Die heiligen drei Tage – Frohe Weihnachten

Immer noch Weihnachten!

Drei Tage lang. 😉 Soviel braucht es, um in unserer hektischen Welt mal wirklich runter zu kommen.

Dieses Weihnachten war besonders. Es war das erste Weihnachten, dass sich nicht bunt und kitschig, sondern irgendwie „wichtig“ angefühlt hat. Vor dem Hintergrund aller Krisen und vor dem Hintergrund von ganz persönlichen Krisen.

Der Wert von Weihnachten ist mir dieses Jahr stärker im Bewusstsein gewesen als sonst.

Natürlich war es wieder überaus materiell und hektisch. So wie jedes Jahr.

Fast niemand kann sich davon entziehen. Von den „offenen Büchern und Rechnungen“ die noch abgeschlossen werden müssen, vom „Weihnachtsgeschäft“, der „wichtigsten Zeit für den Einzelhandel“, welches noch unbedingt eingebracht werden muss und vor den „familiären und praktischen Verpflichtungen“, die nicht nur klassische Hausfrauen treffen.

Mein Eindruck: Es war das erste Weihnachten, wo die Leute wieder Lust hatten, aufeinander zu zu gehen, wo wir den Wert der menschlichen Verbindungen stärker als sonst gespürt haben. Mir ist das aufgefallen, bei anderen, aber auch bei mir. Zwei Jahre Corona sind vorbei, wir sind im dritten Jahr, vielleicht dem „Übergangsjahr“ zum normalen Leben vor der Corona-Krise, dass immer weiter schemenhaft in Vergessenheit gerät.

Natürlich kommen jetzt die großen Wellen hinterher geschoben, die da heißen: Krieg, Inflation, Wirtschaftskrise, Lieferschwierigkeiten. Heutzutage hängt alles miteinander zusammen. Die Krisen erschüttern uns wie große Wellen auf dem Meer. Aber so groß sie auch sein mögen- wir wissen, dass sie eines Tages vorbei sind und dass dann wieder die Sonne scheinen und das Meer ganz ruhig sein wird.

Nicht jeden konnte ich dieses Jahr erreichen. Es gab auch Menschen, die haben sich ganz bewusst zurück gezogen. Von mir, von anderen, vom Leben allgemein. Die den Krisen nicht mehr standhalten konnten. Die gesagt haben „jetzt reicht es mir“, ich brauche eine Veränderung.

Das muss man akzeptieren.

Oft ist man geschockt, wenn ein nahestehender Mensch „einfach verschwindet“ oder die Freundschaft aufkündigt. Es erscheint so leicht in dieser Zeit der digitalen Medien, wo „die anderen“ millionenfach zur Verfügung stehen und auf Knopfdruck in unser Leben treten können. Aber treten sie wirklich in unser Leben? Ich entscheide doch meistens selbst, wie weit sie kommen können. Bei menschlichen Beziehungen gibt es mehrere Schichten, durch die man erstmal durchkommen muss. Es gibt die äußere Schicht- man sieht sich. Oder die zweite Schicht, in der man sich grüßt. Es gibt die dritte Schicht, wo man sich fragt, wie es dem anderen geht- selbst das scheint in dieser kurzlebigen Welt schon eine besondere Art von Beziehung zu sein.

Aber die hunderste Schicht, die oftmals erst nach dutzenden Telefonaten, nach gemeinsamen Treffen, nach gemeinsamen Tränen, nach Entfremdung und Wieder-Annäherung entsteht, das ist die Ebene des Vertrauens. Diese erreicht man nicht so leicht und schon gar nicht mit „vielen Menschen“. Doch wenn man einen einzigen Menschen gefunden hat, dem man wirklich vertrauen kann, bei dem man bereit ist, alles zu sagen und alles zu zu geben, dann ist das viel. Mir ist es immer wichtig im Leben, solche Menschen zu gewinnen und ich arbeite fast täglich daran, aber ich scheitere auch mind. genauso häufig daran. Denn Beziehungen sind Wechselwirkungen. Sie entstehen erst im „Nehmen und Geben“- im Miteinander, wie in einer gemeinsamen Sinfonie, einem gemeinsam einstudierten Musikstück, wo es gerade am Anfang viele Disharmonien und viele „Fehler“ geben kann. Beziehungen sind Arbeit und sie benötigen neben einem hohen Einsatz, Durchhaltevermögen, Talent und Übung.

Menschliche Beziehungen sind aber noch viel mehr. Sie gelingen häufig erst dann, wenn ich auch bereit bin, mich selbst zu ändern. Wenn ich mich öffnen, einbringen, vertrauen und überhaupt „Zeit aufbringen“ kann.

Zeit ist so kostbar geworden – denn von überall gibt es Zeiträuber, die darauf erpicht sind, uns Zeit zu stehlen. Wir werden erschlagen von einer Flut von Ablenkungen. Die meisten sind negativer Natur und lenken uns ab. Sie sollen uns die Zeit vertreiben, aber sie vertreiben eigentlich nur „das Wesentliche“ aus unserem Leben. Das Smartphone, der Computer, die sozialen Netzwerke, die ganzen Flatrates mit Filmen, Spielen und die riesige Welt-Bibliothek, die uns mit dem Internet allen offen steht. Natürlich ist es reizvoll, so eine Flut an Eindrücken zu erhalten und die menschliche Neugierde und der Wunsch nach Weiterentwicklung wird angesprochen. Aber können wir auch wirklich alles verarbeiten?

ÜBERALL stehen heute Ablenkungen, zusätzlich geschickt gesteuert von Algorithmen, die uns fesseln und an das Netzwerk binden sollen-  und angesichts der Flut des medialen Druckes, der auf uns einprasselt, verlieren wir völlig den Überblick. Wir können nicht mehr sortieren und wir können uns nicht mehr davor schützen. Es ist einfach zuviel geworden. Genau wie die Summe der Nachrichten aus aller Welt- all die Informationen, die für uns eigentlich nicht wichtig sind, aber dennoch ultra-präsent.

