Das Matriarchat in Dir

Jetzt bekommt mein „Internet-Tagebuch“ mal wieder Sinn, denn bei mir passiert im Moment recht viel. Wie bei empfindlichen Menschen so üblich, passiert das meiste „im Inneren“ und bedarf daher einer besonderen Aufmerksamkeit und Pflege der eigenen Gedanken. Wenn ich so recht überlege, hat mein Tagebuch (egal ob offline oder online) seit 2001 nie einen anderen Zweck gehabt. Ich versuche in dem Text einen Bogen zu spannen von den eher globalen, größeren Themen hin zu den kleinen Alltagsthemen..
Klar spielt bei mir die Transidentität im Moment eine große Rolle, es ist aber nicht alles was wichtig ist. Die TI ist mehr eine Verbindungsstelle zu den großen Lebensthemen, darüber hatte ich ja auch schon im Artikel „Der Lebensweg“ geschrieben.
Es ist nur natürlich, wenn man diese anstößt, dass gleichsam alle anderen Themen mit angestoßen werden und „ins Rollen kommen“.

Jeder Mensch hat ja diese sexuellen Themen, die meistens auf Grund von Angst oder Unsicherheit verdrängt werden. Aber die eigene Sexualität ist zu wichtig, als sie zu verdrängen oder zu glauben, dass sich die Probleme und Konflikte im Sexualleben „von selbst“ lösen.

Wenn ich mir die Gesellschaft und die Welt so ansehe, dann hab ich oft das Gefühl, dass sie voller Angst, Neid, Hass und schlechter Gefühle ist. Es wird zu wenig geliebt! Die Menschen kanalsieren ihre negative sexuelle Energie (denn nichts anderes ist Hass) und bekämpfen sich gegenseitig. Wieviel besser wäre es, wenn wir nicht durch die Lösungsmöglichkeiten der Schimpansen (Krieg, berechnete Auseinandersetzung, Konkurrenz) in unseren Genen wecken würden, sondern auch die eher friedliche Herangehensweise der Bonobos die Konflikte in den Gruppen meistens durch Sex und Zärtlichkeiten lösen.

Ich hab die Woche versucht, meine eigene Einstellung zu verändern. Es ist etwas leichter als sonst, weil ich mich durch den erhöhten Östrogen-Spiegel „weiblicher“ fühle, aber auch viel mehr bei mir selbst und glücklicher bin. Ich bin mehr an der entwickelten Persönlichkeit, die die Natur für mich geplant hat (mit Aussuchen ist da nicht viel).
Interessant fand ich mal wieder „Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm. Diese Buch ist mir ein guter Wegweiser, weil darin z.B. steht, dass Liebe immer ein aktiver Schritt ist. Um also „geliebt zu werden“, muss man stets selbst den ersten Schritt gehen und anderen Menschen Liebe und Aufmerksamkeit entgegen bringen. Wie gesagt, das ist viel leichter, wenn man sich selbst weiblich fühlt. Dann macht man von sich aus mehr für andere, ist hilfsbereiter, etwas sanfter und friedlicher eingestellt und die revolutionären Krawallgedanken verschwinden in den letzten Winkel des Gehirns. Es fühlt sich dann „natürlicher“ an. Ich hinterfrage die Dinge auch nicht mehr so stark, sondern fühle mich eher voller Liebe und bin auch von selbst ganz bereit, diese Liebe zu teilen und anderen zu geben. Die Hintergedanken (was kommt zurück? werde ich auch geliebt?) verschwinden fast völlig und spielen kaum noch eine Rolle. So lebt es sich eindeutig einfacher und ausgeglichener. Ich habe einen Frieden mit mir selbst geschlossen und bin jetzt einfach „ich“.

Erich Fromm betont in seinem Buch, dass es einen starken Unterschied zwischen dem Partriachart  und dem Matriarchat gibt und dass die Systeme sich grundlegend unterscheiden. Ich will weder das eine oder das andere „schlecht“ oder „gut“ reden, aber es sind doch Unterschiede zu erkennen. Das Matriarchat beruht mehr auf Gegenseitigkeit, auf Gleichwertigkeit der Individuen, auf Anerkennung untereinander. Die Mutter liebt alle, bedingungslos, ohne zu fragen, die Liebe ist einfach da… beim Partriachart ist es eher so, dass man sich die Anerkennung „verdienen“ muss, dass das Vorankommen hier mehr auf Arbeit, auf Anerkennung durch Leistung, aber auch auf Ehre und Stolz basiert. Wahrscheinlich haben wir auf Grund unserer Eltern beide Elemente in unserem Verhalten und in den Genen. Aber wie ist die Gesellschaft beschaffen? Wenn ich mir so meine Facebook-Kontakte, aber auch die Leute in echt so anschaue… was fehlt? Es ist die Liebe und Anerkennung zwischen den Menschen. Vor allem die, die frei und ohne Hintergedanken ist. Die wirkliche, menschliche Wärme, das Mitgefühl und das „Zuhören können“ ist immer eine kostbare Ressource (Und, obwohl das so ist, wird sie im kapitalistischen System schlecht bezahlt). Jeder ist mit sich beschäftigt. Wenn ich in einen Chat mit jemand gehe, bombardiert der mich erstmal mit seinen Problemen, seinen Bildern und seinen Konflikten und erwartet wie von selbst, dass ich alles für ihn löse.
Ich bin freundlich und höre bereitwillig zu. Ich gehe auf seine Probleme ein und versuche wirklich eine Lösung zu finden. Es kostet mich Zeit und Nerven, die ich jemand anders gebe (ohne zu fragen, warum). Am Ende frage ich ihn noch, ob er vielleicht meine Freundschaftsanfrage beantworten möchte… es kommt keine Antwort darauf und die Anfrage bleibt leer im Raum stehen. Er hat ja das bekommen, was er will, warum noch etwas zurück geben?
Es besteht zu wenig Aufmerksamkeit für den anderen. Wir sind alles zu große Egoisten geworden. Das eigene Matriarchat in uns verkümmert…

