Insta-Overload

Johannisbeer-Busch, eine kleine weiße Johannisbeere in der Hand und zwischen den Fingern
Weiße Johannisbeere

Feinsinnige, wohl durchdachte und ausführlich recherchierte, philosophische Gedanken kommen auf Instagram deutlich zu kurz. Es ist eine kurzlebige, hektische Welt, die unsere ohnehin schon zu stark aufgeladene, visuelle Kortexrinde zusätzlich auflädt und belastet. Wir werden von oberflächlichen Dingen wie ein Magnet angezogen. Der schöne bunte Klick-dich-durch-die-Bildchen Stream hat was von einem Bilderbuch, dass man einem Zweijährigen vorhält, der seit 20 Stunden nur geschlafen und Brei geschlürft hat. „Endlich Input!! Endlich bunte Bildchen!! Und Herzchen und Likes und Feedback!!“ Ist klar, dass wir total darauf abfahren. Ein Lob von Mama! Ein Herzchen von der Lehrerin! Ein guter väterlicher Rat vom Kollegen! Brauchen wir noch mehr fürs Glücklichsein?

Ich will nun nicht gänzlich dagegen reden, denn schließlich bin ich selbst in dem Sog der bunten Quadrate-Bilder seit ca. 2 Jahren. Ich habe mir extra ein neues Handy gekauft, nachdem ich mit der Bildqualität meines alten Apparates nicht mehr zufrieden war. Und nachdem ich gemerkt habe, dass das immer noch nicht reicht und ich die „professionellen Bilder“ damit auch nicht nur annähernd erreiche, musste extra noch eine etwas teure Profi-Kamera her. Und nachdem ich gemerkt habe, dass andere mit besseren Objektiven und noch besseren Profi-Kameras noch bessere Bilder erzielen, musste ich… aber hey. STOP !!!!

Wer stoppt diesen Wahnsinn endlich und warum machen wir all das?
Was ist mit unseren inneren Bildern, die wir früher mühsam mit Gedanken, Schreibstift und Phantasie selbst „ermalen“ mussten?

Jetzt laufen wir nur noch durch die Gegend und richten einen „Ausschnitt“ auf das Leben. Nur eine Millisekunde unseres Lebens. Ein kostbarer Moment. Den man nicht beschreiben, aber festhalten kann.

Was ist mit dem Fluss der Worte und Gedanken? Mit dem Werden und Enstehen, dem Verfallen und Vergessen? Den schönen Worten zwischen den Menschen, die Brücken bauen. Die ganze Kommunikation… Bild zu Gehirn, Gehirn zu Bild, Wort in Bild, Bild in Wort.

Klar gibt es eine Verbindung. Mit Bildern erreiche ich Menschen, die meine Sprache nicht sprechen.

Letztens habe ich ein Bild von einem Johannisbeer-Busch auf Instagram gepostet. Ich habe einen Follower aus Afghanistan, der immer gerne meine Bilder anschaut und auch auf meine Stories reagiert. Normalerweise beschrifte ich meine Bilder oft und schreibe wenigstens ein Wort oder ein Hashtag dazu. Beim Johannisbeer-Bild habe ich nichts dazu geschrieben, weil ich gedacht habe, dass es klar ist, was es darstellt.

Prompt schrieb mir mein afghanischer Freund „What?“ . Er tut sich etwas schwer mit Englisch und konnte anscheinend keinen ganzen Satz schreiben. Erst fand ich etwas unhöflich und habe gedacht, dass ich es ignorieren sollte. Aber dann hab ich mir überlegt, dass er vielleicht wirklich nur wissen will, was das ist. Also hab ich auf Englisch und auf Deutsch die Begriffe erklärt und gefragt, ob er solche Beeren auch kennt? Er hat sich sehr über die Antwort gefreut und tausendmal bedankt. Aber solche Beeren gibt es anscheinend am Hindukusch nicht. 😉 Das weiß ich jetzt, obwohl ich noch nie dort war! Und er weiß jetzt, wie es in Germany aussieht. 😉

So long, ihr Insta-Mäuse, die nächste aufregende Foto-Geschichte wartet schon.

Social Media

Ach, war das noch schön, als wir früher die Dinge einfach „für uns“ gemacht haben.
Wir haben ein schönes Bild gemalt und von hinten ist Mama gekommen, hat uns über den Kopf gestreichelt und gesagt „dass wir das schön gemacht haben“. Und wir fühlten uns einig und glücklich mit ihr, mit uns selbst und mit unserem Werk.
Es war alles okay, so wie es war. Du und sie, das Werk und dein Gefühl. Alles passte zusammen!

Und heute? Wird es alles auseinander gerissen und mit dem Like-System bewertet und eingeordnet.
Die Bürokratie und der Kapitalismus haben zugeschlagen! Alles fein säuberlich sortiert und nur Erfolg und Leistung zählen.
Wer die meisten „Likes“ hat, der gewinnt. Wer „Follower“ hat, der darf bestimmen und die anderen dürfen klatschen.

Zudem sind wir gläsern und transparent geworden. Jeder muss alles zu jeder Zeit und umfassend über uns wissen.
Wie in einer Schulklasse sitzen wir an großen Tischen und Bänken zusammen, jeder kann von seinem Platz aus den anderen sehen
und alles hören, alles mitbekommen, alles beurteilen.

Jetzt ist es nicht mehr „einfach schön“, jetzt müssen wir in den internationalen Wettbewerb mit anderen treten.
Als Frauen werden wir von anderen vor allem nach unserem Aussehen beurteilt. Ist sie noch Single? Wieviel wiegt sie? Schminkt sie sich?
Hat sie eine hübsche und nette Ausstrahlung oder ist sie eine Zicke?

Als Männer werden wir hauptsächlich nach unserem Wert, nach unserem Erfolg, nach Karriere und materiellen Dingen eingeordnet.
Bin ich genug unterwegs? Bin ich cool genug? Kann ich was bewegen oder bin ich mehr der Nerd mit Brille zu Hause?