Es ist kein Wunder, dass bei der Flut der Eindrücke das Wesentliche, nämlich die Mitmenschlichkeit und die Konzentration auf einige wenige Menschen, die uns wichtig sind, völlig aus dem Blick geraten.

Weihnachten war und ist für mich daher immer das Fest, welches genau das wieder ins Bewusstsein ruft. Wie wichtig es ist, mal ein paar Stunden mit der Familie zu verbringen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Geschäfte für ein paar Tage ruhen zu lassen, die endlose Beschäftigung mit den Zahlen und dem Geld, die wie ein endloses Brettspiel „um nichts“ wirken, mal beiseite zu lassen. Bewusst den Fernseher auslassen und die Menschen „anschalten“. Man sollte versuchen die Leute „anzuschalten“ mit Liebe, mit Begegnung, mit netten Worten und dem Versuch, sie wenigstens zu verstehen. Es erwartet nun keiner von uns, dass wir sofort alle Menschen verstehen oder sofort mit jedem gut können. Aber allein, dass wir wieder das Thema „Mensch“ und „Beziehungen“ für eine Weile in unser Leben lassen- ihm Raum und Zeit geben- dass ist für mich die heilige Botschaft von Weihnachten, die auch ohne christlichen Glauben wichtig ist und verstanden wird.

Der Tempel des Konsums

und der digitalen Wandlung

Gestern ging es mal wieder durch den Supermarkt. An der Eingangstür erwartete mich bereits ein riesiger, fertig geschmückter Weihnachtsbaum und noch eine dekorative Reihe aus kleinen Bäumen, die mit etwas kitschigen, roten und gelben Glitzergeschenken behängt waren. Verwundert musste ich mir die Augen reiben. „Hab ich mich etwa im Monat geirrt? Ich hab doch noch gar keine Geschenke.“ Weihnachten wurde von mir noch erfolgreich verdrängt. Gerade dieses Jahr hatte ich mir eigentlich vorgenommen, den Stress und die Geschenkezahl deutlich zu reduzieren und die Adventszeit endlich mal zu genießen! ((wie eigentlich erfolglos jedes Jahr))

Aber in den Supermärkten geht mir das oft so, denn hier ist der Einzelhandel seiner Zeit mal wieder weit voraus. Ich gehe noch etwas weiter und betrete die heiligen Hallen des Konsums. Auf der „gesonderten Verkaufsfläche“, die den Besucher auf ca. 100 qm immer als erstes empfängt, geht es munter weiter mit Geschenkpapier, Geschenkverpackungen, Weihnachtsaufklebern, Weihnachtsschmuck und kleineren, fertigen Präsenten, wie z.B. Packungen mit Parfüm oder Spielsachen für Kinder. Ich gucke nur kurz drüber, muss innerlich die Nase rümpfen und entscheide mich gegen den Aufruf zum Konsum. Wobei ich auch zugeben muss, dass die Verlockung groß ist. Allein dadurch, dass das Angebot bereit gestellt wird, wird man nämlich daran erinnert, dass da doch demnächst ein großes Fest kommt und man sich bitte darauf vorzubereiten hat. Es ist in Deutschland unmöglich, nicht daran zu denken. Weihnachten ist also so etwas wie politischer Mainstream, den man einfach zu übernehmen hat. Nur, dass der Mainstream diesmal nicht von den Politikern oder Kirchen, sondern allein vom Wirtschaftswesen und den Unternehmenschefs gesteuert wird. Mir wäre es wohler, wenn ich durch die Radioansprache eines berühmten Intellektuellen oder eines Kirchenvertreters an Weihnachten erinnert werde. Damit verbunden, die Ansprache zur inneren Wandlung, zur inneren Verantwortung und dass mal wieder jemand daran erinnert, welche Werte im Leben wirklich wichtig sind: Mitgefühl, Altruismus, Toleranz, Demokratie.
Aber gut, ich bin auch selbst schuld, denn sobald ich mich durch die Hallen eines „Konsumtempels“ bewege, muss ich natürlich damit rechnen, dass hier nicht „Liebe“, sondern „Konsum“ gepredigt wird. Wenn ich in einer Kirche sitze, erwarte ich ja auch nicht, dass man mir Gesangsbücher oder Geschenkgutscheine verkauft.

Also wird der Einkauf in gewohnter Manier fortgeführt. An den Kassen komme ich nochmal ins Grübeln. Es gibt hier fast 20 einzelne Kassen-Slots.. vor kurzem wurde diese komplett renoviert und mit neuster Technik ausgestattet. Es sieht auf den ersten Blick moderner und chicer aus. Der Kunde hat noch ein extra Display, das klarer und heller ist. Die Kassenautomaten sind insgesamt kleiner und noch „smarter“ geworden. Für die Zigaretten gibt es nun einen Automat mit Touchscreen. Man kann sogar berührungslos bezahlen.
Die wahre Motivation erkennt man aber erst, wenn man genauer hinschaut. Die Bänder sind wieder etwas kürzer und kleiner geworden, was den Stress beim Rauflegen erhöht, außerdem hat man den üppigen Platz an der „Auslaufzone“ etwas verkleinert, so dass es jetzt noch schwieriger wird, den Einkaufswagen zu drehen. Dafür wurde der Verkaufsbereich links und rechts der Bänder nochmal vergrößert. Das (anscheinend) sehr lukrative Sortiment aus Wodka-Flaschen, Kräuterschnaps, Hustenbonbons, Kinder-Spielzeug und Schokolade ist jetzt noch prominenter geworden. Dabei kaufe ich dort aus Prinzip nicht! Mir ist schonmal aufgefallen, dass hier die Preise sogar gesondert berechnet werden. (Batterien im Markt sind günstiger, an der Kasse zahle ich drauf) Außerdem werden immer ganz kleine Packungen hingestellt, was wiederum mehr Verpackung und teurer Verkaufspreis bedeutet.

