Jahresrückblick 2010

länger geworden als geplant

Hoppla, jetzt hab ich ihn glatt vergessen, den Jahresrückblick.

„Zwischen den Jahren“ ist doch eigentlich eine gute Zeit, mal inne zu halten und sich neue Ziele und Pläne für das neue Jahr auszudenken.

Ich finde das eigentlich sehr gut und interessant und lese sowas auch immer furchtbar gerne bei anderen (befriedigt meine natürliche Neugierde), aber selbst sowas zu schreiben, erscheint mir oft zu anstrengend oder wenig zielführend. Gute Vorsätze, beispielsweise sind doch bekannt dafür, dass sie nicht sehr lange halten.

Und dass, was wirklich wichtig im Leben ist (Gedanken über das Privatleben oder persönliches Verhalten) ist wiederum etwas zu privat, als dass ich es alles bloggen möchte. Abnehmen müsste ich -ja freilich-, mit dem Rauchen habe ich indes schon lange aufgehört. Vielleicht mehr Sport treiben (noch mehr?) weniger vorm Computer sitzen (och!) und sich nicht mehr soviel mit anderen vergleichen (wichtig!).

Wo fange ich also an und was ist für das Blog und euch Leserinnen und Leser interessant?

Ja, mein Blog, meine Freunde, die sozialen Netzwerke- das wäre ein guter Ausgangspunkt. Dieses Jahr war kein besonders „erfolgreiches“ Blogjahr und auch meine anderen Schreibprojekte habe ich meistens anderen Zielen untergeordnet. Ich schreibe, also bin ich.. und das Schreiben ist mir zu wichtig, als es einfach aufgeben zu können. Wenn ich blogge, habe ich das Gefühl, dass das auch andere Leute lesen können und ich die vielleicht indirekt beeinflusse, so wie sie mich beeinflussen. Irgendwie motiviert das dann immer mehr, als wenn ich nur im Tagebuch schreibe (was ich dieses Jahr natürlich auch wieder sehr intensiv gemacht habe und dadurch im Grunde jeder Tag, jede Gefühlsregung und jeder Eindruck, Link und sonstiger Gedanke offline protokolliert ist).

Das hat mich dazu gebracht, mal über meine Backup-Lösungen näher nachzudenken und es hat mich auch davon abgehalten, meiner partiellen Blogmüdigkeit nachzugeben und das Ding ganz zu schließen. Größter Ärger in dieser Richtung war sicherlich der JMStV.. und ich bin heilfroh, dass hier die Politik nochmal Einsicht gezeigt hat.

Bei den Schreibmotiven haben sich unterschiedliche Themen herauskristalliert, größter Aufreger und kontroverste Diskussion gab es bei den Themen zur Gleichberechtigung. Ich finde es verständlich, dass sie so heiß diskutiert werden, aber dennoch hat sich bei immer das Gefühl aufgedrängt, dass ich mich bei all den Standpunkten nicht wirklich finden kann und dass die Diskussion nie in die Richtung gelaufen ist, die ich mir gewünscht hätte. Ich überlege also ernsthaft, ob es ein gutes Thema für das Blog ist, denn eine zu intensive Diskussion hält mich davon ab, bei der Wahrheit und meiner eigenen Meinung zu bleiben. Überdies verwundert es mich sehr, warum die Mann/Frau und Gleichberechtigungsthemen soviele Emotionen aufwühlen? Woran liegt das? Auch bei der Suche nach passenden Blogs habe ich sehr viele extreme Positionen und Meinungen gefunden und kaum vermittelndes, moderates.

Was den Hang in der Gesellschaft angeht, so habe ich eher das Gefühl, dass in diesem Bereich die konservativen Einstellungen überwiegen und man mit allen Mitteln versucht, das traditionelle Frauenbild wieder höher zu setzen und damit eine Universalantwort auf alle sozialen und gesellschaftlichen Probleme (Stichwort Überalterung, Bevölkerungsschwund, etc.) zu finden.

