Mischmaschtag

Gestern war der langweiligste Tag des Jahres. Ein Wetter zum Vergessen. Weder Fisch, noch Fleisch. Weder warm, noch kalt, nicht sonnig, aber auch nicht regnerisch. Ich habe schöne Kerzen angemacht und wir haben „Bruschetta“ mit Tomatenwürfeln und Mozarella gegessen. Die Zutaten hab ich eigentlich für warme Tage gekauft, aber sie haben auch in dieser heimeligen Herbst-Sonntagsstimmung gut geschmeckt.

Dieses Jahr ist so ereignislos, es fühlt sich so leer an. Keine richtige sichtbare Krise für die meisten von uns, aber dennoch eine „unsichtbare“, deren unheilvolles Damoklesschwert nur in schemenhaften Konturen am Horizont zu erkennen ist und an unserer eigenen Unbeschwertheit nagt. Bei jedem Husten und Niesen denke ich jetzt „es ist vielleicht Corona“ und fang schon ängstlich an, die Symptome zu googeln. Meistens liege ich dann doch daneben und vergesse, wieviele Schnupfenviren und Hustenarten den Menschen schon seit Angedenken plagen. Dazu kommt das völlige Ausbleiben von Events. Keine Weinfeste, keine Festivals, keine größeren Familienfeierlichkeiten. Ein schwarzes Jahr, inmitten von vielen bunten.

Wir sind losgefahren, um einen schönen Ausflug zu machen, aber mir fiel kein richtiger Zielort ein. Also sind wir ein bisschen durch die Wingerte spazieren gegangen, mit der Hoffnung, dass dann ein Geistesblitz „von oben“ kommen würde, was wir am besten aus diesem von Schnecken angefressenen Mischmasch-Tag machen sollen. Es kam keiner.

Stattdessen hab ich mich in mein Innerstes zurückgezogen und mich wieder auf das Studium von Büchern und Computerspielen beschränkt. Es ist schon eine seltsame Mischung, die ich zur Zeit konsumiere:

Da ist zum einen „Assassins Creed, Teil 4 Black Flag“ , ein Computerspiel in einem schönen Piraten-Südsee-Setting, ersetzt mir ein bisschen die Fernreise und den Urlaub unter Palmen. Die Geschichte ist hervorragend erzählt und das ganze Game ist mit Ereignissen und Action nur so vollgepackt.
Es lässt einen wirklich abtauchen und in ferne Welten versinken, genau das, was ich jetzt nötig habe. Allerdings stoße ich immer wieder auf Ruckler und kleine, schlampige Programmierfehler, was die Immersion doch etwas behindert und für ein Vollpreisspiel für so einen großen Entwickler nicht ganz würdig ist. Dennoch komme ich gut voran und stehe jetzt bei 16 Prozent Spielfortschritt.

Morgen lese ich meistens ein paar Zeilen im „Werther“, den ich schon als Kind gerne gelesen habe, und auf den ich letztens bei der Suche nach einer guten Vertonung für mein Video drauf gestoßen bin. Es gibt bei „Amazon Kindle“ solche alten Bücher alle gratis zu lesen, das ist wirklich gut.

Die Sprache von Goethe ist einfach einzigartig und obwohl er ja schon lange tot ist und man die Sprache als „alt“ bezeichnen muss, ist sie irgendwie noch gut zu verstehen. Nur ein paar Vokabeln von damals haben es nicht in unseren neuen Wortschatz geschafft.

Ich habe mir eine schöne Passage aus dem Buch genommen und sie zu den Bildern von meinem letzten Worms-Trip vermischt. Ihr findet das Video unter meinem Youtube-Kanal, wie gewohnt (Link):

Leider läuft der Youtube-Kanal noch nicht so gut wie andere Soziale Netzwerke. Ich bin nicht sicher, woran es liegt.
Zur Zeit bin ich so sehr mit der Bearbeitung der Videos beschäftigt, dass für die „Werbung“ und „Vernetzung“ nicht soviel Zeit bleibt. Bei Instagram ist es etwas einfacher, mit neuen Beiträgen Rückmeldungen und Austausch zu bekommen. Daher würde ich mich auch über Likes von Euch freuen oder wenn Ihr meinen Kanal abonniert.

Zu guter Letzt, vor allems abends habe ich wieder „Friedhof der Kuscheltiere“ von Stephen King rausgekramt. Das Buch ist schon alt und wurde so ca. 1983 auf den Markt gebracht. Es geht um den Tod, und die Auferstehung davon. Gewissermaßen katholisch, aber auch ein bisschen heidnisch. In der Wikipedia steht, dass das Buch den größten kommerziellen Erfolg von Kings Werken darstellt, und es gab ja auch eine Verfilmung. Aber auch mein tatsächliches Taschenbuch hat einen alten „DM“ Aufkleber und ein kleines Datum daneben verrät, dass es damals im Juni 1996 gekauft wurde. Ich weiß nicht mehr, von wem, von mir oder meiner Schwester.

Im Sommer vor zwei Jahren hab ich dieses Buch zufällig bei meinen Eltern im Schrank gefunden, ein paar Seiten gelesen und es dann hier zu mir nach Hause mitgekommen. Gestern ist es mir wieder ins Auge gestochen. Man mag über Stephen King denken, was man will, ob man das Genre „Horror“ nun mag oder nicht, aber ich finde, er schreibt genial. Seine Beobachtungen der Natur, der Menschen, der inneren Empfindungen- ich finde es einfach großartig. Und die Geschichte ist so spannend. Man wird vom ersten Moment an völlig „hineingesogen“. Ich wünschte, ich könnte so gut Romane und Geschichten schreiben wie er !

Die Lehrerin

Die Frau mit der endlosen Geduld. Hat ihr Wissen direkt in mein Gehirn gestopft. Nun weiß ich alles, bin genauso schlau wie sie. Dann schaut sie mich an, stellt mir eine Frage und ich komme mir wieder vor wie in der ersten Klasse, als ich noch nichts schreiben, sprechen oder formulieren konnte. Alles, was ich mir gerade zurechtgelegt hatte, ist plötzlich verschwunden!

Aber .. das ist nicht schlimm. Bei ihr darf man auch dumm und unwissend sein. Sie nimmt es mir nicht übel. Mit der endlosen Geduld, korrigiert sie jeden Schüler einzeln und immer wieder, immer wieder. Wie oft haben wir das falsch ausgesprochen? Wie oft gestottert beim Lesen? Wie oft haben wir die Verbform gesucht, die Vokabel nicht gefunden? Ich kann unsere „Fehlversuche“ nicht mehr zählen, aber das tolle ist: Bei ihr macht das überhaupt nichts!

