aus- für beide.

Und jetzt, soviele Jahre später blickt man darauf zurück und erkennt, was man damals falsch gemacht hat.

Und wo die Chance zu einer Besserung liegt, wenn man es wieder mit neuen Menschen zu tun hat- in der die Liebe auch groß werden will!

Menschen…

Passender Song: Feed Your Head

da ist diese Frau, die am Eiscafé vorbeigeht. Sie schaut kurz rüber, aber mir direkt in die Augen. Ich spüre Ihren Blick, aber ich kann ihn nicht deuten.. Es ist nur ganz kurz… vielleicht eine halbe Sekunde lang. Dann schaut sie wieder weg. Aber ich hab genau gemerkt, dass sie mich in dem Moment erfasst hat.. ganz deutlich… es ist so eine Verbindung, schwer zu sagen, was genau, einfach ein Fühlen.
Ein Fühlen „auf gleicher Wellenlänge“ vielleicht? Oder nur ein „Abchecken“… ein „Vergleichen“? Ich merke, wie ich genauso neugierig wie sie zurückschaue. Ich kann fast durch sie hindurch schauen. Ich erkenne alles ganz klar. Was sie in dem Moment fühlt, wo ihre Schwachstellen sind und was ihre Stärken. Ich kenne sie erst seiner einer halben Sekunde und sie ist mir schon vertraut. Seltsam! Sie ist ungefähr so alt wie ich, auch blond, chic gekleidet. Sie hat eine Sonnenbrille, die sie in ihre Haare schiebt. Sie steht vor einem Schaufenster mit einer modischen Auslage. Sie schaut mich ganz durchdringend und klar an. Es ist mir fast unangenehm. Dann aber schaut sie weg… als sei nichts gewesen.

An dem Tag treffe ich noch mehr Menschen. Die jungen Menschen mit ihren Taschen und bunten Klamotten vor der Mannheimer Uni. Sie kommen mir inzwischen wie Kinder vor..dabei war ich auch mal so alt. Schlank, jung, glatte Haut, die Augen noch wissbegierig und offen für neue Eindrücke.

Da ist der Afrikaner mit den Dreadlocks im Rollstuhl .. allein für sich ein interessanter Anblick. Er rollt durch die Hifi-Abteilung des Elektronik-Marktes und wippt mit dem Kopf zur Musik der ausgestellten Ware. Ein Bild für die Götter. Um ein Haar bleibe ich stehen und möchte ihn fotografieren oder filmen. Dann wiederum denke ich, dass das ja sehr unhöflich wäre… und ärgere mich fast im gleichen Augenblick darüber, so schüchtern zu sein. Und was, wenn es das Bild des Jahres geworden wäre? Schnell verwerfe ich den Gedanken wieder.

Im Eingang steht noch eine Studentin. Sie hat den undankbaren Job für ihre „Chefs“ eine Markt-Umfrage zu machen. Nachdem meine bessere Hälfte keine Antwort geben möchte, ich die Frau aber so nett finde und sie mir „leid tut“, beantworte ich schnell die Fragen. Sie ist ganz akkurat, stellt brav eine Frage nach der Nächsten. Es ist gar nicht so schlimm. Was ich denn hier mache, was ich gekauft habe und ob ich in der letzten Zeit Werbung gesehen oder gehört hätte.

Wir gehen in ein anderes Geschäft. Da spüre ich spontan „Abneigung“. Die Ware ist teuer, die Verkäufer sind unfreundlich oder über-ambitioniert, auf jeden Fall in keinem guten Verhältnis. Eine Frau sitzt gelangweilt vor der Kasse und beobachtet mich, wie ich mich mit der nicht passenden Ware abmühe. Auch nach vier Teilen passt immer noch nichts. Genervt gebe ich auf. Wir fahren fünf Stockwerke mit dem gläsernen Aufzug nach unten. Wenigstens ist der Besuch nicht ganz umsonst gewesen.

Auf der Straße treffe ich sehr viele Leute unterschiedlichster Geschlechter und Nationalitäten. Es ist schwer, sich im Nachhinein an irgendjemand bestimmtes zu erinnern… man ist mehr durch eine anonyme Masse gegangen und selbst auch größtteils anonym geblieben. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass die meisten Menschen interessiert und aufgeschlossen schauen und alle recht zufrieden sind. Das liegt bestimmt am guten Wetter.

