Konstruktive und destruktive Menschen

Den destruktiven Menschen erkennt man daran, dass sich sein Hass auf ganz wenige Punkte konzentriert. Er spricht abgehackt, ist grüblerisch und verschlossen und lässt meistens nur eine Meinung zu: Seine eigene.

Schwer verletzt und gekränkt vom Leben, ist er unfähig, in verschiedenen Ebenen zu denken. Persönliche Erfahrungen werden nicht mehr transparent und objektiv betrachtet, sondern haben sich zu einem persönlichen Leitmotiv und einer „fixen Idee“ verfestigt, die nun über allem steht. Das kann z.B. ein Hass gegen eine bestimmte Personengruppe sein (die Jugend, die Linken, die Rechten, die Männer, die Frauen) oder ein Hass auf bestimmte Prinzipien und anderer Menschen (Tolerante Menschen werden als schwach angesehen, Sarkasmus und Sadismus überwiegen im Denken).

Ich denke, es ist kein Zufall, dass man eine schizophrene („wahnhafte“) Erkrankung mit dem Symptom der offenen Aggression und des Hasses gegen Menschen im Allgemeinen verbinden kann. Nicht zu unrecht werden übertrieben kritiksüchtige Menschen auch als „krank“ bezeichnet. Wo andere Menschen aufbauen und eine Lösung suchen, kann ein derartig erkrankter Mensch die Ganzheit nicht mehr sehen.

Je weniger geistige Flexibilität ein Mensch besitzt, desto intoleranter wird er anderen gegenüber. Das Hauptproblem ist aber nicht die fehlende Empathie zu anderen Menschen, sondern die mangelnde Empathie sich selbst gegenüber. Eine Depression kann ein Symptom für eine solche Erkrankung sein, denn die Depression verengt die Sicht auf die Welt in einer sehr drastischen Weise (der Blick „verengt“ sich).

Destruktive Menschen sind in ihrem Leben wahrscheinlich so oft und so tief verletzt worden, dass sie den Glauben und vor allem die Liebe an sich selbst verloren haben. Die Kindheit ist hier der Nährboden, aber auch später kann der Mensch zahlreiche Traumen erleben, die zum Teil seiner Biografie werden und sich in seiner Seele „festbrennen“.

Wie Erich Fromm in seinem Buch „Die Kunst des Liebens“ schreibt, kann ein Mensch nur andere lieben, wenn er sich selbst lieben kann. Selbstliebe/ Selbstachtung und Narzissmus (also übersteigerte Selbstliebe, die letztendlich nichts liebt) sind voneinander zu trennen.

Destruktive Menschen sind für die Gesellschaft höchst gefährlich und es wichtig, dass man frühzeitig lernt, solche Menschen zu erkennen und richtig mit ihnen umzugehen. Ich würde vom Gefühl her sogar sagen, dass es ein verbreitetes Phänomen ist, da unsere Gesellschaft psychologisch gesehen nicht besonders gesund ist. Es ist also kein Wunder, über destruktive Menschen zu stolpern, sondern eher an der Tagesordnung. Die Gesellschaftsstruktur mit ihrer einseitigen Betonung des Konkurrenzdenkens und der materiellen Dinge ist eine Hauptursache und der Rückgang jeglicher geistiger Werte, wie sie z.B. von den Religionen praktiziert werden.

Mitgefühl ist aber eines der besten Ratgeber – wenn man destruktive Menschen verurteilt u. straft, vergrößert man ihr Leiden nur zusätzlich. Durch ihre negative Art verweigern sich destruktive Menschen gerne die Liebe von anderen, sie verhalten sich eben nicht „gesellschaftskonform“ sondern werden zu Rebellen, Aussteigern und lieben es, andere gegen sich aufzubringen. Die negative Rückmeldung und Zuwendung durch andere ist dann das einzige, was ihnen in ihrer Verzweiflung geblieben ist. Ein Jugendlicher, der zum Alkohol greift, kann so ein Warnzeichen sein – aber auch Gewalt und Extremismus in allen möglichen, weiteren Formen.