Was die Gesellschaft also eindeutig benötigt, ist mehr Weiblichkeit. Die Weiblichkeit an sich muss wieder groß geschrieben werden. Das bedeutet jetzt nicht, dass alle Frauen wie Männer werden (was ja lange Zeit die eigentliche Verheißung des „Feminismus“ und der „Emanzipation“ war)…oder die Männer nur noch schwächlich und angepasst sein sollen- sondern dass man Weiblichkeit, Mütterlichkeit, Mitgefühl, Vertrauen und Wärme wieder als alleinstehende Werte erkennt und diese in der Gesellschaft integriert. Wie kann man das am besten machen und was ist die kleinste Keimzelle der Gesellschaft? Es sind die Individuen mit ihrem individuellen Verhalten, also jeder Mensch, ob Du oder ich… Menschen sollten wieder stolz sein, weiblich zu sein und sich weiblich zu verhalten. Es ist keine Schwäche, sondern eine große Stärke, die oft unter Hass, Neid, Gier, Kapitalismus und Konkurrenz vergraben wird. Diese negativen Eigenschaften der Gesellschaft sind für sich genommen nicht „männlich“ oder „weiblich“, sondern meistens ein Zeichen, dass im Geschlechtergefüge etwas durcheinander geraten ist.

Und diese „Weiblichkeit“ ist ein universeller Wert, den jeder erlernen kann. Egal ob Mann, Frau oder Transgender. Wer seine Weiblichkeit akzeptiert und erkennt, erkennt auch die eigene Männlichkeit.
Und wer beide Werte in sich entdeckt und akzeptieren kann, der findet am Ende zur Menschlichkeit.

Beeindruckt

30 Grad im Schatten… Sommerferien und zuviel freie Zeit…

Aaalso eigentlich wollte ich heute ganz diszipliniert arbeiten und endlich das liegen gebliebende Zeug aufarbeiten.

Aber das geht nicht. Im Moment bin ich einfach nur geflasht… überwältigt… schockiert vom Leben.
Die Eindrücke prasseln auf mich ein. Ich bin voller Energie, elektrisiert in jeder Nervenzelle.
Und diese bunte fröhliche Energie aus der ich im Moment bestehe, versuche ich irgendwie zu erden, die Gefühle zu irgendwas zu formen, ein Sinn und eine Arbeit daraus zu machen.

Ich weiß ich hätte nicht dieser Transgender-Gruppe auf Facebook beitreten sollen.
Ich „hab das doch schon lange hinter mir“ und „das geht mich nichts mehr an“.
„Wir sind jetzt alle erwachsen und verhalten uns wahnsinnig dizipliniert“.

Aber Leute, schaut doch mal mit dem Herzen und mit den Gefühlen! Versetzt euch in das Leben der Menschen.
In diese tausende Schicksale. In die Transitionen in alle möglichen Richtungen.

Das schockt selbst eine alte TS-Tante wie mich.

Und wie jung die mittlerweile alle sind! Wie selbstbewusst! Wie normal alles geworden ist.

Und wer denkt, er ist alleine oder isoliert… der muss sich nur einer Gruppe anschließen.
Einer Gruppe von Menschen, egal welchen Alters oder Geschlechts.

Wir wollen alle glücklich sein, wir wollen alle leben und uns selbst verwirklichen.

Es gibt streng genommen keine Unterschiede beim „Ich“. Selbst die Geschlechter verschwimmen. Die Zwischenräume sind künstlich, variabel und von Chemie und Ideen geformt. Wir gehören alle dazu, sind mit jedem verbunden.
Dank Internet und Facebook noch stärker und realistischer als je zuvor.

Zuviele Eindrücke, zuviele Emotionen!

Ich muss erstmal eine Pause machen.

Weibliches Sprechtraining MzF – 2


Im zweiten Teil des weiblichen Sprechtrainings geht es erst einmal um allgemeine Dinge.
Wie richte ich meinen musikalischen Arbeitsplatz ein? Welche Tools brauche ich und worauf muss ich beim technischen Aufbau achten?

Dann versuche ich nochmal mit Hilfe des Oszilloskopen und der Frequenzmessung herauszufinden, wo die „Brücke“ ist bzw. der Spalt, der die weibliche Kopfstimme von der männlichen Bruststimme trennt. Man kann diesen Unterschied deutlich spüren, z.B. an den Resonanzen im Hals- und Kopfbereich. Genau an der Stelle müsst ihr trainieren und hier werden die Geschlechter-Unterschiede im Alltag festgemacht. Für eine weibliche Stimme braucht ihr mehr Kraft und mehr Luft- weil ihr ja auch „höher“ kommen wollt und das geht nur mit Schalldruck. Weibliche Stimmen haben höhere Frequenzen und werden allgemein besser verstanden und deutlicher gehört. (Das ist der Grund, warum z.B. bei Navis oder in Flugzeugen die technischen Stimmen oft weiblich sind). Traut euch also, gehört zu werden! Wenn man beim Singen genau hin hört, stellt man fest, dass es nur ein paar Halbtöne sind, die man nach oben klettern muss. Es ist also nicht allzu schwer und ihr solltet beim Üben nicht so schnell aufgeben!

Gesellschaftliches Selbstverständnis von Frauen und Stimme

Es ist eher so, dass Frauen heutzutage „zu hoch“ sprechen, damit man sie eindeutig als Frauen erkennt. Dazu dient z.B. auch die „Kleinmädchenstimme“, die gezielt eingesetzt werden kann. Wenn ihr resolut und selbstbewusst auftreten wollt, müsst ihr wiederum nach unten modulieren. Das zu erlernen, kann euch keine OP der Welt abnehmen, das ist eine Trainingssache.

Die Betonung der Geschlechterunterschiede mit Makeup, Mode, usw. ist sehr allgegenwärtig, so dass es auch kein Wunder ist, dass die Geschlechter sich an der Stimme unterscheiden wollen.

Es geht also auch um das „soziale Geschlecht“ und dass wir eine weibliche Stimme auch mit der inneren Herangehensweise erlernen müssen.
Wir müssen uns salopp gesagt „noch weiblicher fühlen“ und die neue Stimme auch wirklich wollen. Die Motivation muss da sein und wir müssen bereit sein, die alte Stimme zu verlernen und die gewohnte, bequeme Stimme ein Stück weit aufzugeben.