Sie hat die Gabe, die jeder Lehrer und jede Lehrerin unbedingt braucht: Sie nimmt einem die Angst vorm Lernen, sie motiviert, unterstützt und leitet an. Sie geht auf jeden Schüler individuell ein, sie ist motiviert, lustig, freundlich und sie weiß unglaublich viel. Sie ist die beste Lehrerin, die ich je hatte.

Zitate der Woche

Mensch und Staat (German Edition) (Niccolò Machiavelli)
– Highlight Loc. 137-40

Es gilt immer zu sorgen, daß die Verfassung des Staates von selbst fest steht. Und sie wird immer fest stehen, wenn jedermann sie aufrecht hält, wenn jeder weiß, was er zu tun hat und auf wen er zu vertrauen hat, und wenn keine Klasse der Bürger aus Furcht für ihre Sicherheit oder aus Ehrgeiz eine Umwälzung zu wünschen hat.

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Lohnarbeit und Kapital (German Edition) (Karl Marx)
– Highlight Loc. 52-53

Der Arbeitslohn ist also nur ein besondrer Name für den Preis der Arbeitskraft den man gewöhnlich den Preis der Arbeit nennt für den Preis dieser eigentümlichen Ware, die keinen andern Behälter hat als menschliches Fleisch und Blut.

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Aphorismen (German Edition) (Arthur Schopenhauer)
– Highlight Loc. 109-11

Ein geistreicher Mensch hat in gänzlicher Einsamkeit, an seinen eigenen Gedanken und Phantasien vortreffliche Unterhaltung, während von einem Stumpfen die fortwährende Abwechslung von Gesellschaften, Schauspielen, Ausfahrten und Lustbarkeiten, die marternde Langeweile nicht abzuwehren vermag.

Kindle-Shop Testbericht

Ich teste seit einigen Tagen den deutschen Kindle-Shop und muss sagen, dass die Begeisterung nach wie vor recht hoch ist.
Es geht alles sehr praktisch und schnell von der Hand, verführt aber auf der anderen Seite auch zum Kauf. Durch die einzig- mögliche Kaufmethode „1-Click“ ist es nicht möglich, vor dem Einkauf den Warenkorb nochmal zu überprüfen. Sofort oder gar nicht ist die Devise! Und es wird auch alles einzeln abgebucht hat, wer Pech hat, bekommt von der Bank noch ordentlich Gebühren für diese Abwicklungen aufgedrückt.

Man muss also schon genau hinschauen und sich auch immer wieder überlegen, ob man die Sachen alle braucht oder nicht, sonst wird es ein Fass ohne Boden. Selbstkontrolle ist die oberste Direktive. Ähnlich wie beim „normalen Internet“ wird man mit einer Flut von Informationen überschüttet und muss sich erstmal einen kleinen Orientierungs-Ratgeber abstecken. Das ist auch einer der Gründe, warum ich diese Zusammenfassung schreibe.

Es kann nicht schaden, wenn man die Preise vergleicht und sich überlegt, ob man das gewünschte Buch weitergeben will oder nicht. Durch die Einbindung der digitalen Rechteverwaltung kann man nämlich ein gekauftes Buch nicht so einfach umwandeln oder weitergeben. Wenn man z.B. gerade frische Lese-Freunde gewonnen hat oder auch gerne mal ein Buch an die Verwandten und Geschwister weitergeben möchte, ist ein digitales Exemplar nur begrenzt von Nutzen.

Für wissenschaftliches Arbeiten und Recherchieren für eigene Texte sind die Kindle-Books aber sehr gut geeignet, was vor allem an der komfortbalen Lesezeichen und bereits beschriebenen Notizen-Funktion liegt. ((Texte einfach anklicken, markieren wie mit der Maus, Taste drücken, Fertig ist die Notiz; wer will kann über die kleine Tastatur noch Anmerkungen hinzufügen oder diese sogar im Netz teilen)) Mit den elektronischen Hilfsmitteln wird man der Informationsflut noch besser Herr und gibt ihr einen angemessenen Rahmen. Mit der Menge der Quellen müssen eben auch die Geräte und Hilfsmittel mitwachsen und ich denke, dass das einer der Verkaufserfolg-Gründe für die Ebook-Reader ist.

Billiger geht immer- aber kein Schnäppchenparadies

Wie aber sieht das mit den Preisen aus? So generell kann man das nicht sagen, aber mein Gefühl und erster Eindruck ist, dass die Preise etwas unter den gedruckten Exemplaren liegen. Sie sind aber immer noch deutlich teurer als auf dem großen Gebrauchtmarkt. Auf Ebay und Co bekommt man bestimmte Bücher hintergeschmissen und die Flut an Angeboten ist dort sehr groß. Wenn man sich aber eine Büchersammlung über Ebay oder andere Gebrauchthändler zusammenstellen möchte, müssen die auch immer die gewünschten Titel gebraucht und auf Vorrat haben, was selten der Fall ist. Stellt man sich seine Sammlung über verschiedene Händler zusammen, entfallen jeweils wieder Versand- und Verpackungskosten an, was den eigentlich niedrigen Preis wieder anhebt.

Ebooks bieten da den Vorteil, dass der Versand wegfällt, man alles auf einer Plattform hat und die Bücher sofort auf den Schreibtisch, respektive im Kindle landen. Sie kommen quasi aus der Luft geflogen und selten hat es länger als fünf Sekunden gedauert und das überall dort, wo es unterstützten 3G– Handy-Empfang gibt!

Nehmen wir ein Beispiel heraus: Das Buch „Armes Deutschland“ ein Aufsatz über Armut in Deutschland, Hartz IV, Gesetzgebung und Politik von Ulrich Schneider (( Geschäftsführer des paritätischen Wohlfahrtsverbands  )) kostet in der broschierten Version auf Amazon 16,95 Euro, als Kindle-Version aber nur 12,99 Euro.

Das Buch  „Hurra wir dürfen zahlen“ von Ulrike Herrman hingegen kostet als Kindle-Exemplar 9,99 Euro, als gebundene Ausgabe 16,95 und als Taschenbuch etwas günstigere 8,99 Euro. Hier kann man also keine klare Kaufempfehlung nur über den Preis geben.

Bei Romanen und anderen Büchern ist es oft ähnlich, die Preisunterschiede sind immer nur ein paar Euro. Meistens aber noch günstig und attraktiv, so dass sich die Käufer wohl oft für die elektronische Variante entscheiden werden.

Das andere Kind“ von Charlotte Link (ein Krimi) kostet als Kindle-Version 8,99, als gebundene Fassung 24,95, als Taschenbuch 9,99 und ist nur als Hörbuch noch günstiger: 4,95 Euro.

