Der Grüblomat

Als Bloggerin stehe ich politisch gesehen vor einem Problem: Auf der einen Seite habe ich mich immer stark für soziale und weiche Themen eingesetzt. In der letzten Zeit vielleicht nicht mehr so stark, aber ich denke, meine grundlegende Meinung ändert sich diesbezüglich eher wenig.

Auf der anderen Seite kritisiere ich nun die Partei, die offensichtlich die stärkste, soziale und linke Ausrichtung von allen Parteien hat, die „Linke“. Ich habe einfach Angst vor ihren extremen Tendenzen und ich traue ihrem Führungspersonal nicht. Das heißt aber nicht, dass ich grundsätzlich gegen linke politische Themen bin!

Als ich gestern den Wahl-O-Mat Test gemacht habe (der ist übrigens sehr zu empfehlen, wer ihn noch nicht kennt, hier…) kam dabei folgendes Ergebnis heraus:

1.Die Linke
2.Piraten
3.Familie
4.Grüne..

Alles recht knapp zusammen, aber doch verwunderlich. Das Tool erlaubt das genaue Sondieren von einzelnen Positionen, somit ist es sehr genau. Allerdings finde ich, dass es sich ein wenig um wirklich wichtige Themen drückt, z.B. liest man nirgendwo eine Frage zu „wie stehen sie zu Arbeitslosen“, „Was ist ihre Haltung zu Ausländern?“ usw.

Denn erfahrungsgemäß sind solche schwierige Themen oft der Grund, warum man sich für oder gegen eine Partei entscheidet. Auch der eigene soziale Status wirkt sich wohl maßgeblich auf den Parteienwunsch aus: Stecke ich fett im Speck und kann das Geld nach links und rechts verschwenden, habe ich einen guten Arbeitsplatz, bin vielleicht sogar Unternehmer, kommt für mich die CDU in Frage.

Sitze ich buchstäblich auf der Straße und drehe jeden Groschen um, dann kann ich wohl nur die Linken wählen…

Es muss darüber hinaus aber noch mehr geben, noch tiefere Fragen, noch allgemeine Grundsätze. Vielleicht schaffe ich es im Blog das eine oder andere davon aufzugreifen und inhaltsbezogen abzuarbeiten?

Vor mir liegt nun die PDF mit dem inhaltlichen Vergleich (der Tabelle) der Parteien des Wahl-O-Mats. Diese Liste erhält man, wenn man sich durch die Fragen gearbeitet hat. Ich empfehle, sie auf den Computer zu speichern! ((Auf der offiziellen Seite konnte ich das nicht reproduzieren. Ursprünglich war ich auf der TAZ-Seite, dort ging es. Vergleiche zu den Positionen gibt es zum Nachlesen auch hier.))

Als Erstes stehen die Atomkraftwerke:

Laufzeit verlängern, ja oder nein?

CDU und FDP sagen ja,
nein dagegen SPD, die Linke, die Grünen und Piraten.

Atomkraftwerke werden meiner Meinung nach völlig überbewertet. Natürlich liefern sie viel Energie und natürlich machen sie viel schwierigen Dreck. Was soll´s? Wir brauchen alle Strom und jedes Kind weiß, dass man Millionen von Windrädern bauen muss, bis man diese Energiemenge nur annähernd aufbringen kann. Und was nützt es, wenn wir einzig und allein in Deutschland ein paar Meiler abschalten, aber im Nachbarland Frankreich noch weitere 150 stehen? Und rund herum in der ganzen EU?

Also meine Meinung: Atomkraftwerke ja von mir aus, aber langfristig auf andere Energieformen ausweichen. Nur den Übergang, den sollten wir jetzt nicht mit Kohle überbrücken, das wäre völliger Quatsch! Jeder sollte sich an die eigene Nase fassen und erstmal versuchen, den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren. Aber was machen die Deutschen? Sie hamstern alte, energieintensive Glühlampen. Was für eine Ironie!

Erst gehen wir zur Anti-Atomkraftdemo und abends schauen wir uns im gut beheizten Raum im neuen 200 Watt-Fernseher die Nachrichten an. Nebenbei läuft der Computer, die Spülmaschine und der Wäschetrockner. Ach ja und das Handy und die Kamera müssen natürlich auch noch geladen werden… Schatz, machst du mal bitte eben das Licht an? Das schöne helle, mit der warmen Ausstrahlung….

