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Warum es Trans- und Intersexuelle Menschen so schwer haben

Warum haben es Trans- und Intersexuelle Menschen so schwer und was sind die Hürden bei der Entwicklung von Toleranz und Aufklärung diesen geschlechtlichen Minderheiten gegenüber?

Zum einen: Wir sind es gewohnt, Menschen in zwei Geschlechter zu teilen. Trans-und Intersexuelle Menschen aber haben ein besonderes Geschlecht, dass eher zwischen den Geschlechtern einzuordnen ist („divers“) und darüberhinaus auch fließend sein kann. Man findet in den Menschen also oft Züge beider Geschlechter.

Dieses Faktum ist nicht unerheblich und nicht klein und es geht weit über die „beiden Symbole“ an den Toiletten hinaus, die oft mit viel Liebe gestaltet und verziert werden, aber dann doch auf eine starre „Zweiteilung“ hinauslaufen.

Denn die Teilung der Menschheit in „Männlein“ und „Weiblein“ ist sehr alt und quasi die Säule für unsere abendländische und christliche Kultur. Wir können sie nicht so einfach aufgeben oder in ein Weltbild integrieren, wie es in anderen Ländern (z.B. Thailand) möglich ist.

Wir sind gewohnt, dem „Mann“ eher Werte wie Härte, Durchsetzungsvermögen, Stärke und ein hohes Einkommen zuzuschreiben und alle weichen-pädagogischen Werte wie Liebe, Zartheit, Schönheit und Emotionen der Frau zuzuordnen. Damit verbunden ist dann auch oft, dass wir unbewusst von einem Menschen ein Verhalten erwarten, dass sich an dieser Geschlechternorm ausrichtet und wir sind überrascht, wenn nicht sogar verärgert oder irritiert, wenn ein Mensch unseren Erwartungen diesbezüglich nicht entspricht.

Geschlechter bieten Sicherheit

Ich denke, dass wir in einer Zeit der gesellschaftlichen Unsicherheit leben und es daher gerade die Geschlechter und Geschlechterrollen sind, an denen wir krampfhaft festhalten, weil sie uns vermeintliche Sicherheit und Stabilität in einer Welt der unzähligen Umbrüche liefern.
So wie die einen das ganze Elend und die „Schuld“ den Migranten oder der Überfremdung zuschieben, so können andere Menschen ihren Frust auf Geschlechter und Normen ausbreiten, von denen sie nicht überzeugt sind und deren biologische Besonderheit sie nicht teilen. Der Mensch sucht unbewusst immer einen „Feind“, jemand anderen , der seiner eigenen Gruppe nicht entspricht. Diese „Feindbilder“ gehen gerade bei Trans- und Intermenschen über alle soziale Schichten und auch alle politische Weltanschauungen hinweg.

Trans-Menschen ziehen da ganz leicht den Hass und das Misstrauen anderer Personen gegen sich. Den normalen Männern sind die Transfrauen zu weiblich und zu sanft, sie passen nicht in ihr Selbstverständnis von Männlichkeit. Den „normalen Frauen“ sind Trans-Frauen ebenfalls zu anders und zu fremd, weil sie erkennbar Merkmale des „falschen Geschlechtes“ haben (z.B. höhere Testosteron-Spiegel in der frühen Pubertät oder einen komplett „fremden“ Chromosomensatz). Einfach das Gehirn, bzw. die „Identität“ als gemeinsames Merkmal anzuerkennen, ist bei vielen nicht möglich. So etwas wie eine „Identität“ kann man nur schwer beweisen und andere Merkmale sind offensichtlicher und für andere irritierender. Denn oft sind Transfrauen auch optisch anders, haben eine etwas tiefere Stimme, stärkere männliche Gesichtszüge und breite Schultern, so dass sie ganz leicht als „fremd“ und „anders“ einzuordnen sind. Durch eine stärkere männliche Erziehung und Prägung sind sie oft durchsetzungstärker und selbstbewusster als „normale Frauen“ und werden nicht selten dafür beneidet, aber wenig geliebt.

Aber wo passen sie dann hin? Die Männer wollen sie nicht und für die Frauen sind sie auch nicht ganz passend. Als extreme Minderheit kann man sich zudem kaum einer Lobby anschließen und die Interessenvertretung über Selbsthilfegruppe oder Verbände scheitert oft an der großen inneren Zerissenheit (und Zerstrittenheit der Teilnehmer).

Wenn Du jemand nicht kennst, urteile nicht!

Ein anderes Problem bei der Akzeptanz besteht darin, dass wir gerne über andere Menschen urteilen, ohne auch je mit ihnen geredet zu haben oder uns mit ihrer Lebensweise individuell auseinander gesetzt zu haben. Ich z.B. habe in meinem Leben soviel Kontakt mit anderen transsexuellen Personen gehabt, dass es für mich mittlerweile ganz normal ist und eine Integration in meine Lebensanschauung immer einfacher geworden ist. Dennoch gibt es immer wieder Vertreter „dieser Gattung“ (vor allem Trans-Frauen), die sich sehr schräg und unangepasst verhalten, teilweise sehr pubertär-provozierend sind und den Umgang mit ihnen nicht gerade einfach werden lassen.

Zwischen den Geschlechtern zu leben ist nämlich zum einen eine „Bürde“, d.h. eine große Belastung, für einen selbst oft unverständlich und anstrengend, aber es verleiht auch Kräfte und Einsichten, die „normale Geschlechter“ nicht haben, weil sie nur eine Seite kennen gelernt haben. Diese Macht kann teilweise überheblich werden lassen. Außerdem ist es schwierig, sich selbst richtig einzuordnen. Im schlimmsten Fall schwankt man dann zwischen den Geschlechtern hin und her und nimmt mal diese und mal jene Verhaltensweise und Norm an. Die – jede für sich- sogar gut und „normal“ wäre, aber in einer Person integriert- eben für heftige Widersprüche sorgt.




Welt-Arbeitstag

Nun, heute am Weltfrauentag möchte ich mich doch nochmal zu Wort melden. Schließlich haben viele mutige Frauen auf der Welt vor uns dafür gesorgt, dass man heute seine Meinung als Frau äußern darf, ohne dafür ins Gefängnis zu kommen oder angegriffen zu werden. Ob die Meinung dann auch für bare Münze genommen wird und den Gegenüber beeindruckt, beeinflusst oder völlig kalt lässt, ist eine andere Frage…

Warum sollte man dieses Recht auf freie Meinung nicht äußern und seine Gedanken zum Tag ins Blog schreiben? Vielleicht, das ist der erste Aufhänger, weil vor dem Hintergrund der gewonnenen und erworbenen Rechte gar kein „Kampf“ mehr angestrebt wird?