Wenn ihr eine Barbie sein wollt- dann müsst ihr wie eine Puppe sprechen und werdet auch so wahrgenommen und behandelt. Wenn ihr wie eine reife und erwachsene Frau sprechen wollt, dann könnt ihr auch die tiefen Frequenzen in die Stimme einbauen. Wie immer- es liegt ganz an euch und an dem, was ihr daraus macht.

In dem Video lese ich vier Gedichte von Goethe vor und gehe auch kurz auf die Besonderheiten beim Sprechen und den Inhalt ein.

Viel Spaß beim Anschauen!

Weibliches Sprechtraining MzF – 1

Heute habe ich mich mal um das Grundproblem der Transgender-Stimme gekümmert.
Die Stimme ist neben dem Aussehen das „erste Aushängeschild“, das in fast allen menschlichen Kommunikationsverhältnissen eine große Rolle spielt. Hier wird man sofort als „Mann“ oder „Frau“ eingeordnet. Aber auch die Einordnung nach „sympathisch“, „kompetent“, „selbstbewusst“, „ängstlich“, etc. treffen wir oft über den Klang der Stimme. Frauen kennen z.B. das Problem, wenn die Stimme bei Aufregung (Streit, Ärger, Prüfungen) schrill und zu hoch wird. Bei Männern ist es oft ein Problem, das  sie zu undeutlich sprechen (brummeln) und die tiefen Frequenzen kaum variieren.

Nach Wikipedia liegt der männliche Grundton bei 125 Hz und der weibliche Grundton bei ca. 250 Hz.

https://de.wikipedia.org/wiki/Menschliche_Stimme

Mit verschiedenen Tools kann man die Tonhöhe der eigenen Stimme identifizieren und evt. „nach oben“ hin trainieren. Ein gutes Ziel ist eine ausgewogene Alt-Stimme. Mit der könnt ihr zufrieden sein und tapfer durch das Leben schreiten. Übertreibt es nicht, wenn ihr nach oben geht, weil man schnell schlumpfig oder nach Micky Mouse klingt. 😉 Das Ziel sollte eine ausgewogene Sprache sein, in der alle Anteile enthalten sind, also tiefe, hauchige, aber auch weiche und hohe Töne.

Neben einem Computer mit Mikrofon kann man zum Training diese Tools verwenden:

Midi Piano
http://www.midipiano.net/

Musical Tuner
http://www.softpedia.com/get/Multimedia/Audio/Other-AUDIO-Tools/Musical-Tuner.shtml

 

Zuerst muss man herausfinden, wo man überhaupt steht.. und wieviel Halbtöne oder Ganztöne man bereit ist, nach oben zu trainieren. Man muss die Töne erst singen und kann dann hoffen, dass sie eines Tages auch beim Sprechen zu erkennen sind (Hör-Training) Meiner Meinung nach ist ein Stimmtraining für Transgender-Frauen immer die bessere Wahl als die Stimmband-OP, weil ihr so alle Frequenzen erhalten könnt und eure Stimme dadurch voll und attraktiv bleibt.

Im Spiegelbild

Die 14-jährige in mir erwacht plötzlich und es ist so, als sei sie nie weg gewesen. Unklar vielleicht, unscharf, eine Zeit lang nicht zu spüren.

Jetzt wird mir plötzlich alles klar- so glasklar, einfach und gut. Ich fühle mich, als ob ich endlich vollständig „materialisiert“ bin… vielleicht kennt ihr die Transporter von Raumschiff Enterprise? Wenn man einen Menschen von einem Ort an einen anderen „beamen“ möchte: Zuerst ist da nur ein Zaubernebel und lustige Geräusche, er ist noch nicht ganz da… und man braucht immer mehr Energie, muss den Hebel weiter umlegen und – schwupps-! Ist der Mensch plötzlich da.

Ich schaue in den Spiegel- und sehe mich zu 95% wieder so, wie ich eigentlich bin und sein muss.

Und schon kommt wieder Kritik und Gemecker vom weiblichen Ich, „das hier passt nicht und jenes passt nicht“.
Es ist wirklich zum Verzweifeln. Wie schaffen das Mädchen in der Pubertät? Wie schaffen sie es, stabil zu bleiben und sich zu akzeptieren wie sie sind?

Ich bin 39… hab einiges an Lebenserfahrung hinter mir.. kenne mich mit dem Feminismus aus… weiß sovieles mehr… und bin im Moment doch betroffen wie jede andere Frau und denke über mein Aussehen nach.

Da ist z.B. meine Nase. Ich weiß, sie ist zu groß und sie passt eigentlich in mein zartes, weibliches Gesicht. Sie wirkt auf mich wie ein großer Klotz. Egal von welcher Seite ich schaue, ich mag sie einfach nicht. Sie hat eine zu große Oberfläche, zieht Dreck und Schmutz an und braucht stets eine Sonderbehandlung. Ich weiß, dass sie aus meinem alten Leben kommt und dieses alte Leben möchte ich doch vergessen und endlich abhaken. Aber es holt mich immer wieder ein. Jeden Tag guckt es mich im Spiegel an, frech und verwegen, drängt „er“ sich in mein Leben. Frauen haben keine großen Nasen, Frauen haben kleine und zarte Nasen. Sie passen in ihr unaufälliges Gesicht, in ihre zurückhaltende Weiblichkeit. Spitz darf die Nase noch sein, so wie bei Marietta Slomka, das wäre okay. Aber bitte nicht groß und breit so wie bei Wladimir Klitschko!

Doch jetzt erwache im Körper einer 39-jährigen. Ich habe keine Angst und keine Skrupel, meinem Körper irgendwas an zu tun, so groß ist der Druck und das „Schiefgefühl“. Meine Nase zu verkleinern, das kommt mir so vor, wie Zahnstein entfernen oder einen Pickel ausdrücken. Unangenehm- muss aber sein. Weg damit !! Ich bin mir sicher, wenn ich 6.000 Euro Taschengeld auf dem Konto hätte und zwei Wochen Zeit- nichts würde mich aufhalten. Ich würde das Geld nehmen, zur Schönheitsklinik meines Vertrauens fahren (von denen gibt es genug) , meine Probleme vortragen und dann würden sie mich in Narkose legen und alles ist vorbei.