Das nächste Thema ist das mediale Brandthema Mindestlohn:

Die neoliberalen CDU und FDP lehnen ihn natürlich ab, die anderen Parteien (SPD, Linke, Grüne) befürworten ihn. Die Piraten haben keine Meinung dazu, nur ein graues schnödes Kästchen mit einem Minus, d.h. „neutral“.

Okay, wer hat schon mal für einen Niedriglohn gearbeitet? Wer kennt eine Putzfrau, eine Friseuse, einen Hausmeister, einen Lagerarbeiter oder einen Zeitarbeitsnehmer?

Die studierten Menschen von der CDU kennen das natürlich nur aus ihren Büchern. Für sie ist klar, dass die da unten alles faules Pack sind und nehmen die Sklaven der Arbeit hart ran. Man kann nicht viel anderes erwarten!

CDU und FDP stehen für die Unternehmer, für das Recht des Marktes und der Wirtschaft und diese Gesetze sind nicht immer menschen-freundlich. Die Einstellung, Menschen über ihre Arbeitskraft auszubeuten fördert die Arm-Reich-Schere. Es begünstigt die Menschen mit Kapital und Macht und nutzt arme Menschen aus. Ganz einfach. Es ist ja nicht so, dass Unternehmen nun mehr Leute einstellen werden, nur weil sie weniger Löhne zahlen. Wer so rechnet und argumentiert, hat die innere Logik von Unternehmern noch nicht verstanden. Ohne Gesetz würden sie das niemals machen!

Die links gerichteten Parteien wollen alles regulieren und fordern eine „Absicherung nach unten“. Ich finde das vernünftig. Es schützt Menschen- die sonst keine Rechte wahrnehmen können- davor, ausgenutzt zu werden. Es fördert den Aufbau von Reichtum auch für sozial schwache Schichten und es ist ganz einfach menschenwürdig. Wir leben im 21. Jahrhundert, das Zeitalter der Sklaverei ist abgeschafft. Der Schutz der Arbeitnehmer sollte Vorrecht haben, ja ich bin für einen gesetzlichen Mindestlohn!

Drittes Thema, die Bundeswehr in Afghanistan:

Meine Meinung, ganz klar: Raus! Brunnen bauen oder verschwinden. Aber keinen Krieg, keine Toten, keine Schießereien.

Wer ist mit mir einer Meinung?

Die Linke, die NPD, und die Piraten sind mal wieder neutral (gähn).

Alle anderen sind für die Bundeswehr in Afghanistan, auch die Grünen. Das kann ja wohl nicht sein: Früher waren die Grünen die absolute Friedenspartei und jetzt? Sie sind in die Mitte gerückt und haben sich kompatibler und bürgerlicher gemacht.

Das zeigt das Dilemma: Weiche ich nur in einem Punkt von meiner Partei ab, kann ich sie theoretisch schon nicht mehr wählen, es sei denn, ich mache in diesem Punkt einen Kompromiss und toleriere es zähneknirschend.

……………………………

So, die Liste ist lang, vielleicht geht´s bald im nächsten Artikel damit weiter!