Aber das ist sehr einseitig und mal wieder sucht man die Schuld nur bei den Frauen! Man wird so eine wichtige Entwicklung wie das Unabhängigkeitsbestreben und die Karrierewünsche von Frauen nicht einfach umdrehen können. Stattdessen sollte man lernen zu akzeptieren, dass für moderne Frauen beides wichtig ist: Kinder und Karriere. Und dass für eine gute feministische Diskussion unweigerlich auch die Männer gehören. Interessant war daher, dass sich auf meine Gender-Themen fast ausschließlich Männer gemeldet haben und das Thema für viele Frauen an sich nicht diskussionswürdig ist. (Vermutung)

Bevor ich aber wieder zu sehr in die Sache einsteige, überlege ich, was noch wichtig in diesem Jahr war.. meine politische Einstellung, z.B. Nicht immer bin ich mir sicher, was ich bin oder sein möchte. Ein gesundes Mittelding ohne feste Lieblingspartei oder Richtung erscheint mir da am sinnvollsten. Wenn man schon die schwere Bürde des politischen Bloggens auf sich lädt, sollte man sich früher oder später für eine Richtung entscheiden, ansonsten wird man unglaubwürdig und kann auch keine „Zielgruppen“ hinter sich sammeln.

Ich teile am ehesten die Meinungen der Grünen.. . aber nicht in allen Dingen. Die Aufregung um Stuttgart 21 fand ich z.B. überzogen und bei der Atomkraft machen sie derzeit nicht viel mehr als blindlings und pubertär „dagegen“ zu halten. Ich bin der Meinung, dass es in der Welt sehr ungerecht zugeht und auch über den Kapitalismus habe ich mir viele Gedanken gemacht. Daher halte ich den moralischen (inneren) Widerstand gegen Macht- und Lobbygruppen wie die große Industrie, Banken, etc. durchaus für legitim und wichtig. Und auch sollte der Mensch sich nich zu sehr von den „Gesetzen“ und den Auswüchsen des Systems abschrecken lassen und viel mehr darüber nachdenken, was persönliche Freiheit bedeutet und wie man sie erreichen kann.

Wichtigstes und einflussreichstes Buch waren für mich in diesem Jahr alle Titel von Erich Fromm, vor allem „Wege aus einer kranken Gesellschaft“, das meine eigene Meinung sehr tief beeinflusst hat. In vielen Blogartikeln habe ich seine Gedanken und Thesen auch mit meinen eigenen verwobenen, z.B. mit dem Stichwort „Entfremdung“ oder auch Vereinzelung des Menschen. Dass der moderne Mensch ein massenkompatibler Massenmensch ist, der auf Konsum und Beeinflussbarkeit dressiert wird, habe ich z.B. in dem Special zur Werbung formuliert, das ja dann auch rege diskutiert wurde.

Aber auch die Obrigkeitsgläubigkeit und die angepasste Mentalität der Deutschen waren für mich wichtige Themen. Durch den Psychologen Peter Lauster habe ich erfahren, wie wichtig die eigene Freiheit, die eigene Meinung ist und dass es im Grunde niemand außer sich selbst geben kann, der auf die Suche nach der Wahrheit gehen kann und dass im Urteil der anderen nie 100 Prozent des eigenen Lebens zu finden sind.

So ist vielleicht auch zu erklären, warum ich mir dieses Jahr wenig Mühe gemacht habe, neue Leser zu „akquirieren“ und mir die Besucherzahlen immer unwichtiger wurden.

Das Blog steht mit persönlichen Intention einfach außerhalb jeglicher Marketing-und Wirtschaftstätigkeit und jeder Versuch, die raumgreifenden Wünsche des freien Geistes in ein festes Korsett von „Regeln“ zu zwängen, sind mal wieder gescheitert. Diese Erkenntnis habe ich schon lang, aber sie hat sich in diesem Jahr nochmal weiter verstärkt.

Auf der einen Seite macht mich das traurig, weil ich zwischen mir und den anderen oft so eine Barriere sehe und wenn ich wirklich frei von allem bin, dann sollte es mir doch wesentlich leichter fallen, zu kommunizieren und auf andere zuzugehen? Ohne festes Ziel, ohne Erwartungen und sonstige Absichten wird es aber sogar schwieriger. Dieses Rätsel und diese Parodoxie konnte ich bis heute nicht lösen. Je mehr ich über alles nachdenke, desto freier werde ich von anderen, aber manchmal auch „allein gestellter“. Auf dem hohen Berg des Philosophen weht eben nur ein dünner Wind.

Ich erkläre mir das so, dass ich noch einfach sehr auf der Suche bin und in vielen Dingen noch viel unsicherer und flexibler, als ich das zugeben möchte. Das führt dazu, dass mich Meinungen von anderen doch viel stärker prägen und beeinflussen, als ich das für mich akzeptieren kann. „Eine eigene Meinung“ zu haben steht hoch im Kurs, auch bei mir. Aber es sollte nicht zu einer Spaltung oder gar Entfremdung, nicht zur Arroganz und auch nicht zum Scheuklappendenken führen.