Unsere Werke werden beurteilt. Bist Du originell genug? Was für eine Kamera wurde verwendet? Eine teure oder eine Billig-Knipse?
Verstehst Du was von Fotografie? Oder sieht es aus wie Käse? Bist Du immer im gleichen Land? Oder eher eine coole Globetrotterin?
Bist Du das klassische Landei zu Hause? Kannst Du kochen? Was arbeitest Du und wie ist Deine Rechtschreibung? Du wirst unheimlich unter Druck gesetzt – weil du dich selbst unter Druck setzt und es zulässt, dass andere Deine Gedanken lesen und leiten.

Welchem Standard willst du gehorchen? In welches Fahrwasser willst du dich begeben?

Was kannst du bewegen?

Wieviel willst du leisten?

Wann wirst du aussteigen?

Es ist alles möglich – mit Social Media.

Gesicht zeigen

Einen Neuanfang brauche ich auch dringend beim Bloggen.

Ich sehe das in meiner Blogroll und in meinem Feed-Reader. Mit der Zeit ist es immer weniger geworden.

Ich habe immer weniger andere Blogs gelesen und es sind immer weniger „neue Leser“ dazu gekommen.

Für mich ist das das beste Zeichen, dass sich irgendwas „überlebt“ hat. Sind es die Blogs an sich?
Kommen nicht mehr soviele nach? Oder ist es meine Einstellung? Kann ich nicht mehr soviel aufnehmen, wie ich eigentlich müsste oder sollte?

Das Schreiben gerät mir immer mehr zur Ruheinsel, zu einem Punkt, auf den ich mich zurückziehen kann.
Das Schreiben hilft beim Verarbeiten. Es gibt zwei Ebenen: Die eine Ebene, die nach außen gerichtet ist und neuen „Input“ braucht und dann die Ebene, die alles verarbeitet und durch Nachdenken und Überlegen zu eigenen Schlüssen kommt.

Obwohl ich es nicht geplant habe, haben sich bei mir zwei Pole eingependelt: Auf Facebook und Twitter hole ich mir Anregungen, bin mehr im Außen, auf andere Leute hin ausgerichtet und der Strom an Informationen scheint nicht abzureißen.

Auf meinem Blog kann ich alles in Ruhe verarbeiten. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zum Schluss, dass es wohl genau so sein muss.
Dass man auch hier wieder eine nötige Dualität findet.

Bei Instagram ist es ähnlich. Es gibt User, die haben sehr schnell 1000 oder 2000 Follower und manche Bilder bekommen 10.000 oder sogar 20.000 Likes.
Wer aber braucht diese ganzen Likes eigentlich? Ab wann darf ich mit meinem Bild zufrieden sein?

Es ist doch wie das Geld-System. Leute scheinen zu glauben, wenn sie „mehr“ haben, werden sie glücklicher. Oder sie vergleichen sich mit anderen und fühlen sich besser oder schlechter, je nachdem wie viele Likes sie bekommen.

Diese „Beliebtheit bei anderen“ sagt doch aber gar nichts aus, was ich erlebe, wenn ich ein Bild mache. Ob ich mich dabei gut fühle. Ob ich mich damit ausdrücken kann und meinen Gefühlen nachgehe. Mache ich das Bild nur, damit es schön in Szene gesetzt wird und es andere bewundern sollen?

Oder mache ich das Bild auch erstmal für mich selbst?

Schöne Bilder entstehen oft, wenn man es „fließen“ lässt. Wenn man einfach nur die Natur oder die Stadt geht und ganz spontan entscheidet, was man schön findet oder was nicht. Erfahrungsgemäß sind Perspektiven, die ich spontan als „schön“ oder „besonders“ empfinde auch ganz besonders gut geeignet, um schöne Fotos zu produzieren.

Dann werden die Werke sehr persönlich. Und wer sagt, dass es immer nur „schön“ sein muss? Wie langweilig!
Warum kann es nicht mal nervenaufreibend, hässlich oder trist sein?

Warum kann das Bild nicht mal bestimmte Gefühle wie Ärger, Angst, Ekel oder sogar Wut erzeugen?

Wenn ich mir meine eigenen Bilder so anschaue, dann stelle ich oft fest, dass ich mich um Ausgeglichenheit bemühe.
Auch das sagt viel über mich aus. Ich produziere gerne „Stilleben“, auf denen das Auge ruhen kann. Gähn!

Ich nutze Fotos also zur Entspannung und zur Entschleunigung. Ich fotografiere gerne Szenen, auf denen KEINE Menschen zu sehen sind.

Auch in meinen Bilder suche ich also oft mehr die „Distanz“ und weniger die „Nähe“. Ich fotografiere mich gerne selbst.
Ich würde auch gerne andere Menschen fotografieren, aber ich möchte ihnen nicht zu nahe treten.

Ich müsste sie erst fragen, ob ich das darf. Ich muss mit ihnen Kontakt aufnehmen. Ich muss mich auf sie einlassen, ein Bild von ihnen machen.
Das ist was ganz besonderes. Für gute Porträt-Fotos muss sich auch der Fotograf ändern!

Letztens war ich im Wald. Es kam ein sehr netter, älterer Herr vorbei, der einen tollen, großen, wuscheligen Hund mit schönem Fell und tollen Augen hatte. Meine Mutter hat ihn gleich angequatscht und wir unterhielten uns angeregt mit ihm und über sein Haustier. Ich stand relativ still daneben. Ich hatte die Kamera im Anschlag. Sie war sogar noch an, der Objektivdeckel abgenommen.

Aber ich habe mich in den ganzen 15 Minuten, die ich da stand und zuhörte, nicht getraut zu fragen, ob ich seinen schönen Hund mal fotografieren darf!
Das hat mich geärgert. Daran hab ich gemerkt, dass ich was ändern muss.

Ich will in diesem Jahr mehr Tiere und mehr Menschen fotografieren und ich muss sie fragen, ob das okay für sie ist.

Auch bei Facebook ist mir das aufgefallen! Es heißt doch „Face“ book. Also Gesichter-Buch. Aber die wenigsten Menschen posten Fotos von sich oder ihren Gesichtern. Ist doch eigentlich langweilig! Und wenn, dann sind es meistens Frauen, die sich um Schönheit und Likes bemühen – ist ja auch verständlich.

