Sparwahn – eine ewige Baustelle?

Baumärkte scheinen ein sehr lohnendes Geschäft zu sein, allerorten sprießen sie aus dem Boden, die Werbung dafür im TV ist sehr oft zu sehen. Wie so oft, teilen sich die großen Konzerne die Gewinne und es gibt keinen kleinen Baumarkt mehr, sondern immer nur diese riesigen Dinger, die vor Angebot nur so strotzen.

Diese zeichnen sich meistens durch schlechten Service und überfragtes Personal aus. Bezeichnend ist z.B. dass das Personal immer an ihren Verkaufsinseln verharrt und irgendwie immer was zu tun haben. Manche von ihnen sind sehr freundlich, anderen merkt man jedoch ihre schlechte Ausbildung an. Sie sind unfreundlich, lassen sich auf den vorwurfsvollen Ton des Kunden ein, anstatt Höflichkeit zu bewahren. Manche sind fachlich überfragt, andere beraten schlecht und verkaufen einem immer das teuerste, aber nie das beste Produkt.

Wie so oft ist die Ausbildungsqualität ein politisches und gesellschaftliches Problem, denn der Eindruck drängt sich oft auf, dass billige Leiharbeitskräfte oder andere ungeschulte Menschen zu möglichst niedrigen Lohnkosten eingestellt werden. Diese sind also selbst ein Opfer, und anstatt sie auf Fortbildungskurse zu schicken und in die Menschen zu investieren, schauen die Inhaber großer Baumärkte anscheinend nur auf den Faktor Geld (und das sehr vordergründig, aber nicht nachhaltig genug, denn ein Baumarkt, der mit gutem Personal aufwarten kann, würde ich viel lieber benutzen als einen großen, unfreundlichen, anonymen, aber das nur am Rande).

Sprich: Wer in den Baumarkt geht, sollte sich auskennen oder zumindest jemand dabei haben, der sich gut auskennt.

Auch bei den einzelnen Produkten kann man diesen Sparwahn, der unsere Gesellschaft so tief-gehend erfasst hat, allerorten erkennen. In einem Regal gab es beispielsweise Entwässerungsrohre mit guter Qualität von einem renommierten Hersteller. Dieses Produkt lief mit der Zeit aus und wurde durch einen türkischen Hersteller ersetzt. Erst durch genaues Hinschauen ist uns das aufgefallen: Die neuen Entwässerungsrohre waren qualitativ nicht mehr so gut verarbeitet, wie die alten „Marken-Rohre“. Ein kleiner Aufdruck verriet uns dann den anderen Hersteller-Hintergrund.

Der Preis, für den Kunden gut sichtbar am Warenkorb zu sehen, blieb aber der Gleiche! Das bedeutet nichts anderes, als dass der Zwischenhändler nun das gleiche Produkt zu weniger Geld einkaufen kann, aber den unveränderten Preis an den Kunden weiter gibt und den Zwischengewinn in die eigene Tasche stecken kann.

Dies ist ein sehr schönes Beispiel, wie die Globalisierung und die möglichen Kosteneinsparungen nicht an den Verbraucher (also den Menschen selbst) weitergegeben werden, sondern im Kanal der Mächtigen, nämlich der Zwischen- und Großhändler, versickern.

Im schwierigen Bereich der Milch- Wirtschaft ist ja derzeit ähnliches zu beobachten.

Die geballte Marktkraft der Großhändler ist für den Verbraucher also nur begrenzt von Vorteil.

Dazu kommt nämlich, dass bei den Produkten durch diesen Kostendruck meistens auch die Qualität sinkt und was offensichtlich so ein schönes Schnäppchen ist, offenbart beim genauen Hinschauen einfach nur schlechte Qualität.

Das bedeutet auf der Baustelle dann nichts anderes als abgebrochene Dübel oder Schrauben (wir berichteten) und höheren Zeit- und Verarbeitungsaufwand durch schnellen Verschleiß und Planungsunsicherheit.

