Valentinstag 2021

Nie zuvor war die Liebe zwischen Menschen wichtiger als an diesen Tagen.

Schon so lange sind wir gezwungen, auf den Kontakt von anderen Menschen zu verzichten.Schon so lange sind viele Möglichkeiten der seelischen Erleichterungen, viele schöne Seiten des Lebens einfach verschwunden.

Es ist schwieriger geworden, sich an neue Menschen zu binden. Die Kontaktaufnahme wurde erschwert. Vieles läuft nur noch digital ab. Textnachrichten über WhatsApp, Videokonferenzen, Emails und Co – aber ersetzen sie die Liebe und Mitmenschlichkeit, die wir alle so dringend nötig haben?

Eine seltsame Krise ist das. Für viele eine ernste Gesundheitskrise auf dem Krankenbett oder auf der Intensivstation, angeschlossen an die Herz- Lungen- Maschine.
Nicht alle haben dieses Pech und werden direkt vom Virus infiziert, aber im Grunde alle Menschen leiden an den seelischen Folgen.

Mein Mann und ich haben uns dieses Jahr daher einige Valentinstagsgeschenke gemacht. Mehr, als es sonst üblich war.
In früheren Tagen sind wir vielleicht an diesem Tag einmal essen gewesen oder haben einen Besuch bei Freunden gemacht. Am Samstag vorher noch ein Sträußlein aus dem Blumenladen vor dem örtlichen Supermarkt gekauft – das wars. Der Blumenladen in in diesem Jahr von einem hässlichen rot-weißen Flatterband umgeben und ist komplett leer geräumt. Das Reisebüro daneben ist geschlossen.

Es war uns dennoch sehr wichtig, diesen Tag zu feiern. Gerade jetzt! Auf Instagram habe ich einen Beitrag gemacht und meinem Mann ein Liebesgedicht geschrieben. Ein bisschen kitschig, ich weiß- aber man muss die Liebe auch nach außen zeigen können. Sonst ist sie nicht „echt“.
Die Liebe braucht Zeugen, die Liebe braucht Menschen, die sie sehen und spüren können, dann kann sie sich auch verbreiten.

Außerdem habe ich meinem Mann was schönes für das Badezimmer gekauft und ihm erlaubt, dass er sich darüber hinaus einen sehnlichen Wunsch erfüllen darf:
Den Wunsch nach einem Haustier. Ich war lange gegen Haustiere: Zuviel Arbeit, zuviel Dreck, ständige Verpflichtungen und außerdem ist es umständlich, wenn man verreisen möchte. Solange ich meinen Mann kenne, hatten wir nie ein einziges Haustier, noch nicht einmal einen Goldfisch. Ich bin die einzige von meinen nahen Verwandten, bei der es so ist. Ich bin die einzige „IT’lerin“ und ich bin -vermutlich- die einzige, der Unabhängigkeit und ein gewisser Feminismus so wichtig sind. Den Schritt zum Haustier war daher für mich nicht leicht. Gewissermaßen ein „Rückschritt“ in das Häusliche, das ich immer sehr abgelehnt habe. Aber in diesen Tagen kann man nichts anderes machen, als häuslich zu sein und es wird wahrscheinlich noch sehr lange so gehen. Warum also nicht Verantwortung für einen Vierbeiner übernehmen? Wir sind doch sowieso fast jeden Tag an der frischen Luft, bewegen uns viel und gerne.

Wir waren also die letzten Tage zweimal im Tierheim und haben uns einen neuen Hund angeschaut. Ein Labdrador-Schäferhund-Mix, der auf den Namen „Benji“ hört. Wir sind probeweise mit ihm Gassi gegangen und haben uns versucht, ein bisschen mit ihm anzufreunden. Das hat erstaunlich gut und schnell funktioniert.

Liebesbeweise

Mein Mann hat dann ein Foto von mir und dem Hund gemacht und es auch auf Instagram gepostet.
Das war sein Liebesbeweis. Außerdem hat er mir etwas leckeres zum Kaffee gebacken, Teigtaschen, gefüllt mit Marzipan. Die waren wirklich sehr lecker und wir haben sie auf dem Weg zum Tierheim gegessen. Im Auto, auf dem Rastplatz zusammen mit einer Thermoskanne voll heißen Kaffee.

In der Zwischenzeit redeteten wir über unser neues Haustier und machten uns viele Gedanken. Was ist, wenn er das ganze Auto vollkotzt? Was ist, wenn er sich mit dem Nachbarshund nicht verträgt? Was ist, wenn er nicht alleine sein kann? Gewissermaßen kauft man sich ein Überraschungsei und ganz wohl war mir bei dem Gedanken nicht. Die ganze Zeit geht es mir durch den Kopf. Aber nicht nur das, ich träume auch von Freiheit und Reisen, z.B. von einer Reise nach New York. Ich habe so ein unglaubliches Fernweh und im Schlaf geweint. Diese Größe der Stadt, diese Weite und Offenheit, die sie bietet. Da konnte ich nicht anders, als einfach drauf los zu heulen. Viele Menschen träumen derzeit von Dingen und Momenten, die sie vermissen. Was bedeutet so eine Stadt für mich? Mit den vielen Menschen und den vielen Chancen, mit dem quirligen Leben im Vergleich zur Ödnis des ländlichen Lebens, dem ich hier bis zum Sankt Nimmerleinstag ausgesetzt bin. Ich hätte die Stadt so gerne gesehen, noch in diesem Leben! Im Moment sieht es so aus, als ob alles soweit weg rückt, als ob die Pandemie nie endet, als ob wir bis zu unserem Lebensende „im Lockdown“ verbringen müssen. Wie haben sich die Menschen gefühlt, als der zweite Weltkrieg sechs Jahre gedauert hat? Sechs Jahre im Ausnahmezustand. Angst vor Verfolgung, Angst vor Kriegsverbrechen, Angst vor Bomben, Hunger und Leid? Oder die Menschen während der Pest? Im Dreißigjährigen Krieg? Ich bin mir sicher, die jetzige Pandemie ist nicht ansatzweise so schlimm, denn wir leben noch im vollen Luxus. In unseren warmen Wohnungen, mit gefüllten Mägen und vollen Gehirnen mit allen Zerstreuungen, die wir uns nur vorstellen können.