Warum fragt man bei all diesen Umbauaktionen eigentlich nie den Kunden? Warum wird immer alles von oben herab entschieden? Warum gibt es nie Demokratie in den kleinen Dingen des Lebens? Ich bin gezwungen, mich in das System Einkauf einzufügen, ob ich will oder nicht.

Beim Gespräch mit der Verkäuferin habe ich sogar erfahren, dass die Verkäuferinnen das System selbst nicht gut finden. Die Kassenautomaten wurden nämlich mal nach links und mal nach rechts ausgerichtet, so konnte man die Bänder-Zone noch vergrößern und den Platz optimal ausnutzen. Rechtshänderinnen haben aber nun massive Probleme, weil die Kassen tlw. für Linkshänder ausgerichtet sind. D.h. sie müssen den ganzen Tag vor einer „falschen Kasse“ sitzen und die Arbeit quasi mit der nicht-dominanten Gehirnhälfte aus delegieren. Warum sagt eigentlich da der Arbeitsschutz und die Gewerkschaft nichts? Gibt es solche Verbände eigentlich überhaupt noch? Auch als Kundin kann ich nichts machen, ich muss das ganze so akzeptieren oder woanders einkaufen gehen. Der einzige Ausweg, der noch bleibt, ist eine Protestmail an die Unternehmensleitung.

Es gibt jetzt mehr Bänder und Einkaufsslots, aber mir ist auch aufgefallen, dass seit der Umstrukturierung teils weniger Kassen geöffnet sind. Dieser Supermarkt hatte sich immer dadurch ausgezeichnet, dass viel Personal eingestellt war und man an den Kassen so gut wie nie warten musste. Das war ein Grund, warum das mein Lieblingssupermarkt wurde. Jetzt fällt mir auf, dass an bestimmten Flaute-Tagen (z.B. Donnerstag) die Anzahl geöffneter Kassen deutlich zurückgefahren wurde.

Ich schaue mir die Frauen mittleren Alters genauer an. Ich stelle mir vor, wie sie zu Hause Männer haben, die LKW fahren oder Handwerker sind und darauf angewiesen sind, ein zweites Einkommen zu haben. Plötzlich sagt mein Mann (der immer mit anderen Augen durch den Supermarkt geht als ich) das Stichwort „Automatisierung“ und dass diese Arbeitsplätze in den nächsten Jahren auch wegfallen könnten. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen! Er hat recht. Das sind die ersten Arbeitsplätze, die dran glauben müssen. Die Arbeit ist nämlich schon jetzt hochautomatisiert und digitalisiert. Auf jedem Produkt klebt ein Barcode, die Waren müssen nur über den Scanner gezogen werden. Alle Preise werden vom Warenwirtschaftssystem verwaltet und können von der Geschäftleitung kurzfristig angepasst werden (ähnlich wie bei den Benzinpreisen). Was spricht denn dagegen, die Kassen in nächster Zeit auf „Selbstscanner“ umzurüsten? Der Kunde könnte selbst scannen und an der Kasse müsste nur noch eine Person stehen, die alles überwacht. Das gibt es ja z.B. in der „Metro“ schon. Oder man denkt sich neue technische Lösungen aus, z.B. ein Einkaufswagen, in dem man die Waren reintut, die sich dann selbst (z.B. mit RFID-Chip) melden und dann nicht mehr entnommen werden können, bis der Kunde an der Kasse das Schloss wieder freischaltet.

Ich schaue mir die anderen, vielen Menschen an, die anscheinend alle sehr glücklich sind, in diesem Supermarkt einen Job zu haben. Sie fahren die Paletten durch die Gänge und räumen die Regale ein. An einem durchschnittlichen Einkaufstag komme ich meistens auf 10 Verkäufer und Verkäuferinnen. Auch diese können durch „Industrie 4.0“ und Vollautomatisierung ersetzt werden. Roboter für Regale oder vollautomatisierte Lagersysteme gibt es ja jetzt schon. Vielleicht kreuzt mir beim Einkaufen demnächst ein kleiner Roboter den Weg, der mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und GPS das gewünschte Regal ansteuert und dort alles ablegt?

Was wird dann mit den Menschen, die jetzt froh sind, einen Job zu haben? Die bei der Programmierung der neuen Roboter vermutlich nicht dabei sein werden und die auch keinen Supermarkt geerbt haben?

Zugegeben- bei allem Optimismus über die schöne neue Welt- ist das eine Vorstellung, die mir Sorgen macht. Wenn man Populismus und extreme Wahlentscheidungen in Zukunft vermeiden möchte, muss man solche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen erkennen und Lösungen dafür erarbeiten. Beim Supermarkt-Beispiel gibt es dafür verschiedene Ansätze: Z.B. müssten die Löhne deutlich steigen, so dass Familien nicht unbedingt auf zwei Einkommen angewiesen sind. Auch die steuerliche Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen wäre dringend notwendig. Gewinne, die aus der höheren Produktivität und den technischen Fortschritten entstehen, müssten direkt an die Menschen und Arbeitnehmer weitergegeben werden. Es werden in Zukunft mehr Arbeiten durch Maschinen und Roboter erledigt, der Faktor Mensch kommt immer weniger vor. Also wäre auch eine „Maschinensteuer“ denkbar.
Und es müsste mehr für Bildung in der Breite getan werden. Entwicklungen wie „Industrie 4.0“, Elektromobilität und Digitalisierung dürfen nicht verschlafen oder verdrängt werden. Die Industrie (und die Politik) muss wettbewerbsfähig bleiben, sich auf neue Entwicklungen rechtzeitig einstellen und auch dafür sorgen, dass sie Fachkräfte ausbildet und die Menschen bei diesem Wandel mitnimmt.