Auch die Sicherheit kann betroffen sein, gerade wenn man elektrische Geräte von mangelnder Qualität kauft und z.B. der Rückstell-Mechanismus eines Kreissäge-Schutzes nicht mehr funktioniert oder ähnliches.

Die Baumärkte werben oft damit, dass der Kunde Geld durch Eigenleistung sparen kann. Auch dies ist richtig, allerdings darf „der Kunde“ nie vergessen, dass auf der Baustelle meistens alle Gewerke erforderlich sind, wobei allein der Beruf des Trockenbauers schon drei Jahre erfordert ( und dabei noch nicht mal das Gipsen/ Verspachteln eingeschlossen) und auch die anderen Berufe/ Gewerke ähnliche Qualifikationen und Erfahrung verlangen.

Der Heimwerker hat am Anfang aber keine oder nur ein Bruchteil dieser Erfahrung und wer nur weiß, wie man eine Schraube richtig in die Wand dreht, ist noch lange kein „richtiger“ Heimwerker.

Gerade auch das Zusammenspiel der verschiedensten Aufgabenbereiche erfordert viel Planung, die man als Laie vorab nur schlecht leisten kann. Farb- und Raumaufteilungen gehören vielleicht noch dazu, oder wo welche Steckdosen hinkommen sollen. Die einzelnen Abläufe kann man aber nur durch Erfahrung und praktische Anschauungs-Werte ermitteln.

Richtig sparen lässt sich im Grunde nichts. Denn die Arbeit bleibt die Arbeit und den teueren Handwerker einzusparen, verlangt vom Heimwerker selbst einiges an Mehraufwand, Geld und Zeit.

Letztendlich muss man auch überlegen, dass den regionalen Handwerksbetrieben langfristig die Kunden wegbleiben, wenn alle Leute ihre Renovierungen selbst machen.

Wenn die Politik also schon Geld und Steuergeschenke verteilen möchte, dann sollte sie überlegen, wie sie die Anreize zur bezahlten Arbeit auf den vielen Privatbaustellen der Haushalte besser entlasten und fördern kann.

War da nicht mal etwas im Gespräch, dass man die Mehrwertsteuer für Handwerkerleistungen ermäßigen möchte?

Das wäre- meiner Meinung nach- ein guter Ansatz. Es würde die Menschen entlasten, die alles selbst machen müssen (dabei noch Unfälle riskieren und die Krankenkassen belasten) und es würde die Wirtschaft und den Mittelstand ankurbeln.

Manchmal muss es „Stahl“ sein

Leichtathletik war heute langweilig. Keine heulenden Frauen, vielmehr siegende Souveränität. Deutsche Frauen sind stark und kräftig, nur so lässt es sich erklären, warum wir ganze drei Kandidatinnen im Speerwurf-Finale hatten, die sich allesamt wacker schlugen. Die eine hatte einen schönen Nachnamen: „Stahl“. Das klingt gut, das gefällt mir. Es klingt nach Härte, nach Durchsetzungskraft, nach Zähigkeit. Habt ihr schonmal Stahl gesägt oder gebohrt? Wenn man damit arbeitet, fällt einem erst auf, wie fest er eigentlich ist, wie schwer und wie schnell ein paar Millimeter Dicke den Unterschied ausmachen. Dünnes Blech kann man gerade noch so biegen, aber der Spaß hört dann bald auf. Mit einer Blechschere ein Stahlblech zu schneiden, macht nur dann Spaß, wenn es eine sehr gute Blechschere ist und man ziemlich kräftig mit der Hand „Guten Tag“ schütteln kann! (Das ist wohl auch der Grund, warum man so wenig Frauen auf deutschen Baustellen findet und eher ihre männlichen Kollegen die Arbeit machen sieht)

Auf dem Bau wird viel mit Stahl gemacht. Es ist einfach sehr fest, sehr abriebfest und zäh. Durch den hohen Verarbeitungsaufwand (Energie!) ist er aber auch teurer, als z.B. Holz, das sehr weich ist und auch von Laien verarbeitet werden kann.