Mein Mann und ich sitzen hier, lenken uns weiter ab von den schlechten Zukunftsaussichten und machen Pläne für die eigenen vier Wände. Wir kaufen Liegedeckchen, Körbchen und Hunde-Accessories. Auf Youtube schaue ich mir Hunde-Videos an und habe auch schon die ersten Hundeplätze für ein „Training mit anderen“ heraus gesucht. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob wir ein neues Familienmitglied bekommen. In dem eng gebundenen Platz zwischen uns zieht ein neues Wesen ein. Es ist zwar kein richtiges „Kind“, aber es fühlt sich zumindest in Ansätzen so an, dass wir jetzt mehr „Familie“ sind, als wir vorher ohne Haustiere waren.

Jeder verbindet seine Wünsche und Vorstellungen mit dem neuen Hund. Der eine will kuscheln, der andere lieber spielen.
Anregungen suchen wir alle.

Auch andere freuen sich mit

Überwältigend war das Feedback von Freunden und Verwandten, als wir verkündeteten, dass wir vermutlich ein neues „Hundebaby“ erwarten. Naja, ein Baby ist er nicht mehr, viel mehr ein pubertierender Jugendlicher mit seinem einen Hundejahr, das er bereits gelebt hat.

Der Hund kommt von einem Obdachlosen, der vorm „Real“ mit drei anderen Vierbeinern sein Leben verbracht hat. Dem Menschen wurde zu kalt und er kam in eine überdachte Unterkunft für Obdachlose. Da sind aber nur zwei Hunde pro Menschennase erlaubt, also blieben Benji und sein Bruder übrig. Benji kam ins Tierheim, mit gerade einmal 10 Monaten. Da wurde er von lieben ehrenamtlichen Tierpflegerinnen und Tierpflegern betreut.

Sie halfen ihm über die ersten schwierigen Wochen seines Lebens. Gaben ihm Fressen. Ein Dach über den Kopf. Neue Freunde. Ein bisschen Liebe und Streicheleinheiten. Aber es ist wie ein Knast, bei aller Liebe. Die Mauern sind hoch, so hoch, dass noch nicht einmal der kräftigste Hund darüber springen könnte. Die Zäune sind hart und aus Metall, kein Gebiss kann sie durchtrennen. Drinnen herrscht Knast-Alltag: Fressen, kurze Begrüßung, dann wieder endlose Langeweile. Manchmal kommen freiwillige „Gassi-Geher“ vorbei, die den Insassen mal kurz die Freiheit zeigen. „Um Benji hat sich nie jemand gerissen“ erzählt uns die Chefin vom Tierheim. Vielleicht liegt es daran, dass sein Freiheitsdurst so groß und seine Lebensfreude so überschwänglich ist, dass er an der Leine heftig zieht und zerrt?

Die unendliche Freiheit

Und was für eine Freiheit da draußen auf ihn wartet! Wälder, Wiesen, Blumen, Berge, Tiere, Gerüche, Menschen! Alles ist so voller Eindrücke und muss sofort aufgesaugt werden. Dabei ist es nur ein kurzer Hauch, ein kleiner Husch auf die große Welt, die da draußen verborgen liegt. In seinen kühnsten Träumen kann er es sich nicht vorstellen, wir müssen ihm die neue Freiheit ganz langsam zeigen.

Die Menschen, die vorbei gekommen sinsd, haben es in der Hand. Sie haben alles in der Hand. Die Leine, die Hände zum Streicheln, und die Leckerli. Die Menschen sind fabelhaft, sie reden miteinander und bilden ein Rudel. Sie kommunizieren und zeigen dem Hund Neues. Sie wollen ihm etwas beibringen, weil er ihnen wichtig ist. Sie haben so sehr ein Bedürfnis auf ihn einzugehen. Die Menschen sind verliebt. Und sie wollen die Liebe an ihn weitergeben.

Denn das Bedürfnis nach Freiheit, neuen Eindrücken, Unbeschwertheit, Liebe und „zwischenmenschlichen“ Kontakten, das teilen wir alle.

Abschied

Im Haus riecht es überall noch Dir. Ich gehe durch den Flur und erhasche die letzten Düfte Deines Deos in meiner Nase.
Wenn ich die Tür nach draußen öffne, vermischt sich der süßliche Duft Deines Körpers mit der klaren, nassen Luft des grauen Samstages.