Weil das eigene Leben ganz okay ist? Weil man selbst-zufrieden ist, keine Spitzenposition in Wirtschaft und Politik anstrebt und dafür auch keine Quote braucht? Ich verfolge die derzeitigen Diskussionen über den Weltfrauentag und die parallelen Debatten über Lohn-Ungleichbehandlung, Frauen in Spitzenpositionen und Quotenregelungen recht interessiert, aber dann doch wieder gleichmütig. „Ganz nett, was ihr da macht, aber irgendwie doch unwichtig“ denke ich mir. „Wer eine Karriere anstrebt, wird die auch erreichen, ob Frau oder Mann- das ist doch unerheblich.“ In einem Buch über Feminismus und Gleichberechtigung las ich z.B., dass sich die meisten Frauen gar nicht benachteiligt fühlen, zumindest nicht vom anderen Geschlecht. Wenn Kämpfe um Macht oder Intrigen ausgetragen werden, dann meistens mit oder gegen andere Frauen. Die Frau ist eben doch immer noch die frauenfeindlichste von allen, das sollte man dabei nicht vergessen.
Und wie viele von den Show-Kämpfen werden ausgetragen, um ein persönliches Image zu verbessern und wie viel wird tatsächlich getan, um einer Frau in Not zu helfen? Mir scheint, dass diejenigen die mit Gewalt und Wortmacht gegen „die anderen“ kämpfen, es oft nicht anders oder besser machen als sie eigentlich kritisieren. Ob das nun die frustrierten Maskulinisten sind, die auf Feministinnen eindreschen oder umgekehrt – ist dabei völlig unerheblich. Es ist Kampf, es ist Krieg und es führt zu nichts. Daher mag ich auch keine Debatten über Gleichberechtigung mehr führen. Dazu bin ich im Endeffekt zu pazifistisch (oder zu bequem?).

Was geht mich das schon an? Wenn man in eine Macht-Position will, muss man dafür gemacht sein. Kämpfen wollen, aggressiv sein, sein Privatleben hinten anstellen, Familie aufgeben, hart sein. Schonmal überlegt, dass das unter Umständen alles Dinge, die Frauen gar nicht interessieren? Oder zumindest einem nicht ganz so kleinen Teil davon?

Mir kommt es vor wie eine Debatte am tatsächlichen Alltag von Frauen vorbei. Irgendwelche freiberuflichen Akademiker oder Spitzenverdiener, die mit anderen Spitzenverdienern über die Rechte und Möglichkeiten streiten, wie sie noch mehr Macht bekommen können. Scheinkämpfe, die viel Staub und Ärger aufwirbeln, aber dann doch wieder in dünnen Rauchwölkchen verpuffen und die Menschen (vor allem die Frauen!) nicht wirklich berühren.

Klar, ist es ungerecht. Klar, ist es Drecksarbeit. Klar, ist es einseitig. Je mehr man sich in die Geschlechterdebatte versteift, desto einseitiger und krampfhafter wird es. Es gibt kein Entkommen. Über den Verstand wird alles auseinander dividiert, wo im Kopf, in der Seele und im Gefühl schon längst Einigkeit herrschen könnte…

Also war für mich heute der beste Weg, ganz praxisnah zu erleben, was es heißt, eine Frau zu sein. Dreckige Arbeit zu machen, das Klo zu putzen und die eingetrockneten Staubnester in den Ecken zu entfernen. Kaffeemaschine und Wasserkocher hatte ich ja schon gestern entkalkt und die aufkommende Frühlingssonne zeigt die Putz-Versäumnisse des vergangenen Winters in voller Watt- und Leuchtstärke.
Mich auf die Knie, in die Nähe des weiblichen Bodens und der genügsamen Mutter Erde zu begeben und den anderen den Dreck hinterher zu wischen. Dabei versuchte ich im stillen Schweigen (zu lächeln!) und an all die Frauen zu denken, die hart arbeiten, aber dafür zu wenig oder gar kein Geld bekommen. Die überall auf der Welt arbeiten, ohne einen Cent, dafür aber Schläge und Drohungen sehen. Über die sich andere lustig machen, weil sie so blöd sind und sich für irgendjemand aufopfern. Weil sie nicht egoistisch genug denken, um erfolgreich zu sein.

Deren weiblicher Körper und deren Arbeitskraft missbraucht und ausgenutzt wird, so wie die ganze Industrie auf der Erde die weiblichen Ressourcen ausbeutet und missbraucht. An die Frauen, die ihre Kinder nicht zur Schule gehen lassen können, weil kein Geld da ist und der Erzeuger außer dem Samen nichts hinterlassen hat. Die von ihren Männern geschlagen und vergewaltigt werden. Die keinen Mann finden, weil sie zu stolz sind. An die abhängigen, die ihren Körper verbiegen und dafür bis zum Tode hungern, nur um äußerlich zu gefallen. Die gegen den Verfall der Jugend kämpfen und am Ende doch unterliegen.

(Dabei musste ich nebenbei noch an die Bufdis denken, die freiwillig für den Staat arbeiten und obendrein für ihre Leistung noch besteuert werden sollen. Dann zog es mir im Wadenmuskel, ich bekam einen leichten Unterzucker und musste die Arbeit vorerst abschließen.)

An all das habe ich denken müssen, wie ich so dem Dreck hinterher geputzt habe. Und fühlte eine große Befriedigung, als die Arbeit getan und ich etwas „für die Gemeinschaft“ geleistet hatte. Ganz ohne es in die Medien zu stellen. Ganz ohne Ehrensold. Einfach so. Weil es ja irgendjemand machen muss.




Die Frauenquote

Sehr schön fand ich, dass in den letzten Tagen mal wieder eine Thema in den Medien war, dass mich als feministisch angehauchte Bloggerin doch sehr interessiert: Die Frauenquote. Die Telekom, ein Unternehmen dass bei Kunden und im Bereich Kundenzufriedenheit nicht gerade den besten Ruf genießt (hüstel, hüstel), ist vorgeprescht und präsentiert uns nun die bewunderswerte Aussage, eine Quote von 30 Prozent an weiblichen Mitarbeitern einführen zu wollen.

Hurra! Ein Aufschrei geht durchs Land und endlich freuen sich alle und klatschen, denn die lieben Nachbarn links und rechts, auch nördlich und vielleicht eher nicht südlich haben es vorgemacht und beenden das Zeitalter der Machos und Männlichkleits-Klüngelei, Frauen vor, noch ein börsennotiertes Rendite-Tor!

Jetzt bleibt nur noch die kritische Frage, warum nur 30 Prozent und warum nicht 50 ? Und warum sind soviele Unternehmer aus DAX- Unternehmen nicht bereit, so eine Quote zu unterstützen?

Wir kombinieren folgende Meldung mit dieser (in letzterer steht nämlich, dass nur 2,4 der Vorstandsposten von DAX 30 Unternehmen weiblich besetzt sind) und kommen zu dem Schluss, dass es vielleicht Voreingenommenheiten gibt, aber das ist nur eine reine Vermutung und statistisch natürlich überhaupt nicht

Auch ein erster Blick in die meistens männlich dominierten Nachrichten-Portale der großen Verlagshäuser und der angehängten, meist männlich bezeichneten Namen der Kommentierer verrät, dass es hier und da doch ein wenig Widerstand gegen allzu viel feministisches Aufklärungspotential gibt.

Die Argumente sind immer gleich, manchmal sehr platt, aber doch ähnlich: Frauen können nicht führen, eine Quote ist ungerecht, lieber durch Leistung glänzen, es widerspricht dem Wettbewerbs-Gedanke, usw. usf.

Wenn ich selbst im Blog Frauenthemen und genderistische/ feministische Ungleichheiten angesprochen habe, waren die Reaktionen oft gleich: Von Männern entweder Skepsis oder Neugierde und Tonnen an Meinungen und von den Frauen meistens: Kein Wort. Obwohl es doch gerade sie angeht, obwohl die Ungleichheit doch so tief sitzt und von jeder Frau emotional sehr stark gespürt werden müsste.