Ich habe letzte Woche sogar schon darüber recherchiert und die (lange verschollenen) Gedanken werden wieder ganz groß und mächtig.
Sie werden so mächtig, dass sie eventuell bald Realität werden.

Dann sind da aber diese Schattenseiten. Was alles passieren kann! Alleine jede Narkose ist eine Belastung. Und die Komplikationen bei der OP. Da kann irgendwas in die Nebenhöhlen laufen (Eiter, Blut). Schwellungen entstehen am Auge. Die Nasen-OP gilt als schwierige OP. Wenn sie schief geht, siehst du gleich alles. Die Atmung kann durcheinander kommen. Man darf ewig lang keine Brille tragen.. Also müsste ich mir vorher Kontaktlinsen holen.

Meine weiblichen Ängste sind ein bisschen stärker als mein weiblicher Mut. Wie so oft.

Und dann ist da noch mein großes Ego, mein Gehirn, das alles zerdenkt. Das allwissende Über-Ich, das stets das letzte Wort spricht.

Ich frage mich, ob die größere Nase auch Vorteile haben kann? Sie ist sowas wie ein „Alleinstellungsmerkmal“. Wenn man eine Nase hat, die etwas größer oder „anders“ ist, prägt sich das bei den Menschen ein. Warum will ich unbedingt mit der Masse verschwimmen und eine „Einheitsnase“ haben? Warum kann ich nicht darauf stolz sein, so wie ich bin? Ich bin ja auch ein besonderer Mensch mit besonderer Vergangenheit.

Schwarzwald 2006

Dazu fällt mir eine Geschichte ein: Es war irgendwann 2006, wir waren im Schwarzwald wandern. Nach einem langen und schönen Tag in der Sonne kehrten wir abends im Gasthaus ein. Wir mussten dann an den wartenden Gästen vorbei. Wie so üblich, wird man erstmal gemustert. Wir setzen uns hin und ich bekomme mit, wie am Nachbartisch von anderen Frauen getuschelt wird. Sie machen das aber so indiskret, das ich jedes Wort verstehen kann und dabei rot werde. „Ja die Frau soundso, die hat doch auch so eine kräftige Nase..“ es war nicht besonders abschätzig, aber mir ist aufgefallen, dass ich sofort am Gesicht gemustert wurde und bei den Leuten dann irgendwas im Kopf abläuft. Es wäre schön, wenn sie sich über meinen Charakter unterhalten hätten oder über mein mitfühlendes Ich oder meine tollen Ideen… aber nein, was machen sie? Sie charakterisieren mich als erstes anhand meines Aussehens, ob ich will oder nicht. Und so geht es einem doch mit Millionen anderen Menschen. Es ist der erste Eindruck, der zählt. Wenn ich mit einem Pferdeschwanz und T-Shirt in den Supermarkt gehe, werde ich anders angeguckt und beachtet, als wenn ich mit offenen Haaren, einer weiblichen Bluse und hohen Schuhe daher komme.
Mit dem ersten Eindruck wirst du in eine Schublade gesteckt und entweder als „hässlich“ , „interessant“ oder „sympathisch“ einsortiert.
Zum Verbessern des ersten Eindrucks reicht das Lächeln alleine nicht. Aussehen ist Kommunikation und es gibt unendlich viel Kommunikation im Leben, die völlig ohne Worte geschieht. Es heißt ja auch „Facebook“ und nicht „Gehirn und Geist und selbstloses Miteinander- Book“. 😉

20 kg leichter, aber genauso verwegen wie heute 😉

Ich überlege weiter: Wenn ich meine Nase weiblicher machen lasse, dann passt vielleicht das Kinn nicht mehr. Die Harmonie im Gesicht gerät durcheinander. Und meine etwas tiefere Stimme? Dann sind die Kontraste wieder größer..

Außerdem, meine Nase und mein ganzes Gesicht sind ein Buch. In dem meine Vergangenheit steht. So wie sie mich eben geformt hat.
Soll ich Angst davor haben? Oder soll mich jeder „lesen“ können?

Wieviel Offenheit lasse ich zu und was will ich mir antun für ein Schönheitsideal?

Wieviel Einzigartigkeit kann ich in meinem Leben ertragen?

Und warum in aller Welt denke ich ständig darüber nach? 😉

Toleranz im allgemeinen

Über diese Debatte in den letzten Tagen über Homophobie, Hitzlsperger- Outing, über Petitionen, Gegen-Petitionen, etc. müsste ich mich eigentlich aufregen. Irgendeinen Beitrag dazu beitragen. Mir müsste das Blut ins Gesicht schießen, ich müsste mich aufregen, neue Gegner suchen, mich positionieren, andere motivieren, Feindbilder pflegen, Intoleranz bei anderen suchen, mich selbst perfekt finden, Scheingefechte kämpfen und es dann alles – politisch korrekt – in ca. vier Tagen wieder vergessen.

Das alles möchte nicht machen, einfach, weil es viel zu anstrengend ist und sich zweitens dadurch auch „nichts ändert“. Was soll sich denn überhaupt ändern? Die Frage ist doch zentral und sollte als erstes gestellt werden: Möchte man mehr Toleranz im Allgemeinen, möchte man von anderen Menschen eine bestimmte Meinung hören oder möchte man gar einen neuen Grabenkrieg aufmachen („sie haben einen Feind mehr“) ?

Ich will daher nur darüber schreiben, was ich an der Debatte augenscheinlich am komischsten finde, wo ich die meisten Widersprüche entdecke:

„Toleranz im allgemeinen“ weiterlesen

Jungs in der Pubertät

Gestern kam in der 37-Grad Sendung auf ZDF eine interessante Reportage zum Thema „Jungs in der Pubertät“. Es ist ja derzeit ein Trend, dass man von den Problem-Bereichen der Mädchen etwas weggeht und die Jungs-Probleme in eine neu-feministische Perspektive rückt. Jahrelang wurden Mädchen gefördert, bis man schließlich festgestellt hat, dass Jungs auch Probleme habe und tlw. ganz andere, die auch ganz anders zu lösen sind.

