Freiheit kommt nur durch Arbeit

Eine Gegendarstellung

Ich erinnere mich noch an einen schönen sonnigen Frühlingstag vor zwei Jahren. Mein Mann und ich (frisch verheiratet) waren etwas unter Druck, weil wir in einer bestimmten Zeitspanne unseren Umzug von der Wohnung in Mannheim in unser frisch gekauftes Haus bewerkstelligen mussten. Neben den ganzen Renovierung- und Sanierungsarbeiten, die in dem 200 Jahre alten Haus halt mal so anfallen (und bis heute noch anhalten..) mussten natürlich alle Zimmer der Wohnung gestrichen und aufgehübscht werden. Wer das schon mal machen musste, weiß, wie viel das Arbeit allein mit einem Zimmer schon ist… und wir mussten 75 qm, inkl. der Decke streichen.

Wir sind keine Profis, dazu ist mein Mann berufstätig und so was muss man immer im Urlaub machen, was den Zeitdruck noch zusätzlich verstärkt. Mit unserem letzten Geld (denn die Kaution und andere Posten hatten große Löcher in den Etat gefressen) kauften wir uns einen kleinen Anhänger. Die passende, nachgerüstete Anhängerkupplung fürs Auto fehlte natürlich auch noch- zusätzlicher Zeitbedarf und Kosten durch den Werkstatt-Besuch kamen dazu. Insgesamt vielleicht 800 Euro, die wir natürlich selbst bezahlten, abzüglich vom Nettogehalt, also nach den Steuern, die wir für unseren „überschuldeten Staat“, die Abwrackprämie und „sozial schwache“ Hilfsbedürftige abdrücken. Wir sind auch sozial schwach, aber das interessiert oft keinen!

Wir haben das Haus im Januar gekauft und der Auszug war Ende März, das waren also drei Monate.

Der Anhänger ist sehr klein, zwei Meter lang, einen Meter hoch und einen breit, also zwei Kubikmeter. So eine Wohnung hat aber mehr Zeug als zwei Kubikmeter, vielleicht 20, 30 oder 40?

Aus diesem Grund haben wir jedes Wochenende etwas in den Hänger gepackt und sind die 2 mal 40 km mit dem Auto und dem Anhänger wie die fleißigen Ameisen hin- und her gefahren. Soweit ich mich erinnern kann, machten wir das recht oft, im Grunde jedes Wochenende bis zum Auszug. Die Zeit im Haus verbrachten wir dann mit Renovierung in Abwesenheit jedes Luxus, nur um dann am Ende des WE´s wieder nach Mannheim zu fahren und dort die Arbeitswoche zu beginnen (und ja, auch für Hausfrauen und freiberufliche Autorinnen gibt es eine protestantische Arbeitswoche, selbst wenn das manche Machos, die nie was im Haushalt machen, einfach nicht glauben wollen).

Selbstverständlich schleppten wir dabei alles selbst, von der einfachen Kiste, bis hin zum sperrigen Schrank und Sofa wurde alles von zwei Personen abgewickelt. Nur bei der Waschmaschine haben wir „Freunde“ eingeladen und uns helfen lassen.

Ich erinnere mich daran, dass es eine recht harte und anstrengende Zeit war. Die Renovierung der Wohnung wickelten wir dann innerhalb einer einzigen Woche ab und begannen diese wie die normalen Handwerker morgens um 8 und endeten irgendwann am Nachmittag. Ausräumen, sauber machen, abkleben, Plane ausbreiten. In den Baumarkt fahren. Quirl aufstecken, Werkzeug bereit legen, Farbe anrühren, auf die Leiter klettern, streichen- immer und immer wieder. Dann die Decke, da kommt einem alles entgegen, abends ist man weiß gesprenkelt und verschwitzt. Zu Essen gibt es nicht viel, vielleicht ein belegtes Brötchen und Apfelsaft-Schorle- aber das reicht, wenn man hungrig ist und Bock auf Arbeit hat!

Abends hatten wir natürlich Muskelkater, Schmerzen, Hunger und waren kaputt. Zum Plaudern, Chatten oder ähnlichem ist einem dann nicht mehr. Man sieht noch was im Fernsehen und geht dann sehr müde schlafen.

Ich frage mich, wie wir diese ganzen Arbeiten verrichten konnten und dabei noch motiviert waren? Was hat uns angetrieben?

Warum haben wir die Kosten nicht übernehmen lassen? Warum meldete ich mich noch nie in meinem Leben arbeitslos, obwohl ich darauf bestimmt auch einen Anspruch hätte- wenn ich mal überlege?