Aber alle Menschen haben doch Gesichter! Alle Menschen sind für sich genommen schön. Warum sieht man dann nur bestimmte Menschen und warum posten manche Menschen überhaupt keine Gesichter von sich?

Die sozialen Medien zwingen uns in einen Dialog auf die Technik-Ebene. Wir müssen miteinander über Maschinen kommunizieren. Ich finde, wir als Menschen sollten die Kontrolle über die Maschinen zurück gewinnen, indem wir uns menschlich zeigen. Indem wir Gefühle und unsere Gesichter zeigen.

Inventur des Herzens

Jahreswechsel. Zeit für eine Inventur, auch in Sachen Freundschaften und Beziehungen.
Wer hat mir besonders geholfen? Wo gab es Unterstützung? Wo bekam ich etwas, ohne zu betteln und ständig anklopfen zu müssen?
Wer hat bereitwillig geholfen? Und wer hat sich wie ein Arsch und extrem egoistisch verhalten?

Die Ergebnisse sind eindeutig. Alle Beteiligten können sich nicht verstecken. Ich hab alles gesehen und alles gespürt und die Sensoren waren dieses Jahr besonders empfindlich.

Eine Freundin schreibt sinngemäß „wenn du den Menschen zuviel wirst, erkennst du wer wirklich zu dir steht und wer nicht“.

Und eine andere Freundin schreibt mir PARALLEL dazu „dass es ihr gerade zuviel wird.“.

Das ist ein lustiger Zufall. Soviel Klarheit hatte ich selten. Dennoch fühlt es sich nicht gut an.
Alle möglichen Gefühle vermischen sich zu einem Brei. Die Traurigkeit überwiegt.

Ich nehme den Radiergummi und radiere ihren Namen aus meinem Terminkalender. Ich habe das Gefühl, dass er nicht ein weiteres Mal hinein geschrieben wird. Dass es ihren Namen nie wieder in meinem Leben geben wird. Ich muss das machen, nicht weil ich sie hasse, sondern um mich selbst vor weiteren Enttäuschungen zu schützen. Wenn ihr jemand nicht mögt oder ihm nicht helfen könnt, dann sagt das gleich. Verschleppt es nicht, das verschlimmert das Leiden nur. Es löst nichts. Wer helfen will, muss auch bereit sein, klare Linien zu ziehen. Und wer Hilfe annehmen möchte, muss wissen, woran er ist.

Ja, dieses Jahr hätten mein Partner und ich gute Freunde dringend nötig gebraucht. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich gerade am Anfang des Jahres aufgebrochen bin, um neue Freundschaften zu schließen und dass sich in der Mitte des Jahres durch den Schicksalstag alles ins Dunkle gewendet hat. Aus der lauten und ausgelassenen Party-Stimmung, bei der alle mitgezogen sind, wurde das dunkle Feld der Einsamkeit und Schwermut, das keiner freiwillig betreten möchte.

Viel zu früh wurde ich vor eine erneute Probe gestellt, die schwerste seit meiner Geschlechtsangleichung. Ein Todesfall so eng in der Famile und dann noch mit so trauriger (sinnloser!) Ursache ist besonders schwer zu verarbeiten.

Wir haben dieses Jahr die Erfahrung gemacht, dass sogar ausgebildete Psychologinnen die Behandlung abgelehnt haben, mit der Begründung, dass ihnen das Thema zu schwer ist! „Zuviel“ in einer anderen Form. Klar, ist gut, wenn man es sagt. Traurig ist es trotzdem. Dann müssen erstmal neue Termine ausgemacht werden, weitere Wartezeit vergeht, usw. Das alles hat die Nerven sehr angespannt.

Aber es gab auch Highlights in meinen Beziehungen und Freundschaften.

Enge Verwandte haben sich meistens gut verhalten. Es gab ein paar neue Freundschaften über Instagram, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Da hat sich gezeigt, dass es gut ist, wenn man die gleichen Interessen hat und in eine ähnliche Richtung möchte. Darauf lassen sich Freundschaften gut aufbauen.

Auch sehr lange und alte Freundschaften waren gut. Es ist einfach gut zu wissen, dass es „da draußen“ noch Leute gibt, die einen nicht vergessen haben. Die sich in irgendeiner Weise mit dir beschäftigen und noch nicht völlig in den Mülleimer des Vergessens gesteckt haben.

Besonders die Freunde, die ich seit meinem Coming Out 1999 bis 2001 kennengelernt habe, erweisen sich als besonders stabil und verlässlich. Das sind sozusagen die Freunde aus meiner „Kindheit“, weil ich das Leben davor einfach nicht dazu zählen kann.

Ich merke, dass meine Kunst und meine Schaffenskraft aufblüht und das würde sie niemals in der Art, wenn ich nicht schlimme, nervenaufreibende Dinge erlebt hätte. Die Kunst ist mein eigentlicher Anker und er ist völlig frei von der Meinung und dem Einfluss anderer. Das macht ihn so stabil und wertvoll.

Ich bin auf die Welt gekommen mit einem großen Lächeln und viel Optimismus und ich habe mir vorgenommen, dass das bis zum Lebensende reichen muss, egal was kommt.

Die Inventur des Herzens ist ein wichtiger Baustein der Überlebensstrategie.

Jemand vergessen

Kann man „jemand vergessen“ ? Es sieht so aus, als ob Menschen große Bemühungen darin legen, andere zu vergessen. Nach einer gescheiterten Beziehung z.B. wollen wir den anderen schnell vergessen. Es gibt Ratgeber, wie man das machen kann. Wie man die Sucht nach einem Menschen (die am Anfang Liebe hieß) überwinden und „reinigen“ kann. Wie man wieder „erfolgreich Single“ wird und sich im Leben behauptet. Die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit wird uns als „Überziel“ und perfekter Zustand angepriesen. Wenn wir unglücklich sind, brauchen wir mehr Güter und Konsum, um unsere Ängste und Einsamkeit erträglich zu machen. Einsame und unglückliche Menschen sind leichter zu kontrollieren. Aber von der Biologie her sind wir soziale Wesen und brauchen andere Menschen. Das ist die Quelle des Glücks.