7 Gedanken zu „Der Grüblomat“

  1. Meine Partei, deine Partei?
    Und weichst du auch nur in einem Punkt von deiner Partei ab, so kannst du theoretisch schon nicht mehr wählen, es sei denn, du machst in diesem Punkt einen Kompromiss und tolerierst es zähneknirschend. Ach, was sind schon kleine Kompromisse? Sagte nicht schon Tucholsky, durch Deutschland geht ein tiefer Riss, machen wir doch einen kleinen Kompromiss?
    Wozu brachst du denn eine Partei, zu der du sagen kannst, sie sei deine Partei? Ich könnte es ja verstehen, wenn du zu deinem Haus, deinem Garten, deinem Zweitauto auch noch eine Partei haben wolltest. Eine, die so ganz nach deinem Willen agiert, weil sie doch dir gehört? Und agiert sie nach eigenem Willen, so wäre es angebracht, nach brauchbaren Kompromissen zu suchen, weil, ja weil man sie doch noch braucht. Die Bereitschaft für Kompromisse hört aber dann auf, wenn der andere, die Partei, sich viel zu weit von der eigenen Vorstellung wegbewegt – das geht auch nicht an, dass sie Vorstellungen entwickelt, die sich am Ende so gar nicht mehr mit meinen Vorstellungen decken wollen.
    Aber wozu dann überhaupt eine Partei? Wozu dann auch noch eine, die ich als meine betrachten kann? Meine, das heißt eine, die meine Vorstellungen vertritt und nicht die meines Nachbarn, der zwar das selbe sein eigen nennt, der aber so ganz anders damit umgeht wie ich. Der eine ganz andere Partei will, weil der nicht will, dass man ihm das wieder klaut, was er sich doch so redlich erarbeitet hat. Der will die FDP oder gar die CDU, auf keinen Fall aber meine, die SPD oder gar die Linke. Denn die schielen doch auf eine neue Verteilung, während die anderen verlangen, dass jeder arbeiten solle, bevor er etwas geltend macht, was ich schon habe. Andererseits, wenn die, die so wenig haben, das man sie allmählich zu den Armen rechnen muss, dann sollte man schon überlegen, was man für die noch tun könnte, bevor andere, die Rechten z. B. sie als reines Stimmvieh benutzen – nein, nicht wie damals. Das ist doch schon vorbei! Kein Weltkrieg mehr – was die nur wollen? Rassismus? Etwas abgedroschen heute. Dumme Streiche arbeitloser Individuen. Zwar nicht gut für die Betroffenen, aber so richtig gefährlich für uns alle wohl kaum. Es macht sich zwar immer gut, ein wenig die Straßen zu füllen, wenn es wieder mal einer gewagt hat, sich zu vergreifen – man packt da gleich mal alle Rechten und die linken gleich mit, aber nicht die, die in der CDU die rechten Positionen vertreten oder die, die sich in der Die Linke wohlfühlen und ein wenig die Armut verteufeln und die Arbeitslosigkeit auch.
    Apropos, die Arbeitslosigkeit. Ein Dilemma seit es die Industrie gibt – was kann man schon tun gegen die Rationalität des Marktes? Sind nicht die großen Planwirtschaften so jämmerlich gescheitert? Wir waren doch so glücklich, dass sie endlich dort gelandet sind, wo wir sie seit 60 Jahren immer hingeredet haben: auf dem Müllhaufen der Geschichte. Also keinen Plan bitte. Der Markt soll das regeln, nicht die Parteien. Doch die brauchen Stimmen und die zunehmenden Arbeitslosen werden sie liefern. Auch keine Lösung. Doch auch die CDU und deren Juniorpartner, die FDP, brauchen Stimmen – bei immer größerer Arbeitslosigkeit könnten die auch auf diese Stimmen zugreifen! Und der Markt, das große Spiel von Angebot und Nachfrage, treibt der nicht ein komisches Spiel mit den Beschäftigten? Er will sie und doch will er sie los haben. Und damit tut er was für alle Parteien: Die einen, die arbeiten, die wollen sie behalten und stimmen für den Markt, die andern sind schon arbeitslos und stimmen auch für den Markt. Und weil sie alle den Markt wollen, der ihnen den Wohlstand gibt, das Haus, den Garten, das Zweitauto, den Urlaub in den gesicherten Ländern, deshalb verschwimmt die Parteienlandschaft etwas. Doch – es gibt schon noch einen Unterschied: Die Frage nach Krieg und Frieden. Friede schon, aber nicht um jeden Preis. Wenn so skrupellose Terroristen wie die Taliban meinen, sie können uns mit ihren Attacken das Urlaubsland einerseits und andererseits die Rohstoffquellen vermiesen, dann kann man nicht mehr für den Frieden sein. Dann muss man sich schon denen anschließen, die noch so tun, als wolle man den Frieden, die aber ehrlicher Weise einen Krieg zum Schutze der Freiheit und der Menschenrechte nicht ausschließen können. Und dann der Anspruch von Ländern, die meinen, sie müssen unbedingt das Atom spalten für unfriedliche Zwecke. Das geht auch nicht, weil das die bereits bestehenden Atommächte nicht wollen. Und unsere Parteien auch nicht. Sie wollen nicht, dass die USA keine Atomwaffen mehr hat, denn wer würde dann in Afghanistan noch dafür sorgen, dass die in dem Gerangel um Warlords und anderen Lords und den Terroristen das friedliche Volk sich endlich entfalten kann. Nein, also doch nicht die Linken – die wollen etwas zu wenig Krieg, den wir so dringend brauchen wie den Markt, der sich nirgendwo einmischt und sehr beharrlich dafür sorgt, dass es uns allen besser geht: der die Produktionen verlagert, der das Rennen um Aufträge beschleunigt, der die Konkurrenz anstachelt, die dann noch mehr Arbeitslose auswirft, der die Technologien voran treibt, damit wir energieärmer produzieren und damit den Parteien die Nahrung geben, die sie brauchen für die zunehmenden Arbeitslosen.
    Es ist schon dumm, wenn man Kompromisse eingehen muss, damit man seine Partei behalten kann. Es kann doch nicht sein, dass es nur noch eine gibt – oder vielleicht gar keine mehr – dass nur noch die uns regieren, von denen wir meinen, sie seien die Besten. Aber so ist das, wie mit Versicherungen. Sie kalkulieren scharf und errechnen die günstigsten Prämien und sie verkaufen nicht die Ware allein – sie verkaufen wie alle heute: image und Sicherheit gegen alles und nichts. Und das tun auch die Parteien. Sie geben uns nun mal so viel an Versprechungen, so dass wir ihnen alle 4/5 Jahre wieder von neuem vertrauen und sie wieder in die Positionen hieven, die sie gerade mal verlassen haben. Was uns das kostet? Warum danach fragen. Was uns das bringt? Ein wenig Blauäugigkeit für 4 oder 5 Jahre. Die aber macht uns schöner und lässt uns einen großen Bogen machen um die Armen. Hoffentlich sitzen wir nicht mal da drin, wenn andere einen großen Bogen um uns machen.
    So viel zu meiner Partei!

