Der Wind weht von links

Man kann über die Linke sagen, was man will, aber sie schafft es, sich den wichtigen Fragen der Menschen anzunehmen und spricht somit aus dem Herzen vieler verunsicherter Bürger. Wenn man sich die einzelnen Positionen auf ihrer Webseite durchliest, ist das keine Rede von „wir nehmen es den Reichen weg und stecken es den Armen zu“. Noch nicht einmal von Faulheit, Stasi oder der befürchteten anarchistischen Revolution ist die Rede. Es wirkt alles sehr nüchtern, politisch durchdacht und überlegt. Die SPD hat einen starken Gegner bekommen und es wird bis zum Wahljahr 2009 nicht einfach sein, etwas dagegen zu halten- wenn man sich nicht inhaltlich neu ausrichtet und die „strategischen Fragen“ endlich klärt. Die Linke nimmt sehr geschickt alle aktuellen sozialen Themen auf und bildet eine unnachgiebige und ehrliche Position dazu. Wie sie das im Einzelnen anstellen will, steht natürlich nicht dabei.

Zuerst fällt auf, dass es die Brennthemen der Gesellschaft überhaupt sind (Hartz IV, Bildung, Energie, Familienpolitik, Gleichstellung, Rechtsextremismus). Die Ausführungen dazu sind allerdings befremdlich kurz und so erweckt es den Eindruck, als seien dies nur Parolen, die man sich auf die Fahnen schreibt, laut dazu schreit, aber nicht wirklich überlegt, wie sie zu realisieren sind. Das wiederum ist der stärkste Kritikpunkt, der an die Partei von außen herangetragen wird und was schnell zu einem Vorurteil wird. Mit einem Menschen wie Lafontaine, der immer mal wieder gerissen, wechselhaft und unglaubwürdig wirkt, wird es nicht unbedingt leichter. Wenn sich zur Linkspartei noch Intellektuelle, starke Parteiarbeiter und Realisten gesellen werden, könnte die Linke die Strömung der Zukunft sein. Ein glaubwürdiges und beliebtes Gesicht mehr und die Partei wäre unschlagbar.

Der soziale Sockel der SPD wird ihr – wie nach einem Wolkenguss- unter den Füßen weggespült. Nach rechts hat sie keinen Raum und sich zudem durch die Reformprojekte ihrer Vorgänger (Agenda 2010) in ein populistisch schlechtes Licht gerückt. Kein Mensch sieht es heutzutage ein, dass diese Reformen gerecht und nötig waren, alle schreien über soziale Ungerechtigkeit, hohe Energie- und Lebensmittelpreise und die Untätigkeit der Politik. Diese Themen sind medial und emotional einseitig besetzt und die SPD muss endlich lernen, wieder populäre Themen aufzugreifen und den geschickten und nagenden Linken etwas dagegen zu setzen. Nur in einer offenen und entschlossenen Auseinandersetzung mit sozialen Themen kann sie sich wirklich reformieren und wappnen. Ob die Wiederwahl von Müntefering dabei so geschickt war und wie sie die schlechten Medienauftritte und Pannen der letzten Monate verkraften kann, steht auf einem anderen Blatt. Die Linke ist ihr schlechtes Gewissen, was sie endlich zum Handeln bringen sollte. Wenn nicht, sehe ich keine gute Zukunft für die SPD.

Die Kapitalisten und besser verdienenden Menschen in Deutschland werden alle CDU/CSU und FDP wählen, die Grünen bleiben unverändert, weil sie keine neuen Ideen und Personen bringen, vielleicht verlieren sie sogar. Gekämpft wird momentan auf der linken Seite des politischen Spektrums und hier gibt es die größten Wachstums- und Siegchancen für diejenige Partei, die die Gunst der Stunde zu nutzen vermag!

Für die gesamte Zukunft von Deutschland sind das entscheidende Fragen. Was wird sich durchsetzen? Kann man mit unnachgiebiger ideologischer Härte einen sozialen Kurs erkämpfen und die Bollwerke der Reichen so bekämpfen, wie man das schon immer wollte?

Oder setzen sich die nüchternen Realisten von rechts durch, die immer wieder monoton wiederholend von nötigen Reformen und „Gürtel enger schnallen“ reden?

Ich denke, dass die Menschen weniger bereit sein werden, weitere unangenehme Reformen zu ertragen. Die Stimmung steht auf sozialen Themen, auf mehr Datenschutz, weniger Krieg, auf Familienförderung und vor allem auf „mehr Geld im Geldbeutel“. Die meisten Menschen sehnen sich nach einer starken Politik, die dem kleinen Bürger endlich wieder mehr nützt, als schadet.

Und somit stehen die Zeichen auf links. Sehr weit links.

5 Gedanken zu „Der Wind weht von links“

  1. …vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass vor allem die harten Lösungen, die viel versprechen, gerne populär sind, zumindest bei denen, die das Dahinter nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen können. Und das hatten wir tatsächlich schonmal in Deutschland und das nannte sich auch ein wenig „…Sozialismus“!

  2. Hier in Bayern, wo es mich im September hin verschlagen hat, ist gerade Wahlkampf. Und kein uninteressanter (sagt ein Preusse). Gut, die CSU wird irgendwie gewinnen und dementsprechend ideenlos ist ihre Kampagne. Uninteressiert werben auch die Liberalen. Am lustigsten sind immer die Kleinen, wie die Bayernpartei (Warum gibt es eigentlich keine Plakate von der Partei Biebeltreuer Christen? Ueber deren Weltfremdheit habe ich mich immer am besten amuesiert). Das Interessanteste an der Wahl duerfte sein, ob die Linke ins Parlament einzieht, oder nicht. Und die platte Werbung der Linken ist nirgendwo zu uebersehen. Ihre Parolen kommen mir so plump vor, wie die der Konservativen. Und fuer konservativ halte ich diese Partei auch. Oder besser gesagt fuer reaktionaer. Ich spuere eine Sehnsucht nach der guten alten Zeit – als es die DDR noch gab. Das „bessere“ Deutschland.

  3. Welcher Preuße sagt das denn, Stephan? Nicht am Ende Du, oder??
    😛

    Bibeltreue Christen find ich klasse, die haben wenigstens noch echte Werte!! Und was der Beckstein über den Bierkonsum gesagt hat, ist auch nicht sooo übel… :mrgreen:

    Ich wähle nur die Blog-Partei!

    Die ist ab heute (völlig formlos) gegründet!

    Mit freundlichen Grüßen,
    ihre Vorsitzende

  4. Ich muss zum Glueck nichts waehlen – bin nicht in Bayern gemeldet. So kann ich mir das Theater mit verschraenkten Armen von meiner Loge aus anschauen. Und wenn ich waehlen koennte, wuerde ich die Naturgesetzpartei waehlen. Die brauchen gar kein Bier. Die schaffen Frieden durch Yogifliegen. Menschliche Friedenspanzer sozusagen…

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