Und der Widerstand, den man im öffentlichen Raum gegenüber die Frauenquote spürt, zeigt im Grunde nur, dass etwas befürchtet wird, dass man „dem Ganzen“ nicht traut. Neue Dinge machen immer Angst, das alte ist bewährt und schafft Sicherheit. Dazu kommt, dass Deutschland nicht gerade Spitzenreiter in der EU ist, was Gleichberechtigung angeht und die Masse eher zu konservativem Denken neigt.

Wenn die Bevölkerung wirklich im Herzen gleichberechtigt wäre und man der Meinung wäre, dass Frauen und Männer nun völlig gleich sind, gleiche Rechte, Aufgaben und Pflichten haben, dann wäre doch eine Quote überhaupt kein Problem. Niemand würde sich darüber aufregen, es gäbe kein Widerstand, in jeder Familie würde die Struktur dafür sprechen und alles wäre in Butter.

Vielleicht bräuchte man tatsächlich keine Quote, weil es doch „von selbst“ schon gerecht ist.

Ich verstehe auch die Skeptiker der Quote: Sie regelt etwas, wo natürliche Vorgänge besser sein sollten. Aber denkt man auch daran, die Autofahrer stets selbst entscheiden zu lassen, wie schnell sie fahren, wieviel Abstand „gesund“ ist oder das ein, zwei Bier beim Fahren nicht schaden? Menschen sind eben nunmal fehleranfällig und es gehört zum Lauf der Welt, dass sich die Stärkeren gegen die Schwächeren durchsetzen und der schlaue Bürger immer den stets besten, meistens aber egoistisch vorteilhaftesten wählt- beileibe nicht den Vernünftigsten.

Die Quote könnte also den Zwang einführen, Gerechtigkeit in den Unternehmen herzustellen und es könnte Frauen, die vielleicht schwächer, bescheidener und nicht so durchsetzungsstark wie ihre männlichen Kollegen sind, dabei helfen, „nach oben“ zu kommen. Es würde auch Diskriminierung im Vorfeld verhindern, allerdings nur, wenn dann nicht im Rücken einer soeben beförderten das hässliche Wort „Quotenfrau“ fällt…

Den Frauen hat man in den letzten Jahren aber viel geholfen und im Moment gibt es viele Leute, die ernsthaft die Männer als das „bedrohte Geschlecht“ ansehen und die Jungs mehr fördern wollen. Für alle Feminismus-Skeptiker oder Feminismus-Invertierer ist eine Quote also ein rotes Tuch.

Die übergeordnete Frage bleibt zudem: Sind Frauen und Männer denn wirklich gleich? Möchte man Gleichheit auf dem Papier herstellen, wo es in der Realität, im Rollenbild und vielleicht auch in der biologischen Gehirnsturktur soviel elementare Unterschiede gibt?

Das angriffslust-steigernde Testosteron sorgt für Macht-Kämpfe, für Gerangel und begünstigt den Stärksten. Keine Kompromisse eingehen zu können, Tag und Nacht hart zu arbeiten, dabei den Haushalt zu vernachlässigen oder eine starke Partnerin zu haben, die den Rücken freihält sind meistens sehr männlich dominierte Lebensweisen. Für eine Karrierefrau ist auch deshalb so schwer, weil einmal immer die Kinderfrage im Raum steht und es zudem ungleich schwieriger ist, einen Partner für die Unterstützung bei der Karriere zu bekommen, als umgekehrt.

Frauen sind von der Natur her oft auf Ausgleich oder soziale Kompetenz ausgelegt, gehen Konflikten gerne aus dem Weg und sind durch das Östrogen insgesamt weniger aggressiv. Das fördert zwar die Beziehungen und die Gesundheit, nicht aber den harten Aufstieg auf der Karriereleiter.

Es gibt aber durchaus Frauen, die es mit Männern aufnehmen können und auch ähnlich „männliche“ Gehirnstrukturen, Denk- und Verhaltensweisen an den Tag legen. Umgekehrt gibt es auch viele weibliche Männer, die aber dennoch zur Bundeswehr eingezogen werden und ihren Mann stehen sollen.

Die einfachsten Schubladen „Mann“ und „Frau“ sind eben sehr oft zu klein und völlig unpassend.

Eine Quote würde die schützen, die sich nichts schützen können und es würde wenigstens „von oben herab“ die Notwendigkeit zur Gleichheit schaffen. Das ist im Grunde ein ureigenes Politik-Feld und daher vernünftig.

Ob die Natur auch mitmacht, wird sich zeigen müssen. Dass Frauen in Unternehmen auch für mehr Gewinne und vielleicht ein besseres Betriebsklima und somit mehr Effizienz sorgen, ist tlw. sogar belegt.

Wir alle müssen uns daran gewöhnen, dass die moderne Zivilisation und Kultur mehr Freiräume, mehr Möglichkeiten, neue Denkweisen, mehr Transparenz und somit auch mehr Gleichheit schafft und im Umkehrschluss erfordert.

Die Rollenbilder und Modelle in unseren Köpfen sind zwar alt und tradiert, es heißt aber nicht, dass sie überhaupt nicht zu ändern sind.




Gekaufte Plätzchen

Lebkuchen im Kerzenlicht
Lebkuchen im Kerzenlicht

Doreen nahm die Kopfhörer auf den Kopf, legte die Beine auf ihrem 2000 € Massage-Wohlfühlsessel zurecht, drehte die Lehne ein wenig zurück und hörte die neue X-mas CD, die sie sich heute nach der Arbeit noch schnell gekauft hatte. In der ganzen Stadt hing weihnachtlicher Schmuck, es roch nach Glühwein und auch der erste Schnee war heute endlich gefallen und hüllte die Innenstadt in eine behagliche, gemütliche vorweihnachtliche Atmosphäre.

Sie war etwas traurig, nachdenklich und verstand die Welt nicht mehr. Heute, kurz nach ihrem anstrengenden Büroalltag hatte sie noch schnell die Böden geputzt und danach ein hitziges Gespräch mit ihrer Freundin geführt.

Nach anfänglichem Geplänkel und den typischen „wie geht’s dir so“ Fragen war die Stimmung immer schlechter geworden, bis das Ganze schließlich in einem erbitterten Streitgespräch über weibliche Rollenmodelle und Aufgaben endete.

Ihre Freundin war vor kurzem Mutter geworden und immer wieder nervte sie mit Fragen, wann es denn bei ihr endlich soweit sei und ob mit Christoph denn noch „so gar nichts“ geplant sei.

Doreen nervten diese intimen Fragen und sie ärgerte sich über die Verbissenheit und Engstirnigkeit ihrer Freundin, mit der sie sich immer so gut verstanden hatte. Was ging sie denn ihr Leben an? Jeder konnte doch so leben, wie er wollte und nur weil sie jetzt auf diesen Mutti-Zug aufgesprungen war, den um sie herum so viele Frauen erfassten, brauchte sie da doch nicht mitzumachen. „Immerhin leben wir in einem freien Land“- da wird man als Frau wohl auch die Entscheidung gegen Kinder treffen dürfen, ohne von allen ausgeschlossen zu werden. Aber anscheinend befriedigte Sandra ihr eigenes Mütter-Unglücklichsein damit, dass sie die Lebensmodelle von anderen abwertete und ständig hinterfragte.