Wenn es einen guten Vorsatz für mich gibt, dann ist es, an diesem Punkt noch mehr zu arbeiten.

Umso mehr freut es mich, dass die „Offline-Kommunikation“ bzw. die „private Kommunikation“ dieses Jahr eine erfreuliche Wendung genommen hat und ich eine neue, gute Brieffreundin gewonnen habe mit der ich mich sehr intensiv austauschen konnte. Das hat mir gezeigt, dass das Blog zwar eine kleine, hübsch sichtbare Hülle von mir für alle ist, aber dass es dahinter, vor allem auch im Denken und Fühlen der anderen noch vielmehr Tiefen und Geheimnisse gibt, als dass man sie sich je ausmalen konnte. Ich habe es genossen, mich nur auf einen Menschen zu konzentrieren und das Briefe schreiben wurde zu einer neuen, mich prägenden und leidenschaftlichen Erfahrung.

Ja, ich denke ganz ohne Stolz, dass ich eine gute Briefschreiberin sein kann, aber nur, wenn ich den passenden Gegenüber habe und so jemand zu finden, ist trotz der Milliarden Erdenbürger noch immer etwas besonderes. Daher, danke liebe Brieffreundin, dass du dir soviel Zeit genommen hast und immer so geduldig warst.

Zu den privaten Dingen: Wie angekündigt, werde ich hierüber nicht soviel schreiben.

Die Hausprojekte und Renovierungen sind gut vorangeschritten und wir haben nun keinen großen Ärger mehr damit. Sicherlich gibt es noch ein paar Räumlichkeiten, die noch nicht unseren Erwartungen entsprechen, aber es ist keine große Sache und wir haben uns an die Baumarktgänge und andere Unannehmlichkeiten so sehr gewöhnt, dass es nicht mehr erwähnenswert ist.

Ja, dieses Jahr war das erste Jahr in dem wirklich so etwas wie eine gesunde Normalität eingetreten ist und ich genieße die Freiheit, es niemand mehr beweisen zu müssen und auch mal für eine Stunde des Tages einfach „zufrieden“ zu sein.

Ich hoffe nun, liebe Leserinnen und Leser, dass euer Jahr 2010 auch gut gelaufen ist und ihr mit dem neuen Jahr 2011 viel Erfolg und Glück haben werdet!

Und hier nochmal eine Zusammenfassung:

Persönliche Highlights und sonstige Extreme des Jahres 2010

  • Einflussreichstes Psychologie-Buch: „Wege aus einer kranken Gesellschaft“ von Erich Fromm
  • Bester historischer Roman (hab nicht viele gelesen..) Der schwarze Pfeil von Stevenson
  • Bestes Hörbuch: Vom gleichen Autor: Dr Jekyll und Mr Hyde
  • Erfrischendste Online-Erfahrung: Audible.de (da gibt es das obige Hörbuch für Neukunden gratis, mal googeln)
  • Bester Krimi: Die Chemie des Todes von Simon Beckett (wirklich sehr sehr gruselig!)
  • Bestes Geschlechterbuch: Das Geschlechter-Paradox von Susan Pinker (ich mag ihren biologistischen Ansatz , da er meinem Denken mehr entspricht, als die normativ-ideologischen Vorverurteilungen, die in diesem Gebiet sonst so verbreitet sind)
  • Bester Film und bestes MP3-Album: Berlin Calling mit Paul Kalkbrenner
  • Größtes Ärgernis: Das Sarrazin-Buch, die Geschlechterdebatte, engstirnige Maskulisten, Generelle Intoleranz, Gegenseitiges Anschweigen
  • Schönste persönliche Erfahrung: meinem zweijährigen Neffen ein Bilderbuch vorzulesen
  • Größtes Angsterlebnis: Auf einer verschneiten und komplett zugeeisten Autobahn nach Kaiserslautern zu fahren (als Beifahrerin!!)
  • das teuerste Konsumerlebnis: der neue Fernseher
  • die schönste Reise: Nach Hamburg und Düsseldorf mit dem ICE
  • maximale Schneedecke in unserer Region: 30 cm
  • Sport des Jahres: Radfahren
  • Meist gespieltes PC-Game: Mass Effect 2 (Science-Fiction) und die Total War – Reihe (Strategie mit historischen Anleihen)
  • Lieblingswebseite: alle Nachrichten-Seiten und Blogs
  • Bestes Blog: Alle persönlichen und philophischen, schaut mal in meiner Blogroll!
  • Lieblingsgetränk (Neuzugänge) : Kakao, heiß, gerührt, nicht geschüttelt (gibt Flecken)
  • Lieblingsessen, fertig: Mikrowellenpommes
  • Lieblingsessen, selbst zubereitet: Raclette, Pizza
  • Lieblingskleidungsstück: Das kleine Schwarze..
  • Lustigstes Kleidungsstück: Die Nikolaus-Mütze
  • Wichtigstes Kleidungstück: Handschuhe, Mütze (saisonal bedingt)
  • Lieblingshausarbeit: Aufräumen, Spülmaschine einräumen
  • Hass-Hausarbeit: Klo und Waschbecken putzen (Die- Flecken- sind -aber-nicht- von- mir)
  • Größte Motivations-Überwindungshürde (online): Twitter
  • Größtes fertiggestelltes Renovierungsprojekt: Garage gestrichen (in gelb)
  • … to be continued….