Wie bei den 37-Grad Sendungen üblich, wurden die persönlichen Biografien sehr in den Mittelpunkt gerückt. Die Reportage berührt durch ihr „Mittendrin und nahdran-Gefühl“ und dass man mit den sorgfältig ausgewählten Protagonisten gut mitfiebern kann. Da ist der Junge aus der gehobenen Mittelschicht, dessen ehrgeizige Eltern wünschen, dass er am Gymnasium gute Noten nach Hause bringt, sich aber schon bald wundern, dass diese Noten immer schlechter werden, je älter er wird. Auch das anfängliche Klavierüben klappt nur noch mit Druck, aber nicht mehr freiwillig. Das Kinder-Hochbett soll auf Wunsch des Jungen abgebaut und in ein „normales Bett“ umgebaut werden. Netter Nebeneffekt: Das gehasste Elektro-Klavier kann gleich mit verschwinden. Dieser Junge ist noch der unauffälligste und kann vor allem durch seinen Wortwitz und seine Intelligenz viele Probleme beschwichtigen. Dass ihn aber schon bald die volle Wucht der Pubertät trifft und diese sich vor allem im inneren Widerwillen gegen Autoritätspersonen zeigt, ist unübersehbar.

Dann gibt es noch einen Jungen, der in seiner Schule gemobbt wird, vor allem in Deutsch und Englisch sehr schlechte Noten schreibt und mit seinem Vater alleine zu Hause lebt. Ihm sieht man die Probleme förmlich an. Er ist sehr zurückhaltend, beinahe verängstigt. In der Schule muss er sich nicht nur gegen seine eigene Lernschwäche, sondern auch noch gegen größere, stärkere und bei den Mädchen einflussreichere Klassenkameraden durchsetzen. Ein klassisches Problem, dass hauptsächlich Jungs betrifft, sorgt doch das von außen an sie angelegte Rollenverständnis dafür, dass sie stark zu sein haben und sich jederzeit durchsetzen und behaupten müssen. Wo ein innerer Rückzug bei Mädchen viel eher akzeptiert wird und mit Aufmerksamkeitsgesten verhindert oder abgemildert wird, fallen Jungs bei emotionalen Problemen viel schneller in einen Strudel der Angst, des Schweigens und der Hilflosigkeit. Die meisten weiblichen Erziehungspersonen können oft nur wenig machen und viele Eltern sind damit überfordert. Die -gut gemeinten, aber schlecht umgesetzten- Appelle des Lehrers an den Vater „Lesen sie ihm doch mehr vor, mein Vater hat es auch gemacht, obwohl er im Schichtdienst arbeitete“ können da eigentlich nur fruchtlos verhallen. Die Probleme der Jungs gehen tiefer, als dass ein einziger Appell und das immer gleiche Denken „die Eltern sind schuld, das System aber ist perfekt“ wenig effektiv sind. Ein wenig blüht dieser Junge auf, als er an einem extra angeordneteten „Boy´s day“ in einen Kindergarten schnuppert und dort seine Leseunlust beim Vorlesen für die Kleinen überwindet. Auch das Fußballspielen mit den Kindern klappt gut. Als ihn die Interviewerin fragt, ob er es sich vorstellen könnte, hier zu arbeiten, kommt aber das verinnerlichte Rollenmodell schon voll durch „Ja, es macht grundsätzlich schon Spaß, aber lieber wäre mir ein Männerberuf.“ Ob die Frauen in dem Film es sich so vorstellen, dass ein Mann sein eigenes und persönliches Rollenverständnis aufgibt, nur weil sie es wünscht oder es politisch gerade schick ist?

Zum Schluss gibt es noch einen hochgewachsenen Jungen, der gerade dabei ist, seine mittlere Reife abzuschließen, aber auch bereits mit schlechten Noten und einer allgemeinen Unlust kämpft. Zu Hause langweilt er sich meistens, also will er lieber mit seinen Kumpels um die Häuser ziehen. Die Mutter aber zwingt ihn- wenigstens an einem Tag in der Woche- zu Hause zu bleiben, beim Hausputz zu helfen und sich um seine Bewerbungen und andere Schreibtischtätigkeiten zu kümmern. Dass das bei ihm nicht besonders gut ankommt und pädagogisch auch nicht besonders sinnvoll umgesetzt wird, verwundert den Zuschauer kaum. Er schickt seine Bewerbungen zu spät weg und wird bei einem Bewerbungsverfahren der Bundeswehr mit einer knallharten Realität konfrontiert. Gestandende Männer, die schon längst in ihrem Beruf stehen und einen bestimmten Status erreicht haben, durchleuchten ihn mit ihrem Röntgenblick. „Warum haben sie nur eine ‚Ausreichend‘ in Technik?“ wird da gefragt. „Mich hat es nicht so interessiert. Da ging es um quadratische Funktionen und Parabeln“ ist die schüchterne und unbeholfene Antwort. In den Sozialnoten kann er gut abschneiden, als er danach gefragt wird, kann er seine positiven Qualitäten allerdings nicht genügend „verkaufen“- zu schüchtern. Wirklich vorbereitet hat ihn wahrscheinlich auch keiner. Später sehen wir, dass eine Absage kommt, aber immerhin landet er auf einer Warteliste.

Die Sendung war interessant recht gut, stellenweise aber zu voyeuristisch. Mir haben ein paar Erklärungen und Lösungen gefehlt. Ein, zwei Sätze von Klassenlehrern zur Situation der betroffenen Jungs sind einfach zu wenig. Ein paar Fachaussagen von Kinderpsychologen hätten geholfen, für Eltern oder den interessierten Zuschauer vernünftige Antworten und Lösungen zu finden.
Man hat ansonsten das Gefühl, dass der Zuschauer dem Schicksal der „schwierigen Jungs“ nur unbeteiligt zusehen soll.
Nach der Sendung wird erleichtert die Fernbedienung weggelegt und sich darüber gefreut, dass die eigenen Kinder einfacher sind und dass die eigene Pubertät schon lange vorbei ist.

Welt-Arbeitstag

Nun, heute am Weltfrauentag möchte ich mich doch nochmal zu Wort melden. Schließlich haben viele mutige Frauen auf der Welt vor uns dafür gesorgt, dass man heute seine Meinung als Frau äußern darf, ohne dafür ins Gefängnis zu kommen oder angegriffen zu werden. Ob die Meinung dann auch für bare Münze genommen wird und den Gegenüber beeindruckt, beeinflusst oder völlig kalt lässt, ist eine andere Frage…

Warum sollte man dieses Recht auf freie Meinung nicht äußern und seine Gedanken zum Tag ins Blog schreiben? Vielleicht, das ist der erste Aufhänger, weil vor dem Hintergrund der gewonnenen und erworbenen Rechte gar kein „Kampf“ mehr angestrebt wird?

