Der Game Changer

Der Virus schlägt uns ins Getriebe. Zeigt uns, dass wir klein und verletztlich sind. Er, der kleinste von allen! Torpediert unsere Größe.
Verzweifelt ist das Anliegen der Politiker, jetzt „einen Plan“ zu finden und höhnisch sind die Repliken in den Tageszeitungen. Man reagiert mehr, als das man agiert. Aber was soll man auch machen? Mich erschreckt die Geschwindigkeit, mit der er jetzt unsere hochvernetzte Welt treffen kann.

Wir Menschen, sind ein einziger Organismus auf der Erde und der kleine Virus macht nicht Halt in unserer einzigen, gemeinsamen Blutbahn, die unsere Straßen und Verkehrswege sind. Auf manchen Wegen geht es langsamer (Schiffe) auf anderen rasend schnell (Flugzeuge). Dort wo es Cluster und soziale Verteilknoten gibt, kann er besonders stark angreifen (Schulen, öffentliche Einrichtungen, Großveranstaltungen).

Auch junge Menschen mit einem vermeintlich starken Immunsystem sind betroffen. Dieser Virus ist neu und es gibt noch keinen Menschen, der ihm zuvor begegnet ist. Gefährdet sind vor allem Menschen mit Vorerkrankungen. Der Virus wirkt hier wie ein Verstärker der „natürlichen Auslese“. Nur die stärksten sollen durchkommen. Leben bedeutet eben auch Kampf – Lebensstrategie, Todesstrategie und alles, was sich dazwischen befindet. Wenn wir in unserem engen geschützten Rahmen leben, vergessen wir oft, wie anfällig alles ist und dass unsere hochtechnisierte Zivilisation nur ein kleiner Schutzfilm auf dem Drama der Evolution ist.

Wie lange wird es dauern, bis es ein Gegenmittel gibt? Welche Fakten sind schon bekannt?
Es ist derzeit mühsam, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Mich aber interessiert auch das Ausmaß an Panik und die seelischen Ausnahmezustände, die der Virus verursachen kann. Unsere große Urangt vor dem Unbekannten schlägt hier gnadenlos zu.

Vereinzelt las man schon Übergriffe auf Menschen, die aus einem vermeintlichen Infektionsherd kommen (z.B. Chinesen).
Werden wir wieder zu Tieren, wenn die Versorgung knapp und die Ressourcen begrenzt werden? Was machen wir, wenn die ersten Medikamente nicht mehr lieferbar sind? Was jetzt schon tlw. der Fall war, weil alles am Anschlag läuft und die Kosten mal wieder an der falschen Stelle eingespart wurden?

Was machen wir, wenn unsere Notaufnahmen und Intensivstationen gnadenlos überfüllt sind? Werden wir dann auch mal eben ein bis zwei neue Krankenhäuser in sieben Tagen bauen können? Was macht der Virus mit schwächeren Gesellschaften und mit jenen, in denen es viele Alte gibt?

Wen interessieren schon Fakten? Verbreitungszahlen oder sowas trockenes wie eine „Sterberate“? Wenn man ein schönes reißerisches Thema für die Medien hat und plötzlich an die ganzen Weltuntergangs-, Katastrophen- und Zombiefilme erinnert wird, die man schon gesehen hat?

Der Virus hat das Potential, zu einem „Game Changer“ zu werden. Wie ein Krieg, kann dieser biologische Kriegsauslöser die bestehenden Strukturen völlig zerstören und dafür sorgen, dass wir gezwungen werden, komplett neue aufzubauen.

Ist es so sinnvoll, die komplette Medikamentenherstellung, bzw. die Wirkstoffproduktion nach China auszulagern? Wäre der Aufbau von großen lokalen Kapazitäten nicht auch sinnvoll gewesen?
Warum gibt es, kaum acht Wochen nach dem Ausbrauch der Epidemie schon jetzt keine Schutzmasken und Schutzkleidung in Deutschland mehr?

Wie schützen wir uns in einer eng vernetzten Welt und warum sind wir nicht mehr in der Lage unser großes Wirtschaftsgetriebe mal für ein paar Tage anzuhalten? Warum konnte man den Betrieb des Karnevals, der Reisen oder anderer Geschäftstätigkeiten in Deutschland z.B. nicht vorher aussetzen? Warum muss man immer erst hinterher darauf reagieren, wenn das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist?

So wie es aussieht, läuft es auf eine komplette „Durchseuchung“ unserer Bevölkerung hinaus. Mit allen positiven und negativen Folgen, die sich daraus ergeben werden.

