Einsamkeit im Alter (+ update)

geschrieben zu „A natural desaster“ von Anathema

Bei einem Auto ist es doch auch so, dass du lieber einen neuen als einen gebrauchten nimmst.“, war das Zitat eines Mannes in einem Partnervermittlungs-Kurs für ältere Menschen, Thema der heutigen 37 Grad – Sendung.

Lieber ein Neues.“ Soll heißen, lieber eine neue junge Frau, als eine alte verbrauchte. Hart formuliert, aber vielleicht doch einen Funken Wahrheit eingefangen. Erbost die folgende (weibliche) Erwiderung 10 gegen 1, dass es Frauen genauso zusteht, sich einen jungen Mann zu suchen. Eigentlich. Sollte. Müsste, hätte, könnte, würde… Denn die Realität ist anders, als das Wunschbild oder die feministische Ideologie im Kopf. Manchmal passt beides nicht zusammen. Dann muss man es akzeptieren, traurige Wahrheit. Denn in sexuellen Dingen dürfen Männer immer noch so bestimmen, wie sie wollen. Da haben sie noch Rechte und müssen sich keinem „Modell“ fügen. Das Zauberwort für eine gute Beziehung heißt Empathie, Freiwilligkeit, Toleranz und Autonomie.

Überhaupt ging es um Geschlechter in dieser Sendung. Um das weibliche Geschlecht. Einzig und allein. Die Frau im Mittelpunkt des Universums — Gynozentrisch nennt man das, glaube ich, weit entfernt vom „Maskulinissimus“. Der Stern des Maskulinissimus ist eher der natürliche Gegenpol des Gynozentriden, und am Anfang, da war kein Gott, denn Gott hat kein Geschlecht… und wenn, dann müsste er es sich aussuchen und würde vermutlich verzweifeln vor dieser schwierigen Aufgabe.

Daher war diese Sendung einseitig, denn es ging um einsame Frauen und nicht um die Frage, warum sie eigentlich einsam sind. Nimmt man ihre Schuldzuweisungen zulasten der Jungfrau- und Optik orientierten Männlichkeit mal weg, blieb nicht viel. Es taten sich mehr Fragen als Antworten auf. Da bleibt eine ältere Dame mit einem hübschen Lachen und einem netten Charakter, die aber kurze Haare trägt. Männer hatten ihr bei Dates gesagt, dass das ein Grund sein könnte, dass sie lange Haare attraktiver finden. Die Frau probiert bei einem Friseur mit einer blonden Perücke, übertreibt und überzieht ihre eigenen Vorstellungen von Weiblichkeit und landet mit einem charmanten Lächeln wieder bei ihrer eigenem, recht burschikosen und selbstbewussten Form der Lebenseinstellung.

„Männer trauen sich nicht, Frauen anzusprechen, meistens muss ich den ersten Schritt machen“ war das Fazit der gleichen Frau, nachdem man ihre Flirtversuche in einer Kneipe porträtiert hatte. Dann wieder ein anonymes Internet-Date, bei dem sie versetzt wird, ein Herr, der versprach, sich zu melden- und es nicht tut. Enttäuschung auf ganzer Linie.

In einem anderen Leben sehen wir ähnliches: Das kurze Kleid passt nicht mehr, die Tochter argwöhnt kritisch und dennoch scheint das Ego der leicht ergrauten Dame über 50 vor Selbstsichersicht nur so zu platzen.

„Warum suchen sie überhaupt nach einem Mann?“ frage ich mich beim heimlichen Zuschauen auf meiner Couch. „Wenn sie so selbstsicher, fröhlich und unbeschwert sind? Warum sich das Leben so schwer machen?“
Das Privatleben der anderen, nur einen Tastenklick entfernt. Und mein eigenes? Versuche diese Sendung zu reflektieren, höre aber lieber auf, bevor es zu kompliziert wird. Frauenthemen. Keine Lust auf überbordende Emotionalität, heute.

Kein Platz für Männer im Leben dieser Frauen, bzw. umgekehrt. Biologisch aussortiert oder selbstgewählte Einsamkeit? Des Gleichberechtigung´s reale und traurige Schattenseite? Männlicher Egoismus?

Prinzessin sein, begehrt werden und dann die ewige Schönheit? Vielleicht braucht die Gesellschaft keine weibliche Reife oder es gibt nur zu wenige Herren, die maskulin genug sind, um das zu schätzen?