Das Internet hat es schwer gemacht, andere zu vergessen. Wir finden die anderen überall wieder. In ihren Blogs, in sozialen Netzwerken, in kleinen Datenspuren, die ständig zu erreichen sind. Aber wir selbst strahlen auch eine „Erreichbarkeit“ aus. Solange wir etwas von uns geben, sind wir noch am Leben. Es ist ein Halm, an dem sich andere „festhalten“ können.
Die Menschen heutzutage kommen mir vereinsamt und unglücklich vor. Zuviele Menschen leben alleine, traurig, isoliert von anderen. Die Kommunikation ist erstarrt, die Liebe ist erlahmt, überall hat sich graue Farbe verteilt, wo es eigentlich bunt und schön sein könnte. Die Menschen haben mit der Zeit riesige Mauern um sich herum aufgebaut. Vier Wände, die Schutz geben sollen und die empfindliche Seele schützen. Dazwischen hängt noch eine lange Datenleitung. Signale fließen nicht direkt, sondern sehr indirekt. Man kann sich selbst aussuchen, was man hören und sehen möchte. Ungewünschtes wird herausgefischt. Der andere Mensch ist weit weg, sehr weit weg.
Aber was wird denn beschützt? Das „Ich“ wird künstlich verteidigt. Die Vorstellung vom eigenen Ich, wie man zu sein hat oder sein möchte. Der eigene Geist ist sehr kritisch. Er teilt die Dinge ständig in „gut“ und „böse“ ein. Man ist sich selbst der größte Richter. Das macht unglaublich unfrei und unglücklich. Man kann das Leben nicht mehr so erleben, wie es eigentlich ist. Alles wird von der eigenen Vorstellung geprägt. Man hat sich Filter aufgebaut, mit denen man ins Leben schaut. Und diese Filter kann man nicht einfach wegschrauben und zur Seite legen.

„Mit der oder der möchte ich nichts mehr zu tun haben!“ vor allem Frauen sind oft sehr nachtragend und schwierig im Umgang mit anderen. Man hat die eine zu nah an sich heran gelassen, sie entsprach aber nicht der eigenen Wunschvorstellung und zum „Dank“ wird sie jetzt gehasst. Dieser Hass aber macht die „andere“ wieder stark. Indem man sich „gegen die andere“ positioniert, wird man unfrei.

Die einzige Methode, den eigenen Hass zu überwinden und das Grau zu überwinden, liegt im „Verzeihen“.
Man kann das Negative nicht vergessen, denn die Enttäuschungen sind geblieben. Spuren auf der eigenen Biografie, Worte, die man gesagt hat, Einstellungen, die man nicht geteilt hat. Der eigene Charakter ist gewachsen, indem er sich „gegen jemand anders“ positioniert hat. Wenn man nun den anderen wieder lieben würde, würde das eigene Kartenhaus des Hasses in sich zusammenfallen. Das Verzeihen bedroht also die eigene, mühsam aufgebaute „Identität“.

Mit der Zeit wurden die anderen Menschen immer schwieriger. Früher gab es viele Leute, die du gemocht hast und die dich gemocht haben. Die „gute Seite“ war voll mit Menschen, auf der „schlechten Seite“ gab es nur eine Handvoll. Als der graue Schleier dann immer stärker wurde, lagen plötzlich immer mehr Menschen auf der „schlechten Seite“. Der Raum wurde enger und enger, es musste ein Anbau her. Überall waren schlechte Menschen, die es nicht gut mit Dir meinten. Sie wollten Dein „Ich“ angreifen. Sie wollten dich verändern, dich berühren- aber du hast dich gewehrt. Du hast dein Ich beschützt und am Ende hast du erkannt, dass da nichts war. Dann kamen die Tränen.

Menschen…

Passender Song: Feed Your Head

da ist diese Frau, die am Eiscafé vorbeigeht. Sie schaut kurz rüber, aber mir direkt in die Augen. Ich spüre Ihren Blick, aber ich kann ihn nicht deuten.. Es ist nur ganz kurz… vielleicht eine halbe Sekunde lang. Dann schaut sie wieder weg. Aber ich hab genau gemerkt, dass sie mich in dem Moment erfasst hat.. ganz deutlich… es ist so eine Verbindung, schwer zu sagen, was genau, einfach ein Fühlen.
Ein Fühlen „auf gleicher Wellenlänge“ vielleicht? Oder nur ein „Abchecken“… ein „Vergleichen“? Ich merke, wie ich genauso neugierig wie sie zurückschaue. Ich kann fast durch sie hindurch schauen. Ich erkenne alles ganz klar. Was sie in dem Moment fühlt, wo ihre Schwachstellen sind und was ihre Stärken. Ich kenne sie erst seiner einer halben Sekunde und sie ist mir schon vertraut. Seltsam! Sie ist ungefähr so alt wie ich, auch blond, chic gekleidet. Sie hat eine Sonnenbrille, die sie in ihre Haare schiebt. Sie steht vor einem Schaufenster mit einer modischen Auslage. Sie schaut mich ganz durchdringend und klar an. Es ist mir fast unangenehm. Dann aber schaut sie weg… als sei nichts gewesen.

An dem Tag treffe ich noch mehr Menschen. Die jungen Menschen mit ihren Taschen und bunten Klamotten vor der Mannheimer Uni. Sie kommen mir inzwischen wie Kinder vor..dabei war ich auch mal so alt. Schlank, jung, glatte Haut, die Augen noch wissbegierig und offen für neue Eindrücke.

Da ist der Afrikaner mit den Dreadlocks im Rollstuhl .. allein für sich ein interessanter Anblick. Er rollt durch die Hifi-Abteilung des Elektronik-Marktes und wippt mit dem Kopf zur Musik der ausgestellten Ware. Ein Bild für die Götter. Um ein Haar bleibe ich stehen und möchte ihn fotografieren oder filmen. Dann wiederum denke ich, dass das ja sehr unhöflich wäre… und ärgere mich fast im gleichen Augenblick darüber, so schüchtern zu sein. Und was, wenn es das Bild des Jahres geworden wäre? Schnell verwerfe ich den Gedanken wieder.