  2. @ Alfred: wow, ein langer Kommentar, danke dafür. Ich habe ihn direkt zweimal lesen müssen, bevor ich alles verstanden habe und lese bestimmt noch ein weiteres Mal.

    Wenn ich es recht verstehe, ist deine Kernaussage, dass es nicht „die Partei“ geben kann, sondern alles relativ ungenau zu bestimmen ist. Die Aufgabenfelder der Politik sind komplex und die Motivationen der einzelnen Politker etwas „undurchschaubar“, vielleicht auch egoistisch?

    Hast du den Wahl-o-Mat Test eigentlich auch gemacht und wenn ja, was kam dabei heraus?

    mfg, Julia

  3. Liebe Julia,
    Danke für das Lesen – es hat mir Spaß gemacht, dein Anliegen auf eine etwas lustig ironisierenden Art zu begleiten
    Ich kenne leider den Test nicht und deshalb auch kein Kommentar.
    Es gibt die Parteien – wer weiß, wer sich das hat einfallen lassen, dass wir ausgerechnet sie brauchen, um nur durch sie die Legitimation für die politischen Willensbildung zu erhalten. Kann es denn nicht auch ohne sie gehen? Sind die immer wieder hofierten Demokraten denn zu dumm, sich politisch zu verhalten? Wer sich parteipolitisch betätigen will, kann das tun. Aber, es wäre zu überlegen,ob wir die Namenlosen unterstützen wollen und dann nur noch von der PARTEI reden, die das oder jenes vertritt,oder ob wir konkrete Menschen wollen,die wir direkt für das,was sie tun, auch verantwortlich machen können. Das wäre die Kernaussage.
    Anmerkung: Mir sagte mal ein Landtagsabgeordneter,dass er gerne meine Auffassung teile und sie gerne vertreten werde – aber Sie wissen ja, sagte es, ich werde sicher überstimmt. Und da ich sehr politsch war und die alle kannte, die in der SPD kulturpolitisch was zu saagen hatten, wusste ich ja auch genau, das er deshalb überstimmt wird, weil es die anderen nicht interessiert hat und weil er sich gar nicht durchsetzen kann.

  4. DerGrüblomat – eine Einrichtung zum (un)begründeten Gübeln

    Du sagst, du hast von der Partei Die Linke, wegen ihrer extremen Tendenzen. Und dass du ihrem Führungspersonal nicht traust.