English…

Was mir außerdem aufgefallen ist: Es gibt einen sehr großen Markt an englischen Ebooks, dessen man sich bedienen kann, wenn man im deutschen Markt nichts findet und die Sprachbarrieren nicht scheut. Tippt man z.B. den Suchbegriff „Fahrrad“ ein, erhält man im deutschen Kindle-Shop gerade mal vier magere Ergebnisse. Davon zwei Reiseberichte, ein Buch über Outdoor-Navis, und ein „lustiger“ Fahrrad-Roman.

Es gibt aber keine Bücher über Ernährung, Fitness, Fahrrad-Reparaturen, die Philosophie des Radfahrens, Physik oder ähnliche Randbereiche. Auch zu E-Bikes findet man nichts.

Wie ist das, wenn man nun „bike“ eintippt und kurzerhand bei den englischen Kindle-Büchern stöbert?

Man erhält sensationelle 2.700 Ergebnisse, das ist fast der Inhalt einer einzigen Bibliothek!  Und darunter allerlei Fachthemen und ganz spezielle Dinge, bei denen eigentlich jeder etwas finden dürfte.

Zum Beispiel: Mountainbike Skills, Philosophische Gedanken zur fahrradgebundenen Glücklichkeit, Fahrrad-Reparaturen für Anfänger, Fahrrad-Fahren für Frauen(!), Survival-Guide, Elektro-Fahrräder selbst bauen, ein Mädchenroman, Fitness-Anleitungen und viele mehr!
Da ist es doch hilfreich und ratsam, sich der englischen Books zu bedienen, denn der Markt ist sensationell groß und bietet wirklich für jeden etwas.

… for beginners

In diesem Zusammenhang habe ich auch einige Bücher probe gelesen, wobei mir aufgefallen ist, dass es große Unterschiede im Textverständnis gibt. Komplizierte Sachtexte mit vielen Fremdwörtern sind als Normal-Englisch-Sprachige(r) nur schwer zu verstehen. Mit dem integrierten Wörterbuch (englisch-englisch) kann man zwar viele Begriffe nachschlagen, aber das ist aufwändig und stört den Textfluss ein wenig.

Es ist also bei manchen Themen von Vorteil sich Bücherreihen herauszusuchen, die eine einfache Sprache haben, aber dennoch nicht an Komplexität oder Detailreichtum einbüßen. Mir ist aufgefallen, dass es bei der berühmten „… for dummies“ Reihe so ist. Wenn man diesen Begriff in die Suchmaske eintippt, erhält man ca. 2.870 Ergebnisse und kann wirklich zu jedem Fachgebiet (übrigens auch psychologische Themen) etwas finden. Allerdings sind diese Bücher von sehr unterschiedlichen Autoren geschrieben, so dass es sich auch lohnt, die Rezensionen durchzulesen und bei sehr speziellen Themen doch lieber auf ein reines Fachbuch zurückzugreifen. Weiteres Vorteil der „Dummies“-Reihe: Sie sind vergleichsweise günstig.

Virtuelles Naschen als Nahrungs- und Bildungsersatz

Wie gesagt, bei dieser Flut an Büchern und Möglichkeiten kommt man sich wie ein kleines Kind vor vier Meter hohen Bücherregalen vor und kann vor lauter Gängen und Winkeln das Ende des Raumes nicht erblicken. Wo soll man also anfangen und wo lohnt es sich zu kaufen? Mit der integrierten Probe-Lese-Funktion des Kindles kann man bedenkenlos ins Regal greifen und ein paar Seiten blättern. Das ist zwar je nach Buch und Verlag unterschiedlich gelöst, aber fünf Seiten waren es immer, oft auch zwanzig Seiten oder mehr.

Man könnte also komplett kostenlos durch die vielleicht größte Bibliothek der Welt stöbern, indem man nur die Probe-Funktion nutzt. Und das ganze vom eigenen Bett, vom Schreibtisch oder Sofa aus.

Zum Schluss noch eine Zahl aus den örtlichen Gemeinde-Finanzen: Die Ausgaben für die Stadtbücherei liegen bei jährlich 250.000 Euro, das Schwimmbad kommt auf ca. 650.000 Euro. Rechnet man das zusammen, erhält man einen jährlichen Posten von 900.000 Euro der für Vergnügen gezahlt wird, die sehr unterschiedlich und tlw. gar nicht genutzt werden.

Wie immer jammern die Gemeinden unter dieser Last (die ja nicht die einzige ist, aber ein großer Posten wie die Tageszeitung versichert), denken sich aber selten kreative Lösungen aus. Warum eigentlich nicht?

Das Schwimmbad mit den hohen Wartungs-und Instandhaltungskosten könnte man z.B. durch Wander-oder Radtouren ersetzen, was mind. genauso gesund ist und wenn jemand doch ans Wasser will, gibt es noch die Baggerseen oder das Schwimmbad in der nächst-größeren Stadt.

Würde man diese Posten nun streichen und den Menschen dafür ein Kindle (ca. 180 Euro) in die Hand drücken, könnte man allein in einem Jahr 5.000 Menschen glücklich machen. Ein Drittel soviel, wie die Stadt Einwohner hat! Nach drei Jahren hätte jeder ein Kindle und die Kosten für die Bücherei und das Schwimmbad… naja.. vielleicht geht das jetzt doch zu weit.

Auch wenn das sehr lustig klingt und vielleicht nicht durchführbar wegen der Verquickung von kommerziellen Anbietern und Gemeinwohl: Es gibt erste Versuche in diese Richtung, z.B. mit der „Onleihe“ eine Art elektronischer Bücher-Verleih.

Die Ausgaben für das Bildungspaket stecke man dann in virtuelle Gutscheine oder Lesegeräte. Vorteil: Einmal Lesegerät anschaffen, aber beinahe unbegrenzt lesen! Den Gutschein kann man im Internet anonym einlösen und braucht sich oder seine Kinder nicht bloß zu stellen.

Kein physischer Verfall der Bücher, kein kompliziertes und teures Personal-Managment oder termingesteuerten Rückgabe-Druck. Nachteil: Die konservativen Bildungsschichten werden sie nicht daran gewöhnen wollen. („zu modern, zu teuer, brauchen wir nicht, gibt’s schon“)

Für Kinder oder Leseanfänger kann man im Ebook-Reader die Textgröße skalieren und sie jeweils an die eigenen Fähigkeiten oder Tagesform anpassen. Morgen bei kompletter Wachheit den Text kleinstellen und abends, wenn die Augen schon etwas schwer sind oder nicht mehr so gut, die Buchstaben auf „groß“.

Das komplette J.A. Blog als Buch

Nun, wie das so ist mit den kostenlosen Tools und Plugins. Da schaut man mal eben kurz im Netz und findet so dies und das, denkt sich nichts Böses, findet überraschendes, verblüffendes, kommerzielles, doofes und gutes.

