Mein Tag

Foto: Ein kleines Schiff auf ruhigem Meer

Heute war mein Tag. Heute hatte ich Zeit für mich. Ich hab mir nichts besonderes vorgenommen- keine Ziele, keine To Do Listen, keine Hektik, keine Termine, keine Einladungen und vor allem kein Stress.

Obwohl, das ist nicht ganz richtig. Ich habe natürlich, so wie immer am Anfang der Woche, eine „To Do Liste“ geschrieben.

Die wurde aber immer länger und länger und schon beim schreiben hab ich mir überlegt, wie ich das wohl alles schaffen soll.
Und wie idiotisch das eigentlich ist, was ich da mache. Mein innerer Ansporn, mein innerer Trainer! Er holte das Handtuch, die Sporttasche und die schweren Schuhe. „Nein danke“ entgegnete ich ihm prompt und schob die Unterlippe trotzig vor. „Meine Muskel tun weh. Hier und da ist die Sehne verspannt. Mental bin ich auch nicht ganz auf der Höhe. Chef, könnten wir vielleicht heute mal einen Tag Pause machen? Bitte, bitte!“. Der Trainer sagte nichts, schaute etwas streng, ließ mich dann aber in Ruhe.

Was für ein Glück!

Ein paar unwichtige Dinge standen auf dieser Liste, dann ein paar alltägliche, die sich sowieso immer wiederholen (Wäsche waschen, einkaufen), ein paar neue Ideen gab es auch. Aber so richtig gereizt hat es mich alles nicht. Der wichtigste Punkt fiel mir beim Schreiben dieser Liste ein und er stach mir so ins Auge, das ich ihn an den Anfang meiner geordneteten Liste copierte und paistete:

Er lautete „Zeit für mich nehmen“.

Also gab es heute keine Termine im Nacken, die dringend erledigt werden mussten. Keine innere Anspannung, kein Druck irgendwas tun zu müssen oder irgendeine Erwartung erfüllen zu wollen. Zugegeben, es fiel mir schwer. Wie neue Schuhe, die noch drücken und sich so neu anfühlen. Es fühlte sich schief an, so aus dem Takt gerissen zu werden. Immerzu drehte ich mich um „ist da wirklich keiner hinter mir? Jemand aus der Welt der Konkurrenz, demgegenüber ich schneller, besser oder leistungsbereiter sein muss? Keiner, der schneller fahren will und mich drängt, sein Tempo aufzunehmen? Niemand, der einen neuen Termin per Email oder Telefon schickt?“ Nein, da war heute keiner. Nur mein eigener Schatten. Und der Neid der ganzen angespannten Welt auf meinen freien Nachmittag.

Der Vormittag war noch etwas gewohnt hektisch, laut und rumpelig- aber spätetestens gegen Mittag gab es einen lauten „pufff“ und die ganze Luft entweichte aus mir. Das schöne Wetter half dabei und tat sein übriges. Sonne pur, nach gefühlten 20 Wochen Regen. Ich tat alles betont langsam, das hilft ungemein bei der inneren Entschleunigung. Langsam gehen, langsam reden, wenig Worte verwenden. Langsam hinsetzen, langsam essen, ab und zu mal nachdenken. Etwas länger auf den Gedanken kauen als sonst.

Zu Essen gab es Kartoffeln mit Schmand.

3 Gedanken zu „Mein Tag“

  1. So schön dein Beitrag. Ich wünsche dir noch viele dieser Entschleunigungstage. (Das ist jetzt ein etwas egoistischer Wunsch, in der Hoffnung, immer anschließend einen Beitrag von dir hier lesen zu können. War ja jetzt eine lange Durststrecke:) )

    Schönes Sommer-Sonnen-Wochenende ☼

  2. Ein guter Beitrag, fordert zum Nachmachen auf!! Warum müssen wir eigentlich immer soviel leisten? Das Leben geht vorbei, was ist wirklich wichtig??
    Danke, daß du wieder mal geschrieben hast!
    Alles Liebe und viel Zeit für dich ganz persönlich!
    Das Foto sagt alles aus…

  3. @Menachem: In der Tat- die freie Zeit hilft dabei, kreative Beiträge zu schreiben. Ohne Leere, keine neuen Einfälle. Wenn der Tag so zugestopft ist, kommt man einfach nicht zum Nachdenken.
    Allerdings war das in den letzten drei Monaten schwer, weil mir überhaupt kein gutes Thema eingefallen war. Zeit hätte ich hin und wieder gehabt. 😉

    @Hanni
    Was ist wichtig, das frage ich mich oft. Ich schreibe gerne für ein paar treue Leser und Leserinnen. 😉 Bei den Fotos kommt evt. noch mehr.

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