Geschichten aus dem Kindergarten

Zurück aus dem Urlaub, dem kleinen Städtetrip nach Hamburg, der eigentlich keine richtiger Urlaub war. Kaum zurück, finde ich mich kaum im eigenen Haushalt zurecht, so schnell stellt sich der Mensch um. Der Kaffee schmeckt viel zu süß, weil ich mir im biologisch sinnvollen und ernährungstechnisch optimierten Haushalt angewöhnt habe, weniger zu nehmen. Und Rohrzucker schmeckt bekanntlich „bääh!“. (Mir zumindest)

Das eigene Bett ist erstaunlich weich und bequem, fast ein bisschen zu komfortabel, wenn man das mit der 6 cm dicken Reise-Klapp-Matratze vergleicht, auf der ich die letzten Tage meine Nächte verbracht hatte. Und ja, das war ein Kampf, ein Kampf gegen die eigene Natur, gegen die Untiefen und raue Gegenwinde der Seele, gegen die eigene Schwere und die nässende Bequemlichkeit des „normalen“ Alltagslebens.

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Aufsprießender Blogfrühling

Jetzt ist er also endlich da, der Frühling. Lange hat´s gebraucht, geschätzte 24 Jahre haben wir im tiefsten Winter verlebt. Uns gegen Eis- und Schneemassen gewehrt, die Kälte ertragen, Krankheiten durchfochten, Winterspeck auf- und später wie abgebaut. Stollen gegessen, Weihnachten mit der Familie gefeiert, uns über Weihnachtshasser- und Ignorierer gewundert, gebloggt, getwittert, was das Zeug hält. Und irgendwie berührt mich alles nicht mehr.

Anfang Februar hatte ich noch Vorfreude auf den Frühling, ach im Dezember ging´s mir sogar super! Dann, mit jedem Tag erwartungsvoll an den Himmel geschaut und dann festgestellt, dass hier irgendwas nicht stimmt und mich bibbernd wieder nach drinnen verzogen. Und das hat alles so lange gedauert, dass ich mich fühle wie eine grimmige Bärin im Winterschlaf, die gerade aus ihrer Höhle kriecht und ein wenig mürrisch ihr eingedrücktes Fell aufschüttelt, die wärmere Luft schnuppert aber mental noch nicht ganz auf der Höhe ist. Nur der Appetit, der ist schon wieder da. 😉 Roar!

Ich weiß einfach nicht mehr, wie das ist, Sommer! Frühling, warme Luft, Leben, Liebe, draußen grillen.. lange Abende, körperliche Wohltaten, in Seen schwimmen, mit offenem Fenster Auto fahren, das Fahrrad rauskramen, sich bewegen…

Mit Menschen kommunzieren, lachen, Partys feiern, wenig an haben und unbeschwert leben. All das assoziere ich mit Frühling und mit Wärme. Frühling ist das erwachende Leben. Winter ist der Rückzug, in manchen Interpretationen auch der Tod, die dunkelste Zeit, der Rückzug in die eigene Untiefe der Seele.

Mein Gesichtsfeld hat sich im übertragenen und im direkten Sinn verkleinert: Durch das viele Abhängen am Computer, durch das viele Lesen, usw. sind meine Augen über den Winter schlechter geworden und ich werde mir demnächst eine neue Brille kaufen müssen. Aber auch mein Denken ist kurzsichtiger, eingleisiger und enger geworden. Die ewig gleichen Abläufe haben einen Grauschleier im Denken hinterlassen, an manch Gehirnwindung hat sich jetzt Dreck und Staub abgelagert. Manches Denken wurde arg eindimensional, vielleicht am Ende so platt wie der Bildschirm, vor dem ich so gerne sitze.

Hier hilft nur eins: Den Staubsauger herauskramen, bei Bedarf auch laute Musik und einmal gründlich drüberpusten!

Das Telefon ist still. Macht keinen Mucks.