Weil das eigene Leben ganz okay ist? Weil man selbst-zufrieden ist, keine Spitzenposition in Wirtschaft und Politik anstrebt und dafür auch keine Quote braucht? Ich verfolge die derzeitigen Diskussionen über den Weltfrauentag und die parallelen Debatten über Lohn-Ungleichbehandlung, Frauen in Spitzenpositionen und Quotenregelungen recht interessiert, aber dann doch wieder gleichmütig. „Ganz nett, was ihr da macht, aber irgendwie doch unwichtig“ denke ich mir. „Wer eine Karriere anstrebt, wird die auch erreichen, ob Frau oder Mann- das ist doch unerheblich.“ In einem Buch über Feminismus und Gleichberechtigung las ich z.B., dass sich die meisten Frauen gar nicht benachteiligt fühlen, zumindest nicht vom anderen Geschlecht. Wenn Kämpfe um Macht oder Intrigen ausgetragen werden, dann meistens mit oder gegen andere Frauen. Die Frau ist eben doch immer noch die frauenfeindlichste von allen, das sollte man dabei nicht vergessen.
Und wie viele von den Show-Kämpfen werden ausgetragen, um ein persönliches Image zu verbessern und wie viel wird tatsächlich getan, um einer Frau in Not zu helfen? Mir scheint, dass diejenigen die mit Gewalt und Wortmacht gegen „die anderen“ kämpfen, es oft nicht anders oder besser machen als sie eigentlich kritisieren. Ob das nun die frustrierten Maskulinisten sind, die auf Feministinnen eindreschen oder umgekehrt – ist dabei völlig unerheblich. Es ist Kampf, es ist Krieg und es führt zu nichts. Daher mag ich auch keine Debatten über Gleichberechtigung mehr führen. Dazu bin ich im Endeffekt zu pazifistisch (oder zu bequem?).

Was geht mich das schon an? Wenn man in eine Macht-Position will, muss man dafür gemacht sein. Kämpfen wollen, aggressiv sein, sein Privatleben hinten anstellen, Familie aufgeben, hart sein. Schonmal überlegt, dass das unter Umständen alles Dinge, die Frauen gar nicht interessieren? Oder zumindest einem nicht ganz so kleinen Teil davon?

Mir kommt es vor wie eine Debatte am tatsächlichen Alltag von Frauen vorbei. Irgendwelche freiberuflichen Akademiker oder Spitzenverdiener, die mit anderen Spitzenverdienern über die Rechte und Möglichkeiten streiten, wie sie noch mehr Macht bekommen können. Scheinkämpfe, die viel Staub und Ärger aufwirbeln, aber dann doch wieder in dünnen Rauchwölkchen verpuffen und die Menschen (vor allem die Frauen!) nicht wirklich berühren.

Klar, ist es ungerecht. Klar, ist es Drecksarbeit. Klar, ist es einseitig. Je mehr man sich in die Geschlechterdebatte versteift, desto einseitiger und krampfhafter wird es. Es gibt kein Entkommen. Über den Verstand wird alles auseinander dividiert, wo im Kopf, in der Seele und im Gefühl schon längst Einigkeit herrschen könnte…

Also war für mich heute der beste Weg, ganz praxisnah zu erleben, was es heißt, eine Frau zu sein. Dreckige Arbeit zu machen, das Klo zu putzen und die eingetrockneten Staubnester in den Ecken zu entfernen. Kaffeemaschine und Wasserkocher hatte ich ja schon gestern entkalkt und die aufkommende Frühlingssonne zeigt die Putz-Versäumnisse des vergangenen Winters in voller Watt- und Leuchtstärke.
Mich auf die Knie, in die Nähe des weiblichen Bodens und der genügsamen Mutter Erde zu begeben und den anderen den Dreck hinterher zu wischen. Dabei versuchte ich im stillen Schweigen (zu lächeln!) und an all die Frauen zu denken, die hart arbeiten, aber dafür zu wenig oder gar kein Geld bekommen. Die überall auf der Welt arbeiten, ohne einen Cent, dafür aber Schläge und Drohungen sehen. Über die sich andere lustig machen, weil sie so blöd sind und sich für irgendjemand aufopfern. Weil sie nicht egoistisch genug denken, um erfolgreich zu sein.

Deren weiblicher Körper und deren Arbeitskraft missbraucht und ausgenutzt wird, so wie die ganze Industrie auf der Erde die weiblichen Ressourcen ausbeutet und missbraucht. An die Frauen, die ihre Kinder nicht zur Schule gehen lassen können, weil kein Geld da ist und der Erzeuger außer dem Samen nichts hinterlassen hat. Die von ihren Männern geschlagen und vergewaltigt werden. Die keinen Mann finden, weil sie zu stolz sind. An die abhängigen, die ihren Körper verbiegen und dafür bis zum Tode hungern, nur um äußerlich zu gefallen. Die gegen den Verfall der Jugend kämpfen und am Ende doch unterliegen.

(Dabei musste ich nebenbei noch an die Bufdis denken, die freiwillig für den Staat arbeiten und obendrein für ihre Leistung noch besteuert werden sollen. Dann zog es mir im Wadenmuskel, ich bekam einen leichten Unterzucker und musste die Arbeit vorerst abschließen.)

An all das habe ich denken müssen, wie ich so dem Dreck hinterher geputzt habe. Und fühlte eine große Befriedigung, als die Arbeit getan und ich etwas „für die Gemeinschaft“ geleistet hatte. Ganz ohne es in die Medien zu stellen. Ganz ohne Ehrensold. Einfach so. Weil es ja irgendjemand machen muss.

Mutter und Hausfrau

Gestern kam eine sehr gute Sendung über das Leben und die Probleme von Hausfrauen, vor allem in den vergangenen Jahren.
Leider konnte ich sie nicht komplett sehen, aber in der Mediathek von ARD ist sie zum Glück noch gespeichert. Es gibt dazu auch noch einen zweiten Teil, der nächsten Montag gesendet (22.08.11) wird.