Mir war es schon immer wichtig selbstständig und unabhängig zu sein. Die Zwickmühle, die abhängige Situation in einer Mietwohnung ist nicht schön. Das ist keine Freiheit. Man hat blöde Nachbarn, Lärm, Gerüche, Ärger mit der Kehrwoche, Ärger wenn man Grillen will, keinen richtigen Garten und ist überhaupt sehr eingeengt. Die Vermieter sitzen am längeren Ende der Macht, der Stromableser und der Heizungs-Kontrolleur kommen wann sie wollen und man hat keine Wahlmöglichkeiten. Man kann nicht renovieren, nichts verändern ohne den Vermieter zu fragen- und wenn der eben keinen Bock hat, hat der keinen Bock.

Wir sind nicht besonders reich und einflussreich, aber uns war klar, dass wir eine Veränderung brauchen, eine Zukunft wollen, die aus Eigenständigkeit und Freiheit besteht. Und daher haben wir diese Arbeit auf uns genommen. Dieses alte Haus gekauft, was soviel marode Stellen hat, an denen man arbeiten muss. Dass soviel Zeit und Energie verschlingt. Die ungünstige Situation auf dem Land, abseits aller Vergnügungen, nur weil es günstiger ist- und wir die Miete sparen. Das ist unser Ziel. Freiheit, Eigenständigkeit und das Gefühl, es selbst geschafft zu haben.

Das treibt uns an. Selbst wenn die Arbeit dabei hart und unbequem ist, bleibt immer das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein und alles richtig zu machen. Ich stehe auf und weiß, was mein Ziel ist. Ich gehe abends schlafen und weiß, was ich gemacht habe.

Ich bin in gewisser Weise selbst Handwerkerin geworden, das finde ich schön und es bereichert mein Leben. Ich weiß, wie es sich anfühlt hart und körperlich zu arbeiten und dies ist eine Erfahrung, keine Theorie!

Manchmal fluche und schimpfe ich und ärgere mich über den langsamen Fortschritt oder die viele Arbeit.

Aber nie bereue ich das, was ich getan habe.

Tagesprotokoll von der Renovierungsfront

und ein bisschen Mathematik for Beginners…

Gestern, am Sonntag, den 22.02.2009, um ca. 10 Uhr weckte mich mein Hauptfeldwebel K. mit den Worten, dass wir einen Ausfall in der Heizungsanlage hätten und zwar schon- gemessen an der aktuellen Raumtemperatur- seit ca. 4 Stunden.

Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Dienstuniform anzuziehen, obwohl eigentlich Ausgang in die Heimat geplant war. Das Lunchpaket wurde wieder verstaut und stattdessen die schweren, mit Stahlkappen und Säureschutzsohlen gesicherten Arbeitsschuhe angezogen. Dazu den schweren Stoff der Hose, den wärmenden Vlies und die schützende Regenjacke. Zur Sicherheit der Hände nahm ich gleich die mit Leder verstärkten Handschuhe mit und ein Päckchen Taschentücher (Mistwetter!).

Nach ca. 3minütigem Marsch durch Matsch und Regen zum Heizungskeller waren wir gleich am Ort der Havarie angekommen. Die Diagnose war schnell erkannt: Es roch schon seit Tagen nach Heizöl und der Brenner lief heute morgen nicht mehr an.
Ein erster Systemcheck ergab aber, dass die Elektronik in Ordnung war, alle LEDs funktionierten und auch die Relais klackten so wie sie sollten. Wir beschlossen kurzerhand, den Brenner auszubauen, so wie wir es bei den Handwerkern vor ein paar Monaten auch gesehen hatten. Da Sonntag war und wir beim letzten Mal schlechte Erfahrungen gemacht haben, wollten wir die Reparatur diesmal selbst machen.

(Ich kann jetzt noch schreiben, dass der Befehlsstab die Order zum Sparen gegeben hat und dem Personal vor Ort nichts anderes übrig bleibt, als die Kosten durch Selbst-Maßnahmen zu drücken, aber das wäre politisch nicht korrekt und gehört nicht in ein Protokoll. )

Schon beim Öffnen der Heizkammer gab es die ersten Probleme: Sie klemmte, vermutlich wegen Verrußungen. Mit einem Hebel aus Stahl war das Problem schnell beseitigt. Unten gibt es einen Verriegelungsmechanismus, der nur durch leichtes Anheben der Tür bei gleichzeitigem Ziehen überwunden werden kann.

In der Brennkammer gab es nur leichte Verunreinungen, die weggesaugt wurden.

Der schwere Raktenbrenner (Marke MAN, Baujahr ca. 1995) wurde samt Schläuchen auf einen Arbeitstisch neben der Heizung gelegt. Durch genaues Beobachten prüften wir alle Bauteile. Die Abdeckung, die Manschette und das Brennrohr nahmen wir ab. So ein Heizöl-Brenner ist einfach aufgebaut: Vorne sind zwei Elektroden, durch die mit Hochspannung und hoher Stromstärke ein Zündfunken gesendet wird. Dann gibt es eine Düse, mit der unter Druck das Heizöl gepumpt wird. Erreicht das Öl nun den Zündfunken wird es auf Grund der Hitze entzündet und verbrennt möglichst rückstandsfrei und unter Abgabe von Heizenergie. Die Handwerker hatten beim letzten Mal den Abstand der Elektroden falsch eingestellt und zudem nutzen sich diese durch die Feuerung ab, wie eine Mine in einem Bleifstift. Die Elektroden sind Stäbe aus Stahl und sowas wie der Docht einer Kerze. Wir entfernten das Bauteil, dass diese zusammenhält, feilten kurz nach, veränderten den Abstand und bauten sie wieder ein.