Ich frage mich dabei häufig, was eigentlich „deutsch“ ist? Ob man darüber traurig sein solllte, dass alles gemischt wird, dass „wir“ inzwischen aus so vielen unterschiedlichen Nationalitäten bestehen? Dann frage ich mich, was denn „deutsch“ sein primär ausmacht. Ich denke, wer innerhalb der deutschen Ländergrenzen lebt, hier arbeitet, Geld verdient und auch noch unsere Sprache spricht, kann durchaus „deutsch“ genannt werden. Es ist doch eigentlich eine tolle Sache, wenn „unser Land“ bei anderen Menschen so hoch im Kurs steht und so beliebt ist, dass so viele Menschen kommen. Das ist primär nichts, über das man sich ärgern muss. Ich stelle mir die Frage in der letzten Zeit sehr oft, weil ja diese Themen „Asyl“, „Zuwanderung“ und „Flüchtlinge“ in den Medien über-proportional vertreten waren und man auch entsprechend viel negatives gehört und gelesen hat (gerade in den Kommentaren großer Zeitungen z.B.). Natürlich verändert sich das Land auch durch die vielen verschiedenen Kulturen, aber verliert es deswegen seine „Seele“ oder seine „Identität“? Und wenn, warum fürchten wir uns davor so sehr? Vielleicht weil wir keine deutsche Seele sehen oder erleben und daher einen möglichen Verlust noch viel mehr fürchten? Sind wir so unsicher über uns selbst geworden, dass wir eine „scheinbare Bedrohung“ von außen als so schlimm erleben? Ich schaue mir die Frauen aus islamischen Ländern an, wie sie selbstbewusst mit Kopftüchern durch die Stadt gehen. Eigentlich sehen sie auf ihre Art und Weise auch chic und jung aus. Sie passen zu den anderen hübschen Frauen, die hier gehen- nur dass sie eben eine andere Einstellung zu Ihrer Kopfbedeckung haben- das ist alles. Es kommt mir mehr vor ein modisches Accessoire oder eine Übereinkunft mit ihrer Einstellung. Nichts, vor dem ICH mich fürchten müsste. Manchmal sieht man einen Mann, der zwei Frauen dabei hat, diese tragen wiederum Kopftücher. Es ist schon ein seltsames Bild. Aber muss ich diese Menschen deswegen fürchten? Ich schaue ihnen in die Augen, will irgendwas „lesen“, aber ich ernte nur genau den gleichen, neugierigen Blick, den ich ausgesendet habe. Da ist erstmal nichts „Schlimmes“, nichts „Fremdes“ oder „Anderes“… das alles entsteht erst im Kopf, durch die vielen Konzepte, die das Leben so schwer machen.

Beeindruckt

30 Grad im Schatten… Sommerferien und zuviel freie Zeit…

Aaalso eigentlich wollte ich heute ganz diszipliniert arbeiten und endlich das liegen gebliebende Zeug aufarbeiten.

Aber das geht nicht. Im Moment bin ich einfach nur geflasht… überwältigt… schockiert vom Leben.
Die Eindrücke prasseln auf mich ein. Ich bin voller Energie, elektrisiert in jeder Nervenzelle.
Und diese bunte fröhliche Energie aus der ich im Moment bestehe, versuche ich irgendwie zu erden, die Gefühle zu irgendwas zu formen, ein Sinn und eine Arbeit daraus zu machen.

Ich weiß ich hätte nicht dieser Transgender-Gruppe auf Facebook beitreten sollen.
Ich „hab das doch schon lange hinter mir“ und „das geht mich nichts mehr an“.
„Wir sind jetzt alle erwachsen und verhalten uns wahnsinnig dizipliniert“.

Aber Leute, schaut doch mal mit dem Herzen und mit den Gefühlen! Versetzt euch in das Leben der Menschen.
In diese tausende Schicksale. In die Transitionen in alle möglichen Richtungen.

Das schockt selbst eine alte TS-Tante wie mich.

Und wie jung die mittlerweile alle sind! Wie selbstbewusst! Wie normal alles geworden ist.

Und wer denkt, er ist alleine oder isoliert… der muss sich nur einer Gruppe anschließen.
Einer Gruppe von Menschen, egal welchen Alters oder Geschlechts.

Wir wollen alle glücklich sein, wir wollen alle leben und uns selbst verwirklichen.

Es gibt streng genommen keine Unterschiede beim „Ich“. Selbst die Geschlechter verschwimmen. Die Zwischenräume sind künstlich, variabel und von Chemie und Ideen geformt. Wir gehören alle dazu, sind mit jedem verbunden.
Dank Internet und Facebook noch stärker und realistischer als je zuvor.