Im Eingang steht noch eine Studentin. Sie hat den undankbaren Job für ihre „Chefs“ eine Markt-Umfrage zu machen. Nachdem meine bessere Hälfte keine Antwort geben möchte, ich die Frau aber so nett finde und sie mir „leid tut“, beantworte ich schnell die Fragen. Sie ist ganz akkurat, stellt brav eine Frage nach der Nächsten. Es ist gar nicht so schlimm. Was ich denn hier mache, was ich gekauft habe und ob ich in der letzten Zeit Werbung gesehen oder gehört hätte.

Wir gehen in ein anderes Geschäft. Da spüre ich spontan „Abneigung“. Die Ware ist teuer, die Verkäufer sind unfreundlich oder über-ambitioniert, auf jeden Fall in keinem guten Verhältnis. Eine Frau sitzt gelangweilt vor der Kasse und beobachtet mich, wie ich mich mit der nicht passenden Ware abmühe. Auch nach vier Teilen passt immer noch nichts. Genervt gebe ich auf. Wir fahren fünf Stockwerke mit dem gläsernen Aufzug nach unten. Wenigstens ist der Besuch nicht ganz umsonst gewesen.

Auf der Straße treffe ich sehr viele Leute unterschiedlichster Geschlechter und Nationalitäten. Es ist schwer, sich im Nachhinein an irgendjemand bestimmtes zu erinnern… man ist mehr durch eine anonyme Masse gegangen und selbst auch größtteils anonym geblieben. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass die meisten Menschen interessiert und aufgeschlossen schauen und alle recht zufrieden sind. Das liegt bestimmt am guten Wetter.

Ich frage mich dabei häufig, was eigentlich „deutsch“ ist? Ob man darüber traurig sein solllte, dass alles gemischt wird, dass „wir“ inzwischen aus so vielen unterschiedlichen Nationalitäten bestehen? Dann frage ich mich, was denn „deutsch“ sein primär ausmacht. Ich denke, wer innerhalb der deutschen Ländergrenzen lebt, hier arbeitet, Geld verdient und auch noch unsere Sprache spricht, kann durchaus „deutsch“ genannt werden. Es ist doch eigentlich eine tolle Sache, wenn „unser Land“ bei anderen Menschen so hoch im Kurs steht und so beliebt ist, dass so viele Menschen kommen. Das ist primär nichts, über das man sich ärgern muss. Ich stelle mir die Frage in der letzten Zeit sehr oft, weil ja diese Themen „Asyl“, „Zuwanderung“ und „Flüchtlinge“ in den Medien über-proportional vertreten waren und man auch entsprechend viel negatives gehört und gelesen hat (gerade in den Kommentaren großer Zeitungen z.B.). Natürlich verändert sich das Land auch durch die vielen verschiedenen Kulturen, aber verliert es deswegen seine „Seele“ oder seine „Identität“? Und wenn, warum fürchten wir uns davor so sehr? Vielleicht weil wir keine deutsche Seele sehen oder erleben und daher einen möglichen Verlust noch viel mehr fürchten? Sind wir so unsicher über uns selbst geworden, dass wir eine „scheinbare Bedrohung“ von außen als so schlimm erleben? Ich schaue mir die Frauen aus islamischen Ländern an, wie sie selbstbewusst mit Kopftüchern durch die Stadt gehen. Eigentlich sehen sie auf ihre Art und Weise auch chic und jung aus. Sie passen zu den anderen hübschen Frauen, die hier gehen- nur dass sie eben eine andere Einstellung zu Ihrer Kopfbedeckung haben- das ist alles. Es kommt mir mehr vor ein modisches Accessoire oder eine Übereinkunft mit ihrer Einstellung. Nichts, vor dem ICH mich fürchten müsste. Manchmal sieht man einen Mann, der zwei Frauen dabei hat, diese tragen wiederum Kopftücher. Es ist schon ein seltsames Bild. Aber muss ich diese Menschen deswegen fürchten? Ich schaue ihnen in die Augen, will irgendwas „lesen“, aber ich ernte nur genau den gleichen, neugierigen Blick, den ich ausgesendet habe. Da ist erstmal nichts „Schlimmes“, nichts „Fremdes“ oder „Anderes“… das alles entsteht erst im Kopf, durch die vielen Konzepte, die das Leben so schwer machen.

Geteiltes Licht

Ein Artikel über Instagram und meine persönliche „Erstfaszination“

Ist schon irre, was man im Internet so erlebt. Den ganzen Mittwoch war ich mies drauf und hab mir – typisch deutsch – viele Gedanken über die „Nachteile von Instagram“ gemacht. Instagram ist eine recht neue Plattform im Internet, in der alle Menschen Bilder hochladen können. Dann können andere Benutzer diese Bilder sehen und einen „like“ (also ein positives Feedback) hinterlassen oder das Bild kommentieren. Sogenannte „Hashtags“ helfen, die Inhalte zu sortieren und besser zu finden. Auch eine Suche über den Aufnahmeort ist möglich. Sehr schnell kommt man auf diese Weise rund um die Welt. Die Plattform ist simpel aufgebaut und sehr leicht zu erlernen. Von der Programmoberfläche wurde sie auf Smartphones optimiert, eine App ist zur Benutzung dringend zu empfehlen. Vom heimischen PC aus kann man Bilder nicht so ohne weiteres auf Instagram hochladen (darauf bin ich auch im letzten Podcast drauf eingegangen). Die Plattform gehört mittlerweile zu Facebook und so muss man sich mit entsprechenden AGBs und Nutzungsbedingungen herumplagen, die nicht unbedingt auf den deutschen Geschmack „optimiert“ sind.

Dazu hatte ich gestern auf Facebook zwei Links geteilt.

