Spendenaktionen im Fokus: Haiti

Haiti dürfte den meisten Menschen ein geläufiger Begriff sein, wenn man an arme Länder und Bedarf für Spenden und Hilfsbereitschaft denkt. Im Januar gab es das schlimmste Erdbeben in der Geschichte des amerikanischen Kontinents . Das löste eine wahre Welle der Hilfsbereitschaft in vielen Ländern aus.

Schon in der ersten Woche hatten die Bundesbürger mehr als 10 Millionen Euro gespendet (( noch eine Quelle http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/hilfe-fuer-haiti-die-wucht-der-guten-tat/1667040.html )) und im März 2010 war das Spendenaufkommen auf 200 Millionen Euro gewachsen. Auch die Österreicher spendeten fleißig und hatten mit einem Aufkommen von 32 Millionen Euro eine Spendenleistung von 3,8 Euro pro Kopf erreicht, womit sie im internationalen Vergleich weit vorne liegen.

Mit dem Ausbruch der Cholera ist der Bedarf an Hilfe aber weiterhin groß und dieses Land sollte nicht so schnell in Vergessenheit geraten.

Hintergrund

Wie kam es eigentlich zu dem Leid und was ist Haiti für ein Land? Die Wikipedia gibt dazu viele Auskünfte.

So liegt das BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf ((nominal)) bei gerade mal 630 US Dollar pro Kopf, Deutschland hat im Vergleich 40.875 US Dollar pro Kopf. D.h. die allgemeine Wirtschaftskraft und der statistische Reichtum pro Kopf ist in Deutschland 65-mal größer als der von Haiti.

80 Prozent der Bevölkerung müssen von weniger als 2 Dollar pro Tag leben, das sind derzeit umgerechnet 1,50 Euro. In einem Monat sind das 45 Euro von der die Masse der Bevölkerung auskommen muss. Das schließt aber alles ein: Unterkunft, Ernährung, Gesundheit, Kindererziehung, Bildung..

Bei diesen augenscheinlich armen Verhältnissen wundern auch die anderen Zahlen nicht, die man zu diesem Land findet: Die Lebenserwartung liegt gerade mal bei 61 Jahren, eine deutsche Frau kann mit ca. 83 Jahren ganze 22 Jahre (!) länger auf der Welt bleiben.

95 Prozent der Bevölkerung sind Schwarze, 50 Prozent sind arbeitslos, 50 Prozent sind unterernährt, davon 1,9 Millionen chronisch. Gute Bildung ist leider Mangelware, so kommt das Land auf 55 Prozent Analphabeten. ((zum Vergleich: Deutschland hat zwischen 6,5 und 11 Prozent Analphabeten, eine erstaunlich hohe Zahl für ein Industrieland, aber immer noch wesentlich geringer als in Haiti))

Man sieht, es mangelt überall. Wie ist es aber dazu gekommen? Ein kurzer Blick in die Geschichte gibt Aufschluss:

Das Land war eine ehemalige französische Kolonie und galt lange Zeit als die reichste Kolonie Lateinamerikas. Zu diesem „Zweck“ wurde die indigene Bevölkerung vollständig ausgerottet und das Land mit Sklaven bevölkert. So kam es zwar zu einem zeitweiligen großen Reichtum, aber es führte zwangsläufig auch zu späteren Sklavenaufständen und Abschaffung der Sklaverei. Haiti wurde die erste unabhängige Republik von Schwarzen und half auch anderen Ländern bei der Befreiung aus der Sklaverei. Die Folge war, dass das Land im Zuge der Befreiung hohe Entschädigungszahlungen an Frankreich zahlen musste, was die eigene Wirtschaftsleistung bei weitem überstieg (ca. 90 Millionen Franc).

Die Agrarreform und Umverteilung des Landbesitzes in kleine Parzellen führte zur einer Übernutzung der Böden und zur fast vollständigen Abholzung des Regenwaldes. Da immer weniger Böden fruchtbar wurden, machte sich schon bald der Hunger und die Unterernährung breit.

Eine richtige Industrie (wie in Deutschland) kennt Haiti nicht, die Haupteinnahmequellen waren stets die Landwirtschaft und die Dienstleistungen. Exporte von Kaffee oder Mango führen aber weiterhin dazu, dass für die Einheimischen keine Lebensmittel angebaut werden, sondern alles verkauft wird (ein globales Ernährungs-/Geld-Problem in vielen Ländern).

Größte Tourismus-Quelle ist ein Hafen für Kreuzfahrtschiffe, der aber – wen wundert´s – gegen den Rest der Insel abgeschottet wurde. Urlaub machen ja, aber bitte keine Probleme sehen.

Die weitere Geschichte Haitis liest sich wie das traurige „Who is Who“ der Grausamkeit und Entbehrungen. So gab es lange Militärdiktaturen und selbst von den „guten“ USA war das Land schon mal besetzt (zwischen 1915 bis 1934). 2004 gab es nach einem Bürgerkrieg eine UN-Intervention, der ehemalige Präsident Aristide floh ins Exil,  seitdem sind Blauhelm-Soldaten vor Ort stationiert.

Ein weiteres großes Problem ist die Korruption und natürlich die ungünstige Lage in einem Erdbebengebiet. Auch tropische Wirbelstürme erreichen das Land regelmäßig.

Nachdem 2008 die Inflation schon weit angestiegen und die Preise für Grundnahrungsmittel explodiert waren, kam 2010 das schwerste Erdbeben in der Geschichte des Landes und einer der schwersten Erdbeben weltweit.

Kein Wunder, dass sich das Land mit einer derart traurigen und schwierigen Vorgeschichte bis jetzt noch nicht erholen konnte. Nun kommt auch noch die Cholera hinzu.

Spenden – aber richtig

Spenden sind sicherlich weiterhin willkommen. Was muss der Spender und die Spenderin dabei beachten?

Hier gibt es eine gute Zusammenfassung der Spendenkonten großer Hilfsorganisationen, man sollte darauf achten, nur an seriöse Organisationen zu spenden und aufpassen, nicht in eine geschäftliche Masche verwickelt zu werden.

Generell gilt: Auch bei großer Hilfsbereitschaft von freiwilligen Helfern oder Sachspenden, sind direkte Geldspenden immer noch das beste Mittel. Es kann ohne großen bürokratischen Aufwand schnell eingesetzt werden. Damit ist sichergestellt, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo sie benötigt wird.

Haiti- ein Land das unsere Hilfe weiterhin dringend nötig hat.