Übertriebene Kritiksucht kann ein Zeichen sein, aber auch die Unfähigkeit, nette Worte zu äußern oder die Dinge locker zu sehen. Offen gezeigter Neid und unterdrückte Zerstörungswut kann ein sehr verräterisches Symptom sein. Anstatt sich mit anderen zu freuen und sie in ihrem Tun zu bestärken, bezieht sich der destruktive Mensch nur auf sich selbst und redet alle schlecht, die nicht so verbohrt denken, wie er selbst.

Der konstruktive Mensch ist das genaue Gegenteil: Er redet viel und gerne und hat Spaß daran, die Dinge aus den unterschiedlichsten Positionen zu betrachten. Politische Meinungen und Ansichten sind für ihn keine Endstation, sondern Teil der universellen Menschheitsmeinung. Durch aktive und gelebte Toleranz ist er in der Lage, alle Menschen zu lieben und auch gleich zu behandeln. Er zeichnet sich durch große geistige Flexibilität aus und durch die Übung in Geduld, kann er mit Feinden umgehen, wie mit Freunden.

Wo der destruktive Mensch ein scharf abgegrenztes Schwarz-Weiß malt, kann der konstruktive Mensch auch die Farbzwischenräume, die Verläufe, die Emulsionen, die Verbindungen und die Anziehungskräfte zwischen den Menschen sehen. Sein Denken verbindet, heilt und baut auf- der destruktive Mensch hingegen trennt, zerstört und vernichtet.

Wenn man die Destruktion und die Konstruktion als zwei sich ergänzende Prinzipien bezeichnen würde, dann liegt der Schluss nahe, sie mit einer Harmonie-Philosophie wie z.B. dem Yin und Yang Prinzip zu vergleichen.

Destruktion und Konstruktion ergänzen sich und stützen sich gegenseitig. Wo der allzu offene und tolerante Mensch vielleicht Gefahr läuft, ausgenutzt zu werden, kann der destruktive Mensch eine Hilfe sein, indem er zeigt, wie man sich verteidigt. Und wo der destruktive Mensch sich mal wieder in einen eigenen Ideen verrennt, kann der konstruktive („freundliche“) Mensch ausgleichend und harmonisierend wirken.

Wichtig ist aber, die richtige Mischung von beiden Prinzipien zu haben. Krank wird man immer dann, wenn eine Seite überwiegt, wenn man die eigene Position nicht mehr objektiv sieht und wenn man ungerecht ((oder zu schwach)) gegenüber anderen Menschen wird.

Das ist ein Warnzeichen, wie es so viele im Leben gibt. Leider sind destruktive Menschen in der Gesellschaft oft sehr beliebt und ihr fataler Hang zur Macht und zum übertriebenen Arbeitseifer kann auf andere anziehend und verführerisch wirken. Die heilsamen Worte des Konstruktiven werden als schwach empfunden und gehen in der Lautstärke der machtbetonten Wortführer und in der hektischen Betriebsamkeit des Alltagslebens unter.

Wenn man sich die meisten Führungspersonen im Leben so anschaut, dann sind das oft nicht die Lieben, toleranten, die sich durchgesetzt haben, sondern die kompromisslosen, unfreundlichen, die die „Macht an sich gerissen haben“. Und es ist auch keine Sache, die man mit männlich oder weiblich bezeichnen kann: Der Wille zur Macht und die eigene seelische (In-)Stabilität ist ein geschlechtsübergreifender Vorgang. (( Destruktion u. Hass auf andere mag ein Weg sein, die eigene Identität zu stärken und wirkt vordergründig stabilisierend – ein konstruktiver Mensch steht hingegen mit dem Rücken zur Wand, er ist in einer schwachen Position, aber diese Schwäche wiederum gebiert auf lange Sicht eine nachhaltigere Form der Stärke ))

An der Anzahl der netten Worte u. Rückmeldungen, die man bekommt oder die Macht, die man im Leben erlangt hat, kann man also schlecht messen, ob man ein konstruktiver oder ein destruktiver Mensch ist.