Zuerst war ich auf der Suche nach einem WordPress-Plugin, um einzelne Blog-Seiten für einen Ebook-Reader lesbar zu machen. Sowas gibt es anscheinend auch. Der Kindle öffnet z.B. keine neuen Links, die mit dem URL Attribut _target= ‚blank‘ (neues Fenster) gesetzt sind, auch das Öffnen der Kommentare ist nicht wirklich möglich. Da mein J.A. Blog auf Computermonitore angepasst ist, stört das drei Spalten- Design ein wenig. Für Handys gibt es ein eingebautes Plugin, dass den XML Code passend darstellen sollte (nur testen konnte ich es noch nicht, da ich kein solches Handy besitze, wer also Erfahrungen mit dem Blog gesammelt hat, kann sie gerne mitteilen).

Kurz und knapp, ich bin an der Book-Fabrik hängen geblieben, dort kann man ganze Blogs auf Knopfdruck in eine einzige PDF verwandeln und das ganze funktioniert erstaunlich schnell und gut. Einfach das Plugin installieren, anklicken, rumprobieren, fertig.

Die Druckvorschau-Stufe (die „proof“) bekommt man gratis, für das fertige PDF Book muss man 3 Euro zahlen. Eine gedruckte Version gibt es ab 7,95 Euro, mein Blog hätte als Druckversion so um die 80 Euro gekostet.

„Das komplette J.A. Blog als Buch“ weiterlesen

Eigene Ebooks erstellen

Für das Amazon Kindle, Version 3. Den Testbericht zum Kindle könnt ihr hier lesen

Kindle

Eigene Ebooks für das Kindle kann man mit nur wenigen Mausklicks erstellen. Ich möchte hier gar nicht so sehr auf die Details und Besonderheiten eingehen, sondern den direkten Weg zeigen, wie man sich schnell ein Ebooks aus eigenen Texten (oder auch freien Texten aus dem Internet) zusammenstellt. Mit dem Mobipocket Creator kann man auch für andere Handys und Smartphones Inhalte erstellen, so dass die Anleitung übertragbar sein sollte.

  • Zuerst braucht man ein gutes Schreibprogramm. Am kostenlosen und inzwischen sehr mächtig gewordenen Open Office führt eigentlich kein Weg mehr vorbei.
  • Es ist einfach zu bedienen und ähnelt in vielerlei Hinsicht an den kommerziellen Konkurrenten aus dem Hause Microsoft.
  • Unter der Seite „Download“ kann man die ganze Suite herunterladen. Das dauert je nach Internetverbindung etwas länger, weil viele Daten (ca. 160 MB) übermittelt werden. Im Vergleich zum Umfang ist es aber noch überschaubar und ziemlich komprimiert.
  • Nach der Installation klickt man auf das Startmenü (bei Windows-Rechnern) und wählt in der Open Office- Gruppe den „Writer“ aus, das ist das Textprogramm.
  • In dieses Textprogramm kann man nun beliebigen Text kopieren. Entweder aus eigenen Erzeugnissen oder aus dem Internet (dabei aber die Urheberrechte beachten!).
  • Auf Projekt Gutenberg stehen z.B. eine Unmenge von kostenlosen und inzwischen gemeinfrei gewordenen Werken zur Ansicht. Leider bietet die Seite nativ keine Ebook-Unterstützung an, so dass man auf diesen Umweg angewiesen ist. Das ist das Schöne am Internet: Bildung ist eigentlich für jeden und immer kostenlos, man muss nur wissen wo sie zu finden ist und wie man sie nutzen kann.
  • Das Einfügen in den Writer klappt dann ganz einfach und wie gewohnt mit „Copy und Paste“. Text mit der Maus markieren, Strg+C drücken, ins Writer Programm klicken, dann mit Strg+V einfügen. Fertig ist die Grundlage für das erste eigene Ebook!
  • Jetzt dem Ganzen noch einen eingängigen Namen geben und möglichst dort und so speichern, dass man das Buch auch nach zwei Jahren noch finden kann… Für Ebooks bietet sich eine eigene Verzeichnisstruktur auf jeden Fall an, z.B. unter C:\Ebooks. Die Unterverzeichnisse kann man nochmal nach Genre, Autor oder anderen Kategorien unterteilen. Für den Kindle ist es ganz praktisch ein „Ausgangsverzeichnis“ anzulegen und eine Kopie (!) aller neuen Titel dort abzulegen. Dort kommen dann die gewünschten Titel rein, z.B. C:\Ebooks\temp
  • Und beim nächsten Anschließen über USB-Kabel überträgt man die neusten Titel, löscht sie dann aus dem Temp-Ordner.
  • Noch haben wir aber kein Ebook, sondern nur eine Open-Office „.ODT – Datei“. Das ist das hauseigene Format.
  • Wir klicken auf Datei > Speichern unter > und wählen dann ein .DOC Format. (z.B. Microsoft Word 6.0, das ist das neuste). Jetzt ist unser Ebook bereit, im Mobipocket Creater geladen und geformt zu werden!
  • Wir laden uns den Mobipocket Creator wieder kostenlos aus dem Netz, sind nur ein paar MB.
  • Nach dem Starten erscheint ein Fenster mit vielen Optionen. Wir klicken rechts oben auf „Import from existing File“ (auf Deutsch: aus bestehender Datei importieren).. klicken dann auf „MS Word Dokument“.
  • Bei „Choose a file“ klicken wir auf „Browse“ und wählen unsere so eben erstellte DOC Datei aus. Bei „Create publication in folder“ wählen wir unseren Ebook-Ordner oder gleich das temporäre Ausgabeverzeichnis aus (ganz nach persönlichem Belieben).
  • Es wird für jeden Text automatisch ein Unterverzeichnis erstellt.

! Wichtig ist, dass man jetzt alle offenen Textprogramme schließt,
weil sonst das Word- Plugin nicht geladen werden kann. !

  • Wenn das erfolgt ist, auf „import“ klicken.
  • Es dauert nicht lange und das Buch ist fast fertig. Wer will, kann in „Cover“ noch ein Bild auswählen für die Startseite. Das sollte nicht zu groß sein. Der Kindle mag große Bild-Dateien nicht so sehr, ein kleines JPG < 100 kb ist ideal.
  • Wenn die Einstellungen gemacht sind, auf „Build“ klicken. „No encryption“ auswählen, und nochmal auf „build“ klicken.

Fertig!

Im angegebenen Ordner stehen jetzt mehrere Dateien, darunter das Mobipocket Format „.PRC“. Dieses kopiert man nun auf den Kindle und kann das neue Ebook gleich lesen.