Zuviele Eindrücke, zuviele Emotionen!

Ich muss erstmal eine Pause machen.

Die Fülle des Lebens II

Während der Sonntagmorgen-Kaffee noch gemütlich in seiner Tasse vor sich hindampft und hin und wieder von mir in kleinen Portionen genippt wird (heiß!), denke ich über das Weltbevölkerungsproblem nach und was es für uns bedeutet.

Vor ein paar Jahren habe ich in einem Buch vom Dalai Lama gelesen (der sich auch sehr für die Lage der Welt interessiert und interessante Meinungen dazu hat), dass es mit das drängendeste Problem für die mittelnahe Zukunft sein wird.

Warum ist das so? Ich denke, z.B. auf Grund der knapper werdenden Ressourcen.

Im Wikipedia-Artikel steht, dass es vor 75.000 Jahren nur noch 1.000 bis ca. 10.000 Menschen auf der gesamten Erde gegeben hat, auf Grund eines schweren Vulkan-Ausbruchs.

Das war so etwas wie der historische Tiefstand und was wir heute erleben, ist so etwas wie der historische Höchsstand und es wird wohl noch immer weiter gehen. (Grafik )

Wenn nur 10.000 Menschen auf der Erde leben, können sie sich alles aussuchen: Wenn sie einen Baum fällen, juckt es niemand und ähnlich wie die Indianer in den Wäldern mancher amerikanischen Kontinente können sie soviel jagen wie sie wollen und die Bestände erholen sich immer wieder (nachhaltige Wirtschaft). Bei ca. 7 Milliarden Menschen sieht es aber ganz anders aus: 7 Milliarden Menschen brauchen deutlich mehr zu Essen, was zu intensiver Landwirtschaft, zur Überdünung des Boden, zum Flächenverbauch und Umweltschäden führt. Der gestiegene Lebensstandard, die Ausstattung mit Luxus- und Konsumgütern, aber auch die Dinge des täglichen Lebens müssen alle hergestellt werden. Je höher der allgemeine Lebensstandard, desto mehr Autos werden gefahren und Kühlschränke gekauft. Dazu braucht man Unmengen an Material und Energie. Schon jetzt werden die fossilen Energieträger knapp oder künstlich knapp gehalten, die Erdtemperatur steigt auf Grund des CO2-Ausstoßes, die intensive Fleischwirtschaft führt zu Lebensmittelverknappung (oder Verseuchung) und einen hohen Methan-Ausstoß, z.B. bei Rindern (( die These ist allerdings umstritten, mehr Hintergrundinfos z.B. hier )).

Handel und Spekulation auf Lebensmittelpreise führen zur Überteuerung der wichtigen Rohstoffe wie z.B. Getreide, dazu kommt dass auf Grund des hohen Energiebedarfs z.B. Raps oder andere Biosprit-taugliche Pflanzen angebaut werden, die wiederum die Flächen für die Ernährung „verdrängen“. Hunger und Armut ist für viele Menschen schon heute ein derart grausamer Alltag, dass wir uns in der reichen EU noch nichtmal ansatzweise vorstellen können. Armut führt zur Flucht und Massen-Emigration aus den Heimatländern in reichere Regionen, was man heute schon ansatzweise an Hand der Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer oder der griechischen EU-Außengrenze beobachten kann.

Das ganze Thema ist wirklich komplex und ich könnte bestimmt noch tausende weitere Zusammenhänge überlegen und ausführen. Klar ist aber, dass das Thema Überbevölkerung und Umweltschutz ein wichtiges Thema sein wird, vor allem für alle Menschen. Ich denke, es wird kaum möglich sein, dass nationale Agendas über dem Interesse der gesamten Bevölkerung stehen können. Man sollte wirklich anfangen, global zu denken und sich als eine „Menschheitsfamilie“ zu betrachten.

Wenn wir alle letztendlich auf die 10.000 Menschen zurückzuführen sind, die sich damals im Einsatz ihrer letzten Kräfte vor dem Vulkan gerettet haben, wie können wir dann noch sauer auf unsere Mitmenschen sein oder uns von ihnen abgrenzen? Wenn sie damals nicht alles gegeben hätten, würde es uns heute gar nicht geben.

Aber dennoch, wenn ich nochmal an den übervollen Möbelmarkt von gestern denke, wie ist bei sovielen Menschen Freiheit und psychische Gelassenheit möglich? Die Enge führt automatisch zu Streß und Aggression und diese schwappt leicht über. (zu beobachten z.B. auf Autobahnen: Wenn es leer ist, fahren die Leute gelassen und ruhig und bei einer bestimmten Verkehrsdichte nimmt auch die Aggression deutlich zu).