    OK, versuch mal folgendes:
    Du sitzt auf einem Stern und schaust ganz gelassen auf die Erde runter. Nur auf die eine, weil du keine andere ausmachen kannst. Und du fragst dich, wovon die alle leben, die auf diesem Planeten wohnen? Du siehst zunächst Felder, Ställe, Industrieanlegen, Bergwerke, Züge, Schiffe und Flugzeuge und was wei0 ich sonst noch. Dann fragst du dich, wie die das alles herstellen und du richtest deinen Blick so auf das Land Afrika oder Asien oder Südamerika. Und da siehst du in Afrika, wie die Schwarzen schuften. Du siehst die Weißen oder bestimmte Schwarze ganz locker in den Bars sitzen; unterhaltend. Und dann nimmst du dein Fernglas und schaust noch Norden, wo es keine Schwarzen gibt. Und da siehst du, dass dort ganz bestimmte Leute arbeiten und ganz bestimmt e eben nicht. Und du denkst nach un d kommst drauf, dass es einfach unterschiedliche Menschen gibt – solche, die arbeiten und solche, die denken und solche, die noch mehr denken und letztlich solche, die sich das alles einverleiben, was die anderen erarbeiten.
    Und dann macht es klick bei dir, weil du zu begreifen beginnst, dass das doch nicht sein kann, dass die einen arbeiten und die andern nur deren Früchte vereinnahmen und du hörst auch noch, dass die, die arbeiten, sich auch noch gefallen lassen müssen, dass sie nicht zu denen gehören, die das Sagen haben.
    Du schaust dich noch ein wenig um, und siehst die wilden Schießereien – hauptsächlich schießen die, die nichts anderes gelernt haben und die froh sind, das man sie dafür verwendet. Und du siehst auch die anderen, die, die befehlen. Und du siehst, wenn die in Urlaub sind, dass sie ganz andere Häuser bewohnen. Und du liest deren politischen Kommentare und hörst deren Empfehlungen. Und da begreifst du plötzlich, dass das sehr ungerecht verteilt zu sein scheint. Und dann steigst du wieder herab von deinem Beobachtungsposten und sagst, dass es doch gar nicht so schlimm ist, wenn sich da jemand um die kümmert. Die gab es ja nicht immer, aber heute trifft es sie doch sehr hart, wenn sie ihre Jobs verlieren. Und du denkst nach und fragst dich, weshalb sie ihre Jobs verlieren. Und du fängst an zu begreifen, dass dieser wunderbare Markt die Verteilung steuert, so ganz blind und dass diese Markt uns alle an der Nase herum führt. Mag sein, dass du eine gute Arbeit hast, aber ob du sicher bist, dass du sie behalten kannst? Nein, so sicher bist auch du nicht.
    Nein, die Linke ist keine besonders gute Partei, aber wir haben keine Bessere. Wir brächten schon eine, aber woher nehmen? Oder brauchen sie wirklich? Brauchen wir nicht einfach Menschen, die mal endlich beginnen, darüber nachzudenken, wer in einer Gesellschaft das Sagen hat – die Wirtschaft oder die in der Politik vereinten Menschen. Haben wir uns nicht zu lange daran gewöhnt, dass man die Welt zerlegt in die verschiedenen Gruppen und dass jede Gruppe die selbe Berechtigung hat?
    Du magst entscheiden.
    Nur, die Linke ist weder extrem noch hat sie falsches Führungspersonal. Sie ist ein Sammelbecken für die politisch Beschissenen und sie wird sich in ihrer Struktur bald ändern. Du musst sie auch gar nicht wählen. Du kannst beruhigt einer anderen Gruppierung das Wort reden. Nur solltest du deinen Standpunkt ändern.

  5. @ Alfred: nochmal ein schöner Text, den ich auch nochmal lesen muss. 🙂

    Also die Linke, vielleicht sollte ich noch mehr dazu schreiben? Ein eigener Artikel wäre vielleicht nicht schlecht, ich kann aber nur persönlich-emotional schreiben, weil ich die Partei nicht so genau kenne.

    Grundsätzlich finde ich deren Einstellung auch gut, aber ich weiß nicht, wie meine Sorgen vor den Extremen genommen werden kann. Das ist einfach Vorsicht. Demagogie in Deutschland ist schon einmal sehr schief gegangen und je schlimmer die Zeiten, desto anfälliger die Menschen für Heilsversprechen.

    Ich bin z.B. dagegen, den Kommunismus in Deutschland wieder einzuführen oder Banken und Menschen zu enteignen. Ich bin allerdings für ein gerechteres Steuerrecht und dass (Super-)Reiche stärker in die Pflicht genommen werden. Auch eine Börsenumsatzsteuer oder was alles diskutiert wird, halte ich prinzipiell für richtig.

    Die CDU und FDP werden sowas nicht durchsetzen wollen.

