Bloggen ist: frei.

Nun der letzte Artikel war negativ, ein etwas überzogener und mahnender Schlusspunkt für die „Bloggen ist:“-Serie.

Ich hab wirklich genug darüber geschrieben, andere auch. Ich danke für die vielen Meinungen und Menschen, die sich dazu Gedanken machen und teilhaben- ob positiv oder negativ. Wer nicht bloggen will, soll es sein lassen und den anderen nicht ihren Spaß nehmen- wer aber Spaß daran hat, soll die Meinungsfreiheit nutzen und nicht vor ihren Möglichkeiten zurückschrecken. Wir haben ein freies Land, jeder kann schreiben und machen was er will (danke, Grundgesetz, und herzlichen Glückwunsch!). Private Meinungen mit Kommerziellen zu verbinden ist möglich, denkbar und es ist manchmal sogar eine besonders gute Methode, an Erfolg zu kommen. Ich möchte das nunmal ganz ohne Neid zugeben. Der Chef (Autor) einer Firma, beispielsweise kann sich mit einem persönlichen Blog persönlich vor seiner Firma präsentieren- er kann mit Kunden reden, er kann Meinungen und Wünsche erspüren, er ist angreifbar wie eine Erziehungsperson, ein Lehrer, er kämpft in erster Front und bekommt alles ab. Aber dafür wird er auch geliebt, wenn er es gut macht und kein Feigling ist. Es ist kein einfacher Job- nein, ich bewundere die meisten Blogger sogar (und das ist jetzt die ungeschminkte, neutrale, ehrliche Meinung) für das, was sie machen. Die Firmen und Mentalitäten, die man landläufig so kennenlernt, zeichnen sich oft durch schlechten Kundenkontakt aus, sie sind unpersönlich und haben beispielsweise externe Dienstleister -wie ein Callcenter- engagiert. Jeder regt sich darüber auf, jeder möchte „geborgen“ sein und gut behandelt werden, ein ganz besonders wichtiges, „persönliches“ Kauf- und Kundenbindungskriterium. Warum soll man diese Funktion und diesen menschlichen Mehrwert nicht in ein Marketing-Verfahren aufnehmen und sich darüber freuen- wenn es funktioniert? Bei Verhandlungen ist auch stets der Mensch wichtig, nicht immer der Lebenslauf oder das Produkt. Nein, der Mensch muss überzeugen und das Herz muss angesprochen werden. Wir können froh sein, dass andere Menschen sowas spüren und empfindlich dafür sind- das ist gut. Es schützt davor, Dummes zu tun und arrogant zu werden- dieses ist nur eine Garantie für Misserfolg und Einsamkeit. Freundlichkeit siegt- Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit sind die Schlüssel zum Erfolg- in jeder Hinsicht.

Der Künstler und die Künstlerin sind sogar noch freier- natürlich steht der Sänger auf der Bühne, alle jubeln ihm zu- ist das nicht etwas Schönes? Hinterher mischt er sich unter das Volk, unter sein Publikum, schüttelt vielleicht die Hände und gibt Autogramme. Oder ist das mehr der volksnahe Politiker zum Anfassen? Was ist euch lieber? Stacheldraht und geschlossene Limousinen, oder ein Blogger zum Anfassen? Ich bin mir sicher, dass es das Letztere ist- das Persönliche, das Menschliche siegt- Und das ist auch gut so.

Die anderen (negativen) Aspekte gilt es stets zu beachten. Dass man nicht zu belanglos schreibt, beispielsweise, dass man auf Quellenangaben achtet – wenn es denn ein wissenschaftlicher Text und keine Erörterung oder freier Aufsatz werden soll. Die Kommerzialisierung an sich ist nicht schlimm, aber es ist ein neuer Pfad und schwierig, die Aspekte Glaubwürdigkeit, Privates und Kommerzielles voneinander zu trennen.. Vielleicht wären dann wirklich mehrere Blogs besser.

Gemeinsamkeit ist ein wichtiger Punkt. Ich sehne mich nach Gemeinsamkeit. Ich will Freunde, andere Blogger, die bei mir kommentieren und welche, um die ich mich „kümmern“ kann. Das macht Spaß! Es ist ein sozialer und wichtiger Aspekt. Ich will auch mal eingeschnappt sein und schauen, wie andere darauf reagieren- ich will es aber nicht übertreiben oder gar missbrauchen. Andere Menschen haben auch Probleme, was ist mit ihnen? Kümmert man sich genug um andere oder kreist man nur um sich selbst? Wer bloggt, verschenkt sein Wissen und seine Gedanken- es ist zwar etwas hergeben- aber tausendfach wird es zurückgegeben. Ein positiver Kreislauf kann beginnen. Offenheit macht frei- Geiz schränkt ein, ganz einfach.