Menschen melden sich selten, wenn man sich nicht bei ihnen meldet. Passivität bedeutet in unserer Gesellschaft immer Verlust, Stillstand und vom sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. Das aktive Leben in unserer Gesellschaft gehört den Tüchtigen. Wer viele Termine, wer Streß hat und immer „in Action“ ist, gilt als gesund. Klar, derjenige hat keine Zeit zum Denken o. Philosophieren, ist in Bewegung, wird bewegt, lebt in Berührung mit dem Leben, verdient vielleicht Geld, hat Reize, Anregungen, Input. Eine Arbeit zu haben, bedeutet sozial integriert zu sein.

Viel hat man in den letzten Wochen über die Arbeitslosen geschimpft. Menschen, die es ohnehin schon schwer haben, die getrennt von dem sozialen Strom der Zuneigung, von Wertschätzung, von verdientem Geld, Sicherheit, Freunde am Arbeitsplatz, und Aktivitäten am Feierabend leben, hat man zum Opfer, nein zu den Schuldigen gemacht. Diese Denkweise ist im Grunde pervers. Sie ist genauso pervers wie die vielen Fälle des sexuellen Missbrauchs an Schutzbefohlenen, die in den Nachrichten vermeldet wurden. Dieses Denken verdreht die Schuldzuweisung, denn Schuld sind meistens die Mächtigen, die den weniger Mächtigen die Ressourcen wegnehmen und die Ungerechtigkeit durch Taten und Nicht-Taten vergrößern. Erst kommt das Fressen und dann die Moral…

Überhaupt scheint unsere Gesellschaft mal wieder geistig und auch materiell ärmer zu werden. Wenn man die Medien verfolgt, gibt es zur Zeit wenig Tendenzen in die richtige Richtung. Neben den bereits angesprochenen Themen wären da: Die Zunahme der Waffenexporte der BRD (von 5 auf 10% Weltanteil gesteigert), das Gerede über die Wiederaufnahme von Gorleben (aller Proteste zum Trotz), oder die Abnahme des Wohnungsbau und die Tatsache, dass Deutschland im privaten Wohneigentum ganz hinten in der EU rangiert. Immer schön alles streichen, was den Menschen ein Leben in materieller Unabhängigkeit ermöglichen könnte … denn wir brauchen die Sklaven um die anonyme und teils sehr gefräßige Maschine Staat am Leben zu erhalten.

Dann die ständigen Querelen der regierenden Parteien: Korruption, Vertuschung, Verschleierung, egoistische Kleinkriege, Grabenkämpfe, Vorurteile.. wenn man die Medien jeden Tag mitverfolgt, könnte man der Meinung sein, es gibt nur noch Schlechtes auf der Welt. Manchmal würde ich gerne die ganzen „schlauen“, aber emotional so armen Zeitungen nehmen, zerknüllen und ein Feuer für die emotionale Kälte machen, die um sich gegriffen hat…

Wo ist Gott bei all dem? Hat es nicht geheißen, Gott ist der Gott der Liebe, der Mitmenschlichkeit, der Wärme und Geborgenheit? Wo ist dieser liebende Gott bei all dem? Natürlich, die Atheisten sagen jetzt, es gibt keinen Gott und sie drängen ihn an die Wand oder vergessen ihn. Der Mensch ist schlecht, das zeigen uns die Medien jeden Tag. Es gibt keine „übernatürliche“ Macht, die plötzlich eingreift, und jeder ist sich selbst der Nächste. Der Mensch hat sich vom Glauben, vom Guten und von der Hoffnung auf ein besseres Leben befreit. Stattdessen hat er wieder seine ur-darwinistischen Überlebenstheorien an die oberste Spitze gestellt. Aber- mit welchem Resultat?