Auf dem Küchentisch steht noch Deine Tasse. Der Rand ist noch warm, der Löffel steckt im Inneren.
Ich räume sie seufzend ab und klopfe danach die Krümel des grauen Tischdeckchens in die Spüle. Jetzt ist Dein Platz leer und aufgeräumt.
Ich merke, wie sich mein Hals kurz vor Traurigkeit verengt und im Bauch eine leichte Sehnsucht zu spüren ist.

Vor einer halben Stunde hast Du mich noch mit großen Augen angesehen und zum vierten Mal gefragt, ob ich nicht mitkommen will.
Ich habe wiederholt nein gesagt, obwohl es mir sehr schwer gefallen ist. Ich hab mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, weil ich nicht genau wusste, was ich Dir antworten soll. Kurz vor dem Aufwachen hab ich noch geträumt, dass wir zusammen einkaufen fahren. Dass es ein schöner Tag zusammen wird. Dann, so langsam sickerte die andere, tatsächliche Realität in mein Bewusstsein. „Ich kann Dich diesmal nicht begleiten“, der Satz und die Erkenntnis sind mir so schwer gefallen.
Zu gerne wäre ich mit Dir gekommen. Und zu gerne hätte ich Dich bei Deiner inneren Entwicklung weiter verfolgt. Die Fahrt ist so wichtig, aber ich – möchte keine Verantwortung übernehmen. Ich fühle mich schlecht, ausgelaugt. „Mir geht es einfach nicht gut. Ich bin erkältet, habe Schnupfen und auch ein bisschen Husten. Ich will Euch nicht anstecken. Macht Euch eine schöne Zeit ohne mich.“

Du lässt meine Argumente nicht gelten. „Wenn Du Husten oder Schnupfen hast, hab ich die doch auch längst. Es ist egal, ob Du krank bist oder nicht. Komm mit.“

Ich habe nach dem ersten Kaffee heute morgen erstmal an die Arbeit gedacht, die liegen geblieben ist. Seit Tagen geht es mir schon schlecht. Seit Tagen bin ich schlapp. Der Haushalt sieht aus wie mein innerer Zustand- nicht gut. Überall liegen Sachen rum, wo sie nicht hingehören. Strickjacken, achtlos in die Ecke geknallt. Kleine dreckige, Staubecken. Die Fernsehdecke ist nicht schön zusammen gelegt. Die Fernbedienungen, DVD-Hüllen und sonstiges Inventar ist über das ganze Wohnzimmer verteilt. Dreckige Socken im Schlafzimmer. Es muss gelüftet werden. Die Küche! Das Geschirr stapelt sich. Der Mülleimer quellt bereits über, die Glasgefäße müssen dringend in den Container. Auf der Straße sprießt das Unkraut, weil es soviel geregnet hat, derweil sehe ich die Mängel an Dach und Vordach und ein dünner Strahl aus bräunlichem Regenwasser fließt an der falschen Stelle die Wand herunter.

Ich komme mir vor wie auf einem Laufband des Chaos, das ständig so eingestellt ist, dass es mich ein bisschen weiter nach hinten, als das vorne wirft.

Alle Fotos vom letzten Wochenende sind noch unbearbeitet, mein großer „Videoschnitt“ kommt nicht in die Gänge, aber ich kann an nichts anderes denken als an Dich. Ich höre noch das Brummen des Motors, als Du ihn gestartet hast. „Weißt Du die Adresse?“ frage ich Dich besorgt, als ich durch Dein Fenster schaue und Du mir versicherst, dass Du alles im Griff hast. „Hast Du an das Mitbringsel gedacht?“ Die Werkzeuge hättest Du beinahe vergessen! Wie willst Du nur leben, ohne mich? Und ich, ohne Dich? Nun, ich werde Dich eine Weile nicht wiedersehen, und die Distanz wird schrecklich werden.

Ich hoffe wirklich, dass Du heute abend wohlbehalten nach Hause kommst.

Ich muss den Kopf leeren

Nach der langen Reise muss ich erstmal den Kopf leeren.

Da ist noch zuviel drin, da geht noch nichts. Alles schwirrt und summt, tausend neue Eindrücke gilt es zu verarbeiten.

Einfach umschalten und direkt mit der „normalen Arbeit“ weitermachen? Das geht bei mir meistens nicht so einfach.

Besonders schwer ist es immer auf der „Gefühlsebene“. Wenn starke Gefühle berührt werden oder man Menschen trifft, die einen besonders begeistern, wo die Chemie gleich unglaublich gut stimmt. Oder ich es bereue, dass ich den Kontakt nicht intensivieren konnte. Dann denke ich mir immer „Hätte ich diese Leute doch früher getroffen! Wäre ich doch früher mutig gewesen und wäre ich ihnen schon früher begegnet. Warum hab ich nur so lange gewartet?“ Dabei vergisst man schnell, dass es den perfekten Zeitpunkt nicht gibt, bzw. er meistens dann kommt, wenn man unbewusst am meisten dafür bereit ist.

Ich merke diese Schieflage nach Reisen immer zuerst auf der Körperebene. Da drückt sich meistens etwas aus, was ich ansonsten nicht wahrgenommen hätte.

Z.B. durch eine Schieflage im Darm, durch Verdauungsprobleme, weil man „zuviel in rein gefressen hat“ oder auch bei den Gefühlen, weil man stärker berührt ist, als man das vermutet hätte. Nach einer langen Reise weine ich gerne mal. Einfach die Schleusen aufmachen und losheulen. Unglaublich befreiend! Wie äußert sich dieser Druck noch bei mir?

