Gute Freundschaften

Freundschaften ist eins meiner Dauerthemen im Blog. Sie sind das ideale Mittelding zwischen zerstörerischer Liebe und komplettem Nicht-Interesse. Wenn man Freundschaften „beherrscht“ und richtig damit umgehen kann, können sie das eigene Leben bereichern. Es muss aber umgekehrt nicht bedeuten, dass man ohne Freunde nicht glücklich sein kann, wie gerne suggeriert wird!

Was bedeutet also eine gute Freundschaft?

Für mich ist eine gute Freundschaft nicht an einer Zahl von Worten, oder einem bestimmten- mir vorteilhaften- Verhalten zu messen. Eine gute Freundschaft kann man im Grunde gar nicht „berechnen“, sie muss entweder da sein oder sie es nicht (ähnlich wie die Liebe). Freundschaft hat viel mit moralischen Werten zu tun, mit einem bestimmten Gewissen und einer Grundeinstellung zum Leben. Im Grunde ist die gute Freundschaft eine praktische Verlängerung des theoretischen Prinzips „Mitgefühls“. (Und, wie der Buddhist sagen würde, frei von Anhaftung, was wiederum bedeutet: Ohne jegliches Eigeninteresse! Wie wir sehen werden, ist gerade diese moralische Anforderung das schwierigste.)

Praktisch gesehen ist es meistens ist eine anfängliche Sympathie oder eine Gemeinsamkeit, die Menschen zusammenbringt. Wenn sie gezwungen sind, zusammen zu arbeiten, oder sie ähnliche Interessen haben, wird sich zwangsläufig mehr daraus entwickeln. Wer häufig und viel mit Menschen umgeben ist, wird vielleicht weniger darauf achten, wie genau die Freundschaft beschaffen ist. Ob diese aber nun gut oder einfach zu „zahlreich“ war, merkt man erst, wenn es einem wirklich schlecht geht. So ähnlich wie die TÜV-Prüfung am Auto sind es erst die Krisensituationen und die ernsthaften Bodenwellen im persönlichen Leben, die die Freundschaft auf einen Prüfstand stellt- und ich persönlich kenne mehr Geschichten, wo auch die beste Freundschaft an eher belanglosen Dingen zerbrochen ist. In den letzten Jahren habe ich viel mit dem Thema beschäftigt und ganz unterschiedliche Sichtweisen an mich herangelassen. War ich früher ein Mensch mit vielen, oberflächlichen Freunden, so habe ich heute nur sehr wenige bis gar keine und stelle immer mehr fest, wie wichtig es ist, sich auf sich selbst verlassen zu können. Ich habe versucht, eine gewisse innere Unabhängigkeit von anderen Menschen zu entwickeln, ohne sie zu ignorieren. Aber ich denke, es ist etwas sehr wichtiges und gehört zu einem bestimmten Reifeprozess dazu. Im Laufe des Lebens wird es immer dazu kommen, dass man sich von wichtigen Menschen trennen muss oder von ihnen enttäuscht wird. Selbst wenn alles gut läuft, es kann niemand geben, den man dauerhaft an sich binden oder besitzen kann. Im Leben wird man immer- auch bei den besten und innigsten Freundschaften- ein Stückchen alleine sein. Die wirklich wichtigen Entscheidungen wird man sowieso nur alleine treffen können. Wer zuviel auf andere hört, wird beeinflussbar und manipulierbar. In einer Gruppe gelten gerne Massenmeinungen, ein bestimmter Tenor, der ein richtiges Gift sein kann, wenn man hineingezogen wird. Es ist nicht so, dass sich immer die ethisch und qualitativ beste Meinung durchsetzt, sondern oft die populärste, massentauglichste und einfachste. Egal ob das jetzt das Fernsehen ist, oder die Blogs, überall wo Menschen zusammenkommen, werden Gemeinsamkeiten gesucht und Dinge oder Menschen ausgeschlossen, die nicht dazu passen. Diese Eigenschaften des Gruppendrucks gilt es ganz deutlich zu identifizieren, es ist der beste Schutz davor, schlechte Freundschaften einzugehen.