Und wenn, dann wird es bestimmt auch darüber eine Reportage geben…

„Männer mögen es nicht, wenn die Frau intelligenter ist als sie oder einen besseren Job hat“, las ich mal irgendwo. Und mit dieser (biologisch verankterten und sexuell erwünschtem) Unterliegen der Frau gegenüber dem Mann verträgt sich das Modell der geschlechterlosen, austauschbaren Gleichberechtigung nicht. Überhaupt heißt Beziehung auch Rollen zu erfüllen, und sich ein Stückweit anzupassen. Aber für beide Seiten. Und wo sich keiner anpasst, da flutscht auch nichts.

In dieser Sendung wollten die Frauen erobern, wollten sie die Liebe erzwingen, konnte es ihnen nicht schnell genug gehen. Aber Liebe braucht Zeit, Liebe braucht Verständnis und Liebe muss frei sein von Moral, Vorstellungen und Erwartungen. Das kommt schon noch früh genug.

Und so gehen alle ihre Wege. Kuscheln sich an ihre Haustiere. Pflegen ihre Hobbys, für die dank des Single-Wohnens auch genügend Platz ist.

Die Männer holen sich das, was sie brauchen und schätzen: Junge und fruchtbare Weibchen, die das auch nach außen präsentieren. Junge fruchtbare Weibchen holen sich reife Alpha-Männchen mit Status, Arbeit und einem dicken Geldbeutel.

Und dann ist da noch das Heer der zurück gebliebenen alten, grauen Witwen: Der Frauen, die alles erreicht haben, Kinder großgezogen, gearbeitet und sich selbstständig gemacht haben. Geblieben ist ihnen nur ihr eigenes, einsames Leben. Aber das ist besser als nichts.

Update:

Bisherige Quellen deuten eher daraufhin, dass es umgekehrt richtig ist: Frauen suchen sich zur Fortpflanzung tendenziell eher intelligente Männer (anstatt: Männer suchen sich „weniger intelligente“ Frauen). Bei Männern gibt es aber genetisch bedingt mehr Abweichungen und Extremfälle von extremer Intelligenz (Genies) und deren genaues Gegenteil. Frauen neigen bei Intelligenz-Verteilung zur Ausgeglichenheit und liegen statistisch gesehen näher zusammen. Um den Nachwuchs zu sichern, deutet eine hohe Intelligenz bei Männern auf allgemein hohe Fähigkeiten hin und ist daher ein wichtiges Auswahl-Kriterium. In der Tierwelt wie beim Menschen, ist es meistens so, dass die Männchen ihre „Fähigkeiten zur Schau stellen“ und die Weibchen dann den Partner auswählen. Das erklärt auch die Erfahrung der Frau in der Reportage, dass sie immer diejenige war, die den ersten Schritt machen musste.

Weiterführende Links zu Partnerschaft und Sexualität

8 Gedanken zu „Einsamkeit im Alter (+ update)“

  1. Es ist richtig, Julia, das man immer wieder vom Alter ungleiche Paare sieht, vielleicht aber auch, weil man speziell darauf fokussiert ist. Bestimmt sind in der Überzahl die vom Alter harmonisierenden Paare. Das ist nicht anders in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, womit ich meine, das es sehr vielfältige und unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten gibt.

    Warum nun mit 50 Jahren allein sitzende Frauen in den Männern, die nur jüngere wollen, hierin den einzigsten Grund sehen, würde vielleicht bei einer tiefergehenden Betrachtung interessante Aspekte zu Tage fördern.

    Männer können im übrigen glaube ich nur so bestimmen, wenn jemand über sich bestimmen lässt. (Kleine) Machtkämpfe gibt es glaube ich in den meisten Beziehungen, und auch Frauen wissen, ihre Waffen zu gebrauchen, die sie zu ihrem Ziel bringen können.

    Nun glaube ich auch, das aus der traditionelle Rolle her der Mann als Ernährer der Familie galt. Ein kluger Mann signalisiert vielleicht der Frau, dass er dieser Aufgabe, und damit die Erhaltung der Existenz der Familie, gerecht werden kann. Insofern könnte, sollte irgendeine Frau wirklich dümmer sein als ihr Partner, sie diese Fragen zur Existenzsicherung dem Partner überlassen und sich anderer Dinge annehmen. Wobei ich auch glaube, das „dümmer“ oder „intelligenter“ besser mit „anderen Fähigkeiten“ ausgedrückt wäre.

    In diesem Zusammenhang glaube ich auch nicht, das Männer grundsätzlich mit Frauen, die intelligenter sind oder einen besseren Job haben, nicht damit umgehen können. Ich glaube eher, so würde ich es jedenfalls für mich erst einmal ohne weitere und tiefere Reflektion annehmen, kommt es darauf an, wie der Intelligentere damit umgeht und dies in der Beziehung demonstriert und angewendet wird.
    Nicht selten scheint aber Intelligenz mit dem Wunsch der überlegeren eigenen Darstellung einherzugehen. Und in diesem Fall, egal ob Mann oder Frau, ist mir einer mit dieser Intelligenz genau so unappetlich wie ein stinkender Fisch auf meinem Teller.

