Nutze Deine Lebenszeit

Ich hatte gestern mal wieder einen kleinen Disput mit meinem Schatz.
Es geht dann meistens darum, dass einer von uns beiden launisch oder körperlich schlecht drauf ist und die Schuld daran dem anderen zuschiebt. Wie so oft, möchte man die „positive Energie“ beim anderen absaugen und ärgert sich dann, wenn es gerade nicht möglich ist.
Entweder man schiebt eine Laune und hofft, dass der andere es registriert und sich um einen kümmert. Oder man schmollt und gibt sich absichtlich abweisend und kühl. Beide Verhaltensweisen führen nur selten zum Ziel, nämlich mehr Zuneigung und Liebe zu bekommen!

Indirekte Verhaltensweisen sind weiblich, aber oft wenig zielführend. Denn der innere Frust kommt nicht wirklich heraus, versteckt sich hinter fadenscheinigen Argumenten und führt zu Schuldzuweisungen, die nicht besonders hilfreich sein und auch nicht den Kern der eigenen Problematik berühren. Der andere kann niemals wissen, was man möchte oder braucht, wenn man es nicht formulieren kann. Die Ehrlichkeit den eigenen Gefühlen gegenüber muss von einem selbst geleistet werden!

„Was meinst du jetzt eigentlich?“ Fragt er mich entgeistert, nachdem ich gerade 15 Minuten am Stück all meinen Frust und alle meine Emotionen in einen Monolog gepackt hatte, der einfach nicht enden wollte.
„Dir zu zuhören ist wie eine Welle aus Nachrichten zu lesen und du willst dann genau eine Antwort. Das ist einfach nicht möglich.“ sagt mir der logische Teil meiner Partnerschaft.

Mir geht es hingegen oft um Gefühle und innere Abgrenzung. Dass ich z.B. auch mal meine Ruhe brauche und nicht immer, jeden Tag nonstop 100 Prozent alles geben kann. Er macht sich dann oft lustig und meint, dass ich mich unterfordern würde.

Wir haben es noch mehr auf die Spitze gebracht und weitere Motive aufgedeckt. Der Fernsehabend war gelaufen. Wir redeten eine Stunde lang. Am Anfang war ich noch aufgebracht und ärgerlich, aber mit der Zeit klärte sich das trübe Wasserglas. „Wenn Du im Bett liegst und schlecht drauf bist, dann ist das nichts weiter als eine Verschwendung von Lebenszeit.“.

Baff. Das hat gesessen. Er hatte so absolut Recht damit.

Man muss sein Leben nutzen. Auch wenn es einem schlecht geht.
Wenn man sich der ganzen Depression und dem ganzen Elend hingibt, dann ist das einfach nur destruktiv.
Man kan und sollte, auch in schlechten Phasen, wenigstens versuchen, kleine produktive Schritte zu unternehmen.

Denn niemand nimmt die Verantwortung für die eigene Laune ab.
Immer nur zu erwarten, dass andere für einen die Probleme lösen und einem aufbauen, ist kindisch und unreif.

„Dieses ständige Rückblicken und Aufschreiben macht einfach keinen Sinn.“ Schon wieder hatte er mich kritisiert.
„Okay das ist jetzt etwas übertrieben, aber was vorbei ist, ist vorbei. Mach was aus Deinem Leben“. sagt er mir.

Weiblichkeit bedeutet oft passiv und untätig zu sei und sich an andere zu hängen und zu brauchen.
Man lebt im Rückblick, in den Erinnerungen und der Nostalgie. Tick-Tack und die Uhr geht trotzdem weiter.

Man wird bedürftig, unreif und schwach und strahlt diese Bedürftigkeit nach außen aus. Am Anfang, wenn man jung ist, ist das noch süß.
Und man wird überall „starke Männer“ finden, die einen beschützen und einen mit positiver Energie versorgen. Man muss nichts machen, ist immer die kleine dumme Prinzessin.

Aber irgendwann wird es mit dieser Strategie schwieriger. Je älter man ist, desto mehr muss die eigene Passivität in etwas Positiv-Konstruktives umschlagen. Das ist der Weg des Lernens für weibliche Personen.

Nutze Deine Lebenszeit.

