Manchmal muss es „Stahl“ sein

Leichtathletik war heute langweilig. Keine heulenden Frauen, vielmehr siegende Souveränität. Deutsche Frauen sind stark und kräftig, nur so lässt es sich erklären, warum wir ganze drei Kandidatinnen im Speerwurf-Finale hatten, die sich allesamt wacker schlugen. Die eine hatte einen schönen Nachnamen: „Stahl“. Das klingt gut, das gefällt mir. Es klingt nach Härte, nach Durchsetzungskraft, nach Zähigkeit. Habt ihr schonmal Stahl gesägt oder gebohrt? Wenn man damit arbeitet, fällt einem erst auf, wie fest er eigentlich ist, wie schwer und wie schnell ein paar Millimeter Dicke den Unterschied ausmachen. Dünnes Blech kann man gerade noch so biegen, aber der Spaß hört dann bald auf. Mit einer Blechschere ein Stahlblech zu schneiden, macht nur dann Spaß, wenn es eine sehr gute Blechschere ist und man ziemlich kräftig mit der Hand „Guten Tag“ schütteln kann! (Das ist wohl auch der Grund, warum man so wenig Frauen auf deutschen Baustellen findet und eher ihre männlichen Kollegen die Arbeit machen sieht)

Auf dem Bau wird viel mit Stahl gemacht. Es ist einfach sehr fest, sehr abriebfest und zäh. Durch den hohen Verarbeitungsaufwand (Energie!) ist er aber auch teurer, als z.B. Holz, das sehr weich ist und auch von Laien verarbeitet werden kann.

Stahlträger sind sehr schwer und schon kleine Abschnitte sind unfassbar schwer zu tragen. Wir hatten einen Rest davon im Schuppen liegen, den wir beide zusammen kaum von der Stelle brachten. Er hatte ca. drei Meter Länge und wurde dann von uns gedrittelt, um ihn so in kleinen, handlichen Stücken zum Altmetall geben zu können.

Man baut die Träger in T oder L-Form, manchmal auch als H. Es reicht, nur die Profile zu nehmen, massiv wäre er viel zu schwer, das Verhältnis zwischen Masse und Tragkraft nicht mehr günstig. Wenn sie ihr Gewicht erstmal auf die Erde drücken, kommt man mit den kleinen Fingern kaum noch darunter. Da hilft nur noch die richtige Technik, die jeglicher Kraft am Ende überlegen ist. Wenn man Stahl mit dem Winkelschleifer „sägt“, sprühen die Funken nach allen Seiten. Die nicht gerade schwache Maschine hat so ihre Müh und Not, den Stahl zu zersägen und ein paar Trennscheiben sollte man immer auf Vorrat haben…

Wenn man weiter denkt, und überlegt, wie dick die Panzerungen von Panzern und militärischem Gerät sind (ca. 55cm Frontpanzerung beim deutschen Vertreter Leopard 2 ) und- wiederum- wie stark dann die Waffen sein müssen, die solchen Stahl am Ende noch zerschlagen können, könnte man zur Pazifistin werden, wenn man nicht schon eine wäre.

„Macht Schwerter zu Pflugscharen!“, stand es schon in der Bibel.. und damit kommen wir zu den Vorteilen guter Handwerksware.

Qualitative Schrauben zum Beispiel, müssen aus Stahl sein (verzinkt). Letztens haben wir einen Haken in die Wand gemacht, um den Draht für den Wein zu befestigen. Dieser Haken sollte dicker sein, damit er in der Lage ist, den Zug des gespannten Drahtes horizontal zu sichern und nicht wieder aus der Wand zu „flutschen“ (was bei schwachen oder zu kurzen Schrauben durchaus passieren könnte).

Dieser Haken, auf der einen Seite mehr eine Öse, hatte ein 8 mm Gewinde und eine Länge von gut zehn Zentimetern. Eigentlich müsste sowas sehr massiv sein. Auf der anderen Seite haben wir Bolzenanker verwendet, das sind spezielle Schrauben, die beim Aufdrehen der Mutter ähnlich wie ein Dübel auffächern und sich dadurch besonders fest im Mauer „verankern“. Naja, auf jeden Fall versuchten wir dieses Ding in Beton zu drehen und nahmen als Verlängerung einen ganz gewöhnlichen Schraubendreher. Dieser hielt natürlich, aber was brach, war das Gewinde der Öse, genau am Ansatz. Mitten durch. Und das Krasse ist: Sowas ist uns schonmal passiert, mangelnde Qualität, gerade bei Schlosser-Artikeln. Wir vermuten, dass anstatt Stahl billigeres Gußeisen oder eine schlechte Legierung verwendet wird. Bei einer nicht kleinen Nuss eines Drehmomentschlüssels war uns ähnliches passiert. Die Hersteller schauen auf den Preis, nicht aber darauf, was die Produkte im Alltag aushalten müssen. Was uns nun zu den aktuellen Preisschlachten der Supermärkte und Großhändler bringen könnte, wir aber lieber auf spätere, politische Artikel verschieben.

Auf jeden Fall scheint der Preis wirklich den Unterschied zu machen. Geiz ist eben nicht immer geil.

Manchmal muss es „Stahl“ sein.

2 Gedanken zu „Manchmal muss es „Stahl“ sein“

  1. Wenn man mal gesehen hat, wie behutsam gute Handwerker mit ihrem Arbeitsgerät umgehen und wie sie es pflegen und schützen, dann weiß man, das gutes Handwerkszeug etwas ganz Besonderes ist.

  2. ja, denke ich auch. Es gibt aber auch viele, die knallen alles in die Ecken und räumen nie auf! Das darf ich dann machen. 😉

    Zudem gibt es immer Streit, wer denn nun die Arbeitsgeräte reinigt, eine blöde Aufgabe, die bei der Hitze natürlich keiner machen will. Aber dafür gibt´s deutsche Frauen, mit dem besonderen Blick fürs Detail. 😉

    lg, Julia

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