  2. Tja Menachem, ich glaube, du hast -wie immer- recht. 😉 Im Buddhismus gibt es einen Satz, der heißt sinngemäß, dass man „das eigene Licht verbergen“ soll, d.h. dass Bescheidenheit generell eine Tugend ist, und gerade dann wenn man sich überlegen oder intelligenter als andere fühlt. Dann ist es ja auch oft so, dass man nur den Anschein hat, dass man intelligenter als andere ist, beim genauen Hinsehen aber die Meinung des anderen genauso intelligent und auf ihre Weise auch vernünftig ist (und damit die scheinbare Überlegenheit nur ein Kommunikationsproblem ist.)

    Der Umgang mit Intelligenz und Selbst-Darstellung ist also ein wichtiges, menschliches Problem u. betrifft nicht nur Frauen.

    Vielleicht finde ich auch noch mehr Quellen zu dem Intelligenz-Problem bei Frauen/ Partnerschaft, so auf die Schnelle habe ich dazu nichts brauchbares gefunden. Ich bin mir sicher, dass man da auch im Einzelfall differenzieren muss.

    Viele Grüße,
    Julia

  3. Interessant, deine weiterführenden Links. Sie sind im ersten Moment für Männer nicht unbedingt schön lesbar, aber verkraftbar.

    Ich habe nicht nur bei diesem Thema das Gefühl, das sich unser moralisches Empfinden und das evolutionär Triebhafte nicht immer in Einklang befinden und ich glaube auch, das Moral nicht die Evolution in neue Bahnen lenken kann, sie sollte es auch nicht tun sondern sich diesen Erkenntnissen anpassen.

    Männer suchen also jüngere, attraktivere Frauen zwecks Nachwuchssicherung, Frauen suchen den Status zwecks Existenzsicherung, wie in etwa bei deinem Link „Einsamkeit der klugen Frauen“ beschrieben.

    Nun meine ich, das auch Männer etwas tun, um „sexy“ zu wirken, also einen hohen Status zu vermitteln. Dies geschieht in der Arbeit, die manchmal sehr angenehm sein kann, aber auch in einem zermürbenden Knochenjob ausarten kann. Und so müssen also auch vielleicht Frauen etwas tun, um Attraktivität zu vermitteln, das kann Schönheit wie auch Kompetenz sein.

    Ein ausgewogenes Gleichgewicht, das ich im Moment beispielhaft nur auf den etablierten Rollen aufzeigen kann und so eigentlich für die Zukunft garnicht aussehen muss oder sollte, würde doch dann auch vom Respekt gegenüber dem Partner getragen werden. Ich glaube, das ist eine tragende Säule in Beziehungen. Und Respekt wiederrum, das ist glaube ich kein moralischer Wert sondern kommt aus dem Verstehen und dem Einverständnis zur Induvidualität in seiner gesamten Breite.

    Ich weiß nicht genau, ob wir hier wieder ein wenig näher der Feminisumusdebatte sind. Wenn man aber hier weiterkommen will, so glaube ich geht das nicht, wenn Männer nur mit aus den Hosen gesteurten Subjekten gleichgesetzt werden, was nicht du, aber so oft dargestellt wird. Eine Diskussion in diesem Stil kann nur Widerstand in Männern hervorrufen.

  4. Ich denke, dass die Trieb-Steuerung (in Abwägung mit der Moral und anderen psychologischen Gesichtspunkten) gleichermaßen auch die Frauen betrifft. So schreibt ja der eine Paar-Therapeut, dass es gerade die Frauen sind, die sich von unbewussten Vorstellungen lösen sollten. (Die Erwartungshaltung der Frau z.B. gegenüber dem „Ernährer“ setzt ihn stark unter Druck, von Emanzipation ist dann keine Spur; das kann auch gut gebildete Frauen treffen)

    Ich denke, in der Öffentlichkeit oder den Medien wird der Mann oft als der aktive u. der Eroberer dargestellt, aber von der Natur und hinter der Kulisse hat die Frau eine viel größere Rolle bei der Partnerwahl. Es immer nur alles auf die Männer zu schieben ist viel zu einfach.

  5. Geht es nicht einfach darum, mit Interesse auf andere Menschen zuzugehen, aufmerksam zuhören zu können und sich auch mit eigenen Erzählungen zu öffnen – Dinge, die manche ältere Menschen aufgrund ihrer Biographie nicht mehr so gewöhnt sind …?

    O.S.

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