Jahresendtext

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des J.A. Blogs fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch in das Neue Jahr! Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.

Passender Song: Wolke 4 von Marv & Philipp Dittberner

Jahresendspurt! Die Ereignisse überschlagen sich mal wieder und ich tippe immer noch auf meiner neuen/ alten Tastatur.
Soviele Dinge sind passiert, dass ich nicht sagen könnte, wo ich eigentlich anfangen soll. Nimmt man noch den Filter „nichts privates“ dazu und stülpt ihn über die Kamera-Linse, bleibt das Bild sowieso nur schwarz. Egal, eine Zusammenfassung muss trotzdem sein, oder wenigstens nur eine Momentaufnahme, ein Zwischenfazit, ein „snapshot“ aus dem Leben. Ja, mein Leben, was passiert denn gerade so mit Dir? Komm mit und lass uns mal schnell ein Selfie machen:

Im Großen und kleinen haben sich Dinge und Prioritäten verschoben und oft hatte ich das Gefühl „ja, das passiert jetzt so“… aber wirklich aufhalten oder ändern konnte ich es eigentlich nicht. Das ist erstaunlich, lebt man doch in einer sehr freien Welt, in einer „freien Marktwirtschaft“ und mit dem aufgeklärten „freien Willen“, der nur „aus der Vernunft heraus“ agieren vermag, stellen wir uns oft vor, dass wir völlig frei sind und dem Wandel nicht unterworfen. Und doch stellt sich am Jahresende heraus „huch, ich hab wieder sehr viel für andere, aber nix für mich gemacht“ oder „die großen Prioritäten des Lebens, die großen Ziele wurden nicht erreicht“, dafür viele kleine Zwischenziele. Und das große Ganze? Kommt viel zu oft aus dem Blickfeld.
Dazu die Prozesse des Alterns, die anscheinend ganz von selbst innere Schwerpunkte, Vorlieben und Leidenschaften verschieben. So dass es mir z.B. überhaupt nicht leid tut, wenn ich nicht ständig auf Facebook/Twitter aktiv war und dort meine Zeit vertrödelt habe und auch über die eine oder andere entgangene Party keine Träne vergieße (genau genommen, war dieses Jahr fast ganz ohne Feste oder feierliche Höhepunkte, bis auf die übliche Handvoll Einladungen zu Hochzeiten oder Geburtstagen). Aber Feiern bis in die Nacht? Unrealistische Träume träumen? Sich die Welt kunterbunt malen und doch nie in der Realität ankommen? Mir scheint, diese Zeiten sind so unendlich weit weg. Stattdessen stehen jetzt andere Dinge auf dem Programm. Dinge, die Ende 30 nunmal wichtig werden: Familie, Stabilität, Zuverlässigkeit, finanzielle Unabhängigkeit, Reisen.. auch mit dem einen Auge wird schon auf die Rente geschaut, denn die schlechten Nachrichten aus dem deutschen Polit-und Gesellschaftsumfeld scheinen nicht abzureißen. Was ist da noch sicher? Worauf kann man sich noch verlassen? Die Russen vor der Tür mit ihren Manövern, die „Ausländerproblematik“, der demografische Wandel und der unsichere Euro. Die „Germans“ sind von Angst und Unsicherheit umgeben und das, wo sie die Sicherheit und Planbarkeit doch so lieben. Was auch erklärt, warum Bewegungen wie „Pegida“ so erfolgreich sind. Wo wir doch alle meinten, die braune Gefahr in der bürgerlichen Mitte sei längst überwunden… Angst und Ressentiments sind aber die denkbar schlechteste Reaktion auf Veränderungen. Eigene Anpassung und Flexibilität scheinen mir besser zu sein (zugegeben, aber auch deutlich schwerer umzusetzen).

Für größere, kreative Projekte ist mir dies Jahr nicht soviel Zeit geblieben. Das Blog z.B. : Dieses Jahr hat es sehr gelitten, weil ich soviele andere Ideen und Pläne hatte und auch viel auf Reisen war. Ich hatte mehr Lust, im Äußeren was zu verändern, als immer nur im Inneren zu verharren und die Impressionen des Lebens wie ein Memory-Spiel tausendmal umzudrehen. Da es diesmal fast nur Geschäftsreisen und keine Privatreisen waren, mussten sie jeweils gut vorbereitet und nachbereitet werden. Kaum war eine Reise vorbei, folgte auch schon die nächste. In den Reiseberichten kam das etwas zum Ausdruck. Auf dem Zettel standen vor allem Frankreich, Dänemark und Belgien. Alles Länder, die ich kaum kannte, die mich aber alle auf ihre Art beeindruckt haben. Und ich hab Blut geleckt! Ich will noch mehr sehen. Das Reisen rückt den eigenen Kompass und die – manchmal starre- Weltanschauung zurecht.

Der Zeitrahmen für das intensive Bloggen war daher auch das erste, was abgeschnitten und anderswo zugeteilt wurde. Ja, ich muss es zugeben: Das Blog ist eben nur ein Hobby, Geld wird damit nicht verdient, es ist „freie Kunst“ und die leidet am ehsten, ordnet man sie den übrigen Pflichten des Alltags unter. Und wenn ich das Blog nicht pflege, mich nicht aktiv vernetze, kommen auch nicht soviele aktive LeserInnen und Kommentare. Dennoch sehe ich an den Suchergebnissen, dass die Leute durchaus mit der Suchmaschine hier landen und ganz gezielte Antworten auf bestimmte Fragen bekommen. Das freut mich irgendwie, leistet so das Blog auch seinen Dienst, wenn ich nicht ständig davor sitze und neue Texte produziere.