Deutschland ist nach wie vor eine sehr starke Export-Nation, was unter anderem damit begründet wird, dass die Arbeitsmarktregelungen und andere Reformen gut auf die Krise reagiert haben. Aber was hat man in den letzten Jahren denn gemacht? Man hat das Credo „Leistung“ und wirtschaftlichen Erfolg solange über alles gehängt, und versucht ständig den Bürgern noch mehr Geld wegzunehmen und vergrößert die Schere zwischen arm und reich. Ist dieser wirtschaftliche Erfolg denn so wichtig, dass wir alles andere dafür opfern müssen? Macht das glücklich? Ist da ethisch? Oder wem oder was dient dieses extreme Denken eigentlich? Für mich ist all das der Schritt in die falsche Richtung. Jeder, der ein wenig darüber nachdenkt und noch ein Funken Moral oder menschliche Gefühle in seinem Herz trägt, wird zu ähnlichen Schlüssen kommen.

Es sieht derzeit nicht so aus, als ob es irgendeine Gruppierung gäbe, die in eine andere in eine gesündere, nachhaltige Richtung einschlagen würde. Es gibt noch nicht mal viele Einzepersonen, die so denken und von einer großen Masse ganz zu schweigen.

Nein, der Frühling ist gut geeignet, um die Hämmer und Leitern am Blog hervorzuholen und mal wieder an der Baustelle Welt und an der Nebenbaustelle Gerechtigkeit zu werkeln.

Man sieht, der Frühling hat auch seine guten Seiten und es ist schön, dass er endlich da ist!

Die Zerbrechlichkeit des Lebens

Klein ist das Leben, zerbrechlich und empfindlich.
Schnell zerquetscht zwischen Fingern.
Schnell zerstört durch unachtsame Worte.
Kaum geschützt gegen Gewalt.
Zerbrechlich wie ein rohes Ei.

Freundschaften aufzubauen braucht Jahre.
Immer wieder, den anderen neu kennen lernen.
Die Nuancen der Persönlichkeit ergründen.
Sich langsam vortasten.
Sich freuen, wenn man etwas versteht
und ärgern, wenn mal wieder ein Missverständnis im Raum bleibt.

Wie schnell ist all das zerstört!
Wie schnell die Freundschaft zerbricht.
Ein unachtsames Wort und schon ist es vorbei.
Ein böser Blick und ich schau dich nicht mehr an!

Wie wenig Halt die Menschen haben
Wie viele allein und traurig sind.

Kinder ohne Eltern
Eltern ohne Kinder.
Alte Menschen ohne die Dynamik der Jungen,
Junge Hüpfer ohne die Weisheit der Alten.

Frauen ohne Männer, ziellos, egoistisch.
Männer ohne Frauen- rau und rücksichtslos.

Ängstlichkeit abbauen,
Wut reduzieren,
Weisheit erlangen.
Immer wieder, jeden Tag neu.

Ein windiger Tag

Enzian2d

Heute war ein wechselhafter, aber zumeist schöner Tag.

Der Wind ist den Leuten nur so um die Köpfe geflogen und eine allgemeine Unruhe hatte sich breit gemacht. Im Baumarkt flogen die Sachen im Außenbereich umher, dass es eine Freude war. Ich habe eine japanische Zierweide kurzerhand davor gerettet, ihren Lebensabend auf dem Beton liegend zu verbringen und von niemandem beachtet zu werden.

Auch andere Pflanzen hatten es mir angetan, so bin ich jetzt um einen Oregano-Topf, zwei blaue Enzian-Stauden, eine Salbei-Pflanze und ein Löwenmäulchen reicher. Letzteres habe ich neulich im Garten als Wildwuchs entdeckt und bin sehr froh, dass ich ein Auge dafür hatte und es nicht rausgerissen habe, denn neu kostet es 6 € pro Stück (gut gepflegt und ca. 35 cm groß). Die Pflanze kenne ich noch aus meiner Kindheit und ich erinnere mich noch in lebhafter Weise daran, wie wir damals im Garten spielend auf die Blüten gedrückt haben und uns daran erfreuten, wie sie sich dann öffneten und schlossen (daher auch der Name).