PRC Datei im Ordner
Wenn man das ganze mehrmals hintereinander gemacht hat, sollten sich die Schritte automatisieren und ihr braucht dann die Anleitung nicht mehr. 😉

Kindle mit Ruhebild (wird per Zufall ausgewählt)

Zwei Bücher im Detail

„Selbstbetrachtungen“ und „Darwinismus und Sozialismus“

Ich will nochmal einen Überblick geben, über die zwei Bücher die ich als erstes auf dem neuen Lesegerät gelesen habe, weil sie mich aus einer anfänglichen Faszination ansprachen und im Nachhinein auch ihr erwartetes Versprechen gehalten haben:

Selbstbetrachtungen“ von Marcus Aurelius fiel mir deswegen in die Hand, weil ich von ihm früher schonmal ein paar Weisheiten und Zitate gelesen hatte und sie stets sehr klar und erfrischend fand. Auch diesmal fällt mir beim Lesen wieder auf, wie nah seine Überzeugungen und Denkweisen dem Buddhismus stehen. Im Vorwort des Buches steht, dass er dem Christentum eher abgeneigt sei, ebenso der Vielgötterei der Römer- aber dennoch spricht er hin und wieder von einem Gott. Seine Philosophie scheint also eine Mischung aus klassischer Philosophie, mit einem Quentchen Religiösität zu sein und genau diese Mischung ist es, die mich sehr fasziniert. Zur Geschichte des berühmten römischen Kaisers will ich nun nicht soviel sagen, das kann man alles sehr gut auf Wikipedia nachlesen. Vielleicht nur soviel, dass das römische Reich zu seiner Zeit zu einer Blüte getrieben wurde und er sich von anderen macht- und blutrünstigen Herrschern die das Imperium Romanum so oft hervorgebracht hatte, in seinem weitsichtigen und menschenfreundlichen Kontrast deutlich abhob.

So wie ich das verstanden habe, eiferte er dem damaligen Ideal der Philopsophen nach und hüllte sich auch in weiße Gewänder, suchte die Einsamkeit und auch die Askese (durch die er aber wegen Ängsten seiner Mutter wieder Abstand nahm, damit er nicht verhungerte). In einem Absatz betont er auch, dass er die „Prunkerei“ ablehne und er scheint generell ein Mensch mit festem Willen und klaren Geist zu sein.

Viele seiner Denkweisen und Zitate sind auch für den modernen Menschen von Nutze. Er predigt in vielen Dingen Bescheidenheit und Genügsamkeit. Er betont, dass man die Dinge so sehen soll, wie sie sind, dass man nicht zuviel auf die Meinung von anderen Menschen geben soll und dass das Leben generell ein Kommen und Gehen ist und dass man darin nur bestehen kann, wenn man eine entsprechende Gleichmut entwickelt.

Das kommt z.B. in diesem Zitat zum Ausdruck: „Und dann, daß auch der, der am längsten gelebt hat, doch nur dasselbe verliert, wie der, der sehr jung stirbt. Denn nur das Jetzt ist es, dessen man beraubt werden kann, weil man nur dieses besitzt, und niemand kann verlieren, was er nicht hat.“

Nur das Jetzt ist wichtig, die Vergangenheit ist vorbei und kann nicht „besessen“ werden, also lohnt sich auch nicht der Streit um Macht und Einfluss, um das ständige Vergrößern der Besitzbarkeiten, usw.

Mit Erich Fromms Gedanken würde ich fast sagen, er sagt, dass das Sein wichtig ist und man im Haben nur beschränkt Glück finden kann. Überhaupt wundert es mich, wie zeitlos die Gedanken von Marcus Aurelius sind und wie lange die Menschen schon immer mit den gleichen Problemen der menschlichen Existenz zu kämpfen haben. Ist es nicht lustig, dass es auch für den heutigen Mensch eine Hilfe und Erleichterung ist in den Worten eines Philosophen zu lesen, der schon fast 2000 Jahre nicht mehr am Leben ist? So wenig hat sich verändert und es bestätigt auch wieder indirekt die Grundlagen seiner Philosophie.

Es wäre jetzt zuviel erwartet, eine vollständige Zusammenfassung des Buches zu schreiben. Dazu ist es zu kompliziert und zuviel verschiedene Aussagen stehen eng nebeneinander. Die Selbstbetrachtungen liest man am besten, indem man sie in einer ruhigen Stunde zur Seite nimmt und nur ein paar Sätze darin liest, das Gelesene dann sinken lässt und sich ein wenig Zeit dafür nimmt.

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»Ist es in Ordnung, dass Millionen beinahe Hungers sterben, damit einige Tausende an Dyspepsie (Magenüberladung) zu Grunde gehen?« (- Highlight Loc. 26-27 )

Ähnlich klar in seiner Denkweise und noch etwas moderner geschrieben ist das Buch „Darwinismus und Sozialismus“  von Ludwig Büchner.

Vor allem in seinen einleitenden Worten beschreibt er eine ungerechte Welt, wie sie auch aus der heutigen Zeit hätte abgeschrieben werden können. All das, worüber wir uns heute noch aufregen, der Arm/ Reich Kontrast, der Besitz von Geld und Macht in den Händen einiger Weniger, das Sozialsystem, der Neoliberalismus, das Problem der Herkunfsgeburt und die damit verbundenen Aufstiegs/ oder Abstiegschancen ist gültiger als je zuvor. Umso trauriger ist es eigentlich zu sehen, dass es bis heute keine einzige sozialistische Theorie die Umsetzung in die Praxis geschafft hat, wo doch gerade die Theorie so eingängig, klar und humanistisch erhellend scheint. Der heutige Zustand ist eher so, dass die Linken als Kommunisten gehasst und gefürchtet zugleich sind, während man über die Auswüche des Neoliberalismus klagt wie nie zuvor. Das moderne Politik und Gesellschaftssystem befindet sich also gewissermaßen an einem Scheideweg, für den die endgültigen Würfel noch längst nicht gefallen sind. Es ist eher eine momentane Zerissenheit, die zur Stasis und Unklarheit führt und dessen Fragen nur von einem Gären aus dem Volk beantwortet werden kann (wie man sie derzeit in Fragen der Kernenergie beobachten kann). Aber sind die heutigen Schichten, die so klar benachteiligt werden, denn von Brot und Spielen soweit gesättigt, dass sich kein Ungerechtkeitsbefinden mehr in ihnen regt- und die einzigen, die klagen, aus guten, bürgerlichen Schichten kommen und letztendlich keinen persönlichen Anlass haben, außer zu dem Klagen noch einen echten Wandel hinzu zu fügen? Vielleicht hat sich die Ungerechtigkeit auch deswegen verfestigt, weil man, um sie zu erkennen, hinreichend Wissen und Kenntnis über die Zusammenhänge des Staates und der Gesellschaft erlangen muss und die man wiederum nur erlangt, wenn man hinreichend gebildet ist, was meist mit guten Aufstiegschancen verknüpft ist, die dann wiederum zu Macht und Einfluss führen- ergo der Mensch profitierend, immer träger werdend…