Doreen war glücklich, ohne Kinder. Christoph war gutverdienend und nett – genau so, wie sie einen Mann immer haben wollte. Sie verstand sich gut mit ihm, sie machten lange Reisen zusammen, sie neckten sich meistens und konnten stundenlang zusammen sein, ohne sich gegenseitig zu nerven. Auch im Bett lief alles hervorragend und sie war völlig frei von Babygeschrei, Verpflichtungen und Ärgernissen. Rundum: Sie genoss ihr Leben und es fehlte nichts. Ein Kind hätte sie selbst eher als Bedrohung oder Belastung empfunden. Sie war auch der Meinung, dass sie nicht genügend Zeit für die Erziehung aufbringen könnte und sie wollte nur ungern ihren Job an den Nagel hängen.

Ja, sie war glücklich in ihrem Leben und die Frage nach Kindern hatte sich ihr daher nie richtig gestellt. Nach dem Abitur hatte sie Jura studiert und der Job in der Kanzlei machte ihr Spaß. Sie war zwar nie selbstständig geworden, hatte aber ebenfalls einen netten Chef und verdiente nicht schlecht, manchmal sogar etwas mehr als ihr Mann- was den natürlich wurmte, aber er war tolerant und liebte starke Frauen.

Natürlich war ihre Mutter am Anfang entsetzt, da sie aber noch zwei Schwestern und einen Bruder hatte, die alle eine glückliche Familie vorweisen konnten, war ihr „Ausfall“ nicht so schlimm. Umso mehr nervten sie aber die Fragen und Sticheleien ihrer Freundin.

Warum meinten andere immer so gut zu wissen, was für eine Frau gut ist? Warum gab es soviele Leute, die ihr dabei helfen wollten, die richtige Entscheidung fürs Leben zu finden? Und wie konnte sie die Freundschaft zu Sandra aufrecht erhalten, ohne ständig dieses Thema anschneiden zu müssen?

Sie war verzweifelt und in ihrem Kummer stopfte sie immer mehr Weihnachtsgebäck in sich hinein. „Mit der Zeit werde ich davon auch einen runden Bauch kriegen“ dachte sie nur kurz verbittert, musste dann aber doch über ihren eigenen Witz lachen. Sie streifte sich einen Krümel aus dem Mundwinkel und dachte weiter nach.

Natürlich war alles gekauft, denn nach dem anstrengenden Büroalltag wollte sie nicht auch noch Zeit in der Küche verbringen. Das hätte sie höchstens am Wochenende machen können, aber da bereitete sie meistens die Arbeit nach oder wollte sich einfach bei einem guten Buch und einer gefüllten Badewanne entspannen.

Die gekauften Plätzchen schmeckten ihr genauso gut! Das war das Herz des Feminismus, der Gleichberechtigung. Niemand konnte sie zwingen, in der Küche zu stehen- wenn, dann würde sie es freiwillig machen.

Ihre Nachbarn waren allerdings ganz anders eingestellt und seitdem sie in diese Siedlung gezogen war, fiel ihr auf, wie wenig berufstätige Frauen es hier gab. Wenn sie mit ihrem BMW rückwärts in die Garageneinfahrt stieß, konnte sie manchmal eine Frau aus der Wohnung von gegenüber hinter den Gardinen sehen und sie bildete sich ein, dass sie etwas neidisch zu ihr geblickt hatte. Viel Kontakt hatte sie leider nicht mit den Nachbarn. Sie hatte es immer mit Freundlichkeit probiert, aber allen Versuchen zum Trotz waren diese eisig und unnahbar geblieben. Diese igelten sich in ihr eigenes Familienglück ein und so ging jeder seinen Weg.

Die eine Familie erarbeite die Steuergelder und die andere Familie von gegenüber, die nicht mit soviel Glück und Geld gesegnet war, bekam das Geld vom Staat und hatte Kinder.

„Manche Dinge ändern sich eben nie“ – seufzte sie immer noch leicht verbittert und schaltete den Fernseher ein.

Das Programm beruhigte sie und lenkte ab.

So schnell würde sie nicht mehr darüber nachdenken, darüber war sie sich sicher.




Warum es Frauen in der Politik so schwer haben

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Nein, das wird kein Text mit Quellenangaben. Die Beweise dafür habe ich schon zu Genüge gebracht, auf Twitter gepostet, usw. Dies soll ein reiner, subjektiver Bericht werden, eine emotionale Erfahrung, ein Gefühl, eben ein typischer Blog-Beitrag.

Im Grunde frage ich mich, warum es in DE (andere Ländern werden der Einfachheit erstmal ausgeklammert) so offensichtlich ist, dass Frauen noch immer diskriminiert, also ungleich behandelt werden. Dass zwar die Gesetze auf Gleichheit stehen, die Ergebnisse de facto aber ungleich sind. Wir haben z.B. nur eine einzige, weibliche Ministerpräsidentin gehabt, bis 1972 war der Anteil der Frauen im deutschen Bundestag gerade mal bei 5%. Wir verdanken es einer einzigen weiblichen Person, dass Frauen überhaupt im deutschen Grundgesetz vorkommen und Alice Schwarzer ist zwar eine prominente, aber auch recht seltene Vertreterin von radikalem Feminismus und deutlichen Worten.

Es wäre nun falsch anzunehmen, dass wir eine totale Gleichberechtigung haben. Wir haben sie nicht. In den Köpfen werden Frauen immer noch diskriminiert und in der Realität gibt es weniger weibliche Firmenchefs, weniger Abgeordnete, weniger Präsidentinnen…

Das verbreitete Rollenbild betreffend der Frau ist noch immer traditionell, Komödianten wie Mario Barth und Witze über Frauen findet man zuhauf- kaum einer kritisiert es, alle klatschen Beifall, auch die Frauen. Unkontrollierte Entwicklungen wie Gewalt in der Ehe, Abhängigkeit und Unterdrückung, aber auch Belästigung, Diffamierung bis hin zum Mobbing (es muss nicht immer offensichtlich sein: Nicht- Beachten ist auch eine Form des Mobbing) gibt es überall.

Sicherlich kommt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch „gut weg“, aber „gut weg kommen“ sollte nicht das Ziel sein. Das Ziel sollte die bedingungslose Gleichstellung und die Abschaffung jeglicher Ressentiments und Aversionen sein. Es betrifft nicht nur die Frauen, sondern auch andere damit verwandte Randgruppen, die traditionell eine schlechte, bis gar keine Lobby haben und von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen oder mehr oder weniger öffentlich unterdrückt werden (Schwule, z.B. oder Transgender).

Die Ungleichverteilung von Machtverhältnissen und vor allem die persönliche Unfähigkeit jeden einzelnen, die Frau als Mensch genauso zu respektieren, ist weit verbreitet. Es ist allerdings schwer zu beweisen. Die alltägliche Realität mag eine Sache sein, an die sich viele gewöhnt haben, ja ich bin mir sicher, viele Frauen haben schon längst aufgegeben und glauben nicht an einen Wandel. Wenn der Mann abhaut, fünf Kinder zurück lässt und keinen Unterhalt zahlt, dann ist das faktische Armutsrisiko so hoch wie bei sonst keiner anderen „Bevölkerungsgruppe“. Dass Frauen mehr Rechte wollen und auf Unabhängigkeit und Selbstständigkeit pochen ist gut- dass es aber zu Streit kommt und die Männern einen Strich ziehen- ist keine gute Entwicklung und zeigt, dass es vielerorts keinerlei Toleranz gibt.