Kein Ohr- Teil 3

An einer Sache Zweifel zu haben, bedeutet ihren Sinn zu finden

Ich beantworte hier die letzte Frage von Alesandra, die nochmal wissen wollte, was ich eigentlich mit dem Blog will, bzw. was der Idealfall wäre.

Da ich das in den vorherigen Artikeln noch nicht ganz herausgearbeitet habe, hier eine kleine Ergänzung:

Das Blog hat viele Zwecke, die erstmal ohne erkennbaren Nutzen sind, aber dennoch Spaß machen oder einen inneren Antrieb erzeugen: Kommunikation, sich austauschen, von der Seele reden, Kunst produzieren, Freude am Tun, Ventil für Emotionen, usw.

Das ist alles sehr wichtig und muss auch nicht ständig in Zweifel gezogen werden. Man macht es, weil es Spaß macht und irgendwie hilft- fertig.

In diesem speziellen Betrachtungs-Fall versuche ich aber, das Blog darauf zu reduzieren, was es für eine gesellschaftliche Wirkung und was für einen Nutzen es für die demokratische Teilhabe haben könnte. Also ein ganz spezielles Detail, das von verschiedenen Fragen eingegrenzt und beschrieben wird:

Zum Beispiel

  • Werden Bloggerinnen und Blogger ernst genommen?
  • Nehmen Politiker es wahr, was BloggerInnen schreiben oder ist es ihnen egal?
  • Hat man mit seinen wenigen Besuchern einen Breitband-Effekt auf die Meinungsbildung?
  • Wenn nein, warum nicht? Liegt es an der Art des Mediums oder einfach an der Reichtweite?
  • Welches Prestige haben Blogs und warum spielen sie in der öffentlichen Meinung eine so untergeordnete Rolle?
  • Warum gibt es in DE keine echte Basisdemokratie?
  • Warum interessieren sich in Deutschland so wenige Menschen für echte Basisdemokratie, obwohl doch vielen Menschen klar ist, dass man viel ändern könnte und sich mit wenigen Mitteln gut einbringen könnte?
  • Warum scheitern viele Menschen schon an der einfachsten Grundlage zur Demokratie, nämlich der Diskussion mit anderen und die tolerante Akzeptanz von anderen Meinungen? (Stichwort Streitkultur)
  • Wie ist die „Macht“ der Blogs im Vergleich zu den traditionellen Medien?
  • Wem dient die Macht der Medien? Man denke z.B. an einen Menschen wie Berlusconi wie er die Medien für seine eigenen Zwecke missbraucht oder bei uns in DE die Macht der Zeitung mit den großen Buchstaben ….
  • wenn man sich z.B. Einschaltquoten von Fernsehsendungen oder Auflagen von großen Zeitungen anschaut, wird schnell klar, dass man da als kleine Bloggerin/ kleiner Blogger überhaupt nichts ausrichten kann
  • hat man überhaupt das „Recht“ mit dem eigenen Werk Einfluss auf die Meinung anderer zu nehmen oder ist nicht schon der kleinste Versuch eine Manipulation von anderen, die eigentlich nur Abwehr und Blockade erzeugen kann (moralische und psychologische Frage)

Also bei all diesen Punkten wird mir schnell klar, dass das Blog nichts in dem Sinne bringen kann wie eine „normale Zeitung“, einfach weil es viel kleiner und viel privater ist und auch auf einer anderen Grundlage entsteht.

Die Frage bleibt: Was bringt es dann? Wenn ich mich mit ein paar Menschen vernetze und einen engen Austausch betreibe, ist das dann genug? Kann eine kleine Bewegung zu etwas großem werden? Hat die kleine Vernetzung und die kleine Bewegung nicht auch einen „Sinn“ ?

Wenn ich mich über etwas aufrege, aber nicht dafür sorge, dass etwas besser wird, kann ich mir die Aufregung eigentlich gleich sparen, weil sie dann überflüssig ist. Der Mensch ist von der Natur zu sehr auf Energie-Sparen angelegt, dass so eine Verschwendung von Zeit, Energie und Ressourcen eigentlich sinnlos und im Extremfall sogar lebensbedrohlich bis unsinnig wäre. Welchen Sinn macht dann eigentlich ein „übergroßes Gewissen“ oder ein „übergroßes Mitteilungsbedürfnis“? Wie können wir diesen Effekt nutzen, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen?