Mit dem Buch bekommt man einerseits einen Einblick in die damalige Zeit und erhält auf der anderen Seite ein paar historische Erklärungen, wie es dazu gekommen ist. So wird dem Leser z.B. vermittelt, dass die Germanen früher das Land teilten und unter „Gemeinbesitz“ hatten und der seltsame Brauch, das Land nach Gesetz und Ordnung mit der Macht der Schriftsetzung unter den Menschen aufzuteilen, eine Erfindung der Römer und beinahe ein Fluch für das germanische Land geworden ist: „Erst dem dämonisch wirkenden Geist der römischen Gesetzgebung mit ihrer übermässigen Betonung der persönlichen Besitz- und Eigentumsrechte gelang es, auch im alten Germanien ein Privatrecht auf den Bodenbesitz zu schauen.“

Es sind solche Details, die das Buch lesenswert machen, auch wenn ich den dahinter stehenden Denkansatz, nämlich die Überlebenstriebe (erklärt durch die damalig sehr aktuelle Theorie des Darwinimus) des Menschen mit einem sozialistischen, „Gemeinwohl“ zu vereinen, noch nicht ganz durchdringen kann. Auch hier ist die Sprache wieder kompliziert und die Sätze müssen tlw. mehrmals gelesen werden, um ganz verstanden zu werden.

Letztendlich ist es aber ein theoretischer Klassiker, der es durchweg wert ist, gelesen zu werden.

Fazit:
„In einer Versöhnung des Individualismus mit dem Kollektivismus, vulgo Sozialismus, oder in einer richtig organisierten Übereinstimmung der Interessen und Bedürfnisse des Einzelnen mit den Interessen und Bedürfnissen der Gesamtheit scheint daher das ganze soziale Problem der Zukunft zu liegen.“ (- Highlight Loc. 284-87 )

Weitere Zitate folgen…

Schöne Zitate (aus Kindle)

Hier ein paar Zitate, die ich seit letzter Woche mit dem Kindle gesammelt habe. Ich stelle sie einfach mal in den Raum, so wie ich sie frisch aus den „Clippings“ gezogen habe. Es steht jedem frei, sich eine Meinung dazu zu bilden. Wenn ich noch mehr Raum und Muse finde, werde ich vielleicht noch was dazu kommentieren:

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Selbstbetrachtungen (German Edition) (Emperor of Rome Marcus Aurelius)
– Highlight Loc. 204-5 | Added on Tuesday, March 29, 2011, 09:50 PM

Dann betrachte deine Seele, und was sie ist: ein Hauch; nicht immer dasselbe, sondern fortwährend ausgegeben und wieder eingesogen.

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Selbstbetrachtungen (German Edition) (Emperor of Rome Marcus Aurelius)
– Highlight Loc. 263-65 | Added on Tuesday, March 29, 2011, 10:10 PM

Und dann, daß auch der, der am längsten gelebt hat, doch nur dasselbe verliert, wie der, der sehr jung stirbt. Denn nur das Jetzt ist es, dessen man beraubt werden kann, weil man nur dieses besitzt, und niemand kann verlieren, was er nicht hat.

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Darwinismus und Sozialismus Der Kampf um das Dasein und die Moderne Gesellschaft (German Edition) (Ludwig Büchner) – Highlight Loc. 49-50 | Added on Wednesday, March 30, 2011, 02:17 PM

Ein sehr berechtigtes Sprüchwort sagt: »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.« Aber wie viele essen, die nicht arbeiten oder nie gearbeitet haben, und wie viele arbeiten, die sich nicht satt essen können!

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Darwinismus und Sozialismus Der Kampf um das Dasein und die Moderne Gesellschaft (German Edition) (Ludwig Büchner) – Highlight Loc. 246-48 | Added on Saturday, April 02, 2011, 02:08 AM

»Die Fesseln einer niederen Geburt«, sagt J. C. Fischer 1 »schleppen wir durch das ganze Leben, und an ihnen zerschellt oft die unerhörteste Anstrengung eines ganzen Lebens.«

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Selbstbetrachtungen (German Edition) (Emperor of Rome Marcus Aurelius)
– Highlight Loc. 453-54 | Added on Thursday, March 31, 2011, 05:08 PM

Wird die Schönheit des Edelsteins, des Purpurs, des Goldes, des Elfenbeins, die Schönheit eines Instruments, einer Blüte, eines Bäumchens geringer dadurch, daß man sie nicht lobt?

Neues Lesen für neue Menschen

mit dem Amazon Kindle 3

Den Kauf eines Ebook-Reader plane ich schon etwas länger. Vor allem der Kindle 3 von Amazon hat mich durch viele gute Testberichte immer wieder in seinen Bann gezogen und am Ende zu einer Kaufentscheidung geführt. Dass ich Anfang dieser Woche Geburtstag hatte, machte die Entscheidung dann sehr leicht. 😉 Danke an meine Mum an dieser Stelle…

Wenn man die Verkaufszahlen des Kindle auf Amazon anschaut, stellt man fest, dass es vor allem in den USA und in Großbritannien eine große Nachfrage dazu gibt und er zum bestverkauften Produkt auf diesen Plattformen geworden ist. Die Deutschen hinken da noch etwas hinterher und bevorzugen in punkto Lesegenuss noch eher die klassische Offline-Variante.

Aber warum überhaupt einen Ebook-Reader? Auch ich war lange Zeit skeptisch, was das elektronische Lesen angeht. „So ein neumodisches Zeug brauche ich nicht“.. habe ich mir meistens gedacht und dann doch auf die klassische Papierform zurückgegriffen. Dazu kommt, dass der Großteil der eigenen Bibliothek bereits in gedruckter Form zur Verfügung steht und der komplette Umstieg auf ein neues Medium immer schwer fällt.

Argumente für den Ebook-Reader-Kauf

Mit der Zeit fiel mir aber auf, dass viele Hersteller ihre Anleitungen nicht mehr in Papierform mitliefern, sondern aus Kostengründen nur noch eine PDF auf CD oder gar ausschließlich online anbieten. Das Ganze hat so dermaßen zugenommen, dass es schon fast Stand der Technik, bzw. Stand der industriellen Gewohnheiten geworden ist. Den Kunden fragt man dabei nur begrenzt, und wer hat heutzutage keinen PC zu Hause? Das ist aber sehr unbequem. So ist das vollständige Handbuch meiner Digitalkamera nur als PDF verfügbar. Ich kann aber auf Touren unterwegs keinen Computer mitschleppen und auch ein Netbook oder Notebook wäre auch noch zu umständlich. Ein derartig leistungsfähiges Handy besitze ich nicht und scheue außerdem die monatlichen Kosten (z.B. für ein Iphone).

Das Ausdrucken der Seiten wäre erstens zeitaufwändig, zweitens teuer und drittens für die Umwelt nur begrenzt von Nutzen.

