Ideale, Selbstbilder und Ziele

Bloggen ist im Grunde auch Dialog. Entweder nur mit sich selbst oder auch mit anderen, den Lesern, stillen und kommentierenden.

Dialog bringt es mit sich, dass man manche Dinge besser weiß, andere schlechter. Bloggen ist nebeneinander kommunzieren, aber auch miteinander. Es ist eine schöne Kunstform, von der ich nicht so recht loskomme.

Wenn ich was schreibe, mache ich das gerne aus einer höheren Sicht heraus, aus der Sicht des Überblickenden, Allwissenden. (Ja vielleicht auch aus einer männlichen, etwas abfälligen und dominanten Perspektive? Die Künstlerin Beyonce hat doch auch mal gesagt, dass sie einen inneren Künstler in sich hat, wenn sie auf einer Bühne ist, der sie stärker und unnahbarer macht, so abwegig ist das gar nicht).

Aber warum mache ich das überhaupt in der Art?

Würde mich einer lesen, wenn ich die Sätze immer so begänne:

  • „ach eigentlich hab ich keine Ahnung, aber…“ oder
  • „mich beschäftigen viele Zweifel und die Welt ist gegen mich und daher heul ich jetzt ne Runde…“oder
  • „Ach in den Medien gibt’s ein tolles Thema, aber ich hab überhaupt nix dazu zu sagen und ich bin auch viel schlechter als alle anderen!“

Wenn ich blogge, geht das nur, wenn ich überschüssige Energie habe. Wenn ich nur schlechte Laune hätte, würde ich schweigen und alles für mich behalten- > so wie sowieso meistens. Zum Bloggen zu finden ist eher eine Ausnahmesituation, eine Positive, die mein Leben meistens beschwingt. Positive Wellen, die manchen vielleicht Angst einjagen.

Mein Blog bekommt den Senf ab, wenn es mir gut geht. Das geschieht aus der inneren Sicht der Zufriedenheit aus. Man kann ja auch seine Meinung abgeben, ohne jemand anders damit zu beschneiden oder? Deswegen schreibe ich es ja auf und knalle es niemanden ins Gesicht. Bloggen ist Pazifismus pur.

Aber schon oft ist es mir so gegangen, dass man meine Worte nicht verstand oder gar als überheblich empfand. Warum? Weil ich nicht dazu schreibe, was mich wirklich bewegt, weil ich Zweifel nicht in Nebensätze packe? Weil alles so selbstsicher und überlegen, so durchdacht und intelligent wirkt?

Ist es denn so?

Nein. Ich schreibe immer mit dem Gefühl, dass ich vielleicht morgen schon keine Lust mehr habe. Ich nehme nicht besonders viel Rücksicht auf meine Worte, ich schreibe so wie ich bin, wie ich denke und fühle… klar, passiert es dann auch mal, dass ich einen Artikel wieder lösche, den ich im Nachhinein als zu extrem empfinde. Was soll´s? Das ist halt schreiben, zerknüllen, aussortieren, verbessern… ein ständiger Erneuerungsprozess, der mich jung hält.

Ist das denn so einseitig, ist das abzuwerten?

Wie sollte ich sonst schreiben? Damit ich Leserin XY besser gefalle, dass ich kompatibler zu Leser Z bin? Dass ich mehr Einnahmen von Firma ZYX bekomme? Dass ich keine Kunden vergraule, dass meine Freunde…. fremdbestimmt. bis zum bitteren Ende. Das möchte ich nicht.

Darum geht es doch beim Bloggen. Eine künstlich höhere Perspektive einnehmen, sich freiwillig auf eine Position einlassen, die man im Leben vielleicht nicht hätte.

Der Künstler malt das Bild auch nach seinem Ideal, nach seinen Augen, nicht unbedingt entspricht das immer der Realität. Es entspricht aber den Augen des Künstlers, nach seinen inneren Perfektionen und Wünschen.. und ohne Ideale geht es nicht. Ohne Ziele und Vorstellungen hätten die Architekten niemals riesige Kirchen, ohne innere Feinde niemals steinestrotzende Bastionen gebaut, ohne eine Vision gäbe es die Mona Lisa nicht. Ohne manche Krankheit einen Künstler weniger. Denn die Krankheit zu formulieren, seine ganzen Stärken, Gefühle, Gedanken und Schwächen in ein einziges Werk zu legen, das ist die Essenz jeder Kreativität. Und je mehr Stärken dabei herauskommen, desto besser! Kunst kann stärken… Zweifel daran saugen nur die positive Energie heraus.

Wie soll man ein Bild ohne Ideale malen? Ohne das Gefühl, dabei etwas einzigartiges zu produzieren?

Wenn ich keine Lust auf das Malen o. Schreiben hätte, dann würde ich braun-schwarze Farbe nehmen und gelangweilt auf der Leinwand herumpanschen. Ohne Linien, ohne Konturen, ohne erkennbares Etwas. Und wer findet das schön, außer der Künstler selbst?

Das andere Extrem sind die starren Linien, die rechtwinkligen Abmessungen, die auch ein Extrem sind… die Vorurteile, Intoleranzen und künstliche Abgrenzungen gegen Fremdes.

Wir sehen, der richtige Weg liegt mal wieder in der Mitte.

Zwischen Perfektion/ Überheblichkeit und völliger Gleichgültigkeit.

Oder?