Was soll man tun? Soll man den Frauen erzählen, dass die traditionelle Frauenrolle ein Vorteil ist? Angepasst, bequem- aber eben auch ein wenig unfrei? Oder soll man den Männern beibringen, weiblicher zu sein und mehr Verständnis aufzubringen?

Nein, ich glaube diese Dinge kann man nicht „von oben aufsetzen.“. Wandel braucht Zeit heißt es so schön, was wir also brauchen ist Zeit, viel Zeit. Wir müssen uns klarmachen, dass die Gleichstellungsbewegung noch sehr jung, ja jungfräulich bis kindlich ist. Sie ist weit davon entfernt, verbreitet oder gar machtvoll zu sein. Es ist ein Spross, nicht mehr und nicht weniger und es liegt an uns, vor allem aber auch an den Frauen, mehr daraus zu machen und auf mehr Gleichberechtigung und Gleichbehandlung zu setzen.

Wer für Frauen kämpft, kämpft auf der richtigen Seite, denn Frauenthemen sind weiche Themen. Kriege wurden immer nur von Männern geführt, die von Testosteron getränkt, ihren Macht und Einfluss vergrößern wollten und dabei die guten Ratschläge ihrer Frauen meistens ignoriert haben.

Frauenthemen sind soziale, altruistische Themen, sie sind dezentral und Hierarchie-frei.

Warum hat es aber eine Frau nun in der Politik so schwer? Wo liegen die Knackpunkte? Hier ein paar Denkanstöße:

  • Frauen sind von Natur aus auf Teamwork und Kompromissbereitschaft ausgelegt; Politik bedeutet aber Abgrenzung, Erhalt und Ausbau von Macht; genauso wie bei den Geschäftsführern ist das eine Sache, die einer Frau – auch auf Grund der Kultur- nicht unbedingt in die Wiege gelegt werden; Frauen führen anders… nicht unbedingt schlechter!
    Der präsidiale, zurückhaltende Stil einer Angela Merkel wird oft kritisiert; ja Führungsschwäche wird ihr vom rechten CDU/ CSU Flügel in regelmäßigen Abständen vorgeworfen, als ob es ein Manko wäre, wenn man nicht laut herum brüllt, alle anderen dabei übergeht und dumme bis kurzsichtige Entscheidungen trifft.
  • Mangelnde Unterstützung durch Partner, Familie, Eltern und Angehörige: In der Uni trifft Frau vielleicht noch auf Gleichgesinnte, da sie aber ein Wesen ist, dass auf soziale Bindungen und die Meinung ihrer Vertrauenspersonen stark- vielleicht stärker als der durchschnittliche Mann hört- wird sie sehr abhängig von der Meinung dieser Personen; ich betone das immer, wie wichtig es ist, wirklich innerlich unabhängig zu sein und sich eben nicht von den „gut gemeinten Kommentatoren“ oder anderen Meinungen beeinflussen zu lassen- es ist wichtig zu wissen, was man selbst will!
    Menschen manipulieren und lenken gerne unbewusst- ein guter Ratschlag kann da schon mal das Gegenteil bewirken
  • Neid und Konkurrenz durch Gleichgesinnte: Eine Frau, die stark ist und ihren Kopf durchsetzt, wird umso stärker Gegenwind von ihren Kolleginnen erhalten, weil sie sich „unweiblich“ verhält; ganz klar zu sehen war das am sozialen Experiment in der letzten GNTM-Staffel bei dem Model Larissa, die ziemlich unweibliche Züge an den Tag legte und darauf hin heftig gemobbt und ausgegrenzt wurde; Viele Frauen wünschen sich zwar, stark und kühl zu sein (siehe auch das Buch „Bitterfotze“, da kommt diese Thematik auch drin vor), aber wenn eine Frau wirklich mal stark und kühl ist, dann wird sie eher ausgegrenzt als ein Mann
  • Rollenmodelle: Einem Mann wird man seine typische männliche Verhaltensweise eher bestärken und ihn dabei unterstützen; bei einer Frau kommt das Gegenteil vor: je weiblicher und passiver sie ist, je mehr sie allein auf ihre Optik achtet, desto eher wird sie gelobt und soziale Rückmeldungen bekommen; Diese Rollenmodelle sind extremst verbreitet und kommen in nahezu jeder Konversation o. Bewertung bewusst oder unbewusst vor; Da sie eine persönliche, eine emotionale und somit psychologische Sache sind, wird klar, warum man mit der Politik allein nicht viel ändern kann: Befreiungskämpfe von Frauen sind immer auch Selbstbehauptungs- und Befreiungskämpfe gegen ihre Mitmenschen. Und welche Frau kämpft schon gerne gegen andere?
  • Männliche Netzwerke und Hierarchien. Auf Twitter sehe ich fast immer nur, dass sich Männer öffentlich unterhalten- Frauen sieht man prozentual viel weniger und sie treten auch viel weniger selbstbewusst auf. Ich habe schon recht oft gelesen, dass Männer über andere Frauen herzogen oder irgendwie „lästerten“ – bei Frauen habe ich das noch nie gesehen- obwohl es immer heißt, dass Frauen mehr lästern würden als Männer! Diese Hierarchien sind natürlich in Firmen und anderen Institutionen noch stärker ausgeprägt und auch wirkungsvoller. Frauen werden durch den Schulterschluss der Männer quasi ausgeschlossen- eine Kommunikation auf Augenhöhe schwer bis unmöglich.
    Wege bleiben verwehrt.
  • Reduzierung auf den sexuellen Besitz: Die wohl stärkste Triebkraft neben dem Hunger und Überlebenstrieb ist der Sexualtrieb. Wenn eine Frau nicht in den Besitz eines Mannes wandern kann, wird sie für ihn wertlos; eine Frau kann oft nur Erfolg haben, wenn sie diese ungeschriebenen, sexuellen Dominanz-Regeln des Mannes befolgt; umgekehrt ist das fast nie der Fall; weibliche Dominanz eine Seltenheit
    Ich habe schon oft erlebt, dass mich Männer umgarnen und nett zu mir sind, aber wenn ich klar gemacht habe, dass ich nur „reden“ will und keinerlei Avancen mehr gezeigt habe, wurden sie plötzlich sehr unfreundlich- bis hin zum völligen Beziehungsabbruch; das ist für mich der eigentliche Skandal- die eigentliche Grenze des Belastbaren und der größte, zu überwindende Berg
  • Frauen kommunizieren nicht nur emotionaler und persönlicher- es wird im Umkehrschluss von ihnen auch oft erwartet, dass sie das tun. Wenn nicht: Ignoranz.
  • Erwartungen an die Frau als Ehefrau und Mutter; was gibt es da noch zu erklären? Eine Mutter ist eben eine Mutter und keine Präsidentin. Eine Mutter ernährt, eine Präsidentin befiehlt; eine Mutter gibt, eine Politikerin nimmt; Abgründe und Widersprüche, die man erstmal irgendwie vereinen muss. Aber wie?