Eine rostige Schraube wurde noch durch eine neue ersetzt (auch Stahl hält nicht ewig).

Die Manschette machte einen schlechten Eindruck, weil nur aus dünnem Stahlblech und auch schon rostig, aber wir ließen sie so wie sie ist.

Jetzt mussten wir nur noch warten, bis sich die Heiztemperatur abgekühlt hat und die Bedingungen für einen Testlauf gegeben waren.

Nach kurzer Zeit begaben wir uns in Test-Position. Meine Aufgabe war, die Klappe für die Holzzufuhr zu öffnen, falls der Anlauf funktioniert. Dadurch wird der Ölbrenner elektronisch abgestellt (weil die Heizung dann denkt, wir würden mit Holz heizen und beides zusammen nicht zulässig ist). Hauptfeldfebel K. hielt den Brenner und bediente die Knöpfe, ich überwachte alles (damit ich später dieses Protokoll erstellen kann natürlich! 😉 ).

Nach ca. 1 Minute gab es einen erste Funken an den Elektroden. Ein feines Knistern, so wie bei auch beim Schweißen erfüllte den Raum- dazu ein helles, gleißendes blaues Licht, dass immer auf den Stahl-Stangen hin- und her wanderte. Kurze Zeit spät wurde das Heizöl rausgeschossen. Da wir die Manschette nicht drauf hatten, kleckerte es und verbrannte nicht vollständig, die Zündung war aber dank Reparatur positiv.

Nach einem zweiten Testlauf mit Manschette (die als Heiz-Kanal und Abzug fungiert) erblickten wir eine helle, heiße blaue Flamme. Damit war der Test abgeschlossen.

Wir bauten den Brenner wieder ein (natürlich musste zwischenzeitlich übergetretenes Heizöl aufgewischt und entfernt werden) starteten die Anlage und sahen voller Freude wie es wieder warm wurde.

Reparaturzeit: ca. 90 Minuten
Kosten: eine Schraube

……………………………
Zum Schluss noch ein kleines Rechenbeispiel über den Energieverbrauch von Heizsystemen:

Mal angenommen ein Heizkörper hat die durchschnittliche Wärmeleistung von 2.000 Watt, das sind 2 Kilowatt (kW)

In einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haus (ca. 160qm) hat man ca. 10 Heizkörper, das sind 20 kW.

Die Nenn-Heizleistung des Brenners ist mit 18-25 kW angegeben, also ausreichend, um die Schwankungen auszugleichen.

Ein durchschnittliches Auto hat 100 PS, das sind ca. 136 kW (Quelle PS )

Fährt man also Vollgas, verbraucht man die siebenfache Menge der Heizenergie eines Hauses!

136 kW / 20 kw = ca. 6,8 !

Stellt euch mal sieben große Häuser für 30 Personen, und daneben einen Golf mit einem einzigen Fahrer auf der Autobahn vor! Schnell wird klar, was wir der Umwelt da eigentlich antun.

Allein bei einem Drittel der Gesamtleistung eines Autos wären es immer noch das Doppelte der Heizleistung!

136/3 = 45.3 .. / 20 = 2,26 !

Hier wird also schnell klar, an was für unglaubliche Mengen an Energie und Energieverbrauch wir uns gewöhnt haben. Heizöl, Benzin und Diesel sind zwar sehr ergiebig, aber nur begrenzt verfügbar. Mit Strom zu heizen ist z.B. reine Verschwendung, weil hier der Verlust hoch und der Wirkungsgrad gering ist.

Um die Heizleistung eines Hauses mit Computern nachzubauen bräuchten wir ca. 40 PCs! (ein PC mit ca. 500 Watt)

Vielleicht sollte uns das Denken über Energie, Technik und Verbrauch immer wieder vor Augen führen, was für einen Lebensstandard wir mittlerweile haben und wo es deshalb günstig ist, Energie einzusparen!

Energie ist kostbar, Energie ist Leben.

Aber auch Geld ist Energie und sollte durch Eigenleistung gespart werden. Zahlen wir den Handwerkern z.B. 600 € bekommen wir damit zum jetzigen Heizölpreis ca. 1200 Liter! (600 / 0,5) Was wiederum 20 Prozent der Gesamtfüllung ausmacht!

(6000 Liter Kapazität / 1200 Liter = Faktor 5
Prozent: 100/ 5 =20% !)

Links

Raketenbrenner- Erklärung