Einmal der interessante Artikel von „Basic Thinking“, der darauf eingeht, wie die Nutzungsbedingungen von Instagram nun verbessert werden sollen, nachdem es in Deutschland Protest vom Verbraucherzentrale Bundesverband gegeben hatte.
Mich persönlich stört besonders das weitgehende Weiterverwendungsrecht von Bildern, die sich Plattformen wie Facebook, Instagram oder WhatsApp einräumen. Dazu findet man in diesem Artikel mehr.
Allerdings war es schwierig, noch bessere oder genauere Informationen im Internet zu finden. Das ist kein Wunder, wer liest sich schon freiwillig die AGBs durch und macht diese Informationen für die Öffentlichkeit verständlich und lesbar? In den meisten Fällen klicken wir uns doch schnell durch die „Einstimmung“ zur AGB und sind froh, endlich loslegen zu können und uns kreativ ausdrücken zu können. Die Plattformen bieten einen großen Reiz und saugen die eigenen Daten und Fotos förmlich unter den Fingern weg. Belohnt wird man mit vielen Klicks und sozialer Rückmeldung oder Anerkennung. Das ist klar, das man da kaum widerstehen kann. Auch was das Erzeugen von „Aufmerksamkeit“ und „Traffic“ angeht, sind die sozialen Netzwerke nicht mehr wegzudenken.

Der Nachteil der Netzwerke ist völlig klar: Man verliert im Grunde die kommerziellen Nutzungsrechte der Bilder und tritt sie an die großen Netzwerke ab. Man kann auch nicht beeinflussen, was mit ihnen geschieht. Im schlimmsten Fall kann also ein privates Bild, das über WhatsApp oder im Facebook-Freundeskreis geteilt wurde, auf einem Werbeplakat landen, weil es sich gut verkaufen ließ. Das Babyfoto, die private Grillparty, das gemütliche Candle-Light Dinner oder das Treffen mit der Freundin? Und alle nehmen teil? Wie verrückt müssen wir sein, wenn wir dennoch fleißig weiter teilen und all diese Schattenseiten nicht hören oder lesen wollen?

Hin- und hergerissen von den Vor- und Nachteilen habe ich mich dann am selben Abend dennoch entschlossen, das Experiment Instagram weiter zu wagen. Denn es ist letztendlich so, dass ich mit dem Smartphone sehr viele Bilder aufnehme. In einer Woche kommen sicherlich 100 – 200 Schnappschüsse aus dem Alltag zusammen. Im Monat sind das 400 – 800 Bilder- und wenn spezielle Ausflüge oder Reisen gemacht werden, noch mehr. Bei keinem Bild erhebe ich Anspruch auf Professionalität oder Perfektion. Und wo landen die Bilder alle? Meistens auf der Speicherkarte, wenn sie gut gepflegt werden, noch auf der heimischen Festplatte oder in der Backup-Cloud. Aber sie sieht meistens keiner. Die interessanten Bilder schicken wir noch an unsere Freunde oder zeigen sie mit dem Handy rum. Die anderen Bilder verlieren ihre Wertigkeit. Es sind meistens vergängliche Zeitdokumente- zu viele, um sich über sie im Einzelnen Sorgen zu machen. Zu viele, um sie wirklich als „eigen“ zu betrachten. Denn das Licht, das vom Foto eingefangen wurde, gehört ja auch nicht uns. Und viel mehr sind Fotos ja nicht. Es ist eingefangenes Licht, dass man mit Hilfe der Digitaltechnik haltbar und weiterverwendbar gemacht hat.

Was macht nun dieses „geteilte Licht“ mit anderen Menschen? Es verändert sie. Es dringt von der Netzhaut in das Gehirn und von da in die Gedanken. Es erzählt eine Geschichte. Eine Geschichte über Dein Leben, über Deine Gedanken und Deine Gefühle. Es verrät, wie du die Dinge siehst. Oder sie bewertest. Was überhaupt in deinen Sinn, in deine Augen kommt. Das digitalisierte Licht macht die Dinge teilbar, unmittelbar, direkt, ohne Umwege.

Ich habe also für mich beschlossen, den Instagram-Weg weiter zu gehen. Denn Kunst muss sich immer irgendwie ausdrücken und findet immer irgendwie einen Weg. Allerdings mache ich mir um das „drumherum“ so viele Gedanken, dass es zur Zeit nur im Schneckentempo vorangeht. Ich frage mich z.B. „was ist für die Menschen interessant? Was wollen sie sehen? Soll ich mein Land vorstellen und wenn ja, was könnte interessant sein? Wie gehe ich mit Fragen der sexuellen Selbstbestimmung um? Wieviel Haut möchte ich zeigen? Was ist angemessen- und was geschmacklos?“

Ich wollte gestern einfach mutig sein und ein weiteres Bild teilen. Mich kribbelte es in den Fingern. Also bin ich meine Handy-Galerie durchgegangen und habe mit hastigen Fingerbewegungen Unmengen an Bilddaten durchgewischt. „Dieses nicht… jenes nicht.. das ist zu dunkel… oh nein, das kann man ja keinen zeigen.. dies ist unscharf… zu privat…das ist langweilig“
Mein Geist war kritisch und ich traf durchaus eine Vorauswahl. Plötzlich bin ich an einem Bild hängengeblieben. Es hat mir einfach gut gefallen, ich weiß nicht warum.

Als die Sonne noch schien. #clouds #landscape

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Es zeigt einen Blick auf meine nähere Umgebung, so wie sie eben ist. Ich lebe auf dem Land. Im Hintergrund sieht man Felder. Das sind entweder reife Weizenfelder oder abgeerntete Felder mit unterschiedlichen Beige- und Brauntönen. Am oberen Rand sieht man einen strahlend blauen Himmel und kristallweiße Wolken. Im Vordergrund ist eine Grasfläche mit einer ordentlich gemähten Wiese. Der Mittelpunkt des Bildes wird von einem Strommasten geprägt, von dem zwei Kabel nach links-mitte und nach rechts-oben aus dem Bild herauslaufen. Am Fuße des Mastes liegen unordentliche Haufen aus Holz und abgesägten Baumstämme. Im Hintergrund sind weitere Strommasten einer größeren Überlandleitung zu erkennen.

Das Bild habe ich im Vorbeigehen mit meiner Handy-Kamera gemacht. Es ist nicht besonders scharf, noch hat es eine besonders gute Qualität. Mir ist das Bild einfach ins Auge gestochen, weil ich es „harmonisch“ fand. Ansonsten wäre die passende Bildüberschrift „mein oller Masten“. Den sehe ich beim Spazierengehen sehr oft. Er bildet ein Fixpunkt in meinem Leben. Ich liebe diesen Masten. Aber erscheint mir nicht besonders. Daher hab ich ihn veröffentlicht.