Und wenn ich etwas nur tot diskutiere, aber nichts im täglichen Verhalten ändere, macht es auch keinen Sinn. Rein moralisch kann man den hungernden Kindern in Afrika nicht zuschauen, ohne etwas zu tun und gleich im Anschluss an die Fernsehnachrichten etwas spenden zu gehen.

Warum gibt es bei manchen Themen eine so große Bereitschaft der Menschen, sich zu zusammenzuschließen und zu demonstrieren (z.B. bei der Atomkraft oder Stuttgart 21) und bei anderen Themen wiederum nicht (z.B. niedrige Löhne, Armut in Deutschland, Steuerrecht, Kindermangel, etc.) ?

Das sind einfach alles Fragen und Themenbereiche, die mich beim Bloggen sehr beschäftigen und hin und wieder auch Zweifel aufkommen lassen. Ich weiß nicht, ob ich darauf unbedingt eine gute Antwort oder eine Lösung brauche, aber es sind zumindest mal offene Fragestellungen, die ich als wichtig empfinde. Einfach als Grundlage für das eigene Schreiben und Wirken- um zu wissen, in welchem Kontext man sich bewegt.

Kein Ohr- 2

Patient Gesellschaft

Habe nochmal über den letzten Text nachgedacht. Der ist eigentlich zu depressiv, zu negativ und sieht nur eine Seite.

Diese Motivation „etwas ändern zu wollen“ oder die euphorische, bis jugendlich-überschwengliche, vielleicht auch „dumme“ Haltung „die Welt zu verbessern“ hatte ich nicht immer. Wie ist das Blog überhaupt entstanden? Was wurde aus der Anfangsmotivation und welchen Lauf hat sie dann über die Jahre genommen? Es mag manche LeserInnen etwas langweilen und als Nabelschau wirken, aber ich habe einfach Lust darüber nachzudenken, weil es mir auch hilft, Klarheit zu bekommen und den zukünftigen Kurs der eigenen Schreib- Arbeit besser absteckt. Ich könnte den Text auch nur für mich schreiben, aber ich will die Öffentlichkeit darüber informieren, wie der Stand der Dinge aussieht… da meine Blog-Öffentlichkeit überschaubar ist, ist das auch kein Problem (und vom Exhibitionismus einer Charlotte Roche bin/bleibe ich hoffentlich noch weit entfernt).

Ursprünglich habe ich das Blog aus reiner Langeweile gemacht, weil ich ein paar Ideen im Kopf hatte, die raus mussten. Das ist eigentlich schon alles. Vielmehr Motivation gab und gibt es nicht (und sollte es meiner Meinung nach auch nicht geben, weil es dann zu kompliziert wird). Wenn man erstmal überlegt, wieviel Besucher man haben möchte, wieviel Geld man durch Werbung verdienen möchte oder wie die eigene Persönlichkeitsmarke besser ausgebaut werden kann, dann hat man vielleicht mehr Ehrgeiz und einen stärkeren, von außen motivierten Antrieb, aber die Qualität und Art der Texte wird zwangsläufig darunter leiden. Die maximale Freiheit beim Bloggen auszunutzen halte ich für den größten Gewinn an dieser Tätigkeit.

Erst mit der Zeit habe ich gemerkt „hoppla da sind ja noch andere Menschen, die ähnlich denken“ und mir fiel auch auf, wie bei bestimmten Aussagen heftiger Gegenwind entstanden ist oder Leute bereit waren, in eine Diskussion einzusteigen. Ich habe diesen Zweig einfach weiterverfolgt und bin so auch zum politischen Bloggen gekommen. Mit der Zeit schaut man sich immer mehr Details der Gesellschaft an, steigert sich vielleicht auch immer mehr rein… und dann? Enttäuschung? Resignation? Je mehr man eine Sache betrachtet, desto mehr sieht man auch ihre Schwächen und desto eher erkennt man vielleicht auch die Zusammenhänge. Und damit verbunden ist die Kenntnis, dass die Welt zwar schlimm ist, aber man nur recht wenig tun kann. Es ist daher umso wichtiger, das zu tun, was man überhaupt machen kann. Es sind oft nur kleine Schritte, kleine Gedanken- aber die Gesellschaft ist eben die Summe dieser kleiner Menschen, kleiner Gedanken, die erst im Zusammenspiel zu etwas Großem werden. Der einzige Mensch ist nie groß, er ist immer nur ein kleiner Teil von allem.

