Der leuchtende Stern

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Wortlos. Das Raum- Zeit Kontinuum streicht an mir vorbei. Mein Raumschiff ist schnell, ich bin es nicht. Ich sitze nur hier und lasse die Eindrücke auf mich einprasseln. Verstehen tue ich es nicht. Fühle mich seltsam stumm, emotionslos und taub. Wenn da nicht mein Ko-Pilot wäre, der mir die Handlungsanweisungen leise vorflüstern würde, würde ich selten dämlich aussehen, auf dem Gebiet der menschlichen Sterne-Navigation bin ich halt noch ein Laie. Und sitze dennoch im Chefsessel, hab den Steuerknüppel in der Hand und die Füße am Warp-Antrieb. Habe den Körper, den Mund, die Sinne dafür, kann das aber alles nicht in Einklang bringen. Finde kein einheitliches Konzept- Blockade im Kopf, noch nichtmal das Sprechen gelingt.

Das Weltall- ich hab es doch schon längst gesehen. Es ist halt groß. Aber was ist mit der Sonne, den kleinen Sternen in der Nischen-Galaxie? Die, die so hell leuchten auf ihre Weise. Und dieser eine, den ich anstarre und zwanghaft eine Kontur erkennen möchte, aber der immer kleiner wird, je mehr ich ihn jagen und fangen möchte? Ist er eine Illusion oder echt? Ein Blick auf die Instrumente vertreibt nicht die Zweifel über die Datenflut. Nun ich bin mir manchmal nicht sicher, ob es vielleicht nur mein Schatten ist. Mein Spiegelbild auf den Instrumenten. Bewegt er sich, wenn ich mich bewege?

Der Stern schwebt jetzt neben mir und ich fühle es kaum. Müsste mich eigentlich innerlich erschüttert fühlen, aber da ist nix. Zuviel Masse, die zuviel Energie braucht, um ins Schwingen zu geraten! Homöopathische Dosen schmecke ich schon längst nicht mehr. Die Geschmacksknospen sind verkümmert, die Zunge sehnt sich nach Fast Food, nach einfachen Einheiten, nach Dingen, die ich verstehen und runterschlingen kann. Schwarz-Weiß, das ist einfach, das ist gut zu verstehen.

Der Duft der Freiheit, in der nächsten Galaxie, er war zum Greifen nah, aber meine Nase ist verstopft. Die Freiheit ist an mir vorbeigeströmt, meine Chance ist vertan. 400 Jahre sind eine lange Zeit. Wann kommt der Komet mal wieder in der Milchstraße vorbei? Werde ich ihn je wiedersehen oder wird er vorher verglühen? Vielleicht sich selbst in Asche auflösen? Und als Asche in alle Winde verstreut werden? Menschliches Schicksal. Keine Schablone, die auf göttliche Dinge passt.

Nun, auf einen Augenblick lange zu warten ist eine tragische Angelegenheit. Ihn dann nicht zu nutzen, wenn er endlich da ist, noch viel tragischer. Das Zeitfenster für den vorbeihuschenden Kometen ist klein. Und meine Hände viel zu plump. Ich kann ja noch nichtmal mich selbst be-greifen!

Ich sollte das Raumschiff wieder auf Autopilot stellen. Mich berieseln, einlullen und einschläfern lassen.

2 Gedanken zu „Der leuchtende Stern“

  1. Die Wand

    Dazu vielleicht:
    http://www.youtube.com/watch?v=Fq0IfSWIswo

    Stumm starre ich auf die Wand. Ich finde keine Worte dazu: Wann ist sie gekommen? Wer hat sie gemacht? Ich versuche Konturen zu erkennen, suche Schlupflöcher und Türen… Sie ist glatt und scheint unbezwingbar hoch.
    Sie ist in mir.

    Manchmal werden uns Menschen fremd, obwohl sie uns ganz nahe sind. Partner, Freunde gehen, obwohl sie doch immer neben uns sind. Das ist traurig.
    Noch trauriger ist es, wenn uns Menschen nahe sind, obwohl sie doch ganz weit weg sind. Man findet keinen Weg; das Leben selbst wollte es so. Aber das Leben: Das sind doch wir selbst? sage ich ganz naiv, ich meine, wir haben es doch selbst in der Hand?! Ich bäume mich dagegen auf. Aber da ist sie wieder, die Wand, die ein Universum vom anderen trennt. Und mich stumm macht.
    Die Erde dreht sich, ich aber bleibe zurück und erkenne mich selbst kaum mehr. Ich verliere mich und falle ab.

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