Motto-Blog, das: Spiegelverkehrt

-Grübeln geht immer-

außer man hat schlechte Laune.

Oder es ist herbst.
Oder es ist kalt.
Oder der Kopf ist leer.
Oder man hat sich gerade geärgert.
Oder man isst gerade.
Oder man geht gerade spazieren.

Oder man schaut sich gerade eine Blume an.
Oder man hört Nachrichten.
Oder man ist beim Einkaufen.
Oder man schaut gerade Fernsehen.

Oder man langweilt sich.
Oder man schaltet die Kiste ein.
Oder man schreibt einen Text…
Oder man bohrt in der Nase
Oder macht Musik
Oder Stille

Oder man kommentiert
Oder man engagiert sich für Frauen
Oder für Männer
Oder für die dazwischen

Oder für die jungen Menschen
Oder für die Alten
Oder für die Einsamen
Oder für alle Glücklichen.

Oder man geht gerade ins Bett
Oder man schläft.
und schläft.. und schläft..

Keine Sorge: Am nächsten Tag ist das Motto dann wieder gültig. 😉

Kompliziert, einfach oder dazwischen?

Einen Tag nach meiner partiellen, inneren Kündigung als größte Polit-Bloggerin aller Zeiten denke ich über eine viel banalere Frage nach: Die Frage, ob ich „typisch Frau“ bin. Ja, ich, genau ich, nur ich selbst, der Liebling meines Spiegels, der Gegenstand meiner Betrachtung, das Objekt meiner Introversion, das Ziel und die Basis des künstlerischen Schaffens. Quell aller Selbstliebe, und hypothetische Ausgangsform für die altruistische Liebe, aus derer ersten Erstarrung es sich zu lösen und derer zweiter es zu erstreben gilt. (und dessen Grammatik es sich zu lernen hat, sorry Blog, habe heute meinen umständlichen Tag)

Die Fragestellung rührt daher, weil ich letztens einen Satz gelesen habe, der sinngemäß so gestanden hat: Frauen machen alles immer so kompliziert. Sie lesen zwischen den Zeilen, sie interpretieren etwas, wo es unter Umständen nichts zu interpretieren gäbe. Männer sind vielleicht geradliniger, einfacher zu berechnen und für manch Dame vielleicht auch einfacher zu manipulieren…

Aber warum sind Frauen von Natur aus komplizierter, warum sind sie emotionaler und letztendlich: Wo erwische ich mich da auf meinem eigenen, persönlichen blinden Fleck, also derjenigen Region, die man nicht kommunzieren möchte, die aber dennoch wie ein unsichtbarer, klebriger Faden am Ärmel des rechten Armes hängt?

Auf die andere Menschen dann unvermittelt und beinahe „zufällig“ stoßen?

Klischee: Frauen können Stunden damit verbringen, über eine Sache nachzudenken. Vielleicht, weil sie empfindlicher sind? Weil sie mehr Synapsen für die zwischenmenschliche Problemlösung und dreimal soviele Synapsen für die sprachgesteuerte Analyse ihrer Umwelt zur Verfügung stehen, die ja manchmal, unter Umständen häufig, auch genutzt werden müssen!

🙂

Äh, aber was wollte ich eigentlich sagen? Genau, das Reden. Warum reden Frauen soviel? Warum machen sie es immer so kompliziert? Was definiert eigentlich das Wesen der Frau? Wäre das nichtmal eine schöne Kernfrage für die Identität des Feminismus, der auch stets mit ganz neuen Weiblichkeits-Strömungen -von jung und alt und jeglicher Coleur- zurecht kommen sollte? Der Feminismus im Spiegel des Maskulinissimus: Was bleibt übrig? Wo gibt es Überschneidungen und was kürzt sich ‚raus?

Heute, z.B. bei Peter Zwegat: Die Dame mit sechs Kindern, neigt zur Bestellwahn im Internet, gemeinläufig auch als ‚Kaufsucht‘ betitelt. Ca. 800.000 Menschen in Deutschland sollen darunter leiden. ((Quellen zum Weiterlesen: http://www.palverlag.de/Kaufsucht.html und http://www.bpb.de/publikationen/FJN7KA,0,Zur_Entstehung_und_Verbreitung_der_Kaufsucht_in_Deutschland.html ))

Kurzerhand, der männlich analysierende Über-Papa und Schuldnerberater in einer Person hat des Schopfes Lösung erkannt und virtuell ergriffen: Die Finanzen biegen sich und brechen, also muss eine Therapiesitzung her.

