Der Weltraum- Unendliche Weiten

Die Crew der „Star Trek- Das Nächste Jahrhundert“-Reihe mochte ich einfach am liebsten.

Vor allem die Kinofilme „Der erste Kontakt“ (1996) und „Der Aufstand“ (1998) prägten sich bei mir tief ein. Umso größer die Freude, dass sie gestern im Stark Trek- Mai auf Kabel 1 gezeigt wurden. Ich schaute allerdings nur den „Aufstand“ und anschließend eine Doppelfolge „Skorpion“ der Voyager- Reihe, letztere übrigens mit einem weiblichen Kapitän. 😉

Damals und heute hat sich meine Sichtweise auf die Filme nur wenig verändert. Noch immer denke ich, dass sie ein Meisterwerk der Filmkunst sind und Wegweiser für eine ganz neue Generation der Fernsehunterhaltung. Einzigartig z.B. die Verquickung von moderner Sciencefiction, die wirklich „visionär“ und alles andere als altbacken oder berechenbar ist, die vielen technischen Details, die in der Summe als glaubwürdig gelten dürften und auf mich Phantasie- anregend wirken. Dazu kommen tolle Schauspieler, die wirklich mit Leidenschaft ihre Rolle spielen und der ständige augenzwinkernde Humor, der mich in den Bann zieht und genau in der richtigen Dosierung platziert ist. Natürlich dürfen auch die moralischen Aspekte, die Philosophie und die zwischenmenschlichen Dinge nicht fehlen, was der gesamten Folge immer dieses Extra an Pädagogik und Vorbildfunktion für viele Jugendliche mitgab und gibt.

Im „Aufstand“ wurden die Liebesgeschichte und das Gefühlsduselige allerdings etwas übertrieben, so nerven mich damals wie heute die langen und teilweise etwas kitschigen Einstellungen, die laut Wikipedia sogar nachträglich noch gekürzt worden sind. Die Basis-Handlung ist gewohnt gut und fesselnd und birgt Startrek-typisch einiges an Überraschungspotential. Dennoch hätte es ruhig ein paar mehr Wendungen und komplexere Handlungsstränge sein können, denn allzu berechenbar wird der Verlauf zum Ende hin. Es gibt die Bösen, die Guten und die vermittelnde Crew, das kennt man schon aus so vielen Folgen.

Gut daran ist, dass man sich diesmal viel in echtem Gelände bewegt und die Schönheit des fremden Planeten so authentisch eingefangen hat. Außenszenen waren immer etwas Besonderes in der sonst etwas dominierenden Studio-Umgebung der Serie.

Dass dieser fremde Planet das Leben schenkt und alle Einwohner mit einer seltsamen, fremden Strahlung quasi verjüngt, wirkt nachvollziehbar. Lustig, die Veränderungen an den einzelnen Mitgliedern. Die Evakuierung aus dem Dorf hat Action-Potential – ist aber zu kurz geraten. Diese Stelle hätte man ruhig noch etwas ausbauen können. Stattdessen verschenkt man die Zeit mit nervigen Streit-Dialogen und moralischen Dingen, die die eigentliche Handlung etwas unterdrücken. Sicherlich, die Serie zeichnet sich dadurch aus, dass reflektiert und nachgedacht wird, aber die Action darf man dabei nicht vergessen, vor allem nicht in einem Kinofilm! Mit dem Jungbrunnen-Thema hätte man zudem ein tolles Motiv, dass für viele Anregungen und psychologischen Assoziationen gut gewesen wäre, doch neben dem plakativen Schönheitswahn und der zur Hässlichkeit entstellten „Bösen“ fehlt ein wenig der Tiefgang der Thematik.

Stattdessen verliert man sich in romantischen Vorstellungen, was man hätte alles machen können, wenn man nochmal jung wäre. Worf kommt wieder in seine klingonische Pubertät und ist noch ein Stückchen aggressiver als sonst (aber chic, mit Pickel!), Picard und Riker und ein paar Damen verlieben sich, „Lieutnant Commander“ Data hat nur einen glatten Androiden-Popo wie immer, dafür hebt sein kindlich-naiver Humor den Rest der Crew mit nach oben.

Die Inszenierung des Films ist vorbildlich und lädt zum Träumen ein. Alles ist authentisch, echt und fühlt sich toll an. Die Maske gewohnt gut, man erwartet nichts anderes mehr und doch ist sie so genial, die Außerirdischen wirken wirklich „außerirdisch“. Filmmusik und Effekte sind ebenfalls gut und in gewohnter Star Trek-Qualität.

Der Film ist ein schönes, solides und fesselndes Märchen über die Gedanken an die Jugend in ferner Zukunft.

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Die Doppelfolge „Skorpion“ aus der Voyager-Reihe kannte ich noch nicht. Diese hob sich aber deutlich von der sonstigen Serie ab und war besonders eindringlich und durchgängig spannend, fast spannender als der vorherige Kinofilm. Die sonst so mächtigen Borg hatten sich mit einem falschen Feind angelegt, jemand, den sie nicht „assimilieren“ konnten, sondern der zur einer ernsten Gefahr für sie wurde. Eine biologische Lebensform, die dem sog. flüssigen Raum entspringt, ähnlich in Expansionswille und Aggression den Borg, aber noch stärker. Mit ihrer überlegenen Technologie vernichten sie einen Borg-Kubus nach dem anderen. Die Voyager, verschollen im fernen Delta-Quadranten (Teil der Vorgeschichte der Serie) geraten zwischen die Fronten, entwickeln aber quasi aus dem Nichts spezielle Nanosonden, ein Anti-Serum, dass man als biologische Waffe gegen die neue Spezies 8472 verwenden kann.

Damit gelingt es ihnen tatsächlich, die Borg zur Zusammenarbeit zu überreden und die fremde Spezies zurück zu drängen. Im Gegenzug für die neue Technologie gewähren die Borg freies Geleit durch eine spezielle Passage zum nächsten Quadranten.

Dass die Borg allerdings wie ein Skorpion immer stechen müssen, weil das ihre Natur sei, gibt es am Ende doch noch Ärger mit ihnen. Die Überlebende und individuelle Vertreterin des Kollektivs, die weibliche Borg „Seven of Nine“ versucht, die Voyager in ihren Besitz zu bringen. Mit letzter Kraft gelingt es der Crew aber, diese von ihrem Kollektiv zu trennen und sie langsam aber sicher wieder in einen Mensch zurück zu verwandeln.

Die technische Umsetzung der Folge ist hervorragend und die zu nehmende Computerisierung der Spezialeffekte trägt ihren besonderen Teil dazu bei. Der Ausflug auf das Wrack eines halb zerstörten Borg-Schiffes ist sehr spannend und realistisch umgesetzt, so dass man ähnlich wie in den „Alien“-Filmen schnell ein Gruseln bekommt. Die Weltraumkämpfe unterstreichen die Dramatik und sind gut anzusehen. Insgesamt eine sehr gute Folge der Voyager. Die etwas schrägen u. überdrehten Charaktere bleiben zum Glück im Hintergrund und der pragmatisch-logische Charme des weiblichen Kapitäns überwiegt. Das war eine gute Entscheidung!

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