11 Gedanken zu „Jahresrückblick 2010“

  1. Ich überlege und überlege und komm einfach nicht drauf, welches dein Lieblingskaufhaus deines Vertrauens ist? Als alter L`autrer beschäftigt mich die Frage rund um die Uhr 🙂

    Dir und deinem blog alles Gute im neuen Jahr 2011.

  2. ach Menachem, jetzt sag nicht, du hast mal in Kaiserslautern gewohnt? So klein ist die Welt.. 😉 Wie lange denn?

    Wir fahren nicht so oft dahin (sind noch eher an Mannheim gewöhnt), es sind zudem ca. 30 Minuten Fahrt.., aber wenn.. dann kann ich das große Möbelgeschäft direkt an der Autobahn sehr empfehlen. Da kann man den ganzen Tag verbringen und von Sofa zu Sofa hüpfen, in der Kantine essen, etc. macht sehr viel Spaß und ist ein echter Wintertipp. In der Innenstadt von KL sind wir allerdings seltener.

    viele Grüße und auch ein schönes neues Jahr,
    wünscht
    Julia

  3. Früher war dieses Areal mal amerikanisches Militär und aus diesem Möbelhaus habe ich heute noch 2 schöne Ohrenbackensessel. Von 1978 bis 2000 habe ich ganz in der Nähe gewohnt, doch Mannheim bleibt für den Einkaufsbummel das Highlight im weiten Umkreis.
    Bald soll es ja aber wieder wärmer werden, und dann gehören so greuliche Schneefahrten nur noch den Erinnerungen 🙂

  4. hoffentlich früher als später (dass der Winter vorbei ist)…

    1978-2000: Aber dann hast du ja richtig lange in KL gewohnt!

    Und, vermisst du sie manchmal, die alte Heimat? Ist es überhaupt Deine Heimat? Sorry, dass ich so neugierig bin, aber Pfälzer sind sehr offen und direkt, wie du vielleicht noch in Erinnerung hast. 😉

  5. Ich musste gerade über dein „sorry, neugier“ nachdenken, Julia, und habe mich gefragt, ob sich in Neugier nicht das Interesse für einen Menschen ausdrückt? Ich finde „ja“, und so empfinde ich deine Neugier als etwas sehr schönes.

    Wenn du nach Heimat fragst, öffnest du aber eine noch bisher verschlossene bottle in mir. Nein, ich vermisse weder Kaiserslautern, noch die Stadt meiner Jugend, Neuwied, noch das meiner Geburt, Israel. Ich freue mich aber immer sehr, wenn ich in diesen Städten Freunde aus dem jeweiligen Lebensabschnitt wiedersehe. Manchmal gehe ich die Frage an, wo eigentlich meine Heimat ist, aber da ich bisher auch nicht in die Nähe einer Antwort gekommen bin, und es mir auch nicht so emens wichtig erscheint, lege ich sie immer wieder „bis zum nächsten mal“ ab.

    Interessanter weise beobachte ich dabei, dass meine Tochter auch eine Weltenbummlerin ist. Ich glaube, eine Antwort werde ich in den Fragen finden, was sich in Kindern wiederholt und ich beobachte dabei, dass es manchmal mehr ist, als mir lieb ist, auch für meine eigene Tochter.
    Aber so sind sie vielleicht, die ungeschriebenen Gesetze des Weltenlaufs.