Und was macht die verrückte internationale Bilddaten-Instagram-Gemeinschaft daraus? Als ich das Bild hochgeladen habe, erscheint es kurz im „Schaukasten“, also einer Art Auswahl von aktuell hochgeladenen Bildern. Das ist die Chance, um schnell an Aufmerksamkeit zu gelangen. Wer weiß, vielleicht wird im Hintergrund der Algorithmus so gesteuert, dass neue Nutzer mehr Aufmerksamkeit bekommen, um sie schneller ans Netzwerk zu binden? Wie auch immer, innerhalb von Sekunden ploppten auf meinem Handy die „Likes“ ein. Aktion- und Reaktion, ein ganz einfacher Mechanismus. Menschen haben sich mein Bild angeschaut und mit „Gefällt mir“ geklickt! Das ist ein ungeheures Gefühl. Man ist plötzlich berühmt, man wird endlich beachtet. Und das alles mit meinem ollen Masten!!

Ich gehe ganz aufgeregt die „Herzchen“ durch, die man mit geschenkt hat. Ich bin gerührt. Von wo kommen die Menschen? Was haben sie zu erzählen? Was ist ihre Geschichte, was ist ihr Leben? Was ist ihr Blickwinkel? Dieses verrückte Gefühl der Internationalität konnte mir bis jetzt nur Instagram vermitteln. Kein Vergleich mit der Filterblasen-Gemeinschaft Facebook, bei der man fast wie im Büro jeden Morgen in die gleichen Gesichter schaut. Und wo „gefällt mir“ nur äußerst spärlich verteilt werden.

Ich gehe die Menschen und ihre Profile also durch: Da ist einer aus einem Land, das ich nicht kenne und er verwendet Schriftzeichen, die mir arabisch vorkommen. Ich google das Schriftzeichen kurz und komme auf eine Firma aus Marokko. Aha, interessant! Da gibt es außerdem eine Studentin aus Philadelphia.  Eine Frau mit spanischem Namen, die Fotos aus Madrid oder Toledo postet. Ich klebe an ihrem Stream und komme kaum los. Der nächste Nutzer nennt sich „performance.arts“ und postet krasse Bilder in gewagten Farben. Ich erkenne russische oder osteuropäische Schriftzeichen, kann es aber nicht eindeutig zuordnen. Allerdings sind die Bilder schwer faszinierend und offenbaren ein völlig anderes Denken, eine neue Herangehenswiese, die sich frisch anfühlt. Ich bin gefordert. Mein Gehirn schlägt Kapriolen.
Schnell gehe ich zum nächsten Like. Ein Mann, der sich „Benjamin“ nennt. Er postet interessante Bilder. Von Thailand? Und Dubai. Er schreibt aber nicht, wer er ist, woher er kommt. Ich sehe nur seine Bilder und darf raten. Das ist interessant.

Travel with andy hat einen hübschen Kranz aus Blättern auf dem Kopf und postet tolle Herbstbilder in knallig roten Farben. Das ist genau mein Geschmack! Weil er bei mir kommentiert hat, kommentiere ich schnell zurück. Sonst würde mein Gesicht so rot wie die Blätter werden, die er da geknipst hat. 😉
Er scheint mir ein Profi. Seine Bilder haben viele Likes und hunderte Kommentare. Toll. Ich bin beeindruckt. Dagegen komme ich mir klein und unwichtig vor.

Der nächste Typ, der meinen Masten „geliked“ hat, ist krass. Wie kommt er auf mich?
Er hat provokante Bilder in seinem Feed, die Farben sind grell, die Winkel verrutscht. Unorthodox und unangepasst. Genau das Gegenteil von mir. Dennoch gefällt mir seine Sichtweise. Weil sie anders ist. Weil es seine Sichtweise ist.
Ich hinterlasse also ein Like bei diesem Bild  . Dann gibt es wieder einen amerikanischen Mann.. seine Bilder sprechen mich gleich an. Hier könnte ich überall Likes hinterlassen, weil er so freundlich wirkt. Ich mache es dann bei diesem Bild.

Claudia hingegen- mag nicht nur meine Felder und den ollen Masten- sondern ist auch ein Naturliebhaber und steht auf Blautöne. Das passt, die mag ich auch.
Ihr Stream sprüht vor Weiblichkeit und ist pastellig-angenehm. Irgendwie sympathisch. Ich kann nicht sagen, warum. Aber Bilder sind manchmal eine gute Möglichkeit, Übereinstimmungen mit anderen Menschen zu finden, was man mit 1000 Worten nicht schaffen würde. Sie kommt wohl aus New England und die Bildbeschreibungen erzählen kleine Geschichten.

Eine 19jährige mit italienisch klingendem Namen hat mich auch „geliked“. Sie macht viele Selfies vorm Spiegel. Und schon wieder entdecke ich eine peinliche Gemeinsamkeit.
Sie ist hübsch und strahlt eine gewisse Freundlichkeit aus. Ihre Bilder verraten eine Leidenschaft für Smartphones und Musik.

hikinghighlights kommt viel in der Welt herum. Und er trägt graue Socken.
😉

Yashraj_rajput ist Single und verwendet eine interessante Gitter-Technik namens „instagrid“. Ich weiß noch nicht, wie es funktioniert, aber es sieht spannend aus.

Bulkensik ist hübsch und hat lustige Bildbeschreibungen. Daher bekam sie einen Like für ihr „potato face“  Ich bin also nicht die einzige, die sich Sorgen um ihre „zu große“ Nase macht. Außerdem macht sie Selfies mit … Pferden? … was sie sehr sympathisch macht.

Miss bubblemaker Habe ich abonniert. Sie hat tolle Bilder und ein interessantes Profilbild. Anscheinend kommt sie aus Indien. Und sie hat schon was von „me too“ gehört.

p.kuklafoto kommt aus Polen.. die Bilder sind düster und interessant.
Für das lustige „Spiegelnde Felgen-Selfie“ gab es von mir ein Like.

Jeanyveslerminiaux spricht französisch. Ich kenne ihn nicht. Aber seine Bilder sind toll.

Awarage ist aus Russland und sieht gut aus.

Wo ist die Sonnenbrille, wenn man sie braucht?