Gerne bekomme ich auch Kopfschmerzen, Migräne oder Schwindelattacken. Essen vertrage ich besonders schlecht und meistens ist dann erstmal Fasten angesagt oder mein Körper stopft sich irgendwelche ungesunden Dinge in sich rein.

Ich habe meistens einen „Kommunikationsstopp“. Ich kann und will plötzlich nicht mehr reden. Ich sitze einfach nur rum und starre in die Luft. Mein Körper schaltet auf „Not-Meditation“. Gerne höre ich auch sehr ausgiebig Musik und schreibe dazu einen Text oder mache Bildbearbeitung. Auch das Zusammenfassen von Gedanken-Schnipseln und die Abfuhr im Blog oder auf Twitter ist hilfreich.

Menschen denken dann schnell, ich wäre unhöflich oder ich interessiere mich nicht für sie, wenn ich nicht mit ihnen rede oder mich nur kurz halte. Dabei stimmt das gar nicht.

Ich kann nur einfach im Moment nicht gut reden, nicht mehr aufnehmen. Ich bin sozusagen „voll“.

Oft sage ich das anderen Menschen aber andere Menschen verstehen das nicht oder können die Grenze nicht akzeptieren.

Wie oft habe ich schon gesagt „mir geht es im Moment nicht so gut, ich brauche ein wenig Abstand“. Dann wird man schnell belächelt.

Andere Menschen wollen das nicht gerne akzeptieren. Wenn man von einer Reise zurück gekommen ist, denken alle, man ist ja erholt, dann kann man auch gleich wieder voll loslegen. Das Gegenteil ist der Fall! Die Leute, die zu Hause in ihren gewohnten Bahnen geblieben sind, sind diejenigen, die erholt sind.

Sie haben sich ja nicht verändert und Unmengen an Informationen und Gefühlen zu verarbeiten gehabt! Sie sind es nicht , die pro Tag 18.000 Schritte durch die Stadt, den Regen, die Ubahn-Stationen und die Untiefen der täglichen Verwandtschaftsverhältnisse gewandert sind!

Bereichernde, menschliche Begegnungen finden immer an der Grenze statt. An der äußeren und inneren Grenze.

 

Alle Jahre wieder..

..da kommt sie, die „besinnliche Zeit.“ Aber warum heißt es eigentlich „besinnlich“, weil es uns um alle Sinne bringt? Oder weil wir uns besinnen sollen?

Für Kinder ist Weihnachten noch relativ überschaubbar, das vielleicht meist erwartete Game Fest des Jahres: Mama backt Plätzchen, man hängt den ganzen Tag so rum, in der Schule ist nicht mehr los, die Tage brauchen ewig, man hat einen Adventskalender, alles in allem eine schöne Zeit. An Weihnachten selbst macht man sich dann über Papi lustig, wie er sich mit dem Weihnachtsbaum rumquält und hilft ihm eventuell ein wenig nicht. Im Idealfall Tage der Verantwortungslosigkeit, an denen man sich entspannen, und im Schoß der Familie ausruhen kann. Und dann sind da noch die vielen Geschenke!

Wird man dann älter, dann drehen sich die schönen Erinnerungen der Kindheit ins Gegenteil und man erfährt zum ersten Mal in seinem kurzen Leben, warum das Fest der Liebe bei manchen so unbeliebt, wenn nicht gar verachtet ist: Zeiten des Stresses brechen aus. Als weibliches Familienoberhaupt obliegt einem meistens selbst die Verwaltung aller Dinge, die mit dem Fest zu tun haben: Das Haus muss dekoriert werden, einmal gründlich geputzt, Plätzchen müssen gebacken, Geschenke verpackt und Einkäufe erledigt werden. Die Parkhäuser und Supermärkte sind überfüllt, Geschenke werden möglichst online bestellt, was wiederum am Kontostand nagt. Und dann ist da noch das Kochen und das Backen, ihr Lieben! (Hände über den Kopf zusammen schlägt) Gerade hat man die Küche schön aufgeräumt und den Lappen an den Haken gehängt, gerade wollte man mal die Beine hochlegen und sich ein paar Minuten vorm Computer entspannen, da kommt schon wieder der nächste Essenswunsch und das ganze geht wieder von vorne los.. Geschäftliche Abschlüsse müssen gemacht werden, die Steuer rausgekramt und alle Adventsweihnachtskarten sind auch noch nicht geschrieben und wie war doch gleich die Adresse von dem komischen Onkel aus Übersee??

Erschwerend kommt hinzu, dass in der unbeliebtesten Jahreszeit Winter meistens Schnee fällt. Also müssen Schneebesen und Räumer rausgekramt werden und zusätzliche Arbeit lastet auf einem. Das Auto macht Macken, muss jeden Morgen von Eis und Schnee befreit werden, springt vielleicht nicht mehr an oder landet gar in der Werkstatt. Und die Kinder sitzen daheim im Warmen vor der Playstation und verstehen gar nicht, warum die Erwachsenen sich eigentlich so verrenken?