„Jahresendtext“ weiterlesen

Weihnachtsmarkt – Bericht und Empfehlungen

Weihnachtsbaum im Levantehaus
Weihnachtsbaum im Levantehaus

„Die Deutschen lieben Weihnachtsmärkte“ habe ich letztens irgendwo gelesen.
So ging es mir dieses Jahr auch, es war irgendwie das Jahr der Weihnachtsmärkte. Gemütlich mit Freunden zusammenstehen und Glühwein trinken, kulinarische Genüsse an allen Enden, weihnachtliche Deko, schnell noch ein originelles Geschenk besorgen oder sich an allen Eindrücken erfreuen – wo kann man die Vorfreude auf Weihnachten besser zelebrieren, als auf einem Weihnachtsmarkt?

Für alle, die am letzten Adventswochenende vor Weihnachten noch auf einen Markt gehen wollen, hab ich hier eine kurze Zusammenfassung, Bewertung und Beschreibung der von mir besuchten Märkte. Wo es möglich ist, hänge ich auch eine URL oder ein Bild dran. Wenn ihr auch eine Empfehlung von einem Markt habt oder ein Bericht für das Blog schreiben wollt, freue ich mich über eure Anregungen, Links und Bilder!

„Weihnachtsmarkt – Bericht und Empfehlungen“ weiterlesen

Der Weihnachts-Organismus

oder: Ein Tag in der Stadt

Passender Song

Kolonnen aus Blech rollen auf die Innenstadt zu. Am rechten Rand ein parkender Paketbote (von 2.000), der nach Erde und Dreck stinkende LKW schwenkt locker nach links und geht auf Tuchfühlung mit den Insassen hinter ihren Fenstern. Auch ihm wäre eine Paketzustellungs-Drohne vielleicht eine Entlastung gewesen. Ich frage mich, ob der Luftraum in nicht allzu ferner Zukunft mit kleinen Flugzeugen und Hubschraubern, so wie in den besten Science Fiction Filmen vollgestopft sein wird? Während ich das noch denke, reißt die Hektik den Blick wieder zurück auf die Straße und 4.000 Entscheidungen pro Sekunde sind zu tätigen.
Stossstange an Stossstange geht es eng gekuschelt vorwärts, aber dennoch erstaunlich schnell. Nur etwas für Menschen mit starken Nerven. Nicht gut für BeifahrerInnen und zittrige NervenbündelInnen. Im Parkhaus sind noch 17 Plätze frei. Im Parkhaus angekommen, die nächste Frage: wo sind diese freien Plätze? Und warum – in aller Not- werden diese Kurven und Parkbuchten immer so verdammt klein gebaut? Ich bin für eine Mietpreisbremse für Parkhäuser, dann würde der kostbare Platz -direkt am Nabel des Konsum- demnächst vielleicht großzügiger verschwendet.

Auto an Auto, Mensch an Mensch, aber doch, der einzelne erstaunlich oft mit Freundlichkeit gesegnet. Engheit bedingt Freundlichkeit. Soziales entsteht aus dem Kontakt. Respekt folgt der Aggression. Oben auf dem Weihnachtsmarkt angekommen, sticht als erstes der feine Geruch nach lebendigen Ponys in die Nase, die in Reih und Glied hintereinander stehen, etwas traurig in die Augen der Passanten blicken und noch auf Kinderlachen und -Beine warten. Eine Folge der niedrigen Geburtenrate? will ich noch denken, als schon die nächsten Eindrücke auf die Sinne stürmen: Läden voller Deko-Artikel kann mein Gehirn mittlerweile schon ganz gut einordnen, mit fachfraulichen Blick schätze ich Qualität, Ausstattung und VerkäuferInnen-Freundlichkeit inklusive Smalltalk-Faktor ein. Nur lieber nicht zuviel Smalltalk, das kann auch ermüdend werden, vor allem wenn man nicht mehr die Stornotaste findet. Das gedankliche Ergebnis der Stichprobe kann überzeugen, dennoch wird dieser Weihnachtsmarkt erstmal links liegen gelassen, um sich dem eigentlichen Plateau des Einkaufsrausches, langsam aber unaufhaltsam zu nähern.

Duftwelten folgen auf Kaffeewelten, Kleiderwelten folgen auf Straßenbahnen und Trubel und Autos und Essen und Düfte und Geld und Backwaren und Straßenschilder und Zettel und Quittungen und Tüten und Lachen und Freundlichkeit und Hektik und Stress und Höflichkeit und Drängelei.

Abends ist man dann, wen wundert´s, erstaunlich müde.

Pünktlich zum Sonnenuntergang schnauben die Pferde noch ein letztes Mal, bevor sie die feinen Herrschaften vor der Villa absetzen, währendessen drinnen das Dienstmädchen schon den Kaffee aufgesetzt hat und die Sofakissen für den Abend aufgeschüttelt hat.

Dachte ich noch in meiner Phantasie, als ich aufwachte und die Realität auch ganz beschaulich fand.

Der gesunde Mittelweg

Alle Jahre wieder, auch diesmal, ist Weihnachten. Man merkt es zuerst im August, wenn die ersten Paletten mit Lebkuchen, Christstollen, Schoko-Weihnachtsfrauen und Advents-Deko in die Läden gerollt werden. Dann stellt sich schon so langsam das erste weihnachtliche Gefühl ein. Man fragt sich dann auch, wie es so einer Weihnachtsfrau wohl geht, wenn man sie bei 26 Grad im Schatten langsam und genüsslich aus der Folie rollt, ihr klebriges Etwas in den Fingern hin und her reibt und dann langsam von Kopf bis Fuss auf Tuchfühlung geht?

