20 Jahre liegt die Mauer nun am Boden..

… doch viele hätte gerne wieder eine stehen.

Heute ist also dieser Jahrestag, den man so schwer umgehen kann, wenn man Radio hört oder Zeitung liest. Heute ist der Tag, an dem wir alle „kollektiv weinen“ uns gegenseitig an den Händen halten und andächtig der einzigen wirklichen deutschen Revolution für Freiheit erinnern müssen.

Ein paar Stimmen aus der Ministerriege ätzen sehr treffend gegen die Vernachlässigung im Straßenbau (wie ich im letzten Artikel mehr oder weniger auch festgestellt habe) und fordern den Aufbau West. Sehr gut, das finde ich auch. Es hat auch nichts mit Geschmacklosigkeit zu tun, es ist einfach so. Der Soli wurde lang genug gezahlt und zweckentfremdet. Schafft den Soli ab und kümmert euch um die wirklichen Probleme. Der Soli schürt den Hass, wo er längst nur zum Geld verschwenden instrumentalisiert wird.

Aber Wahrheiten sind bekanntlich schwer zu ertragen und am liebsten würden wir uns wieder mit Gedanken und Träumen und Visionen und sonstigen Dingen einlullen, die erstens an der Realität vorbeigehen und zweitens nicht zu bezahlen sind.

Was hat mir persönlich die Freiheit gebracht, warum soll ich mich dafür begeistern? Ich kenne niemand aus dem Osten und ich habe auch keine Bekanntschaften oder Freundschaften mit Ostdeutschen aufgebaut. Ich habe vielleicht mal Ostdeutsche gekannt, aber dauerhafte Freundschaften sind es (leider) nicht geworden.

Ich habe Verwandte aus dem Osten, die ich jetzt besuchen könnte, habe es aber nie getan (und sie haben mich auch nie besucht).

Nein, mir persönlich hat die Einigung nichts gebracht, aber ich finde es dennoch gut, dass das Unrechts-Regime beendet wurde. Wie es beendet wurde, das ist das Besondere. Es war das Volk selbst, die Stimmen der Künstler und Intellektuellen, die z.B. durch die Montags-Demonstrationen das innere Potential wachrütteln konnten. (Und nein, das hat kein Unternehmen, kein Geld, keine Lobby und keine Politik geschafft, das waren die Menschen selbst).

Es war ganz einfach der Wille von vielen, der das Unrecht besiegt und die Machthabenden zutiefst, bis zu ihrem Fall, erschüttert hat.

An der Wiedervereinigung sieht man sehr schön, wie weit Menschen kommen können, wenn sie etwas wirklich wollen und miteinander an einem Strang ziehen. Mich persönlich nervt die künstliche Zweiteilung von Ost und West immer noch sehr. Es gibt doch keine Grenze mehr, aber die Grenze im Kopf, die gibt es noch bei vielen Menschen. Warum trennt man jede zweite Statistik nach alten und neuen Bundesländern? Warum schürt man künstlich den Neid und Hass auf „Ossis“ und Hartz IV Empfänger zugleich ? Das ist doch total geschmacklos.

Der beste Film zum Thema ist übrigens „Goodbye Lenin“, weil er die Stimmung und Emotionen der Ostdeutschen beschreibt, die von heute Knall auf Fall ihr ganzes, bis dahin gekanntes Weltbild, aufgeben mussten. Auch das ist eine enorme „Anpassungsleistung“, wie z.B. gestern Alice Schwarzer bei Anne Will betont hat.

Ich war damals kurz nach der Wende mit meinen Eltern in Ostdeutschland und wir haben uns alles angeschaut. Es lagen Welten zwischen der westdeutschen Infrastruktur und der Ostdeutschen, es war, als ob man in ein dritte Welt Land kommt, die Straßen kaputt, die Häuser heruntergekommen, überall stank es nach Braunkohle und die Menschen waren irgendwie schroff und unfreundlich. Bezeichnend, dass ich damals in Ostdeutschland auf offener Straße von jungen Rechtsradikalen angegriffen wurde, das hat sich bei mir tief eingeprägt. Seitdem war ich nicht mehr in Ostdeutschland. Zu viel schlechtes Karma, möchte man meinen.

Vielleicht sollte ich das mal wieder machen und einfach mal in den Osten fahren.

Es hat sich viel geändert, so sagt man.

3 Gedanken zu „20 Jahre liegt die Mauer nun am Boden..“

  1. oh dankeschön, das ist nett! Dein Beitrag ist auch sehr schön. Habe so erfahren, dass du auch Verwandte im „Osten“ hast (aber sie anscheinend fleißiger besuchst, als ich. 😉 ).

    Viele Grüße, Julia

  2. Danke Julia,

    ich habe in Leipzig von Verwandschaft. Meine Mutter stammt von dort. Ich war erst dieses Jahr im Frühjahr wieder dort. Ich liebe Leipzig, es ist eine sehr schöne Stadt.

    Liebe Grüße,

    Michaela

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