Wie soll man also im allgemeinen Jahresendspurt zu so etwas wie Besinnung kommen? Weihnachten, wie wir es feiern, ist meistens genau das Gegenteil von Besinnung: es ist innerer und äußerer Endspurt, kraftzehrend, aufreibend, tränentreibend, anstrengend. Und das in einer Jahreszeit, in der man sowieso eher wenig Energie hat und mehr auf Winterschlaf und Fetteinlagerung ausgerichtet ist (immerhin, das letzte klappt meistens auch so). Die Erwartungen sind sehr hoch, alles muss genau gleichzeitig und möglichst perfekt hergestellt werden. Kein Wunder, dass also genau an Weihnachten die Anzahl der Suizide und Zwangseinlieferungen in die Psychiatrie, aber auch die Scheidungen am höchsten sind. (meistens kurz nach den Feiertagen)

Am 24. soll dann alles in bester Harmonie stattfinden. Man ist einmal im Jahr bereit, so etwas wie Nächstenliebe und große Gefühle an sich zu entdecken, man ist bereit zu spenden und auf den anderen mehr einzugehen. Eigentlich eine tolle Sache. Das Problem ist nur, dass es so auf Knopfdruck meistens nicht klappt.

Weihnachten ist außerdem ein ausgesprochenes Familienfest und macht eigentlich nur mit Kindern Sinn. Dieser Glanz in ihren Augen… Wenn man ohne Kinder feiert, ist es nur eine abgespeckte Variante, so ein „Weihnachten light“ eben, dann könnte man genauso gut auch auf die Kanaren fahren oder eine Kreuzfahrt machen, das wäre die logischste und sinnvollste Alternative.

Einfach der alljährlichen Hektik mal den Rücken drehen und abschalten. Innerlich wie äußerlich. Mal wieder Kind sein. Nur für eine Woche… herrlich.

*puff* Traumblase zerplatzt

Oh Mist, die Plätzchen brennen an, ich muss weg, man sieht sich..

Ihr Kinderlein kommet

Gestern wurde mal wieder eine weitere Studie zum allseits bekannten Faktum veröffentlicht, dass Deutschland eine sehr niedrige Geburtenrate hat und im Vergleich zu europäischen Nachbarn eher schlecht da steht.

Auch die Erklärungen folgten auf dem Fuß, die üblichen Verdächtigen in der Hitliste ganz oben: Das Bild von der traditionellen Mutter ist in Deutschland zu sehr verankert. Frauen, die es nicht erfüllen, fühlen sich ausgegrenzt oder anderweitig missachtet. Der andere Punkt ist das mit der Kinderbetreuung und der schlechten Vereinbarkeit von Beruf und Kinderwunsch.

Das mag alles stimmen, aber ich finde, wenn man nur die beiden Aspekte herausgreift, verengt man das Thema zu einseitig. Es sind für die Medien und Politiker typische „theoretische Erklärungen“ neben den Standard-Politik-Argumenten und Angst-Metaphern.

Kinderkriegen ist doch eine sehr persönliche Sache und wie alle persönlichen Dinge sehr von Einzelinteressen und Ich-Überlegungen geleitet. Auch wenn es Politiker, Rentenkassen, Versicherungen, Banken und Arbeitgeber gerne so hätten, für die Entscheidung Kinder zu bekommen ist man immer selbst verantwortlich. Und jeder einzelne ist sehr gut fähig, alle Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, sowie sich zusätzlich von Informationen aus aller Welt zu versorgen und diese in die Urteilsfindung mit einfließen zu lassen.

Das ist schon mal der erste Punkt, warum es sich nicht allgemein erklären lässt und schon gar nicht mit den immer gleichen Standard-Argumenten, wie z.B. der Kinderbetreuung oder dass der Staat zu wenig machen würde. Die Ausgaben für Kinder und Familie sind schon jetzt sehr hoch, ohne den gewünschten Lenkungseffekt zu haben.

Warum? Jeder, der selbst Kinder hat oder Leute kennt, die selbst Kinder haben, weiß, was Kinder heutzutage bedeuten: Kinder sind laut, anstrengend und kosten Nerven. Selbst wenn sie komplett gesund sind, sind Kinder noch anstrengend. Schwierige Fragen müssen beantwortet werden, regelmäßige (gesunde!) Mahlzeiten sind einzuhalten, der Fernsehkonsum möglichst gering zu halten. Je nach Alter gibt es die Trotzphase oder die Pubertät, gerne auch mit fließenden Übergängen und nicht etwa scharf abgegrenzt, wie es im Handbuch steht. (Kann man den Artikel noch zurückgeben oder ist die Frist schon um?)

Besondere Feiertage müssen vorbereitet und organisiert werden, der eigene Urlaub wird am Anfang sehr eingeschränkt. Teure Luxusmöbel könnten mit Buntstiftkratzern oder flüssiger Schokolade beschmiert werden, der neue Fernsehr oder das Ipad zu Bruch gehen, Fensterscheiben werden permanent dreckig sein und selbst die beste Putzfrau der Welt (oder Hausfrau) wird nicht dagegen ankommen, schon gar nicht mit 100 oder 150 Euro zusätzlicher Herdprämie.

Es gibt ein Risiko, dass die eigenen Kinder behindert auf die Welt kommen und zusätzliche Anstrengung und Entbehrung kosten. (Und die allgemeine Akzeptanz von Behinderungen ist bei weitem nicht so gut, wie alle Gutmenschen es gerne hätten) Es kann sein, dass das Kind hyperaktiv oder bettnässend wird, es kann sein, dass man ein Kind mit Lernschwäche bekommt oder Schwierigkeiten während der Schwangerschaft. Kinder sind einfach ein absolut unkalkulierbares Risiko für jeden Einzelnen und die wirkliche Bereitschaft der Gesellschaft für die Mutter und das Gemeinwohl da zu sein, ist sehr gering.

