Ein Nachruf

auf Michael Jackson

Während ich auf meinen Besuch warte, läuft im Hintergrund „They don´t care about us“ – ein Song des kürzlich verstorbenen Michael Jacksons. Ich wünsche mein aufrichtiges Beileid. Diese Gedanken dienen dazu, die Trauer zu verarbeiten, die sich um den ganzen Globus gespannt hat und auf seltsame Weise alle Seelen berührt. Auch meine.

Aus Angst vor gierigen Plattenbossen, der GEMA und ihren Schergen (Anwälten) versage ich mir das Veröffentlichen seiner Lieder im Blog. Im Radio haben sie heute gesagt, dass erwartet wird, dass seine Platten sich nun wesentlich besser verkaufen werden als noch zu Lebzeiten, dass es einen regelrechten Run auf die Musik geben wird. Aasgeier, denke ich mir. Als ob sie nichts besseres zu tun haben, als schon wieder an die Vermarktung und das Geld zu denken. Aber auch das ist Teil unserer heutigen, kranken Welt.

Was aber zeichnete Michael Jackson wirklich aus, welche Bedeutung hatte er für die Menschen und welche für mich?

Was können wir von ihm lernen und was hat seine Musik bewirkt? Zweifelt noch jemand daran, dass seine Musik nicht etwas bewirkt haben könnte? Dass die politischen Botschaften nicht gehört worden sind? Dass nicht tausende, wenn nicht Millionen Geld für ihn ausgegeben haben und seinen Reichtum ermöglicht haben? Seine Musik hat ihm Reichtum und Ruhm gebracht, das ist das eine.

Wenn ich an MJ denke, dann muss ich aber auch an eine empfindliche Künstler-Seele denken und heute morgen bereitete ich folgenden Satz vor, den ich dann noch nicht twitterte:

Lernt die Künstler zu Lebzeiten zu schätzen und nehmt auf ihre empfindlichen Seelen Rücksicht, dann bekommen sie auch keinen Herzinfarkt vor Traurigkeit und Nichtbeachtung.

Der Künstler MJ wirkte auf mich immer authentisch, nie geldgeil. Er wirkte auf mich wie ein trauriger Anti-Held, Angehöriger einer damals noch stark unterdrückten schwarzen Minderheit und gezeichnet von schlechten Beratern und geldgierigen Ärzten (anders kann man seine vielen OP´s nicht erklären). Ja, er war vielleicht ein Hypochonder, er war sicherlich sehr empfindlich und er war auf jeden Fall ein toller Sänger und Tänzer.

Seine Lieder hatten oft eine moralische oder politische Botschaft, was heutzutage eher eine Ausnahme ist, in unserer konsum-verwöhnten, gleichgültigen Welt.

MJ war auch der erste Popstar, den ich überhaupt kennenlernte. Mein damaliger, bester Freund und sein Bruder hatten Platten von ihm. Ich hatte damals keinen Plattenspieler und schon gar keine eigenen Platten. Da muss ich vielleicht 10 oder 11 gewesen sein, es war die Zeit der Platten und Audiokassetten, noch weit vor der CD-und MP3-Zeit.

Ich fand diesen Kult um den amerikanischen Popstar etwas seltsam und befremdlich. Mir war klar, dass dies der Beginn einer neuen Epoche werden würde. Ich mochte die Musik, sie war ein Teil meiner Jugend, aber ich riss mich nicht darum.

Ich hörte die Musik meistens bei meinem Freund oder im Radio und ich gewöhnte mich an sie, begann sie zu lieben.

MJ war allgegenwärtig, vor allem in der Schule hatte er viele Fans, vor allem weibliche. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit seiner etwas affektierten Art zu tanzen nicht immer viel anfangen konnte und es gerade in jungen Jahren etwas befremdlich fand. Ja, ich ahmte manchmal auch seine Geräusche und Bewegungen nach, was bei uns ein kleines Hobby geworden war und immer für ein Lachen und Schmunzeln sorgte.

Dann war lange Zeit Ruhe um den Star. Ich verfolgte es nicht weiter und las auch nie die Bravo (nur in Ausnahmen und meistens bei meinem damaligen, besten Freund..).

Heute weiß ich, dass es gute Musik ist und die Bezeichnung „King of Pop“ nicht übertrieben ist. Ich habe zwar keine CD und auch keine Mp3 von MJ, aber ich weiß, dass es gut ist. Und so höre ich ihn ab heute rauf und runter und wer weiß, vielleicht kauf ich mir auch endlich mal eine CD von ihm, nicht dass die armen Plattenbosse noch leer ausgehen und eines Tages, einsam, unbeachtet und mit leeren Händern auf der Straße landen. So wie ihre Künstler, die sie einst ausbeuteten.

