Die Intensiv-Gefühle-Überlastungschutz-Firewall

im echten Leben suche ich sie noch

Ich möchte nur kurz etwas zum „Kommentare moderieren“ sagen, weil ich diese Funktion in den letzten Monaten öfters angestellt habe. Ich weiß, dass das etwas umstritten und bei manchen Bloggern sogar verpönt ist. Dennoch fühle ich mich dabei wohler, wenn ich alle Kommentare moderiere.

Die Gründe sind recht einfach: Ich räume dem Blog eine feste Tageszeit ein, meistens ein oder zwei Stunden am späten Vormittag, und kommentiere dann die aufgelaufenen Beiträge. Während der anderen Stunden mache ich was anderes und abends lasse ich den Computer oft aus. Ich sehe mich nicht gezwungen, ständig auf mein Handy oder Netbook zu schauen und ständig mit allen und jeden in Kontakt zu bleiben. Je intensiver die Web 2.0- Dienste werden, desto mehr schrecken sie mich in ihrer Notwendigkeit, ständig verfügbar sein zu müssen, ab. Das ist auch der Grund, warum ich im Moment so wenig auf Twitter schreibe, der Reiz des Dienstes ist für mich derzeit verflogen. Es gibt ja viele Blogger, die sind von ihrem Blog auf Twitter übergesprungen und bloggen nun gar nichts mehr, aber das kann ich kaum nachvollziehen. Bei mir ist es eher umgekehrt, allein schon weil ich so gerne lange Texte schreibe und mich diese Begrenztheit der 140 Zeichen doch sehr stört. Der freie Geist soll sich an die Bytes- geizige Maschine anpassen? Eigentlich ist es doch total paradox, wenn man lange genug darüber nachdenkt… fehlt nur noch, dass man per SMS Schluss macht oder einen Heiratsantrag stellt, was es bestimmt alles schon gegeben hat.

Ich sehe das Blog und seine Rückmeldungsfunktion eher wie ein Mittelding aus Zeitung und Leserbrief an und möchte mir daher für jeden einzelnen Kommentar Zeit lassen. Außerdem kann ich nicht ausschließen, dass negative Kritik kommt und ich möchte mir davon nicht den Tag verderben lassen (dafür scheint die Sonne zu schön).

Wenn man die Kommentare moderiert, gibt es auch ein paar Nachteile. Der eine ist, dass sich keine „Live-Diskussion“ zwischen verschiedenen LeserInnen ergeben kann, so wie ich das mal vor ein paar Jahren hatte, als sich eine sehr intensive Diskussion aufbaute und ich mich am Abend durch mehr als dreißig Kommentare lesen musste! (Ich glaube, bei dem Google-Artikel)

Ansonsten ist es der einzige Schutz, den ich als Bloggerin vor Spam und Trollen habe. Nicht, dass ich besonders viel Ärger mit Trollen hätte, aber wenn sie zuschlagen, dann meistens dann, wenn man nicht damit rechnet. Und ich möchte nicht, dass das hinter meinem Rücken passiert, während ich gerade beim Essen bin und die bösen Trolle dann mein virtuelles Wohnzimmer verwüsten! Und meine gute Laune gleich mit… das ist es einfach nicht wert.

Ja, die schöne Weltoffenheit und Toleranz, sie kennt ihre Grenzen. Gesunde Grenzen, so hoffe ich. Vor allem möchte ich wissen, was die LeserInnen darüber denken. Ob es in der Form okay ist oder ein nicht moderiertes Blog höher geschätzt wird?

5 Gedanken zu „Die Intensiv-Gefühle-Überlastungschutz-Firewall“

  1. Grundsätzlich ist Deine Motivation, einen Moderierungsfilter vorzuschalten, natürlich sehr gut nachzuvollziehen. Auf Trolle oder Äußerungen von Menschen mit einem gestörten Sozialverhalten hat sicherlich kein Blogger große Lust.
    Die Frage ist allerdings, wie groß diese Gefahr wirklich ist. Und die Aufräumarbeiten nach einer „Troll-Verwüstung“ sind doch mit einem Klick recht schnell erledigt, oder? Solange Du tatsächlich einmal am Tag in Deinen Blog schaust, finde ich das Problem eigentlich nicht sooo gravierend. Auf der anderen Seite fehlen mir natürlich auch entsprechende Erfahrungen, so daß ich die Sache eventuell etwas naiv sehe.

    Der Knackpunkt an einem moderierten Blog ist nicht nur, daß keine Live-Diskussionen aufkommen, sondern daß fast jegliche Diskussion in den Kommentaren sich nur zwischen dem einzelnen Leser und dem Blogbetreiber abspielt. Eine Unterhaltung zwischen den Lesern findet unter diesen Umständen nicht statt, was je nach Thema schade ist. Das geht in meinem Fall sogar so weit, daß ich mich diesbezüglich bewußt zurückhalte und mich als Störerin empfinden würde, wenn ich in einen Kommentarwechsel zwischen dem moderierenden Blogger und einem seiner Leser mit einem Beitrag eingreife.