Ein Ebook-Reader wäre da eine perfekte Alternative: Klein, handlich, ohne monatlichen Gebühren und kostengünstig in der Anschaffung.

Er ist so klein und leicht wie ein Taschenbuch und nur ein paar wenige Zentimeter dick, so dass er locker auch in eine kleinere Tasche von Frauenjacken passt. (( Seitenbemerkung: Frauenklamotten haben tradtionell weniger Taschen und weniger Stauräume, weil man anscheinend davon ausgeht, dass alles in die Handtasche gepackt wird und Klamotten mit vielen Taschen sehen ja auch nicht so schick aus… ))

Dazu kommt, dass meine Hauptinformationsquelle für neue Medien, Ideen, Inspirationen und sonstiges fast ausschließlich das Internet geworden ist. Ich lese zwar noch eine offline-Zeitung, schlage aber gleichzeitig in ca. fünf verschiedenen Nachrichten-Seiten Infos nach. Auch viele Magazine haben inzwischen einen sehr guten Internet-Auftritt, dass man das Internet kaum verlassen muss, um mit einer Flut an kostenlosen(!) Informationen versorgt zu werden. Dazu kommen die privaten Blogs und Tagebücher, die Emails und andere Informationsstränge, die alle zentral am Computer zusammenlaufen.

Das Argument, dass man nicht gerne elektronisch liest „zieht“ also bei mir nicht mehr. Wenn ich die Online- und Offline-Lesestunden zusammenzähle, fällt mir auf, dass ich auch heute schon (noch ohne Ebook-Reader) den größten Teil auf elektronischem Wege lese, einfach, weil das Internet als Haupteingangstür für neue Informationen aller Art, sozusagen das Tor zur Welt geworden ist.

Drittes Argument: Viele Studien von Instituten oder andere Publikationen im politischen/ wirtschaftlichen Bereich werden gerne auf elektronischem Wege bereit gestellt. Die letzte Quelle, die mir dazu einfällt war z.B. die Veröffentlichung über neue Energiequellen (Windenergie, usw.) zu der es ein langes, kostenloses PDF gab. Am Computer habe ich aber meistens nicht die Geduld, fünfzig Seiten an PDF-Seiten zu lesen. Man ist auf der einen Seite zu sehr abgelenkt und klickt mehr, als dass man wirklich eingängig und viel liest. Außerdem fällt einem am Computer noch ein, was man machen wollte: Eben noch den Bank-Account checken, eine Runde bei Ebay surfen, ein paar Emails beantworten und generell mehr interaktiv-klickend als passiv-lesend zu sein.

Mit einem Ebook Reader kann ich nun diese PDFs herunterladen, bequem und schnell abspeichern und dann abends in Ruhe auf dem Sofa bei einem gemütlichen Glas Wein und mit eingelegter Musik-CD ganz in Ruhe lesen.

Viertes Argument: Die Technik hat in den letzten Jahren große Vorteile herausgebracht und die Nachteile (z.B. schlechte Lesbarkeit, Akku-Kapazität, Gewicht, etc.) von Ebook-Readern hinreichend reduziert. Inzwischen übertreffen die Vorteile die Nachteile bei weitem. Z.B. die Möglichkeit, bis zu 1.000 Bücher und mehr auf einem einzigen Lesegerät bei sich zu tragen, gleichzeitig ins Internet gehen zu können und sich frische Bücher quasi von unterwegs auf das Lesegerät zu ziehen.

Auch wenn die Papierform ein paar unschätzbare Vorteile bietet (es ist angenehmer ein „echtes“ Buch zu lesen und das Blättern und das Riechen in den Seiten wird man nie ganz ersetzen können), so wird es doch auf langer Sicht hinauslaufen, dass die beiden Medien zumindest parallel existieren und ähnlich wie bei der Schallplatte oder den Kassetten das alte Medium eines Tages auf eine Nische schrumpft.

Der Kindle im Detail

Der Kindle 3 von Amazon ist genau auf diesen Vorgang des ruhigen Lesens spezialisiert und in seiner Nüchternheit und Einfachheit ist er ein sehr stylisches und angenehmes Produkt. Zuerst fällt die elektronische Tinte auf, die einmal in ihren Zustand gebracht, keinen weiteren Strombedarf erfordert. Das bringt ihn, ohne Betrieb des Wireless-Lan oder 3G, auf eine Netto-Akkulaufzeit von ca. drei Wochen (Herstellerangaben). In der Praxis geht es allerdings schneller, weil man doch meistens die W-Lan Funktion aktiviert hat oder auch Musikdateien oder Hörbücher über die Lautsprecher ausgeben will.

Die elektronische Tinte ist tiefschwarz und der Hintergrund hat ein angenehmes Grau, wie man es von Zeitungen her kennt (ein paar Nuancen dunkler). Das Kuriose ist, dass man für dieses Gerät externes Licht braucht, wie bei einem richtigen Buch. Dafür kann man ihn auch bei starker Sonnenbestrahlung lesen und es gibt keinen nervigen Spiegeleffekt wie bei fast allen Handys, Ipads und Phones die mit einer Aktiv-Beleuchtung betrieben werden. Prädestiniert, um ihn im Garten oder am Strand zu lesen, vorausgesetzt man kann seine immer Händer sauber und sandfrei halten…

Je mehr Umgebungslicht vorhanden ist, desto wohler fühlt sich der Kindle! Grafiken werden sehr hübsch und weich angezeigt und wenn das Gerät in den Ruhemodus wechselt (in dem es auf Grund des technischen Designs sowieso fast immer ist), kommt ein Zufallsbild englischer Autoren-Portäts oder andere klassische Bilder. Im Moment lächelt mich z.B. eine hübsche Porträt -Zeichnung von John Steinbeck an.

Allerdings, das merkt man gleich, ist das Lesegerät von Amazon nicht auf bunte Grafiken oder gar bewegte Inhalte spezialisiert. Um die elektronische Tinte in einen neuen Zustand zu bringen, wird stets der ganze Display für ein paar Millisekunden Schwarz und wechselt dann in die neue Anzeige. Scrollen kann man daher nicht und auch bewegte oder bunte Banner-Grafiken im Internet werden meistens fehlerhaft angezeigt.

Auch das Anpassen der Textgröße von PDFs bereitet Probleme. Wo man auf dem PC noch stufenlos zoomen und scrollen kann, wirkt der PDF-Reader des Kindle ein wenig statisch und unflexibel. Es gibt nur feste Zoomgröße und einen unpraktischen Rahmen, auf den der Zoom-Ausschnitt platziert wird. Hat man Pech, rutscht man nun genau in die Mitte eines Zwei-Spalten Textes und kann sich vom bequemen eingabefreien Lesen gleich verabschieden. Es ist an der Stelle hilfreich, die Ansicht auf den Quermodus zu wechseln aber das Lesen von Spalten-Texten in PDFs ist nach wie vor etwas unpraktisch.