Und hier sehe ich auch die größte Gefahr, die von Massenmeinungen ausgeht: Sie sind verführerisch und drängen das individuelle Denken zurück. (Etwas, womit gerade Deutschland sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat…)
Wo der einzelne aber nichts zählt und übergangen wird, ist die Gefahr auch größer, dass die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Das kann in einem Staat genauso passieren, wie in einem Vereinshaus oder der vier-köpfigen Clique, die sich zum Picknick trifft. In jeder Gruppe knallen früher oder später die Dickköpfe aneinander und bestimmte, stärkere Personen werden sich durchsetzen und legen fest, was die Gruppe zu denken hat. Das fängt im Kindergarten hat, wird in der Schule fortgesetzt (Außenseiterproblem, Mobbing, Gruppendruck) und bildet irgendwann (und hoffentlich) den „reifen Erwachsenen“. Hier sieht man auch die Zusammenhänge, die eine gute Erziehung auf das gesamte gesellschaftliche Gewissen und ihre Struktur hat: Wenn man die Kinder richtig erzieht und ihnen ein gutes Vorbild ist, werden sie eher bereit sein, diese Ziele auch in ihrem Erwachsenen-Leben umzusetzen. Wenn in der Schule nur so Werte wie Leistungsdruck, Ausgrenzung und Konkurrenzdenken vorherrschen, werden dadurch auch die Kinder verdorben. Ich weiß nicht, wieviel Leute ich schon damals kannte, die mit 17 oder 18 Jahren so wie ihre eigenen Eltern gesprochen haben und von heute auf morgen ihr ganzes Kind-Sein -inklusive solcher Eigenschaften wie Beeinflussbarkeit, Kreativität, Offenheit- abgelegt haben.

Gruppen und Freunde sind gut, um zusammen an einem größeren Projekt zu arbeiten und sich gemeinsame Ziele zu setzen, die auf gegenseitigem Wertschätzen und ähnlichem Denken basieren. Wenn sie aber nur dazu dienen, das eigene Ego aufzuwerten oder sich die Zeit zu vertreiben, halte ich Freundschaften dieser Art für überflüssig.

Im Grunde sind die positiven Aspekte an (gewöhnlichen) Freundschaften nur schwer zu finden. Soziologen betonen immer wieder die Bedeutung der „sozialen Kontakte“, aber ich frage mich oft, wozu diese dienen sollen, wenn niemand damit umgehen kann.

Menschen mit einem hohen ethischen Anspruch an sich selbst und andere werden es ungleich schwieriger haben, Freunde zu finden, die sie auf Augenhöhe begegnen können und wer sich selbst nicht verraten möchte- der kann nicht eine Stufe weiter unten ansetzen.

Es sei denn, dies geschieht aus dem Gefühl des Helfens und des altruristischen Aufgehens für andere heraus- womit wir wieder bei den Religionen und der Nächstenliebe wären…

(was in einem anderen Artikel fortgesetzt werden sollte!)

15 Gedanken zu „Gute Freundschaften“

  1. Ich habe mir Deinen Text nur schnell durchgelesen, ich schreibe einfach, was mir so in den Sinn kommt:
    Hängen geblieben bei mir ist der Begriff der „sozialen Kontakte“.
    Was bist Du z.B. für mich? Eine Freundin? Nee, dafür kennen wir uns ja gar nicht. Dann passt auch „Bekannte“ nicht. Trotzdem bist Du mir sympathisch, wir hatten schon die eine oder andere Diskussion und damit bist Du – weil ich auch Deinen Blog sehr mag – ein sozialer Kontakt. Einer, an dem ich sogar sehr hänge. Und ohne diese sozialen Kontakte veröden wir auch.
    Ansonsten stehe ich derzeit mit einer Person, die privat über meinen Blog mit mir Kontakt aufgenommen hat, im regen E-Mail-Austausch. Sie hat sich von Anfang an sofort völlig offen (und damit angreifbar) mit einer echten Leidenschaft, was Qualität und Quantität betrifft, geäußert. Schreibt aber andererseits, dass sie verschlossen ist, weil sie schon so oft enttäuscht wurde.
    Freundschaft, das ist so meine Erkenntnis der letzten Tage, ist also die Bereitschaft, das Risiko einzugehen, sich durch seine Offenheit angreifbar zu machen und darauf zu vertrauen, dass diese nicht ausgenutzt wird (Wenn das nicht ein Zitat ist, dass mich post mortem noch berühmt macht 🙂 ).
    Okay, das war es erst mal von mir. Vielleicht kommt später noch etwas mehr.