Fazit

Ich würde sagen, die neue Frauengeneration hat es nicht leicht. Gleichberechtigung von Frauen wäre für mich auf jeden Fall eine Wahlkampf-Thematik, leider ist sie in der öffentlichen Diskussion derzeit nicht so verbreitet. Wer aber genau hinschaut und die Zusammenhänge, vor allem innerhalb der sozialen Gemeinschaft, untersucht wird feststellen, dass die Gleichstellungsthematik ein „Meta-Thema“ ist, ein Schlüssel zu vielen weiteren Problemen. Richtig gelebte Gleichstellung, vor allem in den Köpfen könnte viel Leid verhindern. Richtige Zusammenarbeit zwischen den Geschlechtern müsste frei von Angst und Berechnung wieder möglich sein. Der soziale Zusammenhalt muss gestärkt werden, Familien müssen gefördert werden, aber so, dass die Stellung der Mutter und Frau gestärkt wird- was letztendlich auch für den Vater von Vorteil ist.

Gleichberechtigung ist ein Zukunftsthema.

Zum Schluss möchte ich daher noch auf eine kleine Partei hinweisen, die sich vor allem für die Gleichstellung von Frauen einsetzt:

Die Frauen (http://www.feministischepartei.de/)

Aber auch die Grünen und vielleicht sogar die Linken scheinen Parteien zu sein, bei denen dieses Thema im Parteiprogramm stehen dürfte.




Geschlechterfragen

sind wichtige Fragen

In der letzten Zeit schreibe ich immer öfters über die Un-Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Das Thema „Gleichberechtigung“ hat bei mir inzwischen den größten Platz in der Tag-Wolke eingenommen.

Ich möchte im Folgenden erklären wieso, und wie es dazu gekommen ist.

Ich analysiere schon seit Jahren die Gesellschaft und überlege mir, wann und wo sie gerecht ist und wann nicht. Am Anfang war ich ganz allgemein gegen Ungerechtigkeit, aber mit der Zeit haben sich bei der Betrachtung bestimmte Regeln und Abstraktionen herausgestellt, die so langsam zu einem „Motiv“ werden.

Das Interessante dabei ist, dass sich dieses Motiv rückwirkend und wie von selbst erstellt. Ich untersuche Dinge, überlege, warum es genau so passiert ist und was die Ursache ist.

Nehmen wir gesellschaftliche Schieflagen, mangelndes Mitgefühl, zwischenmenschliche Probleme und Gefühlskälte mal zusammen, werfen sie alle in einen großen Topf und erstellen eine möglichst einfache und überschaubare Regel. Bei mir steht da im Moment (nur für Deutschland) folgende, interessante Theorie:

  • es gibt eine Ungleichbehandlung von Mann und Frau
  • Frauen arbeiten durchschnittlich in schlechter bezahlten Positionen
  • Männer haben eine andere Art zu arbeiten, als Frauen
  • Frauen in höheren Führungsebenen verändern maßgeblich das Klima und erwirtschaften im Schnitt sogar bessere Ergebnisse für das Unternehmen als bei einseitiger, männlicher Verteilung
  • Die Art und Weise in welcher Art und Weise Führungsgremien besetzt sind, bestimmen den gesellschaftlichen Ablauf großer Entscheidungen (Richter, Manager, Banker, Politiker, usw.)
  • Wenn Schlüsselpositionen einseitig männlich dominiert sind, führt das auch zu einer gesellschaftlichen Schieflage

Kann man schlussendlich behaupten, mangelnde Wärme in der Gesellschaft sei ein Resultat einseitiger, männlicher Dominanz in Macht-Positionen?

Oder umgekehrt: Wenn das weibliche Geschlecht auf breiter Ebene mehr Macht erhalten würde, dass es unserer Gesellschaft auch menschlich besser gehen würde?

Dass sich Werte wie Mitgefühl, Toleranz, Vergebung, Wärme und ähnliche deshalb nicht durchsetzen können, weil das weibliche Eigenschaften sind und genau jene sich nicht durchsetzen können?

Worauf schimpfen wir denn immer, wenn es um Diskussionen in Blogs geht?

Mir fällt da sowas ein wie

  • Machtstreben
  • Geldgier
  • Ellenbogengesellschaft
  • Energieverschwendung
  • Abwertung von Kindern
  • Konkurrenzkampf
  • Recht des Stärkeren

Wenn man genau überlegt, sind das genau die Dinge, die man als „männliche Eigenschaften“ betrachten kann. Aber wichtig: Nicht Eigenschaften, die von Männern kommen, sondern im Sinne einer ganzheitlichen Weltanschauung: „Yang– Elemente“. Es gibt durchaus auch Frauen, die sich wie Männer verhalten und es ist sogar unmöglich als Frau Karriere zu machen, ohne dieses Durchsetzungs-Potential zu haben.

Wenn Frauen so eine Karriereleiter mal aufgestiegen sind, könnte ich mir vorstellen, dass sie ihre eigenen weiblichen Attribute abgelegt haben und sich angewöhnt haben, in einer patriachalischen Struktur zu überleben.

Ich merke das an mir selbst, wie ich mir das mit der Zeit abgewöhnt habe. Nicht, dass ich Karriere machen will, es geht auch auf feiner, mitmenschlicher Ebene- einfach „um zu überleben“ und um beachtet oder respektiert zu werden.

Aber woher kommt dann das Ausgangs-Patriarchat?

Eine andere These wäre diese: Männer dominieren im Berufsleben, Frauen dominieren das Familienleben. Wie in einem mathematischen Graphen gibt es ganz links eine Häufung von männlichen Eigenschaften und ganz rechts die Häufung von weiblichen Eigenschaften.

Es ist nur natürlich! Beruf bedeutet Härte, Durchsetzung und Kampf, Familie bedeutet Wärme, Liebe und Mitgefühl.

Beide Welten miteinander zu vereinen ist nicht sehr einfach. Man kann nur hoffen, dass der Trend zur Vermischung beider Welten anhält (z.B. durch Vätermonate und mehr Frauen im Beruf). Denn diese Risse zwischen den Welten, die sind für niemanden gut. Nur mit ausreichender Geschlechts-Homogenität sind gesellschaftliche Krisen zu bewältigen.

Grabenkämpfe zwischen Mann und Frau bedeuten Stillstand und sind für niemanden von Vorteil.




Verwunderlich- und frauenfeindlich

Wenn man sich so durch diesen Artikel klickt und die Namen der prominenten Frauen durchliest, erscheint es sehr verwunderlich, dass sie allesamt von FHM-Lesern als „unsexy“ eingestuft wurden. Auch komisch, dass es kein durchgängiges Schema gibt, die Karrierefrau ist genauso dabei wie die Künstlerin, die Feministin, die Schauspielerin, die Sängerin und die Autorin. Das Aussehen ist sehr unterschiedlich, manche von ihnen haben dunkle Haare, manche blonde, manche rote, manche Haare sind kurz, manche lang, manche haben Locken, die meisten lächeln, ein paar wenige schauen ernst und streng. Aber es sind alles Frauen und es sind Frauen, die erfolgreich im Beruf stehen und einen Platz im Leben gefunden haben, der vielleicht mit Respekt und Geld gesegnet ist. Ist das der Grund, warum Männer nun sagen, das wäre „unsexy“? Wo man doch immer behauptet, dass Erfolg sexy machen würde! Oder gilt diese Regel nur für Männer? Ich will ja keine Welt-Bloggerin werden, aber was ich da wieder lesen durfte, ist die reinste Frauenfeindlichkeit. Es wertet Frauen ab, die Gutes geleistet haben und erfolgreich sind. Es zeigt, dass die Leute, die sowas machen und darüber lesen- also wahrscheinlich Männer- irgendwie ein Problem damit haben und mit Hilfe ihrer Abstimmung ihren eigenen Frust loslassen wollen. Das ist die letzte Macht, die ihnen in diesem Moment geblieben ist und jede Frau weiß: Der Mann ohne jegliche Macht ist ein trauriger und einsamer Mann.