Um das herauszufinden, muss man den Kopf abschalten und auf sein Gefühl hören: Wie hat sich das gerade angefühlt? Habe ich den anderen richtig behandelt? Steht es mir zu, so rechthaberisch und stur zu sein? Was wünsche ich mir eigentlich vom Leben? Warum bin ich so ungerecht? Bin ich glücklich? Praktiziere ich das, was ich rede oder baue ich mir nur eine Fassade auf?

Destruktion ist meistens damit verbunden, dass der Kopf (Yang) über die Gefühle (Yin) dominiert. Um also so ein Ungleichgewicht aufzubrechen, brauchen wir nicht noch mehr Gewalt, noch mehr Kopf, noch mehr Macht- sondern das genaue Gegenteil: Wir müssen loslassen, wir müssen lernen auf unsere Gefühle zu hören und wir dürfen nicht alles so furchtbar ernst nehmen.

Die Macht loslassen, das Materielle loslassen und die Bestätigung durch andere nicht mehr als einziges Ziel im Leben anstreben. So ein verändertes Denken entkrampft vom Druck des Lebens und macht frei.

Letztendlich führt eine derartig angestrebte Harmonie zu einer inneren körperlichen und seelischen Gesundheit, die man nur schwer mit künstlichen Mitteln und Medikamenten erreichen kann.

Wenn wir selbst gesund werden und bleiben, kann die Gesellschaft ebenfalls gesunden. Durch gute Taten sind wir ein besseres Vorbild, als alle strengen und sturen Lehrmeister zusammen, die wir im Leben immer so gehasst haben.

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12 Gedanken zu „Konstruktive und destruktive Menschen“

  1. Ganz konstruktiv gesprochen, schöner Text, hat Spaß gemacht zu lesen. Eine Frage beschäftigt mich in diesem Zusammenhang: Kann man das Destruktive als die wesentliche Qualität unserer Institutionen betrachten? Da es meist nur um Machterhaltung und Disqualifizierung anderer Ansätze geht, liegt die Vermutung nahe! Gruß urb (Hyperbaustelle)

  2. Hallo Urb,

    mein Text über konstruktive und destruktive Menschen habe ich ja absichtlich allgemein gehalten und ich denke auch, dass jeder Mensch grundsätzlich beide Seiten in sich hat. Allerdings wird destruktives Denken den Erhalt und Aufbau von Macht sicherlich begünstigen- vor allem in einer hierarchischen Welt, die entsprechende Rahmenbedingungen bietet. Es geht ja in der Schule schon los: Wird eher die Kooperation und das Miteinander gefördert oder doch eher die Auslese über das Leistungsprinzip und die gegenseitige Konkurrenz? Vor allem die Menschen, die die Macht haben, Rahmenbedingungen zu schaffen, müssen über sowas nachdenken und letztendlich gehören Politiker auch ganz primär dazu.

    So wie es heute aussieht, kann man wohl schon sagen, dass eine hohe Destruktivität (und vor allem ihre neutrale Form Aggressivität) eine gute Vorraussetzung ist, was die Karriere angeht.

    mfg, Julia

  3. Ja, in in großen Teilen empfinde ich das ähnlich wie Du. Allerdings meine ich, dass Dein Gedanke „(…) es ist kein Zufall, dass man eine schizophrene („wahnhafte“) Erkrankung mit dem Symptom der offenen Aggression und des Hasses gegen Menschen im Allgemeinen verbinden kann.“ falsch und unaufrichtig ist. Warum benutzt Du schizophrene Patienten als Stütze für Deine Argumentation? Ist völlig beliebig hergenommen. Medizinisch betrachtet und aus den Augen vieler Betroffener, Angehöriger und Freunde dieser Menschen (insg. sind das ca. 80% der Gesellschaft) bist Du mit Deinem Gedanken hier zumindest sehr alleine. Ggf. beruht Dein Denken hier vielmehr auf einer verkürzten bzw. verarmten Sicht.