Stahlträger sind sehr schwer und schon kleine Abschnitte sind unfassbar schwer zu tragen. Wir hatten einen Rest davon im Schuppen liegen, den wir beide zusammen kaum von der Stelle brachten. Er hatte ca. drei Meter Länge und wurde dann von uns gedrittelt, um ihn so in kleinen, handlichen Stücken zum Altmetall geben zu können.

Man baut die Träger in T oder L-Form, manchmal auch als H. Es reicht, nur die Profile zu nehmen, massiv wäre er viel zu schwer, das Verhältnis zwischen Masse und Tragkraft nicht mehr günstig. Wenn sie ihr Gewicht erstmal auf die Erde drücken, kommt man mit den kleinen Fingern kaum noch darunter. Da hilft nur noch die richtige Technik, die jeglicher Kraft am Ende überlegen ist. Wenn man Stahl mit dem Winkelschleifer „sägt“, sprühen die Funken nach allen Seiten. Die nicht gerade schwache Maschine hat so ihre Müh und Not, den Stahl zu zersägen und ein paar Trennscheiben sollte man immer auf Vorrat haben…

Wenn man weiter denkt, und überlegt, wie dick die Panzerungen von Panzern und militärischem Gerät sind (ca. 55cm Frontpanzerung beim deutschen Vertreter Leopard 2 ) und- wiederum- wie stark dann die Waffen sein müssen, die solchen Stahl am Ende noch zerschlagen können, könnte man zur Pazifistin werden, wenn man nicht schon eine wäre.

„Macht Schwerter zu Pflugscharen!“, stand es schon in der Bibel.. und damit kommen wir zu den Vorteilen guter Handwerksware.

Qualitative Schrauben zum Beispiel, müssen aus Stahl sein (verzinkt). Letztens haben wir einen Haken in die Wand gemacht, um den Draht für den Wein zu befestigen. Dieser Haken sollte dicker sein, damit er in der Lage ist, den Zug des gespannten Drahtes horizontal zu sichern und nicht wieder aus der Wand zu „flutschen“ (was bei schwachen oder zu kurzen Schrauben durchaus passieren könnte).

Dieser Haken, auf der einen Seite mehr eine Öse, hatte ein 8 mm Gewinde und eine Länge von gut zehn Zentimetern. Eigentlich müsste sowas sehr massiv sein. Auf der anderen Seite haben wir Bolzenanker verwendet, das sind spezielle Schrauben, die beim Aufdrehen der Mutter ähnlich wie ein Dübel auffächern und sich dadurch besonders fest im Mauer „verankern“. Naja, auf jeden Fall versuchten wir dieses Ding in Beton zu drehen und nahmen als Verlängerung einen ganz gewöhnlichen Schraubendreher. Dieser hielt natürlich, aber was brach, war das Gewinde der Öse, genau am Ansatz. Mitten durch. Und das Krasse ist: Sowas ist uns schonmal passiert, mangelnde Qualität, gerade bei Schlosser-Artikeln. Wir vermuten, dass anstatt Stahl billigeres Gußeisen oder eine schlechte Legierung verwendet wird. Bei einer nicht kleinen Nuss eines Drehmomentschlüssels war uns ähnliches passiert. Die Hersteller schauen auf den Preis, nicht aber darauf, was die Produkte im Alltag aushalten müssen. Was uns nun zu den aktuellen Preisschlachten der Supermärkte und Großhändler bringen könnte, wir aber lieber auf spätere, politische Artikel verschieben.

Auf jeden Fall scheint der Preis wirklich den Unterschied zu machen. Geiz ist eben nicht immer geil.

Manchmal muss es „Stahl“ sein.