    Danke, für deine Anregung zu einem kleinen eigenen Exkurs 🙂

  6. danke Menachem, für deine Offenheit. es ist sehr interessant, darüber mehr zu erfahren.

    Ich bin mir auch sicher, dass sich gewisse Dinge vererben oder an die Kinder weitergegeben werden.

    „Heimat“ ist ein sehr dehnbarer Begriff.. sie ist wohl überall da, wo man sich wohlfühlt und gerne bleibt. Ich vermisse Mannheim manchmal als Heimatstadt, obwohl ich nur fünf Jahre dort gelebt habe, aber der Abschied war sehr schmerzlich.

    Ich habe mal in Koblenz gewohnt (nur ein paar Jahre) und kenne Neuwied noch ein bisschen. Das ist eine schöne Gegend. Ansonsten bin ich eher regional verbunden. In Bad Dürkheim geboren, dann ein paar Umzüge, schließlich wieder fast zu Hause gelandet.

    mfg, Julia

  7. Jetzt doch noch eine kleine, persönliche Anekdote, wie sich der Kreis schließt. In Koblenz habe ich von 74 – 78 auf der Karthause BWL an der FH absolviert.
    Und unweit vom Faß kamen sie am Wochenende von der Sonnenberg und trafen sich dort in der Zwitscherstube. Ich weiß nicht, ob dir das noch ein Begriff ist. Im Keller der Gastwirtschaft haben wir im September immer LIVE gespielt, und wenn die geckigen Weiber der Kegelclubs dort ihre Jahresfahrten hin machten, wurde es fast schon immer wieder hell draußen, bis sich alle genügend ausgetobt hatten.

    Doch, wie du schon schreibst, ja, Mannheim hat was. Mein Enkel hat dort vor etwas über 2 Jahren das Licht der Welt erblickt.
    „Heimat“ und „zu Hause“ drückt vielleicht wirklich mehr „wohlfühlen“ als „örtlichkeit“ aus.

    mfg, Menachem

  8. Ich möchte Dir Deinen persönlichen Jahresrückblick nicht übermäßig verschandeln, deshalb nur einen kleinen Hinweis: biologisch, nicht biologistisch, sonst haut Dich Antje Schrupp und Christian muß weinen.

    Ansonsten schulde ich Dir noch eine Antwort im Werbungs-Thread. Ich habe es nicht vergessen, schreibe nur gerade an etwas.

    LG, LL

    PS: Frohes Neues!

  9. @LL: Dir auch ein frohes Neues Jahr!

    Ich weiß nicht, wie definiert man denn den Unterschied zwischen biologisch und biologistisch? Ich habe die Worte nicht nachgeschaut, sondern mehr das „Gefühl“ gehabt, dass biologistisch besser passt. Kann mich aber auch geirrt haben!

    An was schreibst du denn?

    mit neugierigen Grüßen,
    Julia

  10. ps: Hier in Wikipedia steht hauptsächlich, dass der Begriff negativ besetzt ist, mir wird aber nicht genau klar, warum. http://de.wikipedia.org/wiki/Biologismus

    Klar, kann man damit Schindluder betreiben, aber der ursprüngliche Gedanke des Biologismus ist doch eigentlich gut.

    Grundsätzlich (denke ich) kann man schon einen Zusammenhang zwischen Biologie und Gesellschaft/ Psychologie und Politik ziehen. Oder sich zumindest mal erklären, warum es soviel geschlechtsabhängige Verhaltensunterschiede gibt. Die sind nicht alle über die „Erziehung“ entstanden. Das ist nämlich genauso eine Lüge..

    Es kommt halt sehr darauf an, wie: Ob man das ganze als wissenschaftlichen Erklärungsversuch macht oder dogmatisch (Beispiel : „alle Frauen sind dumm und daher müssen sie an den Herd“).

    oder („weil es bei Frauen bestimmte Verhaltenspräferenzen gibt, führt das indirekt zu anderen Entscheidungen, was die Berufswahl oder Berufsart angeht“ (Teilzeit..flexible Arbeitszeiten > weniger Einkommen, etc.)

    Bei meinem erwähnten Buch geht die Autorin sehr genau auf die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern ein, hauptsächlich anhand von Fallstudien und Quellennachweisen anderer Autoren, daher finde ich es sehr gut und lesenswert.

