Die Mediengrippe

Kommentar

Nun also die Schweinegrippe.

Äh nein, falsch- die Mexiko-Grippe, äh ne auch falsch, die „Neue Grippe, Nachfolgerin der ehemals alten, bzw. vordermals alten und ehemals, dazumal neuen Grippe.“

Als ob die Menschen in diesem Jahr mit der „Weltwirtschaftskrise“ nicht schon genug zu tun hätten, nähert sich nun das nächste Schreckgespenst und verbreitet Sorgen und Kummer. Wie immer sieht man vor allem die Unfähigkeit des modernen Medien-Benutzers (auch des Gebildeten) diese Phänomene richtig einzuschätzen und sich eine objektive, von Panik freie, Meinung zu bilden.

Sicherlich, ein paar Menschen sind schon gestorben. Sicherlich, die Grippe verbreitet sich von Mensch zu Mensch (so wie tausende andere Krankheiten und Viren auch). Aber gibt es nicht auch Medikamente? Ärzte? Programme? Notfall-Pläne? Forscher, die ein Gegenmittel bzw. eine Impfung erfinden?

Komischerweise habe ich beim Namen „Pandemie“  immer diese komische Reportage, eine Mischung aus Katastrophen-Szenario und pseudo-wissenschaftlichen Fakten im Hinterkopf.
Das war vor ein paar Monaten, aber ich erinnere mich noch gut an die Bilder, die Unheil-verkündende Stimme, die bedrohliche Musik wie in einem Horrorfilm, die gekünstelten Bilder und Visionen eines Regisseurs und Autors, der eigentlich nur Geld auf Aufmerksamkeit erhaschen wollte. Was tun Menschen nicht alles für Aufmerksamkeit! Was tun Menschen nicht alles für Beachtung, Einschaltquoten und Medien-Interesse.

Manche Menschen haben das so sehr nötig, dass sie jeglichen Anstand über Bord schmeißen und nur noch auf diesen einzigen Faktor „Aufmerksamkeit“ reduziert sind. Wie der Medienpsychologe gestern in der Fernsehsendung richtig feststellte, ist die Masse der Menschen unfähig, sich ein von Emotionen freies Bild über eine Sache zu machen und nur die trockene Statistik zu sehen. Menschen funktionieren manchmal ähnlich wie ein Vogelschwarm: Sie fliegen hoch, weil alle hoch fliegen. Gefahr hin oder her, erstmal wird alarmiert, nachdenken kann man später ja immer noch.

Aber so ein Verhalten ist in allen Fällen, wo es keine ernste Gefahr gibt, verwerflich. Es verschlimmert die Gefahr sogar. Massenpaniken (im großen wie im Kleinen) werden immer von Menschen ausgelöst, die sich von der Panik anstecken lassen. Die sich im entscheidenden Moment nicht unter Kontrolle haben, sondern den Befehlen ihres limbischen Systems und anderen Gefühls-emittierenden Regionen des Gehirns untergeordnet sind. Die die Bilder nicht filtern können. Die dem Medien-Hype ausgeliefert sind. Die glauben, was ihnen andere erzählen. Die sich auf irgendwelchen dubiosen Nischenblogs rumtreiben und Meinungen zu einem Thema lesen, von dem sie eigentlich- so wie ich- keine Ahnung haben.

Aber zugegeben, es ist mal wieder etwas neues. Es lässt sich vorzüglich vermarkten und einen schönen harmonischen Einklang im kollektiven, global vernetzen Bewusstsein der Menschen schaffen.

Danke, Mediengrippe!