Oder ein Lebkuchen zum Grillfest, das wäre auch mal eine Idee! Das gäbe eine ganz neue Kombination! Ingwer mit Bratwurst, Zimsterne mit Grillspieß, warum eigentlich nicht? Grillpartys im Winter gibt es ja bereits, alles weitere wäre nur ein kleiner Schritt. Das ließe sich auch von der Weltanschauung gut kombinieren: Hier die nordischen Atheisten und Thor-Kultsanhänger mit purem Fleisch als Lebensgrundlage und dort ein wenig christliches Weihnachtsaroma, aber bitte nicht zuviel. Eventuelle Zweifel an der eigenen Religions-Identität lassen sich gut mit hochprozentigem runtergurgeln.

Wer dann im September immer noch keine Weihnachtsgeschenke hat, braucht nur den Fernseher anzumachen. Von überall werden wir leise erinnert, dass da ja Ende des Jahres noch der Super-Gau des Geldausgebens auf uns wartet. Aber nur für die, die Geld haben, am Rande bemerkt. Alle anderen können noch die Heizöl-Lieferung vom letzten Jahr abstottern, den Weihnachtsbaum verheizen und die Stromrechnungen der letzten drei Jahre als Einwickelpapier verwenden. Und wenn es dann immer noch nicht reicht, kann man sich verschulden, so wie von den Banken erwünscht. Geld ist nur etwas wert, wenn der eine nichts davon hat.

Spätestens unerträglich wird es im November, wenn jeder Werbesport im TV oder im Radio irgendwie das Thema Weihnachten berührt. Spätestens jetzt ist die Kommerzialisierung endgültig durchdrungen und die letzten Reste des christlichen Ursprungs weggefegt.

Wer möchte, kann sich noch in Diskussionen vertiefen, ob man nun schenken soll oder nicht oder ob dekoriert werden soll oder nicht. Wer sowieso schon nicht „in Weihnachtstimmung“ war, kann sie sich von puristischen Weihnachts-Atheisten und Klein-Aufrechnern endgültig vermiesen lassen (die letzten Geschenke waren so und soviel wert und diesmal schenken wir gar nichts, du musst aber schenken, weil ich sonst beleidigt bin).

Was ist da die beste Option? Einfach weglassen, einfach wegfahren, in ein Land fahren, in dem nicht Weihnachten gefeiert wird. Einfach mal den 24.12. verschlafen, das wäre eine Option.

Oder das genau Gegenteil, den Trubel voll und ganz mitmachen und noch eins obendraufsetzen. Statt 12.000 Weihnachtsbirnchen des Nachbars und den 2,5 Tonnen Kunstschnee (Klimawandel), nehmen wir halt gleich die Großpackung vom Großhändler (50.000 Birnen und 10.000 gratis) und die Familienpackung Kunstschnee mit Deko-Weiß als Sprühdose (Kosten 6.000 Euro).

Ein gesunder Mittelweg scheint auch in diesem Jahr- unmöglich.

Alle Jahre wieder..

..da kommt sie, die „besinnliche Zeit.“ Aber warum heißt es eigentlich „besinnlich“, weil es uns um alle Sinne bringt? Oder weil wir uns besinnen sollen?

Für Kinder ist Weihnachten noch relativ überschaubbar, das vielleicht meist erwartete Game Fest des Jahres: Mama backt Plätzchen, man hängt den ganzen Tag so rum, in der Schule ist nicht mehr los, die Tage brauchen ewig, man hat einen Adventskalender, alles in allem eine schöne Zeit. An Weihnachten selbst macht man sich dann über Papi lustig, wie er sich mit dem Weihnachtsbaum rumquält und hilft ihm eventuell ein wenig nicht. Im Idealfall Tage der Verantwortungslosigkeit, an denen man sich entspannen, und im Schoß der Familie ausruhen kann. Und dann sind da noch die vielen Geschenke!

Wird man dann älter, dann drehen sich die schönen Erinnerungen der Kindheit ins Gegenteil und man erfährt zum ersten Mal in seinem kurzen Leben, warum das Fest der Liebe bei manchen so unbeliebt, wenn nicht gar verachtet ist: Zeiten des Stresses brechen aus. Als weibliches Familienoberhaupt obliegt einem meistens selbst die Verwaltung aller Dinge, die mit dem Fest zu tun haben: Das Haus muss dekoriert werden, einmal gründlich geputzt, Plätzchen müssen gebacken, Geschenke verpackt und Einkäufe erledigt werden. Die Parkhäuser und Supermärkte sind überfüllt, Geschenke werden möglichst online bestellt, was wiederum am Kontostand nagt. Und dann ist da noch das Kochen und das Backen, ihr Lieben! (Hände über den Kopf zusammen schlägt) Gerade hat man die Küche schön aufgeräumt und den Lappen an den Haken gehängt, gerade wollte man mal die Beine hochlegen und sich ein paar Minuten vorm Computer entspannen, da kommt schon wieder der nächste Essenswunsch und das ganze geht wieder von vorne los.. Geschäftliche Abschlüsse müssen gemacht werden, die Steuer rausgekramt und alle Adventsweihnachtskarten sind auch noch nicht geschrieben und wie war doch gleich die Adresse von dem komischen Onkel aus Übersee??

Erschwerend kommt hinzu, dass in der unbeliebtesten Jahreszeit Winter meistens Schnee fällt. Also müssen Schneebesen und Räumer rausgekramt werden und zusätzliche Arbeit lastet auf einem. Das Auto macht Macken, muss jeden Morgen von Eis und Schnee befreit werden, springt vielleicht nicht mehr an oder landet gar in der Werkstatt. Und die Kinder sitzen daheim im Warmen vor der Playstation und verstehen gar nicht, warum die Erwachsenen sich eigentlich so verrenken?