  4. Hallo Franz,

    zuerst einmal, sorry, wenn der Text auf dich so gewirkt hat, dass ich jemand als „Stütze für meine Gedanken“ benutzen will, das war ganz sicher nicht meine Absicht. Ich habe den Text eindeutig nicht als Weisheit letzter Schluss gekennzeichnet, so wie die meisten Texte im Blog sind sie dazu gedacht, darüber zu diskutieren, gerne erkläre und erläutere ich meine Gedanken auch noch ein bisschen.

    Es war mein Anliegen, die (philosophischen) Zusammenhänge zwischen Lebens-Einstellung, Krankheit und Krankheitsbildern zu deuten und dabei denke ich durchaus, dass man bestimmte extreme Gefühle wie Hass, Wahn usw. mit Psychosen in Verbindung bringen kann. Wenn sich jemand dauerhaft in negative Gefühle reinsteigert, kann das zu Hass oder Wahn im Verhalten führen, dies wiederum zu anderen Krankheitsbildern. Ob es unbedingt die Schizophrenie sein muss, ist von Mensch zu Mensch verschieden.

    Ich habe etwas recherchiert und dabei festgestellt, dass die Schizophrenie selbst eine umstrittene Krankheit ist, was wohl daran liegt, dass der Formenkreis und die Symptome so unterschiedlich sind Link

    In diesem Text geht hervor, dass Gefühle aller möglichen Art daran beteiligt sein können.

    In der Öffentlichkeit bekannter sind vielleicht Amokläufer, deren Wahn und Hass auf andere auch gerne mit „schizophren“ bezeichnet wird Link – es aber nur darauf zu reduzieren wäre zu einfach und eher ein Fall für die Boulevard-Presse und die (bequeme) öffentliche Meinung.

    Ich selbst sehe die psychische Gesundheit eines Menschen als inneres Gleichgewicht an, und wenn dieses Gleichgewicht zulasten der Destruktivität gestört ist, wird der Mensch eben krank, dann kippt seine Seele um (dies passt wiederum zum Vulnerabilitäts-Streß-Modell, dass es in der Schizophrenie gibt, siehe Wikipedia). In den medizinischen Erklärungen geht man meistens recht lineare Wege, sucht Vererbungen, gibt Medikamente, usw. aber ich möchte durch meine Gedanken ganz ausdrücklich auch erklären, wie ein ganzheitlicher Ansatz aussehen könnte, der alles in Verbindung bringt.

    Viel allgemeiner halten kann und will ich es aber nicht, da solche Krankheiten immer etwas ganz persönliches und somit auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Sicherlich wird es auch Schizophrene geben, die komplett ohne Hass und negative Gefühle auskommen. Oder solche Leute sind dann eher als „Borderliner“ oder mit anderen Begriffen einzustufen, die immer etwas oberflächlich und somit auch schwammig sind, leider.

    mfg, Julia

  5. Na, das mit dem Hass wird eher Borderlinern zugeschrieben, dass es in ihnen brodelt und so. Denn Borderline entsteht häufig aufgrund eines Trauma.

    Was die Schizophrenie betrifft, hör‘ da nicht auf irgendwelche Massenmedien wie den Focus. Und die Wikipedia ist auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss.
    Mit Schizophrenie wird viel Gewalt verbunden, eben weil in den Medien immer die wenigen sehr gewalttätigen Schizophrenen sensationell dargestellt werden. Stimmen zu hören ist nicht automatisch mit Hass und Gewalt gegen andere verbunden.
    Diese Psychosen sind bis heute noch wenig erforscht, auch wenn die Pharmazie sehr weit gekommen ist, mittlerweile.
    Und was der Volksmund draus macht? Schizophren ist ja in den Volksmund übergegangen, wenn etwas als gespalten dargestellt werden soll. Das gilt aber für eine Menge der Persönlichkeitsstörungen. Das ist viel zu diffus.

    Schlussendlich: Der Psychiatrie-Verlag hat dazu gute Bücher. Weit bessere als irgendwelches Internet-Gesäusel.