    Der Mittelweg könnte darin liegen, daß Du einige Einträge ohne Moderation freigibst und dies dann aber auch deutlich kennzeichnest, so daß der Leser seinen Kommentar darauf abstellen kann, und auch anschließend öfter kontrolliert, ob er eine Reaktion bekommen hat.
    Wenn du dies über einen längeren Zeitraum beobachtest, könntest Du auch Schlüsse darüber ziehen, inwieweit die Moderationsfunktion den Inhalt oder die Anzahl der Kommentare beeinflußt.

    Yva

  2. Es gibt genug Diktate, denen man sich beugen muss. Ein blog sollte nicht dazu gehören und so geführt werden, wie es heute für mich richtig ist und mir wohl erscheint. Und wenn es morgen anders ist, dann ist es morgen eben anders.

  3. @ Yva:

    das beste wäre meiner Meinung nach eine Moderierungsfunktion, die man nach Vertrauens-Klasse einteilen kann „überhaupt nicht vertrauenswürdig“ (Spam, Trolle), „Mittel gutes Vertrauen“ , „hohes Vertrauen,“, „Freunde“ etc.

    Im Moment muss ich mich wie eine Maschine zwischen 0 und 1 entscheiden. Entweder alles moderieren oder alles durchlassen. Vielleicht gibt es ja schon ein paar Plugin-Programmierer, die für sowas eine Lösung haben, ich muss direkt mal googeln.

    Ansonsten finde ich deine vorgetragenen Gründe auch sehr gut und nachdenkenswert. Vor allem, dass nicht live diskutiert werden kann, ist ein großer Nachteil. Allerdings braucht man für die Live-Diskussionen immer sehr ehrgeizige und manchmal auch übereifrige Diskutanten und die mag ich persönlich nicht so. Mir ist es lieber, wenn es die Leute gelassen angehen.

    Das Problem ist desweiteren, dass für mich der emotional verursachte Schaden durch einen Troll höher eingeschätzt (bewertet) wird, als dass es ihm zusteht. Ich weiß nicht, ob es für mich abgegolten wäre, wenn ich einen Troll-Angriff einfach löschen würde und ob dann nicht noch emotional was zu mir durchdringen würde. Allein die Vorstellung, dass sich unzählige Menschen im Internet gegen ein Blog verbünden und es dann durch Troll-Angriffe zerstören wollen, ist doch eine schreckliche Vorstellung. (da gibt es im Netz ein paar Fälle) Mich würde allein der Versuch, mich in diese Leute rein zu versetzen, so schockieren, dass ich erstmal tagelang nichts schreiben könnte. Selbst, wenn sie es nicht persönlich gemeint haben und alles nur Deppen sind, die ihre Langeweile oder Frust vertreiben müssen. Irgendwas bleibt immer am Ego hängen und immer nur auf „hart“ zu stellen, darauf habe ich keine Lust.

    Wenn ich eine normale Arbeitswoche habe und viel am PC bin, kann ich die Kommentare ja alle durchlassen, aber wenn ich verreist bin oder nur wenig Zeit fürs Blog habe, auf moderieren stellen. Vielleicht ist das ein guter Mittelweg. Und für die Diskussion würde sich fast ein Forum anbieten.

    @ Menachem: danke für deine Meinung. Es bestärkt mich in dem, was ich denke.

