Geschriebener Jahresrückblick 2015

Und schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu… und ich hab es dieses Jahr noch nicht einmal geschafft, meinen LeserInnen frohe Weihnachten zu wünschen. Zuviel hatte ich um die Ohren, zu sehr war ich anderweitig involviert und zu gering war die Motivation, überhaupt einmal ein paar Worte zu formulieren.

Die obligatorische Nabelschau

Rein blogtechnisch war 2015 sicherlich das „schwächste Jahr“ und ich hab nur wenige, nämlich 29 Artikel geschrieben. Das macht ca. zwei Artikel pro Monat.

Auch war es mir auf Grund der Seltenheit des Schreibens nicht möglich, mich in irgendein Gebiet zu vertiefen oder mehr Zeit zu investieren. Daher hat es in diesem Jahr auch keine Specials und fast keine Neuzugänge in der Blogroll oder größere Vernetzungen/ Kommentaraktionen gegeben.

Eigentlich könnte ich das Blog jetzt schließen und sagen „danke für die tolle Zeit, man sieht sich in 30 Jahren“, aber das bringe ich nicht so ganz übers Herz. Das Blog hatte immer unterschiedliche Bedeutungen für mich. Wie ein Werkzeug wird es mal mehr und mal weniger stark benutzt und beansprucht.

Sollte ich jetzt darüber traurig sein, dass ich das Werkzeug nicht mehr brauche, weil in meinem Leben alles rund läuft?

Werde ich überhaupt je wieder bloggen? Mich mit meiner ganzen Persönlichkeit einem Menschen, einem Text oder einem anderen Kunstwerk hingeben? Ja, auf jeden Fall! Allerdings ändern sich die Gegenstände, die man bearbeitet und der Ton, den man aus dem Regal holt oder per Musikinstrument produziert. Auch die Zuschauer ändern sich. Die Bühne, auf der man auftritt. Die Kostüme, die man trägt, die Masken, die man auswechselt.

Alles ändert sich, nichts bleibt gleich. Dinge die vor ein paar Jahren noch große Bedeutung hatten, sind nun völlig unwichtig.
Und Dinge, über die man früher nicht mal ansatzweise nachgedacht hat, stehen plötzlich total im Mittelpunkt.

Alles hat sich verändert. Auch meine Einstellung gegenüber den Dingen. Meine politische Richtung. Meine Einschätzung gegenüber dem Weltgeschehen. Die Naivität verändert sich und der Idealismus läuft in Wellenform (meistens jedoch bergab).

Meine persönliche Meinung ist im Grunde total unwichtig. Ich sehe mich immer mehr als Sensor, der viele Entwicklungen aufnimmt und verarbeitet, aber sehr oft vergesse ich dabei das „abgeben“, das Zurückgeben von Meinungen und Kommentaren in diesem Blog oder in anderen. Das ist sicherlich etwas, an dem ich arbeiten sollte, das mir aber schwer fällt.

Über etwas nachdenken, dann einen langen Text zu schreiben und diesen öffentlich ins Internet zu stellen, ist für sich genommen eine starke Einflussnahme auf die Öffentlichkeit. Das merke ich vor allem bei negativen Kommentaren… wenn das Geschriebene Anstoß nimmt und manche Menschen diese Meinung nicht teilen können. (Auch wenn wir die negativen Kommentare fürchten- die vor allem dann enstehen, wenn man das persönliche Engagement erhöht oder sich kritischen Themen widmet- sind sie es eigentlich, die hilfreich sind und uns wirklich voran bringen.)