Moderne Frauen , -aber auch Männer- werden das spüren und ganz genau überlegen, ob sie dieses Risiko eingehen wollen oder nicht. Auch die Tatsache, dass das Thema derzeit von den Medien so aufgeladen wird, macht die Entscheidung nicht leichter.

In erster Linie stellen Kinder also eine persönliche Investition dar, die mit dem marktwirtschaftlichen Geist der heutigen Zeit abgeglichen werden und auf persönliche Tauglichkeit überprüft, wenn nicht „gegen gerechnet“ werden muss. Jeder nimmt, jeder profitiert von den Kindern und den gut ausgebildeteten Fachkräften anderer, aber was die Politik und die Gesellschaft auf der „Geben-Seite“ anbietet, ist einfach viel zu gering.

Für die Frau bedeutet es fast immer, den Beruf aufzugeben bzw. für eine längere Zeit zu unterbrechen und dann Schwierigkeiten zu bekommen, wieder neu einzusteigen. Mit einem modernen, weiblichen Selbstverständnis nur sehr schwer zu vereinen.

Für den Mann hat sich nicht viel verändert, er wird bei alldem viel zu wenig gefragt. Männer laufen nebenbei, die Erwartungen an sie, die Ernährer für die Familie zu sein, sind weiterhin hoch. Ihr Selbstbild und ihr Selbstverständnis hat sich in den letzten Jahrzehnten viel weniger gewandelt, als das ihrer weiblichen Pendants.

Die Erwartungen an die Familie als Ganzes sind hoch und von allen Seiten kommen gute Ratschläge. Eine Familie zu gründen oder gar zu heiraten, bedeutet in der persönlichen Freiheit beschnitten zu werden- vielleicht eine Schwiegermutter zu bekommen, lästige Familienfeierlichkeit auszuhalten, sich kritisieren und demütigen zu lassen. Man kann nicht mehr einfach so gehen, weil ja „Kinder da sind“. Die Unterhaltszahlungen werden nach einer Scheidung gestrichen oder fallen nie an, jeder ist für sich selbst verantwortlich, dann macht euren Sch.. doch alleine!

Früher war es für Frauen überschaubarer, sie mussten nur heiraten und von einem gut verdienenden Mann abgesichert sein und ihr Leben und vor allem ihre Stellung in der Gesellschaft waren besiegelt. Ihre Mutterrolle war sozusagen „abgesichert“, einmal finanziell, aber auch vom gesellschaftlichen Ansehen her. Es war okay für sie, wenn sie „nur Mutter“ war und das als ihre Lebensaufgabe sah. Heute ist es undenkbar. Die Erwartungen die man an junge Frauen stellt, sind dermaßen hoch, dass es viele einfach nur noch abschreckt. Aber nicht, wegen des Bildes der guten Mutter, sondern wegen des Bildes der alles könnenden Karrierefrau-Supermutter- Showgirl -Hausfrau.

Kinder laufen nicht einfach nebenbei – noch werden sie mit groß gezogen, weil sie praktisch für die Rente sind und später mal im Familienbetrieb (z.B. Landwirtschaft) mithelfen sollen, wie es früher mal der Fall war.

Wenn man eine gute Rente will, sollten beide eine Beruf haben und eine private Rentenversicherung abschließen. Kinder kommen in dieser Rechnung einfach nicht mehr vor.

Zum Schluss ist da noch die Anerkennung. Für beruflichen Erfolg bekommt man Freunde, Kollegen, Weihnachtsfeiern, Anerkennung, ein hohes Gehalt, Unabhängigkeit, bezahlten Urlaub, Weltreisen, Luxus-Möbel, ein Haus im Grünen.

Für Kinder bekommt man ein Haufen Arbeit, dreckige Böden, Einschränkung der Freiheit, geringere Rente, gesellschaftliches Mitleid, einen kostenlosen Lutscher und eine Scheibe Wurst beim Metzger.

Also ganz nett, aber eindeutig nicht „Prio eins“.

Aber soo süß!

Moderne Welt und rückwärts gewandte Politik

„(Männliche) Alleinverdiener als Auslaufmodell“ damit beschäftigt sich dieser interessante Beitrag (auch das dazugehörige Video ist sehenswert). Während im Westen hauptsächlich die „ökonomischen Zwänge“ dafür verantwortlich sind, dass die Frau mit arbeiten geht, gibt es in den neuen Bundesländern auch eine stärkere Orientierung hin zur Gleichberechtigung. So „denken 17% der Menschen aus den neuen Bundesländern, dass Frauen auch Karriere machen soll, aber im Westen nur 5 Prozent.“

Kein Wunder, dass es mit der Gesellschaft, einer sozial orientierten Wirtschaft und dem Feminismus im Westen nicht vorangeht. Wenn die Vorstellungen derart restriktiv und konsverativ sind, wird sich in Jahrzehnten noch nichts ändern. Die Frauen, die mitarbeiten müssen, machen das meistens weil der Lohn des Mannes zum Leben nicht mehr reicht, ein hinreichend bekanntes und leider auch zunehmendes Problem der Ausbeuter- und Niedriglohnjobs. Karrieren, bei denen man 50 Jahre an einer Stelle (möglichst noch vor Ort) und gut bezahlt und sozial abgesichert gearbeitet hatte, werden politisch wegdefiniert und die Wirtschaft nimmt dieses Geschenk gerne an und darf die Menschen nun offiziell weiter ausbeuten (das war unter anderem auch ein Thema in der gestrigen Anne-Will Sendung).