    mfg, Julia

  4. Was Yva geschrieben hat, kann ich vollumfänglich unterschreiben. Zwei Dinge mächte ich noch hinzufügen:

    Wie Du mal festgestellt hast, habe ich die Tendenz, sehr lange Kommentare zu schreiben, und zwar -hoffe ich- solche, die sich auch tatsächlich auf den kommentierten Post (oder Kommentar) beziehen, also nicht ohne weiteres anderweitig verwendbar sind. Wenn ich nun damit rechnen muß, daß so ein Kommentar unveröffentlicht direkt im Orkus landet, dann motiviert das natürlich nicht gerade, die nötige Arbeit zu investieren. (Nun wirst Du natürlich sagen, ein vernünftig geschriebener Kommentar wäre doch überhaupt nicht in Gefahr, nicht durch Deine Moderation zu kommen, und Willkür wollte ich Dir auch garnicht unterstellen. Aber ich habe im Internet oft genug erlebt, daß ich irgendwo ein Posting gelesen habe und nichts besonders kontroverses daran fand, auf dieses aber Antworten kamen, die darauf hindeuteten, daß da irgendjemandes wunder Punkt getroffen wurde. Oder schau Dir nur mal die Moderationspolitik im Mädchenblog oder bei der Mädchenmannschaft an.)
    Ich weiß noch, wie frustrierend es war, als ich stundenlang (naja, zumindest mehr als eine Stunde lang) an einer Antwort hier im Blog gesessen habe und diese dann bei mehreren Postingversuchen stets kommentarlos im Nirvana (heute weiß ich: im Spamfilter) gelandet ist.
    Gut, das kann einem auch bei nachträglicher Moderation passieren. Hatte ich auch mal; morgens ca. 15 kB gepostet, am Nachmittag war alles verschwunden. Aber zumindest gab es da schon Reaktionen, ich wußte also, was ich geschrieben hatte, war auch gelesen worden, wenn auch vielleicht nicht so vielen Menschen, wie es möglich gewesen wäre.
    (Ich weiß, daß es in einigen maskulistischen Foren üblich ist, Kommentare, die man zu dort besprochenen Artikeln geschrieben hat, zusätzlich im Forum zu hinterlassen, falls sie am eigentlichen Ort gelöscht oder nicht zugelassen werden. Aber das erfüllt ja nicht die ursprüngliche Funktion.)

    Ein Aspekt, den Du nennst ist Deine Angst vor verletzenden oder aggressiven Troll-Postings. Nur, auch wenn Du proaktiv moderierst, mußst Du die doch einmal lesen, Dich mit ihnen auseinandersetzen. Und zwar (dieses seltsame Ding namens RL mal ausgenommen) ganz allein. Ein beleidigender Kommentar, der ohne Vormoderation erschiene, würde sicherlich (naja, hoffentlich) auch von anderen Lesern hier kritisiert werden, Du müßtest also nicht das Gefühl haben, Dich ganz allein gegen den Troll wehren zu müssen.

    Zur Technik: Ich meine, in Blogs öfter gesehen zu haben, daß der erste Kommentar moderiert werden mußte und alle weiteren dann per Cookie direkt freigeschaltet wurden. Das kann zwar nicht jede Trollerei verhindern, aber es braucht schon mehr als eine spontane Laune, um so irgendwelchen Müll in den Kommentaren zu plazieren. *

    Nur, und da hat Menachem Recht: Am Ende ist es Dein Blog, und eine Lösung, mit der Du Dich nicht wohl fühlst, ist die falsche.

    LG, LL

    * A propos Technik: Ich habe mich ewig gewundert, warum die Direktlinks auf die neusten Kommentare nicht funktionieren. Kann es sein, daß es in den Kommentarheadern dort, wo jetzt „li kommentarid“ steht, eigentlich „li name“ heißen sollte? (Wobei ich gestehen muß, meine HTML-Kenntnisse stammen aus einer weit entfernten Zeit, noch vor der Erfindung von CSS.)

  5. @ Laufleser:

    Für das kleine Unglück beim Spam-Filter muss ich mich nochmal entschuldigen, das ist wirklich blöd. Und ich schätze deinen langen Kommentare, die mich stets zum Nachdenken bewegen und eine Bereicherung für das Blog sind.

    Allerdings, muss ich auch zugeben, dass es manchmal schwierig ist, jeden Kommentar gleich zu bewerten und dabei sich nicht angegriffen zu fühlen. Man kann sich auf der einen Seite mit dem Bloggen weit aus dem Fenster lehnen, sollte dann aber auch Kritik aushalten können. Ich finde, das ist mit die schwierigste Übung daran. Und wenn ich für mich selbst schreibe, kann mich auch keiner kritisieren, aber dann gibt es auch keine Entwicklung.

    Leider sind es auch gerade die provokanten Kommentare, die eine Diskussion anstacheln und wenn sich alle einig wären, gäbe es auch keine (produktiven) Spannungen. Da ich aber jeden einzelnen Kommentar lese und mich damit beschäftige, brauche ich einfach länger und empfinde es persönlich auch belastender, wenn was negatives kommt. Vielleicht sollte man sich einfach eine dickere Haut zulegen und das ganze nicht so ernst nehmen. Das Blog ist ein öffentlicher Raum und dazu gehört, dass hin und wieder ein paar Jugendliche die Wände beschmutzen oder ähnliches. Also, alles halb so wild.

    Die Frage zur Technik habe ich noch nicht ganz nachvollziehen können.. das hat mir alles WordPress, oder die Plugins angeboten, ich hab es nicht mehr kontrolliert. (auspacken, einschalten, geht nicht…)

    Was für ein Direktlink geht nicht? Wenn du auf die Kommentare klickst? Oben links im Menü oder woanders?

    Danke für die Info und viele Grüße
    Julia

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