  2. Hartmut, das sind ja mal zwei gute Feststellungen und das sage ich, ohne Dir gefallen zu wollen! 😀 Ich fasse nochmal zusammen:

    Also 1.) Freundschaften müssen sich entwickeln und brauchen Zeit.

    und 2.) Freundschaften basieren zumeist auf einen Vertrauens-Vorschuss! Wer sich selbst nicht traut, traut anderen nicht, kommt zu nichts! Also, ohne ein bisschen Vertrauen geht es nicht.

    und 1.b) Nachtrag… Das mit der Sympathie basiert auf Gegenseitigkeit, aber mir sind ein paar Dinge aufgefallen, die mich etwas zurückschrecken (betrifft Dich und Marcella, aber Email schreiben sollte ich ja nicht mehr…also wie sollen wir das jetzt klären?)

    Zu der von Dir angesprochenen Person mag ich noch eine Frage stellen: Handelt es sich hierbei um eine weibliche?

    Also dann viele Grüße…..

    PS: Kommentar-Benachrichtigungs-Plugin habe ich rausgeworfen wegen der möglichen Abmahn-Gefahr, aber ich hoffe Du kommst nochmal wieder!

  3. Klar komme ich wieder ein!Und! Um mich nicht zu beeinflussen, habe ich mit Absicht noch nicht Deinen neuen Artikel gelesen!Hmm, ich hänge also jetzt vorsichtshalber hinter jeden Zeilenumbruch ein br. Nun gut, dann kann ich in einem Rutsch schreiben und leg es mir aus STR+V.Zu 1. – aber das hatten wir schon – Und Freundschaften bedürfen der PflegeZu 2. Wieder die klassische Spiegelung: Vertraue ich mir nicht, kann ich schwer anderen vertrauen. Sehe ich Fehler bei anderen, dann suche den Fehler zunächst bei Dir usw.
    Zu 1b – Das mit mir und Marcella ist für mich geklärt. Die Wogen haben sich geglättet. Wir sind kein Paar mehr und gehen freundschaftlich miteinander um. Ohne Sex, weil Ex!
    Damit denke ich, ist es auch wieder möglich, dass wir per E-Mail korrespondieren.Achso, ja es handelt sich um eine weibliche Person, wobei ich aber keinerlei Unterschiede machen würde. Ich wäre auch bei einem Mann offen und neugierig, ihn und seine Gedanken kennen zu lernen.P.S. Noch so ein Aspekt zu Freundschaften: Sie werden einfach wieder viel wichtiger, wenn man keine Beziehung führt. Das Single-Leben bedeutet, ohne Schutz und dem Gefühl des „behütet sein“ dazustehen und stellt eine Herausforderung dar, sich einfach wieder um alte Freunde und um neue Freunde zu bemühen.Ohne Partner ist man einfach freier, muss sich nicht erklären, hat Zeit und auch Antrieb/Motivation.Na, ich hör mal auf und lese Deinen neuen Artikel!

  4. Nix hat geklappt!
    Ich schreibe sonst mit Absätzen und etwas struktuierter als mein Kommentar da oben erscheint. Diesen hatte ich, weil ich dachte, dass ein Zeilenumbruch mit der Tastatur nicht erkannt wird stattdessen mit einem br-Tag benutzt. Dieser Tag wird aber hier im Kommentarfeld scheinbar ignoriert.
    Grr.. 😈

  5. Pusel das ggf. mal in eine struktuiere Form da oben oder lass es.
    Ich bin soweit zufrieden, wenn jetzt nicht noch diese komische CAPTCHA-Abfrage käme…grrr..ggf. schau Dir mal Simple Spam Filter an, da wirste wenigstens wieder auf die Webseite zurückgeschickt und siehst keine weiße Seite mit „Thank you. Your comment has been approved.“

  6. Moment mal, Hartmut, meinst Du mein Blog? Da ich immer als „Admin“ kommentiere, wusste ich das bisher noch nicht. Es gab allerdings schon Beschwerden wegen meines Spamfilters, der angeblich zu übereifrig ist. Ohje, jetzt muss ich das auch schon wieder alles umstellen! aber danke für den Hinweis…….

  7. Ich schicke Dir mal per E-Mail zwei Bildschirmfotos/Screenshots, was passiert, wenn man hier auf den Absende-Button klickert.
    Ist doof, ehrlich, man muss zweimal den Zurück-Button im Browser betätigen oder die Seite neu aufrufen.

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