Nie Gewesenes- Quellen der Fiktion

Live-Blogging Part 1

Der letzte Schluck Schöfferhofer Weizen prickelt über meinen Rachen und ich denke mir „aaah“. Gar nicht so schlecht, dieses Getränk. Fein-herbe und süß mit einem Hauch von Hefeweizen- Nachgeschmack. Dabei nur 2,5 Umdrehungen und recht gut zu vertragen, auch für heulsusende, zartbesaitete, dünn gebaute und wenig Alkohol vertragende Weibchen- wie mich :).

Die Erinnerungen der letzten Tage prasseln ähnlich wie der Alkohol an meiner äußeren Gehirnrinde vorbei, ohne sich groß einzulassen, aber auch nicht ohne Unruhe und Gefühlsstrudel der Wankelmut zu hinterlassen.

Der Radiosender, mein Lieblingsvertreter Sunshine Live, hämmert leise im Hintergrund und eine recht hohe Frauenstimme schickt ihre Liebesbekundungen über die trancig-treibende Melodie. Sie versetzt mich in einen sanften Zustand der Trance, in einem Gleichmut der Gefühle, in ein Hoch- ein Hoch von dem es sich aus gut schreiben lässt.

Nun, meine lieben Leserinnen und meine lieben Leser, lasst mich euch eine Geschichte erzählen, eine Geschichte über mein Leben. Wo aber soll ich anfangen? Das ist stets die gleiche Frage.. die mich quält und peinigt und schlussendlich überwunden werden will- stets aufs Neue den Anfang wagen, das ist mein Motto.

Viel passiert ist nicht, nein vielmehr zeichnet sich der feinfühlige und etwas freakhafte Autor dadurch aus, dass er aus wenigen Sinneseindrücken viel macht, dass er aus der scheinbaren Belanglosigkeit und Oberflächlichkeit der Welt auch noch das Letzte, wie beim Zerquetschen einer Zitrone, herausholt.

Dabei streichelt mir mein Hund zart den Oberschenkel und will mir sagen „hab mich lieb“.

Nachdem der Autor es nun in nur wenigen Absätzen geschafft hat, Perspektive, Ort und Zeit, Geschlechter, Personen und Handlungsbezüge gleichermaßen zu tauschen und zu wechseln, bleibt nur noch die Frage: Was bleibt? Und ich hauche Dir mit einem fruchtigen, promillelastigen Atem, „nichts“ in dein Ohr.

In diesem fatalistischen Ausgeburt meines kranken Gehirns prägt sich stets neu ein Muster, dass ich nicht festhalten kann, dass nun mal auch keine Bedeutung hat. Es fließt einfach.

Nennt es Quell für Krankheit, nennt es Quell der Kreativität, nennt es mich, nennt es Mensch, egal wie, es ist. Ich bin.

Ich habe mich z.B. heute Mittag dabei erwischt, dass ich kurz vorm Einschlafen war und im Traum etwas gesagt habe. Da es nur ein recht dünner Schlaf war, geschah etwas Erstaunliches: Ich wachte auf und sprach im Geiste diesen Satz. Ich wurde wacher und wacher und dachte über die Bedeutung oder den Sinn des Satzes nach, nur um wiederum kurz darauf festzustellen, dass er absolut überflüssig und sinnlos gewesen war- und ich noch nichtmal mehr wusste, in welchem Kontext er geäußert wurde!

Dieser bedrohliche, gewiss Angst einflößende, vielleicht auch belanglose Zustand meines Geistes passt gut zu meinem derzeitigen Leben und meinen tieferen inneren Mental-Zustand.

Seit langem kann ich mal wieder stolz und fest behaupten: Ich fühle mich depressiv, bzw. die Depression hat mich wieder.

Was aber ist die Depression und woran erkenne ich sie? Wohlgemerkt, es ist eine leichte Depression- vielleicht auch einfach nur eine Verstärkung meiner natürlichen Grundstimmung des Zögern, Zauderns und Grübelns (anbei: ich habe den Unter-Titel des J.A. Blog geändert, doch dazu evt. später mehr).

Aber dennoch bin ich inzwischen mit meinen über dreißig Jahren – und diverser erlebter „Depressionen“ soweit zu erkennen, dass es eine ist. Ich habe keine Angst mehr davor, denn ich weiß, dass ich schon viele davon- u.a. eine sehr schwere überlebt und überstanden habe. Nein, ich lächle sogar und freue mich, denn es bedeutet, dass Neues kommen wird. Dass sich Altes auflösen und neues beginnen kann.

Depressionen sind Äußerungen des Geistes, alles Bestehende grundsätzlich in Frage zu stellen. Nicht unweigerlich alles, aber doch zumindest geläufige Quellen des Glücks und des Zeitvertreibs. Mein Blog z.B.: Nie zweifelte ich so sehr darüber, wie heute und jetzt. Nie habe ich soviel über den „Sinn des Bloggens“ nachgedacht, wohl wissend, dass es Abschaum, Ekel und Gelächter, vielleicht sogar Sarkasmus, Voyerismus und Sadismus der geneigten, heimlichen Leser, wecken wird. Ich stelle mich dar. Das Blog ist Spiegel meines Selbst und derzeit ist es ein so hässlicher, trauriger Spiegel voller Fragen und ohne Antworten.

Ich stelle mich vor ein Publikum und erkläre, dass ich nichts weiß. Dass ich ein Clown bin, der das Lachen verlernt hat und dem eine Träne aus Salz über das Gesicht kullert. Der über Liebe schreibt, aber doch so oft schon unglücklich verliebt war. Der über Freundschaften schwadroniert, aber keine hat. Der sich immer und immer wieder lächerlich und blöd macht und meint, dahinter auch noch einen Sinn erkennen zu können! Wie arm!

Ich schaue mir meinem Blog an, mein „Kunstwerk“ aus mühsam zusammen gefrickelten Zeilen, meine lose Ansammlung von Papiernestern und Unvollkommmenen und meine, es wäre „mein Werk“. Wie ein unerwachsenes Kind, dass eben einen ersten Strich aus blauer Kreide gezeichnet hat und nun felsenfest das gleiche behauptet.

Ich bin so stolz auf die zwei Euro Werbeeinahmen, dass ich fast einen Orgasmus bekomme und dass ich davon erregt werde. Dass ich in den Spiegel schaue und die große, gesellschaftsprägende Autorin der Nation erkenne. Dass ich mich zart über den Popo streiche und mich an meinen schönen, weiblichen Formen erfreue, mir in meinem langen blonden Haar herumwühle und mich unwiderstehlich finde! Dass ich mit einem freundlichen Lachen durch die Welt gehe und meinem einvernehmenden Wesen auch noch die letzten Zweifler auf meine Seite- die Seite der puren Weiblichkeit- ziehe!

Ohja, davon träume ich und ich träume mir meine Welt so bunt- so schön. Wie sie vielleicht nie war.

Nun- whatever in meiner Seele steht, ich finde es ist die Pflicht einer jeden Autorin, und wenn sie noch so unberühmt, unerfolgreich und geistig arm ist, darüber zu schreiben, was ich gesehen habe, euch gleichermaßen den Spiegel vorhalte, den ich in meinem Geist erkenne, was ich erlebt, gesehen und gefühlt habe.

Damit möchte ich beginnen, doch das wird ein neuer Text!

Also gemach.. 😉

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