Mein Ersteindruck dieser Sendung ist ganz gut, weshalb ich sie als Tipp bezeichnen möchte. Für mich scheint die Beschäftigung mit dem Leben der Frauen in vorherigen Generationen wichtig, weil viele Denkweisen der Älteren uns bis heute prägen und zum Beispiel über Erziehung und Wertvorstellungen auch an jüngere weitergegeben werden. In einem Buch über Geschlechterforschung las ich z.B., dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sich das Leben einer Frau (in groben Zügen) nach dem Vorbild einer Mutter orientiert. Wenn positive, selbstständige Rollenbilder vorherrschen, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die jungen Frauen solche Probleme überwinden und selbstständiger werden. Wenn in der Familie aber hauptsächlich Hausfrauen leben, ist es auch wahrscheinlich, dass die Töchter eher Hausfrauen werden. (Übrigens werden die Söhne davon auch beeinflusst; ob sie z.B. verwöhnt sind und alte Rollenbilder in ihrem Kopf herumtragen oder eher modern-progressiv eingestellt sind und von selbst und ohne äußeren Druck im Haushalt mithelfen)

Und „naja“, kann man sagen, „die gezeigten Rollenmodelle im Film sind doch alle hoffnungslos überaltet.“ Wirklich, frage ich mich? Ich war am Sonntag in einer Ausstellung und habe mir etwas über Geschichte angeschaut.. in einer dunklen Ecke, fast zu übersehen, saßen drei junge Mädchen, die schon etwas müde von den vielen Eindrücken eine kleine Pause gemacht haben und sich relativ laut und daher auch für mich hörbar unterhielten: „Das möchte ich aber nicht alles putzen, so ein großer Raum“ sagte die eine „ja und stell dir vor, man muss das alles staubwischen“ entgegnete ihre Freundin.

…..
Eine andere gute Sendung zu Thema „Mutter und Hausfrau“ kam vor ca. einem Jahr auf Scobel und hieß „Mythos Mutter“.
Auf der offiziellen Seite klappen bei mir die Videos leider nicht mehr, aber auf podcast.de kann man sie sich noch komplett anhören.

Hier wird genau erläutert, wie Mutterliebe entsteht und dass sie z.B. die biologische Grundlage für alle weiteren Formen von zwischenmenschlicher Liebe ist. Aber auch der interessanten Frage wird nachgegangen, warum sich gerade in Deutschland das traditionelle familiäre Mutterbild so lange gehalten hat und warum es hauptsächlich eine Sache des Kopfes und der gesellschaftlichen Einstellung ist.

Für die (West-) Deutschen gibt es immer noch eine scharfe Trennung: Entweder die Frau arbeitet oder sie bekommt Kinder. Beides zusammen scheint vielen unmöglich, was nicht zuletzt auch an der schlechten Infrastruktur der öffentlichen Betreuung liegt. Die Deutschen haben zweimal schlechte Erfahrungen mit der öffentlichen-politischen Verwendung ihrer Kinder gemacht: Einmal im Nationalsozialismus, als das Mutterbild und die Mutterrolle eine unheilvolle Renaissance erlebte und dann in der ehemaligen DDR, wo die Kinder dem System des Kollektivs dienen und frühzeitig herangeführt werden sollten. Das Kind nun bei der Mutter im trauten Heim zu beschützen kann man also auch als Abwehrhaltung gegen die staatliche Einflussnahme bezeichnen, die erst langsam wieder auftauen muss. Nicht wenige Deutsche denken daher noch heute, dass die öffentliche Betreuung für das Kind nicht gut ist, wobei es inzwischen sehr viele Studien gibt, die das Gegenteil beweisen. Der Blick nach Frankreich beweist, dass die öffentliche Betreuung und die Berufstätigkeit von Frauen von Vorteil ist und sich sogar sehr positiv auf die Geburtenrate auswirkt (~ 2 Kinder pro Frau; Spitze in Europa). Kinder bekommt man in Frankreich nebenbei, wohingegen der Nachwuchs in Deutschland eine Riesen-Sache ist, die man sehr gut planen muss und die alles (nicht nur zum Guten) verändern wird.

In Deutschland Kinder zu bekommen bedeutet auch, das eigene Armustrisiko signifikant zu erhöhen, worauf die vielen Alleinerziehenden Hartz-IV Empfängerinnen hinweisen (ca. 40 Prozent) und was ein weiteres Thema der Sendung war.

Insgesamt eine gewohnt-gute Scobel-Talkrunde, die sehr viele Aspekte des „Mythos Mutter“ beleuchtete und mit den geladenen Wissenschaftlerinnen in einer anschaulichen Weise diskutierte.

Eine Frau, zwei Gesichter und ein Flop

Eine Frau…

Vor ein paar Tagen kamen mal wieder ein paar Filme von der guten Schauspielerin Uma Thurman.

Einmal, der von mir auf Grund des hohen Gewaltanteils nicht sehr geschätzte „Kill Bill“, bei der sich aber dennoch eine sehr kontrastreiche Rolle spielt und diese hervorragend interpretiert und dann der wesentlich bessere (weil lustigere) Film „Die Super-Ex“.

Keine Ahnung warum, aber auf Thurman passen diese grotesken Rollen sehr gut, diese überzeichneten Figuren, die in kein Schema passen wollen. Sie schafft es dabei, mit Brillianz und Witz den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.

Obwohl die „Super Ex“ ein wenig überzeichnet ist und der Film insgesamt viel zu flach und Popcorn-Kino lastig, fand ich ihn gut. Selten, dass solche übertriebenen Stilmittel in einer Beziehungskomödie zwischen Mann und Frau verwendet werden. Meistens überwiegen doch eher die Stereotypen. Thurman spielt hier eine „gewöhnliche“ Frau, die durch die Berührung mit einem geheimnisvollen Asteroiden in eine Superheldin verwandelt wird. Allerdings schafft sie es trotz „beruflichen Erfolg“ und aller Bemühungen nicht, einen Mann fürs Leben zu finden, worunter ihr kleinbürgerliches Selbstverständnis dann wieder leidet und in einem ironischen Diskurs mit ihrem ansonsten heldenhaften Leben als Powerfrau steht. Kann man die Probleme moderner Frauen besser auf einen Punkt bringen? Die hohen Erwartungen an sich selbst und die damit heillos überforderten Männer, die lieber ein klassisches Rollenverständnis ihrer weiblichen Pendants sehen würden?