    Bei der Linken hab ich Angst, dass sie die Steuern (für alle) unverhältnismäßig erhöhen und den sozialen Unfrieden damit noch anheizen (anstatt die Klippen zu verringern).

    Man kann nicht einfach den Reichen alles wegnehmen und den Armen geben. (in der Ideologie schon, aber Politik ist real) Damit übervorteilt man die Reichen und Geld-Verdienenden und heizt indirekt den Hass auf Arbeitslose noch mehr an.

    Diese Umverteilungen bringen in meinen Augen alle nichts. Es müssen konkrete Lösungsvorschläge zur echten Solidarität, zur echten Gleichheit her, zu Reformen, für ein neues Steuerrecht, bessere Bildung, Integration von Ausländern, usw.

    Unsere Gesellschaft ist schon jetzt viel zu sehr gespalten und mit Hass und Bestrafungen der Leistungsträger wird sich das nicht ändern.

    Wenn die Linke in der Wahl groß rauskommt, haben sie es zumindest geschafft, dass ihre Wünsche ernst genommen werden. Das ist gut und gerechtfertigt.

    Aber umsetzen sollen es alle, nicht nur die Linken.

    Soviel ich weiß, möchte aber die SPD nicht mit den Linken in eine Koalition. Zumindest habe ich sowas letztens aufgeschnappt. Ich weiß nicht, ob was dran ist.

    So wie es jetzt aussieht, nimmt die Linke einfach den traditionellen Parteien die Stimmen weg, indem sie sich inhaltlich sehr weit links separiert.

    Vielleicht ist dies ein nötiger Warnschuss, den alle brauchen, um ein wenig umzudenken.

    mfg, Julia

  6. Ich danke dir für deine sehr ausführlichen Gedanken.
    Ich will nicht DEINE Bedenken zerstreuen, ich wollte aufmerksam machen auf eine Haltung. Natürlich steht die Linke für ein Programm, das sehr wohl auf eine Enteignung abhebt – aber nicht auf eine Enteignung der „Leistungsträger“, wie du es nennst. Das wissen die Linken so gut wie du und ich, dass sie nicht den Leistungswillen großer Teile der Bevölkerung in den Focus ihrer Programme nehmen dürfen. Ich denke, dass man schon etwas gelernt hat aus dem Niedergang des „Sozialismus“, dessen Ursachen und Entwicklung und Entartung bis heute nicht aufgearbeitet wurde.
    Im Übrigen, ist diese Partei bestimmt keine, die man so einordnen sollte, wie es bei dir den Anschein macht. Mach doch bitte nicht so viel Aufhebens wegen einer Partei, die die bisherige Landschaft nur um eine weiter bereichert und eine weitere, auf die sich wie bei den anderen auch, nur bestimmte Hoffnungen bestimmter Teilmengen in der Bevölkerung anordnen.
    Viel wesentlicher erscheine da schon deine Bemühungen, die du in deinen zahlreichen Blogs zeigst. Es geht dir, wie ich das lese, doch um ein Verständnis dieser Welt, in der es u. a. auch Parteien gibt. Wer Kriege und deren Ursachen verstehen will, muss schon danach fragen, was denn die Ursachen dafür sind, dass sich Menschen gegenseitig legal töten – und im Umkreis diese Tötens sind immer Gruppierungen zu finden sind, die sich sowohl in massiven Gruppeninteressen der Wirtschaft zeigen als auch in solchen der Politik. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer, die sich der Interessenlage der anderen beide Gruppen bedienen, jeder auf seine Weise.
    Ich frage dich einmal ganz vorsichtig, ob du das Buch: „Die Globalisierungsfalle“ kennst. Bereits im ersten Kapitel gefriert einem schon as Blut in den Adern, wenn man darüber informiert wird, dass sich namhafte „Gruppierungen“ in den USA darüber Gedanken machen, wie sie die von ihnen vorgenommen Einteilung der Bevölkerung in 20:80 verwalten wollen. 20% arbeiten und die restlichen müssen in irgend einer Weise „beschäftigt“ werden. In welcher wohl?