Am wohlsten fühlt sich der Kindle mit fertigen Ebooks, entweder im hauseigenen .AZW, .TXT oder Mobipocket-Format. Diese werden stets passend skaliert und können mit ein paar wenigen Klicks auch in der Schriftart und der Größe angepasst werden. Lästige Rahmen entfallen, so dass das Lesegerät mit der Bequemlichkeit eines kleinen Taschenbuches durchaus mithalten kann.

Das in Deutschland beliebte Epub-Format kann übrigens mit einem Programm wie „Calibre“  mit wenigen Mausklicks für den Kindle umgewandelt werden. Allerdings soll es Einschränkungen geben, was die digitalen Rechte angeht (dazu sind weitere Recherchen erforderlich).

Was das Lesen auf einem elektronischen Gerät zusätzlich motiviert, ist die Möglichkeit, eigene „Notes“ bzw. „Highlights“ in den Text zu fügen. Ein Klick auf den Text, kurz wie mit einem Mauszeiger die Abschnitte markieren und „Enter“ drücken. Fertig ist die unterstrichene Notiz, die -passend zum jeweiligen Ebook- in einer übersichtlichen Liste abgespeichert wird und zeitnah aufgerufen werden kann.

Wer will, fügt noch eigene Bemerkungen an dieser Stelle ein, was mit der kleinen Mini-Tastatur erstaunlich gut funktioniert.

Sehr schön ist auch, dass sich der Kindle die letzte Lese-Position merkt und man nicht immer zur besagten Seite klicken, oder scrollen muss. Diese Funktion beschleunigt vor allem das gleichzeitige Lesen mehrerer Ebooks und verhindert, dass man beim häufigen Wechsel der Lektüre die Übersicht verliert.

Nur das 5 Wege- Tastenkreuz zum Navigieren hätte größer und komfortabler sein können. Man benutzt es sehr oft und rutscht hin und wieder ab, was den ansonsten guten, haptischen Eindruck des Kindle schmälert.

Es wäre theoretisch sogar möglich, diese Notizen dann über ein soziales Netzwerk zu teilen, aus einem mir noch nicht ganz ersichtlichen Grund ist diese Funktion aber ausschließlich für amerikanische Kunden vorbehalten. Dabei wäre es ein Leichtes, die Inhalte an den jeweils verknüpften Social Network-Account zu senden. Ob .DE oder .COM sollte doch eigentlich keine Rolle spielen?

Im Amazon-Shop kann mit integrierter 3G Funktion „kostenlos und weltweit“ einkaufen! Für das Surfen im Netz ist eine hauseigene W-Lan Funktion von Vorteil.

Daten hin und vom Kindle rauschen über das USB-Kabel im Sekundentakt. Mit diesem Kabel kann man außerdem den integrierten Akku aufladen..

Nix Deutsch- nur Englisch

Leider scheint der deutsche Kunde ein wenig diskriminiert zu werden. Das fängt damit an, dass man den Kindle nur auf englischen oder amerikanischen Seiten kaufen kann und man von der deutschen Amazon-Seite stillschweigend umgeleitet wird. Kommt man auf der deutschen Amazon-Seite noch in Genuss der bequemen Bankzahlung, wird man auf der amerikanischen Seite landestypisch auf die Kreditkarte reduziert! Kunden, die keine Kreditkarten haben, schauen dort in die Röhre und könnten den Kauf theoretisch genervt abbrechen.

Auch die Gebühren für Steuern und Zoll sind beim Kauf nicht ohne weiteres ersichtlich, hinzu kommt, dass man einen Stromadapter für das europäische Stromnetz dazu erwerben muss. Auch eine Tasche ist in der Roh-Version des Kindle noch nicht enthalten.

Da mir das alles zu unpraktisch war, bin ich kurzerhand auf Ebay und habe den Kindle über einen Drittanbieter erworben, der seinen Sitz in Großbritannien hat, so dass (innerhalb der europäischen Union) keine Zollgebühren anfallen. Die Lieferung dauerte ca. eine Woche und war dank Paypal schnell abgewickelt.

Nachdem dieses Problem der Internationalisierung also endlich überwunden wurde, kommt die nächste Enttäuschung für deutsch-sprechende Kindle-User: Das vorinstallierte Wörterbuch ist leider nur für die englische Sprache, die Menüführung ist ebenfalls englisch, Kauf von Ebooks über den Amazon-Store geht wieder nur mit Kreditkarte oder „Gift Cards“ (Gutscheinen). Und die integrierte Sprachausgabe kann, wer hätte es gedacht?- natürlich nur englische Texte vorlesen. Schade!

Bücher satt

Nach dieser Enttäuschung kommt aber wieder ein Lichtblick. So hat der englische Kindle-Ebook Shop inzwischen auch einige deutsche Bücher im Programm und viele Klassiker, die inzwischen gemeinfrei geworden sind, sogar kostenlos! So steht dem euphorischen Testen des Whispernets und der neu erworbenen Lesefunktionen eigentlich keine Mauer mehr im Weg.

Gesagt, getan. Und so fanden- quasi als experiementelle Erstauswahl- verschiedene Klassiker den drahtlosen Weg in meinen Kindle: Darwinismus und Sozialismus von Ludwig Büchner beispielsweise, ein erhellendes Buch über soziale (Un)gerechtigkeit und im Schatten der großen Marxisten seiner Zeit. Und auch die Weisheiten eines Kaisers Marc Aurels, nämlich die berühmten „Selbstbetrachtungen“ säumen fortan meinen elektronischen Leseweg. Als sei soviel klassische Kost noch nicht genug, gesellte sich die kostenlose Ausgabe der „Psychopathologie des Alltagslebens“ von Sigmund Freud gleich dazu, umgeben von den Äußerungen eines Immanuel Kants zur „Kritik der reinen Vernunft“.

Puh, nach soviel schwerer Kost ist mir nach etwas Leichtem zu mute und siehe da, im Internet gibt es weitere unzählige Stellen klassischer und profaner Literatur für lau oder einige Exemplare namenloser Autoren, die in ihrer Großzügigkeit ganze Werke dem Internetkunden freudig verschenken!

Addiert man noch die PDF´s und Texte der „politischen Bildung“ so ächzt der interne Speicher des Kindle– zum Glück noch kaum, aber das Gehirn braucht definitiv eine Pause.

Auf eine Waage gelegt, wiegt der Kindle auch nach dreißig Büchern immer noch soviel wie vorher, eine faszinierende Erfindung der neuen Welt! 😉

In der nächsten Folge der Ebook-Reihe stelle ich evt. weitere Lesequellen vor. Bis dann..