Die Dame bekommt einen Termin bei der Selbsthilfegruppe. Reist, zwei-einhalb Stunden an, um dann kurz vor der Türklinke feststellen zu müssen, dass sie „darauf absolut keinen Bock hat“, eine Schnute zieht und ärgerlich von dannen zieht. Während ich darüber noch leicht lächle und meine eigenen Fehler in ihr erkenne, dreht der fragende Teil meines Gehirns schon längst weiter. Warum hat sie es sich nicht vorher überlegen können? Warum konnte sie diesen Schritt nicht mit Ruhe und Gelassenheit vorausplanen, durchziehen, abhaken. Das wäre die männliche Lösung. Aber nein, einzig und allein das Denken steht ihr im Weg, das Fühlen und die Angst vor Entblößung. (( by the way, das war ein sehr trauriger Fall.. über den es eigentlich nichts zu lachen gibt, aber er fiel mir eben spontan ein, um das grob umrissene Problem des Artikels etwas näher zu erläutern))

Und da ich es letztens von Klischees hatte, die manchmal auch ihre Richtigkeit im Alltag beweisen und daher wohl so beliebt sind: Ist es typisch Frau, kompliziert zu sein? Woher kommt diese Kompliziertheit? Und, welchen Sinn macht sie?

Es ist -ganz allgemein- das Wesen des Menschen, das uns belastet. Das Denken und vor allem das Fühlen. Unsere partielle Unfähigkeit, Dinge zu entschlüsseln und sie in die saubere Handhabung unseres alles-ordnenen Überbewusstseins zu fügen. Die generelle Unsicherheit und der tiefe Zweifel – so sehr wir ihn manchmal gerne verteufeln würden- gehört einfach zum Leben. Unser Salat im Kopf schreit einfach nur so nach Ordnung, nach Abstraktion, nach Vereinfachung, nach Sicherheit und Verlässlichkeit und doch bekommen wir sie nur selten. Wenn wir nichts vereinfachen könnten, würden wir an der Komplexität des einfachsten Alltags schon verzweifeln. Es wäre uns nicht mehr möglich, auf die Unterscheidung zu verzichten, was (an für sich) eine große menschliche Freiheit darstellt. Es aber wirklich zu machen, ist in der Tat anstrengend und das ist wohl der Grund, warum Klischees dem tiefergehenden Denken meist vorgezogen werden. Das Klischee wirkt schneller, ist besser verdaulich und man isst es, weil man es schon kennt.

Nur, wer sich in den täglichen Gedankenwahn des Unterscheidens, Denkens und Grübelns begibt, muss sich anstrengen und unter Umständen auch leiden. So wie der Zwangs-Patient in einer übersteigerten Form, aus einer anderen Sendung, ((man sieht schon, der Ausdruck „Fernsehen bildet“ beweist oft seine zynische Richtigkeit)) dem es unmöglich war, aus einem Stapel Zuckertüten, die richtige für seinen Einkaufswagen zu finden, da sie nun alle gleich aussehen. Etwas traurig und verzweifelt kniet er sich auf den Boden, dreht und wendet die Tüten, misst sie tlw. sogar auf der Gemüsewaage ab, nur um ein Kritierium, eine Entscheidung, ein Argument für seine verzweifelte Situation zu finden (die durchaus ein Krankheitsbild ist). Und er findet dabei meist keines, dreht sich im Kreis seines selbst-gebauten, aber doch nur schwer zerstörbaren Gefängnisses.

Und so, wie diesem armen Menschen, geht es dem denkenden und empfindsamen Menschen meist auch. Seine Freiheit, Meinungen und Entscheidungen zu bilden, belastet ihn schwer. Die Gedanken sind wie ein dicker, dunkler Schweif, den man immer mit sich herumträgt, eine schwarze Schleppe der Belastung, ein dunkler Mantel der zwar Wärme und Sicherheit spendet, aber einem doch der Umwelt etwas grauslig und missmutig erscheinen lässt.

Vielleicht, zu recht. Wer allzu tief denkt, sollte nicht vergessen, hin und wieder auch die heiteren Seiten des Lebens zu erfassen…