    Ihre Deutungen und Schlussfolgerungen sind aber (was die politische Ebene betrifft) meist sehr wage. Sie stellt einfach nüchtern die Unterschiede fest. Von daher würde „biologisch“ tatsächlich besser passen.

    Vielleicht sollte ich darüber noch mehr zitieren/ rezensieren, aber mir fehlt noch das letzte Drittel vom Buch.

  11. So, wie ich es verstanden habe, versucht(e) der Biologismus zum einen, alle Unterschiede ausschließlich durch Biologie zu erklären (nature vs. nurture vs. nature and nurture), und zum anderen ist er wohl nicht rein deskriptiv, sondern auch präskriptiv oder normativ eingesetzt worden, was dann so solchen Ansichten führt(e) wie „Der physiologische Schwachsinn des Weibes führt dazu, daß es in keinem Fall an einer Hochschule studieren kann“ oder „Die Mutter hat das Kind im Leib getragen und deshalb muß es bei einer Trennung auf jeden Fall bei ihr bleiben“.
    Das ist jedenfalls der Vorwurf, der gemacht wird, wenn heute jemand einen Gedanken oder ein Argument als biologistisch bezeichnet. Nicht gerade zur Versachlichung trägt auch bei, daß der Begriff in seiner negativen Konnotation auch von Gleichheits- und Genderfeminist(inn)en gern und großzügig verwendet wird; Deine Behauptung „geschlechtsabhängige Verhaltensunterschiede […] sind nicht alle über die “Erziehung” entstanden. Das ist nämlich genauso eine Lüge.“ würde zum Beispiel von vielen mit Sicherheit so bezeichnet. (Darf ich Dich bei Gelegenheit zitieren? Nein, schon gut. Will Dich ja nicht komplett unmöglich machen.)

    Meine persönliche Sicht ohne Anspruch auf Richtigkeit ist die:
    („Echte“) Wissenschaften wie die Biologie untersuchen die Welt, um Erkenntnisse über diese zu erlangen, wie auch immer diese aussehen mögen (Sine ira et studio). Dabei unterwerfen sie sich wissenschaftlichen Prinzipien wie der Falsifizierbarkeit, Wiederholbarkeit und Logik.
    -ismen dagegen sind im weitesten Sinne Ideologien und beruhen zentral auf einer Ansicht oder einem Ziel, das nicht beweisbar ist, sondern axiomatisch als gegeben, richtig oder erstrebenswert angenommen werden muß. (Das betrifft auch Feminismus und Maskulismus, die beide ursprünglich und im Kern -wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven- das Ziel vertreten, daß jeder Mensch unabhängig von seinem Geschlecht die gleichen Chancen im Leben haben sollte. Es gibt ja durchaus auch Menschen, die von einer „natürlichen“ Hierarchie der Geschlechter (oder Rassen usw.) ausgehen, und für beide Positionen könnte man „logische“ Argumenten bringen, je nachdem, auf welches Ziel man abstellt.)
    Was nicht bedeuten soll, daß alles -istische automatisch unseriös ist. Aber zumindest beinhaltet die Bezeichnung einer Forschung als (biolog- oder sonstwie) -istisch immer den Vorwurf, sie verletze wissenschaftliche Prinzipien (oder sei zumindest dazu bereit), um eine bestimmte Agenda zu unterstützen.

    Aber wenn ich Dich richtig verstehe, siehst Du das ja genau so. Ich war nur überrascht, daß Du den einschlägigen aktuellen Artikel von Antje Schrupp nicht gelesen hattest, wo Ihr doch offenbar beide Differenzfeministinnen seid. (Nicht, daß ich in vielen Punkten mit ihr einer Meinung wäre, natürlich.)

    Pinker hat mich immer etwas verwirrt, und eben habe ich endlich verstanden, warum: Susan Pinker ist klinische und Entwicklungspsychologin und Autorin des Buches „Das Geschlechterparadox“. Steven Pinker ist ihr Bruder, Evolutionspsychologe und hat „Das unbeschriebene Blatt“ (The Blank Slate) geschrieben. Daß ich die beiden auch noch mit Anne Fausto-Sterling durcheinanderschmeiße, macht die Sache auch nicht besser.
    Gelesen habe ich allerdings von keinem der drei etwas, ich lasse mir die interessanten Teile lieber vorkauen.

    An was schreibst du denn?
    Es ist ziemlich persönlich, wohl deshalb komme ich auch so langsam voran. Ich denke, Du wirst es erkennen. 😉

    LG, LL

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