Bloggen ist also eine zutiefst persönliche und direkte Meinungsäußerung, die erstmal Bestand hat, auch wenn sie nicht direkte Echos in Form von Kommentaren oder Backlinks erzeugt. Das wichtigste am Schreiben ist immer, dass man sich selbst verändert. Durch die Art des Denkens, durch die Art des emotionalen Ausdruckes, durch die Art, wie man sich die Dinge zurecht liegt und welche Logik man ihnen anheim gibt. Auch ein Kommentar von jemand anders ist ja nichts anderes, als ein neuer Eindruck (diesmal von außen) der das Innere verändert. Aber nicht der/das Äußere verändert das eigene Innere, sondern man selbst erklärt sich bereit zu ändern und das Äußere an sich selbst zu lassen und Gedanken oder Gefühle entsprechend zu verändern. Diese Erkenntnis klingt sehr simpel, war aber eine zentrale Erkenntnis, die mich 2015 stark beschäftigt hat und tlw. auch geholfen, bestimmte Krisen und Missverständnisse leichter zu durchstehen.

Nicht der andere ist für die eigene Befindlichkeit verantwortlich, so sehr man sich auch über ungewolltes Verhalten ärgern oder wundern mag.
Der einzige Mensch, der die Fähigkeit und die Möglichkeit hat, das eigene Denken und die eigene Befindlichkeit zu ändern ist man selbst. Daher ist es auch so wichtig, dass man seine eigenen Gedanken und Gefühle „unter Kontrolle“ hat (die Pflege des Geistes würden die Buddhisten sagen).

Und für diese Selbstkontrolle und Selbstsortierung sind geschriebene Texte von großem Vorteil.

Und die Welt so?

Viele Ereignisse in den letzten Monaten haben mich zutiefst erschüttert. Krisen durchziehen Europa und die ganze Welt. Es war im Grunde das schlechteste, schwärzeste Jahr, was wir je erlebt haben und so wie es derzeit aussieht, wird es nicht viel besser. Viele Dinge erinnern mich an die Vorkriegsjahre und Krisenzeiten des ersten Weltkriegs. Zum 100jährigen „Jubiläum“ des ersten Weltkrieges (1914-1918) wurde viel zu wenig geschrieben und gesagt.

Mich erschrecken die Entwicklungen, tlw. hab ich auch dazu gebloggt (z.B. die Flüchtlingskrise), tlw. hab ich nichts dazu geschrieben, weil Worte einfach fehlen und nicht gefunden wurden (z.B. Terroranschläge in Paris).
Tlw. beschäftige ich mich sehr intensiv mit den Zusammenhängen und fiebere lesetechnisch mit Experten aus dem Internet mit (z.B. in Sachen Wetter und Klimawandel).

Das ganze macht mich oft traurig und laugt mich aus. Die Entwicklungen auf der Welt sind negativ und berauben einen an positiver Energie und Schaffenskraft. Die Medien verstärken andauernd die negativen Trends und blenden das positive völlig aus. Das hat Auswirkungen auf unsere Einstellung zur Welt. Wir werden auch immer negativ und sehen alles ohne Farben oder sarkastisch oder sogar voller Hass und Ablehnung (z.B. in Bezug auf die Flüchtlingsthematik).

Bei all dem Negativen darf man also das Positive nicht vergessen. Wenn die Reize von außen zuviel werden (gerade von den Nachrichten)- einfach mal abschalten. Ein Tag ohne TV und Tageszeitung wird man verkraften können. Und die eigene Seele dankt es mit Entspannung und Entfaltung.

Wenn wir weniger Medien konsumieren, uns nicht so beeinflussen lassen und stattdessen den einen oder anderen Artikel ins Internet stellen, wird uns das helfen, gelassener und innerlich gereifter ins neue Jahr zu blicken.

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch und ein fröhliches, erfolgreiches Neues Jahr 2016!

Und allen Web-Autoren wünsche ich weiterhin frohes Schaffen! 😉

4 Gedanken zu „Geschriebener Jahresrückblick 2015“

  1. Liebe Julia,

    hör bloß nicht auf zu bloggen! 🙂 In all den Veränderungen, die uns innen und außen geschehen mögen, kann so ein Blog, dessen Form du ja selbst bestimmst, eine Art Ruhepunkt inmitten der Stürme sein, ein Ort der Selbstreflektion – und immer auch ein Statement gegen die oberflächlichen katastrophischen und marktschreierischen Massenmedien!