Die herkömmliche Vorstellung von Freiheit muss überdacht werden:

Freiheit bedeutet für viele Individualität und Abschottung vor dem anderen.

Konsum und der Erwerb von Dingen beschert uns ein bequemes Leben, die gesundheitlichen und anderen Risiken werden von Versicherungen und Geldwerten abgesichert. Wir brauchen die Bande der sozialen Beziehungen nicht mehr so stark, und wenn wir mit einem Konflikt nicht mehr klar kommen, halten wir es für sinnvoller uns zu trennen (Scheidung) oder die Beziehung zu beenden, weil sie unbequem geworden ist (Freundschaft).

Wir halten uns normalerweise für frei, wenn wir alleine sein, wenn wir viel Platz um uns haben, wenn uns keiner stört, wenn sich unsere Gedanken und Taten ungehindert entfalten können. Das ist wohl die moderne Vorstellung von Freiheit eines „aufgeklärten“ Menschen im postindustriellen Zeitalter.

Ich würde aber weiter gehen und sagen, erst wenn eine bestimmte Harmonie mit uns selbst und der Umwelt besteht, können wir uns als frei betrachten. Bei sovielen Menschen ist es kaum möglich, nicht eines Tages in den Weg eines anderen zu laufen, wenn man recht überlegt, ist das sogar eher die Tagesordnung. Wir ständig von anderen Menschen umgeben, müssen uns ständig mit ihnen beschäftigen. Wir profitieren zwar auf der einen Seite von ihnen, aber die Probleme mit ihnen würde wir gerne verdrängen.

Ich staunte daher über die Leute gestern im Möbelmarkt: Obwohl es übervoll und tlw. echt unangenehm eng war, hatten die Menschen gute Laune und man wurde ständig angelächelt. Die Menschen (inklusive meiner selbst) fühlten sich in der Masse wohl. Man reibte sich Arm an Arm und Schulter an Schulter, aber doch hat sich keiner darüber beschwert. Obwohl es soviele Menschen waren, waren alle gleich und respektierten sich gegenseitig. Kein Hass, keine Panik, nur der übliche Streß, der in solchen Einkaufssituationen üblich ist.

Ich möchte das gerne (gedanklich) auf die Gesamheit übertragen können: Miteinander friedlich auf der Erde zu bleiben, könnte möglich sein. Es kommt aber sehr auf die Einstellung an. Und dass ein jeder an der Fülle und den Schätzen des Lebens teilhaben kann.

Mitmenschen, Vorlieben, Schwächen

Alterung, Neuland und Sinnsuche

Ich habe ja versprochen, wieder persönlicher zu schreiben. Nun, es ist kurz vor elf Uhr abends, eigentlich sollte ich schon im Bett sein, weil ich morgen früh raus will. Aber dennoch bin ich ruhelos und habe die Idee für einen neuen Beitrag.

Ich möchte mir ganz einfach mal die interessante Frage stellen, was für Leute ich mag und welche nicht? In der letzten Zeit fällt mir immer wieder auf, dass ich mich innerlich von anderen Menschen distanziere, dass ich zwar „da“ bin, aber nicht anwesend, dass ich zwar „zuhöre“, aber nicht mitfühle und dass mein Handy selten klingelt.

Ist es okay, dass ich viel Zeit mit mir selbst und meiner Kunst verbringe oder bin ich zu egoistisch? Warum habe ich keinen Drive und selten wirklichen inneren Antrieb, auf andere zuzugehen? Warum verpuffen meine Ziele so schnell und teile ich meine Energie und Zeit richtig ein?

Liegt es an den Umständen oder aber an meinem Charakter oder gar an beiden? Die Umstände sind ja meist eine Folge des eigenen Charakters. (bis auf ein paar wenige, wirklich seltene Schicksalschläge mal abgesehen)

Eigentlich müsste ich jetzt sagen: Ich mag jeden Mensch, ich bin jedem Mensch gegenüber tolerant eingestellt, zumindest versuche ich das. Was mich aber wundert, dass sich bei den wenigsten Menschen eine enge Bindung einstellt und dass ich an den meisten Menschen irgendwie „vorbeilebe“. Ich will nicht sagen, dass ich nicht will, aber es ergibt sich nicht.

