Freie Tage und neue Bücher

Fast vorbei ist dieser seltsame, freie Tag mitten in der Woche. „Christi Himmelfahrt“ hieß er und ich weiß noch nicht mal genau, warum man das feiert (nur so ungefähr, aber der genaue theologische Hintergrund ist mir fremd). Vielleicht hilft Wikipedia weiter?

Auf Twitter waren Tweets zum „Vatertag“ öfters zu lesen und das ist nicht verwunderlich.

Eigentlich wollten wir eine kleine Fahrrad-Tour machen, aber dann war es doch etwas zu kalt und unfreundlich. Und wieder den Matsch der Feldwege von Rahmen und Reifen puhlen, und hinterher noch mit Gartenschlauch und Schwamm hantieren, so wie letzten Sonntag? Nein, darauf hatte ich heute keine Lust.

Ich habe diesen regnerischen und kühlen Tag daher damit verbracht zu kochen, zu lesen und mich zu entspannen. Nachdem ich gestern noch eine riesige Putzorgie veranstaltet hatte und nebenbei auf Twitter kaum zur Ruhe kam, war heute das genaue Gegenteil angesagt. Aber es ist schön und ich genieße die Stille.

Derzeit lese ich „Die Chemie des Todes“ von Simon Beckett  und das ist wirklich ein sehr fesselnder Thriller, den man in einem Rutsch durchlesen kann- immerhin bin ich schon bei der Hälfte angelangt, obwohl ich keine typische „an einem Stück-Durchleserin“ bin, sondern die Bücher immer mal wechsle. Der Titel ist zwar etwas reißerisch (wie so oft bei Bestsellern) aber der Inhalt und Schreibstil kann mich bis jetzt überzeugen.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass das Thema Krimi und meistens auch Romane bis jetzt an mir vorbeigegangen ist, weil ich eine große Affinität zu Sachbüchern habe und mir die erzählerische Spannung meistens aus Filmen oder Spielen geholt habe (die da durchaus mithalten können). Aber es ist ein wenig paradox, wenn man selbst Geschichten schreiben will und dann auf einen eher kleinen Fundus klassischer Literatur und Standard-Besteller zurückgreifen kann- dringende Abhilfe war neben der reinen Neugierde angesagt.

„Die Chemie des Todes“ ist der erste Krimi seit langem- ich glaube das letzte war irgendwas von Patricia Highsmith oder ganz früher ein Buch von Sjöwall / Wahlöö (die Kommissar Beck-Reihe).

Und das Buch ist anders, als jedes andere Medium. Wenn man so ein Buch spät abends liest, scheint das Grauen die Decke entlang zu kriechen, die Sinne sind wegen der mangelnden Ablenkung auf andere Effekte intensiv geschärft. Jedes Rascheln am Fenster und wenn es nur der Wind oder die darüber streichenden Zweige des Nachbarbaumes sind, dringt mit einer eisigen Tiefe in das Bewusstsein und vermischt sich mit den soeben gewonnen Traumbildern der morbiden Phantasie. Man kann nicht aufhören zu lesen, möchte immer weiterlesen, nur -noch- eine- einzige- Seite!

Schön, wenn die Gewaltdarstellungen reduziert, dezent und subtil dargestellt werden, schön wenn man sich in die Eigenarten der Akteure einfühlen kann und ihr personelles Raster nicht mit einem stilistisch-übertriebenen pink-grünen Holzhammer eingetrichtert wird.

Gute Autoren beherrschen die Zwischentöne, das subtile Grauen zwischen den Zeilen, dass sich dann eher von selbst in der Phantasie der Leserin formt. Die Seele des Mörders, die Gemeinheiten und Spielchen der normalen Leute, den Spagat zwischen Normalität und Wahnsinn.

Daran habe ich auch gedacht, als eben der Klassiker „Das Parfum“ im Fernsehen kam, ein sehenswerter Film, der zu dieser Sorte hochspannender und intensiver Krimi-Literatur gehört.

Alles in allem ein gelungener Tag.

Und wie war es bei euch? 😉

2 Gedanken zu „Freie Tage und neue Bücher“

  1. Auch aus dem Osten der Republik kann nur ein Regentag vermeldet werden, an den sich aber hunderte Grüppchen sehr junger Leute nicht störten, um das Abendland fast gänzlich vom Gesamtbestand des hier lagernden Alkohols zu befreien.
    Aber ich glaube fest daran, irgendwann schließe ich mit diesem Tag noch Frieden.

  2. das ist schön, lieber Menachem! Hier bei uns war es recht friedlich, die Dorfbewohner haben sich angesichts des schlechten Wetters geschlossen vor den Fernseher, bzw. ihre Bücher verkrochen und so wurde der Tag in einer friedlichen Ruhe verlebt.

    Von Alkohol-Opfern oder gar Missbrauch desselbigen kam mir zwar nichts zu Ohren, aber in der Twitter-Leitung nach draußen hörte man hin und wieder Klagen. 😉

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