Wie soll man also im allgemeinen Jahresendspurt zu so etwas wie Besinnung kommen? Weihnachten, wie wir es feiern, ist meistens genau das Gegenteil von Besinnung: es ist innerer und äußerer Endspurt, kraftzehrend, aufreibend, tränentreibend, anstrengend. Und das in einer Jahreszeit, in der man sowieso eher wenig Energie hat und mehr auf Winterschlaf und Fetteinlagerung ausgerichtet ist (immerhin, das letzte klappt meistens auch so). Die Erwartungen sind sehr hoch, alles muss genau gleichzeitig und möglichst perfekt hergestellt werden. Kein Wunder, dass also genau an Weihnachten die Anzahl der Suizide und Zwangseinlieferungen in die Psychiatrie, aber auch die Scheidungen am höchsten sind. (meistens kurz nach den Feiertagen)

Am 24. soll dann alles in bester Harmonie stattfinden. Man ist einmal im Jahr bereit, so etwas wie Nächstenliebe und große Gefühle an sich zu entdecken, man ist bereit zu spenden und auf den anderen mehr einzugehen. Eigentlich eine tolle Sache. Das Problem ist nur, dass es so auf Knopfdruck meistens nicht klappt.

Weihnachten ist außerdem ein ausgesprochenes Familienfest und macht eigentlich nur mit Kindern Sinn. Dieser Glanz in ihren Augen… Wenn man ohne Kinder feiert, ist es nur eine abgespeckte Variante, so ein „Weihnachten light“ eben, dann könnte man genauso gut auch auf die Kanaren fahren oder eine Kreuzfahrt machen, das wäre die logischste und sinnvollste Alternative.

Einfach der alljährlichen Hektik mal den Rücken drehen und abschalten. Innerlich wie äußerlich. Mal wieder Kind sein. Nur für eine Woche… herrlich.

*puff* Traumblase zerplatzt

Oh Mist, die Plätzchen brennen an, ich muss weg, man sieht sich..

Schöne Weihnachtslieder

Die 10 nervigsten Weihnachtssongs… interessanter Artikel und gut geschrieben, hm- aber so nervig finde ich die eigentlich nicht. 😉
Für alle Leute, die noch nach der richtigen Weihnachtsstimmung suchen: Alle Lieder auf Youtube raussuchen und mind. dreimal am Tag hören, morgens, mittags und abends.

Dann klappt´s auch mit der Weihnachtsstimmung und dem Dauerlächeln auf der Weihnachtsfeier…

Meine persönlichen Favoriten:
http://www.youtube.com/watch?v=i-unBLOI7uM
Weihnachtszeit von Sido, sehr lustig

http://www.youtube.com/watch?v=C3l9jQADVF0
Jingle Bells von Kelly Familiy

Und natürlich der Wham- Klassiker in der 1985 Gedächtnis-Edition
http://vimeo.com/15959908

Was, so alt ist der schon?

Das unbezahlbare Weihnachtsgefühl

Ist es nicht seltsam, wie sehr man für ein richtiges „Weihnachtsgefühl“ abhängig vom Wetter ist? Aber was soll das schon sein, ein Weihnachtsgefühl! Und überhaupt, vom Wetter abhängen? Das kann ja höchstens übersentimentale Poetinnen und andere christliche Romantikerinnen betreffen- aber nachweisbar ist es ganz sicher nicht!

Nun ja, ich will es dennoch mal versuchen. Dieses Jahr gab es also noch kein Schnee. Zumindest nicht für die Leute in Deutschland und für die meisten im Flachland. Etwas weiter höher in den Bergen soll es ja durchaus schon weiße Flöckchen gegeben haben. Ansonsten: Regen, Wind und Matsch, soweit das Auge trieft. Vor allem Wind, z.B. gestern. Da flog einem die Mütze nur so vom Kopf. Der Wind zerrte mit seinen kräftigen Armen am Balken der Unterkunft und wollte mal wieder zeigen, was er so drauf hat. Es pfiff und blies nur so, was das Zeug hielt. Einen ganzen Tag lang. Schwindel in den Ohren, irgendsoeine gereizte Stimmung hatte sich ebenfalls breit gemacht. Vom Wetter, ach komm! Was bist du doch nur für ein Waschlappen. Da muss man wirklich schon sehr empfindlich sein, davon so abhängig zu sein. Oder darauf so zu achten, das wird auch immer schlimmer dann!
Was sollen die Extrem-Bergsteiger erst sagen? Oder die extrem Lang-auf-einen-Pilgerpfad-Marschierer? Oder die Leute, die damals zur Antarktis gesegelt sind? Die wären froh, über diese netten mittelwarmen Temperaturen und die frische Brise. Also, wie immer eine Frage der Perspektise.

„Das unbezahlbare Weihnachtsgefühl“ weiterlesen

Weihnachtspause

So, das Jahr neigt sich zu Ende und der wahrscheinlich letzte Artikel vorm hohen Fest wird heute geschrieben. Viel hatte sich in den jüngsten Tagen ereignet und über soviel wollte ich noch mein Geist und meine Feder erlassen. Am Ende ist es mal wieder recht dürftig geworden.

Das ist das Schöne am Bloggen: ungewiss, in welche Richtung es gehen wird, wenn man sich denn mal darauf einlassen kann.

Um nicht gleich wieder zu kopflastig zu werden, frage ich mich: Was ist mein Gefühl, was diese Weihnacht betrifft?

Zuerst, in allen Blogs die ich lese, kommt dieses Fest so gut wie gar nicht vor. Die einen haben ihre Schreibfrequenz sehr eingeschränkt, andere schreiben weiterum über ihr Kernthemen, meistens politische Blogs, die in meinem treuen Reader sind.