Und irgendwie auch komisch, dass es alles Frauen sind, die ich sehr nett und interessant finde. Was ist denn dann sexy, bitteschön? Eine Frau mit Dauerwelle am Herd? Die nicht-rasierte Ehefrau, mit der abgenutzten Hose und dem Jogginghosen-Oberteil, die man immer zu Hause neben sich hat? Hat man sich so daran gewöhnt, dass man alles andere als unsexy einstuft und den eigenen Olymp daheim als den großen Erfolg einstuft? Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen….

Ich glaube eher, es ist umgekehrt. Männer wollen eine erfolgreiche Frau. Eine, auf die sie sich verlassen können, die nicht klammert, schreit und ständig Aufmerksamkeit braucht. Genau so eine, wie sie da sehen. Sie wollen keine Mutti, aber auch keine dauer-depressive Hexe. Schwierig das Ganze, für die moderne Frau. Und wenn man diese perfekte Frauen nicht haben kann, mit denen man in den Medien ständig konfrontiert wird- tja, dann nennt „man“ sie halt unsexy. Es ist so ein kleiner Neid-Kompromiss, der auch all den Frauen hilft, die keinen Erfolg haben. So kann „frau“ ein Bündnis eingehen, dass scheinbar passt, aber doch keine Lösung ist.

Bitte nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Männer, ich würde mich noch nichtmal als richtig emanzipiert ansehen, noch finde ich das übetriebene Karriere-Getue -was zulasten der Menschlichkeit geht- gut.
Aber ich hab was gegen Frauenfeindlichkeit, gegen Vorurteile und Neid.

Und daher ist dieser Artikel „sch…“.lecht getroffen!

Meine Lösung wäre: Frauen emanzipiert euch. Macht euren Weg und helft den Männern, auch ihren Weg zu gehen. Es kann nur klappen, wenn beide Seiten erfolgreich und glücklich sind. Einseitigkeit ist nie gut und schadet der Geschlechter-Verständigung. Das Resultat wären Einsamkeit und Singles..

Und wer will schon immer einsam sein?

Mit so einem Artikel ist niemand geholfen, weil er demonstriert, dass erfolgreiche Frauen irgendwie „schlecht“ wären. Das Gegenteil ist aber der Fall! Je erfolgreicher eine Frau, desto besser auch für ihren Mann. Ganz einfach.




Frauen in Männerberufen

Gestern kam eine Sendung im Fernsehen über eine Frau, die sich als KFZ-Meisterin selbstständig macht. Obwohl der Tenor darauf ausgelegt war, sich tolerant zu zeigen, kam der Sprecher nicht umhin, ständig zu betonen, wie die Frau bei männlichen Kollegen aneckt und Verwunderung auslöst, weil es ja kein typischer Frauenberuf sei. Die ganze Sendung beschränkte sich eigentlich darauf, der Frage nachzugehen, wie sich eine Frau in einem Männerberuf behaupten kann. Und wenn man sich die Strukturen und Dialoge so anschaute, so hatte man wirklich das Gefühl, dass es im Jahr 2008- aller Gleichberechtigung und Quotenregelungen zum Trotz- noch etwas besonderes mitten in Europa sei, wenn eine Frau mit langen Fingernägeln einen Schlagschrauber führt. Diese Handwerkerin wirkte alles andere als weiblich, sie hatte ein recht androgynes Autreten und von der Gehirnforschung ist es ja bekannt, dass auch genetisch weibliche Personen durchaus ein Gehirn haben können, dass dem männlichen sehr ähnlich ist, also logisch-mathematische und räumliche Aufgabenstellungen grundsätzlich besser beherrscht, als weibliche Domänen. Ihre Sprache war auch männlich, kurz abgehackt und kumpelhaft angelegt. Schade, dass ihre Kollegen schnell in alte Rollenmuster verfielen, sie irgendwie beschützen wollten oder unsicher bis verärgert reagierten, als sie ihnen vormachte, wie etwas funktioniert. Ihre Einstellung und Verhalten waren nicht immer günstig, so reagierte sie oft sehr schroff und musste sich schnell die Bezeichnung „Zicke“ gefallen lassen. Sie fiel weiterhin dadurch auf, dass man es ihr in der schwierigen Phase der Gründung nicht besonders recht machen konnte und sie ständig an allem rummeckerte. Bei einem Mann wäre es Anspannung und Führungsstärke gewesen, die Darstellung der Reportage machte sie zwischen den Zeilen zu einer überforderten Frau.

Der neugierige Zuschauer mag sich am Ende die Frage stellen, was einen Beruf eigentlich männlich und was ihn weiblich macht und kommt zum Schluss, dass diese Aufteilung nur in den Köpfen existiert, aber nichts greifbares oder sinnvolles sein kann. Ein Auto ist ein technisches, komplexes Produkt mit vielen Details. Die Arbeit daran erfordert Kraft, Geduld, Ausdauer und eine gewisse Leidenschaft für technische Zusammenhänge und öl-verschmiertes Metall. Alles Dinge, die uns nicht in die Wiege oder in das Geschlecht gelegt worden sind, sondern allein durch die Anlage unseres Gehirns, dem persönlichen Interesse und der individuellen Förderung in Kindheit und Jugend bestimmt wird. Was nützt das schönste männliche Gehirn in einem Frauenkörper, wenn sich alle Leute querstellen und einem nicht helfen, entsprechend zu handeln?

Hut ab vor ihrer Leistung, sich den alten Rollenmustern entgegen zu setzen und einfach das zu tun, worauf sie Lust hat: An Autos schrauben.




Gleichheit

Immer wenn ich über Geschlechter schreibe, stoße ich auf die gleichen Probleme: Einmal ist die da die Zweiteilung, also der Versuch und auch der Zwang, alles in zwei Welten einzuteilen. Geschlecht bedeutet eben Zweiteilung, allein die Sprache zwingt uns schon dazu. Wenn dann noch moderne Forschungen und der Zeitgeist dazu kommen, mag es kaum Platz geben für Vorstellungen der „Gleichheit“ und „Gleichwertigkeit“. Zementierte Rollenvorstellungen nagen an unserem Unterbewussten und zwingen uns dazu, Handlungen zu vollziehen, die Scheinbar mit unserem „Auftrag“ in einem bestimmten Geschlecht im Einklang sind. Ich denke da ganz frei und persönlich: Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ihr eigenes Geschlecht zu hinterfragen und die soziale Geschlechtsrolle als etwas zu sehen, was durchaus fiktiv und virtuell sein könnte.

Aber dennoch gibt es so viele Probleme, die mit unseren Erwartungen zusammenhängen, die man auf Grund eines bestimmten Geschlechts von uns hat. Deutschland ist z.B. bekannt dafür, dass es in den Maßnahmen für eine Gleichberechtigung hinterherhinkt, dass wir ein Land in Europa sind, in denen es sehr starke, einseitige Rollenvorstellungen gibt (Einkommensverteilung, Führungspositionen, Kinder bei Müttern, etc.). Ich finde, in der letzten Zeit ist man in der Öffentlichkeit und den Medien wieder stark davon abgekommen, die Gleichberechtigung als mögliches Ziel anzusehen. Das ist nicht gut!