  6. @ Violine:

    Für mich zählt die Gesamtheit. Die Bücher, das Internet, Schilderungen von anderen und persönliche Erfahrungen, Gefühle und Meinungen. Den Begriff „Internet-Gesäusel“ empfinde ich als abwertend und kann ihn so nicht stehenlassen. Dann würde man allen Menschen unrecht tun, die sich Mühe geben, das Internet mit Qualität, Text und Leben zu befüllen und davon gibt es Millionen- mehr als sog. „Experten“, die letztendlich ja auch nur Nischen-Experten sind und die Welt wiederum aus einem bestimmten Blickwinkel, ihren eigenen, sehen. Und es gibt auch eine Menge schlechter Psychologie-Bücher.

    Ich finde es ist sehr wichtig, dass man sich gerade wegen der Komplexität der Materie (was heißt schon „Schizophrenie“, was heißt schon „Borderline“ ?) sehr auf das eigene Gefühl & Gewissen verlassen muss. Wenn man da nichts stehen hat, dann helfen einem die ganzen Texte auch nicht weiter. Was nützt die schnöde Info, wenn man sie nicht in Einklang mit dem Leben bringen kann?

    Mein Gefühl, Gewissen, usw. sagt mir einfach, dass Hass schlechter als Liebe ist und es liegt auf der Hand, dass solche negativen Gefühle auch Konsequenzen in der Psyche haben. Wie genau, ist eine andere Frage, mir ging es aber mehr um die Deutung und Bewertung bestimmter Lebenseinstellungen, nicht um Stigmatisierung von Kranken. Der Grad ist zwar sehr klein, aber diese innere Bewertung braucht man, um ausreichend konsequent zu sein.

    Der Buddhismus liefert hier auch zahlreiche Ansätze in der Richtung, über die ich immer mal wieder geschrieben habe.

    Widersprechen möchte ich dir auch bei der Wikipedia, das ist für mich eine der besten Nachschlagequellen überhaupt, gerade weil sie versucht, sehr neutral und sachlich zu sein. So was vermisse ich bei anderen Quellen oft.

    Die Schattenseite am Lexikon ist, dass ihr bei psychischen Krankheiten oft der emotionale Bezug fehlt, das nicht-sachliche, das zwischen den Zeilen steht, sowas wird rigoros gelöscht. Und letztendlich ist ja auch alles, was man nicht wirklich beweisen oder reproduzieren kann, auch nicht ausreichend wissenschaftlich.

    Was nicht heißt, dass es gar keine Bedeutung hat! Die „psychischen Krankheiten“ sind oft sehr literarisch oder nur mit Kunst und Deutung zu entschlüsseln (die Sprache des Unbewussten). Ich finde, eine gemischte Heransgehensweise ganz gut und dass man sich immer die Möglichkeit offen lässt, neue und ungewohnte Dinge in sein Denken zu lassen. Dann ist der denkende und fühlende Geist wie ein Rohstoff, den man in jede mögliche Richtung formen kann- nicht ohne das „logische“ Fundament aus den Augen zu verlieren.

    Mit freundlichen Grüßen, Julia

  7. „Internet-Gesäusel“ meine ich tatsächlich so abwertend, besonders in medizinischen Fragen. Mittlerweile ist es so, dass man bei medizinischen Fragen besser nicht googelt, sondern sich besser zum Arzt des Vertrauens begibt, so unhaltbar bzw. sehr spezifisch/speziell ist das, was da an Erfahrungen etc. drin steht. Irreführend und nicht zielführend.
    Eine Freundin von mir hat mal irgendein Medikament oder was ausprobiert. Leider stand im Internet die falsche toxische Menge. Die Grenze zur Toxizität (v.a. die tödliche Menge) war auf der Internetseite viel höher angesetzt, als sie tatsächlich ist. Und so sie hatte die letale Menge eingenommen, was sie nicht wusste. Hatte dann das Theater mit dem Krankenhauspsychologen, der ihr nicht glauben wollte, dass sie nur ausprobiert hat und weit entfernt von der Absicht war, sich umzubringen.
    Wir haben das dieses Jahr schon im Freundeskreis diskutiert, deswegen weiss ich das jetzt.