Dass aber nur 5 Prozent der Menschen im Westen denken, dass Karriere für Frauen auch wichtig sein könnte, ist ein Armutszeugnis. Ich bin mir außerdem sicher, dass das nicht nur die bösen Männer sind, die Frauen nun unterdrücken und sie nicht in die Chefetage rutschen lassen (wodurch man mit einer Quote Abhilfe schaffen könnte), sondern dass das auch ein Problem der Rollenmodelle und der Ansichten von Frauen untereinander und vor allem sich selbst gegenüber ist. Hier muss der moderne und tolerante Feminismus noch viel Aufklärungsarbeit leisten und mit ein paar einzelnen Girls Days alleine bekommt man die substanziellen und strukturell tief sitzenden Ungleichheiten nicht in den Griff. Was die Gesellschaft bräuchte, wäre ein modernes Umdenken auf breiter Front, getragen von den Wünschen und Vorstellungen junger Leute. (ähnlich wie bei der Atomkraft und der Diskussion um den Ausstieg)

Ja, der Feminismus hat noch viel Arbeit und es ist im Grunde egal, von welcher Seite man das Pferd nun aufzäumt: Ob es nun die armen Väter sind, die als Alleinverdiener-Pferd vor den Steuer-Karren gespannt werden und deswegen keine Zeit für Familie und Kinder haben, oder die gelangweilten Frauen am heimischen Herd, die vor Sinnlosigkeit ihrer Existenz schon überlegen, wo genau sie den Kochkurs belegen oder wie sie das Geld ihres Mannes am besten ausgeben.

Oder ist es am Ende so, dass es beiden Gruppen ganz gut gefällt und sie eigentlich gar nichts ändern wollen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wer unter Zugzwang steht, ist eindeutig die Politik. Zur Schaffung besserer Rahmenbedingungen für Familien und „Doppelverdiener“ und moderne, flexible Arbeits- und Steuermodelle, die den modernen Realitäten angepasst werden. (anstatt z.B. die Hausfrauenehe einseitig steuerlich zu entlasten und alle anderen Lebensmodelle komplett zu ignorieren)

Im Reich der Götter

„Die Hochzeit“ habe ich nicht mit besonderem Interesse verfolgt. Zuerst hatte ich den Livestream eingeschaltet und wollte für einen Tag zur Klatschreporterin mutieren (was ja durchaus spaßig sein kann), habe dann aber gemerkt, dass es sich mit der Ernsthaftigkeit der sonstigen PC-Arbeit nicht wirklich verträgt. Ich wäre eine schlechte Braut an diesem Tag gewesen und nicht wirklich „in Stimmung“ wie man so schön sagt und wie sie bei Frauen auch so schnell umschlagen kann. Vielleicht hat man deswegen das bürgerliche Korsett der Ehe erfunden? Damit die Liebe und die Schwankungen, die Eifersucht und das Fremdgehen, die größer werdene Langeweile und das Drücken der Alltagspflichten schön hübsch sauber in einen Rahmen gepresst wird, aus dem man ein Leben lang nicht mehr entweichen kann. Gibt es ein größeres Sinnbild an Unfreiheit für den modernen Menschen, als die Ehe?

Aber halt, ich habe gehört, Frauen reißen sich doch immer um die Hochzeit und die Unfreiheit wird eher vom Mann als solche eingeschätzt. Ist er es doch, der den Samen in die Welt tragen will und daher rein biologisch auf eher kurze Liebschaften ausgelegt ist, während die Frau, Hüterin des Heims und meistens der Kinder, die ganzen Pflichten und Verantwortungen der Familien-Mitte auf sich schultert. Da kann ein starker ((im modernen Sinne: reicher Mann)) und vor allem treuer Mann schon ein großer Vorteil sein. Eigentlich nur das Einmal- Eins der menschlichen Fortpflanzungsbiologie, mehr nicht.

„Im Reich der Götter“ weiterlesen

Für die Kinder…

die sowieso immer weniger werden
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Achtung: In diesem Artikel kommen scharfkantige Worte und frei umherfliegende Satzzeichen vor.
Lesen gefährdet ihre Dummheit und eigenständiges Denken die Macht von Diktaturen.

Daher ist Denken und Lesen sehr gefährlich. Denken sie bitte nicht zuviel!

Nicht zu Hause nachdenken!

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Liebes Kind,

ich weiß, dass du jetzt wieder heimlich vor dem Computer sitzt. Deine Eltern haben es dir verboten ,weil du immer nur spielst und dir Pornos oder Gewaltvideos auf dein Handy ziehst. Oder du googlest nach deinen Hausaufgaben und holst dir gerade Inspiration für dein neues Referat? Wie, du machst sogar illegale Downloads? Pst, sag das lieber nicht weiter, sonst hagelt es noch eine Abmahnung…die dein Papa dann bezahlen muss.