3 Gedanken zu „Ein Nachruf“

  1. Ein schöner Artikel!
    Als ich heute Morgen aus den Nachrichten von dieser schrecklichen Meldung erfuhr, war ich wohl auch – wie alle anderen Menschen, sehr geschockt. Dann sah ich den Vormittag, wie auf allen Sendern über sein Leben und Werk berichtet wurde. Natürlich Sat1 und RTL wesentlich reißerischer als ARD/ZDF.

    Ich war damals 17, als MJ seine wohl Jahrhundert-Platte Thriller veröffentlichte. Sie knallte so dermaßen rein. Ich war damals Punk und Hardrocker, trotzdem kaufte ich sie mir, spielte sie rauf und runter. Sah die Videos zu Billy Jean und Beat it. Vernahm, wie das Original-Video bei MTV nur geschnitten ausgestrahlt wurde.
    Dann verreiste ich nach Amerika, sah MJ als Captain EO in Disney World und fand ihn total faszinierend.

    So sehr ich kurz Fan von ihm wurde, so sehr fand ich seine zweite Platte Bad nur teilweise gut. Auch seine Wandlung, seine Operationen, sein damaliger Auftritt bei Wetten, dass…
    So sehr sein Stern am Himmel prangerte, so interessierte ich mich nicht mehr um ihn. Er war teil der Musiklandschaft und natürlich weiß ich, dass er einen extremen Einfluss auf andere Künstler hatte. Und auf mich und meinen Musikgeschmackt. Ich hörte die Musik von Quincy Jones oder Stevie Wonder mit ganz anderen Ohren.

    Es ist kompliziert für mich über meine Traurigkeit zu MJ zu schreiben. Musiktechnisch rede ich hier von Erinnerungen, die für immer bleiben. Sein Einfluss war einmal, ich glaube einfach nicht, dass sein Comeback noch einmal einen so prägenden Einfluß auf mich oder die Musikwelt gehabt hätte, wie es 1982 der Fall war.

    Daher bin ich einfach nur traurig. aber genauso traurig, wie bei jedem anderen Musik- oder Filmstar. Ich empfinde die gleiche Traurigkeit, die ich auch bei James Dean, Elvis Presley, John Lennon, Heath Ledger oder Barbara Rudnik oder wem auch immer empfinde. Weil eben ein Ende gesetzt wurde. Weil kein Schaffen, keine Kiunst mehr von diesen Menschen kommt.
    So, ich könnte wohl noch tagelang schreiben, gut, dass du diesen Artikel formuliert hast. Ich wollte mich gerne davor drücken.
    Liebe Grüße
    Hartmut

  2. Danke für den Kommentar, Hartmut! Eine Frage noch: Wie war denn sein damaliger Auftritt bei „Wetten Dass..“ so ungefähr? Wodurch ist er da aufgefallen?

    1982, als Thriller rauskam, war ich vier.. ich glaube den wirklichen Höhepunkt hab ich nie wirklich mitbekommen, eher so die späten Ausläufer.

    Ich fand es nur erschreckend, wie schnell er damals öffentlich demontiert wurde, als die Vorwürfe wegen Kindesmissbrauch herauskamen.

    Das hat mir schon damals leid getan und immerhin: Beweisen konnte man es ihm nie!

  3. Ja, wie war damals sein Auftritt bei Wetten, dass…
    Bei Wikipedia findet sich das hier, wenn man nach Wetten, dass… sucht:

    In der 116. Folge am 20. März 1999 trat zum zweiten Mal Michael Jackson in der Sendung auf. Diesmal sang er jedoch nicht auf der Showbühne, sondern plauderte als Special-Guest auf dem Sofa mit Gottschalk über seine neuesten Hilfsprojekte. Er erregte Aufsehen, da er sehr blass wirkte und mit dunkler Sonnenbrille auftrat. Sein Mikrophon musste Hermann Maier halten.

    Bei YouTube findet man zwei Teile:
    P1: http://www.youtube.com/watch?v=wtX3qwiWZDo
    P2: http://www.youtube.com/watch?v=Gkzvxp6tJhI
    Das war für mich schon seine erste Demontage. Ich fand ihn völlig verpeilt und von da an wußte ich auch, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Das ist jetzt 10 Jahre her.
    10 Jahre, wo auch nicht viel Neues mehr von ihm kam, außer negative Schlagzeilen. Ich weiß, er hat noch ein letztes Album (Invincible) herausgebracht, das ging aber völlig an mir vorbei. Und zwei drei weitere Singles folgten noch.
    Ich messe einen Künstler gerne nach dem was er schafft. Aber MJ hat irgendwann aufgehört und es kam nichts mehr außer alle paar Jahre die Hoffnung auf ein Comeback. Ich denke, er war schon vor 10-12 Jahren am Ende und wahrscheinlich haben das auch einige in seinem Umfeld gewusst. Mehr möchte ich gar nicht spekulieren.

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