Anno 1816

Passende Musik zum Text (Schumann) o. Mozart

Der Grippe- Kobold war ein finsterer Zeitgenosse. Schon in der Schule hatte er wenige Freunde und war recht unbeliebt.

Diesmal hatte er auf breiter Breitseite zugeschlagen: Die Nase verstopft, die Lunge gereizt, die Laune gedämpft, den Rücken verzerrt, die Schmerzen in den Nebenhöhlen ausgebreitet. Zu allem Übel kamen noch Gelenkprobleme und allgemeine Abnutzungserscheinungen dazu, eine mittelschwere Anfälligkeit für Depressionen und Manien, für unkontrollierte Gefühlsschwankungen und unangekündigte Überreaktionen.

Es war keine leichte Zeit, in der Marie ihren Tag zu leben hatte. Die beiden Kinder klebten ständig nach ihr, wollten Abwechslung, Zuneigung, Spielen und Spaß. Sie war am Rande ihrer seelischen Kräfte. Und nun sollten sie also auch noch Amerika ziehen, in das große weite Land, von dem sie schon soviel gehört hatten.

Ihr Mann war Soldat bei der Marine und er hatte die Überfahrt organisiert. Nun machte er Druck, dass alles rechtzeitig zum Auslaufen des Schiffes fertig wurde. Dies war noch zu Packen und jenes noch zu erledigen. Ihr altes Haus am malerisch gelegenen Berghang würden sie verkaufen müssen, alles war schon vorbereitet. Sie stolperte über unfertig gepackte Kisten, über Berge von Klamotten, die noch gelegt werden mussten, über Reiseplanungen und Kartenmaterial für die Siedlung. Sie würden aber nur einen Bruchteil mitnehmen können. Auch wenn sie Kapitäns-Gattin war und die größte Kajüte des Schiffes erhalten würde, so war der Raum doch sehr begrenzt.

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