    Nein, es geht der Linken um den Einfluss, der von ganz bestimmten „Leistungsträger“ ausgeht und der sich in so mannigfacher Form in unserer Gesellschaft zeigt.
    Wenn du dir Gedanken machst über das, was man Eigentum in unserer Gesellschaft nennt, dann solltest du in erster Linie an das gewaltige Kapital denken, das in den Händen ganz weniger „Familien“ konzentriert ist und das in immer größeren Form auf das gesamte gesellschaftliche Leber Einfluss nimmt. Ich nenne dir – abseits der so bekannten Unternehmungen – nur den Klassiksender, der als AG arbeitet und dessen ganzes Bestreben nicht darin zu suchen ist, dass die Menschen gerne Musik hören, sondern ausschließlich darin, der AG das Kapital zu vermehren mit den Mitteln der Musik. Gebetsmühlenartig wird den Menschen den ganzen Tag und die Nacht dazu nur eingespielt, welche besondere Bedeutung doch die Musik und insbesondere die klassische Musik hat. Ein ununterbrochener Strom von Werbung prasselt auf die Hörer nieder Jeder gespielte Titel ist eine unerkannte Werbung, die reichlich garniert wird von erkennbarer Werbung. Im 20 Minutenabstand wird daran erinnert, dass der Sender Klassikradio heißt und dass sich alles entspannen solle – von Hamburg über Nürnberg bis München. Und jede gesendete Nachricht ist eine abgeschriebene Nachricht, ist eine, die den Mainstream beachtet und ihm nur die Spots zufließen lässt, die sorgsam ausgewählt werden. Du kannst erkennen, dass sich hier etwas verdreht – nicht die Musik steht im Vordergrund, sondern der Gewinn, der der AG zufließen soll. Und die im Sender beschäftigten Leistungsträger sind tunlichst bemüht, sich so zu verhalten, dass der Sender seine Ziele erreichen kann. Auch hier wird der Begriff des Leistungsträger einfach pervertiert. Das ganze Können, auf das ein Mensch so stolz sein kann, wird für eine Sache verwendet, für die der Mensch eigentlich nicht seine Kenntnisse und sein Wissen erworben hat. Aber er wird gut bezahlt und es macht diesen Leistungsträger gar nichts aus, dass sie im Grunde die gesamte Hörerschaft hinters Licht führen.
    Solltest du zufällig den Film gesehen haben vor 3 Tagen über den Niedergang der US Bank „Lehmann bros.“, dann dürfte es dir schlagartig zu Bewusstsein kommen, wofür alle die bezahlt wurden, die sich als Wissende und Leistungsträger verwendet haben. Doch wenn man den Menschen sagen würde, dass man die Banken enteigenen solle, dann würden sich lieber wieder für den Betrug und für eine erneute Arbeitslosigkeit entscheiden.
    Ich frage mich schon, dass die Menschen so sehr Angst davor haben, dass man über Enteignung nachdenkt, dass sie aber offensichtlich keine haben, wenn es um Krieg geht oder um die Gefahr des Verlustes des Arbeitsplatzes, oder um die Gefahr des Verlustes von Werten, um die Gefahr des Verlustes der Sicherheit, die uns ganze Gruppen von Menschen bescheren (z. B. die radikalen Elemente im Islam – das Wäre mal einen Blog wert)- bei uns, in Afghanistan, im Irak, in Israel, In den USA, in Russland in …..!
    Wir sind alle von den Bedingungen des Kapital abhängig und verzaubert – wie dumm diese Welt eigentlich organisiert ist, fällt uns nicht auf oder will uns nicht auffallen. Wir stehen zu den Apologeten des Marktes und wir stehen zu den Verwerfungen des Marktes. Wer hat hier das Sagen? Du, ich, wer?
    Wo ist deine Welt, wo deine Möglichkeit der Äußerung, wo repräsentiert sich deine verankerte Meinungsfreiheit ? Hier im Blog, der zufällig gelesen wird oder auch nicht?
    Gerade höre ich in den Nachrichten, wie sich die EU bemüht, ihre Wirtschaft zu unterstützen! Wenn sie mit der gleichen Aufmerksamkeit mal die alle unterstützen würde, die in Abhängigkeit dieser Wirtschaft in einen nur schlecht zu bewältigenden Strudel an Flexibiltät und Mobilität hinein gezogen wird. Wen kümmert es? Wer nicht lernen will, der soll auch nur bedingt leben. Wer Geld hat, kann sich auch den neuen Herausforderungen stellen – das konnte er auch vorher schon. Aber die Geschwindigkeit, mit der sich das alles vollzieht, ist schon atemberaubend. Oder beschissen – je nach Standpunkt.
    Ich werde mich, wenn du es zulässt, mir deinen übrigen Gedanken später befassen.
    Alfred

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