Ich muss dir jetzt was erzählen. Über böse Menschen. Über „Politiker“. Die wissen alles besser. Die wissen, was für dich und für mich gut ist. Sie haben zwar keine Ahnung vom Leben oder vom Internet, aber von Gesetzen. Und weil sie ihr Geltungsbewusstsein befriedigen / und oder Inkompetenz überlagern wollen und/ oder keine Ahnung vom Netz haben und alles regulieren, wollen sie dir und mir nun sagen, was wir schauen dürfen und was nicht. Das kennst du vielleicht von den Computerspielen. Da reichen zwei rotgefärbte Pixel mit einer Winkelanordnung von 45 Grad und ein virtueller Schrei, der entfernt an einen Menschen erinnert, aber eigentlich eine Computerstimme und dass du gerade zufällig deine linke Maustaste gedrückt hast und dann kannst du das Spiel nicht mehr kaufen. Logisch, oder? Dann musst du das in den USA oder in Großbritannien kaufen. Kennst du vielleicht. Deine Freunde finden das Spiel cool, also musst du es auch haben. Kann ich verstehen. Während du das dann spielst, schauen sich deine Eltern um 20 Uhr nebenan einen Tatort an, wo man gerade die Leiche obduziert. Die Kehle ist aufgeschnitten, das Blut tropft über den Metalltisch und der Arzt hat gerade das Skalpell in der Hand und untersucht die Organe. Alles täuschend echt und sogar noch realistischer als mit dieser öden, kantigen Computergrafik. Alles ganz normal mit einem echten Menschen und total unindiziert! Um 20 Uhr! Du kannst sogar was über Anatomie lernen, aber du darfst das nicht am Computer, weil da sind das Pixel und ach.. oder ich erkläre dir das später, das ist nämlich seeehr kompliziert.

„Für die Kinder…“ weiterlesen

In den Augen der anderen

Schon wieder hat Deutschland einen Amoklauf und schon wieder reibt man sich als verwunderte Online-Zeitungsleserin einfach nur die Augen und fragt sich „warum“?

Auch wenn es schön wäre, es gibt nur die offiziellen Verlautbarungen und die sind recht dünn und verleiten zu Spekulationen.

Sie sei „psychisch angespannt“ gewesen und die sarkastischen und zynischen Kommentatoren im Spiegel-Forum fragen dann ein wenig zu recht: Wer ist heutzutage nicht psychisch angespannt?  ((was mir so nebenbei auffällt, es scheint im Grunde nur noch sarkastische Kommentare zu geben, egal in welcher Online-Zeitung und egal zu welchem Thema – der Sarkasmus und somit die jegliche Abwesenheit von Gefühl und Menschlichkeit scheint oft das einzige Mittel unserer Gesellschaft zu sein, um mit solchen „Problemen“ fertig zu werden; aber ich wage zu bezweifeln, ob es immer das beste Mittel ist))

Sind wir nicht alle ein wenig angespannt? Haben wir nicht alle hin und wieder Beziehungsprobleme? Aber wer kann schon in unsere Köpfe schauen?

Auch die bösen Killerspiele werden es diesmal nicht gewesen sein und wenn man das Forum so durchliest, dann drängt sich der Eindruck auf, dass die Schreibenden darüber eine heimliche Freude empfinden. „Endlich mal eine Frau“, „endlich mal keine Killerspiele als Ursache“, „das habt ihr nun von eurer Vorverurteilung“, „eurem ideologischen Gutmenschentum“, „das Schubladendenken“ ((im Bezug auf das Waffenrecht)) scheinen sie zu sagen.

Ja, „man“ macht es sich recht einfach. Was wusste man schon von dieser Frau, die „Blumen und Pflanzen“ in ihre Wohnung getragen hat und in ihrer Anwaltskanzlei mehr schlecht als recht geschlafen hat? Die vielleicht eine Fehlgeburt hatte, aber auch das weiß man nicht so recht. Man weiß eigentlich nichts. Nur gut, dass die ältere Dame aus der Nachbarschaft genau aufgepasst hat und in ihr Protokoll schreiben konnte, dass Sabine R. „adrett gekleidet gewesen war“.

Das ist doch schonmal was. Nach außen hat alle gestimmt. Hübsch lächeln und die netten Nachbarn möglichst nicht mit den eigenen Problemen belästigen. Man könnte ja etwas falsch machen. Man könnte ja ausgegrenzt oder zum Opfer von Gerede und Spott werden. Eine Frau, die Anwalt ist und einen Schreiner zum Partner hat? Das ist ja schon etwas ungewöhnlich. Und dann noch Sportschützin? Daran ist bestimmt dieser böse Feminismus schuld! Das haben wir nun von den gleichberechtigen Frauen. Sie verhalten sich wie Männer. Aber das haben wir doch immer gewollt…

Egal, in drei Tagen ist sowieso wieder alles vergessen.

Auf zum nächsten Thema!

Geschichten aus dem Kindergarten

Zurück aus dem Urlaub, dem kleinen Städtetrip nach Hamburg, der eigentlich keine richtiger Urlaub war. Kaum zurück, finde ich mich kaum im eigenen Haushalt zurecht, so schnell stellt sich der Mensch um. Der Kaffee schmeckt viel zu süß, weil ich mir im biologisch sinnvollen und ernährungstechnisch optimierten Haushalt angewöhnt habe, weniger zu nehmen. Und Rohrzucker schmeckt bekanntlich „bääh!“. (Mir zumindest)

Das eigene Bett ist erstaunlich weich und bequem, fast ein bisschen zu komfortabel, wenn man das mit der 6 cm dicken Reise-Klapp-Matratze vergleicht, auf der ich die letzten Tage meine Nächte verbracht hatte. Und ja, das war ein Kampf, ein Kampf gegen die eigene Natur, gegen die Untiefen und raue Gegenwinde der Seele, gegen die eigene Schwere und die nässende Bequemlichkeit des „normalen“ Alltagslebens.

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