Aber ich habe anscheinend zu wenig persönliche Blogs im Abonemment, denn über Weihnachten an sich habe ich nichts gelesen. Ich habe nichts über die christlichen Wurzeln gelesen, ich habe keinen persönlichen Hausfrauen-Bericht über Weihnachtsstreß und Plätzchenbacken gelesen (mit ein paar wenigen Ausnahmen) keine Blogs von Kindern oder Familien, die darüber schreiben, wie sie sich auf die Geschenke freuen. Entweder meine Blog-Auswahl ist da sehr einseitig oder es sind Themen, die nicht so in die Öffentlichkeit dringen. Vielleicht ist mein Aufmerksamkeitsfilter auch zu sehr auf bestimmte Dinge gerichtet und übersieht die anderen. Ja, vielleicht bin ich da die Weihnachtsmuffelin und möchte es jetzt nur zu gerne euch in die Schuhe schieben…

Ich selbst habe ja auch nichts über Weihnachten geschrieben. Das war letztes Jahr noch ganz anders. Aber diesmal- irgendwie keine Lust, keine Motivation und auch keine Ansteckung von außen, nichts Inspirierendes, keine „Wunder“, nichts Bewegendes, nichts Feierliches in meinem Gemüt.

Das einzige, was in den letzten Tagen wirklich oft in den Medien und den Köpfen war, war und ist das blöde Winterwetter. Die bange Frage, ob das nun eine Klimaerwärmung ist oder nicht nur ein normaler Winter.
Dann die Zusammenfassung und Erkenntnis, dass es in unserer „modernen“ Marktwirtschaft an allen Ecken und Enden mangelt: Zuerst wurden die Winterreifen knapp, just in dem Moment als die Politik eine allgemeine Winterreifenpflicht verhängt hatte, komischer Zufall! Dass sie dann natürlich auch teuerer werden und zwar beim Einkauf hat mich schon etwas „gewundert“.

Große Versprechungen gab es auch beim Streusalz, manche Gemeinden konnten sich große Vorräte leisten und haben sich gut drauf eingestellt, andere wiederum, denen politisch der Saft abgeschnürt wurde und die tief in den roten Zahlen stecken, können ihren allgemeinen Straßenräumpflichten nicht mehr nachkommen. Das ist bedauerlich. Genauso, wie die gestrige Meldung aus dem Radio, das eine Familie furchtbar eingeschneit wäre und nun die Gemeinde anklagt, weil keiner kommt, um sie aus diesen Schneebergen zu befreien. Komischerweise aber die einzige Familie, die darüber geklagt hatte und die Verantwortlichen verwiesen nur zähneknirschend und etwas verärgert auf die „allgemeine Straßenräumpflicht“, die jeder Anwohner übernehmen muss. Im Ernstfall bedeutet das: Bis zur Straßenmitte den Schnee von der Straße entfernen, wer das nicht tut, haftet für eventuelle Unfälle und Personenschäden.

So erlebt „man“ vorm Hintergrund der allgemeinen Schnee-Katastrophe (die ja nur ein „normaler“ Winter ist), dass die Probleme sich mal wieder gegenseitig in die Schuhe geschoben werden: Die Politiker da oben machen die Gemeinden verantwortlich, die Gemeinden schieben die Last auf den Bürger, der wiederum ist „wutentbrannt“ (ein sog. Wutbürger) und will sich das nicht länger gefallen lassen, er schimpft mit seiner Frau, die wiederum mit den Kindern und die treten dann grimmig auf des Hundes Schwanz, der heulend davonrennt und daraufhin die Katze jagt… ein endloser Kreislauf des Jagens und Stechens und am Ende gewinnt… keiner.

Und mein einziger großer Weihnachtseinkauf in diesem Jahr wurde just auf den Tag gelegt, als es im hohen Germanien wie aus göttlichen Kübeln schneite und stürmte und die Fahrt zum Lieblingskaufhaus des Vertrauens in Kaiserslautern über die Autobahn wurde zur eisigen Rutschpartie. Vor allem für die vielen LKWs, denen schon im kleinen Dorf, an kleinen Bergen keine Weiterfahrt mehr möglich war. So war ich doch ganz froh, die meisten Besorgungen entweder zusammen mit dem besten Ehemann der Welt oder über das Internet getätigt zu haben. Der traurige Postbote allein, klagte über einen vierfach zu stemmenden Paketaufwand in dieser Zeit. Er sei bedauert und lieb gekost, vor dem Angesicht der Arbeit, die er für uns einfache Bürger geleistet hat.

Von der sonstigen Konsumfront sind keine besonderen Neuigkeiten zu verzeichnen, außer vielleicht, dass er dieses Jahr besonders gut von der Hand ging und der von Krise und Kaufzurückhaltung einst gebeutelte Einzelhandel sich nun emsig die Hände warm reiben kann.

Vom allgemeinen Widerstand gegen den Konsumterror war in den Geschäften nicht viel zu sehen. So wurde der gestrige Einkauf zu einem Wettlauf mit der Zeit, gegen die anderen Passanten und stellenweise…bis auf den Tod! Grimmige Hausfrauen bauten eine Einkaufswagenfront in des Ganges Mitte auf, sture einfältig blickende Männer fortgeschrittenen Alters blockierten mit eingebauten Scheuklappen und weit angewinkelten Armen die Bäckereitheke, deren Verkäuferin stundenlang an der Kasse herumnestelte und angesichts ihres Kampfes mit der Technik die schlechte Laune eins zu eins an den Kunden/ die Kundin weitergab. Die Brötchen aber, oh heiliges Wunder, waren genießbar und so schmeckte das erste und einzige Lachsbrötchen des Jahres im Anschluss vorzüglich. Vergessen war die Hektik, vergessen war der Streß.

Weihnachten, du magst gerne kommen,
für dich ist immer noch ein Plätzchen frei.

So lass dich nieder und sei erklommen
vom heil’gen Geist und des Menschen Grübelei!

Eine schöne Weihnachten für alle Leserinnen und Leser.

Die Kommentare sind moderiert bis zu meiner Niederkunft an einem nicht genannten Tag.

So seid artig und seid brav… und rutscht mir fein in neue Jahr!

Eure Madame Julia