Kommentare und Diskussionen sind mir wichtig, wer will nur eine einzelne diktatorische Meinung? Meinungsdikaturen sind echte Diktaturen, bzw. die Grundlage für echte Diktaturen. Wir haben eine Demokratie, das ist unser Vorteil und wir müssen die Demokratie eigenständig wachhalten, wahrnehmen und nutzen! Wenn man keine Kommentare will, weil man vielleicht dünnhäutig ist oder aus einem anderen Grund, dann kann man die Kommentare für einen Artikel schließen- das ist ohne weiteres möglich. Niemand kann und darf sich über Kommentare beschweren, wenn diese Funktion vor dem Veröffentlichen aktiviert worden ist.

Seid dankbar für eure Leser und behandelt sie mit Respekt- jeden Einzelnen! Und das ist eine schwierige Aufgabe. Bezieht jeden mit ein, auch die, die nicht kommentieren und einfach nur sauer oder still sind. Überlegt, warum die stillen nichts geschrieben haben- überlegt und geht auf sie ein. Seid aber nicht schwach und kein Fähnchen im Wind. Steht zu eurer Meinung und habt die Kraft, diese bei Bedarf zu verteidigen oder zu rechtfertigen, seid dabei aber nicht stur.

Bloggen ist soziale Selbstkontrolle. Bloggen ist Schreiben lernen und Schreiben üben. Bloggen ist spielen. Bloggen ist Psychologie, Offenheit und Theater. Bloggen ist Show. Ja, Bloggen muss manchmal Show sein- warum auch nicht? Show spielen ist eine feine Sache, es macht Spaß und befreit- mehr Zweck braucht man nicht.

Bloggen ist: frei.

6 Gedanken zu „Bloggen ist: frei.“

  1. Hallo Julia, das war ja eine schwere Geburt mit uns beiden 🙂 Als ich Deinen letzten Blogbeitrag („Dinge, die ich an Bloggern hasse“) gelesen habe, dachte ich nur „herrje, wie ist die denn drauf, sie bloggt doch selbst“.

    Zum Thema Corporate-Blogs, also solchen, die von Firmen betrieben werden: z.B. Payback (die mag ich ja nicht wirklich) als auch der TKKost-Hersteller Frosta (die mag ich wiederum sehr) betreiben Blogs. Das ist eine tolle Methode, um die Kunden ernst zu nehmen und es sie auch spüren zu lassen – Stichwort: Transparenz.

    Im Übrigen landest Du jetzt in meinem Feedreader, so 😉

  2. Bloggen ist Show. Das finde ich wirklich gut, Julia, und triffts „auch“. Es ist auch, für mich jedenfalls, eine gute Toleranz- und Akzeptanzübung indem jeden etwas anderes zum bloggen bewegt.
    Ich gehöre zu den Sauriern, denen es um Gemütlichkeit und Gesellschaft geht. Junge Menschen haben gleiche, aber auch andere Interessen und Ziele als ich.
    Ich schau mir dann Frank Sinatra auf seinem 80. Geburtstag an. Kunst, fernab jeden Kommerzes, nur in der Freude des Miteinanders.
    Aber auch wenn man mit 80 gelassen auf der Bühne stehen darf, darf man nie vergessen, dass es auch einen jungen Medlock oder Söhne Mannheims gibt, die ihren Weg zur Showbühne suchen.

    http://www.youtube.com/watch?v=pDq6WfwuU8o

    Das verstehe ich nun mit deinen letzten beiden Beiträgen, von denen ich dir noch viele wünsche, jeden so, wie sie waren.

  3. Der beste Text den ich je übers bloggen las, der hätte auch im Spiegel, in der Süddeutschen oder bei einer anderen bedeutenden Zeitung stehen können.
    Kritiker finde ich persönlich auch schwer auszuhalten, aber ich will nach Möglichket einen großen Freiraum den Kritikern geben und nicht jeden Kommentar, den ich für übertrieben oder doof halte löschen. Denn sonst wäre ich ein Diktator. Andererseits hat Meinungsfreiheit da ihre Grenzen, wenn es zu persönlich wird und mich jemand beschimpft, nur zum meckern kommt usw.

  4. Als Showmaster sehe ich mich nicht, denn schreiben ist mehr als Oliver Pocher, Harald Schmidt…
    Worte bleiben, Showmasterei ist nur auf Effekte aus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Protected with IP Blacklist CloudIP Blacklist Cloud