Überhaupt sind Pflanzen und Gärtnern ein richtiges Hobby von mir geworden, was ich nie gedacht hätte. Noch vor ein paar Jahren fand ich das elend langweilig und habe einmal die Blumen von meinen Eltern sogar derartig vertrocknen lassen, dass sie richtig sauer auf mich waren. Ich glaube, das war damals der Auslöser, es irgendwie besser und anders zu machen.

Aber ich habe auch wirkliches Interesse daran und merke, wie schön es ist, mit etwas Lebendigem umgeben zu sein, dass man jeden Tag pflegen und beachten muss. Ein Tier wäre natürlich auch schön, das habe ich gedacht, als wir seit langem mal wieder im „Fressnapf“ waren. Tausende Gerüche strömten mir entgegen, aus jeder Ecke kam etwas anderes. An den Kauknochen für Hunde und vor allem an den Pansen und anderen Ekligkeiten bin ich lieber schnell vorbei gegangen. Schöner fand ich da das angenehm zart duftende Heu für die Kleintiere und Nager. Auch die kleinen Häuschen aus Holz sind sehr hübsch anzuschauen und für die Tochter von meinem Mann kauften wir direkt zwei davon, weil sie bald zu Besuch ist und dann ihre Haustiere mitbringt. Wirklich positiv aufgefallen ist mir die kostenlose Broschüre des Ladens, die sehr ausgiebig gehalten ist und allerlei Tipps und Ratschläge für die Tierhaltung bereitstellt. Auch ein wichtiger Artikel über Tierschutz war darin, es ging um die (kaum bekannte) Tatsache, dass alle männlichen Ferkel noch in jungen Jahren ohne Narkose (!) kastriert werden, um den Ebergeruch zu unterdrücken, der später das Fleisch verdirbt. Es gibt für den Verbraucher bestimmte Sorten, die man essen kann, bei denen auf eine anständige Narkose und ein Schmerzmittel hinterher geachtet wird.

Noch ein bisschen hier und da gucken und dann wieder ab in den Regen. Der Sommer macht anscheinend kurzfristig Urlaub und hat uns nicht Bescheid gesagt.

Der Verwandtschafts-Besuch ist auch wieder weg und hat zwei anstrengende Tage, aber auch reichhaltige Eindrücke und viele Aha-Erlebnisse in unseren Köpfen hinterlassen. Ich bin die ganze Zeit hin- und hergerannt und habe versucht, alle zu bewirten (es waren insgesamt sieben Leute), bis auf einmal mein Schwager in spe zu mir meinte, dass ich soviel rumhetzen würde und mich doch auch mal setzen sollte. Da wurde es mir plötzlich und schlagartig bewusst, wie unhöflich es eigentlich ist, wenn man die Gäste sitzen lässt und sich nur um Küche und Haushalt kümmert. Aber zerreißen kann ich mich auch nicht und eine dreckige Küche und Tellerstapel kann ich nun mal nicht leiden.

Der Besuch hat uns geholfen, unsere Garage mit Schweißbahnen zu decken, was eine Mordsarbeit ist und sehr lange gedauert hat, obwohl so viele Helfer dabei waren. Wir waren sehr glücklich, ausgerechnet den wärmsten, aber auch trockensten Tag erwischt zu haben, denn schon am Sonntag darauf regnete es wie aus Strömen und wie das Wetter jetzt ist… na ja, es war auf jeden Fall gutes Timing! In der Zwischenzeit, neben der Kocherei war ich noch im Garten und habe das Unkraut gesenst und mir dabei die kleine Miraculix -Sense mit voller Wucht ins Schienbein gerammt. Am nächsten Tag konnte ich nur noch humpeln und fühlte mich wie ein Wrack. Ich weiß nicht, wie oft ich mich in den letzten Tagen schon gestoßen oder verletzt habe und zähle es nicht mehr. Der Körper ist der Einsatz für das praktische Leben.

Zwischendurch haben wir viel gequatscht und es war richtig schön. Als am nächsten Tag alle weg waren, war ich irgendwie traurig. Was für ein Gegensatz!