    Klar ist Hass schlechter als Liebe, aber was wird als Liebe definiert? Das ist auch schon die Frage.
    Und vom Hassen ist man noch lange nicht psychisch krank. Das sind ganz andere Dimensionen.
    Im Grunde kommt es darauf an, wie die einzelnen Dinge ausgelebt werden.
    Also, ich hasse meine Eltern nicht und sie mich auch nicht, aber trotzdem bin ich psychisch krank geworden. Und so geht es vielen. Den meisten psychisch Kranken.
    Vielleicht wird man ja auch eher Politiker, wenn man hasst? Wenn man das aktuelle Sparpaket anguckt, kann man durchaus der Meinung sein.

    In der Wikipedia steht zwar viel drin, aber allgemein wird immer geraten, etwas Abstand zu ihr zu wahren und wenn man etwas liest, dann die Diskussion dazu beachten.

  8. @ Violine: Da muss man natürlich aufpassen. Seriöse Web-Seiten geben dann einen Hinweis darauf, nicht nachmachen oder ähnliches. Bei Gesundheitsfragen ist Vorsicht immer anzuraten und ein gelernter Experte bei ernsthaften Fragen nicht zu ersetzen. Mir fällt aber auf, dass sich gerade junge Menschen bei seelischen Probleme gerne in das Internet wagen, quasi um erste Erfahrungen zu sammeln und vielleicht auch, um Vertrauen zu anderen aufzubauen (man wird nicht nur abgelehnt, sondern bekommt auch Bestätigung und Rückmeldung).

    Zu deiner psychischen Krankheit fehlt mir noch das nötige Hintergrundwissen. Vielleicht sollten wir das aber lieber per Mail besprechen.

    Es grüßt dich,
    Julia

  9. ps: Das Thema Hass ist sehr vielfältig. Natürlich wird man von einem Gefühl alleine nicht krank.

    Aber wenn bestimmte Gefühle wie Hass dauerhaft vorliegen, entsteht alleine dadurch schon eine extrem negative Energie, die wiederum alle Beteiligten belastet und auch zu Krankheiten, Neurosen und ähnliches führen kann. Da der Hass und auch die offen geäußerte Aggression in unserer Gesellschaft weitgehend tabu sind, ist es – meiner Meinung nach- kein Wunder, dass sie eher indirekt und somit auch unbewusst wirken.

    Ich sehe Hass und den Hass gegen sich selbst (die Depression) als natürliche Symptome an, ähnlich wie den Schmerz, wenn man sich ein Bein gebrochen hat.

    Es gibt aber auch eine paranoide (vielleicht schizophrene, „gespaltene“) Form von Hass, die sich absichtlich und in sadistischer Form gegen andere wendet und wie sie viele Diktatoren gehabt haben und haben.

    Generell ein vielfältiges Thema, bei dem sehr genau hinschauen muss und kaum soviele Worte finden kann, wie man bräuchte.

  10. Julia, nicht nur ich bin ohne Hass. Ich bin ohnehin nicht gerade repräsentativ, weil ich nie in einer Klinik war.
    Aber ich kenne SEHR viele psychisch Kranke – das ist hier ein Netzwerk – die z.T. sehr lange bzw. immer wieder in einer Klinik waren, die keinen Hass in sich tragen. Glaub‘ mir, Julia, das Konstrukt Hass taugt nicht. Da sind Leute dabei, die in betreutem Wohnen wohnen, Leute, die in Rente sind wegen ihrer Behinderung, Leute, die in die Werkstatt gehen wegen ihrer Behinderung. Aber sie alle haben keinen Hass.

  11. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass wir völlig aneinander vorbeireden.

    Vielleicht sind diese Menschen Opfer von Hass? Und was ist mit den negativen Gefühlen gegen sich selbst, z.B. bei der Depression? Das ist ein Gefühl, dass man nicht wirklich wahrnimmt, aber doch ist es da.

    Ich finde es einfach zu leicht, diesen Faktor herauszurechnen. Er gehört zum Menschen dazu, wie Liebe, usw. alles andere auch. Extreme Gefühle.

    Aber ich möchte darüber nicht weiter diskutieren ,weil es zu weit führt und wir uns nur missverstehen.

    Der Thread wird geschlossen.

    Wenn du noch Fragen hast, per Mail.

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