Unklare Verhältnisse

Was ist so seltsam an diesem Fall? Ein Mann mit kantigem Gesicht und ausgeprägten Muskeln inmitten von Frauen, der versucht die Kampfrichter zu täuschen und den Kontrahenten davon zu laufen? Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, das aber beim genauen Hinschauen eher erstarrt und ängstlich wirkt?

Ein Verband, der erst kurz vor dem Lauf bekannt gibt, dass ein sog. Geschlechtstest durchgeführt wird und somit die vermeintliche „Betrügerin“ überführen könnte, sie aber auch damit zugleich heftigst verunsichert, fast „bestraft“?

Der damit verbundene Eingriff in die Intimsphäre und Geschlechtsrealität der Betroffenen ist ein leider unumgängliches, aber ungeschickt platziertes Wagnis. In einem akuten Stadium von Transsexualität ((oder Intersexualität, was noch wahrscheinlicher ist)) kann sich das sehr ungünstig auf die Psyche auswirken. Wenn es so wäre, dann wären es ungelöste Probleme, die im schlimmsten Fall in einem großen Knall für Semenya enden könnten. Diese Verdrängungstaktik der Athletin und das sich nicht wirklich bewusst- sein über die eigene Identität bzw. dem Umgang damit wäre eher bezeichned, ein typisches Merkmal. In der Tat ein „sensibles Thema“.

Obwohl es viel Spekulation ist und sie auch ein Zwitter oder einfach nur ein Betrüger sein könnte. Nur, wenn man wirklich männliche Chromosomen findet und sie behauptet, sie „fühle sich weiblich“, wer würde ihr glauben? Gibt es im Sport Sonderrechte für Zwitter oder Transsexuelle?

Und wenn ja, wer schneidet das Gehirn auf und guckt hinein… ?

Ein Therapeut, ein männlicher vielleicht, ein Transenhasser, der mit aller Kraft seine eigene Homosexualität unterdrückt?

Komisch ist auch die Tatsache, dass im deutschen TV-Kommentar von gestern abend kein einziges Mal das Wort „Transsexualität“ angeschnitten, sondern nur seltsam umschrieben wurde.
Was wiederum auf die mangelnde gesellschaftliche Aufklärungsquote und die seltsame Außenseiterrolle hinweist, die diese „Krankheit“ immer noch in der Öffentlichkeit hat.

Oder ist es dann doch eher die Frage, wo die TS-Frau (wenn es denn eine wäre) denn antreten soll? Soviel ich weiß, ist die Teilnahme für TS-Frauen als Frau bei solchen Disziplinen untersagt, was wiederum eine Diskrimierung wäre. Und dass sie dann bei den Paralympics, sozusagen als Behinderte teilnehmen müsste, in einer gesonderten Disziplin für geschlechtlose oder zweigeschlechtliche Wesen? (die man zudem erst schaffen müsste)

Wo sind nun die Vertreter der deutschen TS-SHG´s die nun lauthals aufschreien und Gerechtigkeit fordern?

Die mit aller Macht die TS als Frauen sehen wollen, ohne wenn und aber und ohne Diskussions- und Auslegungsspielraum?

In diesem Fall gibt es keine klaren Antworten, auch wenn man sie gerne hätte.

Gerechtigkeit wird nur schwer zu erzeugen sein. Es sind Fragen, auf die man in Zukunft noch besser vorbereitet sein sollte.

Wo wir schon beim Spekulieren sind, es gäbe noch einen dritten Fall: Sie ist wirklich genetisch und seelisch weiblich und hat einfach nur eine stark gebaute Figur. Dann wird der Geschlechtstest aber zu einer Lachnummer und der unfreiwillige, satirische Höhepunkt dieser WM.

Denn eine Frau hat zart und schmächtig zu sein und darf keine große Leistungen vollbringen…

3 Gedanken zu „Unklare Verhältnisse“

  1. Die beiden Kategorien Mann – Frau sind im Sport haarscharf getrennt. Da wird es auch in naher Zukunft keinen Raum für weiche Kriterien geben. Da können sie herumeiern, wie sie wollen.

  2. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf das Ergebnis. Viele Fakten deuten auf einen Zwitter hin. Gegen TS spricht, dass die Athletin wohl auch zu Hause von Geburt an als Frau lebt und nie eine andere soziale Geschlechtsrolle hatte. Womöglich hat sie männliche Gene, weibliche Geschlechtsorgane und eine weibliche Seele. Es gibt soviele Mischformen. Die aktuelle Einteilung wird der Realität nicht ganz gerecht.

  3. Der Fall ist durchaus nicht neu und wie er enden koennte, zeigt die Geschichte einer deutschen Athletin und Opfer der DDR-Doping-Praxis: Heidi Krieger, die heute als Andreas Krieger lebt. Das talentierte Maedchen bekam hohe Dosen Hormone, die allerdings nicht nur die Leistungen steigerten, sondern auch ihr Leben grundlegen veraenderten. Heute setzt sich Krieger fuer den Kampf gegen Doping und die Aufklaerung der Dopingmethoden in der DDR-Zeit ein – als einer der wenigen. (Im aktuellen SPIEGEL steht einen interessanter Artikel zu den Thema.)
    Das Tragische ist, dass es Sport-Verbaende gibt, die aus solchen, bekannten und gut dokumentierten Schiksalen nichts lernen wollen und mich dem Leben und dem Glueck ihrer oft ahnungslosen Aktiven spielen.

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