Früher bin ich sehr schnell und offen auf andere zugegegangen. Ich habe mir das mit der Zeit abgewöhnt. Erkenne ich jetzt, dass jemand Probleme hat oder ein schwieriger Mensch ist, gehe ich viel eher auf Distanz. Ich teile weniger Energie von mir selbst ab, ich verteile weniger. Liegt das am Alter? Oder doch am Geschlecht?

Ich ruhe mehr in mir selbst und bin vielleicht ein Stückchen selbstbewusster als früher. Aber ich habe immer(!) die Angst, dass ich vielleicht zu egoistisch und kalt geworden bin. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst und meine Ethik, aber es gelingt mir selten, soweit zwischenmenschliche Erfolge aufzubauen, dass ich damit zufrieden bin. Und das quält mich sehr!

Was mag ich also an Menschen und was mag ich nicht? Vielleicht sind die wenigsten Menschen, so wie ich möchte? Und da ich dieses Ideal kaum finde, habe ich das Interesse verloren?

Mein treuer Blog-Kommentator erster Stunde, Stephan, ist ein begnadeter Fotograf und fotografiert seine Stadt Wuppertal. In diesen Bildern sehe ich Gesellschaftskritik in visueller Weise. So wie er die Welt unter die Lupe nimmt und genau hinschaut, mit Hilfe der künstlerischen Mittel das Schöne, aber vor allem das Hässliche und Monotone hervorhebt, so erscheint mir mein Geist in Bezug auf andere Menschen.

Ich sehe gerne das Schlechte. Das Langweilige, Monotone, das was mich abschreckt und nervt und dann doch irgendwie fasziniert. Ich bin auf der Suche nach dem Prickeln, nach dem Besonderen und klebe daran, wenn ich es finde.

Gehe ich in einen Supermarkt interessieren mich 99% der Menschen erstmal nicht oder ich empfinde Abneigung. Bei niemanden habe ich das Interesse, ihn anzusprechen, bei allen sehe ich die ständig gleichen Sprechblasen und Floskeln, überall erahne ich, was kommen wird, ich will mich nicht einlassen.

Bin ich jetzt überheblich? Oder bin ich treffend? Bin ich eine gute Psychologin? Oder einfach nur ein Ignorant?

Bei vielen Menschen sehe ich das Leid, ihre Probleme. Bei vielen ahne ich schon was mich erwarten wird, dass es nicht einfach wird. Also setze ich meinen Filter auf- und kümmere mich um die Einkäufe. Dann komme ich zu Hause an und denke „Scheiße, genauso wieder ein langweiliger Tag wie alle anderen“.

Irgendwie will ich das ändern, es ist ein Teil meiner derzeitigen Probleme. Und es ist auch durchaus etwas, dass ich ändern will, wo mir nur die Landkarte, der Anstoß und die Idee fehlen.

Klar, man kann nicht ewig die Frische der Jugend bewahren, man kann nicht ewig saufend und johlend bis Mitternacht auf Partys abhängen- aber ich habe auch keine Lust auf ein spießiges Leben und immer gleiche Abläufe. Mir scheint, diese gesellschaftliche Erstarrung, die gefrorenen Gefühle sind wie ein riesiger Strudel, unter denen alle leiden. Sie sind Ausdruck von Problemen, von Konflikten, von Schulden, von Trennungen und allgemeinen Schwierigkeiten. Das Bedürfnis nach Sicherheit erstickt den Fortschritt. Die Angst und Eifersucht ersticken die Liebe.

Die guten Dinge im Leben sind vielleicht zu schwach. Der erhellende Geist der Ethik und des Mitgefühls kann nicht von vielen aufrecht erhalten werden, Witze verpuffen und Fasching ist auch nur einmal im Jahr.

Im Grunde fehlt vielen Menschen das Glück, die Freude. Das Gefühl, etwas wichtiges und sinnvolles zu machen, ganz gleich ob man nun arbeitslos ist oder nicht. Auch arbeitende Menschen kennen dieses Gefühl der Langeweile, wie ich heute bei Claudia las.

Diese Mühle, das sich ständig wiederholende und das Leere, das kann eine größere Belastung sein als alles andere. Wenn Menschen in so einem Strudel stecken, dann ist es wie ein Käfig, eine Begrenzung und Enge aus der es kein Entrinnen gibt. Manchmal ist es der Auftakt oder das Zeichen für eine Depression.

Und ich sehe, dass diese Gefahr ständig im Raum steht.

Was also tun? Menschen einteilen, in „welche, die ich mag“ und „welche, die ich nicht mag“, wollte ich eigentlich.