    Ich suche ja in letzter Zeit verstärkt nach persönlichen Blogs und stelle fest, dass deren Hauptproblem die mangelnde Nachhaltigkeit ist. In vielen Blogrolls ist die Hälfte der verlinkten Blogs so gut wie tot. Andrerseits entstehen auch viele neue, mit viel Elan und Einsatz…

    Bei dir sehe ich vor allem lange Texte. Vielleicht fühlst du dich verpflichtet, dich nur auf diese Weise zu äußern? Dazu hat man aber nicht immer Lust und Zeit – wie wäre es, mal mit kürzeren Formen zu experimentieren? In meinen Blogrolls findest du Beispiele, etwa bei Sammelmappe oder Wildgans – sie bekommen gelegentlich sogar für ein „Wort des Tages“ oder ein bis fünf Sätze mehrere Kommentare!

    Mehr Vernetzung und Lesen/Kommentieren anderswo kann auch helfen, Bloggen wieder interessanter zu machen.
    Aber was rede ich, du bist ja blogtechnisch selbst ein „Urgestein“ – ich will dich halt ein bisschen ermuntern und auf keinen Fall missen!

    Alles Gute für 2016 wünsch ich dir
    lieben Gruß
    Claudia

  2. „.. die Pflege des Geistes“ – diese Beschreibung ist schön gewählt, Julia und die größte Hürde, die ich dabei oft überspringen muss, ist meine eigene “ Bequemlichkeit „.

    Und wenn ich diese Hürde hinter mir gelassen habe, – bisher habe ich mich anschließend immer dafür belohnt empfunden, – egal, wie Kommentare und Reaktionen waren.

    So wünsche ich dir ein gutes, gesundes, erfolgreiches neues Jahr 2016, dass dir die Räume öffnet, in denen du gerne wandeln möchtest.

    Bleib Gesund. Aus der Diaspora grüßt :), Menachem

  3. Liebe Julia, bitte bloß nicht aufhören zu schreiben!
    Und wirklich öfter mal abschalten- es geht auch ein Tag wunderbar ohne Nachrichten, du versäumst nichts, denn was für dich wichtig ist, erfährst du sowieso.
    Alles Gute,ein Neues Jahr voller Neugier und Zeit für Kreativität, das wünscht Dir Hanni.

  4. @Claudia
    Nein aufhören kann ich nicht und will ich nicht. Aber ich hatte das Jahr zu wenig Zeit für das Blog und etwas nur halbherzig machen liegt mir nicht. Ich mag selbst die langen Artikel gerne und es ist auch ein Genuss, sie zu schreiben. Daher hab ich mich in den letzten Jahren auch mit Twitter oder Facebook nicht so anfreunden können. Die Besucher von den Seiten fehlen natürlich. Die Tendenz geht zu kürzeren Beiträgen, vielleicht ist Deine Idee nicht schlecht und ich sollte das mal ausprobieren. Es ist ja nicht gesagt, dass sich beides ausschließt, man kann es auch nebeneinander machen.

    Ein Urgestein bin ich bestimmt nicht, auch wenn mich die Einschätzung freut. Netztechnisch sehe ich mich eher noch als Neuling, am Anfang.. und da ich so zögerlich und introvertiert bin, wird das bestimmt auch erstmal so bleiben. 😉 Danke für die Grüße und viele Grüße zurück!

    @Menachem
    ja genau die Bequemlichkeit, die steht mir auch oft im Weg. Oder die Zweifel, die Ängste, die Bedenken…

    Hab in deinem Blog viel gelesen und mich immer drüber gefreut im letzten Jahr.
    Ich wünsche Dir ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!

    @Hanni
    Die Nachrichten wurden in der letzten Zeit immer schlimmer, aber da haben wir ja auch schon drüber geredet, ich denke du weißt was ich meine..
    Danke für die Grüße und euch auch ein erfolgreiches Neues Jahr!

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