Tag des Inputs

https://soundcloud.com/julia-adriana-1/tag-des-inputs

In diesem Podcast geht es um die Rezeption und Nutzung von sozialen Netzwerken, z.B. Twitter, Facebook und Instagram. Ich spreche darüber, was ich erlebt hat, was meine Eindrücke und Erfahrungen damit sind. Dabei geht es um die Frage „wie bekomme ich mehr Freunde“ aber auch um Fragen der emotionalen Veränderung und Kommunikation.

Das Blog ist nach wie vor die wichtigste „Schaltzentrale“ und mein persönliches Zuhause in dem großen Wust an Feeds und News.
Brauchen wir die ganzen „Likes“ eigentlich wirklich? Was machen sie mit uns?

Wie verändert mich das soziale Netzwerk? Werde ich wirklich freier und glücklicher dadurch?
Oder nur gehetzter und getriebener, ängstlich vor der Bewertung der anderen?
Warum tun wir uns diesen Druck eigentlich an? Wo liegt die Befriedigung?

Wenn ich durch die Straßen laufe, haben alle Menschen die Gardinen zugezogen und haben sich in ihr Wohnzimmer oder ihre Küche verkrochen. Man sieht niemanden. Alle sind still und abweisend.
Aber im „Internet“ öffnen wir uns plötzlich und wollen geliebt und gesehen werden. Was für ein Widerspruch!
Aber auch eine Bereicherung. Wir begegnen uns im Cyberspace.. reichen uns virtuell die Hand, schenken uns ein Lächeln und prosten uns zu.

Freunde treffen

Ich hab es gewusst, in Wahrheit gibt es gar keine Geschlechtsunterschiede!

Frage: „Wollen wir am Wochenende zusammen was unternehmen?“

Freund: Klar, machen wir.

Freundin: Ja, eigentlich schon. Aber dann muss ich erst überlegen, ob es passt. Könnte auch sein, dass es mir gerade nicht gut geht, kann ich schlecht voraussagen. Also halte ich es lieber in der Schwebe. Und ich muss doch dies und jenes klären. Und außerdem kommt ja noch X vorbei. Und für Y muss ich noch das machen. Außerdem wollte ich noch shoppen gehen. Und wollte was schönes für meinen Freund kochen. Und eigentlich passt es mir gar nicht, aber wenn du lieb fragst und mir noch ein paar Komplimente machst, bin ich dafür bereit. Weil ich entscheide das alles spontan aus dem Bauch raus. Hihi.

Und was kommt bei raus?

Beim Freund wird es genau so, wie du es erwartet hast. Er ist nicht krank und auch nicht launisch.
Er macht es einfach und ist zuverlässig. Einer von euch beiden ist der Ältere oder der Erfahrene, es wird ein Anführer bestimmt und dann wird es so gemacht. Der Ablauf des Treffens ist vorhersagbar und „straight“. Der Freund regt sich nur darüber auf, wenn am Ablauf etwas geändert wird oder die Planung vorher schlecht war. Dann wird ein Verlierer bestimmt, der die Scheiße ausbaden muss. Das ist meistens der „weibliche Part“.

Bei der Freundin ist es etwas besonderes, wenn ihr überhaupt zusammen kommt! Dann wird es aber richtig lustig! Ihr lacht euch beide weg, weil es gerade richtig gut passt und ihr beide so Bock auf das Treffen hattet. Keiner dominiert das Treffen, die Hierarchie wird bewusst flach gehalten. Männer würden jetzt nur stören! Es gibt viele Überraschungen und es läuft ganz anders als geplant. Das Treffen läuft emotionaler und herzlicher ab, weil ihr beide mehr Rücksicht aufeinander nehmt. Ihr entscheidet spontan und einigt euch durch Diskussion darauf, was ihr zusammen macht. Das kann dann auch mal ganz anders werden. Keiner ärgert sich darüber, dass ihr zu wenig geplant habt. Das viele Quatschen und die gute Stimmung hilft über kleinere Mängel in der Ausführung hinweg.

Lustig ist auf jeden Fall beides!

Zu wenig Zeit, dafür mehr Gesichter


Das gibt jetzt nur einen ganz kleinen Artikel. Treue Leser und Follower haben es vielleicht schon mitbekommen, für alle anderen schreib ich nochmal kurz im Blog: Im Moment tummele ich mich sehr intensiv auf Facebook und habe dadurch weniger etwas weniger Zeit für die Schreibprojekte. Eigentlich wollte ich das Medium „nur kurz kennenlernen“… jetzt ist daraus eine Leidenschaft geworden. Man kann wirklich ALLES damit machen und dazu noch in Echtzeit. Wer braucht da noch Texte, die in die Tiefe gehen?

Mit Facebook ist man noch direkter am Menschen, kann sich noch besser vernetzen. Es ist vor allem eine Chance für „einsame Bloggerinnen“ mal über den Tellerrand nach draußen in die gefährliche große Welt zu schauen. 😉 Da sind ganz schreckliche Menschen, die es alle auf dich abgesehen haben. Und wenn du zurück nach Hause kommst, ist da nix mehr so wie vorher…

Durch die Facebook-Nutzung verändert sich natürlich vieles. Das „geteilte Wissen“ wird unter Umständen noch oberflächlicher oder andere Medien (z.B. Bilder/ Videos) bekommen plötzlich mehr Gewicht. Menschen werden natürlich wichtiger. Aber sind sie das nicht immer schon gewesen?

Es wird alles schnelllebiger. Was liegt da näher, noch schnell und hektisch einen Podcast aufzunehmen und die Gedanken beim Sprechen zu stricken? 😉 Oder beim stricken sprechen? Ich krieg das gerade nicht so auf die Reihe.

Meine krausen Gedanken zur Welt, vor allem zum Thema Camcorder, Facebook und TI könnt ihr hier finden:

https://soundcloud.com/julia-adriana-1/podcast-11-09-2017-homestudio

Wie auch immer, ich lade alle Leute recht herzlich ein, auf meinem Facebook-Profil zu folgen und euch da auch zu registrieren, falls ihr es noch nicht gemacht habt.

https://www.facebook.com/jab78

Man liket sich!

(nächste Woche kommt dann Instagram, ich seh es schon kommen…)