…zwei Gesichter…

Ideales Gegenbild für diese perfekte -und zudem noch sehr hübsche Frau- ist daher der Büromensch Matt Saunders, der sie anfangs sehr attraktiv findet und sie auch als Erster anspricht. Als die beiden eine Beziehung beginnen, merkt er allerdings sehr schnell, dass mit ihr etwas nicht stimmt und er ihren übersinnlichen Kräften nichts abgewinnen kann. Letztendlich fürchtet er ihre unkontrollierten Emotionen und empfindet sie zu einengend und manipulativ. Z.B. geht sie beim gemeinsamen Sexualakt in seinem Bett so sehr zu Sache, dass der Boden von den Schwingungen zerkratzt wird und das Bett schließlich ganz zusammenkracht. Die Last ihrer Kräfte (= ihre Dominanz, denn sie besteht auch darauf, oben zu liegen) ist einfach zuviel für die beiden, vor allem aber für ihn.

Er fühlt sich nicht männlich genug und versucht daher, sich von ihr zu trennen. Sie beginnt daraufhin einen extrem übertriebenen Rachefeldzug, der dem Film seinen Namen gibt.

Kurz und knapp, die Verdrehung der Geschlechtsrollen und Zuständigkeiten ist hier das, was ich an dem Film lustig fand. Der Mann ist mal nicht der Held und strahlender Übermensch, sondern die Frau. Der Mann ist eher ein Loser und weckt in den starken Hauptfiguren, die ihn umgeben, einen mitleidigen Eindruck. Manchmal hat man das Gefühl, die Frauen wissen gar nicht wohin mit ihren „Superkräften“ und dominieren ihre Bezugspersonen nach Strich und Faden. Es ist kein Wunder, dass die „Super-Ex“ dann mit der Nebenbuhlerin, einer Büroangestellten von Matt, in Streit gerät, und die beiden sich anzicken und bekämpfen. Der Umstand, dass die Frau meistens diejenige ist, die den Sexualpartner aussucht und dieser als „Spermaspender“ dabei nur eine Statistenrolle einnimmt, wurde in diesem Film hervorragend karikiert.

Der Film hat natürlich ein Happyend und wird zum Ende her leider vorhersehbar. Ein wenig mehr Mut in den Entscheidungen wäre gut gewesen, es fängt vielversprechend an und wird immer durchschaubarer.

Dennoch gefiel mir die Schauspielerin Thurman so gut, dass ich noch ein wenig über sie in Wikipedia nachgelesen habe.

…und ein Flop

Darin erfährt man unter anderem auch, dass sie bei einen überaus erfolglosen Film mitgespielt hat, der von vielen Kritikern zerrissen wurde, am ersten Wochenende in den USA nur 50.000 $ einspielte und in Großbritannien sogar nur 12 (!) Besucher anzog und 88 Pfund einspielte. Damit ist es der schlechteste Filmstart aller Zeiten. (( Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Uma_Thurman#Karriere ))

Wie kann es zu so einem Gegensatz kommen? Uma Thurman, die bestimmt kein unbeschriebenes Blatt ist und spätestens mit Kill Bill zu Weltruhm gelangt ist und dann noch ein Film, der zumindest von der Inhaltsangabe ganz attraktiv wirkt:

Nicht mehr ganz so erfolgreiche Schriftstellerin in New York, die mit beiden Kindern heillos überlastet ist und ihre Sorgen in ein Blog schreibt.

Ist das nicht Spiegelfläche für Millionen, ist es nicht die mutige Herangehensweise an ein feministisches Problem? Das Thema „Probleme mit der Mutterschaft“ endlich mal kritisch beleuchtet? Anstatt die Frauen und Mutterschaft zu glorifizieren oder als Thema ganz aus den Kinos herauszuhalten?

Aber wie kommt es zu so einem Flop in den Kinos? Leider habe ich den Film noch nicht gesehen, was bleibt sind also wilde Vermutungen: Dass Kinobesucher keine „Problemfilme“ schauen wollen. Dass Filme ohne Action und Brutalität kein Geld einspielen. Dass man zwar die Beziehung zwischen Mann und Frau darstellen, sich dabei aber an gängige Konventionen zu halten hat: Frauen opfern sich gerne auf, es gibt zwar kleine Probleme, aber am Ende wird alles gut. Oder allein die Heldentaten des Mann sind Inhalt des Films und die Frau die hübsche, aber inhaltsleere Nebenrolle, die dann am Ende erobert, verteidigt und geliebt wird.

Es ist auch interessant zu sehen, welche Rollenbilder auf ein zahlendes Publikum attraktiv wirken: Die Frau, gesehen aus den Augen eines Mann, strotzend vor Kraft und Brutalität in „Kill Bill“ ist ein überaus großer Erfolg- die Frau auf dem Territorium ihrer biologischen Heimat- der Mutterschaft und der damit verbundenen Hürden- kein Thema für einen erfolgreichreichen Film. Vielleicht ist das Thema „Mutterschaft“ einfach zu nahe an der Realität, ohne künstlerische Fallhöhe?

Wenn man die Kommentare und Kritiken so anschaut, liest man oft etwas heraus wie „langweilig“, zu nah an der Realität, öde, wird Thurman nicht gerecht. („Die schöne,coole Tarantino-Muse Uma Thurmann als heruntergestylte nervige NewYorker-Klischeemutter, das geht gar nicht“; )

Wenn der Film nur von Männern gemieden würde, hätte ich es noch verstehen können. Die Thematik ist zu weiblich und das Beschäftigen damit zu alltagsnah und zu langweilig. Ins Kino geht man, weil man sich gerade von solchen Dingen ablenken möchte, nicht weil man die Probleme nochmal aus anderer Perspektive sehen oder gar neu interpretieren möchte.

Das schlechte Einspielergebnis deutet aber daraufhin, dass ihn selbst Frauen gemieden haben und das wiederum stimmt ein wenig nachdenklich.

Trailer und Kritiken zu New York Mom