Der Virus

Mich hat ein Herpes-Virus niedergestreckt. Eigentlich nur ein kleines Ding, noch nichtmal ein „Wesen“ mit Gehirn. Einfach nur eine nervige Ansammlung von Peptiden und DNA-Strängen, die mein eigenes Leben umkrempelt.
Am Sonntag ging es los. Es kribbelte und brannte an der Lippe. „Ohoh“ hab ich mir gedacht, dieses Gefühl kenne ich.
Hatte ich das letzte Mal mit 16. Und jetzt, passend zu meiner „zweiten Pubertät“ geht es wieder los.
Die Lymphknoten wurden bretthart und eine eiserne Müdigkeit hat mich niedergestreckt. Die Körpertemperatur schoss nach oben und mit ihr auch die Ausdehnungen der kleinen „Fieberbläschen“ auf der Oberlippe. Viel machen kann man nicht. „Diätetische Ernährung“, vor allem Lysin, das dann anstatt des Arginin in das Virus eingelagert wird und womit der dann „nichts anfangen“ kann und Probleme beim Aufbau seiner Hülle hat. Mehr Zink und Vitamin C.. gesunde Ernährung, das Immunsystem mit den üblichen Mitteln stärken. Stress vermeiden und viel schlafen. Das mache ich im Moment. Soviel wie lange nicht. Ich fühle mich ein bisschen faul, weil ich ständig müde bin und tagsüber oft im Bett liege, mein Mann aber munter weiterarbeitet und nicht im Geringsten vom Herpes-Bösewicht tangiert wird. „Du könntest mir auch mal beim Renovieren helfen!“ kommt dann der vorwurfsvolle Ton aus der Baustelle, während ich am Kämpfen bin, überhaupt wach zu bleiben.
Kleiner, nerviger Virus , ich sehe Dich nicht, doch bestimmst Du ein ganzes Leben.
Ich würde diese nervige, hart gewordene Kruste gerne abkratzen, weil wir natürlich noch in dieser Woche ein sehr wichtiges Treffen mit ehemaligen Arbeitskollegen und Geschäftsfreunden haben. Da sieht so eine „Enstellung an der Lippe“ natürlich wahnsinnig blöd aus. Man soll aber nicht dran kratzen, weil es sich sonst entzünden kann. Muss ich also mit leben.

So ein Virus ist schon ziemlich schlau. Der trifft mich nie auf dem Höhepunkt meines Schaffens, sondern immer dann, wenn es mir schlecht geht. Als ich eine Erkältung nach der nächsten hatte (im Januar) und meine Energiereserven schon ziemlich am Boden waren. Nicht irgendwann. Nein genau dann, wann du ihm am wenigsten gebrauchen kannst. So wie die Steuererklärung. Oder der Ehekrach. Oder die 3 kg zuviel um deine Taille herum.

So Virus. Ich werde mit dir leben. Und ich werde dich besiegen. Dann kannst du dich wieder in deinen letzten Winkel zurückziehen und ich werde triumphieren!

Der politisch korrekte Eselskarren

oder: Das Konzept „Steuersenkung“

Heute möchte ich mal einen Begriff aus der politischen u. medialen Öffentlichkeit herausgreifen, der in der letzten Zeit sehr häufig auftaucht und nicht selten das Zünglein an der Waage ausmacht: Das Thema „Steuersenkung“.

Dabei möchte ich das Thema nicht nur politisch, sondern aus verschiedenen Blickwinkeln und auch möglichst wertungsfrei betrachten. Wenn man eine Meinung für etwas einnimmt, gerät man immer den Verdacht, innerlich auf eine bestimmte Partei festgelegt zu sein, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich finde es wichtig, bestimmte Konzepte isoliert und ohne Parteienkalkül betrachten zu können. Es ist durchaus möglich, eine linke Partei zu wählen und dennoch für Steuersenkung zu sein oder Atomkraftwerke abzulehnen, aber sich dennoch für Arbeitsmarktreformen einzusetzen. Das eine hat ja meist mit dem anderen nichts zu tun.

Meine Vermutung ist, dass sich in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Steuersenkung“ ein „Virus“ in den Köpfen eingenistet hat, der nach zwei Seiten ausschlägt.

Mit „Virus“ meine ich hier das Konzept des Virus nach Vera F. Birkenbihl, also ein gedanklicher Selbstläufer, der von anderen ungefragt übernommen wird, weil er so schön passt- und sich anschließend schnell verbreitet. ((noch mehr Infos zu Viren, bzw. MEMen in dem verlinkten Video, das ich wirklich sehr empfehlen kann))

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