Es gibt kaum noch Stimmen in den Medien, die sich dafür einsetzen und Lösungen erarbeiten. Eher sind die Traditionalisten wieder im Kommen. Dabei ist eine starke Vorreiterrolle für die Emanzipation in Deutschland wichtig, weil man so auch andere Länder davon überzeugen könnte, mehr dafür zu tun- gerade in sehr traditionellen Ländern, wo die Frauen regelrecht unter ihrer Unterdrückung leiden.

Irgendwie hat sich die Entwicklung der Emanzipation „fest gelaufen“. Es gibt mehr Singles und mehr Scheidungen als je zuvor, die Frauen brechen aus ihrer traditionellen Rolle aus und es mag viele Stimmen gäben, die das als falsch erachten und wieder die „alten Verhältnisse“ wollen (siehe bei „Weiterführende Links“). Auf der anderen Seite ist das Leben als Karrierefrau unbequem und man ist ständiger Kritik und weniger Nestwärme ausgesetzt. Wenn man hier Schritt halten möchte, muss man zwangsläufig männliche Eigenschaften in sich entwickeln und bei Frauen kommt das im Allgemeinen sehr schlecht an. Es heißt ja nicht „Oh Schau mal, sie handelt wie ein Mann, das ist aber toll!“ Sondern vielleicht eher „sie sollte lieber eine gute Frau sein, am Herd stehen… Was ist mit Kindern?“ usw. Dieser Druck lastet ständig auf einem.

Ich denke bei unseren persönlichen Geschlechtsrollen-Vorstellungen sind wir unfreier und persönlicher als in allen anderen Dingen – und das ist letztendlich auch ein Grund, warum ich es so oft thematisiere. Man kann gar nicht oft genug darüber nachdenken und versuchen, einen Ausweg aus diesen Problemen zu finden. Dazu muss man sie allerdings erst einmal wahrnehmen.

Es ist nicht gut, wenn Frauen allein auf ihr Aussehen und ihre Gebärfähigkeit reduziert werden und unglücklich werden, wenn sie keinen Mann finden. Genauso wie ein Junge darunter leiden kann, ständig nur leisten zu müssen und sich nicht anders als über Egoismus und Aggression durchsetzen kann. Wie schnell wird die Geschlechtsrolle zu einem Korsett.

Was man neben der reinen Analyse und Beobachtung der aktuellen Verhältnisse also braucht, ist ein waches Verständnis für die Situation, sowie den ehrlichen Versuch und die Bereitschaft, auch eine andere Vorstellung von Geschlechtlichkeit an sich heran zu lassen.

Es kann nur zwei Ziele in der Geschlechtsdebatte geben: Entweder die alten Verhältnisse und die Zweiteilung forcieren oder versuchen, Menschen unabhängig vom Geschlecht als „gleich“ zu betrachten. Politisch haben unsere Vorfahren viel erreicht. Es liegt an unserer jetzigen Generation, die Zweiteilung und Diskriminierung in den Köpfen auch noch zu besiegen!

Und ich bin mir sicher: Das ist noch ein langer Weg.

Links

Frauenbewegung bei Wikipedia
Chronik der Gleichberechtigung
Gleichberechtigung im Gesetz
Kritik an der Emanzipation- mal wieder von einer Frau
Freundschaft zwischen Mann und Frau (eine Erfahrung)
Benachteiligung von Jungen in der Schule
Väteraufbruch (Sorgerechts-Thematik)




Rollenmodelle

Kann man heutzutage überhaupt Meinungen über Geschlechter abgeben, ohne rot zu werden?

Die Welt ist derartig vielfältig und voller unterschiedlichster Ausprägungen, dass es bisweilen rückständig und vereinfachend wirkt, wenn man das sucht, was alle Frauen für sich oder alle Männer für sich gemein haben (könnten). Die extremsten, modernen Aussagen zur natürlichen Ungleichheit und Verschiedenheit der Geschlechter habe ich in Büchern gelesen, die sich vor allem auf biologische und jahrtausend lang gewachsene „wissenschaftliche“ Tatsachen berufen. Hier lautet aber die einfache Frage: Wenn die Rollen jahrtausendelang von Männern bestimmt wurden und den Frauen es einfach nicht ermöglicht oder gestattet wurde, z.B. mit auf die Jagd zu gehen, wie sollten sich dann entsprechende Fähigkeiten ausbilden?

Natürlich hat die Frau die Fähigkeit zum Gebären, aber im Grunde ist das der biologisch deutlichste Unterschied. Alles andere ist eine Folge der Kultur und der Rollenbilder, in der sie sich bewegte. Indem man Frauen z.B. zwang, zu Hause zu bleiben und sich um die Familie zu kümmern oder auch, indem man Männer dazu zwang, nach draußen zu gehen und sich dort in ihrer Männlichkeit zu beweisen.

Es ist eine seltsame Erkenntnis, dass es eigentlich keine „natürlichen“ Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, rechnet man nur alle Faktoren heraus, die sie verursacht haben könnten. Und es ist auch eine sehr reichhaltige Meinungsfrage, zu der es die unterschiedlichsten Positionen gibt.

Heute haben wir das Phänomen, das alles möglich ist und sich jeder auf dem Gebiet bewegen kann, wo er möchte. Wir haben zwar noch Ungleichheit und wir haben vor allem verstaubte Gewohnheit in unseren Köpfen. In unsicheren Zeiten berufen sich die Menschen gerne auf klassische Formen und Rollen, die jeder verstehen kann. Die Studierstuben der Akademiker sind selten, die Gesellschaft wird vor allem von denen geprägt, die in Überzahl sind und das „breite Volk“ ausmachen. Und ich denke, das breite Volk hat überhaupt kein Bock auf Wandlung, ist wie eh und je im alten Trott der guten alten Sitte.

Die andere Frage ist: Was will man eigentlich? Wo liegen die Ziele für die Geschlechterforschung? Was sind die Ausblicke und was die Erwartungen?

Offiziell haben wir Gleichberechtigung, aber wie klären wir die Frage der individuellen, mitunter sozialen Ungleichheit? Wie hilft man Frauen, die in der Familie unsichtbar unterdrückt und ausgebeutet werden, jeden Tag alles geben und doch nicht respektiert werden? Wie hilft man den Männern, von denen erwartet wird, Unmengen von Unterhalt an die geschiedene Frau zu zahlen und die nur männlich sind, wenn sie genug verdienen und sich entsprechend verhalten?

Vor allem: Wo positioniert man sich selbst in dem riesigen Chaos der Möglichkeiten? Nimmt man eine klassische Rolle ein und wird zum Spießer? Oder rebelliert man gegen alles und jeden und macht sich alle zum Feind?

Für mich selbst habe ich diese Frage noch lange nicht geklärt. Ich finde es schön, das machen zu können, worauf ich Lust habe, aber die Verbindlichkeiten des Lebens, die Zwänge, die Pflichten und das Leiden bleiben doch gleich. Ich muss es nur anders angehen. Mein Gewissen fragen, nach einer Ethik handeln. Alles ständig und neu abwägen, mich selbst hinterfragen, meinen Kopf benutzen, mit anderen zusammenarbeiten und jeden Tag neu beginnen.

Das alte Rollenmodell bricht für denjenigen weg, der es loslässt.

Es verliert die Fähigkeit zur Stütze. Im Gegenzug erhält man neue Möglichkeiten, größere Freiheiten und mehr Verantwortung.