Bei der Politik drängt sich oft der Eindruck auf, dass das Ganze zwar „Demokratie“ heißt, aber die Menschen selbst durch die modernen Medien nicht wirklich Einfluss auf Enttscheidungen haben. Bestimmte Protestwellen im Bereich der Internetpolitik sind da eine Ausnahme (Zensursula, und ähnliche). Dieses Zusammenspiel zwischen Bürger und Politik zu verbessern, halte ich nach wie vor sehr wichtig, auch wenn es regelmäßig zu Enttäuschungen führt.

Wird ein Arzt rat- und hilflos, wenn er viele Patienten kuriert und viele Krankheiten in seinem Leben gesehen hat? Wenn ihm Menschen unter dem Messer weggestorben sind? Warum kann der Arzt am menschlichen Leben fröhlich weiterschneiden und warum wird der Blogger ratlos und resigniert? Der Blogger schneidet mit seinen Worten durch die Welt und wenn der Text-Körper aufgeschnitten ist, setzt er hier und da eine neue Laut-Verbindung und entfernt am anderen Ende totes Gedanken-Gewebe und pflanzt neue Ideale ein. Er kann die Natur des Menschen nicht komplett ändern, aber er kann kleine Eingriffe vornehmen, die die Natur aus eigener Kraft nicht mehr ändern könnte. Und ja, manchmal sieht es auch kunstvoller aus, als es eigentlich ist. „Ästhetik und Funktion, natürlich beides!“

Der letzte Arzt, der mir in Erinnerung geblieben ist und von dem diese Worte stammen, wirkte auch hilflos. Er hatte Ringe unter den Augen und er wirkte überarbeitet. Er war schon etwas alt und hätte eigentlich in Rente gehen müssen. Seine Worte waren kurz angebunden und er wirkte nicht besonders fröhlich oder gelassen, aber dennoch voll konzentriert und kompetent. Ich hatte das Gefühl, dass er sich an seinem Job festhielt und äußerst ungern in den Ruhestand gehen wollte. Er war ein Workaholic und seine größte Motivation war das Helfen und der Dienst am Menschen. Auch wenn er nicht darüber sprach, so hat man es ihm sehr gut angemerkt.

Wieviel Patienten sind bei ihm gestorben? Wieviel Leiden hat er schon gesehen? Und hat er je aufgegeben? Nein..aber die Arbeit hat ihn verändert. Er wurde älter. Aus seinen hochfliegenden Idealen auf der Uni sind Realitäten geworden. Er ist vielleicht Chefarzt geworden, was er sich vorgenommen hatte. Karriereziel erreicht. Aber hat er auch den bahnbrechenden Durchbruch in der Forschung gemacht? Wurde er international ausreichend gehört? Wurde er ein glücklicher Mensch? Hat seine Ehe zu sehr darunter gelitten? Hat er genug verdient? Hat er „als Mensch“ genug zurückbekommen?

Hat er- und das frage ich mich am meisten- je danach gefragt, was die Patienten für ihn tun können?

Der Arzt ist für mich ein Vorbild. Er arbeitet bis zum Umfallen, die Motivation ist das Helfen. Und er macht es, ohne zu fragen oder ständig was zu erwarten. Obwohl diese Haltung rein logisch und vom Kopf her betrachtet, unsinnig erscheint, so scheint sie auf einer anderen Ebene wunderbar zu funktionieren.

Und darüber hinaus

Gut, heute kann ich den Sonntag Mittag mal nutzen, ernsthaft über das nachzudenken, was ich gestern noch eher witzig beschrieben habe. Die Blog- und Schreibkrise, die mich schon so lange erfasst. Ist das nicht ein bisschen peinlich? Normalerweise funktionieren Menschen einfach, das ist der Idealzustand, die Redaktion sagt bis dann und dann sind diese und jene Artikel zu schreiben und der Autor schreibt einfach drauf los. Es ist ein Job, man bekommt ein bisschen Kohle dafür jeden Monat aufs Konto, wahrscheinlich immer zu wenig, man mobbt ein bisschen die Kollegen in der Kantine, man schleimt sich beim Chef ein.. tja, dann geht’s nächstes Jahr eine Etage höher und der Schreibtisch wird größer und das Bankkonto gefüllter. Ist eigentlich eine gute Sache, so eine Festanstellung.

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