Eine treffende Charakterisierung über den aktuellen Lieblings-Feind zu schreiben, kann einem selbst helfen. Über die Ideale und Menschen zu schreiben, die man liebt und mag, kann erfrischend sein. Ein bisschen hat mich auch Hartmuts Artikel inspiriert, weil er so interessant seine Mitmenschen, vor allem den schönen Tom beschrieben hat.

Also versuche ich es mal!

Ich mag

  • Ehrlichkeit
  • Offenheit
  • Toleranz
  • Leute, die sich mit Religion und Glauben beschäftigen
  • Leute, die Nächstenliebe wichtig finden
  • Leute, die intelligent sind und gutes Allgemeinwissen haben
  • Freundschaften, die jahrelang halten und von Respekt und Vertrauen geprägt sind
  • guten, feinen Humor
  • Respekt vor dem anderen
  • gutes Zuhören
  • Emphatie
  • wenn jemand ohne Geld leben kann
  • alternative, erfrischende Denkweisen
  • Lächeln/ Lachen

Ich mag nicht

  • Wenn sich selbst jemand zu wichtig nimmt
    Angeberei
  • wenn jemand nicht treu sein kann
  • wenn jemand klammert und mich einengen will
  • Männer, die Frauen schlecht oder abschätzig behandeln
  • Diskriminierung in jeglicher Weise
  • Männer, die sich selbst zu wichtig nehmen
  • Frauen, die nicht zuhören können
  • Falschheit, Lügen
  • Leute, die nicht über Konflikte reden wollen
  • einseitiges Betonen der Arbeit
  • Leute, die immer das letzte Wort haben wollen
  • Besserwisserei
  • Wenn jemand Menschen, die in einer vermeintlich schwächeren Schicht sind, herablässig behandelt
  • Einseitige Betonung von Konkurrenzkampf und Geld

Jetzt wird auch klar, wo mein Problem liegt: In der zweiten Sparte, den „nicht mögen“ liegen mehr Punkte und es ist leicht für andere, da rein zu rutschen. Die Ziele aus der ersten Sparte sind schwierig und selten vorhanden.

Ich versteife mich vielleicht zu sehr auf die Religion? Ich habe soviel über die Ideale nachgedacht, dass ich nun niemanden mehr finde, der sie erfüllt? Ich kann noch nichtmal mehr in den Spiegel blicken, weil ich mir selbst nicht genüge?

Wäre es das Beste, so eine Liste, aber vor allem die inneren Wünsche und Anordnungen zu zerknüllen, in einen Papierkorb zu werfen und von vorne anzufangen? Sich dem Druck der Gesellschaft anzupassen und sich Ziele auszusuchen, die leichter zu erreichen sind? Geld verdienen? Um die Welt reisen? Sich Hobbys zulegen? Arbeiten?

Frei sein wie ein Kind wäre mir lieber! Ein Kind, das noch keine Enttäuschungen erlitten hat, das frei und glücklich, spontan und locker in der Welt umherreist. Stets offen für neues und nicht urteilend im Denken.

Sind die Prägungen im Gehirn, die ein Mensch im Laufe des Jahre „erleidet“ der Grund, warum er starr und bequem wird? Warum die meisten anderen Menschen aus seinem Einfluss bleiben, weil niemand mehr die Ansprüche erfüllen kann? Weil der einfache Ablauf einfach ist und das Nachdenken, langwierig, kompliziert und für viele schlicht und ergreifend: Unmöglich?

Ich wollte schon immer mal einen Artikel über Alterung und Veränderungen im Gehirn schreiben. Vielleicht war das ja der erste Auftakt dazu! Die Frage über die Alterung der Persönlichkeit und wie man den negativen Folgen vorbeugen kann.

Ich denke, um dieses „Papier zerknüllen“ kommt man nicht rum. Man muss jeden Tag neu leben. Immer wieder von vorne. Keine Beziehungen eingehen zu wollen, muss nicht unbedingt Krankheit sein. Es kann auch einfach bedeuten: Man möchte keine Krankheit in sein Leben lassen, hat einen Schutz aufgebaut, der auch seinen Sinn hat.

Die derzeitige Erlebnis-Masse und Flut an Informationen ist ausreichend. Das derzeitige Leben ist schnell genug. Es wird genug Energie verbraucht (…), es ist alles okay!

Lass Dein Leben wie es ist!

Akzeptiere dich selbst, so wie du bist!

Höre auf zu suchen, leb einfach im Jetzt!